Takata
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Kachnik & Bobo | Was uns antreibt ... |
27.05.2016 20:54
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Beteiligte: Kachnik & Bobo [Takata]
Zeitpunkt: Abenddämmerung (nach dem Kometen)
Ort: Beerenwald (Storchenhalbinsel)
Jahreszeit & Wetter: Spätherbst des Vorjahres, mild und trocken, Abendrot
Auch wenn es am Anfang nicht danach ausgesehen hatte, er hatte doch einen guten Fang gemacht. Einen unvorsichtigen Fischotter hatte er gefangen und war nun drauf und dran, den Leib der Beute sorgfältig in seine Einzelteile zu zerlegen und sich der Innereien zu bemächtigen. Hier in der Talmulde sollte er für einige Zeit ungestört bleiben. Er hatte zwar darauf geachtet, dass der Wind mit ihn blies – seinen Geruch also nach vorn trug – doch konnte ihm niemand garantieren, dass ihn dort, wo er es eigentlich weniger vermutete, niemand witterte. Es musste also schnell gehen. Ein Fischotter gehörte nicht gerade zu seiner Standardbeute. Viel mehr war es das einzige, was er hatte fangen können. Und trotzdem war er froh und zufrieden mit sich. Er konnte sich im Grunde glücklich schätzen, dass dieser erste Versuch sofort ein Ergebnis erzielt hatte. Der graue Rüde von mittlerer Statur und Stärke lag auf dem Bauch und schob seine Schnauze in das tote Fleisch. Er liebte den Geruch frischer Beute. Sein Magengrummeln aber erinnerte ihn daran, besser nicht mehr all zu lange mit dem eigentlichen Fressen zu warten. Außerdem drohte es bald Nacht zu werden und er stand nicht auf ungebetene Mitesser. Also schlang er einige Teile hinter, wagte jedoch nicht, den Rest ebenso geschwind hinunterzuwürgen. Zu gern wollte er diesen Moment des Glücks auskosten, in dem er solch eine Beute für sich allein wusste. Die Umwelt zunehmend vergessend und sich selbst überlassend, gab er sich ganz dem Fleische hin und vergaß über den Genuss der Beute hinweg, welch betörender Duft von ihr ausging und sich um die Tannen und Steine der näheren Umgebung schlich, um allen zufällig in der Nähe befindlichen hungrigen Mäulern mitzuteilen, welch glücklicher Jäger hier an seinem Mahl labte …
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Kachnik
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Lange schon war Kachnik durch diese Lande gezogen. Er war schwach geworden. Seit nun mehr sechs Sonnenuntergängen hatte er keine ordentliche Beute mehr zur Strecke gebracht. Vorgestern noch hatte er einer halb verweste Wühlmaus die letzten Fleischfetzen vom Schädel nagen müssen. Sonst hatte er sich von den bitteren Beeren der Sträucher hier ernähren müssen. So trottete er ziellos durch die Gegend. Ihm wurde klar, dass es so nicht weitergehen konnte. Die Kaninchen waren seinen Augen zu flink, die Tauben flogen zu hoch. Alles was er tun konnte war Beeren essen und anderen herumstreunenden Wölfen ihre Beute zu rauben. Das eine konnte er gut, denn bis jetzt war ihm noch keiner dieser törichten Wölfe gewachsen gewesen. Er seufzte. Aber war das ein Leben, das er leben sollte? Er war nun ein unansehnlicher ausgezehrter Wolf. Er hatte schon mehrmals versucht einem Rudel beizutreten, aber keines der Rudel mochte einen so gut wie blinden Wolf in seine Reihen aufnehmen. Er musste sich wohl mit seinem Schicksal abfinden. Aber vielleicht sollte er sich doch irgendwo niederlassen? Ein Weibchen würde sich sicher auch noch irgendwo auftreiben lassen. Dann hätte er sein eigenes Rudel...Aber...In diesem Moment stolperte er über eine fast kniehohe knorrige Wurzel und schlug mit der Schnauze auf den harten Boden. Er knurrte. Seine Schnauze brannte. Aber der Schmerz ließ bald nach. Mühsam rappelte er sich auf. Er hätte die Wurzel sehen können, aber nur...er hielt inne. War das nicht der Duft von Beute? Sicher wieder irgendwelche Überbleibsel...nein, der Geruch war ganz frisch...Er schnupperte noch einmal um sich zu versichern, dann trabte er langsam dem Duft hinterher. Bildete er sich das ein? Er hielt an. Da war auch ein Wolf. Da war er sich ganz sicher, wahrscheinlich ein Rüde. Er zuckte nachdenklich mit den Lefzen. Sollte er angreifen? Vielleicht reichte es auch wenn er sich erhobenen Hauptes an ihn heranschlich und ihm einen gehörigen Schreck einjagte? Hämisch grinste er. Der Fremde würde wie ein kleiner Welpe davonlaufen. Da wäre nur das Problem, dass er sich äußerst schlecht orientieren konnte, wenn er nicht die Nase am Boden behielt. Außerdem hatte er als Einjähriger wohl noch keine allzu angsteinfkößende Statur. Nach einer Weile beschloss er, dass er einfach angreifen sollte, auch wenn er selbst schwach geworden war, trotzdem würde er den Fremden mit etwas Geschick schon besiegen, oder? Der Hunger trieb ihn näher zu seinem Festmahl. Lautlos schlich er durch das Unterholz. Komme was wolle! Da erblickte er einen grauen Schatten, etwa fünfzehn Schritte entfernt in einer Talmulde. Er kniff die Augen zusammen. Ja, er bewegte sich und sah außerdem recht sorglos aus. Das musste er sein. Sein Blick ruhte auf dem Schatten, während er weiterpirschte. Mehrmals verlor er ihn aus seinen blaugrauen Augen, denn schon kurz bevor die Sonne auf den Boden schlug, hatte alles in etwa die selbe graue Farbe. Der fischige leckere Duft wurde stärker, je weiter er ging. Er spürte schon das zarte Fleisch zwischen seinen Zähnen, als sein Oberkörper nach vorne gezogen wurde. Mist! Er war wieder gestolpert. Unscharf erblickte er am Boden eine kleine Unebenheit. Seine eine Pfote war umgeknickt. Er durfte sich wirklich nicht mehr andauernd seinen Tagträumen hingeben. Jedenfalls nicht während er lief...
Dieser Beitrag wurde schon 3 mal editiert, zum letzten mal von Kachnik am 29.05.2016 00:22.
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Takata
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Je mehr er von dem Fleisch fraß, desto besser schmeckte es ihm. Er mochte sich fast an das Fleisch gewöhnen und darüberhinweg vergessen, dass es viel mehr eine Notration darstellte. Die Landschaft schien wie leergeräumt. Die Winterschlaf haltenden Tiere hatten sich bereits Fett angefressen und andere wiederum waren fortgezogen. Wenn man so wollte, hatte er schlechte Karten, denn er musste den ganzen Winter über sehen, wie er zurecht kam. Noch wusste er nicht, wie sich der Winter gestalten würde ... hier, auf diesem Fleckchen Erde, das von dem ursprünglichen Tal aus dem er kam, gefühlt Welten entfernt lag.
Als er meinte etwas zu hören, zog er kurz die Schnauze aus dem Futter und drehte die spitzen Ohren nach hinten. Doch zu uninteressant erschien ihm die Störung von außerhalb, um dafür sein Fressen aufzugeben oder auch nur längere Zeit zu unterbrechen. So gab er sich wieder dem Genuss hin und wedelte dabei gut gelaunt mit der Rute. Doch als er plötzlich ein dumpfes Geräusch vernahm, das davon kündete, dass irgendwo ein Körper auf Boden gefallen war, da konnte er nicht mehr anders als die Nahrungsaufnahme vorerst einzustellen und zum Ort der Geräuschverursachung zu sehen – er drehte sich um. Doch was sich ihm dort darbot, war eine Mischung aus komisch und beängstigend. Komisch war auf jeden Fall die Verrenkung, die der Fremde übte. Und beängstigend ... war der Fremde und vor allem der Fakt, dass er ihn nicht hatte kommen hören. Eilig sprang er zurück auf die andere Seite der Beute, so dass er dem Rüden gegenüberstehend ins Gesicht blicken konnte. Offenbar war dem Kerl irgendein Missgeschick widerfahren. Er fragte sich nur, warum er sich nicht bemerkbar gemacht hatte. Wollte er etwa mit ihm spielen? Er schien ja noch etwas jünger zu sein.
„Aber hoppla“, ertönte es schlussendlich von leichter Ironie begleitet aus seinem Maul. „Was auch immer du suchst, hier ist es nicht.“ Mit dieser Äußerung scharte er den aufgerissenen Fischotter an sich und versuchte ihn leicht hinter deinen Vorderpfoten zu verbergen.
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Kachnik
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Vorsichtig schob er seine verletzte Pfote unter seine Brust, sodass sie vom schützenden hellgrauen Fell bedeckt war. Vor Schmerz biss er dabei die Zähne zusammen. Darauf hob Kachnik langsam den Kopf und hielt wieder nach dem Grauen Ausschau. Er fragte sich, ob der Andere ihn gehört haben könnte. Er war doch recht laut gewesen, nicht? Da erblickte er eine graue Silhouette, doch sie regte sich nicht. Wahrscheinlich hatte er ihn doch nicht gehört. Diese Wölfe von heute waren doch recht sorglos. Doch plötzlich nahm er Schritte wahr. Sie kamen von hinter ihm. Kachnik runzelte die Stirn. Wenn das der Wolf wäre...aber wer war dann diese Silhouette dort drüben? Er kniff die Augen zusammen...es war ein...Stein...ja...Er wandte sich den Geräuschen zu. Er erschrak jäh und japste nach Luft. Der Fremde stand direkt vor ihm und blickte bedrohlich auf ihn hinunter. Kachnik beeilte sich aufzustehen, aber seine Pfote hinderte ihn. Der Fremde begann zu sprechen. Die Worte des Großen erfüllten ihn mit Abscheu. Wer war er, dass er es wagte so mit ihm zu sprechen? Er sollte zittern vor Angst! Dieser Kerl fragte sich was Kachnik hier suchte? Das gleiche könnte er ihn fragen! Am meisten empörte ihn jedoch die Gelassenheit, die der anderen Rüde ausstrahlte. Wusste er denn nicht wer er war? Er wollte diesem dummen Wolf das Gesicht entstellen, die Kehle aufschlitzen...Aber er beherrschte sich, jedenfalls für diesen einen Moment. Er erhob sich und richtete sein Haupt sowie seine Rute auf. So selbstsicher wie möglich fing er an zu knurren. Er musste furchterregend aussehen! Hehe! Wenn der Andere erst fortgelaufen wäre, am besten natürlich ohne das Fleisch mitzunehmen, dann wäre er seine Sorgen fürs Erste los. Er roch das angefressene Fleisch hinter den Hinterläufen des Wolfes. Plötzlich gab seine schmerzende Vorderpfote nach, aber er konnte sich im letzten Moment noch fangen. Kachnik wusste, dass das albern ausgesehen haben musste. Aber es sollte nicht albern sein. Nichts sollte albern sein. Das Leben war hart und es ging ums reine Überleben. Da sollte nichts, rein garnichts lustig sein. Albernheiten waren reine Zeitverschwendung. Er sträubte sein Nackenfell. Man sollte entweder Angst oder Angriffslust empfinden, wenn man auf einen Anderen traf. Wenn man auf Kachnik traf, sollte man nicht ruhig bleiben, man sollte um sein Leben fürchten! Der Andere verstand wohl etwas gehörig falsch. Nun konnte er seine Wut nicht mehr zurückhalten, auch wenn er seinen Gedankengang nicht mehr ganz zurückverfolgen konnte. Er lächelte den Fremden kühl an. Kachnik würde es dem Fremden zeigen! Er riss sein Maul mit den spitzen, langen Zähnen auf und stürzte angespannt auf den Wolf zu, erpicht darauf auf seinem Rücken zu landen.
Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Kachnik am 31.05.2016 20:49.
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Ungeduldig wartend aber sich nicht rührend besah er den fremden Rüden. Er konnte sich nicht helfen, aber irgendwie wirkte der Kerl merkwürdig. Er war gespannt, was er von sich gab.
…
…
Nichts. Offenbar hatte er die Zunge verschluckt. Doch, dann plötzlich kam etwas. Eine Begrü- … nein … ein Knurren? Ja, was war denn mit dem los? Er wuffte von Überraschung und Belustigung geprägt. Die Ohren halb angelegt, halb aufgestellt, legte er den Kopf schief und fragte sich, was das sollte. War es nicht viel mehr so, dass er Grund zum Knurren hatte? Immerhin war der Fremde hier wie ein Tollpatsch hereingeplatzt und störte ihn beim Fressen. Soweit er sich an sein Elternrudel erinnerte, war es in der Regel schlecht angekommen, wenn man seine Mitwölfe beim Fressen störte. Er nahm das zwar nicht ganz so genau, doch für seinen Geschmack ging ihm der Auftritt des Fremden zu weit. Wie hieß der impertinente Jüngling eigentlich? Er sah es offenbar nicht mal für nötig an, sich vorzustellen. Stattdessen übte er sich weiter in irgendwelchen Verrenkungen; offenbar hatte er ein Problem mit der Pfote … oder aber mit dem ganzen Körper.
Und gerade als er sich wieder seinem Fischotter zuwenden und den komischen Kauz einen komischen Kauz sein lassen wollte, da ging der Rüde zu einer entscheidenden Tat über, so als hatte er den Spott in seinem Kopf gelesen. Erst war da dieses seltsame Lächeln, das ihm nicht so recht gefallen wollte. Doch als er dann sein muffiges Maul aufriss und wie ein Besessener auf ihn zustürmte, handelte er reflexartig. Im letzten Moment stolperte er beiseite und landete auf der Flanke. Geistesgegenwärtig sprang er wieder auf und sah den fremden Rüden erschrocken und zornig zugleich an, während sein Brustkorb hastig auf- und abging. War er von allen guten Geistern verlassen? Er musste schon sehr hungrig sein, wenn er sein junges Leben für einen angenagten Fischotter, der nun näher bei ihm lag als bei seinem verdienten Jäger, riskierte.
„Sag mal … hast du noch alle Flöhe im Pelz? Wenn du irgendwie Ärger suchst, teil' es mir besser gleich mit. Ansonsten finde ich deine umwerfende Begrüßung nicht gerade komisch …“
Die Nahrung fürs Erste vergessend, behielt er lieber den unberechenbaren Tollpatsch im Blick. Offenbar litt er nicht nur unter so etwas wie epileptischen Anfällen, sondern hatte auch noch ein paar verschmorte Ecken in seinem Oberstübchen. So dumm konnte man doch selbst als Jungspund kaum sein. Hatten ihm seine Eltern nichts über die Welt da draußen beigebracht? Er war ja mal gespannt, was als nächstes folgte. Obwohl er den Kampf mehr als scheute, schon der Risiken wegen, schließlich gehörte auch er keinem Rudel an, das ihn im Ernstfall durchbrachte, so musste er sich dennoch überlegen, wie er verfuhr, wenn der Graubraune wieder durchdrehte.
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Kachnik
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Der doofe Flohpelz war umgefallen wie ein Stein! Ha! Elegant war Kachnik einen Schritt entfernt von ihm gelandet. Fast direkt neben sich konnte er nun seine wohlverdiente Mahlzeit riechen. So hatte er es natürlich geplant. Darauf bemerkte er diesen seltsamen erschrockenen verwirrten Ausdruck auf dem Gesicht dieses lausigen Wolfes. Endlich hatte dieser Wolf Angst. Selbstzufrieden fing er an kaum merklich mit dem Schweif zu wedeln, da rappelte sich dieser Tölpel auch schon auf. Er schien wütend zu werden. Der hatte wohl Fliegen im Kopf! Konnte er es nicht mal bei einer Niederlage belassen? Auch wenn Kachnik ihn bis jetzt noch nicht wirklich ernsthaft verletzt hatte, war dieser Wolf denn wirklich so leichtsinnig sich Kachnik nicht geschlagen zu geben? Er sollte froh sein, dass Kachnik nur den Fischotter begehrte und nicht sein Leben! Schon ein Dutzend erbärmliche Wölfe hatten ihr Leben geben müssen, nur weil sie Kachnik nicht das geben wollten, um das er sie gebeten hatte. Nun ja, vielleicht waren nicht alle von ihnen tot, aber einige. Dabei war Kachnik, doch so freundlich und entgegenkommend gewesen, aber nein! Sie blieben stur. Und das wurde ihnen leider, leider zum Verhängnis. Es war wohl letztendlich ihre Schuld gewesen.
Und nun? Sollte Kachnik seine Beute weiter verteidigen? Oder sollte er gar einfach mit ihr fortlaufen? Vielleicht sollte er dem Flohpelz auch erstmal noch seine hässliche Fratze zerkratzen? Ihm entwich ein heiseres Kichern. Das würde ihm gut stehen. Aber Kachnik war schwach und hungrig und nicht mehr zum Kämpfen aufgelegt. Er nahm wahr, dass von dem Anderen wohl keine Gefahr mehr ausging, denn er stand einfach wie angewurzelt da, stierte ihn an und plapperte irgendein wirres Zeug, das Kachnik wohl nicht weiter interessieren musste. Ansonsten wäre der ja schon längst zum Angriff übergegangen. Dass er so seelenruhig neben dem gefürchteten Kachnik stand, konnte nur von allergrößter Dummheit oder auch Leichtsinn zeugen, aber das war ja beides in etwa dasselbe. Kachnik entschied sich einfach hier und jetzt seine Mahlzeit zu nehmen. Zur Not hatte er ja seine unglaublich
langen scharfen Zähne, mit denen er sich verteidigen könnte, wenn er erst etwas im Bauch hätte. Er wandte sich kurz dem leicht angewidert wirkenden Wolf zu und knurrte laut mit bedrohlichem herablassenden Unterton:
"Du kannst froh sein, deine erste Begegnung mit dem blutdurstigen, gerissenen Kachnik überlebt zu haben! Falls du noch nie von mir gehört haben solltest: Ich bin stärker als jeder Bär, bin schneller als alle Rehe dieses Waldes zusammen, kann besser hören als die Schleiereulen und habe mit meinen blinden Augen mehr gesehen als jeder Wolf in unser Heimat. Wenn du dich jetzt schnell mal entfernen würdest, drücke ich gerne noch ein Auge zu und kratz dir keines deiner unschuldigen Äuglein aus. Du kannst auch gerne bei den Anderen mit deinem heldenhaften Erlebnis herumprahlen. Wenn du es aber trotzdem wagen solltest, mich anzugreifen, wird es dir so ergehen wie deinen Vorgängern. Will heißen: Du stirbst und vermoderst elendlich, wenn dich nicht vorher die Krähen verspeisen. Meine Zähne sind allzeit bereit! Aber nun lass mich mein Abendmahl zu mir nehmen. Ich mag es nicht, wenn mich jemand dabei so anstiert. Nur dass du's weißt."
Er besah ihn noch kurz mit einem düsteren Blick, da lief er die paar Schritte zu seiner Mahlzeit hin, ließ sich auf seinen Bauch fallen und stieß sein Maul in den Bauch des Tieres. Welch ein Genuss! Langsam erwachte er von seinem Rausch, allmählich konnte er wieder klarer denken.
Dieser Beitrag wurde schon 3 mal editiert, zum letzten mal von Kachnik am 01.06.2016 16:44.
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Immer noch auf seine Antwort wartend sah er den Fremden kritisch an, hob dabei die linke Augenbraue und setzte sich hin. Für jeden Augenblick, den er sich fragen musste, warum von ihm nichts kam, wurde in ihm die Gewissheit stärker, er konnte gar keine Laute von sich geben. Jedenfalls keine richtigen. Den Knurren war nicht das, was er unter einer richtigen Konversation verstand. Vielleicht hatte er auch nur geknurrt … weil er Halsweh hatte … oder einen Frosch im Hals. Das wollte er ihm dann gewiss nachsehen.
Weiterhin misstrauisch inspizierte er sein Vergreifen an dem aufgerissenen Fischotter. Entschuldigung, du hast doch nichts dagegen? Nein nein, nimm ruhig. Soll es vielleicht noch ein Elchkadaver sein? Darf ich dir einen Fluss umleiten, damit deine Kehle nicht länger nach erfrischendem Nass durstet? Er fragte sich zunehmend, aus welchem Revier der Fremde kam und wer seine Eltern gewesen waren. Offenbar hatten sie dem jungen Mann keine Manieren beigebracht. Oder aber er verstand es nur all zu gut, sie zu verbergen. Irgendwo, in seinem schmierigen und von Parasiten durchsetzten Pelz.
Oh doch, plötzlich fand der Herr sein Stimmchen wieder. Doch was er da anschlug, war beileibe kein Gedicht.
Er sah sich um. Moment. Um wen ging es hier gerade? Welcher Kachnik? Hatte er etwas verpasst? War er jemandem begegnet, über den ihm dieser Wolf hier nachträglich eine Warnung aussprechen wollte? Ach nein … weit gefehlt. Kachnik, das war er selbst. Und es kam noch besser. Stärker als jeder Bär … schneller als jedes Reh … horchender als jede Schleiereule und großschnäuziger als jeder Welpe. Bald mehr konnte er gar nicht anders, als die Luft anzuhalten, um nicht gleich in lautem Gelächter auszubrechen. Doch irgendwann war zu viel, was zu viel war. Der Wolf brachte ihn geübt zum Lachen. Die Bauchdecke bebend, hatte er Probleme sich zu halten. War das etwa seine Art, sich Fremden gegenüber vorzustellen? Ja, für wen hielt sich der Jüngling denn? Und fast blind war er auch noch … Der Graue fürchtete sich zu verschlucken, wenn er sein Gelächter nicht bald in den Griff bekam. Eine Pfote angewinkelt, schloss er kurzzeitig die Augen und ließ es einfach raus. Der Kerl war urkomisch. Aber das konnte er auch …
„Verstehe, mein Freund. Der war großartig! Jetzt lass mich mal …“
Er stellte sich aufrecht hin, hob die Rute und bereitete sich räuspernd auf seine nicht minder aufgeblasene Vorstellung vor. Den Kopf leicht in die Höhe gehoben und nur schwer ein Grinsen unterdrückend, begann er.
„Aaaalso … mein Name ist Bolencius Bonoratius Callius … ich komme von den sieben Bergen … ich …“ Er durfte nicht schon jetzt lachen, er sollte wenigstens für einen kleinen Moment den Anschein machen, glaubwürdig zu sein. „Ich komme aus der Familie der Goldpelze und bin direkter Nachfahre der Welp- eh, Welfen. Zum Frühstück hole ich mir jeden Morgen erst mal einen ausgewachsenen Hirsch………...käfer und beziehe mein Nachtlager in der Grotte der Glückseligkeit im Tal des Goldenen Löwenzahn.“
Nun folgte ein entsprechendes Gelächter. An den Rändern seiner Augen bildeten sich Freudentränen, bevor er schlussendlich mit einem Zwinkern hinzufügte.
„Aber du darfst mich schlicht Bobo nennen.“
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Moment mal! Kachnik hob seinen Kopf abrupt in die Höhe, sodass die Fleischfetzen, die im noch zwischen den Lippen hingen, in alle Richtungen flogen. Er hatte die letzten Worte des aufgeblasenen Wolfes gar deutlich vernommen und sie stichelten ihn nur noch mehr an. Bolinco...Bonobastius...Kaffeedos...Goldwelpen...Löwenzahn...Was für einen Blödsinn gab der denn von sich? Der nahm ihn wohl nicht ernst! Dieser Schuft...Demnächst würde der wohl noch...vor seinen Pfoten einschlafen! Kachnik schüttelte seufzend den Kopf, wobei noch mehr Essensreste durch die Luft segelten. Dieser Wolf kannte wohl keinen Respekt! Der benahm sich ja wie ein Welpe! Ein dummer kleiner Welpe...Was wohl in dessen Schädel vorging? Vielleicht hatte er bei einem sonnigen Waldspaziergang einen Haufen Bärendung verspeist, der ihm nun im Kopf herummoderte. Es wäre jedenfalls logisch. Dieser dumme kleine Welpe... Er sollte diesem Typen mal wirklich eine Lektion erteilen, aber wie gesagt, Kachnik war nun wieder klarer im Kopf und er merkte, dass dieser Wolf tatsächlich größer war als er selbst. Aber er hatte schon gegen viel größere Wölfe gekämpft! Ja, das hatte er! Kachnik fand diesen...wie nannte er sich? Ach ja, Bobo. Er fand ihn doch recht großmäulig, aber vielleicht war er doch nicht so sehr zu unterschätzen? Er war jedenfalls anders...anders als alles was Kachnik kannte. Nun, so anders vielleicht auch nicht...Kachnik zuckte nachdenklich mit den Ohren, während seine angestrengten Augen den komischen Kauz fixierten. Dieser Ausdruck...diese belustigten Augen. Kachnik empfand sich als missverstanden, von diesem dummen kleinen...Er hatte ihm die Chance gegeben, weiter zu leben. Er hätte nur verschwinden sollen...Eine ihm nur allzu bekannte Wut kroch langsam wieder seinen Hals hoch. Nein! Er musste einen kühlen Kopf behalten! Ein Knurren versuchte sich aus seinem Maul zu schleichen. Aber Kachnik musste es unterdrücken. Ein Röcheln verließ seinen Hals. Er durfte nicht angreifen! Dieser Andere war ihm fremd. Er konnte ihn nicht durchschauen. Er durfte sich ihn nicht zum Gegner nehmen. Kachnik hatte was er wollte, der Hunger nach Fressen war fort. Dafür kam nun jedoch dieser andere Hunger. Hunger nach Macht. Er wollte nicht, dass dieser Tölpel sich über ihn lustig machte, ihm nicht gehorchte. Aber er wusste, ein Angriff wäre falsch. Er könnte ihn eventuell besiegen, aber... Er durfte nicht auf diese Wut hören. Sie machte Kachnik zu einem schlechten Wolf, einem unbeliebten Wolf. Doch nicht schon wieder...! Aber die Wut durchströmte bereits seinen ganzen Körper.
"Bitte nicht!"
Diese urplötzliche Lust zu töten.... Kachnik wollte fortlaufen, außer Reichweite, aber seine Beine fingen an zu zucken, wollten auf Bobo zustürmen. Nein! Er durfte Bobo nichts tun. Bobo hatte ihm im Wesentlichen nichts getan! Kachnik schnürte sich die Kehle zu. Ein durchdringendes Knurren schoss aus seiner Kehle. Was tat er da? Seine Ohren legten sich an seinen Kopf. Sein ganzer Körper spannte sich an, zum Sprung bereit. Sein Nackenfell stellte sich auf und er zog seine Lefzen zurück. Nicht schon wieder! Ein letzter Zweifel jagte durch seine Augen, dann gewann der Zorn die Oberhand. Kachnik hatte keine Kontrolle mehr.
"Verrecke alter lausiger Flohpelz!"
Ein wildes Leuchten erglühte in Kachniks Augen. Der Durst nach Blut...Nein! Er musste es unterdrücken! Dieses dumme Maul.
"Du bist nicht fortgegangen! Damit hast du dein eigenes Grab gebuddelt! Fast wollte ich Gnade walten lassen..."
Kachniks Augen flackerten kurz. Die verletzte Pfote zuckte. Nicht Bobo...
"Du bist mir widerlich, aber tu mir einen Gefallen. Renn weg...Es...ist...zu deinem...Besten."
Er atmete schnell. Der Brust hob und senkte sich, hob und...Seine Augen weiteten sich. Bobo. Was war das eigentlich für ein Name? Kachniks Pfoten trommelten unruhig auf dem Boden. Er konnte sich nicht mehr halten. Er wollte Bobo doch aber nicht...
Er jagte so schnell wie ein Blitz, Geifer hing ihm zwischen den Lefzen. Mit Blick auf Bobos rechtes Vorderbein schnellte er auf ihn zu. Würde er jetzt noch verfehlen?
Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Kachnik am 03.06.2016 16:00.
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Bobo war verstummt. Er beäugte den jüngeren Rüden von einem Stück Misstrauen geprägt. Irgendwas hatte der Kerl … er benahm sich reichlich komisch, ließ sich zu seltsamen Verrenkungen und Zuckungen verleiten und führte sich auf, als müsse er jeden Moment platzen. Dabei hatte er so viel doch noch gar nicht gefressen. Er ahnte nichts Gutes … er hatte sogar ein sehr schlechtes Gefühl … er fürchtete … Bobo machte sich Vorwürfe. Warum hatte er ihm so leichtfertig seine Beute überlassen? Er hätte sie ihm wegnehmen müssen. Es war einfach unverantwortlich. Der Graue schluckte. Mitleidvoll legte er den Kopf schief, als der Kerl, der sich Kachnik schimpfte, bitte nicht ausstieß. Oha … jetzt fand das Futter denselben Weg nach draußen, den es eben hineingegangen war. Er brachte sich ein Stück in Sicherheit und trat drei Schritte zurück. Bitte nicht auf sein Fell, ja? Er hatte erst neulich ein Bad genommen.
Obwohl ihm die Fluide dieses aufgebrachten Rüden fürs Erste erspart blieben, so übergab er sich doch auf seine Weise. Kachnik schrie … zeterte … knurrte. Natürlich war er wütend, das war ja auch ganz klar. Bobo machte sich schreckliche Vorwürfe. Warum hatte er nicht Acht gegeben? Er hätte wirklich besser aufpassen müssen.
„Hej … tu-tut mir Leid, Nik. Ich hätte es wissen müssen … Fischotter ist nicht für jeden Wolfsmagen geeignet. Wenn du willst …“ Er zögerte und deutete schlussendlich mit er Schnauze zur Seite, „dort drüben ist ein Fluss … der nimmt es auf …!“
Doch bei seiner ersten Schimpftirade beließ es der kleine Choleriker nicht. Er setzte noch einen drauf und schimpfte wirres Zeug. Bobo wollte sich zurückhalten … es war nicht nett, über ihn zu lachen. Er musste üble Magenkrämpfe haben. So was war nicht angenehm!
Trotzdem konnte er nicht anders, als abgehackte Lacher ertönen zu lassen. Streng genommen war Kachnik ja auch ein bisschen Mitschuld. Er hatte sich auf seinen Fischotter gestürzt; es war also nicht so, dass er ihn dazu gezwungen hatte dieses gammelige Stück Fleisch zu futtern. Aber er war halt noch jung. Kein Grund ihn dafür an den Pranger zu stellen.
Und nachdem er sich völlig in Rage gebellt hatte, konnte er dann doch nicht anders, als einmal in lautes Gelächter auszubrechen. Der Junge war wirklich komisch. Man mochte meinen, der Otter hatte sich in seinem Innern wieder zusammengesetzt und nagte nun an seinen Organen, statt umgekehrt. Vom Hirn des Burschen hatte er schon ein ordentliches Stück abgebissen. Vielleicht litt er ja unter Fieberträumen?
Und dann war es so weit. Kachnik sprang vor und … jetzt kam es. Nein, doch nicht. Er musste nicht kotzen. Er schnappte viel mehr spielerisch nach seinem Lauf. Wie ein kleiner Junge, der sich köstlich amüsierte, sprang er beiseite und wich aus.
„Ich verstehe … du willst spielen. Aber nicht zu stürmisch, junger Freund. Sonst sagt der Otter nachher doch noch einmal guten Tag.“
Grinsend blieb er an seinem neuen Fleck stehen und wedelte freudig mit der Rute. Der Jüngling gefiel ihm langsam. Gesellschaft hatte er schon lange nicht mehr gehabt und schon gar nicht von solch einem grünohrigen Bürschlein.
„Schon gut …. Fischotter ist wirklich nicht die erste Wahl. Du hast Recht. Lass uns nach etwas Besserem schauen. Vielleicht erbeuten wir ja zusammen was Richtiges … mir jedenfalls brummt noch immer der Magen ...“
Damit drehte er sich um und tat drei Schritte auf eine kleine Erhebung. Von dort lugte er in die dunkler werdende Landschaft.
„Das ist genau die richtige Zeit … die Rehe beginnen gerade ihre Wanderung. Wenn wir Glück haben, erwischen wir eines vor Einbruch der Nacht.“ Er drehte sich zu ihm um und zwinkerte ihm zu. „Mit Reh im Magen schläft es sich deutlich entspannter, kannste mir glauben.“
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Und...Jep...Er verfehlte. Warum musste dieser Kerl auch so weit ausweichen? Ansonsten waren seine Kontrahenten allein durch Kachniks Präsenz so erzürnt, dass sie wie blind auf ihn zustürzten. Auf diese Weise konnte Kachnik leicht siegen. Aber wenn Bobo auswich...dann verlor er ihn aus den Augen...und...ach...Kachnik gab auf. Er setzte sich auf seine Hinterläufe und warf Bobo ein paar feindselige Blicke zu. Zumindest hatte Kachnik nun seine Tobsucht einigermaßen unter Kontrolle. Er zuckte mit einem Ohr und betrachtete Bobo zum ersten Mal in Ruhe. Irgendwie sah er doch...ein wenig...wie sein Vater aus. Das gleiche grau gemusterte Fell, diese Augen...ja...der könnte glatt als Bruder von Fiero durchgehen. Onkel...Bobo. Klang doch ganz nett. Aber abgesehen davon waren die beiden doch zwei vollkommen gegensätzliche Wölfe.
"Onkel Bobo..."
Sein Blick schweifte in die Ferne zur aufschlagenden Sonne, dessen Blut sich schon am Himmel ausbreitete. Vater, Mutter, Schwe...Nein! Vater, Mutter. Er vermisste sie so. Er murmelte ein kurzes Gebet:
"Großer Namenloser, der du über uns alle wacht. Grüße bitte meine Eltern im Reich der Toten. Danke, dass du mir diesen netten Onkel geschickt hast."
Und je länger Kachnik Bobo beobachtete...der war doch recht...drollig. Vielleicht sollten sie ja zusammen arbeiten? Was schlug Onkel Bobo gerade vor? Jagen? Rehe? Klang gut. Bobo war ein guter Wolf, anders als Kachnik...Er schaffte es, dass Kachniks Wut weg war, obwohl Bobo noch keinen einzigen Kratzer davongetragen hatte. Er war ein besonderer Wolf und irgendwie auch...witzig. Er präsentierte ihm seine Idee.
"Onkel Bobo? Ich habe nachgedacht. Ich denke, dass du mir noch nützlich sein könntest, darum werde ich dich nicht töten. Zumindest vorerst. Ich meine, wir könnten gemeinsam jagen und ein gemeinsames Revier haben. Vielleicht kann ich uns auch ein paar Weibchen aufgabeln. Vielleicht gründen wir auch irgendwann ein Rudel...Wie wärs?"
Kachnik betrachtete Onkel Bobo aufmerksam und ruhig. Er hoffte jedenfalls, dass er wenigstens in etwa in die richtige Richtung sah. Er versuchte so freundlich wie möglich dreinzuschauen, aber es fiel ihm schwer. Er wedelte leicht mit dem Schweif. Das war doch eine hübsche Idee, nicht?
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Unruhig trippelte der Graue auf der Stelle herum. Er wollte endlich los und sich auf die Suche nach der vielversprechenden Beute machen. Es behagte ihm nicht hier ausharren zu müssen, während sich ihnen weiter drüben die Chance auf ein viel größeres Mahl bot. An Fischottern zu nagen, die noch dazu Magenkrämpfe zur Folge hatten, war nicht das Wahre. Es musste doch noch was anderes geben … zusammen hatten sie eine echte Chance auf Erfolg. Blieb natürlich noch zu hoffen, dass sein jüngerer Freund schon etwas Erfahrung im Jagen hatte. Wenn er sich die Beute des öfteren einfach nur nahm, statt selbst etwas dafür zu tun, so mussten sie tatsächlich bei null anfangen. War er jedoch ein halb so guter Jäger, wie er sich als großer Kämpfer gab, so war ihnen ein ausgiebiges Abendmahl gewiss. Seine Rute zuckte. Und als plötzlich die Anrede Onkel Bobo ertönte, stand ihm der Schreck ins Gesicht gemalt. Wie …? Onkel? Oh nein … hoffentlich wurden seine Ohrinnenseiten jetzt nicht knallrot. Er duckte sich leicht vor so viel Rührung und legte die Ohren an. Onkel … Bobo … so hatte ihn noch nie jemand genannt. Ein großes Gefühl der Wehleidigkeit legte sich über seine schroffe Seele. Hoffentlich meinte er das ein bisschen ernst. Bobo war sich noch nicht so sicher, was von dem, was er von ich gab, der Wahrheit entsprach und was er nur so daherwuffte. Einige Dinge schienen ihm jedenfalls an den Schopfhaaren herbeigezogen. Und als nächstes ertönte noch eine seltsame Ansprache, von der er jedoch nicht jeden Laut verstand. Was meinte er da …? Mit wem tauschte er sich da gerade aus? Litt er etwa unter reiner Art multipler Persönlichkeitsstörung? Er wusste es nicht. Er verstand es nicht und er ahnte, dass es ihn nichts anging. Das einzige, was ganz deutlich herausstach war meine toten Eltern. Und er ahnte nichts Gutes … offenbar hatte er ein schweres Schicksal hinter sich, dass er so auftrat … fast hatte er so etwas vermutet. Bobo tat so, als hatte er davon nichts mitbekommen. Zu früh, so meinte er, war es, um solch persönliche Angelegenheiten zu hinterfragen.
Und gerade schritt der Graue los, da wandte sich Kachnik wieder an ihn. Oh man, das war ja zum Steine erweichen. Der Junge war wirklich ein kleiner Goldschatz. Wie er mit ihm umging … er wusste nicht, ob er so viel Güte verdient hatte …. sah man einmal über seine kleine Power-Ranger-Persönlichkeit hinweg, die er offensichtlich wie ein schützendes Schild vor sich hielt, um nicht als der verletzliche junge Wolf aufzutreten, der er vielleicht ... vielleicht in seinem tiefsten Innern sein mochte. Also lachte er überspielend und gab Antwort, begleitet von einem amüsierten Grinsen.
„Na da hab ich ja noch mal Glück gehabt. Lass deinen Blutdurst lieber an unserem Reh aus … es wird uns nützen“, meinte er und lächelte freundlich. Seine fernen Zukunftsvisionen schienen ihm zwar noch etwas wage, doch er schätzte es, dass der junge Bursche ihn fürs Erste zu akzeptieren schien. Vielleicht wurde ja noch einmal ein richtiger Held aus ihm. An Selbstbewusstsein würde es ihm bestimmt nicht fehlen.
Die Zwei arbeiteten sich durch hohes, vertrocknetes Gras und dichtes, teilweise dorniges Gestrüpp zu einer Lichtung vor. Weiter drüben, am anderen Ende der Lichtung, die sich wie ein offenes Feld vor ihnen erstreckte, konnte man eine Herde aus Rehen sehen. Die Tiere bereiteten sich auf den nahenden Winter vor und grasten am Rand des Deckung bietenden Waldes. Noch schienen sie nichts von den beiden Jägern zu ahnen … sie gingen ruhig ihrer Beschäftigung nach und hatten die Häupter dicht über dem Erdboden.
Bobo wandte sich vertrauensvoll und mit gesenkter Stimme an den Jungen.
„Pscht … jetzt bloß keinen Mucks … wir wollen den Rotbraunen doch nicht die Überraschung verderben …“
Nach dieser kleinen Warnung, die ihnen das Abendmahl sichern sollte, schlich er sich weiter durch das hohe Stroh. Sein Blick haftete zielgenau auf den nichts ahnenden Tieren. Ein letztes Mal drehte er den Kopf zu seinem Begleiter um und instruierte ihn über ihr weiteres Vorgehen.
„Das Beste ist“, meinte er leise, „wir nähern uns zangenartig von zwei Seiten. Du stürmst von dort drüben heran und ich von hier. Aber bewege dich so leise wie möglich durch die verräterische Botanik. Kein Laut! Wenn ich das Zeichen gebe, schießen wir los und schnüren ihnen die Fluchtwege von beiden Seiten ab. Wir nehmen das Reh, das ich zuerst attackiere, in Ordnung?“
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Kachnik
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Nun, Bobo schien mit Kachniks Vorschlag einverstanden zu sein und sie beide hockten nun gegenüber einer Herde Rehe. Doch mussten es Rehe sein? Er hatte, seitdem er seine Eltern verloren hatte, keinen Bissen Rehfleisch mehr zu sich genommen. Selbst als sie lebten hatte er kaum je eines zu Gesicht bekommen. Aber die waren doch auch so schnell! Kachnik konnte sich zwar sehr gut an die Tiere anschleichen, jedoch kam er nie nah genug heran. Und wenn die Tiere erst aufgescheucht waren, da sah er nur noch eine rotbraune Wolke dem Horizont entgegengleiten. Er könnte ihnen nachrennen...vermutlich wäre er sogar schnell genug, allerdings hatte er sich nie die Mühe gemacht.
Wenn es nun dunkel wurde...dann sah er so gut wie gar nichts. Er hätte bei seinem Idee eher daran gedacht, dass Onkel Bobo das Jagen übernehmen würde. Verzweifelt huschte sein Blick über das Feld. Vor ihm konnte er halb verdeckt durch das gelbe harte Gras den grauen Hintern von Bobo ausmachen. Er flüsterte Kachnik etwas zu, aber dieser konnte nur mit halbem Ohr zuhören. Zwei Seiten? Wer sollte wo rüber? Kachnik? Welches Reh sollten sie jagen? Welches Zeichen? Das einzige was er eindeutig verstand war, dass er leise sein sollte. Gut. Das ließe sich machen.
Nachdenklich scharrte er in der Erde herum. Aber wenn die Rehe vorher schon wegrennen würden, müsste Kachnik sich später nicht mehr zum Affen machen. Er könnte einmal laut aufjaulen, aber danach wäre Onkel Bobo wütend auf ihn. Na gut, das ließ er lieber. Währenddessen beobachtete er weiterhin diese braune Masse, die sich langsam über das Feld ergoss...äh gut...das klang ein wenig eklig. Aber Kachnik konnte wirklich beim besten Willen kein einziges Reh erkennen. Kachnik schaute auf seine Pfoten, doch da bemerkte er, dass Bobo auf etwas zu warten schien. Oh, wahrscheinlich sollte ER SELBST auf die andere Seite gehen. Etwas schnürte sein Herz zusammen. Kachnik konnte doch nicht jagen! Das konnte Bobo ihm nicht antun! Es wäre Kachniks Schuld, wenn sie heute Nacht hungern müssten. Also er selbst hatte nach dem Otter keinen Hunger mehr, aber Bobo vielleicht...Mit einem Seufzen drückte er schließlich seinen Bauch dichter an den Boden und schlich durch das hohe Gras, wobei er möglichst versuchte die schaukelnden Bewegungen der Halme und deren raschelnden Geräusche auf das Geringste zu reduzieren.
Nach einer ganzen Weile war er endlich da. Er gab Onkel Bobo mit dem Schwanz ein Zeichen, dass er angekommen war. Die Rehe aber durften ihn nicht bemerken. He! Wo war Bobo eigentlich? Er hatte vollkommen die Orientierung verloren. Wenigstens war ihre Beute noch in seinem Blickfeld. Irgendwann würde der Graue ja hervorschießen und wenn er dann losrannte würde Kachnik ihn sicher sehen. Vielleicht aber könnte Kachnik auch so tun als würde er ihn eben nicht sehen, denn dann...Ach, wie feige er doch war! Er würde mitjagen und damit basta! Doch wie konnte Kachnik sich so sicher sein, dass der andere Kerl jagen konnte? Kachnik musste ihm wohl oder übel vertrauen. Er bereitete sich auf den baldigen Angriff vor. Doch was war das? Ein Regenwurm? Was machte der denn hier? Oh ja, er hatte ja eben wieder die Erde aufgescharrt. Neugierig inspizierte Kachnik nun den Wurm, wie er aus der Erde kroch und warf ihn darauf auf dem Boden herum. Würden wirklich zwei Würme entstehen wenn er diesen einen in der Mitte durchbiss? Auf einmal landete der Wurm zwischen den kurzen Gräsern. Er hatte eben noch versucht ihn zu fangen, da purzelte Kachnik auch schon aus den Gräsern. Blitzschnell drehte er sich wieder auf den Bauch und rappelte sich auf. Da war der Wurm! Er jaulte erfreut auf. Doch als er sogleich die neue Situation erfasste, erstarrte er und wurde auf einmal mucksmäuschenstill.
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Er behielt die Beute genaustens im Blick. Bevor er zuschlug, wollte er ihre Bewegungen, ihren Herdentrieb und ihre Zusammengehörigkeit optimal studieren. Wenn er sich jetzt keine Mühe gab, würde der Junge sicher nie wieder eine Jagd mit ihm durchführen. Dabei wäre es schade gewesen. Nicht nur wegen der halbierten Chance auf Beute, denn er hätte sich fortan wieder allein auf die Jagd begeben müssen, sondern vor allem um ihn, den jungen Kachnik. Bobo glaubte an das Potential, das in ihm steckte und dass er die von ihm so viel gepriesenen Kräfte nutzen konnte, um sich durchs leben zu schlagen. Ihm fehlte es bisher nur an Feingefühl, aber das war alles eine Frage der Übung. Wenn er ihm helfen konnte etwas zu lernen und dabei selbst noch einen Vorteil genoss (nämlich größere Beute) dann war es ihm das allemal wert.
Offenbar war Kachnik bei seinem Versteck angekommen … dann konnte es allmählich losgehen. Die Nase das grauen Wolfs lugte flach über die spitzen der gelben Grashalme. Der Geruch dieser Tiere bescherte ihm ein ausgedehntes Hungergefühl. Hoffentlich hörten die Pflanzenfresser das Gluckern seines Magens nicht. Der Rüde musste sich jetzt entscheiden. Arbeitete er sich noch ein Stück näher heran oder versuchte er sein Glück von hier aus? Zwar waren sie, die Wölfe, gut im lautlosen Fortbewegen, doch das Anpirschen oblag mehr den Katzen. Er tat also gut daran bei seiner Profession zu bleiben und sich nicht durch falsche Selbsteinschätzung zu übernehmen. Er musste doch ein gutes Vorbild für den Jungen abgeben.Noch während der Wolf nachdachte, wie er es am besten anstellte … da stellte er mit Erschrecken fest, dass eines der Rehe den Kopf vom Grasen hob und sich bedächtig umschaute. Was … war geschehen? Nun rissen auch die anderen den Kopf hoch. Irgendetwas hatte sie aufgeschreckt … Zwar sah Bobo dort, wo Kachnik sein musste, ein paar Grashalme wippen, doch das allein konnte sie beide unmöglich verraten haben. War es der Wind? Unwahrscheinlich. Irgendetwas hatte sie aufgeschreckt … also los. Um die Chance nicht ganz zu verpassen und alles umsonst gewesen sein zu lassen, stürmte der Rüde los. Er preschte, so schnell er konnte, über die offene Lichtung und direkt auf die Herde zu. Doch nicht erst seit jetzt eben waren die Tiere in Alarmbereitschaft versetzt. Sie hatten durch die frühe Warnung bereits einen beträchtlichen Vorsprung. Also zwang sich der Graue zu mehr Anstrengung. Er musste seine Läufe zwingen noch schneller, noch schneller und noch schneller zu rennen. Kostete es was es wollte. Tatsächlich erreichte er das kleinste der über vier Rehe. Es würde für sie beide allemal reichen und ihre Bäuche sattmachen. Fest entschlossen, das Tier nicht entkommen zu lassen, schnappte er nach seiner Wade … doch da … übersah er eine herausragende Wurzel am Rand des Waldes, in den sich die Herde zu flüchten versuchte. Er wusste, entkamen sie hier drin, war alles umsonst. Doch durch den Stolperakt wurde ihm seine Geschwindigkeit zum Verhängnis. Der Wolfskörper überschlug sich mehrmals und prallte mit einem dumpfen Schlag gegen eine Birke. Das Ende der Jagd kam ebenso überraschend, wie sie begonnen hatte. Ächzend und völlig benommen blieb der gedemütigte Jäger neben dem teilnahmslosen Baum liegen … seine Läufe zuckten, die Augen blinzelten unrhythmisch. Die Herde Rehe aber, munter und lebendig wie nie zuvor, verschwand in Form kleiner brauner Punkte inmitten des Meeres aus Bäumen …
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Seine Beine schienen sich in der harten Erde zu verwurzeln. Keinen Schritt vermochte er noch zu tun. Zugleich spürte er aber auch jede Regung der Erde. Er spürte das leichtfüßige Traben der Rehe und das fast schwerfällige Hetzen von Onkel Bobo. Er spürte allerlei schlafendes und wühlendes Getier im Boden umhertreiben. Er spürte, dass sein Onkel es nicht würde schaffen können die flinken Tiere einzuholen. Kachnik, unfähig sich zu rühren, versank in Scham. Was hatte er denn nun wieder angestellt? Er war doch kein Welpe mehr. Er hätte den Wurm lassen sollen, in der Erde wo er hingehörte. Es war wirklich deprimierend. Da drüben vermischten sich die Tiere mit den Brauntönen des Waldes, während er ihnen dämlich hinterherglotzte, und auch Bobo war schlagartig weg. Moment! Was...? War er hingefallen oder spielten Kachniks Augen ihm einen Streich? Doch, doch...Kachnik musste bei diesem Gedanken leicht grinsen. Er wäre dann wohl nicht der einzige, auf den die Erde eine magische Anziehungskraft ausübte. Doch zu seinem Bedauern hatten die beiden äußerst tüchtigen Jäger nun überhaupt keine Chance mehr auf Beute.
In diesem Moment wurde Kachnik klar, dass er hätte vorrennen und die Rehe wieder zu Bobo hätte lenken können, wäre er nicht hier stehen geblieben. Na ja, die Rehe waren nun jedenfalls über alle Berge. Und es war zu seiner Bestürzung allein seine Schuld! Wie doof! Am liebsten wäre er weggerannt oder hätte sich für immer in der tiefen kalten Erde vergraben, wie ein Regenwurm. Aber das wäre feige...Moment mal, den Regenwurm könnte man doch noch essen? Er wand sich noch immer zwischen seinem lockeren Biss. Kachnik kaute auf dessen erdigen Körper herum. Darauf verzog er angewidert sein Gesicht und spuckte die Überreste zu Boden. Widerlich! Kachnik kauerte sich verzweifelt zwischen die Gräser und schnappte willkürlich nach den großen Grasbüscheln und zerrte bis sich ihre Wurzeln lösten. Die Erde klebte ihm auf der Zunge. Es war zwecklos. Was hatte er nur getan? Bobo würde ihn dafür sicher den Pelz vom Leibe reißen. Kachnik hätte sich nie auf diesen Kerl einlassen sollen. Es war reines Unglück gewesen. Er sollte sich Bobo am besten nie wieder zeigen! Aber...Bobo war weiterhin sein Onkel und Onkels verlässt man nicht, oder? Aber seine Schwester hatte ihn selbst damals verlassen. Es war ein kurzer, wenn auch schmerzvoller Abschied gewesen. Bobo kannte er wenigstens noch nicht lange. Wieso sollte er es seiner Schwester nicht gleichtun?
Kachniks Augen wurden gerade müde und erhielten einen traurigen Schleier, als ihn plötzlich der Drang befiel für Bobo doch noch etwas zu jagen. Es wäre...gerechter. Welche Tiere kämen denn in Frage? Welche wachten bei Blutsonne? Da wären...Rehe...Kaninchen...Füchse...Marder...was noch? Wildschweine vielleicht...oder waren es Dachse? Er kannte sich da nicht so aus. Und wo blieb eigentlich Bobo? Hm...was er wohl gerade tat?
Kachnik widmete dem verblassenden Blut der Sonne, das sich hinter den dunklen Häupter der Bäume am Himmel wölbte, einen kurzen Blick, da tappte er schon durch das weite Feld in eine beliebige Richtung. Wo waren sie, die Tiere? Er musste still sein, horchen und wittern. Kommt nur aus euren schäbigen Löchern und zeigt euch mir! Kachnik bleckte die Zähne. Silbern glänzten sie im dunklen Licht. Er tappte ruhig durch das hohe Stroh. Er roch nur sich selbst, die Erde und den Wald. Hören tat er nur die Vögel und Insekten. Wo konnte die Beute nur sein? "Namenloser! Erbarme dich und führe mich zu einem Dach...", setzte er an, als er auf einmal den Boden unter einer seiner Pfoten verlor und sogleich in ein tiefes sandiges Loch im Boden trat. Bewahre! Ein Bau? Er schnappte hörbar nach Luft und zog seine Pfote erschrocken an seine Brust. Hier lebte doch nicht wirklich ein...?
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Wie ihm der Schädel brummte … es fühlte sich an, als hatte jemand Musik auf ihm zu machen versucht. Der Graue hob den Kopf etwas an und blinzelte in seine stumme Umgebung. Stumm? Moment … hörte er dort nicht Stimmen? Wenn er genau hinsah -so genau das in seinem Zustand ging- dann erkannt er auch braune Flecken. Braune Flecken? Das mussten Tiere sein.
„Seht mal, der große Jäger hat sich hingelegt.“
„War wohl ein bisschen müde geworden auf seiner Jagd.“
„I wo. Ich sag' es euch“, mischte sich eine dritte, junge Stimme ein. „Er hat den Baum geknutscht und ist vor Liebesgefühlen in Ohnmacht gefallen!“
Ein chorales Gelächter , zeugte von einem amüsierten Publikum. So sehr sich Bobo auch anstrengte, die Verursacher zu erkennen, es blieb nichts als ein Spiel aus unscharfen Farbklecksen. Welches Rudel machte sich so hemmungslos über ihn lustig? Woher kamen sie? Und wo … war Kachnik?
„Das nächste Mal belassen wir es lieber bei der Käferjagd, nicht wahr, großer Jäger?“
„Genau. Es scheint ganz so, als reichten deine Jagdkünste tatsächlich auch nicht für viel mehr als auf die Jagd nach einem Hirschkäfer, Großmaul.“
Erneutes Gelächter. Bobo wollte ausschlagen, die Stimmen verstummen lassen. Doch sie wichen aus.
„Oho, seht mal … er findet zurück zu alten Kräften.“
„Kraft allein macht aber noch keinen guten Jäger, Bobochen.“
Jetzt hatte er aber genug: „W-woher … wo-woher …?“
„Wwwo! wooo! Her! … hihi. Du bist doch schon im ganzen Tal berühmt für deine Jagdkünste, Bobo. Die einzigen, die sich wirklich vor dir fürchten müssen sind die Bäume!“
„Immer an den Wehrlosen auslassen, nicht wahr? Was kann die arme Birke dafür, dass du nicht gucken kannst? Hast du sie nicht rufen hören?“
Rufende Birken? So weit kam es ja noch. Langsam wurde sein Bild schärfer. Doch … was bot sich ihm da? Eine … Herde Rehe?
„Lasst uns weitergehen. Wir haben schon genug Zeit verschwendet an diesen Idioten. Sonst schlagen wir selber noch wurzeln ...“
Noch während sich die Beutetiere, die vermeintlichen, langsam und in aller Ruhe in den Wald zurückzogen, suchte er nach seiner Fassung wie ein Mauwurf nach seiner Sehhilfe. Er konnte nicht glauben, was sich ihm eben … ohh, sein Kopf. Es fühlte sich an, als wollte er jeden Moment in tausend Scherben springen. Doch das entfernter werdende Gelächter breitete sich in ihm wie ein wellenartiger Schmerz aus …
Und während seine Beine zuckten und die Augen hilflos umherrollten, da drang es aus einem Maul, leise und wimmernd …
„Kach- … Kachnik … Kach- ...“
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Seine dürren Beine waren vom langen Wandern fast vollkommen versteift und bogen sich wie tote Äste unter ihm. Auch die Kraft in seinen Schultern ließ allmählich nach. Doch nun strömte neue Hoffnung durch seinen müden Körper Er hatte es geschafft. Irgendwo hier unten lebte, dem frischen Geruch nach zu urteilen, ein Dachsweibchen. Danke Namenloser! Wenn er Glück hätte würden Bobo und er sich heute an deren fetten Fleisch laben können. Wobei...das war seine eigene Beute...Bobo musste nichts davon wissen...Kachniks Shweif zuckte unsicher. Nein, diese eine Mahlzeit war er Bobo schuldig. Der deftige Duft des Dachses dröhnte durch die leichte kühle Luft, wie die lauten Flügel einer Libelle und versprach eine Nacht ohne Hunger und knurrenden Magen. Eine potenzielle Mahlzeit. War sie im Bau oder draußen? Wenn sie sich in ihrem Heim verschanzte, würde Kachnik womöglich Bobos Hilfe benötigen. Am besten er würde ihn suchen gehen. Auch wenn der verlockende Duft ihn hier festhielt, konnte er sich nach einer Weile losreißen.
Seine Gedanken waren voll mit Dachsblut und Knochen, als er orientierungslos durch die Gräser taumelte, die ersten Sterne über sich. Er vergaß fast, was er suchte, als er merkte, wie sich hohe Schatten über seinen Pelz legten. Bäume. Neben ihm wucherten wieder Bäume. Irgendwie bedrängend, wenn man bedachte, dass sie sich ihm regelmäßig in den Weg stellten und Kopfschmerzen bereiteten. Er zischte so gut wie jedem einzelnen persönliche Beleidigungen zu, während er sich einen Weg durch das dichte Gestrüpp bahnte.
Wo blieb denn nur Bobo? Er könnte doch nicht weit sein? Wäre er wütend, wenn er Kachnik sah? Aber Kachnik konnte ihm eine frohe Dachsbotschaft verkünden. Er konnte alles wieder gut machen! Er grinste stolz in die Dunkelheit hinein. Er hatte sich die Richtung gemerkt, in die es zum Bau ging. Es konnte nichts mehr schief laufen, rein gar nichts. Er war rundum glücklich, als er eine leise Stimme wahrnahm. Erschrocken hielt Kachnik die Luft an und zuckte aufgebracht mit den Ohren. Es war ein wimmerndes, hilfloses Geräusch. War es nicht sein Name, der da in sein Gehör wehte? Sein Nackenfell sträubte sich. Das war doch...Bobo? Hatte er sich etwa verletzt? Kachnik rümpfte angewidert seine Schnauze. Wie schwach und welpenhaft der Kerl doch war! Er ortete die Stimme und trabte zielstrebig auf sie zu. Er kniff die Augen zusammen...da bewegte sich doch jemand. Als er näher trat, bot ihm ein gruseliges Bild. Erst auf den zweiten Blick erkannte er diesen Haufen Fell als Onkel Bobo. Er lag auf der Erde, aber schlafen tat er nicht. Tot war er natürlich auch nicht. Kachnik nahm zuckende Bewegungen im fahlen Licht war. Seine Beine und Augen gehorchten ihm anscheinend nicht mehr. Sein Gesicht schien unnatürlich von Schmerz verzerrt. Erbärmlich...Der konnte seine Leiden ja überhaupt nicht verbergen! Konnte der nicht still liegen? Oder wollte er absichtlich auf sich aufmerksam machen, dass Kachnik ihn fand? Aber das Wimmern hätte er doch wohl unterlassen können! Interessiert beobachtete Kachnik ihn eine Weile, versteckt hinter einem breiten hellen Baumstamm, mit einem zarten Lächeln im Gesicht. Dann schüttelte er sich. Was stand er hier noch tatenlos herum? Vermutlich brauchte Onkel Bobo Hilfe! Schließlich trat er hervor. Seine Stimme klang heiser und ungewollt genervt, als er ihn fragte:
"Bobo...Alles...in Ordnung?"
Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Kachnik am 13.06.2016 22:01.
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Sein Kopf fühlte sich an wie eine auf den Boden aufgeschlagene Pflaume. Als er langsam die Augen öffnete und der Welt entgegenblinzelte, zeichnete sich ein Spiel aus bunten Farbklecksen ab. Wie lange war er weg gewesen? Er hatte kein Gefühl dafür … Doch als er die Stimme des jungen Rüden vernahm, konnte er sicher sein, wirklich wieder im Hier und Jetzt zu sein. Seine Lefzen verzogen sich zu einem schüchternen Grinsen. Er hatte es wohl verbockt, richtig? Eigentlich wollte er nicht wissen, wie es aussah, da er da so lag. Ob sein Kopf blutete? Welchen Anblick mutete er Kachnik zu? Langsam und mit viel Mühe befehligte er seinen Läufen, sich hinzustellen. Es war eine Schmach, wie diese Jagd geendet hatte. Bobo arbeitete sich auf seine Läufe und stemmte den Leib hoch. Als er endlich stand, drehte sich noch immer alles. Er wusste, dass er so nicht jagen konnte. Dabei spielte das keine Rolle, denn die Rehe waren eh längst weg.
„Tut mir Leid … mein Kleiner … wir werden wohl heute mit leeren Mägen schlafen müssen.“
Bobo hatte ein sehr schlechtes Gefühl. Er hatte sich doch vorgenommen dem jungen Rüden zu zeigen, wie man große Beute erlegte. Doch er hatte auf ganzer Linie versagt … es deprimierte ihn zutiefst. Nur knapp ließ er seinen Blick über Kachniks Augen schweifen. Es war nicht leicht für ihn, das einzugestehen.
„Wir sollten es morgen wieder versuchen. Heute … bringe ich nichts mehr zustande.“
Mit einem müden Lächeln, fast etwas entschuldigend, denn er sah sich in der Verantwortung für dieses Malheur, ging er ab. Den Grauen zog es ins Dunkel des Waldes, wo er sich ein sanftes Plätzchen im weichen Moos suchen und dort den Rest der Nacht verbringen wollte. Hoffentlich, so dachte er, war dies kein schlechtes Omen. Es reizte ihn, dem Jungen etwas beizubringen. Doch der erste Abend ihrer kleinen Ausbildung war ordentlich daneben gegangen. Wenn Kachnik an diesem Tag etwas gelernt hatte, dann hoffentlich, Nachsicht mit seinen Artgenossen zu haben. Er konnte es brauchen.
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Bobo kam anscheinend zu sich. Das war auch gut so. Jedenfalls schärfte Kachnik sich ein, dass es gut war. Mehr denn je machte der Graue den Anschein ein alter Taugenichts zu sein. Wie der sich aufhievte... Der Boden keuchte nahezu unter Kachniks Pfoten. Er hob seine verletzte Pfote leicht an und zog sich verärgert einige Schritte zurück. Die Rehe waren weg. Natürlich hatte Kachnik sie beide erst in den Schlamassel hineingeritten, aber eigentlich lastete die Schuld doch auch an seinem Onkel. Irgendwie...
Onkel Bobo schien es zu schwindeln, dann raffte er sich anscheinend zu ein paar Worten auf. Ihm tat es leid. Dass sie mit leeren Mägen schlafen würden. Nein. Das würden sie nicht tun! Es kam ihm entsetzlich lange her, als die Sonne noch über ihnen hing und er den Fischotter verspeiste. Sein Magen grummelte kleinlaut. Er würde es sich nicht bieten lassen einen weiteren Tag hungrig in den Schlaf sinken. Die Begegnung mit Onkel Bobo. Es sollte ein Neuanfang sein. Ein freudiger Neuanfang, kein hungriger.
Er senkte seinen Kopf wieder näher zum Boden. Er gab ihm seine Sicherheit zurück. Langsam schwenkte er den Kopf und versuchte Gestalt und Geruch seines...Jagdkollegen...auszumachen, jedoch ohne Erfolg.
"Dachs...", murmelte Kachnik leise, in Gedanken versunken.
Als Bobo plötzlich wieder das Wort erhob, zuckte der Halbblinde zusammen. Was war los? Morgen, sagte er, morgen würden sie es wieder versuchen. Versuchen. Wie dieses Wort klang! Es triefte vor Unwissen und Unsicherheit. Morgen würden sie es noch einmal versuchen? Diesen Tag hatte der Graue wohl aufgegeben. Aber der Dachs...
Fassungslos merkte er Schritte. Onkel Bobo ging weg. Onkel Bobo war ein müder, alter Wolf geworden. Müde, alte Wölfen wollten für gewöhnlich schlafen. Instinktiv folgte er seinem Geruch.
Ihn übermannte allmählich ebenfalls die Müdigkeit. Die Müdigkeit verdrängte seinen Hunger ein wenig, der schon wieder in ihm nagte. Er leckte sich schläfrig über die Schnauze. Der Dachs kann warten. Aber wenn die dunkle Zeit erst vorüber wäre, würden sie sich die Bäuche vollschlagen! Kachnik unterdrückte ein Gähnen und trottete mit geschlossenen Augen weiter durch die Finsternis.
"Ich weiß immer noch wo er ist. Morgen werde ich ihn wiederfinden."
Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Kachnik am 26.06.2016 10:54.
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Als sich die Beiden am nächsten Morgen erneut auf die Suche nach etwas Bejagbaren machten, trabten sie locker lässig nebenher. Sie überwanden dabei laubbedeckte Wurzeln, die sich wie Drachen durch den schwarzen Boden windeten und hinterließen weiche Abdrücke auf dem angefressenen Laub, die sich sogleich zurückentwickelten. Die Landschaft zog mehr oder weniger stumm an ihnen vorüber. Nur die Vögel zwitscherten aufgeregt, als wollten sie einander berichten: der Winter war nicht mehr weit.
Bobo fragte sich heimlich, wie die Zukunft seines kleinen, übermütigen Begleiters aussehen würde. Doch um sich genauere Vorstellungen über die Zukunft des Wolfs machen zu können, musste er sich erst einmal mit seiner Vergangenheit auseinandersetzen. Wer war er und wo kam er her? Was hatte ihn zu einem Wolf gemacht, der besser erst einmal angriff statt vorzutasten, der sich als starken Krieger gab, statt als einfühlsamen Mitwolf seiner Zeit? Irgendetwas musste vorgefallen sein, dass Kachnik so dachte, dass er so war, wie er war. Und wie er solche Geschöpfe einschätzte, die immer nur stark waren und niemals auch nur eine Träne vergossen, würde er ihm eine ausgewachsene Lüge an die Birne knallen, wenn er ihn danach fragte. Er musste es also anders anstellen.
„Offenbar haben die Beutetiere heute ihren freien Tag“, meinte er beinahe ausweichend, ging man dabei von seiner wahren Intention aus. Er hatte sich viel zu viel mit seinem leeren Magen befasst und darüber hinweg irgendwie außer Acht gelassen, sich erst einmal näher mit seinem Schützling zu befassen, der ihn so vielsagend „Onkel Bobo“ titelte und zu den Stärksten gehören wollte. Ein Widerspruch vom Grund auf. Bevor er ihn überhaupt mit auf eine verantwortungsvolle Jagd, bei der so vieles schiefgehen konnte, nehmen durfte, sollte er sich erst einmal über de Hintergründe Kachniks klar werden.
„Du musst entschuldigen“, fuhr er fort und sah sich nur dann und wann für einen Augenblick zu seinem Begleiter um. „… dass das gestern in solch einem Desaster geendet hatte. Aber da wo ich herkomme, sah man es immer als das Beste an so zu jagen. Einer von links, einer von rechts und dann zack ...“ Er hielt für einen Moment inne und betrachtete den Jüngeren abschätzend. „Vielleicht sollten wir heute mal so rangehen, wie ihr das immer gemacht habt.“
Ein warmes Lächeln sollte ihn darin bestärken, etwas über sich und seine Vergangenheit preiszugeben. Wenn es da irgendetwas gegeben hatte, das aus ihm den Wolf der Unbesiegbaren gemacht hatte, dann hatte das seine Gründe. Dann war er verletzt worden und hatte sich womöglich geschworen niemals mehr wieder jemanden so nahe heranzulassen, dass er verletzt werden konnte … das zumindest redete er sich ein. Und während er umdrehte und bereits weitertrabte, im locker leichten Gang, schnurstracks durch den Laubwald, da kam es wie nebenbei aus ihm …
„Wie habt ihr es denn gemacht, wo du herkommst?“
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Kachnik
Doppel-As
Alter
1 Jahr
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Geschlecht
Rüde
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Größe & Gewicht
79cm & 46kg
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Dabei seit: 21.05.2016
Beiträge: 112
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Er hatte schlecht geschlafen. Er drohte fast umzukippen, als er er neben dem großen Grauen dahintrabte. Der Hunger raubte ihn den letzten Nerv. War es richtig gewesen bei Bobo zu bleiben? Er nahm sich vor auf seinen Weg zu achten, anstatt über solch belanglose Fragen zu grübeln. Hatte er denn noch eine Wahl? Er hatte sich bereits entschieden. Wie sollte er denn jetzt noch aus der Situation flüchten? Sollte er einfach wegdüsen, gegen den nächstbesten Baum knallen und den Grauen denken lassen er wäre vollkommen irre?
Er starrte wieder konzentriert auf den von allerlei Blättern bedeckten Boden. Bald würde der Winter wieder ins Land schreiten mit all seiner Kälte und dem erbarmungslosen Hunger. Die Beute würde noch rarer werden als jetzt. Die Worte von Bobo rauschten an seinem Ohr vorbei wie der Wind an den Blättern. Sein Blick huschte zu ihm hinüber. Er witzelte herum und erkannte anscheinend nicht den Ernst ihrer Lage. Kachnik schwieg.
Er erklärte noch einmal ihre Jagd von gestern. Kachnik wollte es nicht noch einmal hören. Von niemanden. Und Onkel Bobo fragte, wie sie es gemacht hatten. Kachniks Blick huschte kurz zu seinem Gesicht. Moment! War das ein Lächeln? Ein Lächeln?! Was trieb diesen Wolf zu einem LÄCHELN? Spürte er etwa keinen Hunger? War er vielleicht sogar noch glücklich darüber, mit leerem Magen durch die Gegend zu streunen? Er zwang sich zu einer Antwort, während er ein paar Schritte weg von diesem Wolf machte. "Was geht dich das an?", knurrte er kaum hörbar, mehr zu sich selbst. Er dachte kurz nach. Ja, wie hatte er es eigentlich früher gemacht? Wie hatte seine Mutter es gemacht? Sein Blick blieb weiterhin am Boden kleben, wie er unter seinen Pfoten dahinfloss. Sie hatte ihn jeden Morgen mitgenommen. Seine Schwester blieb alleine im Bau. Sie waren manchmal weit gelaufen um ein nahrhaftes Tier zu finden. Aber meist blieben sie in der Nähe ihres Heims. Seine Mutter befahl ihm loszulaufen, als sie beide versteckt waren und Kachnik lief los. Es war ein Fuchs. Er mochte keine Füchse. Aber sie durften nicht wählerisch sein. Das sagte seine Mutter immer, jedes mal. So rannte Kachnik also hinter der roten Wolke hinterher. Er musste das Wesen zu seiner Mutter lotsen. Er kam nicht außer Atem. Er merkte, dass seine Mutter ihn insgeheim dafür bewunderte. Irgendwann spürte er hinter einem Gebüsch ihre Anwesenheit. Sie sprang hervor, meist direkt vor oder auf die Beute und der Fuchs war in der Falle. Rechts und links war Felsen. Gemeinsam stürzten sie auf den wehrlosen Fuchs und bemächtigten sich seines weniger schmackhaften, wenn auch sättigenden Fleisches. Die Hälfte ließen sie für seinen Vater übrig. Kachnik erinnerte sich noch zu gut an das eine Mal, als er mit der Schnauze seiner Mutter zusammenstieß. Seine Mutter hatte tagelang mit ihm geschimpft.
Er lächelte traurig in sich hinein. Schwer vorstellbar, dass er sie nie wieder so sehen konnte, nie wieder ein Wort mit ihr wechseln könnte... Sie war nun eins mit dem Wald. Er seufzte kurz. Dann gähnte er und entblößte dabei seine Zähne. Wann würde er sie endlich wieder in ordentliche Beute schlagen können? Keine Beeren, keine Mäuse, keine Käfer. Richtige Beute. Er schaute kurz auf und wich gekonnt einer Baumwurzel aus. Er horchte indes den gleichmäßigen Schritten von Bobo. Er wunderte sich immer noch wieso er diesem Fremden folgte. Und warum dachte er so viel über diesen Kerl nach? Anfangs hoffte er auf eine leichtere Jagd. Er dachte, er könnte sich zurücklehnen, während Bobo ihnen etwas Leckeres erjagte. Da hatte er sich wohl getäuscht. Es schien nicht so, als würden sie besonders erfolgreich sein. Doch die Jagd nach den Rehen gestern, war es nicht ein Anfang gewesen? Zum anderen hatte er bei diesem Wolf etwas gespürt. Etwas ganz und gar ungewöhnliches. Er schüttelte sich und hielt kurz an. Er wurde wieder ernst. Sollte er Bobo antworten? Er beäugte ihn misstrauisch. Nun gut. Was hatte er zu verlieren? Er wusste nicht ob ihnen diese Taktik weiterhelfen könnte...aber ein Versuch war es doch wert?
Er dachte wieder an die Jagd mit seiner Mutter zurück und sein ausdrucksloser Blick wanderte zu seinem Begleiter: "Wenn wir Beute gewittert hatten, musste ich windabwärts, mich verstecken. Sie hat eine Stelle gesucht mit dichten Bäumen und Dickicht. Sie gab mir ein Zeichen. Ich musste rennen und das Essen zu ihr treiben. Den Fuchs. Wir dürfen nicht wählerisch sein. Wir müssen essen was uns vor die Nase läuft. Wir dürfen nicht wählerisch sein, niemals! Dann stürmte sie hervor und bevor der Fuchs reagieren konnte, hatten wir ihn eingeschlossen und bissen ihm die Kehle durch. Sie hat manchmal etwas an die streunenden räudigen Einzelgänger abgegeben, die um unser Revier streiften. Wir haben sie dafür gehasst. Mika nicht. Vater hat sie oft deswegen gebissen, aber wir durften sie nicht vertreiben, denn er liebte sie trotzdem und sie selbst ließ sich nicht belehren. Sie war eine gute und unentbehrliche..." Was erzählte er da?! Was erzählte er diesem Fremden? Hatten ihn alle guten Geister verlassen? Er biss sich auf die Zunge.
Er murmelte leise: "Aber was nützt uns eine Jagdtechnik, ohne die dazugehörige Beute?"
Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Kachnik am 09.07.2016 17:42.
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