Agieren und Reagieren |
15.11.2013 20:19
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Agieren und Reagieren
Damit ein Schreibrollenspiel genauso viel Spaß macht wie ein Browserrollenspiel oder Vergleichbares, ist es nützlich, sich voll und ganz auf die Geschichte einzulassen, die von den Spielern dort geschrieben wird. Halbherziges Abarbeiten von Beiträgen reicht zwar im Grunde aus, um Mitglied im Rudel zu sein, sollte aber nicht der Hauptantrieb dafür sein.
Agieren und reagieren … das heißt, was du ins Rollenspiel investierst, kommt auch zurück. Wenn du, wie oben beschrieben, nur einen Beitrag zusammenstellst, um erst einmal wieder Ruhe vor der Sl und den Mitspielern zu haben, dann kannst du auch nicht erwarten, dass deine Mitspieler mit großartigen, spannenden Beiträgen kommen.
Gib deinen Mitspielern die Chance, auf etwas einzugehen. Gib ihnen Stoff zum Reagieren.
Natürlich ist es vollkommen nachvollziehbar, dass du deinem Char gerecht werden möchtest, dass du ihn auch seine Gedanken und Gefühle ausleben lässt, dass du so lange formulierst, bis du ganz oder zumindest großenteils zufrieden damit bist. Nichts ist wichtiger im Rollenspiel, als dass du mit deinem Char und der gespielten Geschichte zufrieden bist.
Welche Möglichkeiten hast du, anderen Stoff zu geben?
Du kannst schauen, welche Möglichkeiten du ihm Rahmen der Charaktereigenschaften deines Wolfs ausschöpfen kannst. Ein immerzu ruhiger und introvertierter Char wird zwar selten auf andere losgehen und sie zu Boden werfen, doch gewiss bedeutet es nicht, dass du so etwas nicht doch einmal mit ihm machen kannst. Er muss es nicht mit boshafter Absicht tun … finde Möglichkeiten, so etwas zu organisieren, die im Rahmen deiner Charakter-Handlungsmöglichkeiten nachvollziehbar sind. Auch ein ruhiger Char kann jemand anderen unverhofft umrennen und zu Boden befördern. Vielleicht hat er sich vor einem stechenden Insekt erschrocken oder etwas ins Auge bekommen, dass er die Bahn verfehlt hat? Sei kreativ! Vergiss nicht, dass du mit anderen Individuen zusammen schreibst, die genauso aufmerksam und empfänglich für derlei Aktionen sind, wie du es bist. Sie werden es dir danken, jedenfalls meist, da unverhoffte Ereignisse dem Rollenspiel mehr Realismus verleihen, denn im wahren Leben kann man es sich ebenso wenig aussuchen, was als nächstes passiert. Natürlich soll das kein Freifahrschein für pausenloses Umrennen sein, etwas Fingerspitzengefühl gehört schon dazu. Man kann von langjährigen Rollenspielern aber eigentlich erwarten, dass sie so etwas können.
Hab Mut!
Investiere Mut und Kreativität, denn du bekommst es zurück. Der andere Wolf wird vielleicht sauer sein, aber ist das so schlecht? Ein Rollenspiel lebt von Schwierigkeiten, von Uneinigkeiten und den verschiedenen Kontrasten, die seine Chars bilden. Wenn du das Gefühl hast, jetzt könnte ein Zeitpunkt sein für etwas Aufregendes, dann lebe es aus mit deinem Char. Aufregend heißt nicht, dass es immer etwas Brutales sein soll, dein Wolf kann einen anderen auch ganz plötzlich anschmiegen und die Schnauze durch sein Fell fahren. Das wäre für Wölfe keineswegs unnatürlich.
Plötzlich und unverhofft heißt jedoch genauso wenig, dass ein unvorhergesehener Körperkontakt stattfinden muss. Eine überraschende Aussage, positiv wie negativ, wäre genauso gut möglich. Sicher jedem von uns rutscht im wahren Leben einmal etwas heraus, dass den anderen unvermittelt überrascht, vielleicht auch entsetzt … eine Anklage, ein misslungenes Kompliment oder eine echte Schmeichelei, die die Ohrinnenseiten des anderen Wolfs erröten lassen!
All das ist möglich und sicher noch mehr. Hab also den Mut, mit deinem Char auch einmal aktiv in den Brennpunkt zu rücken. Einige haben das in der Vergangenheit bereits getan und damit ein Antriebsmittel für das gesamte Rollenspiel gegeben. Macht eure Chars nicht zu Statisten. Rückt sie von Zeit zu Zeit mit der einen oder anderen Tat wieder in den Vordergrund und freut euch auf unvorhergesehene Reaktionen, die das Rollenspiel am Leben halten. Denn auch wenn das alles nur gespielt ist, nur in Schriftform stattfindet, so bleibt eines doch echt … die Lebendigkeit, die die Autoren an ihre Chars verleihen.
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