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Catori
Befreite Verzweiflung


Alter
4 Jahre
Geschlecht
Fähe
Größe & Gewicht
78cm, 50kg

Charakterbogen
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Dabei seit: 19.02.2010
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Catori ist offline
29.11.2013 14:57

Irgendwie wusste Catori nicht, ob sie schwächer oder stärker wurde. Einerseits war es schwer sich zu konzentrieren, die Kälte nagte an ihr und machte vorallem das Atmen zur qual. Außerdem fühlte sich ihr Körper immer noch schwer und unbeweglich an, sodass sie nur grobmotorisch unterwegs war, was wiederum zur Folge hatte, dass sie ihre Bewegungen hin und wieder nicht gut genug abstimmte, um Schmerzpunkten aus zu weichen. Trotzdem konnte sie stehend besser Atmen und ihr Kreislauf kam sichtlich wieder in Gang. An sich fühlte sie sich also besser, nur leider gleichzeitig mit jedem Schritt schwächer. Es war äußerst verwirrend. Wieweit würde sie laufen können?
Als sie nun Niyol dicht neben sich spürte, zuckte sie zuerst ein wenig erschrocken zusammen. Doch dann bekam sie mit, dass er offensichtlich nur helfen wollte und lächelte ihn dankbar an. Gleichzeitig überrollte sie aber auch wieder die Trauer. Sie wollte nicht für seinen Tod verantwortlich sein. noch weniger als für den der anderen. Selbst nach diesem Vorfall half er ihr ohne Vorwürfe. Er hatte es nicht verdient in solch einer schrecklichen Lage zu sein. Sie mussten es einfach schaffen. Auch Nemeth war noch hier, doch ihn konnte die Fähe einfach nicht einschätzen. Dafür war ihr gemeinsamer Weg zu kurz gewesen.
Erst als Niyol neben ihr den weißen fragte, was mit seiner körperlichen Verfassung sei, hörte Catori auf. Gespannt spitzte sie die Ohren. War er etwa auch verletzt? Sie roch kein Blut. Wenn sie also ihrer vom Wasser strapazierten Nase trauen konnte, war es zumindest keine offene Wunde. Eine alte Verletzung? Oder hatte Niyol nur etwas falsch verstanden? Neugierig beobachtete sie den Weißen, als er zögerlich antwortete. Seine Körpersprache zeigte, dass er etwas verschwieg. Leider wurde Catori durch ein versehen abgelenkt. Weil sie so sehr auf Nemeth konzentriert gewesen war, hatte sich ihr Körper wieder verselbstständigt, sodass sie gegen Niyol getaumelt war, der sie nun wieder auffangen musste, wollte er nicht selbst im Schnee landen. Schnell versuchte Catori ihre Knochen und anderen Körperteile mithilfe der unwilligen Muskulatur wieder in den Griff zu bekommen, während sie verschämt ein Entschuldigung murmelte.
Als sie ihr Bewegungssystem wieder sortiert hatte, sagte der Weiße nur noch "Aufbrechen". Was hatte sie verpasst? hatte er noch etwas gesagt? Verflixt, vielleicht hatte er gar nichts verschwiegen, sondern nur Zeit gebraucht um sich zu öffnen. Nun jedoch war es zu spät, er drehte sich bereits um. Vielleicht konnte sie ihn später noch fragen. Er hatte recht, sie sollten sich beeilen.

"Danke für deine Hilfe Niyol, aber ich denke ich muss es selbst schaffen, so können wir schließlich nicht jagen. Lauf du ruhig voraus, ich denke ich kann dir folgen."

Scheinbar sicher lächelte sie ihn an. Doch in Wirklichkeit war sich die Graue überhaupt nicht sicher, ob ihr Körper eine Laufbewegung vollführen konnte. Trotzdem würde sie es versuchen müssen. Konzentriert beschleunigte sie ihre Schritte. Die schmerzenden Stiche wurden zwar kürzer, aber gleichzeitig intensiver. Das größte Problem war jedoch, die Pfoten gezielt voreinander zu setzen. Schon jetzt strauchelte sie hin und wieder. Konnte wie wirklich richtig laufen? Noch war sie nicht gefallen.
Mutig setzte sie zum ersten Laufsprung an. Und tatsächlich, es funktionierte. Erfreut lief sie weiter, doch schon nach wenigen Metern passierte, was passieren musste. Ihre Pfoten blockierten einander und so stützte sie mit einem überraschtem Japsen wieder in den kalten Schnee. Peinlich berührt versuchte sie sich wieder auf zu rappeln. Was mussten die beiden Rüden nur von ihr denken? am liebsten hätte sich die Wölfin im nächsten Schneehaufen vergraben.
Stattdessen setzte sie sich wieder in Bewegung. Schlimmeres konnte ihr nicht passieren. Solange sie es schaffte immer wieder auf zu stehen, würde es schon irgendwie funktionieren. Wenn die Gefahr des Todes allerdings vorbei war, würde sie sie wohl doch verlassen müssen. Selbst wenn die anderen sie noch akzeptieren sollten, sie wusste nicht mehr ob sie das selbst konnte. Verbissen versuchte sie diese Tatsache jedoch zu verdrängen. Jetzt mussten sie erst einmal überleben.

[bei Nemeth und Niyol; sich langsam vom Fluss entfernend in Richtung Rehkadaver]

IP
Teyjen
Schützling


Alter
1 Jahr
Geschlecht
Rüde
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Teyjen ist offline
30.11.2013 21:39

Da war er. Der Rest seines Rudels, näher als erwartet. Teyjen explodierte innerlich. Die Gedanken schossen durch seinen Kopf, doch er konnte das wahre Ausmaß der Dinge nicht begreifen. Er fühlte sich überrumpelt, ja sogar verwirrt. Denn er konnte nicht fassen, dass es Takata war, die dort nach ihnen rief. Seine Ohren zuckten, so sehr versuchte er sich darauf zu konzentrieren. Ihre Stimme war ihm nicht fremd, und trotzdem klang sie völlig neu. Beinahe hätte er sie nicht mehr erkannt. Er hatte damals nicht viel mit ihr zu tun gehabt, und doch hätte er sie erkennen müssen. Tey ärgerte sich über sich selbst. Wie konnte er nur ihre Stimme vergessen, obwohl sie doch noch gar nicht so lange getrennt waren? Zu seinem Glück konnten die anderen ihm nicht ansehen, welche innerlichen Unstimmigkeiten in ihm aufkamen. Er schüttelte sich kurz, als könnte er diese einfach abschütteln. Als er sich wieder aufrichtete, streifte sein Blick kurz die furchteinflößende Wand aus Stein. Sofort wurde er wieder daran erinnert, weshalb er so aufgeregt war. Was war mit dem anderen Teil des Rudels? Ob sie alle einen Weg um die Felsbrocken gefunden hatten? Er wollte die anderen ebenfalls rufen hören, wollte ihre Stimmen vernehmen und sich vergewissern, dass sie alle wohl auf waren. Vor allem Kyevjen. Er vermisste seinen Bruder, wie er noch nie jemanden vermisst hatte. Es schmerzte ihn sehr, zu wissen, dass es eine riesige Wand zwischen ihnen gab, die sie voneinander trennte. Er brannte förmlich darauf, zu ihnen zu laufen. Nie hätte er damit gerechnet, sie schon so bald wiederzutreffen. Seine Hoffnung war damals bereits im Keim erstickt worden, er hatte ihr keine Chance gelassen. Nun kam es ihm vor wie im Traum. Es grenzte beinahe an ein Wunder. Und trotzdem merkte er, dass etwas nicht stimmte. Sein Teil des Rudels war angespannt und das konnte nichts Gutes verheißen.

Sein Kopf schwenkte hin und her, darauf bedacht, dem Gespräch zwischen Lynx und Skadi zu folgen. Er merkte, dass seine Knie immer noch schlotterten. Das nervöse Zittern wollte einfach nicht aus seinen Beinen verschwinden. Aufgewühlt, erschrocken und doch erleichtert. Nur so konnte er das flaue Gefühl in der Magengegend beschreiben. Lynx schien mindestens genauso verwirrt wie der Jungwolf zu sein, auch, wenn es ihm deutlich besser gelang, dies zu verbergen. Wie so oft in letzter Zeit hielt sich Tey aber an die Alphafähe, wartete auf irgendeine Reaktion von ihr. Denn was er nicht schaffte, gab er neuerdings an sie weiter. Und mit dieser Situation kam er alles andere als klar. Er hörte, wie Skadi Takata zur Antwort heulte. Unruhig zappelte er mit den Pfoten.

„Wo s-sind sie?“

Ein flüchtiger Blick zur Felswand. Sofort schossen ihm Bilder durch den Kopf. Er sah das alte Rudel, kurz bevor es auseinandergerissen worden war. Damals hatte er fest daran geglaubt, nichts könnte ihn je von seinem Bruder trennen, doch das Leben hatte ihm das Gegenteil bewiesen. Kummer schlich sich in seine Züge, als er wieder daran dachte, wie sich das Gefühlschaos nach dem Unfall angefühlt hatte. Doch nun sollten sie sich wiedersehen, sie würden dem Schicksal ein Schnippchen schlagen.

Doch sie mussten sich immer noch hinter der gewaltigen Felswand befinden, der Weg war vielleicht immer noch versperrt. Wie sollten sie es jemals über diese steile Wand schaffen? Plötzlich wich die schüchterne Fröhlichkeit purer Verzweiflung. Sie würden um den Bergpass herumlaufen müssen, denn Teyjen wusste, dass es den Wölfen unmöglich war, darüber zu klettern. Wieder wünschte er sich, Flügel zu haben, dann wäre er bereits dort drüben. Wie viel leichter müsste sein Leben sein, wenn er doch nur ein Vogel wäre.
Plötzlich schien er wie besessen von der Idee, einfach in die Richtung zu laufen, aus der die Rufe gekommen waren. Irgendwo würde es eine passierbare Stelle geben. Seine Sehnsucht nach seinem Bruder vernebelte ihm die Sinne, er konnte nicht mehr klar denken.
Ruckartig wandte er sich den beiden Wölfen neben ihm zu. Die Augen weit aufgerissen starrte er sie an.

„Wir müssen z-zu ihnen!“

(Skadi & Lynx)

Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Teyjen am 30.11.2013 23:48.


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Niyol
Und was, wenn ich fliegen kann?


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Niyol ist offline
01.12.2013 20:23

Gespannt schaute Niyol den Weißen, der anfing unwirsch zu stottern. Wollte er etwas verbergen? Oder bildete sich der Sandfarbene das nur ein? Leider lenkte Catori ihn genau im falschen Moment ab. Am liebsten hätte er ihr ein Ohr abgebissen. Blindlinks lief sie ohne Aufzupassen, sodass sich ihre Spur immer weiter zu ihm Neigte und sie so vom richtigen Weg abbrachte. Als es dann kam, wie es kommen musste und sie mit ihren Pfoten schon halb zwischen seine geriet, ins Straucheln kam und ihn, hätte er nicht schon vorher etwas in der Art geahnt, beinahe umgeschmissen und dann auch vermutlich unter sich begraben hätte. Als hätten sie sich gammlige Früchte einverleibt, taumelten sie nun herum, bis die Graue sich wieder gefangen hatte. Natürlich war Nemeth nun mit seinem Genuschel fertig und drehte sich zum Gehen um. Catoris leise Entschuldigung machte das ganze auch nicht besser. Hätte er nicht gewusst, dass sie eigentlich ein überlebensfähiger Wolf war, hätte er wohl tatsächlich überlegt, ob es nicht für alle anwesenden besser wäre, sie im weichen Schnee einschlafen zu lassen. Leider hatte er vor dem Vorfall eigentlich ein ganz anderes Bild von ihr gehabt, sodass er mit einem hilflosen Seufzer versuchte, seine Lage zu akzeptieren. Was hatte er dieser Welt nur angetan, dass sie ihm immer wieder in den Allerwertesten treten musste? Vielleicht sollte er auch verrückt werden.
Leicht genervt wollte er sich wieder mit Catori in Bewegung setzen, als diese ihn mit wenigen Worten abspeiste und tatsächlich anfing zu laufen. Die Bewegungen wirkten vollkommen plump und unharmonisch, sodass Niyol beinahe losgelacht hätte, wäre er nicht so erstaunt gewesen, dass er nicht mal seinen Unterkiefer wieder hochfahren konnte. Ob er träumte? So ganz real schien ihm das Bild vor seinen Augen irgendwie nicht. Nemeth beachtete der Sandfarbene kaum noch, in dem hellen Schnee fiel er auch gar nicht groß auf. Anders als die benommen hüpfende Catori, die Laufbewegungen nachahmte. Als sie plötzlich der Länge nach im Schnee landete, platzte das Lachen nun doch aus Niyol heraus, während er gleichzeitig irgendwie erschrocken zu ihr eilte. Offenbar war jedoch nichts geschehen, denn er war noch nicht mal bei ihr, da rappelte sie sich schon wieder auf. Es war ihr offensichtlich peinlich, das machte ihre Körpersprache nur zu gut deutlich, also versuchte der sandfarbene Rüde sein glucksen bestmöglich zu unterdrücken und sah kurzerhand zu Nemeth um nicht noch mehr lachen zu müssen. Trotzdem gelang es ihm nur schwer sein feixen zu unterbinden. Als er nun jedoch versuchte, mit einem tiefen Atemzug zur Ruhe zu kommen, drang plötzlich Blutgeruch in seine Nase. Nicht stark, aber deutlich. Ihr Reh! Aber wer hatte es erlegt? Der Geruch von Blut und Tod verschleierte den unbekannten. Weitere Wölfe? Niyol war sich nicht sicher.

"Verflixt, da wir wohl jemand schneller als wir. Aber vielleicht können wir ihm trotzdem etwas abluchsen."

Offenbar hatte Catori nichts mitbekommen, sie war bereits weitergelaufen. ...nicht bei Sinnen.

"Catori warte, wir sollten geschlossen auftreten."

Mit einer Auffordernden Kopfbewegung, bedeutete er Nemeth mit zu kommen, während er schnell den Abstand zwischen sich und der Grauen verkürzte.

"Ich denke wir sollten geschlossen auftreten um möglichst stark wirkende Gegner darzustellen, vielleicht können wir das oder die dort hinten auf diese Weise einschüchtern. ...Auf jeden Fall sollte es jeden erst mal davon abhalten sofort über uns her zu fallen, weil er nicht einschätzen kann, wie viel Ärger wir machen werden. ... Sonst noch Vorschläge?"

Eigentlich war die Frage eher an Nemeth gerichtet, Catori war offensichtlich im Moment noch unmündig, um sie aber nicht völlig vor den Kopf zu stoßen schaute er sie kurz an, bevor sein Blick an Nemeth hängen blieb.


[bei Nemeth und Catori; sich langsam vom Fluss entfernend in Richtung Rehkadaver]

"Der Wind wird dein Begleiter sein;
Und du wirst ihn vermissen, wenn völlige Ruhe herrscht."

IP
Marrok
-abgegangen-


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Marrok ist offline
01.12.2013 23:18

Ein weiteres Mal wandte er den Blick ab, als er hörte, wie Zita etwas murmelte und erkannte, dass ihre Worte an Pilgrim gerichtet waren, der aus irgendeinem Grund stolz auf sich zu sein schien. Er erwiderte Zitas knappes Nicken mit einem stillen Blick und kehrte dann mit seiner Aufmerksamkeit zu dem Fremdling zurück, der wieder zu sprechen begonnen hatte.

Ironischerweise musste er dem Tier recht geben – er hatte nichts gestohlen und da nun Zita und Pilgrim hinzugekommen waren, würde es ihm wahrscheinlich auch nicht mehr gelingen.
Wozu blieb er dann noch? Warum war er so begierig darauf, ihnen Lügengeschichten zu erzählen? War an seinen Worten doch mehr dran, als er zuerst angenommen hatte? Doch wieder die Frage: Was hätte dieser Fremdling für einen Grund, ihnen von der Anwesenheit anderer Wölfe zu berichten?
Entweder wollte er sie in die Irre führen, um sich über ihre Leichtgläubigkeit zu amüsieren, oder aber er erhoffte sich einen Teil der Beute, indem er ihnen etwas erzählte, das in seinen Augen für sie nützlich war.

Weitere Wölfe zu treffen konnte gut für sie sein – sich einem Rudel anzuschließen würde ihre Überlebenschancen wesentlich vergrößern, allerdings war er selbst ein Ausgestoßener. Wenn sie davon erfuhren, würde man sie vielleicht alle drei wieder fortjagen, oder Schlimmeres … Dennoch: Blieben sie alleine war die Chance, an Hunger und Kälte zugrunde zu gehen, wesentlich höher. Andererseits war ein Rudel, das bereits eine solche Größe erreicht hatte, in einem toten Land wie diesem wahrscheinlich weniger erpicht darauf, Fremde aufzunehmen.
Immerhin, sie konnten es versuchen – zumindest für ihn gab es nichts mehr zu verlieren.

„Was erhoffst du dir?“, fragte er kühl und warf einen raschen Blick über die Schulter, um zu sehen, wie weit seine Gefährten sich bereits von ihm entfernt hatten.

„Vielleicht hast du tatsächlich andere Wölfe gesehen. Vielleicht weißt du auch, welchen Weg sie eingeschlagen haben ...“

Während Marrok sprach, veränderte sich seine Haltung – sie war nicht mehr von Besorgnis und Vorsicht geprägt, sondern aufrecht, beinahe schon entspannt. Der aufmerksame Blick, mit dem er auf das Gebüsch vor sich sah, war kühl und berechnend.

Hier war niemand mehr, diesen Verdacht konnte Marrok nun endlich verwerfen. Dieses Wesen, das sich dort drüben versteckte, war allein und amüsierte sich prächtig darüber, dass es ihn verunsichert hatte. Beinahe hätte er gelächelt, doch um seine Lefzen zuckte es nicht einmal.

Sie konnten gehen, oder sie konnten bleiben und dieses Spiel weiterspielen. Die Zeit war knapp, denn niemand konnte sagen, wann der nächste Schneesturm über sie hereinbrechen würde, doch aller Vernunft zum Trotz wollte Marrok noch nicht gehen. Was dieser Fremdling ihnen sagen konnte, war möglicherweise wichtig, mochte vielleicht sogar der Wahrheit entsprechen. Sie konnten diese Gelegenheit nicht einfach in den Wind schlagen. Er fühlte, dass sie noch bleiben mussten – zumindest so lange, bis er Gewissheit hatte, ob die Worte seines Gegenübers auch von Nutzen waren.

Marrok selbst hatte keine Wölfe außer seinen beiden Gefährten gesehen – doch möglicherweise traf das auf sie nicht zu. Wenn auch Zita nichts mit dem Geschwätz des Fremden anzufangen wusste, so mochten sie ihn ignorieren und weiterziehen – war dem jedoch nicht so, konnten sie immerhin versuchen, aus ihm herauszubekommen, was er wusste. Ob es ihnen helfen würde, war ungewiss, doch sie konnten nicht gehen, ohne es wenigstens versucht zu haben. Die Sterne hatten sie nicht ohne Grund hierhergebracht.

Also öffnete er den Fang und brachte seinen Satz zu Ende:

„Doch warum solltest du uns das sagen?“


[bei Zita, Pilgrim und dem Fuchs, irgendwo im Tal]

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Takata
ώintersonne .:. ħerzensgut


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Takata ist offline
02.12.2013 17:42

Glücklicherweise hatten sie den gefährlichsten Teil ihrer Reise hinter sich gebracht. Die Schlucht hatte gleich etwas von ihrem Schrecken verloren. Zwar steckten sie noch immer gewissermaßen im Eis fest, doch war ihre Lage nicht mehr so ausweglos. Im Gegenteil … zum ersten Mal seit längerer Zeit war ihr zum Aufatmen zumute, sie konnte vergessen und hinter sich lassen, was geschehen war. Nachdem auch die Schwarze in den tiefen Schnee gesprungen war, hatte der Boden -beziehungsweise die Massen von Schnee, die auf ihm lagen- sie wieder. Ihr entging Shiros Erleichterung über das Ende der Gefahr nicht. Und es geschah, dass ihr überraschender Frohmut ansteckte. Die Weiße war verblüfft, sie lachen zu sehen, sie einmal aufgeweckt zu erleben. Es erinnerte sie … an sich selbst, vor langer langer Zeit, als sie noch jung und voller Tatendrang gewesen war. Bevor sie damit beschäftigt gewesen war, nur noch die Steine fort zu rollen, die das Schicksal ihr in den Weg gelegt hatte. Shiros Lachen steckte tatsächlich an und die Weiße begann ein wenig zu kichern. Erst leise, dann ging es in ein erleichtertes Lachen auf. Hätte sie mehr Platz gehabt, hätte sie mit der Rute eifrig gewedelt. Doch sie steckte noch immer in dem Loch, das ihr Leib im Schnee geformt hatte. Kurzentschlossen sprang sie mit einem Satz heraus und folgte Shiros Forderung. Der kalte Schnee kühlte ihre Sorgen ab. Zum ersten Mal seit Beginn dieses lang anhaltenden Winters sah sie in diesem pulvrigen Weiß auch etwas Positives. Nachdem Shiro ebenso noch einmal ein Heulen ausgestoßen hatte, holte Takata sie ein und stubste sie sacht in die Flanke. Bis eben war ihr Shiro so suspekt und mysteriös erschienen wie womöglich umgekehrt. Doch für einen Moment machte es den belebenden Eindruck, dass sie die Dunkle schon seit Ewigkeiten kannte. Vergessen war all die Skepsis, zurückgestellt all die Fragen, die sie noch gehabt hätte. Mit Sicherheit war das nicht der Durchbruch zu einer großen Freundschaft, nur wenn sie für einen Augenblick vergessen konnten, was da alles zwischen ihnen stand, dann war sie dafür schon dankbar. Sie scharrte im Schnee und hüpfte wie ein junges Reh weiter vor, immer weiter, bis sie wieder normal auf dem Eis stehen konnte. Abrupt hielt sie inne und spitzte die weißen Ohren, als sie die Antwort bemerkte. Eine Antwort … ein Heulen. Das Heulen einer Wölfin, sie waren hier! Es war nicht mehr weit. Takata drehte sich um und warf der Schwarzen überglücklich entgegen.

„Hörst du? Das sind sie! Das sind sie … wir haben sie wiedergefunden.“

Takata wartete nicht länger. Die Vorfreude trieb sie an. Sie wollte unbedingt sehen, wie es ihnen ging. Was war aus dem kleinen Schüchternen geworden? Für den Bruchteil eines Moments musste sie sogar daran denken, ob sie womöglich sogar Zita wiedergfunden hatten oder Catori. Lang' hatte sie keine Ruhe mehr gehabt, an deren Schicksal zu denken, doch vergessen hatte sie sie sicher nicht. Sie waren noch ganz lebendig und es sollte keine Schwierigkeit sein, das Bild von ihnen wieder klar zu wischen. Die Fähe arbeitete sich mit großen Schritten vor, als konnte sie das Glück ihr Untertan nennen.

(Shiro; Skadi, Teyjen und Lynx in geringer Entfernung. Eisschlucht des Todes)



Hintergrund: Natalia_Kollegova, pixabay | Echoes © L'Âme Immortelle

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KuroShiro
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KuroShiro ist offline
02.12.2013 21:22

Bizarr, schoss es Shiro kurz durch den Kopf, als Takata sich ebenfalls aus den Schneemassen hervor gearbeitet hatte und sie ausgelassen anstupste. Waren sie einander vor Augenblicken noch ein Rätsel gewesen und hätte doch am liebsten jede ihren eigenen Weg eingeschlagen, so war Shiro nun froh, die Weiße an ihrer Seite zu haben, die sich von ihrem Übermut anstecken ließ.
Was überhaupt seltsam war. Nicht, dass die Schwarze niemals fröhlich war - doch sie war verhalten und auch wenn sie sich anstecken ließ - es kam eigentlich nicht vor, dass sie andere mit Frohmut ansteckte.
Doch darüber machte sie sich nicht lange Gedanken. Was bedeutete es schon?

Sie wollte etwas sagen, ausdrücken, was in ihr vorging - da ertönte eine Antwort. Volltönend, laut, kräftig - zumindest Skadi war also unverletzt.
Wie es den anderen gehen mochte?
Lynx, der ewig düstere Tihar... und Teyjen. Der noch nicht wusste, dass sein Bruder nicht wie versprochen und erhofft wieder bei ihm sein würde. Schlagartig war Shiros Übermut verschwunden. Natürlich war sie erleichtert, zu hören, dass den anderen nichts passiert zu sein schien - doch dem Kleinen das beizubringen, das würde nicht einfach werden.
"Ja... das sind sie.", erwiderte sie daher matt - diese Erkenntnis hatte Shiro wie einen Schlag getroffen und fast taumeln gemacht.
"Sie scheinen vollzählig und unverletzt - doch uns fehlt ein Teil."
Sie war nicht sicher, ob die Weiße das überhaupt gehört hatte. Sie schien in Erleichterung quasi zu ertrinken.

Shiro folgte Takata, nun wieder ganz sie selbst. Pragamatisch, realistisch. Sich bewusst, wie unendlich gütig Glück und Zufall heute zu den Wölfen gewesen waren, doch vor Augen, dass alles auf dieser Welt seinen Preis hatte. Heute zahlten zwei Brüder diesen Preis.
Wo Kyevjen wohl geblieben war? War nicht auch sein Ansporn gewesen, den kleinen Bruder möglichst schnell wieder zu sehen? Hatte die Ungeduld ihn erfasst und er hatte einen anderen Weg eingeschlagen?

[Takata, Teyjen, SKadi & Lynx in der Nähe, Eisschlucht des Todes]




Still the seeing eye is useless, if you haven't a feeling heart.


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Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von KuroShiro am 05.12.2013 00:48.


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Zita
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Zita ist offline
02.12.2013 23:20

~* Doppelpost für Zita und Pilgrim *~




Zita war beständig weitergelaufen und hatte, ohne unhöflich zu erscheinen, Pilgrim mit sich gezogen. Ihm komplett die Beute zu überlassen hielt die Fähe für keine gute Idee. Sie vertraute Pilgrim zwar aber dem FRemdling nicht und wer wusste wie dieser reagieren würde, wenn ein wehrloser Alter Wolfsrüde die Beute hatte.

Als sie weit genug entfernt waren, für Zita´s Empfinden, legte sie die mageren Hasen auf den Schneebedeckten Boden und ließ Pilgrim weiter an den Läufen der Langohren herumkauen.

Glücklich über diese Beute vergnügte sich Pilgrim mit den knochigen Läufen der Hasen.

Jaaa, sie waren schnell und einst flink gewesen, doch nun hatte er obsiegt!
Jaaa, er war noch immer ein Guter Jäger. Keiner konnte ihm das Wasser reichen.

„Knack!“ mit einem Knirschen zerbrach das Bein des Hasens und gierig zerrte der Alte Rüde an dem abgetrennten Stück. Als ihm der bittere und leicht ranzige aber so unglaublich gute Geruch des Knochenmarks in seine Nase stieg, klemmte er den Knochen zwischen seine Vorderläufe und brach den restlichen Knochen der Länge nach auf. Endlich konnte er das Mark aus den dünnen Knochen schlecken.

Als er damit fertig war, zerrte er das Fell von den aufgebrochenen Knochen. Die unerwartete Pause, kam ihm ganz gelegen, nur… warum die Wölfin und der Mausewolf nicht auch fraßen… Das verstand der Alte Grauwolf nicht.



Zita erschrak als sie das Knacken des Knochens vernahm und fuhr herum. Sie war wirklich angespannt gewesen, doch es war nur Pilgrim gewesen der sich an den Knochen vergnügte.

Sie wandte sich wieder nach Marrok und dem Fuchs um und lief dann zwei-drei Schritte zurück, sodass sie das Gesprochene zwischen den Beiden gut verstehen konnte aber gleichzeitig weit genug weg war, um den Fremdling an einem eventuellen Raubversuch zu hindern.

Der Fremde hatte also andere Wölfe gesehen… Gratulation! Aber sollte sie ihn deswegen nun loben und ihm ewig dankbar sein?

Innerlich verspannte sich die Fähe als sie an das Rudel dachte von dem sie geflohen war. Sie musste der Fuchs gemeint haben… Bei den Aufzählungen der Farben hatte Zita aber jedoch das Interesse schon wieder verloren. Wenn wirklich Takata´s Rudel gemeint war… dann hatte Zita wenig bis gar kein Interesse daran, zu ihnen zurück zu kehren.

Aber…

Zwei Schwarze hatte der Fremde gemeint, dessen Geruch Zita irgendwie bekannt vorkam… was war… mit Yuka?

Zita schüttelte den Kopf und legte dann grimmig die Ohren nach hinten an den Kopf. Nein… zu… ihnen… Tihar…

Die Fähe knurrte leise, zwang sich dann jedoch wieder zum stummen zuhören.

Marrok versuchte eine Art Taktik anzuwenden um … was? Sie spitzte die Ohren und versuchte aus dem was Marrok da versuchte, schlau zu werden, doch so ganz gelang es ihr nicht. Stumm hörte sie dem „Versteckspiel der Worte“ zwischen Unbekannten und Wolf zu.

Am liebsten hätte sie Marrok erzählt woher sie gekommen war und was ihr passiert war, doch irgendetwas hielt sie davon ab. Wieder musste sie an Takata, Skadi… Tihar… denken und ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken.

Nein… sie… konnte nicht zu ihnen zurückkehren, schon… Pilgrim zuliebe nicht.

Ein Zwiespalt tat sich in Zita auf. Natürlich wusste sie, dass es in einem Rudel für sie alle sicherer war, doch niemals würden sie das in Takata´s Rudel sein. Nein… Zita konnte nicht zu ihnen zurückkehren, eher würde sie alleine in der Schneewüste umkommen.

Grimmig sah sie zu Marrok hinüber. Konnte sie ihm das erzählen? Und wie… würde er reagieren? Würde er es verstehen, dass sie nicht mehr dorthin zurück konnte? Oder… würde er sich dann erst Recht von ihr abwenden um das Rudel und so Schutz zu suchen, den sie aus Freien Stücken so einfach verlassen hatte?

Kummer breitete sich in Zita aus. Marrok war wie ein Stück aus ihrer Vergangenheit, ein Zeichen, dass es sie wirklich noch gab und das all das was sie erlebt hatte, Wirklichkeit war. Sie konnte und durfte ihn nicht wieder ziehen lassen…

Besorgt wartete sie, was der Versteckte Fremde weiter tun würde und… was Marrok darauf antworten würde…




Zita ist bei Pilgrim, in der Nähe Marrok und der Fuchs; Irgendwo im Tal

Dieser Beitrag wurde schon 2 mal editiert, zum letzten mal von Zita am 03.12.2013 19:02.


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Fraser
abgegangen


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Fraser ist offline
03.12.2013 13:05

Es dauerte einen Augenblick, bis der weiße Rüde sich einen genauen Überblick verschafft hatte. Avon schien noch lebendig zu sein - so lebendig eben ein hungriger Wolf sein konnte, der gerade in eiskaltes Wasser geplumpst war und dabei vollkommen durchnässt wurde. Immerhin atmete er und seltsame Bemerkungen konnte er auch schon wieder machen. Fraser konnte nicht umhin ein wenig erleichtert zu lächeln. Er vergaß sogar ein paar Spitzfindigkeiten herauszuholen, um sie Avon auf seine Nachfrage entgegenzuwerfen. Stattdessen begnügte sich der Rüde mit einem:

"Ja, ich dachte du brauchst vielleicht Hilfe. Aber offenbar war da schon jemand andres schneller."

als Antwort. Sein Blick fiel auf Laina, die ein wenig erschöpft zu sein schien und Avon nun mitteilte, dass die Enten (welche Enten um Himmels Willen?) sich schon aus dem Staub gemacht hatten. Nun, sie würden sicher noch mehr Beute finden. Fraser war was das anging relativ optimistisch. Was nutzte es auch zurückzuschauen und zu bedauern? Wo sich innerhalb kürzester Zeit ein Hase und Enten sichten ließen, da würden auch noch weitere Beutetiere zu ergattern sein. Jetzt galt es erst mal Laina und Avon wieder trocken zu kriegen. Bei der Kälte würden die beiden sich sonst noch den Tod holen. Fraser mochte keine toten Wölfe. So etwas wünschte man nicht einmal seinem Todfeind. Er begann darüber nachzusinnen, was sie mit den beiden am besten anstellen konnten,um sie zu wärmen. Der Weiße war so in Gedanken versunken, dass er nicht einmal bemerkte, wie Laina zu ihm kam und -platsch- sich an ihn lehnte. Erst als es an seiner Seite plötzlich kalt und nass wurde, schreckte er auf und machte entsetzt einen Schritt zu Seite.

"Hee, hee... nich' doch. Wenn wir alle klatschnass und durchgefroren sind, wer soll denn dann noch auf die Jagd gehen?!"

Es war eine ganz wunderbare Ausrede um Laina nicht als Stütze dienen zu müssen. Unter anderen Umständen hätte er das vielleicht gerne getan. Immerhin waren sie Jugendfreunde und eine vertraute Berühung konnte einem Wolf selbst in einem fremden Land ein wunderbares Gefühl von Geborgenheit geben. Doch im Moment kam es ihm falsch vor - sei es wegen seines Magens, der klammen Kälte oder Avon, dem es sicher wenig gefallen würde, dass Laina sich an seinen vermeintlichen Rivalen kuschelte. Zum Glück gab es da noch Jellin. In diesem Moment liebte Fraser den Welpen einfach dafür, in einer solchen Situation eine Ablenkung zu schaffen - und die war nicht mal dumm.

"Gut, das machen wir... warte!"

Die Idee zu jagen, um die leeren Mägen zu füllen und das Blut so wieder ein wenig in Wallung zu bringen, war ja schön und gut. Aber dass der Welpe nun selbst jagen wollte, irriterte Fraser doch ein wenig. Er warf Laina einen entschuldigenden Blick zu, dann machte der Weiße auf dem Absatz kehrt und folgte dem jungen Rüden. Das war nicht sonderlich schwer. Frasers Pfoten waren viel größer und er viel schneller als der junge Wolf, so dass er ihn zügig eingeholt hatte.

"Warte doch mal, weißt du überhaupt wie man jagt? Versteh' mich nich' falsch... die Idee ist toll und alles. Aber Jagen is' kein Spiel. Wir müssen Erfolg haben, wenn wir den beiden helf'n wollen."

Er sah den jungen Jellin kurz von der Seite an, mit einem Blick der die Ernsthaftigkeit verriet, mit der er gerade sprach. Auf einmal kam ihm der Wettkampf mit Avon ziemlich lächerlich vor.

[Jellin | Avon und Laina | Storchenhalbinsel]

IP
Avon
Pas de chenille.
Just une mite laide. Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ


Alter
3 Jahre
Geschlecht
Rüde
Größe & Gewicht
67cm, 59kg

Charakterbogen
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Dabei seit: 29.11.2012
Beiträge: 162

Avon ist offline
04.12.2013 23:28

Das hatte sich ja prächtig entwickelt. Er hatte sich vollends blamiert vor seiner Angebeteten und Fraser lachte sich insgeheim einen Ast ab, weil er mit seinem kleinen Wettbewerb um eine fette Beute kläglich gescheitert war. Wie Laina wohl über ihn dachte? Entgegen seiner Befürchtung hatte ihn niemand zur Schnecke gemacht für das, was er abgezogen hatte. Das gab ihm zumindest etwas von seinem Mut zurück. Wenn es doch nur nicht so kalt wäre! Leider gab es hier auch keinen Schnee, der liegen geblieben war, unter dem man sich wie unter einer dichten Decke hinlegen konnte, um die Wärme im Körper zu speichern. Verflixt … wenn er nicht bald eine gute Idee hatte, wie er seinen guten Ruf wiederherstellte, dann war er für alle Zeit unten durch. Als er beobachtete, wie sich seine Holde an den entstellten Leib des Störenfrieds schmiegte, wurde ihm ganz anders. Sein Kinn fiel förmlich nach unten und er stand wie zur Salzsäule erstarrt an seinem Fleck. Sie … also doch … die Beiden … er hatte es geahnt! Katastrophe! Viel lieber wäre er von Laina allein gerettet worden, aber den Weißen hätte es nicht auch noch gebraucht. Avon fühlte sich ganz schrecklich überflüssig. Wenn er nicht bald etwas unternahm, war es ein für allemal aus! Er wollte sie doch nicht schon wieder verlieren … seine Angebetete. Glücklicherweise mischte sich Jellin ein und quakte daher wie ein ganz Großer. Der Graue staunte nicht schlecht über sein Getue. War er jetzt so etwas wie ihr Rudelanführer? Allemal besser, als wenn Fraser sich die Rolle schnappte. Er hatte ihm schließlich schon genug weggenommen. Oder er hatte es versucht, denn Avon gab gewiss noch nicht auf.

„Ge-genau!“, stimmte Avon Jellin zu. „Ge-geht mal ru-ruhig. Wir ko-kommen hier schon klar, nich wahr, Lai-Lai-Lai-Laina?“

Das hatte ja fast schon wieder Melodie. Aber sein Lächeln sah gedrungen aus. Es war ein wenig schwer, wenn man fror wie ein Eiszapfen. Warum musste Wasser so oft so kalt sein? Hier war nirgends Schnee liegen geblieben. Aber er drohte trotzdem zum Eisklotz zu werden. Vielleicht … wenn er sich .. etwas Wärme holte? Laina konnte doch warm sein, sie war ja nur ganz kurz im Wasser gewesen. Ihr Körper strahlte sowieso schon eine unvergleichliche Wärme aus. Er grinste bei dem Gedanken, sich an ihrer Schönheit zu wärmen, wieder aufzutauen, förmlich. Wie von selbst arbeiteten seine Pfoten seinen Körper an Lainas Leib heran. Während die beiden anderen Kerle endlich das Feld räumten, weil der Einohrwolf versuchte, den Alpha-spielenden Welpen aufzuhalten, wollte er versuchen, wie weit er von Laina etwas Wärme bekommen konnte.

„Ai ai ai d-du hast d-da einen Wa-Wassertropfen an dei-deiner Schnauze!“

Doch, wirklich! Da hing einer! Ganz provokant und jederzeit bereit, auf ihre schönen Pfoten zu fallen. Avon dockte förmlich an ihren Körper an, als seine Flanke die Lainas berührte. Zwar war ihr Fell genauso nass wie seines, aber allein die Vorstellung von wärmender Anziehung ließ ihn sein Frösteln sofort vergessen. Er drückte sich enger an sie und ihren Körper damit fast etwas zur Seite. Seine Zunge verließ sein Maul und er machte einen langen Hals. Fast hatte die rosafarbene Matte den kleinen Tropfen an ihrer Schnauze erreicht. Er merkte gar nicht, dass er eigentlich erst jetzt dabei war, auf wirklich dünnem Eis zu tanzen.

(Laina, Jellin, Fraser - Mondscheinsee/Storchenhalbinsel)



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Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Avon am 04.12.2013 23:29.


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Luca ist offline
07.12.2013 11:40

Warum musste das Schicksal nur immer so hart zu ihr sein? Wieso verlor Luca immer alle, die ihr auch nur im geringsten etwas bedeutetet hatten? Das war so ungerecht! Warum immer sie? Warum … warum … warum? Es hing nur noch dieses eine Wort in Lucas Kopf fest. Jetzt saß sie da wie ein Häufchen Elend und betrachtete Scythias leblosen Körper. Es sah aus als ob sie schlafen würde und genau das versuchte sich Luca immer wieder ins Gedächtnis zu rufen. Sie schläft nur. Sie ist nur eingeschlafen und wird bald wieder aufwachen. Aber je mehr sie es sich einredete, desto stärker und schmerzlicher wurde ihr bewusst das dem nicht so war. Das Scythia bereits seit geraumer Zeit ihren letzten Atemzug ausgehaucht hatte und nie wieder irgendeine Bewegung machen wird.
Mit trüben Blick betrachtete Luca Scythia, deren Körper nun nicht einmal mehr verschwinden konnte. Er würde bis zum nächsten Schneefall hier liegen bleiben, für jeden sichtbar. Traurig fragte sie sich, was sie nun machen könnte, als ihr auffiel, dass sie völlig mutterseelenalleine war. Luca hatte sich noch nie in ihrem Leben so alleine gefühlt wie jetzt gerade. Und doch wusste sie, dass da draußen ein Stück weg irgendwo im Wald Cajove bei dem Rehkadaver auf sie wartete … oder vielleicht auch nicht. Wahrscheinlich hatte sie das Reh bereits alleine gefressen und war weitergezogen, ohne sie, ohne irgendjemanden. Aber es war Luca in diesem Moment ziemlich egal, was Cajove tat. Ob sie zu ihr kam, sie suchte oder ob sie alleine weiter irgendwohin ging. Es war Luca auch egal, ob noch Beute übrig war. Wer brauchte schon Artgenossen, die einem halfen oder aber auch Leid zufügen konnten, ob sie es nun wollten oder nicht?! Und überhaupt, wozu brauchte man überhaupt Essen? Früher oder später stirbt sowieso jeder und anstatt bei einer Jagd schwere Verletzungen zu riskieren, die einem ein langes und qualvolles Ende bedeuten konnten, konnte man doch auch gleich gar nichts essen. Man stirbt sowieso, wieso also nicht schon früh. Was brachte einem das Leben den schon außer Verluste und Leid? Nichts. Es war herzlos. Viele alte Wölfe schwafelten oft über den Sinn des Lebens. Luca hatte es nie verstanden. Aber jetzt fing sie an es langsam zu begreifen. Damit hatte man nur hinwegtäuschen wollen, dass das Leben eigentlich gar keinen Sinn hatte. Zumindest für Luca nicht mehr.
Was sollte und konnte sie den noch tun? Man konnte nichts an der Situation ändern. Luca musste einfach versuchen damit umzugehen. Also legte sie sich einfach in den kalten Schnee, schloss die Augen und versuchte einfach mal einige Momente an Nichts zu denken. Falls Cajove sie finden sollte, was ziemlich unwahrscheinlich war, würde sie es bestimmt merken, wenn sie mit ihr redete ... oder auch nicht.

[Im Tal der Nacht, bei Scythia]


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Skadi ist offline
08.12.2013 22:23

So angestrengt sie auch lauschte und die Ohren spitzte – eine Antwort bekamen sie dieses Mal nicht. Unruhig trat sie von einer Vorderpfote auf die andere. Wie Lynx hatte auch sie keine Ahnung, was das nun zu bedeuten hatte. War es gut? Schlecht? Hatte das Heulen etwa gar nicht ihnen gegolten?

“Klingt, als wären sie noch nicht weit gekommen“, antwortete sie Teyjen. “Ich hoffe nur, dass … wir sie schnell finden.“

Dass ihnen nichts zugestoßen ist, hatte sie eigentlich sagen wollen. Im letzten Augenblick hatte sie es sich allerdings gerade noch verkneifen können, um Teyjen nicht unnötig zu beunruhigen. Die Aufregung des jungen Wolfs übertrug sich nun zusätzlich auch auf sie. Bei der Vorstellung, was alles geschehen sein könnte und was das Heulen wohl zu bedeuten hatte, schnürte es einem Pessimisten wie ihr regelrecht die Kehle zu. Wie konnte sie noch an eine glückliche Wiedervereinigung glauben, nach allem, was sie bereits durchmachen mussten? Das Schicksal liebte es, ihnen Steine in den Weg zu legen. Im wahrsten Sinne des Wortes.

“Los“, sagte sie nur und schlug einen raschen Trab an.

Genau wie Teyjen und vermutlich auch Lynx zog es sie nun in Richtung Bergpass. Glücklicherweise fiel ihr in diesem Moment nicht einmal auf, wie ironisch es im Grunde war, dass sie nun den gleichen Weg wieder zurückliefen. Oder wie viel Zeit und Kraft sie verschwendet hätten, sollte das Heulen sich lediglich als irreführendes Klagen erweisen, das nicht ihnen gegolten hatte. Wenn der Bergpass nach wie vor unpassierbar war, dann konnte es durchaus sein, dass sie dort ihr Ende fanden. Durfte sie dieses Risiko wirklich eingehen und ihre beiden Gefährten in den Tod führen? Mit jedem Schritt kam ihr diese Entscheidung verantwortungsloser vor. Hätten sich nicht plötzlich zwei Gestalten in der Ferne abgezeichnet, sie wäre womöglich wieder umgekehrt.

“Es sind nur zwei?“, entfuhr es ihr.

Ohne auf eine Antwort zu warten legte sie noch einen Zahn zu. Je näher sie den beiden Wölfen kamen, desto mehr wurde es zur Gewissheit – einer fehlte. Ihr Blick wanderte zu Teyjen, als der Wind ihnen die entsprechenden Gerüche zutrug und die größte Angst des Jungwolfs wahr zu werden drohte.

[Teyjen & Lynx | Takata & Shiro in Sichtweite | Gebirge]

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NPC ist offline
09.12.2013 21:46



Scheinbar hatte er es endlich geschafft, ihre Aufmerksamkeit zu erregen. Zumindest der Rüde war hellhörig geworden und wirkte zum ersten Mal interessiert – gut so, lange genug hatte es ja gedauert. Scheinbar war er das Gehirn der Bande, denn mit den anderen beiden war immer noch nichts los. Sie standen so passiv in der Gegend herum, dass sie genauso gut tot sein könnten. Und vielleicht waren sie das bald auch, wenn sie nicht schleunigst wieder ihr Rudel fanden. Rein zufällig konnte er ihnen da weiterhelfen, nein, wer hätte das gedacht! Allerdings nicht umsonst.

“Ich sehe, du hast mitgedacht“, kicherte er, ehe er schlagartig wieder ernst wurde. “Meine Informationen haben natürlich ihren Preis. Nichts gegen euch, aber ich muss sehen, wo ich bleibe.“

Mittlerweile hatte der Wolfsrüde vermutlich zumindest eine grobe Ahnung, wohin dieses Gespräch führen würde. Im Grunde war es ein ganz einfacher Handel, der allerdings nur dann funktionieren konnte, wenn diese drei Gestalten wussten, was gut für sie war. Für ihn als Fuchs stellte sich die Sache zumindest ganz einfach dar – Wölfe waren keine Einzelgänger. Sie waren ungeschickt und dumm, weshalb sie allein nicht überleben konnten und ein Rudel brauchten. Diese Drei sahen besonders mitgenommen aus, also brauchten sie umso dringender einses. Eigentlich ganz logisch. Blieb nur zu hoffen, dass sein Verhandlungspartner das genauso sah und wenigstens ein bisschen Weitblick bewies.

“Euer Überleben und eure Zukunft gegen einen angekauten, mickrigen Hasen – ein fairer Tausch.“

Erwartungsvoll richtete er seine bernsteinfarbenen Augen auf den Rüden und die geschlitzten Pupillen zogen sich gierig zusammen. Oh ja, er wollte diesen Hasen. Dieses zähe Stück Fleisch, das mittlerweile nicht nur angesabbert war, sondern vermutlich auch bald steifgefroren. Nur ein Häppchen für einen ausgewachsenen Wolf, für einen kleinen Fuchs wie ihn jedoch eine königliche Mahlzeit. Im Gegenzug bot er ihnen eine Information, mit der sie anfangen konnten, was sie wollten. Ein Lichtlein am Horizont, wenn sie dieses Angebot zu würdigen wussten. Hoffnung für ein paar hilflose, verzweifelte Wölfe. Wirklich, wenn er so darüber nachdachte – er bot ihnen mehr, als sie verdienten.

[Marrok, Zita & Pilgrim | irgendwo im Tal]

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Lynx
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Lynx ist offline
10.12.2013 17:10

Während er noch in der Hoffnung auf ein weiteres Heulen die Ohren spitzte, wurde Teyjen neben ihm immer unruhiger. Und auch er selbst schwankte zwischen dem Verlangen dem Geheul zu folgen, den gekommenen Weg zurückzugehen und dem Wissen ob der Sinnlosigkeit eines solchen Unternehmens.

Steine, Erde und Schnee waren vom Himmel gefallen, um das Rudel zu trennen. Zwar wusste der Weiße nicht auf wessen Mist das alles gewachsen war, doch egal ob irgendwelche Götter ihre Pfoten im Spiel hatten oder nicht: die Steine würden sich nicht in Luft auflösen. Sie waren massiv und das Wunschdenken von Wölfen konnte sie nicht beeinflussen.

Teyjens Frage riss ihn aus seinem Versuch der Selbstüberzeugung. Die Frage des Jungwolfes irritierte Lynx. Wo sollten die anderen schon sein? Auf der anderen Seite des Geröllhaufens, dessen plötzlichen Bedürfnis den Gesetzten der Schwerkraft Folge zu leisten, das Rudel getrennt hatte.

Lynx entging nicht, die kurze Pause in Skadis Antwort. Sie hatte zuerst etwas anderes sagen wollen, doch es sich dann verkniffen. Was sie unausgesprochen gelassen hatte, konnte er nur raten, doch er vermutete stark, dass sich die Sandfarbene ebenso wie er über den Grund des Geheuls der anderen Gedanken machte. Ebenso wenig entging ihm, dass Skadis Wortwahl eine Entscheidung inne wohnte. Wie Teyjen wollte die Sandfarbene zurückgehen und nachsehen.

Der Weiße wusste warum es dem Jungwolf so erging, hoffte dieser doch seinen großen Bruder wiederzusehen – und auch Lynx hätte nichts dagegen einzuwenden, wenn er wieder in Kyevjens Gesellschaft wäre. Er mochte den Braunen und hatte sich zunächst an ihm orientiert. Doch wie Teyjen hatte er sein Vertrauen auch Skadi geschenkt. Deshalb zögerte er nicht als sie den Aufbruch verkündete.

Vielleicht würde sich ihre Handlung als eine Dummheit herausstellen, doch Lynx würde nicht zurückbleiben. Lieber beging er mit seinem neuen Rudel eine Dummheit, als wieder allein durch die eisige Einöde zu stapfen. Außerdem würde Skadi schon ihre Gründe haben dieses Risiko einzugehen. Lynx vertraute ihrer Entscheidung, auch wenn die Zweifel blieben. Aber vielleicht waren in Wirklichkeit auch seine Zweifel die Dummheit. Sicherlich hatten die anderen nicht ohne Grund nach den dreien gerufen.

Und dann durchflutete ihn unendliche Freude, als er zwei Gestalten in der Ferne entdeckte. Moment! Zwei? Warum nur zwei? Sie müssten doch zu dritt sein., dachte er und das Herz schlug plötzlich schwer in seiner Brust. Wer fehlte? Wenn hatten die anderen verloren?

Skadis Frage war an niemanden speziell gerichtet, sondern eher eine akustische Gestalt in der sich ihre Sorge und Verwunderung zeigte. Gemeinsam mit ihr beschleunigte Lynx, auch wenn er es gar nicht so eilig hatte zu erfahren wer fehlte... und warum. Und außerdem würden die drei ebenfalls einiges zu erklären haben, waren doch auch sie nicht mehr vollzählig.

Und dann waren sie auch schon viel zu schnell nah genug, um anhand der Gerüche zweifelsfrei festzustellen wer fehlte. Skadi sah sich nach Teyjen um, doch Lynx wollte nicht in den Augen des Jungwolfes die selbe Erkenntnis aufblitzen sehen. Kyevjen fehlte.

„Noch eine Tragödie? Oh, Lynx, bist du dir so sicher, dass dein Geburtsrudel ein Haufen verirrter Gläubiger war? Vielleicht hatten sie ja doch Recht und du hättest den Tag deiner Geburt nicht überleben dürfen. Vielleicht bringst du deinem neuen Rudel Pech... wie du es schon deiner Mutter gebracht hast.“

Lynx wurde langsamer während er versuchte die zischelnde Stimme aus seinen Gedanken zu verbannen. Sein Meister hatte ihm gesagt, dass es nur Aberglaube war. Das sein Geburtsrudel verwirrt und halb wahnsinnig war, wenn es um den roten Mond ging.

~Du wurdest in einer besonderen Nacht geboren, Lynx. Wenn überhaupt dann macht dich das zu einem besonderen Wolf. Wie kann der Mond, denn wir mit unseren Liedern ehren, etwas schlechtes über uns verkünden?~, erklang die warme Stimme seines Meisters und vertrieb die andere.

Er schritt wieder etwas schneller aus, um wieder zu den anderen beiden aufzuholen.


[bei Skadi und Teyjen ;; Takata und Shiro in Sichtweite | Gebirge]

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Nemeth
Geh' mit dem Wind


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Nemeth ist offline
11.12.2013 00:59

Tatsächlich verfehlte sein ungewöhnlich harscher Ton seine Wirkung nicht. Kurz nachdem er sich langsam von seiner Gruppe entfernte, setzten sich auch Niyol und – wenn auch zögerlich und unter Startschwierigkeiten – Catori in Bewegung. Aufgrund des des bisweilen noch offensichtlich desolaten Geisteszustands von Catori, der sich auch auf ihre körperlichen Fähigkeiten auszuwirken schien, fiel die Fortbewegung der Wölfe gemächlicher aus. Einerseits genoss der Weiße den langsameren Gang: er bedeutete, dass ihm das Laufen vorerst erspart bleiben würde. Andererseits tat es Not, die Fährte des Rehs sobald wie möglich wiederaufzunehmen. Als er einen kurzen Blick über seine Schulter nach Hinten wagte, sah er, wie die Fähe mit ihrer Schnauze voraus im Schnee landete; die Situation kostete Niyol ein Lachen und Nemeth nur ein Kopfschütteln. Wenigstens verhungern wir lachend...

Kurz zuckte er zusammen. Was war das für ein Gedanke? Weder war der allgemein Zustand seiner Gruppe noch die Gesamtsituation zum Lachen, noch hatte er vor den Hungertod zu sterben. Lass das..., wies Nemeth den seltsamen Gedanken aus seinem Geist und ging trotzig ein Stückchen schneller. Der kalte Schnee knarrte unter seinen Läufen, an seinem Fell klebten unendlich viele Schneeflocken, jede einem kleinen Kristall gleich; mit Sorge um sich und seine ihm immer noch sehr Genossen stapfte er Schritt für Schritt durch die vereiste Landschaft. Eigentlich ein schöner Anblick...schön. Nemeth lenkte seine Gedanken auf unwichtiges. Die bittere Kälte, der nagende Hunger, das entschwundene Reh, der verstorbene Unbekannte und eine Wölfin, die ihren Verstand verlor – die letzten Stunden belasteten den weißen Wolf sehr. Er hatte nicht übel Lust aufzuschreien, anzuklagen, jemandem die Schuld für all das Übel zu geben. Aber wen? Immerhin war er ausgeruht, über zu wenig Schlaf konnte er nicht jammern.

Abrupt wurde er von Niyol aus seinen Gedanken gerissen. Jemand sei schneller als sie gewesen. „Verdammt...“, nuschelte der weiße Wolf. Wie konnte er diesen süßen Geruch frischen Blutes quasi überriechen? Währenddessen war die Graue wohl blindlings weitergerlaufen. „...aber gut. Eigentlich gut.“ Er suchte Bestätigung im Blick des Sandfarbenen. Stattdessen deutete der Rüde nur mit ihm zu kommen. Er tat wie ihm durch die Kopfbewegung geheißen und stimmte den Ausführungen Niyols im Geiste zu. Die rhetorische Frage ignorierte der Weiße gekonnt.

Auch Nemeth schloss sich wieder enger an die Gruppe. Einige Schritte lang hüllte er sich in Schweigen, hielt Ausschau nach dem Kadaver, dessen Geruch verlockend und einladend in der Luft lag. In nicht weiter Ferne sah er Vögel in der Luft kreisen. Ihr Krächzen verhieß ihm vielleicht einen kleinen Bissen frischen Fleisches. Er lehnte seinen Kopf leicht in Niyols Richtung. „Da.“, gab er bloß von sich. Er blickte den sandfarbenen Wolf kurz an. Dann sog er tief Luft ein. Der Duft des toten Rehs lockte ihm den Speichel auf die Zunge. Nach einem kurzen Seufzen wandte er sich abermals an Niyol. „Irre?“, stieß er verkrampft aus und nickte in Catoris Richtung. Danach blickte er starr in die Richtung der Vögel. Natürlich Irre..., nahm sich der Weiße die Antwort vorweg und ging ruhigen Schrittes voran.

[Bei Catori und Niyol; nahe des Rehkadavers]

„So zog der einsame Wolf den Rückzug an,
dachte, es wäre das Einzige, was er machen kann.
So hat dieser Wolf die Grenze überschritten.
Seine Seele hatte unendlich gelitten.“

Dieser Beitrag wurde schon 6 mal editiert, zum letzten mal von Nemeth am 18.12.2013 00:31.


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Laina
Die Kraft, die von innen kommt


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Laina ist offline
14.12.2013 12:05

Da hatte Fraser wohl Recht. Es brachte niemandem etwas, wenn sie alle klatschnass und nach Wärme suchend durch die Gegend patschen würden – trotzdem war sie ein wenig traurig, weil der weiße Rüde nunmal von allen anwesenden wirklich die meiste Wärme geben konnte – da er selbst nicht so sehr fror und Jellin so klein war, dass er maximal ihre kalte Nase wärmen konnte, nicht aber den zitternden Rest von ihr. Die Idee des Welpen, doch noch an etwas Essbares zu kommen, war allerdings wirklich verlockend und so tröstete sie sich mit dem Gedanken, bald wenigstens etwas im Magen zu haben, während Fraser und Jellin sich vom Acker machten, um erneut nach Beute Ausschau zu halten. Ein wenig Angst hatte sie zwar, dass es auch dieses Mal nicht glücken würde, aber was blieb ihr schon anderes über, als ihre Hoffnung in die Jagdkünste des weißen zu stecken?

In dem Moment, als sie den beiden nachschaute, merkte sie einen Druck an ihrer Seite und gleichzeitig, wie das eigene, kalte Fell an ihre Haut gedrückt wurde, so dass kein bisschen wärmende Luft mehr Wasser und Körper trennte. Sie zuckte leicht zusammen, als sie Avon ansah, der sich an sie gelegt hatte, wahrscheinlich ebenfalls um Wärme zu suchen. Ein wenig tat er ihr ja nun doch leid, denn er suchte nur das, was sie gerade schon bei Fraser gesucht hatte. Einen Weg, gegen die Kälte anzukommen. Als er sich genüßlich zu räkeln schien, rollte Laina kurz mit den Augen und nachdem Avon sie auf einen Wassertropfen an der Nase aufmerksam gemacht hatte, fuhr sie ihre Zunge raus, um ihn schnell in den Mund zu holen. Sie bemerkte nicht, wie Avon ihre Nase näher gekommen war, um genau diesen Tropfen mit seiner Zunge zu berühren. Stattdessen gähnte sie kurz und sah sich um.

“Na gut, sich zu wärmen ist gerade wohl wirklich die beste Lösung. Lass uns dort zum Busch laufen, dann sind wir ein wenig windgeschützt.“

, schlug sie vor und stand auf, um zu den zu klein geratenen Baum zu laufen, der nicht weit von ihnen entfernt am Ufer stand. Dort grub sie halbherzig ein wenig herum, um ein kleines Nest zu bauen und legte sich dann auf die viel zu kalte Erde. Schnell warf sie Avon noch einen Blick zu. Ob er es schaffen würde, die paar Schritte zu ihr zu laufen, ohne wieder in irgendeinen Fluss oder Grube zu fallen?

[Am Ufer, an einem Busch]

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Teyjen
Schützling


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1 Jahr
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Dabei seit: 04.05.2011
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Teyjen ist offline
14.12.2013 13:07

Teyjen verlor langsam die Kontrolle über seinen Körper. Seine Gedanken schossen wie wild umher, er hatte keine Chance. Sein Blick verschwamm, während der Boden nur so unter seinen Pfoten davonglitt. Er musste sich in Bewegung gesetzt haben, als Skadi plötzlich auch auf die Felswand zugestürmt war. Er hätte nie gedacht, dass die Fähe denselben Drang verspürte, er hätte mehr Bedenkzeit erwartet. Doch warum sie einfach losgelaufen war, interessierte den Jungwolf nicht mehr. Das Einzige, das er jetzt noch wollte, war so schnell wie möglich die Felsen zu erreichen. Egal was sich ihm noch in den Weg stellen sollte, es würde ihn nicht daran hindern, endlich seinen Bruder wiederzusehen.

Sein Herz schlug immer schneller und die Aufregung stieg ihm noch mehr zu Kopf. Er hörte die beiden Wölfe neben sich, doch sein eigenes Keuchen übertönte beinahe alle anderen Geräusche. Flüchtig glitt sein Blick zu Lynx, der kurz zurückgefallen war, aber sogleich wieder aufholte. Auch er schien mit der Situation zu kämpfen, keiner der Drei hätte sich dieses Wiedersehen auch nur erträumen lassen. Doch was würde passieren? Was würde geschehen, wenn sie sich endlich wieder in die Augen sehen würden, er und Kyevjen? Hatte sein Bruder sich verändert? Unsinn. Oder etwa doch? Es waren schon ähnliche Dinge passiert. Er schaute zu Skadi. Kyevjen könnte nicht mehr der sein, für den ihn sein Bruder immer gehalten hatte. Sorge, es könnte genauso sein, breitete sich in ihm aus. Doch davon ließ er sich nicht abhalten. In Wahrheit legte er sogar einen Zahn zu, sodass er den anderen nun eine Nasenlänge voraus war. Da tauchten plötzlich zwei Gestalten in seinem Blickfeld auf. Er kniff die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Doch schon im nächsten Moment trug der Wind ihre Gerüche zu dem kleinen Rudel. Takata & Shiro.
Es waren nur zwei.

Ruckartig blieb der Kleine stehen. Alles was er hörte, waren unverständliche Wortfetzen und seinen eigenen Herzschlag, der das Blut in seinen Ohren betäubend laut pulsieren ließ. Sein Verstand hatte es längst begriffen, aber sein Herz sträubte sich. Er wusste, was das zu bedeuten hatte, aber er wollte es nicht glauben. Zufällig fing er Skadis Blick auf, der nicht zu bestimmen war, genauso wie seine eigenen Gefühle. Übelkeit überkam ihn und er senkte den Kopf. Er fühlte sich so leer, so verloren, als wäre er der letzte Wolf auf Erden. Keiner würde seinen Schmerz verstehen können, denn dieser Schmerz tat nicht weh, und trotzdem schmerzte es ihn so sehr.

Teyjen wollte nicht mehr. Er wollte nicht mehr weitergehen, alles schien ihm trostlos und völlig unwichtig. Langsam sank er in den Schnee, die Augen geschlossen und vergaß die Kälte. Denn das, was da in ihm war, war kälter als jeder Winter.
Teyjen fiel. In das Loch, das man ihm ins Herz gerissen hatte.

(bei Skadi & Lynx; Takata und Shiro in Sichtweite)

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Takata
ώintersonne .:. ħerzensgut


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Takata ist offline
14.12.2013 20:45

Ihre anfängliche Euphorie wich der schrecklichen Erkenntnis, dass das Zusammentreffen keineswegs von Frohmut und Heiterkeit begleitet war. Es brauchte nicht mehr lange und sie hatten Sichtkontakt zu den anderen Wölfen. Teyjen, Lynx und Skadi. Skadi … unweigerlich blitzten in Takatas Erinnerungen die kritischen Einwände der Fähe auf, die sie in der Vergangenheit geäußert hatte … vielleicht nicht zu unrecht. Aber hatte es ihr Leben leichter gemacht? Hatte sie jemals etwas geäußert, das ihr wirklich geholfen hatte? Alles hatte sie madig gemacht. Zuerst hatte sie auch von der Idee, den Störchen zu folgen, die ins Wärmere zogen, nichts gehalten. Erst sehr viel später, nachdem andere Wölfe ihres Rudels schon von der Idee angesteckt worden waren. Irgendwie sah sie in Skadi so etwas wie die Prophezeiungen schlimmster Wahrheiten. Wie sollte sie je wieder Hoffnung schöpfen, wenn jemand in ihrem Rudel ihr jeglichen Mut nahm? Jetzt war Kyevjen weg, Tihar tot und viel zu viel geschehen, das ihnen jemals wieder die Chance gab, ein geordnetes Leben zu führen. Und trotzdem zwang sich die Weiße, ihre kurze Phase eines hoffnungsvollen Zustands nicht wieder aufzugeben, sich das Glück nicht entreißen zu lassen, so lange es noch etwas warm war. Mit ihren langen Beinen lief sie schnurgerade durch den Schnee, wollte sich nicht aufhalten lassen von den schrecklichen Tatsachen, die sich ereignet hatten. Sie holte tief Luft und lief ohne einen weiteren Blick zurück auf die Gruppe zu. Immer besser waren sie zu erkennen. Ihre Gesichter, voller Überraschung, nicht ohne eine Priese vom Negativen. Natürlich bemerkte der Jungwolf, der selbst unversehrt und gesund erschien, dass Kyevjen nicht mehr bei ihnen war. Genau davor hatte sie sich gefürchtet. Ihm und den anderen erklären zu müssen, wo er war. Hätte sie sagen können … er war tot, dann hätte der Jungwolf wenigstens etwas Eindeutiges gehabt, er hätte sich damit abfinden müssen. Doch stets und ständig mit der Ungewissheit leben zu müssen, ihn je lebend wiederzusehen oder auch nicht …? Das erinnerte sie unweigerlich wieder an die nüchternen Einwände, die von Skadi gekommen waren … die Gefährlichkeit ihres Unterfangens, die Gefährlichkeit Tihars, die Blauäugigkeit, mit der sie sich anfangs ins Ungewisse gestürzt hatte. Irgendwie hatte sie damit Recht gehabt, doch hatte die Weiße genug von ihren dunklen Voraussagungen. Sie war dabei, sich neuen Mut anzueignen. Den hatte sie jetzt nötig, wenn sie den Wölfen beibringen wollte, dass sie Kyevjen einfach so … verloren hatten, aus den Augen. Verloren wie einen alten Knochen. Sie mussten sich in Grund und Boden schämen. Sie hatte Skadis Laut nicht verstanden aus der Entfernung, doch jetzt registrierte sie mit Bedrückung die Schweigsamkeit, die sich auf der Dreier-Gruppe abgesetzt hatte. Himmel noch eins, sie sollten sie nicht so anstarren!

„Wir … sind hier. Zurück.“ Sie holte tief Luft. Das konnten die Drei natürlich selbst sehen. Es war mehr die Einführung in das deutlich Schwierigere, das sie nun los werden musste. „Aber Kyevjen … er ist …“ Sie warf einen hilflosen Blick zurück auf Shiro, die ihr bis hierher gefolgt war. „Er ist fort. Wir wissen nicht … wo er ist.“

Sie schluckte bitter und senkte das Haupt. Sie konnten im Grunde nichts dafür. Aber sie ahnte, dass Skadi keine guten Bemerkungen für sie übrig hatte. Diese Fähe deutete doch immer nur auf das Negative, legte ihre Pfote immer nur in die Wunden, als ob sie sie nicht schon deutlich genug spüren mussten. Desto ernster war der Blick, den sie ganz zum Schluss der sandfarbenen Fähe widmete, wie eine stumme Aufforderung, sie nicht zusätzlich für das anzuklagen, das ihnen ohnehin schon schwere Sorgen bereitete.
Doch sie registrierte mit Überraschung die blutende Kratzwunde an ihrer Schnauze. Verwunderung hielt Einkehr. Was war geschehen? Was war im Stande gewesen, ausgerechnet einer wie ihr so etwas zuzufügen? Die Steine? Das war schwer vorstellbar. Ein Steinschlag hätte andere Wunden hinterlassen, wobei die Gefahr, ganz umzukommen, sicher größer gewesen wäre. Außerdem sah die Wunde zu frisch aus, um seit dem Zerfall ihrer Gruppe zu bestehen. Das einzig Positive, dass sie dem ganzen abgewinnen konnte war, dass Tihar Unrecht gehabt hatte. Er hatte Teyjen nicht sterben sehen, da er lebendig war. Wenigstens dies hatte sich nicht bewahrheitet. Es bedeutete ebenso, dass er nicht am Tod einer dieser Wölfe schuld war. Doch … spätestens jetzt stieg in ihr langsam der Verdacht auf, wie ein beißender Rauch, das er etwas mit der Wunde an Skadis Schnauze zu tun haben konnte. Sie kniff die Augen zusammen und verbot sich jede Mimik, die den Dreien Beweis für diese innere Erkenntnis verlieh, sofern es denn stimmte.

(Shiro, Skadi, Teyjen, Lynx - Eisschlucht des Todes)



Hintergrund: Natalia_Kollegova, pixabay | Echoes © L'Âme Immortelle

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Marrok
-abgegangen-


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Marrok ist offline
19.12.2013 21:34

Ein fairer Tausch? Marrok unterdrückte ein Lachen. Für einen Einzelnen mochte eine solche Anmaßung vielleicht ein gerechtes Angebot sein, aber ganz gewiss nicht für drei Wölfe, die sich mehr schlecht als recht durch dieses karge, tote Land kämpften und den Sternen schon für ihre Gnade und Geleit danken mussten, wenn sie in den kalten Nächten nicht unter einer Decke frischen Schnees erfroren.
Ginge es hierbei nur um ihn, hätte Marrok vielleicht in Betracht gezogen, dieses Angebot zu akzeptieren – doch er war nicht allein, seine Gefährten …

Er hielt in seinen Überlegungen inne. Was bedeuteten ihm schon seine Gefährten? Eine Fähe, die er kaum kannte und ein alter Weiser, der sich benahm wie ein Welpe. Hatte er damals nicht geschworen, sich nie wieder auf andere zu verlassen, sich nie wieder derart blind ins Vertrauen zu stürzen, um nicht auch noch des kläglichen Restes, der noch von seinem Leben geblieben war, beraubt zu werden?
Aber was genau war es, das er jetzt noch hatte? Waren das nicht all seine Erinnerungen? Die verschwommenen, kaum erfassbaren Fetzen einer schönen Vergangenheit, zerrissen von all dem Schmerz und der Enttäuschung von der Ungerechtigkeit, die ihm wiederfahren war …
Er konnte diese Erinnerungen nicht verleugnen, genauso wenig, wie er die Narben auf seiner Haut und in seiner Seele fortwaschen konnte. Diese Dinge waren alles, was er noch hatte und auch wenn er sich einst etwas geschworen hatte, konnte er seine Gefährten nun nicht einfach im Stich lassen.

Dieser Fremdling war also davon überzeugt, dass er sein Angebot nicht ablehnen konnte, dass es zu gut war … Offensichtlich hatte er keine Ahnung, was es bedeutete, Verantwortung für andere zu übernehmen. Ein Einzelgänger, der sich um nichts anderes scherte, als sich selbst und seinen eigenen Vorteil.
Marrok konnte sich nicht erklären, woher sein plötzliches Interesse für den Fremden kam und warum er sich überhaupt den Kopf darüber zerbrach. Möglicherweise lag es daran, dass sie einander in gewisser Weise ähnelten – mit dem Unterschied, dass Marrok trotz allem, was ihm wiederfahren war, es nicht über sich brachte, seine beiden Gefährten zu hintergehen.

Mochte es seine eigene Engstirnigkeit sein, die seine Fantasie einsperrte, doch der Wolf war sich mit einem Mal sehr sicher, dass sie diesem Fremden in die Falle gehen mussten, wenn sie weiterkommen wollten. Niemand konnte ihm garantieren, dass seine Worte auch der Wahrheit entsprachen, dass das, was er ihnen zu sagen hatte, sie auch wirklich auf einen richtigen Weg führen würde. Und selbst wenn, so konnte es dennoch geschehen, dass dieses Rudel, von dem er sprach, sie abweisen würde. Was dann? In dem Fall hätten sie eine völlig sinnlose Reise unternommen, die sie möglicherweise von dem Weg abgebracht hatte, den die Sterne ihnen wiesen und dabei auch noch einen Teil ihrer, ohnehin armseligen, Beute verloren. Konnten sie sich das wirklich leisten? Andererseits … hatten sie überhaupt eine Wahl?

Schweigend starrte er den Fremdling in seinem Versteck an, kühl und ohne sich etwas von seinen Gedanken und seiner Resignation anmerken zu lassen. Dann setzte er zu einer Erwiderung an.

„Du verlangst von mir, dir meine Beute zu übergeben“, sagte er kühl, „und ich zweifle nicht daran, dass du davon satt wirst – doch woher weiß ich, dass deine angeblichen Informationen auch der Wahrheit entsprechen?“


[bei Zita, Pilgrim und dem Fuchs, irgendwo im Tal]

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Jellin
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Jellin ist offline
20.12.2013 15:53

Wenngleich er Frasers Zweifel nachvollziehen konnte trafen ihn dessen Worte. Hatte er noch nicht genug gezeigt, dass er stark war?
Anstatt stehen zubleiben und zu antworten, bedachte er Fraser mit einem gleichzeitig verletzten, aber auch zornigem Blick und setzte seinen Trott entschlossenen Schrittes fort.
Ja, er wusste wie man jagte. Das einzige, woran es ihm tatsächlich mangelte, war die praktische Erfahrung.
Er reckt die Nase in die Höhe und versuchte Witterung zu nehmen, blieb aber, wie zuvor, erfolglos. Unbeeindruckt ging Jellin weiter. Es zog ihn nach Norden, zumindest hoffte er, dass es Norden war. Im Süden, so wusste er, hatte er nur eine weite Wüste aus Schnee und Eis zuerwarten, durch die er mit Riu gezogen war und im Osten glaubte er selbst aus dieser Entfernung den dumpfen Modergeruch das Moores riechen zu können, wo es mehr Totes als Lebendes gab. Beides keine idealen Jagdgebiete.
Um sie herum wirkte die Landschaft insgesamt lebendiger. Aber versprach dies auch besseren Jagderfolg? Die ausbleibende Witterung von Beute schien etwas anderes zu behaupten.
In Angesicht der Situation geriet die Wertung seines Stolzes über dem Leben unvermittelt ins Wanken. Jellin zwang sich, weiter zu gehen, doch in seinem Kopf überschlugen sich die Gedanken.
Gleichtzeitig wollte er Fraser bei der Jagd hefen, andererseits wollte er nichts lieber, als sich zu beweisen. Verzweifelt rang er um eine Entscheidung.
Laina und Avon lange warten zu lassen wäre Wahnsinn, das musste auch Fraser klar sein und er würde dem Welpen nicht lange freie Hand gewähren. Was versuchte er hier überhaupt? Lainas und Avons Leben riskieren, damit er einem Wolf, den er kaum kannte beweisen kann wie gut er jagen konnte? Plötzlich wirkte ihm sein Verhalten töricht. Er wusste doch selbst, wie es um seine Erfahrungen mit der Jagd stand. Wem versuchte er hier eigentlich mehr, etwas vorzumachen?
Er warf einen fast entschuldigenden Blick zu Fraser.

Nein

antwortete er schließlich auf die Frage, als wäre seit dem keine halbe Minute verstrichen.


[Fraser | Storchenhalbinsel ]

I don't howl to the moon - it just happens to be in the way every time.
He who wants to eat with the wolves has to howl along with them.

Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Jellin am 20.12.2013 15:53.


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Catori ist offline
21.12.2013 00:34

Grade war sie in einen recht überschaubaren, gut laufenden Rhythmus gekommen, als Niyol sie wieder zurück rief. Widerwillig stoppte die Graue und drehte sich langsam um. Grade begann sie ein bisschen warm zu werden, sodass sie die Hoffnung hatte, vielleicht doch noch helfen zu können, und dann soetwas. Zu dem verstand sie nicht was er meinte. Geschlossen auftreten? Wieso, wofür und überhaupt wo? Hatte sie irgendetwas nicht mitbekommen? Wieso sollten sie zusammen gehen, um das Reh ein zu schüchtern? Das war doch völliger Blödsinn. Sie wollten es doch fangen. irritiert trat sie näher, doch keiner der beiden Rüden gab weitere Erklärungen ab. ...Vielleicht träumte sie doch? All diese seltsamen Bilder... Aber sie konnte sich nicht sicher sein. Wenn sie eben doch nicht träumte und nun etwas dummes tat, würde sie ihre Lage noch schlimmer machen als so schon. Es war ungewöhnlich, dass Niyol so ernste Anweisungen gab, also musste es auch wichtig sein. Sein Lachen vorhin, als sie im Schnee gelandet war, hatte Catori nur zu gut gehört und peinlich berührt versucht zu ignorieren. Es musste also wirklich etwas wichtiges los sein, um so einen ungewöhnlichen Stimmungswechsel zu verursachen. Nur was? Es wollte der Grauen Fähe nicht einfallen. Vorsichtig sog sie mit der Nase Luft ein. immer noch hatte sie das Gefühl, übrig gebliebenes Wasser von ihrem unfreiwilligen Bad würde dabei in ihrer Nase zu Eis werden. Es war ein äußerst unangenehmes Gefühl, dass sie teilweise von ihrem Ziel, etwas zu riechen ablenkte. War das Blut? Tod? ... kurz zuckte sie zusammen, als ihr dabei unpassender Weise das Bild des Namenlosen im Kopf auftauchte. Doch es ging hier um ihre Beute. Ein Reh, das sterben sollte, um sie selbst am Leben zu lassen.
Erst als sie bereits weitergegangen waren machte es irgendwann 'klick' in dem Kopf der Grauen. Jemand war ihnen zuvorgekommen und nun wollten sie ihm die Beute ablucksen. Ja, das konnte einen Sinn ergeben. Glücklich, dass sie es endlich herausgefunden hatte, pendelte Catori leicht mit der Rute. Dann jedoch vernahm sie Nemeths Worte und sah seine minimale Bewegung in ihre Richtung. Enttäuscht ließ sie den Kopf hängen und ließ sich lieber noch ein Stück mehr zurück fallen. Schon bei dem Weißen taten diese Worte weh, Niyols Antwort wollte sie lieber nicht hören. Grade weil sie wusste, das irgendetwas nicht stimmte. Letzten Endes war sie doch Schuld. Und noch dazu wusste sie nicht mehr recht was real und was nicht real ist. Konnten Geister so direkt zu einem Kontakt aufnehmen? Davon hatte Kimi damals nie ein Wort gesagt.
Ihr Körper wurde langsam wieder warm. Er fühlte sich immer noch geschunden an, doch sie spürte die schleichende Verbesserung. Aber was sollte sie denken? Wo sollte sie hin? Sie konnte nicht einfach fort, ohne die anderen vor den Kopf zu stoßen, nachdem sie extra auf sie gewartet hatten. Zu zweit war es gewiss noch schwieriger die Eiswüste lebend zu verlassen - sofern das denn tatsächlich möglich war. Also war sie gezwungen bei den Beiden zu bleiben. Solange, bis sie ihnen nicht mehr nützen konnte. Wenigstens das war sie ihnen schuldig. Die offensichtlichen Gedanken der beiden taten dennoch weh. Ihre Scham über diese Situation war so schon groß genug gewesen, nun jedoch war sie beinahe unerträglich. Vor allem zusammen mit der Trauer und dem Schmerz, der irgendwie doch nicht enden wollte.
~Hör auf zu jammern verdammt!~
Energisch schüttelte sie den Kopf und verlor dabei beinahe schon wieder das Gleichgewicht, bevor sie sich auf Niyols Worte besann. Zusammenbleiben hatte er gesagt. Sie durfte sich also nicht noch weiter zurückfallen lassen. Ignoranz war die einzige Lösung für ihre Lage. Von nun an durfte sie nur noch an das Ende der Kälte denken, an ihr Ziel. Alles andere durfte sie nicht zulassen, es würde sie von ihrem Weg abbringen. Bevor sie die beiden Rüden nicht sicher wusste, würde sie sich Mühe geben.
Ein letztes mal ihre innerlichen Tränen hinunter schluckend beschleunigte die Wölfin ihren Schritt, um dicht bei den beiden Anderen zu bleiben. Der Entschluss war gefasst und sie hoffte nur noch, der Weg würde so kurz wie möglich werden, damit sie endlich in Ruhe allein sein konnte.

Als sie den Ort erreichten, an welchem sich die Vögel bereits gütlich taten, stellte sie mit trockener Verwunderung fest, dass weit und breit niemand zu sehen war. Lange konnte das Reh jedoch nicht hier liegen. Im Schnee waren Wolfsspuren. Misstrauisch zuckte sie mit den Ohren und versuchte auch wieder etwas zu wittern. Die Fährte war frisch, das Fleisch dampfte noch leicht und verströmte so überdeutlich seinen Geruch. Doch bis auf die herumzappelnden Vögel, gab es scheinbar kein Lebenszeichen. Mit gerunzelter Stirn sah sie den Schauplatz an. Fressen würde sie erst wenn die beiden Rüden schon etwas im Magen hatten. Zwar lief auch ihr der Speichel im Maul zusammen und ihr Magen verkrampfte sich, als wollte er sie auffordern ihn endlich wieder zu füllen. Doch gleichzeitig verspürte sie keinen Appetit. Im Gegenteil immer mehr breitete sich ein stumpfes, beteiligungsloses Gefühl in ihr aus. Sie hatte keine Lust sich zu bewegen, ihr Maul zu öffnen. Sie wusste nicht mal ob sie stark genug war ein Stück Fleisch aus dem toten Körper zu zerren und hinunter zu schlucken. Lieber wartete sie noch ein bisschen. Außerdem stieg die Chance der Rüden, wenn sie mehr fraßen. Am Ende konnte sie sich anstandshalber immer noch einen Bissen hinunter würgen, damit sie annahmen, dass auch sie viel gefressen hatte. Am Anfang würden gewiss beide nicht genau darauf achten ob sie aß oder nicht. Warum auch? Eine derart seltsame Situation war ihr selbst auch noch nie zuvor begegnet.

[bei Nemeth und Niyol; sich langsam vom Fluss entfernend beim Rehkadaver]

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