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Pantalaimon
Rabenfürst


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Pantalaimon ist offline
18.05.2023 16:57

Niyol!, kam der Rüde Pan plötzlich wieder in den Sinn. Bei all dem Trubel hatte er ihn und seinen Aufbruch kurz nach ihrem Aufeinandertreffen glatt vergessen und spürte sofort wie sich sein schlechtes Gewissen meldete. Schließlich war der Graue ganz allein und noch vollkommen mitgenommen vom Verlust seiner Alpha losgezogen. Und auf einen Wolf ohne Rudel lauerten viele Gefahren, das wusste er aus Erfahrung.
Der Gedanke an den Rest des Rudels machte ihn inzwischen nicht mehr so nervös wie zu Anfang seiner Reise mit Roghir. Er vertraute ihm und war sich sicher, dass dieser ihn nicht eingeladen hätte, wenn dort akute Gefahr seitens der Fremden für ihn bestünde.

Während Roghir und Pan weiter angestrengt versuchten ihren Rückweg ausfindig zu machen, während sie liefen, fielen Takata und ihr Begleiter immer weiter zurück. Bis schließlich der verzweifelte Ruf der weißen Fähe bestätigte, was Pan bereits vor ihrem gemeinsamen Aufbruch befürchtet hatte. Der helle Rüde war krank und seine Lebenskraft schien sich mit jedem verstreichenden Augenblick zu schmälern.
Zusammengesackt lag er am Boden, Takata dicht bei ihm, die mit aller Macht versuchte ihm zu helfen. Es war ein erbarmungswürdiger Anblick.

Valdis' ungeduldige Aufforderungen verbuchte Pan als Überforderung mit der Situation und da Roghir sie bereits zurecht gewiesen hatte, ging er selbst nicht weiter darauf ein. Stattdessen bedachte er sie mit einem langen Blick und machte sich dann ebenfalls auf den Weg zu den beiden Zurückgebliebenen.

Er konnte Takatas Verzweiflung beinahe schmecken. Ein ungutes Gefühl machte sich in ihm breit. Würden sie ihren Freund hier verlieren, wäre das bereits der zweite Verlust innerhalb sehr kurzer Zeit, den die Wölfin zu verkraften hätte und sie hatte bereits den ersten nur dank ihres Partners verkraften können. Wie würde sie reagieren, wenn man ihr nun auch diese wichtige Stütze nahm?

Blut sprudelte aus dem Maul des schwachen Rüden und leuchtete unübersehbar auf der weißen Schneedecke. Augenblicklich stemmte Pan die Pfoten in den Boden und blieb stehen. Die ganze Sache war ihm nicht geheuer. Nach all dem Gerede über Krankheit und Tod, war er nicht besonders erpicht darauf sich dem potentiell Ansteckenden weiter als nötig zu nähern und hielt lieber ein paar Schritte Abstand.
Trotzdem setzte er eine optimistische Miene auf und pflichtete seinem Freund bei. In Panik zu verfallen würde schließlich auch niemandem weiter helfen.

"Roghir hat Recht. Sobald wir aus diesem Schnee raus sind, wird es dir gleich besser gehen. Nur noch ein Stück."

[bei Roghir, Takata und Lynx | in der Nähe von Valdis | am Rand des Beerenwald]

'You crave the applause, yet hate the attention, then miss it - Your act is a ruse.'

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NPC ist offline
27.05.2023 17:29

Lynx





Der Weiße fühlte sich in diesem Moment wie ein uralter Wolf. Eine unbeschreibliche Schwäche zwang seinen Leib zu Boden und hier liegen und ausruhen war das Schönste, das er sich vorstellen konnte. Doch das war nicht alles: In seinem Innern brannte ein Feuer. Er spürte das Brennen ganz genau und fragte sich, durch was es entfacht worden sein konnte. Es wütete in seinen Organen und nagte rücksichtslos an seinem Innern. Wie lange noch würde er dem zunehmenden Schmerz standhalten ... und was dann? Was war, wenn man das Maximum des Erträglichen überschritten hatte? Was geschah, wenn man von Schmerzen überrannt wurde, die jenseits des erträglichen Maßes lagen? Als er diesem Punkt immer näher kam, hatte er Angst, seine Organe drohten zu platzen. Das Blut verließ seine Venen und Arterien und drang in Bereiche des Körpers, in denen es nicht sein sollte. Gerade noch so konnte er sich zwingen, einen zweiten Erguss des Blutes aus seinem Maul zu unterdrücken und zurückzuschlucken. Es war ihm unangenehm und er sah ehrfürchtig und peinlich berührt herum, wo die anderen standen – allen voran seine respektierte und geschätzte Freundin Takata.

„Alles ... gut“, hechelte er. Dabei spürte er das Brennen wieder ganz deutlich und es schmerzte ihn noch mehr, Laute zu tun. „Wird schon ... wieder.“

Lynx versuchte sich in einem entschuldigenden Lächeln. Doch er wusste, dass es nicht sehr überzeugend wirkte. Wie ein kleiner Welpe sah er auf seine fein nebeneinander gelegten Pfoten und atmete schwer. Die Ohren angeklappt, die Haltung unterwürfig, beschämt darüber, zu einem Problemfall geworden zu sein. Sie wollten zurück zum Rudel, obgleich die Aussichten nicht glänzend waren, denn die Alpha war nicht mehr und Takata schien sich mit den übrigen Wölfen überworfen zu haben. Dennoch ahnte er, dass er in diesem Moment nicht viel tun konnte für seine Fellschwester und es war unangenehm für ihn, vor ihr zu liegen wie ein Häufchen Elend. Er hatte das Verlangen, allein zu sein und wieder gesund zu werden, nicht eher unter andere Wölfe zu treten, bis er wieder der alte war. Und gleichzeitig wusste er, dass es utopisch war. Trotzdem wollte er einen Versuch unternehmen, obgleich er sich vehement gegen den Gedanken wehrte, es mochte das letzte Mal sein, dass sie sich gesehen hatten.

„Geht ... ruhig ... ich ... komme ... nach.“

Sein verschmitztes Lächeln, das die Situation entschärfen sollte, glänzte vor Hilflosigkeit. Dennoch wollte er nicht schuld daran sein, dass die Gruppe seines wegen länger in dieser Schneewüste ausharren musste. Besonders die junge Fähe – Valdis war wohl ihr Name – schien ungeduldig. Doch konnte sie ihrer Forderung, sich zusammenzureißen und einfach mitzukommen, nicht Folge leisten, ohne Gefahr zu laufen, zusammenzubrechen wie ein geschlagenes Reh und blutig auszulaufen. Stattdessen wich er den Blicken der anderen aus, als musste er sich schämen und wünschte sich, dass man ihn mit seinen neuen Sorgen allein ließ, wenigstens, bis er Gewissheit hatte, ob er es weiter schaffte oder nicht.




(Takata, Valdis, Pantalaimon & Roghir | Rand des Beerenwaldes)

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Takata
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Takata ist offline
27.05.2023 17:55

Hilflos stand die weiße Fähe neben ihrem einzigen richtigen Freund und sah mit bebenden Kiefern auf das Blut zu seinen Pfoten. Es war der Lebenssaft des einzigen Wolfs, der ihr nach dem Tode Skadis noch etwas bedeutete. Der schreckliche Gedanke, ihn auch verlieren zu können, kam in ihr auf und erregte ihr Gemüt. Krampfhaft versuchte sie sich zu halten, nicht emotional auszubrechen, Lynx zu nehmen und mitzuzerren, sich und ihm einzureden, dass nichts sei, weil er doch bis vor kurzem nichts gehabt hatte. Lynx war doch der starke Wolf, der ihr eine Stütze war, der ihr den Rücken freihielt, der konnte jetzt nicht selbst schlappmachen. Alle Versuche, sich einzureden, dass es nicht weiter schlimm war, fielen auf unfruchtbaren Boden. Als dann das Gebläke der jungen Großklappe zu ihr herüberdrang, die von einem geschwächten, geschundenen Wolf forderte, er solle gefälligst mitkommen, war es bis zur Eruption ihrer Gefühle nicht mehr weit. Allein der Gedanke, ein weiterer Anfall mochte Lynx den Rest geben oder auf Kosten seiner Sympathien ihr gegenüber zulasten gehen, hielt sie davon ab. Doch einen bitterbösen Blick aus ihren honiggelben Augen warf sie der jungen Fremden herüber. Sie verspürte den Drang, sie am Schopf zu packen und durchzuschütteln ... dort verlangte eine vollkommen Fremde, dass sich der letzte Wolf, der ihr noch etwas bedeutete, zusammennehmen sollte. Wie sollte sie darauf reagieren? Es war vielleicht Roghir zu verdanken, dass sie den Groll herunterschluckte, der erkannte, dass die Junge Unmögliches forderte. Ohne es gedanklich genauer zu rekapitulieren, offenbarte der dunkle Rüde etwas, das einem zumindest zeitweiligen Anführer gerecht wurde.
Doch ihr Hauptaugenmerk lag immer noch auf dem geschwächten Weißen, der von einer ungeahnten Schlappheit eingeholt worden war. War das derselbe Lynx, der vor wenigen Tagen noch ihr das Leben gerettet, ihr Trost gespendet hatte? Nicht wiederzuerkennen war er ...
Nochmals stupste sie ihn an, obwohl die fruchtbare Vorahnung in ihr aufkeimte, dass sein Zustand auf die schreckliche Krankheit zurückzuführen sein könnte und dass sie Gefahr bestand, dass sie sich ebenso ansteckte.

„Lynx ... Freund“, fiepte sie getroffen und legte die Ohren zurück.

Doch nicht nur die junge Göre übte sich in kindlicher Ungeduld. Auch der ebenso fremde Begleiter Roghirs bellte dazwischen, wenn auch etwas diplomatischer verpackt. Doch galt ihm ein ebenso sträflicher Blick aus wütenden Augen. Erkannten sie denn nicht, dass er nicht konnte? Hätte Lynx nicht Blut gespuckt, hätte man sich einreden können, er war nur müde und etwas erschöpft. Doch spätestens der blutige Beweis legte nahe, wie ernst es um ihn stand. Takatas Brustkorb bebte. Sie hielt sich zurück, vor den Augen ihres geschwächten Freundes ein weiteres Mal die Fassung zu verlieren und dem Kerl an die Gurgel zu gehen.
Überraschend schlug Lynx vor, dass sie weitergehen sollten, ihn zurücklassen sollten wie einen Verstoßenen. Das kam für sie nicht in Frage, ganz gleich wie groß die Gefahr der Ansteckung war. Sie verneinte energisch, blieb dabei aber ruhig.

„Nein, Lynx. Ich lasse dich nicht allein, das kannst du vergessen.“

Auch ihm galt ein sträflicher Blick, wie er so etwas nur vorschlagen konnte. Sie waren sich so nahe wie niemand anderes – welchen Grund hätte sie, ihn zurücklassen? Was sie sich jedoch sehr gut vorstellen konnte war, die anderen fortzuschicken, allein deshalb, damit sie nicht weiter Druck auf einen kranken und geschlagenen Rüden ausübten. Daher drehte sie sich um und wuffte.

„Geht. Geht weiter. Ich komme später nach.“

Sie bedachte besonders Roghir mit dieser Aufforderung, denn er leitete die Geschicke der Gruppe und stellte am ehesten so etwas wie eine Autoritätsperson dar, was man von dem jungen Weib nicht erwarten konnte und auch von dem fremden Begleiter im dunklen Pelz nicht. Erst im nächsten Augenblick, als sie schon wieder auf das Ohrenpaar des Weißen sah, fiel ihr mit Entsetzen auf, was sie unterschwellig geäußert hatte ...
Ich komme später nach. Hieß das, sie nahm unbewusst an, dass Lynx nicht mitkommen würde? Aber warum sollte er nicht? Gab es Gründe, anzunehmen, dass er es nicht schaffen würde? Das war absurd. Lynx war ein Wolf in seinen besten Jahren. Er hatte nie etwas Ernsthaftes gehabt, soweit sie das beurteilen konnte. Er war doch der starke Wolf, der ihr Hoffnung gab. Natürlich würde er mitkommen. Er brauchte nur etwas Zeit! Und wenn sie erst einmal daheim waren, wo es grün war und das Leben spross, würde er sich auch rasch erholen. Sie wollte nur den Druck von ihm nehmen, den die ungeduldigen Jungwölfe ausübten.
Nochmals drehte sie den Kopf um und knurrte mit Blick auf Roghir.

„Geht. Wir kommen allein klar."

Sie schnaubte. Obgleich sie ahnte, dass Roghir nicht locker lassen würde, sie nicht zurücklassen wolle, einfach weil er so etwas an sich hatte, so etwas Bewahrendes, so etwas Alle-Beschützendes ... sie brauchten die anderen jetzt nicht. Er sollte den Sack Flöhe nach Hause bringen. In diesem Moment konnte nur sie für den weißen Rüden da sein und ihm helfen, gesund zu werden. Um die Forderung nochmals zu verstärken und auch das ungeduldige Junggemüse dazu veranlassen, sie allein zu lassen, fügte sie hinzu.

„Verschwindet ... oder ihr steckt euch auch an!“

[Valdis, Pan, Roghir, Lynx | Am Rand zum Beerenwald]



Hintergrund: Natalia_Kollegova, pixabay | Echoes © L'Âme Immortelle

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Avon
Pas de chenille.
Just une mite laide. Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ


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Avon ist offline
27.05.2023 18:24

Rehlein Rehlein, du musst wandern ... von dem einen Ohrlein zu dem ander'n! Oh sieh, die lustig kreisenden Rehe über meinem Kopf. Wenn du sie zählst, wirst du bald einschlafen. Konnten Rehe eine Wolfsschnauze hinunterrutschen? Nun, diese hier taten es zumindest. Huiii ... verschwunden. Huii .. noch eines. Wo flogen sie denn hin? Er blinzelte geschlagen auf sein Pfotenpaar. Gesetzt dem Fall, Rehe konnten tatsächlich Wolfsschnauzen hinunterrutschen, so sollten sich dort unten jetzt ein Haufen kleiner Rehe stapeln, zwischen seinen Pfoten. Da! Da war auch eines. Uh, das sah aber gar nicht gut aus. Es war ja voller Dreck. Nein, das war Dreck! Wie konnte er nur Dreck für ein Reh halten? Er wollte doch keinen Dreck fressen. Drecksreh, vermaledeites! Was war denn nun mit dem Reh? Ein erneuter Blick vor seine Augen verriet, dass die lustige Reh-Rutsch-Partie vorerst beendet war. Alle Rehe waren verschwunden und seine Schnauze wurde nicht länger für irgendwelche Reh-Orgien missbraucht. Gut so. Aber was war denn nun mit dem Reh, das er so heroisch geschlagen hatte? Wenn das jetzt auch seine Nase hinunterrutschte, wurde er aber ...! Nein. Nicht doch. Es lag immer noch friedlich neben seinem aufgeheizten Leib und schlummerte den Schlaf der Ewigkeit. Fein. Die Naturgesetze fanden zu ihrer alten Gültigkeit zurück. Wolfsnasen blieben rehfrei und Beute blieb nach dem Schlagen tot. Alles im Lot, oder? Aber sein Kopf brummte noch immer.
Langsam klarte sich sein Horizont auf und statt tanzender Rehe auf seiner Nase sah er einen Wolf. Das mochte Yarok sein. Dann war da noch eine Gestalt, die zumindest entfernt an einen Wolf erinnerte – das mochte Kachel-Kachnik sein. Wunderfein. Die Welt hatte ihn wieder. Avon wedelte sacht mit der Rute, weil ihm klar wurde, dass er ... bitte fürs Protokoll noch mal – dass er, allein er das Reh zur Strecke gebracht hatte! Was war er doch für ein Meister seines Fachs! Der Gedanke, dass er geschafft hatte, was zuvor ein ganzes Rudel nicht zufriedenstellend hinbekommen hatte, erfüllte ihn mit einem Stolz, der alles wieder wettmachte ........ und dann kam Kuchen-Kachnik. Ob sich jemand dem Tode nahefühlte, krakeelte der unrühmliche Hilfswolf. Haha. Äh, wieso jetzt? Weil er sich so schämte, dass er es nicht geschafft hatte, das Reh zu schlagen? Nein, du Hohlbirne. Weil das Reh nicht das erste Beutetier wäre, das von einer schrecklichen Krankheit erfüllt ist und deshalb – wie das Huftier bei Skadis letzter Jagd – besser nicht gefressen werden sollte, wenn es nicht deine Henkersmahlzeit sein sollte. Schlauer Gedanke. Aber ... von einem ... wie Kachnik?
Blitzartig sprang Avon auf und nahm vom Reh Abstand.

„Iheehhehe ... w-wie .,.. w-was? T-T-T-To-To-Tohood?“

Ieh, welch fruchtbarer Begriff! Er drehte sich mehrmals im Kreis, als versuchte er, den Gedanken an Alter, Krankheit, Tod und Verderben abzuschütteln. Wo war der nächste Jungbrunnen, in den er springen konnte? Musste ihm Lerio alles vermiesen? Konnte er ihn nicht für einen Moment auch mal auf Wolke 7,5 schweben lassen? Insgeheim ärgerte er sich, doch sah er ein, dass der Milchaugenwolf leider nicht Unrecht hatte. Wie konnte dieser behelfsmäßige Wolf mit so einem wichtigen Gedanken aufkommen? Hatte er über Nacht einen Fernkurs in Schlaumeierei gemacht? Das war aber nicht mehr der Lieblingsfeind, den er so sehr schätzte!
Avon zwang sich zur Ruhe. Jetzt bloß keine Unsicherheit anmerken lassen. Er trat zwei Schritte zurück und gab das Reh frei. Räuspernd sah er insbesondere auf seinen angeherzten Lieblingsgegner und schloss die Augen, während er meinte.

„Ehem ... ich ... lasse dir den Vortritt, Le- ehr ... Lehrnick. Du siehst so aus, als könntest du etwas vertragen.“ Der Timber scharrte mit einer Pfote und gab den Höflichen. „Nur zu. Friss und werde groß und stark.“ Er grinste über alle Backen und schlug mit der Rute gegen die Sträucher.

Hatte er mal für einen Moment darüber nachgedacht, was war, wenn es seinen Lieblings-Gegenspieler wirklich traf? Wenn er dahinging wie einst ihrer aller Alphawolf? Ach was. Das passierte schon nicht. Wie hieß es doch so schön? Unkraut verging nicht!

Yarok und Kachnik (auf der anderen Seite des Rehs) | am selben Ufer des Mondscheinsees]



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Valdis
Die Eiskönigin


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Valdis ist offline
11.06.2023 10:49

Valdis Ohren schnippten nach hinten, als Roghir die junge Fähe knurrend zurecht wies. Sie war sich keiner Schuld bewusst. Warum auch? Sie hatte nur gefordert, dass es vorwärts ginge, dass die Wölfe diese grässliche Schneewüste hinter sich lassen. Roghirs leichtes Knurren nahm sie an, leckte sich ebenfalls leicht grollend die Lefzen und betrachtete die anderen Wölfe.
Die beiden Rüden waren da diplomatischer als sie - und Takata und Lynx...

Was sollten sie tun? Valdis war eine Fremde. Sie kannte niemanden und gehörte auch zu keinem Rudel. Roghir und Pan konnte sie akzeptieren und würde sich freundlich geben. Immer noch besser als weiter alleine durch die Welt zu spazieren.

Valdis war sehr durcheinander. Sie würde sich gerne mit den Beiden auf den Weg machen. Man musste es realistisch sehen: Lynx würde es nicht schaffen. Er war ein jämmerliches Bündel Fell und auch wenn Valdis verstand, dass es Takata mit Sicherheit schwer fiel, ihren Freund zurück zu lassen...aber es war einfach nicht die Realität, dass er sich fangen und ihnen folgen würde.

Würde man Valdis fragen, was sie tun würde:
Sie würde den weißen Rüden dem Sterben überlassen. Und einfach weiterziehen. Ihn zurücklassen.

Aber niemand würde die junge Fähe um Rat fragen - weswegen sie sich entschloss, ihre Meinung nicht zu äußern. Weil sie wusste, dass sie mit dieser Ansicht alleine war.

Sie schluckte ihre Spucke und die Wörter hinunter. Rollte mit den Augen und blieb neben den beiden Rüden stehen.

Valdis erwiderte nichts. Und blieb stehen - beobachtend. Alle wussten es, aber keine würde es sagen. Lynx starb und keiner konnte etwas dagegen tun. Und ursächlich war etwas, was man weder sehen, riechen oder spüren konnte, bis es zu spät war: das, was sie "die Krankheit" nannten.

Valdis wuffte kurz auf und stellte sich neben Roghir und Pan. Was auch immer passieren würde - sie hatte ohnehin nichts zu sagen, denn sie war jung, sie war naiv und sie war nicht gerade mitfühlend.

[Takata, Pan, Roghir, Lynx | Am Rand zum Beerenwald]

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Yarok
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Yarok ist offline
11.06.2023 13:29

Immer noch schwer atmend stand der junge Rüde neben dem erlegten Huftier. Avon stand an seiner Seite, mit stolzgeschwellter Brust. Und auch Yarok erlaubte sich nun endlich, stolz auf ihren Erfolg zu sein. Sie hatten Beute gemacht, sie hatten ihren Nutzen für das Rudel bewiesen! Dieses fette Tier würde sie alle für viele Tage satt halten. Wie zur Antwort grummelte sein Magen und ihm wurde mehr als deutlich bewusst, wie lange er schon nicht mehr gefressen hatte. Das halbe Küken, das kaum mehr als ein halbes Maulvoll gewesen war. Und davor? Er konnte sich kaum mehr an seine letzte Mahlzeit erinnern. Nun war es endlich vorbei mit dem Hunger.

Kachnik hatte sich bisher eher im Hintergrund gehalten, doch nun trafen seine Worte wie ein bedrohlich summendes Insekt an seine Ohren. Dem Tode nahe… Krankheit, Tod, Verderben. Die Worte die jeden seiner Schritte zu begleiten schienen. Am liebsten hätte er Kachnik angefahren, wie er es wagte, ihren Triumph so jäh zu durchbrechen. Doch was brachte es?

Plötzlich klangen seine Worte leer und dumpf, beinahe resigniert, als er erst Kachnik und dann Avon einen langen, traurigen Blick zuwarf.

„Und? Das Rudel steht kurz vor Hungertod. Rechnet euch die Chancen selbst aus, wenn ihr möchtet. Ich werde von diesem Reh fressen,“ verkündete er und machte wie zur Bestätigung einen energischen Schritt vor. Hatte er nun endlich ein Rudel, eine Heimat, eine Familie gefunden um nun so zu Grunde zu gehen? Dahingerafft durch eine Krankheit, würdelos und leidend davonkrepierend? Es war egal, nichts trieb ihn dazu, wieder zurück in diese eisige Hölle zu gehen. Dort hatte er seine Schwester verloren, es gab dort kein Leben. Und nichts, wofür es sich zu leben lohnte. Er würde bleiben, er hatte für sich selbst das Risiko abgewogen.

Und wie um sich selbst Mut zu machen warf er den Kopf in den Nacken und ließ ein lautes, kraftvolles Heulen erklingen.

Er wusste nicht, wie weit die anderen entfernt waren und ob sie ihn hören konnte. Stumm hoffte er, Kachnik und Avon würden in seinen Ruf mit einfallen, in dem er den anderen mitteilte, dass sie Erfolg gehabt hatten, das frische Beute hier auf sie wartete. Als er verstummt war, zögerte er keinen Augenblick mehr. Es gab keine Alpha mehr, der er den Vortritt überlassen musste. Es gab keinen Grund mehr, zu warten. Also schlug er seine Zähne in die Beute und begann damit, seinen schmerzhaft leeren Magen zu füllen.


[ Kachnik und Avon | Monscheinsee ]

Dieser Beitrag wurde schon 2 mal editiert, zum letzten mal von Yarok am 11.06.2023 16:47.


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KuroShiro
Kämpferherz


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KuroShiro ist offline
18.06.2023 21:04

Mit jedem Schritt, mit dem sie sich den Ausläufern des Waldes, der die Grenze zwischen der grünen Halbinsel und der weißen, zugefrorenen Eiswüste markierten, näherten, wuchs Shiros innere Anspannung. Sie war froh, dem endlosen Weiß- erneut - den Rücken zuzuwenden. Sie war auch froh, dass sie über dieses Vorhaben mit keiner ihrer Begleiterinnen diskutieren musste. Gleichzeitig wurde ihr mit jedem Schritt die riesige Bedeutung, die die Offenbarung des Raben für die Wölfe hatte, mehr und mehr bewusst. Schon bei Ayjanas Worten war ihr klar gewesen, dass die Sicherheit, in der sie sich gewogen hatten, eine trügerische war. Nun aber hinterfragte Shiro alles, was geschehen war, seit sie die Halbinsel erreicht hatten und im Licht der neuesten Erkenntnisse schien ihr vieles wie dunkle Omen. Das Verschwinden von so vielen Wölfen, die doch genau wie Shiro wussten, dass es abseits der Insel, jenseits der schützenden Bäume, nichts als Eis und Tod gab ebenso wie das sie einen jungen Wolf - ganz allein - hier angetroffen hatten.

Ob Jellins Rudel der Seuche zum Opfer gefallen war?
Ob sie vielleicht die Verrückten waren, von denen der Rabe gesprochen hatte?
Aber wie hatte Jellin dann überlebt und warum war er zurückgeblieben? Er hatte von seiner Vergangenheit nie erzählt und dann war letztlich auch er verschwunden... war er seiner Familie gefolgt?

Ohne es zu wissen, sprach Ayjana über genau das, was gerade in Shiros Kopf vorging.
Ein dankbares Lächeln huschte über ihre Lefzen.
"Ich danke dir. Euch zu begegnen war das beste, was uns nach langer Zeit passiert ist.", sagte sie, und sie meinte es ehrlich. Dabei nickte sie auch Aarinath zu, die ebenfalls ihr Mitgefühl ausdrückte.
"Auch wenn ich das gern glauben möchte... ich glaube nicht, dass sie zurückkehren.", fügte sie dennoch an. Nicht, weil sie die Welt schwärzer malen wollte, als sie es ohnehin schon war, sondern weil es ihre tiefe Überzeugung war, dass jeder einzelne von ihnen - mit Ausnahme von Pilgrim vielleicht - Gründe hatte, die Sicherheit des Rudels und der Halbinsel zu verlassen.

Mit jedem Schritt näherten sie sich der Baumgrenze, doch einem konnten sie nicht entkommen - der irre Rabe flog krakeelend hinter ihnen her.
Während Aarinath den Vogel rundweg ignorierte, lehnte Ayjana mit einer noch immer bewundernswerten Höflichkeit das zwielichtige Angebot ab.
Shiro musterte den flatternden, schwarzen Federwisch aus nachdenklichen Augen.
"Wenn es so gefährlich für uns ist, warum sollten wir dann dorthin gehen?
Und außerdem, sind es nun Leichen oder Verrückte, dort in der Schlucht? Leichen sind ohnehin nicht sehr gesprächig."
, fragte sie etwas abschätzig.

Ihre Meinung dem Raben gegenüber hatte sich nicht geändert - er war verrückt und aus seinem Schnabel kam kaum etwas sinnvolles.
Dennoch hatte er ihnen vieles erzählt, was Shiro zwar geahnt, jedoch nicht mit Sicherheit gewusst hatte. Vielleicht ließ sich ja doch noch mehr in Erfahrung bringen, fiel hier und da ein Satz in dem endlosen Geplapper, der ihnen nützlich sein konnte.
Und auch wenn der Rabe es wohl nur gesagt hatte, um sie zu provozieren.... Shiro wollte natürlich wissen, was hier passiert war. Doch das brauchte er nicht zu wissen.
Und dafür konnte es durchaus nützlich sein, so viele Informationen zu bekommen, wie möglich. Daher hoffte sie nun, anhand weiterer Wortausbrüche des Raben erkennen zu können, ob in der Schucht wirklich noch Wölfe lebten - verrückt oder nicht - oder eben nicht.

[Aarinath, Ayjana, Reinhold Rabe / Polarwüste, Waldausläufer in Sichtweite]




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Roghir
Courageous Fighter


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Roghir ist offline
28.06.2023 22:05

Roghir’s Ohren drehten sich unruhig hin und her, während er sich wieder auf Lynx konzentrierte. Gebrechlich lag er da, Blut verteilt am Boden um sein Maul herum. Seine schmerzerfüllten nächsten Worte, ließ in ihm die Gewissheit reifen, dass es wohlmöglich zu spät sein könnte. Vor allem da Lynx sich kaum mehr bewegte. Roghir schüttelte den Kopf, als Lynx vorschlug, dass sie allein weiterlaufen und ihn allein zurücklassen sollten!? Der schwarze Rüde hörte die Worte von Pan nur am Rande, da er fieberhaft überlegte, was er machen konnte. Er wollte und konnte den Hellfarbenen nicht zurücklassen! Aber wie konnten sie vorwärtskommen? Lynx‘s verschmitztes Lächeln hatte bei ihm keine beruhigende Wirkung eher das Gegenteil war der Fall. Mit einer Mischung aus Knurren und hoher Laute schüttelte er den Kopf. Sein bernsteinfarbener Blick glitt zu Takata, diese bekräftigte ebenfalls mit Worten, dass sie nicht von der Seite des Hellfarbenen weichen würde.

Doch ihre nächsten Worte machten ihn stutzig; sie hatte gesagt, dass sie später nachkommen würde. Roghir legte ein Ohr zur Seite und sah Takata an. Zweifelnd. Takata hatte beim Verlassen des Rudels deutlich gemacht, dass sie nicht abwarten würde bis alle von der Krankheit dahinvegetieren würden und war gegangen.

„Takata…“

, sagte er und schüttelte erneuert den Kopf. Er würde sie jetzt nicht hierlassen, allein, neben einen sterbenden Freund! In der Kälte! Plötzlich knurrte die weiße Fähe und drohte mit der Ansteckung der Krankheit. Roghir legte beide Ohren in den Nacken und unterdrückte ein Grollen:

„Bei der missglückten Jagd haben wir eine Wapiti-Kuh erlegt. Und dabei ist rausgekommen, dass unsere Beute mit der unsichtbaren Krankheit befallen war. Ich habe die Kuh zusammen mit Yarok und Niyol erlegt. Ich bin vermutlich schon ansteckend.“

Er schaute zu Pan und Valdis; entschuldigend. Im nächsten Moment hörte er ein bekanntes Heulen an seinem Gehör; Yarok! Überrascht drehte er sein Haupt und spitzte die Ohren. Das war definitiv Yarok! Sie waren also in der Nähe! Roghir drehte sich zu Pan und Valdis herum:

“Geht ihr beide bitte dem Heulen nach. Das ist ein Rudelmitglied – sein Name ist Yarok -, er wird euch zum Rest des Rudels führen. Ich bleibe bei Takata.“

Der schwarze Wolf schaute Pan und Valdis bittend an, während er vorwärts trat und an die andere Seite von Lynx ging – doch mit Sicherheitsabstand. Wenn es Lynx wirklich nicht mehr schaffen würde, wäre Takata nicht allein. Auch, wenn er kein Freund war, so wollte er sie nicht alleine lassen, wollte nicht, dass sie die Orientierung verlor.

[bei Takata, Lynx, Pan, Valdis | Am Rand des Beerenwaldes]


Lyrics by Visions of Atlantis
Wolf Picture by Lakela (dA), skyfever (dA) Wald (Pixabay, stevepb) & Schrift (Pixabay, ractapopulous)

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Kachnik
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Kachnik ist offline
29.06.2023 18:36

Etwas benebelt ließ er seinen Blick auf der Flanke des Rehs ruhen. Dass er dies einmal erleben würde, dieses unangenehme zerrissene Gefühl, während dieser verführerische Duft durch seine Nase wanderte, sich unweigerlich Speichel in seinem Mund sammelte, eine Beute, die sich ihm so lieblich anbot. So nah. Er spürte immer deutlicher, wie sehr sein Körper ihn förmlich anschrie, sich auf diese Mahlzeit zu stürzen und sie sich einzuverleiben. Noch vor kurzer Zeit hätte er nicht zweimal nachgedacht, sich mit Schwung auf alles zu stürzen, was auch nur annähernd essbar wirkte, doch nun spürte er diese eisige Ungewissheit mit jedem Atemzug ansteigen und den Triumph der Jagd überdecken. Sein Kopf tat weh. Die Form und Statur dieses hilflosen Tiers erinnerten ihn zu sehr an das Ereignis. Er konnte das Bild gar nicht mehr von seinem Auge wegreißen. Wie ein gespenstisches Schauspiel sah er den Körper der Alpha starr und so entsetzlich still wie das Reh vor ihm, in der Luft hängen, und ihre leblosen Augen mit einem anklagenden Blick in die Leere ... und bald würden sie drei sich ihr anschließen ... Kachnik kniff die Augen zu und schüttelte sich energisch, doch die Kurzatmigkeit und die kalten Schauer hielten sich fest in seinem Fell.

Jäh stob die Gestalt vor seinem inneren Auge auseinander, als eine plötzliche Bewegung und seltsame Laute ihn zurückfahren ließen. Mit Schreck starrte er Avon an, dessen heftige Reaktion Kachniks Verständnis deutlich überstrapazierte. Doch irgendwie verfestigte diese sichtliche Reaktion eines anderen Wolfes nur die Erkenntnis in Kachniks Kopf, als hätte er es noch nicht ganz erfasst gehabt ... die Gefahr war real, kein Hirngespinst, sie würde immerwährend anwesend sein, jedes Mal wenn sie sich nähren wollten, es sei denn irgendein überwölfisches Wesen würde dem spontan ein Ende setzen, und am Ende würden sie alle vergehen. Er war doch nicht mehr bereit zu sterben, er war nicht mehr bereit andere sterben zu sehen, warum tat man ihm das an? Er versuchte sein Bestes selbstsicher und fest auf dem Boden zu stehen, aber er wusste, dass selbst ein Welpe ihn im Moment von den zitternden Beinen reißen konnte.
"N...nicht so laut.", murmelte er halblaut, während alle Hoffnung ihm entglitt, und Avon wieder nur einen nutzlosen Kommentar von sich gab. Wieso hatte er dieses Schicksal verdient?

Bei dem plötzlichen Heulen, hob er schließlich fasziniert den schweren Kopf. Es ... wirkte tröstlich, nicht wie das Heulen eines geschwächten Tiers. War Yarok also sicher?
Halbherzig stimmte er nach ein paar nachdenklichen Augenblicken mit ein, auch wenn er selbst zu seinem Missmut so klang, als versuche er eine sterbende Krähe zu imitieren. Ein verletztes Winseln verließ sein Maul, als er sich frühzeitig resigniert versuchte abzuwenden. Doch das war wohl nicht alles, was Yarok vorhatte.
Mit Entsetzen sah er mit an, wie Yarok nun anfing das Fleisch in sich aufzunehmen. Wortlos sah Kachnik zu. Eine Mischung aus Furcht und Hunger durchdrang ihn. War es in Ordnung? Wie sehr er sich insgeheim sehnte, dass jemand wie seine Eltern ihm sagen würde, was er nur tun sollte. Den Hunger zu ignorieren, war gegen seine Natur. Er starrte eine Weile dahin. Widerwillig und mit eingeklemmtem Schwanz gab er sich schließlich auf und legte sich zögernd mit einer Distanz an die Beute, atmete verdrossen mehrmals den Geruch ein. Er konnte es nicht aushalten. Und eher starb er mit den anderen, so schmerzhaft es auch sein würde, als wieder auf sich allein gestellt zu sein. Er zwang sich entgegen seiner Gier und entgegen aller Vorsicht langsam ein ... zwei ... und schließlich drei Bissen einzeln den Hals hinunter.

[Avon und Yarok | Mondscheinsee]

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Avon
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Avon ist offline
04.07.2023 12:29

Aufgeblähte Leiber. Schiefe Nasen. Ungleichmäßig geweitete Pupillen in verschobenen Augenschlitzen. Unterschiedlich weit gedehnte Ohren und verkrüppelte Extremitäten. Avon malte sich mit der Fantasie eines echten Könners aus, welche Folgen diese ominöse Krankheit haben mochte. Aber so ganz schien das ja nicht zu stimmen, denn die Einzige, die er kennen gelernt hatte, die diese Krankheit vielleicht gehabt hatte, war ausgerechnet ihre Alphawölfin gewesen. Und wie hatten die Symptome ausgeschaut? Sie roch anders. Also nach dem Verenden. Es war ja nicht so, dass tote Geschöpfe überhaupt irgendwie gut rochen, allenfalls normal ... also irgendeiner Norm entsprechend, einem Durchschnitt. Apropos Durchschnitt. Wie sah es eigentlich im Innern eines erkrankten Tieres aus, das den Klauen der Krankheit anheim gefallen war? Bildeten sich befallene Organe grünviolettorangerot aus oder blieben sie so unförmig und glitschig, wie sie sonst auch waren?
Er sah hernieder auf das tote Reh und schnüffelte daran. Roch eigentlich normal tot. Wunderbar. Dann konnten sie ja ... und da geschah es auch schon! Dieser vorlaute Ka- nee, nicht Kachnik. Es war Yarok, der ihnen die Bürde abnahm, den Vorkoster zu spielen. Der Timber legte ein Ohr schief, eh er noch wuffte.

„N-nich-!“

Zu spät. Da kaute er schon auf dem ersten Hautfetzen herum wie ein vorlauter Jungwolf, der irgendeiner feinen Wolfsdame gefallen wollte. Wollte er ihnen damit auch etwas beweisen? Hej hej, ich bin der coole Yarok. Ich hab's drauf und trau' mich was! Yarok rockt. Hm. Bis jetzt jedenfalls wuchsen ihm keine Pilzfäden aus Ohren und Nasenlöchern, doch war es vielleicht nur eine Frage der Zeit, bis er sie im Schlaf anfiel und auch zu Kranken zu machen versuchte. Verrückte Vorstellung. Dabei hatte er Yarok bisher immer den Vernünftigen zugeschrieben.
Kachnik war dagegen naturgemäß nicht glücklich über seinen Versuch, ihn zum Vorkoster zu degradieren. Die Angst, die er um einen wie Yarok hatte, so musste Lerio annehmen, hatte er um ihn nicht, weil er ... ja, warum eigentlich? Weil er nicht das hellste Glühwürmchen am Abendhimmel war? Weil er mit ihm eine andauernde Fehde austrug, die vom Niveau her irgendwo tief unter dem Grundwasser verortet war, so mittlere Nähe zum Erdkern? Ein bisschen schämte er sich ja. Er wollte doch nicht wirklich, dass Kachnik irgendwelche Pilze aus denn Körperöffnungen wuchsen ... er war doch so schon gestraft genug mit seiner Erscheinung, dieses Milchauge.
Als der Vorkoster ihrer Dreier-Gruppe plötzlich dazu überging, ein lautes Heulen auszustoßen, zuckte Avon unfreiwillig zusammen. Ja, sapperlot, was denn jetzt los?! Gehörte das mit zu den ersten Anzeichen furchteinflößenden Krankseins? War das der Kriegsruf eines Pilzwolfes, kurz bevor er seine Reißzähne in den Hals eines noch gesunden Artgenossen vergrub? Er legte die Ohren an und zog den Kopf ein. Überraschenderweise schloss sich ihm Kuchelkachnik aber im nächsten Moment an und sie heulten um die Wette – dabei hatte der zerlumpte Artgenosse noch gar nichts verköstigt von dem erlegten Reh. Erstmalig dämmerte es dem Rüden, dass seine Sorge vor der Ansteckung durch ein Beutetier übertrieben sein mochte. Nach einem Riss zu heulen und die übrigen Rudelmitglieder zu verständigen, gehörte zum natürlichen Repertoire des Wolf-Seins. Ein wenig beschämt legte er die Ohren zurück und lächelte entschuldigend, bevor auch er sich schwanzwedelnd dem Heulen anschloss und in den Chor einstimmte ...
... bevor ihm klar wurde, dass es hier gleich nur so wimmeln würde vor hungrigen Wölfen, die allesamt sein Reh verknusen wollten, weshalb er sein Heulen abgehackt unterbrach und noch vor dem Ende des Heulens der anderen beiden Kerle die Zähne ins noch warme Fleisch schlug, um einen kräftigen Bissen zu tun. Immerhin war die Beute sein Verdienst und nicht nur die Vorstellung, er mochte krank werden durch sie, missfiel ihm, vor allem das mögliche Szenario, er würde dadurch indirekt Schuld sein, wenn sie in Kürze alle infiziert waren.
Pilzwölfe. Lange Fäden hingen ihnen aus den Ohren und Nasen. Wankend über den Platz, speichelnd, grunzend. Ein neues Stadium evolutionärer Entwicklung, Wolf 2.0, jetzt mit weniger Hick und Hack, dafür mit ganz viel Grunz und Schlurf. Na klasse.

[Yarok und Kachnik | am Ufer des Mondscheinsees]



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04.07.2023 13:20

Reinhold Rabe




„Doch für den Moment sind wir nicht interessiert an einem Besuch bei irren Gestalten“

Irre! Irre! Das traf es gut! Sie waren alle irre. Aber am irrsten war die Schwarze, die aus ihrer Verachtung allen Gefiederten gegenüber keinen Hehl machte. Was hatte sie eigentlich für ein Problem? War sie mit dem falschen Fuß aufgestanden? War bei vier Füßen vermutlich nicht schwer!
Beleidigt zog er seine Kreise, krächzte schimpfend und ertrug das Gewäsch, mit dem sich die drei weiblichen Wölfe gegenseitig in die Ohren krochen.
„Ich danke dir. Euch zu begegnen war das beste, was uns nach langer Zeit passiert ist.“


„Krah! War das Beste, euch zu begegnen! Krah! Ein Getier, ein Getier! Mutter, wir danken dir! Krächz. Überflüssiges Geschwätz. Bah.“

Verärgert über die Absage der drei Rehfresser zog er immer größere Bahnen, die ihn langsam fortführten von der kleinen Gruppe.

„Bleibt schön sicher! Gebt auf euch Acht. Wollt nicht zu den fröhlichen Wanderleichen. Dann kommen sie eben zu euch. Krahaha.“

Damit verschwand das schwarze Ungetüm in der Tristesse der leblosen Eislandschaft. Er hatte versucht, den vermeintlich Klügsten unter den Prädatoren das Geheimnis des Krankseins näher zu bringen, aber sie hatte abgelehnt. Ihr Wunsch, in Sicherheit und Geborgenheit zu verweilen, wo der schnöde Mammon frönte, war größer, als den Ursachen auf den Grund zu gehen und vielleicht eine Möglichkeit zu finden, nicht Opfer der Irren zu werden. Sie glaubten, sie hätten ein Schnippchen geschlagen! Sie waren der Meinung, wenn man die schlimme Wirklichkeit nur lange genug ausblendete, verschwand sie irgendwann. Weit ghefehlt! Sie würde sie einholen, ob sie dabei die Augen aufmachten oder nicht ... die Irren würden kommen, die Krankheit würde sie holen und unweigerlich zu einem ihrer machen. Irre!

[zunächst bei Ayjana, Aarinath & Shiro, dann fort| in der Polarwüste]



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Pantalaimon ist offline
08.07.2023 09:55

Gescholten wie ein ungezogener Jungwolf, sackte er etwas in sich zusammen und legt die Ohren an, als Takatas strafender Blick ihn traf. Er hatte doch nur versucht, dem am Boden liegenden Mut zu machen, ihm vielleicht noch etwas Kraft zu schenken, bis sie ihn hätten in sicherere Gefilde bringen können. Doch jetzt kamen ihm seine Worte unqualifiziert vor und er schämte sich.
Während seine Rute unsicher von am Boden hin und her pinselte, beobachtete er das weitere Geschehen, hütete sich nun aber sich noch einmal einzumischen. In den 5 Jahren seines Lebens hatte der Braunpelz schon einiges gesehen; Fehden, Machtkämpfe, sogar ein paar Leichen der unheimlichen Krankheit, die nun auch den hellen Rüden heimzusuchen schien. Doch er hatte noch nie mit ansehen müssen, wie eben diese Pest ihre Opfer forderte.

Insgeheim war er froh, dass er und Valdis ein gutes Stück entfernt standen, als die weiße Fähe ihnen mit Ansteckung drohte. Eine unmissverständliche Botschaft; sie wollte sie nicht hier, während ihr Begleiter seinen letzten Atemzug tat und natürlich traf sie den Nagel auf den Kopf. Wenn er ehrlich war, wollte Pan auf keinen Fall so elendig zu Grunde gehen. Er wurde jedoch stutzig, ob Roghirs Einwände. Er hatte bereits engen Kontakt zu einem infizierten Beutetier gehabt, hatte es selbst erlegt und war womöglich bereits verloren. Pan wollte gar nicht darüber nachdenken, was das in diesem Fall auch für ihn selbst bedeuten könnte. Noch vor einigen Stunden, war er voller Hoffnung und dem Gedanken an ein neues Rudel gewesen und plötzlich schien der Tod wieder von allen Seiten auf ihn zu lauern.

Auf einmal ertönte nicht weit entfernt ein Heulen und er sah, wie Roghir die Ohren spitzte. Er kannte diese Stimme und erklärte, dass es sich dabei um Yarok, ein Mitglied seines Rudels handle.
Dem braunen Rüden widerstrebte es ohne seinen neuen Freund weiter zu ziehen. Nicht nur, dass er nicht sicher sein konnte, was Takata in ihrer Trauer tun würde, wer wusste schon, ob ihn das Rudel ebenso freundlich empfangen würde, wenn sie ohne den Rückhalt des Schwarzen bei ihnen aufschlugen. Aber wenigstens hätte er Valdis bei sich und würde sich im Falle des Falles nicht allein verteidigen müssen.

Pan zögerte einen Moment, seufzte dann aber und wandte sich an die graue Wölfin neben ihm: "Du hast ihn gehört.. Lass uns gehen."
Er wechselte einen letzten, bestärkenden Blick mit Roghir, inständig hoffend, dass alles gut gehen und sie sich in Kürze wiedersehen würden. Dann wandte er sich um und schlug die Richtung ein, aus dem das Heulen gekommen war.

[in der Nähe von Roghir, Takata und Lynx | neben Valdis | dann unterwegs Richtung Yarok, Avon und Kachnik]

'You crave the applause, yet hate the attention, then miss it - Your act is a ruse.'

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Ayjana ist offline
09.07.2023 23:40

Eine Weile trotteten die drei Wölfinnen nun schon durch die schier endlose weisse Eiswüste. Jana mochte die Kälte und den Schnee, mit welchem sie und Aarinath zu verschmelzen schienen, dennoch würde sie froh sein, wenn die trostlose Öde hinter ihnen liegen würde und sie wieder in eine vermeintlich freundlichere Gegend kommen würden. Wobei „freundlich“ definitiv das falsche Wort war, bedachte man, dass scheinbar jegliche Nahrungsquelle, ja sogar wahrscheinlich alle Flüsse und Seen vergiftet waren und sie alle früher oder später einer unbekannten Krankheit erliegen würden. Jana schnaube leise vor sich her.

Sowohl Aarinaths und Shiros Worte holten sie zurück in die Gegenwart. Jana lächelte, als sie Shiros Worte vernahm. Shiro war eine bodenständige Wölfin und wusste selber, dass Ayjana ihr nur hatte Mut machen wollen, den Glauben nicht zu verlieren. In den Worten der schwarzen Wölfin aber lag eine Kraft, welche nicht zu überhören war. Shiro glaubte definitiv nicht mehr an eine Rückkehr der fehlenden Rudelmitglieder. Auf eine bestimmte Art und Weise machte dies Ayjana traurig und doch hegte sie Bewunderung für die schwarze Artgenossin. Sie wirkte klar und stark in ihren Ansichten und in ihrem Vorhaben und doch hätte Ayjana ihr gewünscht, sich einen Funken Hoffnung, wäre er noch so klein bewahren zu können.

“Ich war unglaublich froh, als ich auf Roghir gestossen bin und konnte es kaum glauben, als wir gemeinsam Avon und Aarinath getroffen haben…“ erwiderte die weisse Wölfin schliesslich.

Sie erinnerte sich nochmals an den Moment, als ihr Roghir gegenüber gestanden hatte. Dankbar, endlich wieder jemanden zu treffen und sich unterhalten und anschliessen zu können.

“… und als wir dann noch auf euch gestossen sind, bin ich beinahe vom Glauben abgefallen“ Jana lachte leise, ehe sie fortfuhr.
“Es war für mich schon fast unwirklich wieder auf Artgenossen zu treffen, umso mehr geniesse ich nun die Zeit mit euch daher, Shiro, war es wohl auch für mich das Beste euch alle getroffen zu haben!“ ihre Augen funkelten, auch wenn sie wohl alle dem Tod geweiht waren, so würde sie wenigstens nicht alleine sein. aber lass uns nicht übers Sterben nachdenken… Dummerchen! ermahnte sie sich in Gedanken.

Der Rabe verfolgte die drei Wölfinnen immer noch und tat seinen Missmut offen kund, es schien ihm überhaupt nicht zu passen, dass sie die Eiswüste verliessen anstatt sich zur Eisschlucht zu begeben. Shiro erhielt auf ihre Frage keine Antwort des schwarzen Vogels und auch Jana wusste nicht mehr weiter mit ihm zu sprechen. Sie spitze jedoch die Ohren, als er etwas über Wanderleichen brabbelte, was auch immer er damit meinte. Dann verschwand der schwarze Geselle.

“Was meint er wohl mit Wanderleichen?“ fragte sie schliesslich mit beklemmender Stimme in die Runde, eine Antwort würde wohl jedoch keine von ihnen bereit haben. Immer noch sagte ihr eine leise Stimme, dass die Lösung des ganzen vielleicht tatsächlich in der Eisschlucht verborgen lag. Nachdenklich liess sie ihren Blick nochmals gegen den Himmel wandern, der Rabe nun mehr ein kleiner schwarzer Punkt inmitten vielem weiss. Was, wenn er tatsächlich hatte helfen wollen?

Vielleicht hatten die anderen Wölfe etwas herausgefunden. Zur Grenze der Eiswüste würde es sicher nicht mehr so weit sein und dann würden sie die anderen wieder finden, gespannt darauf ob sie erfolgreicher gewesen waren als die drei Wölfinnen.

[ Aarinath & Shiro, Reinhold Rabe [fort]| in der Polarwüste]




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Yarok ist offline
18.07.2023 10:43

Eine innere Wärme nahm von ihm Besitz ein, als erst Kachnik und dann auch Avon in sein Heulen mit einstimmten. Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit fühlte er sich wieder wie ein Teil von etwas, ein Teil eines Rudels. So eigentümlich seine beiden Gefährten auch sein mochten, in diesem Moment sah er sie als seine Familie an. Und heute hatten sie zusammen Beute gemacht. Daran wie holprig und – ja man konnte es kaum anders ausdrücken – dumm diese Jagd von statten gegangen war, würde er wohl noch häufig denken müssen. Doch vermutlich würde es helfen, diesen Fehler in Zukunft zu vermeiden.

Nun jedoch genug gegrübelt, dafür schmeckte das Fleisch viel zu gut! Und auch seine Begleiter konnten sich trotz der anfänglichen Skepsis nicht lange zurückhalten. Seine Nase und auch seine Geschmacksnerven konnten keinen eigenartigen Geruch einfangen und wenn er darüber nachdachte, in welchem Tempo das Reh vor ihnen geflohen war konnte sich Yarok kaum vorstellen, dass es von einer Krankheit geschwächt gewesen war. Doch was hieß das schon? Sie wussten nichts über diese Krankheit, vielleicht dauerte es Monate, bis sie ausbrach.

Erneut dachte er darüber nach, ob er sie nun alle endgültig ins Verderben gestürzt hatte. Klar, sie waren alle erwachsen und entschieden für sich. Doch vermutlich würden sie alle noch unschlüssig vor der Beute von einer Pfote auf die andere treten, wenn Yaroks Hunger seine Zweifel nicht weggeschoben hätte. Sei es drum, er konnte es nicht mehr ändern. Allenfalls konnte er noch den Geschmack dieser herrlichen Beute genießen, bevor er bald zur Seite treten, und den Rest des Rudels an ihrem Erfolg teilhaben lassen würde. Ohne Nahrung würden sie ohnehin verhungern. Wie er gesagt hatte, die Rechnung ging auf und wenn sie Glück hatten war dieses Reh kerngesund und alle Zweifel umsonst.

Als er fürs erste genug gefressen hatte, trat er einen Schritt zurück und leckte sich zufrieden die blutigen Lefzen. Er sah seine beiden Begleiter an und schenkte ihnen ein zaghaftes Wedeln.

"Avon ist das Reh eigentlich über dich gestolpert vorhin?", fiel ihm plötzlich ein und seine Lefzen begannen belustigt zu zucken. Darüber hatte er zuvor noch gar nicht nachgedacht, doch nur so hatte Avon so schnell aus dem Nichts auftauchen und bei dem Reh sein können. Yarok trat einen Schritt vor und musterte seinen Rudelgenossen, doch es schien ihm glücklicherweise an nichts zu fehlen.


[Kachnik und Avon | Mondscheinsee]

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NPC ist offline
19.07.2023 12:11

Lynx




Es rührte ihn ernstlich, wie besorgt die Weiße um ihn war. Und nicht nur sie. Auch der große dunkle Rüde, der sich Roghir nannte, wollte nicht von ihrer beider Seite weichen. Dabei erkannten die zwei nicht, dass sie ihm damit keinen Gefallen taten. Es schmerzte den Polarwolf, in diesem intimen Moment, der vielleicht sein letzter war, von allen anderen beobachtet zu werden. Obgleich er die anderen Wölfe nicht direkt ansah, konnte er ihre Blicke doch spüren. Seine Ohren lagen beschämt an, der Kopf hing knapp über dem Boden, die Pfoten verkrampft. Für einen Moment hatte er den Eindruck, sein körperliches Leiden ließ nach. Er fühlte sich etwas besser und wagte erstmalig wieder, einem Artgenossen in die Augen zu blicken. Sein Blick traf auf Takatas Gesicht. In diesem Moment fühlte er sich wie ein Beobachter von außen, der mit all dem nichts zu tun hatte. Die Wölfin über ihm sah zurück und schimpfte mit den anderen. Lynx fürchtete, dass sie erneut zu einer unbedachten Tat schritt, obgleich sie nicht die körperlichen Signale eines bevorstehenden Angriffs aussendete. Er bemerkte nicht, wie sein Leib zu zittern begann, jeder Teil ganz unwillkürlich. Warum tat sie das? Waren sie wirklich so gute Freunde oder war es nicht viel mehr so, dass sie sich an ihn klammerte, um nicht den letzten Glauben an die Wolfheit zu verlieren? Er sah angestrengt nach unten und dachte nach. Für die Dauer eines aufleuchtenden Blitzes erschien ihm noch einmal alles vor Augen, was er erlebt hatte. Sein Vater, der seine Familie mit Leid getauft und vier seiner Geschwister und seine Mutter vernichtet hatte. Sein Meister ... der ihm alles beigebracht hatte, was er benötigte, um das Sein in dieser Welt zu fristen. Das Rudel ... Skadi, die die Wölfe mit eisernen Klauen geführt hatte, aber dabei nie unfair aufgetreten war. Tihar ... an den Takata ihr Herz verschenkt hatte, zu früh und nun womöglich bereute, dem Falschen ihr ganzes Herzblut geschenkt zu haben ...
Während die Weiße versuchte, die übrigen Wölfe – Roghir, Pantalaimon und Valdis – fortzuschicken, wagte er, was er selbst kaum noch für möglich gehalten hatte. Langsam erhob er seinen gebrechlichen Körper und trotzte der Schwäche, die ihn zu Boden zu zwingen versuchte. Mit zittrigen Läufen richtete sich der Rüde auf, eh er einmal angestrengt ächzte. Obgleich er sich unverhofft gebrechlich und alt gebar, er selbst war stolz darauf, nicht länger auf dem Boden liegen zu müssen. Mit aller Kraft vermochte er es, auf seinen vier Läufen zu stehen und ein entschuldigendes Lächeln auf die weiße Fähe zu werfen.

„Ta...ka...ta...“

Wenn er es schaffte, zu simulieren, dass alles in Ordnung war, würde sie vielleicht mit ihnen gehen und ihn zurücklassen. Er verzieh es sich nicht, wenn sie daran zerbrach, dass er nicht mehr konnte. Lynx war zu realistisch, um davon auszugehen, dass dies nur eine vorübergehende Phase war. Sie befanden sich inmitten der Eiswüste und er hatte nicht mehr die Kraft, auch nur einen Schritt nach vorn zu tun, ohne wieder zusammenzubrechen.

Der Rüde bekam nur peripher mit, dass der dunkle Wolf etwas äußerte. Doch er hörte das Heulen in der Ferne und spitzte die Ohren. War das ...? Ein Schimmer fuhr durch seine Augen. Das war ... sein Meister? Er ... rief nach ihm. Würde er ihn wiedersehen? Doch dafür musste er Takata allein zurücklassen. Hatte er eine Wahl? Er neigte seinen Kopf nach oben und trotzte dem Verlangen, sich seiner Schwäche hinzugeben und wieder auf den Boden zu stürzen. Der dichte Wolkenschleier nahm jede Sicht auf den freien Himmel. Aber tief in seinem Kopf war er im Stande, sie zu sehen ... die funkelnden Punkte am nächtlichen Horizont, die ihm einst seinen Namen gaben. Die Lefzen bebten, heißer Atem drang aus seinem Maul. Langsam neigte er den Kopf tiefer. Der Gedanke, nun vielleicht das Sein im Diesseits aufgeben zu müssen, war verlockend und verstörend gleichermaßen. Ihm war durchaus bewusst, dass der mindestens einen Wolf zurückließ, der sein Ende nicht so leicht verkraften würde. Doch hatte er eine Wahl? Sein Versuch, seinem schwächer werdenden Körper zu trotzen, wirkte ungeahnt lächerlich und er drohte sein letztes Stück Würde zu verlieren, wenn er nicht nachgab.

Immerhin zogen die anderen Wölfe nun ab – doch nicht nur Takata, auch Roghir hatten sich anscheinend vorgenommen, ihr Bild von einem starken und milden Lynx gegen das eines langsam verwelkenden zu tauschen. Er selbst hätte sich nicht dabei zusehen wollen und doch blieb ihm nichts anderes übrig. War nun der Zeitpunkt gekommen, die berühmten letzten Worte an seine vielleicht einzige Freundin zu richten? Was konnte er tun, um ihren vorauszusehenden Schmerz zu lindern? Sei nicht traurig, du wirst neue Freunde finden? Wir haben uns nicht so gut gekannt, wie du vielleicht glaubst? Er war furchtbar darin. Beinahe verleitete es ihn zu einem aberwitzigen Grinsen, dass ihm die Zeit davonlief und er nicht den richtigen Abschiedsgruß fand. Aber allein bei dem Gedanken, Teyjen fallen gelassen zu haben, obwohl er die Verantwortung für den Kleinen übernommen hatte, war tröstlich, wenn er wusste, dass es nun zu Ende ging. Irgendetwas musste er der Weißen mit auf den Weg geben, denn obwohl er sich noch einmal zurück auf seine vier Läufe gekämpft hatte, er spürte, dass das Tauziehen bald vorüber war und der finstere schwarze Flügelwolf auch diesen Kampf gewinnen würde ...

„Takata ... ich “

Sein Winseln wurde abgelöst durch einen stockenden Atem. Er versuchte Luft zu holen, die Blockade in seinem Hals zu lösen, aber der Versuch beförderte nur einen Schwall Blut hervor, der ungehemmt aus seinem offenen Maul spritzte und den Weg in den Schnee fand. Umgehend holte ihn die Kraftlosigkeit wieder ein und schien ihn strafen zu wollen für den Versuch, gegen sein Ende aufzubegehren. Es trat das ein, was er um jeden Preis hatte verhindern wollen. Lynx stürzte wie ein gefällter Baum zu Boden, direkt vor die Füße seiner Freundin. Er verspürte den Drang, die Luft aus seiner Lunge zu stoßen, aber es trat nur weiteres Blut über seine Zunge, sogar aus seinen Nasenöffnungen tropfte es. Der Geschmack des eigenen Blutes war erschreckend deckungsgleich mit dem der zahllosen Beutetiere, die er geschlagen hatte und vergegenwärtigte ihm seine eigene Vergänglichkeit, die nun näher gerückt war als jemals zuvor. Erst im Liegen erkannte der Rüde, dass einige Tropfen seines Lebenssaftes ins Fell der weißen Fähe gespritzt waren ... was hatte sie auch bleiben müssen. Warum hatte sie nicht gehört, sondern bereitwillig riskiert, sich mit dem anzustecken, das ihn von innen heraus zerstörte? Er wollte sich entschuldigen für dieses Versehen, wollte ihr wünschen, dass sie es besser hatte und sie ein letztes Mal auffordern, mit den anderen mitzugehen, als hier zu bleiben, wo der dunkle Flügelwolf sein Unwesen trieb. Lynx' Kopf war ihm sicher, denn anstatt noch etwas zu äußern, verspürte er eine Hitze, die ihn ihm zu brennen begann. Er wurde die Luft in den Lungen nicht los, da die Atemwege vom Blut blockiert waren, das Zittern seiner Pfoten wurde kleiner und das Bild von Takatas Pfoten begann zu verschwimmen, dunkler zu werden. Sie löste sich langsam auf und wurde eins mit dem Rauschen, bis alles von einer nimmersatten Dunkelheit verschlungen wurde, die ihm jede weitere Demütigung ersparte. Zurück blieb das erstarrte Wrack eines geschlagenen Beutegreifers, der sich der leblosen Umwelt um sich herum angeschlossen hatte, unfreiwillig und schneller, als es für ein lebendes Wesen begreifbar hätte sein können.

Malice Mizer - Vampire Hunter <<

(Takata, Valdis, Pantalaimon & Roghir | Rand des Beerenwaldes)



Zitat:
Takata
Liebe Spielerin von Lynx,

falls du das liest ...
es tut mir wirklich Leid, dass ich deinen Charakter nach 11 Jahren rausspielen musste. Ich hoffe, du verstehst jedoch, dass wir diesen Knoten im Rollenspiel irgendwie lösen müssen, um weiterzukommen. Takata hat in Lynx einen letzten Verbündeten gesehen und hätte ihn niemals freiwillig ziehen lassen ...
In meinen Augen warst du dennoch immer ein willkommenes und fest eingebundenes WdN-Mitglied und als solches wirst du uns in Erinnerung bleiben! Niemand ist dir böse, das Leben hat manchmal einfach andere Pläne und das muss man respektieren ... bitte fühle dich nicht verstoßen oder herausgedrängt. Ich behalte dich und deinen Wolf Lynx positiv in Erinnerung und ich hoffe, du kannst das umgekehrt auch behaupten ...
Wünsche dir viel Glück in deinem weiteren Leben und dass du die WdN nicht ganz vergisst. grins
Liebe Grüße

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Takata
ώintersonne .:. ħerzensgut


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Takata ist offline
19.07.2023 12:54

Als ich fortging ...


Wie gelähmt verharrte sie in ihrer Position. Doch betrachtete sie mit Genugtuung, dass Roghir die anderen - allen voran die vorlaute Junge - fortschickte. Der Rüde war der erste, der sich umdrehte und seine Begleiterin aufforderte, mitzukommen. Eines jedoch trat anders ein, als erhofft- Roghir versicherte, bei ihr zu bleiben. Sie betrachtete ihn mit einem unzufriedenen wie auch überforderten Blick, während ihr Kiefer bebte. Konnte sie etwas dagegen ausrichten, ohne dass es in eine körperliche Auseinandersetzung ausartete, in welcher sie aller Voraussicht nach unterlag? Wollte sie, dass das das Bild war, welches ihr letzter Freund zu Gesicht bekam? Langsam wandte sie sich wieder zu ihm, als sie ein Geräusch vernahm. Zu ihrem Überraschen, hatte er sich auf seine Vier Läufe gestellt, obgleich seine Haltung schwach wirkte, denn seine Beine zitterten wie die eines ganz alten Wolfs. Nichtsdestotrotz veranlasste sie sein Versuch, sich wieder wie ein gesunder Wolf hinzustellen, zu einem kurzen Ruteschwenken und einem erleichterten Lächeln. Sie legte betroffen die Ohren zurück und fiepte.

„Gut so ... du ... schaffst das.“

Er röchelte ihren Namen, was sie ihre Ohren wieder nach vorn schnellen ließ.

„Ja?“

Auch wenn sie nicht durch das Band der Liebe verbunden waren, empfand sie für den Rüden doch mehr als für irgendjemand anderen zuvor. Mehr als für eine Skadi, als sie noch so etwas wie Freundinnen gewesen waren, erst recht mehr als gegenüber Tihar, dem gegenüber sie zwar so etwas wie mütterliche Gefühle entwickelt hatte, doch war von ihm nie auch nur das Geringste zurückgekommen. Erst in diesem Wolf hier hatte sie einen gefunden, der mit ihr auf einer Augenhöhe stand, der weder höherrangig oder irgendwie besonders begabt war, noch versuchte, sie zu hintergehen, auszunutzen oder zu demütigen. Sie lächelte ermutigend und wollte ihn anstupsen, als sie Roghirs Stimme zurück holte und daran erinnerte, dass sie nicht so allein waren, wie sie es sich gewünscht hatten. Takata warf einen ernsten Blick auf den dunklen Wolf, während dieser erklärte, dass die Krankheit längst unter ihnen war. Sie erinnerte sich daran, das Rudel verlassen zu haben, weil sie mit Skadis Vorgehen gegen die Krankheit nicht einverstanden gewesen war. Sie hatte ihr vorgeworfen, zu unvorsichtig zu agieren, mögliche Erkrankte nicht auf Abstand zu halten, sodass sie selbst die Gruppe verlassen hatte, anstatt zu riskieren, ihr Leben an die unbekannte Seuche zu verlieren. Und wo standen sie nun? Roghir gestand ihr gegenüber offen, dass er vermutlich betroffen war, so wie der ganze Rest des Rudels. Aber was kümmerte sie das? Vor ihr stand ein Wolf, der trotz seiner aufrechten Körperhaltung keinen Zweifel daran offen ließ, dass er todsterbenskrank war – ob nun durch diese Krankheit oder eine andere. Sollte sie Abstand nehmen? Sollte sie ihn zurücklassen, wie er es gefordert hatte? Takata wusste, sie hätte es sich nie verziehen, wenn er nun dahinschied, verlassen von der Welt, von allen, die zu ihm gehalten haben. Er hatte Teyjen nicht halten können, war dann auf sie gestoßen und sie hatten füreinander eingestanden, man konnte feststellen, dass er sie gerettet hatte, indem er sie aus der Lawine befreit hatte. Aber noch bevor der Gedanke zu Ende gedacht war, versuchte sich Lynx ein weiteres Mal zu äußern. Vom enttäuscht gesenkten Blick hob sie den Kopf, spitzte die Ohren und sah ihn fragend an. Es tat ihr weh, ihn so zerbrechlich zu sehen. Zu schnell ging der Prozess von einem starken Lynx, der für sie da gewesen war hin zu einem, der sich kaum mehr auf den Beinen halten konnte. Sie nahm sich vor, zu tun, was er verlangte, ganz gleich, was es war. Wenn er darauf bestand, dass sie Abstand nahm und mit Roghir ging, durfte sie ihm diesen letzten Wunsch nicht verwehren. Wenn er aber wollte, dass sie in seinem schwersten Moment bei ihm blieb, obwohl die Gefahr bestand, dass auch sie von der unsichtbaren Klaue der physischen Zerstörung ergriffen würde, so würde sie es tun ...
Stattdessen würgte er ab und bekam nicht viel heraus. Blut spritzte. Die Weiße zuckte erschrocken und sah mit aufgerissenem Maul auf seine Schnauze. Auch aus seinen Nasenlöchern trat es, was nichts Gutes bedeuten konnte. Ihr Herz machte einen Sprung, ihr Atem wurde uregelmäßig und sie begann nun auch zu zittern. Die Tropfen seines Blutes verteilten sich über ihr Hals- und Brustfell, sogar auf ihre Lefzen war es gekommen. Nichts konnte erschreckender sein, als das Blut seines besten Freundes auf dem Leib zu tragen, so als war sie Schuld an seinem Leid. Als nächstes brach er zusammen wie ein loser Steinhügel. Er klatschte regelrecht vor ihre Füße und stieß weiteres Blut aus. Takatas Atem wurde immer unregelmäßiger, sie winselte erschrocken und legte die Ohren eng an den Kopf.

„Lynx!“, kläffte sie hilflos. „Nein!“

Sie wollte nicht, dass er sich selbst demütigte, verlangte, dass er aufstand und sich wieder auf seine Läufe stellte, wie er es zuvor getan hatte. Doch die Regungslosigkeit, die von seinem Leib ausging, war echt und so, wie sie nur von Toten beherrscht wurde. Im nächsten Moment wurde die Fähe von einer unbeschreiblichen Panik ergriffen, als sie Lynx' Nackenfell zwischen die Zähne nahm und immer wieder daran zog, zuletzt immer stärker, um ihn zum Leben zu erwecken.

„Nein, das kannst du nicht ... du darfst nicht ... tu' mir das nicht an!“

Ihr Winseln wurde höher, kläglich wie das eines Welpen, den man den Zitzen seiner Mutter entrissen hatte. Sie fiepte geschlagen und trat unruhig auf der Stelle hin und her. Mit der Schnauzenspitze stach sie in seine Seite, tippelte dabei im ausgetretenen Blut aus seiner Schnauze, eh sie keine Kraft mehr hatte und sich kurzerhand ebenso auf den Boden fallen ließ. Dabei landete ihr Hals auf seinem Nacken, sodass sie nun seitlich zu ihm lag und eine Pfote über seinen Rücken legte, als vermochte sie so, ihn daran zu hindern, fortzugehen. Doch was blieb, war Lynx' leblose Hülle, der, den sie so geschätzt hatte, war längst fort.

„Lynx ... nicht ... doch ...“

Mit angeklappten Ohren und verzogenen Lefzen gab sie sich ihrem Schmerz hin. Dieser Moment raubte ihr die letzte Kraft, die sie nach der Serie von Enttäuschungen noch übrig gehabt hatte. Das Zittern, das durch ihren weißen Körper ging, erinnerte erschreckend an das, dem Lynx zuletzt erlegen war. Takatas wässrige Augen suchten einen Punkt am Himmel, doch dort herrschte nur Grau. Sie drückte ihren Leib fest an seinen und winselte getroffen. Warum nahm ihr das Schicksal ihren einzigen, ihren letzten Verbündeten? Weshalb blieb sie selbst verschont und war verdammt dazu, alle um sich herum, die sie irgendwie geschätzt und gemocht hatte, zu verlieren? Das Leben war nicht gerecht ...

[ Roghir | Am Rand zum Beerenwald ]



Hintergrund: Natalia_Kollegova, pixabay | Echoes © L'Âme Immortelle

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Valdis
Die Eiskönigin


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Valdis ist offline
25.07.2023 16:26

Die Eiskönigin wendete ihren Blick von dem jämmerlichen Fellbündel ab und schaute zu Pan. Sie hatten ein Heulen gehört - nicht allzu weit entfernt. Ein Rüde sollte es gewesen sein - Yorak oder Yakak, irgend so etwas. Sein Heulen wurde vom Wind getragen und erreichte die Ohren der kleinen Gruppe von Wölfen. Sie zuckte mit den Schultern und wendete sich Pan zu.

"Na gut, wie die Beiden wollen", seufzte sie und drehte Richtung des Heulens.

Sie wusste, von den drei Wölfen, die sie zurücklassen, würden nur Zwei überleben. Valdis würde Lynx nie wirklich kennenlernen. Ihr erster und letzter Eindruck des Hellen war ein Häufchen Asche. Einerseits war ihr klar, dass das für Takata der Worst Case war. Andererseits konnte Valdis nicht verstehen, wie es sich anfühlte so einen guten Freund zu haben. Dieses ganze Konzept von Freundschaften und Zusammenhalt...sie würde es sich wünschen, so jemanden zu haben, aber sie fürchtete jede Nähe.

Ihre Pfoten trugen sie langsam zu der Richtung, aus der Yaroks Heulen kam. Valdis Augen huschten zu dem Rüden, mit dem sie sich auf den Weg gemacht hatte.

"So...", begann sie einen Smalltalk, "wie kommt's das du Roghir gefunden hast? Und kennst du schon die anderen Wölfe hier in dieser Gegend? Es riecht alles irgendwie fremd, aber ihr wart die ersten, die ich getroffen habe."

Noch einmal schaute sie über ihre rechte Schulter - die beiden Wölfe und das, was Lynx darstellte, waren schon etwas entfernt.

Mitgefühl war nicht ihre große Stärke. Doch irgendwie musste sie sich einen Rang machen - einen Platz finden. Dafür musste sie sich schon ein wenig anstrengen, auch wenn es gegen ihren eigentlichen Charakter ging.

Sie wollte irgendein Gespräch beginnen, doch wusste sie nicht, worüber. Valdis kannte Pan ja nicht und es fiel ihr generell schwer, Kontakte zu knüpfen. Sie hoffte nur, dass der Rüde darin besser war als sie.

[Pan / Richtung Yarok]

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Aarinath
it's still snowing in my heart


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Aarinath ist offline
30.07.2023 18:57

Die Entschlossenheit des Trios gemeinsam wieder aufzubrechen, beflügelte Aarinath und gab ihr trotz der aufregenden letzten Momente mit dem Raben ein gutes Gefühl. Es bedeutete ihr sehr viel, an diesem von ihrer letzten Heimat weit abgelegenen Ort neue Freunde gefunden zu haben. Viele ihrer Ängste und Sorgen waren unbegründet, doch jetzt kamen auf sie und ihre Mitwölfe neue Herausforderungen zu. Und die Sache, vor sie sich am meisten gefürchtet hatte, war weiterhin allgegenwärtig: Sie hatte Ruma noch immer nicht finden können. Was war wenn auch ihn diese unheimliche Krankheit dahingerafft hatte? Bei diesem Gedanken biss sich Aarinath auf die Lefzen und lenkte ihren Blick in die Ferne, um ihr trauriges Gesicht vor den anderen zu verbergen.

Auch wenn dort nichts zu erwarten war, blickte sie weit in die Ferne und nahm sich einen Moment ganz für sich. Hatten die anderen beiden etwas gesagt? Hatte sie etwas verpasst? War der Rabe wieder am Krächzen? Ihre Pfoten hatten sie in ihrer Geistesabwesenheit ganz alleine für einige Wolflängen vorwärts getragen bis sie wieder im Hier und Jetzt ankam. Sie hörte nur den Schnee unter ihren Pfoten knirschen und Shiros Stimme, die einerseits warme Worte für die Seele als auch Hoffnungslosigkeit sprach.

„Wir dürfen die Hoffnung noch nicht aufgeben.“, meinte das Rotauge leise und dachte dabei an die vermissten Rudelmitglieder, aber auch an Ruma. „Ich bin wirklich froh, euch alle kennengelernt zu haben. Damit habe ich nach der langen Reise wirklich nicht mehr gerechnet und jetzt gibt es mir ungemein Kraft.“

Eines hatte Aarinath vergessen: Der geflügelte Störenfried trieb noch immer sein Unwesen und erlaubte sich einen letzten Streich. Wanderleichen? Wer oder was soll das sein? Diese Bezeichnung ergab doch gar keinen Sinn! Als könnte man den Schwarzgefiederten einfach abstoßen, schüttelte die weiße Fähe ihr Haupt und wanderte mit ihren zwei Artgenossinnen stur weiter.
Endlich war Ruhe eingekehrt – kein plappernder Rabe mehr, der mit seinen Gruselgeschichten und seinem ungestümen Auftreten den Wölfen Angst einjagen wollte. Die Kernaussage, dass im Wasser und vielleicht auch bereits in den Wölfen eine gefährliche Krankheit schlummerte, würde sie noch lange beschäftigen. Es war schon naheliegend, dass hier etwas nicht stimmte, aber die meisten Worte des irren Vogels waren doch mehr Drama als alles anderes gewesen, oder? Oder … was war mit den Wanderleichen?

Fast in demselben Moment, wo Ayjana dieses unheimliche Wort aussprach, musste auch Aarinath wieder daran denken.
„Tja, also …“, klang ihre Stimme verunsichert. Mit ahnungslosen Blicken schaute sie zu den beiden Fähen neben sich und tat stockend ihre Vermutung kund. „Ich habe davon noch nie gehört. Jemand totes kann doch niemals umher wandern, oder etwa doch?“ Sie holte tief Luft. „Aber was ist, wenn, ja wenn die Toten wieder zum Leben erwachen? Vielleicht waren sie gar nicht richtig tot?“ Das hörte sich ja immer verrückter an! Hatte sie sich etwa von Rheinhold Rabe anstecken lassen? Sie sollte jetzt besser die Klappe halten!

[ Ayjana & Shiro, in der Polarwüste mit Waldesrand in Sichtweite ]


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Pantalaimon
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Pantalaimon ist offline
01.08.2023 18:45

Sie mussten nicht lange laufen, bis die Welt um sie herum langsam freundlicher wurde. Ein lauer Wind strich um die beiden Wölfe herum und auch der Schnee, durch den sie stapften, wurde allmählich seichter. Ganz nah musste nun die grüne Oase sein, in der Pan sich bereits einmal zuvor wieder gefunden hatte. Die Vorstellung dieser weißen Hölle bald erneut zu entfliehen besserte die betrübte Laune des Rüden ungemein.
Das und die Tatsache, dass er jeglichen Gedanken an die verzweifelte Takata und ihren sterbenden Freund aus seinem Kopf verbannt hatte. Das trostlose Weiß und die allgegenwärtige Gefahr der ominösen Krankheit waren schließlich deprimierend genug. So sehr er manchmal auch zu selbstzerstörerischen Zügen neigte, etwas Selbstschutz musste dann doch sein.

Valdis, seine graue Begleitung, versuchte sich an einem lockeren Gesprächsaufbau. Ihm kam das gerade recht. Nach all dem Trübsal und der Verzweiflung, die sie hinter sich gelassen hatten, war eine zwanglose Unterhaltung vielleicht genau das richtige. Er sog die kühle Luft ein, versuchte heraus zu finden wie nahe sie dem Rest des Rudels schon waren und antwortete dann:

"Ich war schon einmal hier. Vor kurzem erst." Pan erwiderte ihren Blick, während sie weiter liefen. "Dabei bin ich Roghir und einem anderen Rüden über den Weg gelaufen."
Tatsächlich war noch nicht viel Zeit vergangen, seit Roghir, Niyol und er das erste mal aufeinander getroffen waren, doch nun fühlte es sich an, als seien kleine Ewigkeiten seitdem ins Land gezogen. Wie es wohl dem stillen Niyol ergangen war? Hatte er die Suche aufgegeben und zu den anderen zurück gekehrt oder irrte er weiter auf der Suche nach Takata umher, und das ganz allein? Der braune Rüde konnte nur hoffen, dass das Rudel nicht in naher Zukunft noch einen weiteren Verlust verkraften musste.

"Die beiden waren auf der Suche nach Takata und baten mich um Hilfe. Ich war ihr nicht lange zuvor unwissentlich über den Weg gelaufen und stimmte zu. Roghir und ich zogen gemeinsam los. Niyol, der andere Wolf begann seine Suche in einer anderen Runde.", erklärte er nach einer kurzen Pause. Das alles klang so banal in seinen Ohren. Als wäre all das eine Sache von Sekunden gewesen. Aber sein Hirn war ausgelaugt und so wollte er einfach nicht die richtigen Worte finden.

Er schüttelte sich in dem Versuch die eigene Anspannung ebenso hinter sich zu lassen wie die garstige Kälte.
"Was ist mit dir?", fragte er dann. "Was hat dich so tief in die Eiswüste verschlagen?" Und fast in Takatas Fänge, hallte es in ihm, doch diese Bemerkung verkniff er sich.

[bei Valdis | unterwegs Richtung Mondscheinsee | in der Nähe von Yarok, Kachnik und Avon]

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Kachnik ist offline
04.08.2023 22:25

Während er bedrückt und mit einem miesen Ausdruck auf dem fragwürdigen Fressen mit voller Kraft herumkaute, als würde er erwarten, dass ihm gleich, falls er nicht kraftvoll genug zubiss, ein Brocken aus dem Maul sprang, und in trällernder Stimme ein 'Haha, reingelegt!' an die Stirn werfen würde, lauschte er aufmerksam dieser Geräuschkulisse. Dem Knirschen von Zähnen, die sich in festes und zugleich recht zartes Fleisch bohrten, dem Ratschen von auseinander gerissenem Fleisch, und dem vom vorsichtigen Zermahlen und Schlucken. Es war doch irgendwie befremdlich mit anderen zeitgleich von derselben Beute zu speisen, stellte er mit einem Stirnrunzeln fest, während seine Ohren vor Argwohn wild herumzuckten und seine Augen in seinen Höhlen mit jeder Sekunde wilder herumkullerten, mit der Absicht seine Umgebung und seine Mitesser akribisch im Blick zu behalten, auch wenn er auf diese Weise auch nicht mehr mitbekam als sonst. Er wusste nicht wie lange er das noch aushalten würde. Er fühlte sich seltsam bloßgestellt, sein Kopf fühlte sich überheizt, und doch war ihm diese Art von Situation im Moment gar nicht so unangenehm ... Nun, wenigstens konnten sie ihm den Rücken von viel ernsteren Gefahren als sie selbst freihalten!

Doch definitiv nervöser machte ihn sein möglicherweise nahes Verwesen, wer wusste schon, wie lange sie noch zu leben hatten, wenn sie doch jeden Moment einfach stinkend zu Boden plumpsen konnten? Und so würdigte er jeden einzelnen Bissen und verinnerlichte den Geschmack des Rehs, auch damit er vielleicht, sollte sein Leben trotz Krankheit noch etwas länger andauern, vielleicht neue Informationen erhalten würde. Hm, solch ein wertvolles Wissen würde Kachnik unentbehrlich machen, oder? Er würde alle mit seinem turmhohen Intellekt glatt von den Pfoten hauen, sie alle würden ihn aufsuchen, ihm ihre Schätze, Reichtümer und Delikatessen zur Andacht seiner Intelligenz zum Opfer darbieten, als Preis für seinen allseits geschätzten Rat aller Räte! Was für ein Plan! "Abgemacht!", murmelte er, als hätte er gerade mit jemand anderem als seinem eigenen Ego konversiert. Er lächelte die schöne Luft vor sich an.
Anerkennend nickte er nun vor sich hin, drehte sich ein paar Runden, desorientiert und in seiner Fantasie untergegangen, um sich selbst und setzte sich dann an eine freie Stelle, die sich selbst für ihn allein freigehalten hatte. Ganz unscheinbar und unauffällig wie ein Schatten würde er die Hinweise aufspüren, die den sterblichen Augen der anderen verborgen blieben, und das geheime sagenumwobene Gegenmittel wäre schon fast in seiner Schnauze. Während die beiden Sterblichen über irgendwelche belanglosen Stolpereien plauderten, als wäre heute ein Tag wie jeder andere, nahm sich Kachnik wieder das Reh vor. Irgendwas musste sich doch finden lassen ... wenn nicht er es finden würde, wer dann? Wie vor einem schlummernden Braunbären kauerte er sich hin und langsam ... stupste das Reh nach und nach von allen Seiten an, während seine Rute der ernsten Angelegenheiten angemessen, ruhig und gerade auf dem Boden lag, als würde er das Rehlein mit seinem Ritual wieder zum Leben erwecken wollen. Hmpf ... Irgendwann ... irgendwann würde es schon aufspringen und ihm den nächsten Hinweis servieren, hoffentlich bevor die Verwesung einsetzte ... oder er nur noch einen Haufen Knochen vor sich hatte ...

[Yarok und Avon | Mondscheinsee]

Dieser Beitrag wurde schon 2 mal editiert, zum letzten mal von Kachnik am 04.08.2023 22:27.


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