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Lynx
smiling in the dark


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Lynx ist offline
31.07.2013 22:09

Genau beobachtete Lynx wie sich Teyjen der Beute näherte. Noch immer war er sich nicht sicher, was in Tihars Hirn vorging. Deshalb war er auch froh als Teyjen das Angebot des Schwarzen ablehnte. Lynx wusste, dass der Jungwolf richtig gehandelt hatte – und erwachsen. Teyjen hatte sich nicht in die Machenschaften des Dunkeln hineinziehen lassen.

„Richtig so, Teyjen.“, lobte er Teyjen und lächelte den Jungwolf zu.

Und dann brach ein Sturm über sie herein. Die Wut brach plötzlich aus dem Schwarzen hinaus und brandete über die restlichen Wölfe. Nun war es klar, dass hinter Tihars Verhalten pure Manipulation stand. Und als Teyjen, der – seiner Meinung nach – schwache Jungwolf, hatte sich gegen ihn gewandt, hatte nicht mitgespielt und plötzlich stand der Dunkle in der schwächeren Postion.

Teyjen duckte sich unter Tihar weg und entging so seinen Zähnen. Im nächsten Moment spürte er wie sich jemand dazwischen drängte und nutze die Gelegenheit und floh einige Sätze zurück. Voller Angst verkroch er sich winselnd hinter einem Felsbrocken.

Auf Tihars Drohung folgte Taten und sofort sprang Lynx auf. Verfluchte sich innerlich, dass er nicht schon früher aufgestanden war, doch zum Glück war Skadi schneller und ging geifernd dazwischen und schnappte nach dem Dunklen. Erleichtert beobachtete er, wie Teyjen zurückwich - unverletzt.

Einen Moment hielt er geschockt inne. Sowohl die Sandfarbene als auch der Schwarze waren so voller Wut und in diesem Moment war Lynx klar, dass er um einen Kampf nicht herum kommen würde und unwillkürlich verspürte er das Bedürfnis sich hinter etwas oder jemanden zu verstecken und abzuwarten, bis sich eine friedliche Stimmung breit machte. Nein, er wollte nicht kämpfen.

Gleichzeitig wuchs in ihm jedoch die Gewissheit, dass er genau das tun würde. Hatte er bereits einmal. Damals war sein Gegner auch stärker und kräftiger gewesen und er stand allein gegen ihn. Doch die Wut hatte ihn furchtlos gemacht und mit etwas Glück hatte er gesiegt.

Und genau das würden die drei hier und jetzt auch brauchen. Doch Glück war ein zweifelhafter Verbündeter. Skadi brauchte Hilfe, seine Hilfe und Teyjens Hilfe. Doch hatte der Jungwolf überhaupt eine Chance gegen den schwarzen Riesen. Er selbst schätzte seine Chancen gegen Tihar schlecht ein, doch Skadi hatte sich gegen den Dunklen gestellt um Teyjen zu schützen. Und so sehr Lynx den Kampf und Gewalt scheute, so wollte er Teyjen doch beschützen.

Zunächst eilte er zu Teyjen, sah ihm tief in die Augen und flüsterte ihm eindringlich zu: „Teyjen, pass auf. Du bist der Jüngste von uns und vom körperlichen Tihar am wenigsten gewachsen. Geistig mag das anders aussehen, aber das wird dir hier nicht viel helfen. Halte dich zurück, aber vielleicht werden wir deine Hilfe trotzdem brauchen. Wir sind ein Rudel und wenn wir zusammenhalten kann Tihar uns wenig anhaben.“.

Dann wandte er sich wieder Skadi und dem Schwarzen zu und sah, wie diese ihm am Auge erwischte. Lynx ahnte, dass das den Dunklen nur weiter in Rage bringen würde und so sprang er mit gesträubten Nackenfell an Skadis Seite.


[bei Teyjen, Skadi und Tihar | Gebirge]
(Mit Teyjen abgesprochen)

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KuroShiro
Kämpferherz


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KuroShiro ist offline
05.08.2013 21:54

Shiro bewegte sich tief geduckt über die felsige Ebene. Sie hatte den Wildgeruch in der Nase, schwach, und doch sehr deutlich. Die Spur konnte noch nicht alt sein... ein paar Stunden, vielleicht auch schon einen Tag. Sie war auf dem richtigen Weg.
Ihr Kopf pendelte von rechts nach links, um die Spur ja nicht zu verlieren.

Hinter sich hörte sie Steine einen Abhang herunterrauschen. Sie spitze die Ohren, drehte sich um und erspähte einen großen Hirsch, einen Fünfender. Sie knurrte.
"Verdammt.... an den komm' ich nicht ran."
Der Hirsch hielt inne und sah sich nach Shiro um. Eine Moment lang sahen sie sich in die Augen, die Jägerin und der Gejagte, und in diesem Moment wussten sie beide, dass die Jagd vorbei war. Shiro wand den Blick ab.
Mochte er leben. Sie würde es auch ohne ihn schaffen, entschied sie sich und machte sich auf den Rückweg, um Takata darüber zu informieren, dass ihre Nase zwar richtig lag, aber zu spät gewesen war.
Allerdings - als sie zurückkam, war niemand mehr da.

"Natürlich, du Schaf.", dachte sie, und schüttelte über sich selbst den Kopf. Sie hatten sich schließlich aufgeteilt. Und nun?
Sie hatten sich nicht überlegt, was sie tun sollten, wenn einer von ihnen die Beute fand oder sonst wie Kontakt aufnehmen wollte.
Unschlüssig tippelte Shiro auf der Stelle, doch dann entschied sie sich dafür, den Weg zurückzugehen, den sie gekommen war.

"Vielleicht", dachte sie, "vielleicht treffen wir uns wieder. Vielleicht treffen ich sie auf dem Weg, Takata oder Kyevjen - oder beide. Vielleicht treffe ich später auf Skadi, Lynx und die anderen.
Vielleicht.
Und vielleicht auch nicht."


In gemächlichem Tempo entfernte sie sich von dem Punkt, an dem sie sich getrennt hatten, die ungleichen drei.
Mit jedem Schritt wurde sie unbefangener und schien ein Stück zu wachsen, bis sie am Ende fast wie ein Welpe über die Ebene hüpfte.
Sie konnte sich nicht erklären, woher dieses seltsame Empfinden von Freiheit kam. Vielleicht war sie ja doch zu lang allein gewesen?

Shiro verließ die Hochebene und wanderte langsam immer tiefer. Je tiefer sie wanderte, um so mehr fand sie Leben. Ein magerer Hase, ein paar Feldmäuse.
Nicht viel, aber genug, um den Magen einer genügsamen Timberwölfin, die in der Tundra aufgewachsen war, zumindest eine Weile lang zu füllen. Oder zumindest dazu zu bewegen, nicht mehr unentwegt zu knurren.

Völlig unvermittelt hatte sie am spänten Nachmittag das Ende der Felsebene erreicht.
Unter ihr breitete sich langsam wieder eine Decke aus Schnee und Eis aus. Noch brachen hier und da vertrocknete Grasbüschel hervor, doch bald war die Decke wieder undurchdringlich Weiß und unnachgiebig. Die Sonne schien und gaukelte Shiro vor, der Schnee würde glitzern und weich sein.
Schlagartig war Shiros Euphorie verflogen.
Schnee - sie begann, Schnee zu hassen.
Doch welche Wahl hatte sie?
Es gab kein Zurück.
Irgendwo, weit entfernt, konnte sie das Rauschen eines Flusses hören.
Entschlossen sprang sie von dem Plateau, auf dem sie stand herunter und setzte die Pfoten auf den kalten Schnee.
"Wo Wasser ist, gibt es Leben."


[Allein in der Eisschlucht, später an deren Ende]




Still the seeing eye is useless, if you haven't a feeling heart.


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Tihar LeNuit
abgegangen


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Tihar LeNuit ist offline
08.08.2013 10:12

Von einem kleinen Würmling zu einem echten Feindbild hatte er es geschafft. Verhasst hatte der schwarze Leib auf den Wurmwolf zugesteuert, mit dem Ziel, Matsch aus ihm zu machen. Doch just in dem Augenblick geriet etwas in die Bahn. Ein unbekannter Schatten versperrte ihm die Sicht auf sein Zielobjekt. Ein unsichtbarer Schatten? Kokolores! Das war der hellbraune Körper seiner ewigen Widersacherin. Wo kam die her? Was machte die hier?! Dies war sein Augenblick, seine Chance und seine Aufgabe, einen Wolf zu zerstören, der ihn lächerlich gemacht hatte. Er hatte einem Versager wie Teyjen die Pfote gereicht. Zum Dank für seine grenzenlose Großzügigkeit hatte er ihm förmlich ins Gesicht gespuckt. Nur eine Strafe wurde dem gerecht. Wäre nur nicht seine alte Erzfeindin gewesen, die sich in diese Angelegenheit einmischte. War sie denn lebensmüde? So viel irrationales Handeln passte einfach nicht zu seiner Widersacherin. Jedoch noch bevor er im Stande war, sie abzublocken, brachte sie ihn aus der Schussbahn. Wie eine Wahnsinnige warf sie sich vor ihn und seine schwere Wut. Er konnte nicht mehr anhalten. Eine Umkehr war unmöglich, das letzte was er sah, war die Silhouette eines langen Eckzahnes, dann stach der Schmerz durch seinen Kopf. Wie ein abgelenkter Komet fiel er zur Seite, landete mit einem dumpfen Schlag auf der Stelle, die eben noch von Teyjens zerbrechbaren Pfoten plattgedrückt worden war. Der gefallene Riese schlitterte noch einige Längen über den Schnee, um ihn anschließend mit seinem Blut um sein unschuldiges Aussehen zu bringen. Ein tiefer Ächtzlaut begleitete seine unfreiwilliges Vorankommen. Erst das letzte Stück vor den besagten Pfoten kam er zum Stehen. Sie zitterten. Angst. Blut. Schwärze. Er war nicht bewusstlos. Aber er wünschte, er wäre es gewesen. Sein Brustkorb ging auf und ab. Er war nicht blind, er sah nur nichts. Ein Fakt, den er schnell ausmachen konnte. Aber viel wichtiger war noch die Tatsache, dass sich eine innere Kraft in ihm ausbreitete, die der Mattigkeit seines entstellten Körpers zu trotzen versuchte. Und so kam es, dass sich der Riese noch ein weiteres, womöglich ein letztes Mal vom schmutzigen Boden Tierhob und blitzartig hochfuhr. Ein Amok laufender Irrer, das war er. Aber kein Überlegener, dafür handelte er viel zu irrational. Es galt nicht mehr, Ehre und Würde zu retten. Es galt nur noch, kurzlebige Emotionen und Verlangen zu stillen. Die! Die war schuld. Die war an allem schuld. Seit je her war dieses scheinbar unschuldige Biest schuld. Sie war doch die wahre Gefühllose! Sie war der Zombie, sie war der Böse!

„Niemals kriegst du Yuka!“,

raunte er und fuhr wie von einer unsichtbaren Macht gezogen zu ihr herüber, stolperte am Ende mehr als dass er schoss, vermochte es dennoch sie im letzten Moment zu erwischen, bevor sie ganz ausweichen konnte. Er konnte sie nicht besiegen, das war ein erschütternder Fakt, dessen er sich bewusst geworden war. Viel zu skrupellos war sie, viel zu weit abseits stand sie. Sie hielt sich aus allem raus? Jetzt nicht mehr! Jetzt war sie mittendrin und sollte den Hass zu spüren bekommen, den sie sich verdient gemacht hatte. Sie! Überlegen und doch hilflos. Sein Reißzahn ritzte ihren Schnauzenrücken, bevor seine letzte Kraft verbraucht war. Wie zur Strafe für sein Tun versagte ihm sein Leib seine letzte Energiereserve und er fiel wie ein Stein zu Boden. Da lag er. War das also sein letzter Akt? Zerstören hatte er sie wollen. Sie alle. Aber eigentlich, das wusste er jetzt, war es immer diese Braune gewesen, die er hatte fertig machen wollen.

Teyjen! Komm her!
Zeig ihr, wer hier das Sagen hat.

Takata …
Zeig ihnen, wen du bevorzugst!

Yuka … es gibt nur einen, den du brauchst.
Sie wird mit mir kommen
Niemand kriegt dich, eher werden wir beide sterben.


Heiße Luft brannte in seiner Nase. Das Blut schlich sich langsam über sein Gesicht. Er drückte sein Auge zusammen. Der Schmerz war noch das Wenigste. Die Gewissheit über sein letztes Scheitern, über sein gesamtes Scheitern, sie war das Schlimmste. Sie hatte schon damals über ihm gestanden. Er war machtlos gegen ihr perfides Auftreten. Wer war hier das Monster.
Nachdem sich sein hastiger Atem gelegt hatte und sein schwarzer Leib nur noch aus Mitleid die nötigsten Lebensfunktionen aufrecht erhielt, entschied er, seinen letzten Weg anzutreten. Er wollte ihr Getuschel nicht hören. Er wollte ihr Lachen nicht hören. Aber den Mut… den Mut, noch einmal ihr ins Gesicht zu blicken, den musste er aufbringen, andernfalls wäre er nicht weniger Schwächling gewesen als der Welpe. Langsam und mit einem unscheinbaren Zittern stemmten seine Läufe seinen schweren Körper wieder hoch. Schwerfällig kämpfte sich der Besiegte zurück auf seine Beine. Sein Ächzten ließ erahnen, wie schwer es ihm fiel. Er hatte seine letzte Kraft gegeben um sie zu zerstören. Aber er hatte verloren.
Bevor er überhaupt im Stande war, seinen Kopf umzudrehen und sich den letzten Schlag zu verpassen, in dem er ihren siegreichen Blick erntete, musste er feststellen, dass sich sein Sichtfeld auf sein rechtes Auge beschränkte. Von dem Linken gingen nur noch stechende Schmerzen aus, während sein dunkles Blut herabrann und zu Boden tropfte. O welch hässlicher Anblick! Sieh her, Monster. Du hast einen Toten getötet, seiner letzten Kraft beraubt.
Der letzte Blick zurück, er galt einzig und allein seiner alten Feindin. Zwei Mal schloss und öffnete er sein verbliebenes, heiles Auge, bis er im Stande war, einigermaßen scharf zu sehen. Was erblickte er da! Ein hässlicher, blutiger Kratzer zierte ihre Schnauze. Seine Lefzen zuckten zu einem hämischen Grinsen. Aber tief in sich fühlte er Betroffenheit, ja gar Schrecken. War sie also doch verletzlich! Er war sich nie sicher über diese Tatsache gewesen. Stand ihr nicht … überhaupt nicht. Skadi war keine Kämpferin, nicht auf physischen Wegen. Fast war es, als blickte er seiner Schwester in ihr Antlitz. Seit je her war von dieser Wölfin, die dort vor ihm stand, ein nichts aussagender Blick ausgegangen. Kalt wie Eis. Aber jetzt konnte sie nicht anders, als beinahe mitleiderregend auszusehen. Ein Spiegelbild seiner selbst, der er nicht weniger am Ende war. Welch eine Schande, diese Beschädigung ihres sonst so nüchternen Antlitz' festzustellen. Doch die Freude blieb aus. Was nur fand er an ihr, dass er sich nicht mal an diesem kleinen Kratzer freuen konnte. Er selbst war entstellt, verletzt, blutverschmiert am ganzen Leib, auch wenn nicht alle Wunden auf ihren Angriff zurückzufahren waren. Aber das Bedauern um ihre kleine Entstellung war nicht zu leugnen. Er hatte eine Siegerin angegriffen, dabei wusste er genau, wie nutzlos es war. Sie hatte gewonnen und er musste es anerkennen. Das fiel ihm nicht schwer, weil sein böser Geist in ihm nicht länger gegen sie rebellierte. War es doch so, dass sie ihren großen Worten zum ersten Mal auch Taten hatte folgen lassen. Sie hatte ihm gedroht, jetzt hatte sie endlich bewiesen, dass sie auch mehr konnte. Und er wäre der Letzte gewesen, der eine böse Tat sühnte. Das Spiegelbild des Bösen. Er hatte das Böse wie einen Tumor in die Gruppe verpflanzt und alle hatten etwas davon gehabt. Das war sein Trumpf, sein Trost, sein Erbe. Ohne ein weiteres Wort drehte er um, vergoss weitere drei Tropfen seines nun unwerten Blutes, bevor seine Läufe ihn monoton von hier fort führten. Eine Ruine war er, ein Wrack im Abendlicht, über dem die Aasgeier kreisten. Nur die schwere seines geschundenen Körpers gaben noch das Gefühl von Kraft. Kraft, die er nicht mehr besaß. Er hatte alles auf eine Karte gesetzt und verloren. Skadi aber hatte alles bekommen und war trotzdem bestraft worden. Er mochte nicht, dass es so ausgegangen war. Er hatte die Spannung zwischen ihr und ihm so gern gehabt, so gehegt und gepflegt. Jetzt war es aus. Ein erloschener Vulkan trieb langsam ab. Und niemand hatte das Recht ihm zu folgen. Den Weg der er ging, es war der eines Wolfs, der nicht länger die Verkörperung des Bösen beanspruchen durfte. Aber die Überraschung, die Achtung vor ihrer sinnlosen, lebensmüden und bösen Tat, die konnte selbst er nicht länger leugnen. Die Wut war Anerkennung gewichen. Eine Anerkennung als Tochter nackter Tatsachen, nicht aus Zuneigung.

[Skadi, Teyjen, Lynx – läuft weg!]


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Avon
Pas de chenille.
Just une mite laide. Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ


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Avon ist offline
09.08.2013 19:20

Lief so weit alles ganz gut. Der kleine Bursche ließ schön die Zähnchen von der verdorbenen Beute und der Fremde hatte das Nachsehen. Ließ die Zähne von der Beute? A-aber was tat er denn da? Mit einem Auge beobachtete der Graue, wie der kleine Zwerg einen großen Happen machte, als wollte er das tote Tier gleich mit einem Mal verschlingen. Gern hätte er schnell neue Bedenken geäußert. Der Speichel des Fremden konnte ungesund sein! Er musste doch … er musste. Aber mit seinem Einschreiten hatte er Jellin tatsächlich davon abhalten können, den Hasen zu fressen. Seeeehr gut! Nein. Nein? Wie, nein? Was denn jetzt? War das jetzt ein bejahendes Nein oder ein verneinendes Nein? Der Graue schielte verwirrt in die öde Gegend. Irgendwie waren sie so schlau wie vorher. Der Graue räusperte sich. Aber der weiße Wolf mit dem einen Ohr kam ihm zuvor. Kaum hatte Fraser seine kleine Standpauke beendet, da öffnete Avon sein Maul weit und holte zum schlagkräftigen Gegenargument aus. Aber … er hatte Recht. Sapperlot, er hatte ja Recht! Der Wolf stellte die Ohren schief und blinzelte in den grautrüben Himmel. Ganz schön weise für einen einohrigen Wolf, das musste ihm der Neid lassen. Eigentlich, ja bestimmt sogar war der Fraser kein schlechter Kerl, wenn er ihm nicht gerade seine Familie wegnahm, seine Wunschfamilie. Der verunsicherte Rüde schluckte sein schlechtes Gewissen herunter.

„Naaa jaaa …“, zog der Graue zögerlich in die Länge. Beinahe tat ihm der verstümmelte Wolf etwas Leid, obwohl er ja nicht so wirkte, als war er ein armer kleiner, schüchterner Wolf, den alle nur verstießen. Was hieß denn wegschicken? Wer wollte ihn denn wegschicken? Er … hatte ja nur gewollt, dass … er ein bisschen weiter wegging, nur ein kleines Stück Abstand … so dass man ihn nicht mehr so viel sah. Und wenn sie sich darauf einigen konnten, dass Fraser schön still blieb und keinen Mucks von sich gab, wurde ein wunderbares Miteinander aus ihnen! Oder so …
„Also … bitte sei mir jetzt nicht böse, ja?“ Er grinste über alle befellten Backen. Das kam mit Sicherheit wie ein Auslachen bei ihm an. „Du hast ja nicht ganz Unrecht. A-aber der Hase … also der Hase der war jedenfalls von mir. Zusammen haben wir ihn gekriegt, stimmt's?“

Grinsen! Ach war die Welt schön. Hoffentlich sah Fraser das auch so. Das hier war nämlich gerade ein Friedensangebot auf Avonart. Hoffentlich kam das auch so an bei dem fremden Rüden. So ganz wusste er ja noch nicht, was er von ihm halten sollte. Nicht, dass er gleich die ganze Pfote nahm, wenn man ihm eine Zehe bot. So war das aber nicht gedacht. Aber zum Einen stand Avonasac nicht so auf Rangeleien, weil da ja Blut fließen konnte und zum Anderen wollte er aber auch nicht, dass Fraser verletzt wurde, also innerlich, nicht? Wie sah das denn aus, wenn so ein erwachsener Wolf mit hängenden Ohren … öhm, respektive mit hängendem, Kopf, davonschleichen musste? Das wollte er auch wieder nicht. Tat ihm irgendwie Leid. Armes Ohr.

(Jellin, Fraser, Laina - Storchenhalbinsel)



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... unverhofft kommt oft ...


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NPC ist offline
09.08.2013 20:21

Und nun … das Wetter



Die unbarmherzigen Naturgewalten waren es, die ihr Spiel mit den Überlebenden der schrecklichen Himmelskatastrophe trieben. Der eisige Winter hielt die Bewohner des Tals fest in seinen Klauen. Wie zum Hohn schickten ihnen die grautristen Wolken weitere Schneeflocken vom Himmel herab. Es war, als wollten sie den Tieren ein Zeichen geben- Es ist noch nicht vorbei! Väterchen Frost hatte seine letzten Asse noch nicht ausgespielt. Die erbarmungslose Kälte ließ zwar etwas nach, doch das war nur ein schwacher Trost. Und obwohl es Tage war, so zeigte sich die Sonne dennoch nicht. Vielleicht hatte sie es aufgegeben. Vielleicht hatte sie keine Hoffnung mehr in das Land und seine Kreaturen. Vielleicht war dies alles nur ein Tod in Raten. Leise rieselt der Schnee. Begräbt das Unaussprechliche wie ein übergroßes Leichentuch unter seinem unschuldigen Weiß. Seht nicht her, ihr lebenden Augen … lasst den Toten ihre Ruh'!

Avatar © Aarinath

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Takata
ώintersonne .:. ħerzensgut


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Takata ist offline
11.08.2013 19:15

Das Verfolgen des Hirschs wurde mehr zur Gewohnheit, als zu einer aussichtsreichen Jagd. Immer wieder setzte sie ihre empfindliche Nase an und verfolgte die Spur. Doch die Hoffnung, das Beutetier wirklich zu fassen zu bekommen, sank stetig. Wie sollte sie einen Hirsch ganz allein zu Fall bringen? Längst hatte sie sich viel zu weit von den anderen Wölfen, Shiro und Kyevjen, entfernt, als dass noch von einer Rudeljagd die Rede sein konnte. Vergewissernd sah sich die Weiße um, warf den Blick nach hinten. Doch abgesehen von den steilen Felswänden mit einem knappen Vorsprung, war nichts zu sehen. Ach ja … der Schnee war natürlich noch da, klar. Aber der war längst zu einer traurigen Gewohnheit geworden. Wie sehr sie das Grün vermisste, das Blühen der verschiedensten Blumen und das Flattern der Schmetterlinge. Takata gönnte sich eine kurze Auszeit vom Suchen, ließ sich nicht länger von einem Hirsch hetzen, sondern schwelgte in Erinnerungen an Früher. Ihr Leben nach der Katastrophe hatte sich geändert. Man konnte nicht wirklich sagen, zum Besseren, aber nur schlecht war auch nicht alles. Sie hatte immerhin eine Menge neuer Wölfe kennen gelernt, Wölfe unterschiedlichster Natur. Doch ob sie je zu den Anderen zurückfanden? Takata wollte spekulieren, wie es ihnen erging und ob die beiden Brüder wieder zueinander fanden, als der Geruch des Hirschs wieder stärker wurde. Prompt erhob sie sich von ihrem Fleck und nahm die Verfolgung wieder auf. Ein großer Hirsch warf genug Fleisch für ihre kleine Gruppe ab. Eventuell vermochte sie es, das Tier zwischen den Bergwänden in Richtung Shiros und Kyevjens zu jagen, so dass sie ihn zu Dritt zu Fall bringen konnten. Die Weiße kämpfte sich durch die Unmengen an Schnee, blinzelte in das trübe Grau, stets hoffend, dort nun gleich die Silhouette des Huftieres erblicken zu können. Aber was war das? Der Geruch des Hirsches wich einem ganz anderen Geruch. Sie hielt inne, um die Witterung zu identifizieren. Sie hatte etwas Bekanntes, etwas Vertrautes aber irgendwie auch etwas Dunkles. Als es Takata dämmerte, weiteten sich ihre Pupillen vor Schreck. Sie drehte sich hastig um und folgte einer neuen Fährte. Doch der Geruch kam mehr aus der Luft, er war stark genug dafür. Hin- und hergerissen zwischen Euphorie und großer Ehrfurcht jagte sie der einzigen Spur nach, die in ihre jüngere Vergangenheit führte. Erneut baute sie sich ein Gebilde aus Hoffnung zusammen, es war die ganze Gruppe, unverletzt, einschließlich dem jungen Teyjen, der von seinem großen Bruder so schmerzlich vermisst wurde. Wie sehr sie sich wünschte, dem starken Rüden mitteilen zu dürfen, sein schutzbedürftiger Kleiner war wohlauf. Sie merkte nicht, welch Widerspruch vor ihr lag. Sie roch Tihar LeNuit! Und von unverletzt konnte auch keine Rede sein, denn sie bemerkte den unverwechselbaren Geruch frischen Blutes. Es waren nicht die alten Wunden seiner großen Kämpfe, es waren frische, die von neuem Ärger zeugten …

(In der Nähe Tihars, Eisschlucht des Todes)



Hintergrund: Natalia_Kollegova, pixabay | Echoes © L'Âme Immortelle

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Tihar LeNuit
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Tihar LeNuit ist offline
12.08.2013 22:07

Als gestürzter Dämon hatte er sich vom Ort des Geschehens geschleppt. Seine Unbesiegbarkeit war nicht länger unangefochten. Er war den Entschlossenen gewichen, zu denen er sich sicher nicht hatte zählen dürfen. Hinter wem hatte er schon entschlossen gestanden? Er hatte sich immer als das Böseste gesehen, aber am Ende hatten seine unfreiwilligen Schüler ihn sogar noch übertrumpft. Weshalb war er den Schritt gegangen? Er hatte es drauf ankommen lassen und sein Selbst verspielt wie eine billige Wette. Passte zu ihm. Volle Kraft voraus – gegen die Wand. Entweder sie bricht oder du stirbst. Und jetzt zog er schon seit einer halben Ewigkeit diese Spur seines Blutes hinter sich her und zertrat den Schnee mit seinen kraftlosen Pfoten. Es war aus. Es war so was von aus. Und irgendwie ärgerte er sich nicht einmal darüber. Skadi die Gewinnerin? Er hätte weiter kämpfen können, wenn nicht jetzt, dann in Zukunft. Aber das war's nicht, was er gewollt hatte. Im Grunde hatte sie sein Verlangen erfüllt und ihn erlöst. Seine verdammte Aufgabe, der böse Kerl zu sein, war durch ihr lebensmüdes Eingreifen abgelöst worden. Zum Dank hatte er es ihr noch mal gegeben. Genau genommen waren sie also quitt. Früher, ja da hätte er erst richtig angefangen. Aber als finstere Unterweltengestalt wusste er, dass seine Macht am Ende ja doch nur begrenzt war. Trauern war was für Jammerlappen. Ihm war es egal, wie sie über ihn dachten, redeten, tuschelten! Er hatte nie etwas von Oberflächlichkeiten gehalten. Was scherte ihn irgendein Ruf? Der einzige Ruf, den er besessen hatte, war den eines miesen Übeltäters. Ein Ruf, den er immer genossen hatte, in vollen Zügen. Doch hatte es ihm seine Claire zurückgebracht? So nicht. Ziellos aber nicht ohne Sehnsucht zog es ihn durchs kalte Gebirge. Er kletterte auf einen Felsvorsprung am Fuß der Berge. Die Wälle ließen ihm das widerwärtige Gefühl geben, klein zu sein. Ein ziemlich kleiner Dämon war er. Vielleicht ja nur ein Giftzwerg, verglichen mit den Urgewalten der Natur, deren Abhärtung er stets angepriesen hatte. Und sein Fluch … der war ihm stets treu geblieben wie ein finsterer Schatten. Er lastete auf ihm wie die tiefe Wunde um den Tod der Weißen. Der Schmerz war so gut und zerberstend in einem. Er wurde zerrissen von seinen Gegensätzen. Mechanisch arbeiteten sich seine Läufe voran, ohne dass er noch Kraft verspürte. Ihr sturer Gehorsam langweilte ihn. Er spürte eine gähnende Leere. Die anderen Wölfe in seinem Leben zu drangsalieren, fertig zu machen und ihnen ihre Schwäche vor Augen zu halten, war seine Art gewesen, sozial zu sein. Und sie hatten es ihm noch nicht einmal gedankt!
Doch … was war das?! Während seines Marsches auf schmalem Grat erhielt er einen ihm wohl bekannten Geruch. Seine Lefzen zuckten angewidert, als er die Anwesenheit Takatas feststellte! Die war auch nicht tot zu kriegen. Er folgte dem Felsvorsprung weiter, ohne sich im Klaren zu sein, dass er die Gesteinsbrocken, die ihre magerere Gruppe getrennt hatten, bereits hinter sich gelassen hatte. Diesen Weg beschritt nur ein Wahnsinniger! Kaum breiter als seine Schnauze lang war, war der Weg, auf dem er voranschritt. Aber die Eisbrocken, die sich durch sein Laufen lösten, fielen lange, bis sie endlich mit einem tock tock auf dem harten Untergrund ankamen und zerschellten.

„Takata!“, zischte er verärgert und überrascht zu gleich, als er sie in Sichtweite hatte. Da unten stand sie, verlorenes Kind. Wiedermal waren sie in trauter Zweisamkeit vereint. Sein blutendes Auge musste ein recht herrlich grausames Abbild vor steiniger Kulisse abgeben. Viel sah er nicht damit, er hatte auch keine Wasserstelle gefunden, mit der er sich das Blut hätte ausspülen können. Und irgendwie reizte es ihn auch nicht, seine Wunden zu lecken. Das taten nur Weicheier. Jede Narbe – eine Trophäe. Und was einen nicht umhaute, machte einen bekanntlich stärker. Doch stark fühlte er sich nicht. Trotzdem spornte ihn die verlorene Gestalt seiner ungeliebten Patentante an, wieder zu lästern, zu beschimpfen, wie es in seiner Natur lag.

„Du kommst zu spät. Viel zu spät.“

Um aus ihm einen kleinen, braven Bengel zu machen, hätte sie bedeutend früher vor ihn treten müssen. Sie hätte ihn auffangen müssen, bevor seine Eltern versucht hatten ihn zu töten, sie hätte seine Schwester vom Hinarbeiten auf ihren eigenen, indirekten Suizid abhalten müssen und sie hätte sehr, sehr gute Worte finden müssen, um ihm glaubhaft zu erklären, wieso die Welt so stink ungerecht war.

„Wärst du an meiner Stelle gewesen … wär' es dir genauso ergangen. Zwei rabenhafte Eltern, die dir jegliches Gute aus der Seele saugen!“

Sein Grinsen wirkte unecht. Seine Freude war gespielt. Es war doch nur seine Art und Weise, mit der er ihr erklärte, sich rechtfertigte für all sein Tun. Sie sollte herhalten für sein einziges Klagen. Aber es war ja nicht einmal ein echtes Klagen. Er hatte sich doch nur gewünscht, sie hätte verstanden. Und wäre sie an seiner Stelle gewesen, hätte sie verstanden gehabt. Oder sie wäre zu Grunde gegangen. Wahrscheinlich hätte sie mit der bitteren Wahrheit nicht leben können, die eigenen Eltern hatten versucht einen umzubringen. Noch immer ergötzte er sich an der ehrfürchtigen Miene der Weißen. Sie war sein Spielzeug, immer gewesen. Sie durfte ihm glauben: Es war weit besser für sie, ihn als Feind zu haben, statt als Freund. Als Feind konnte er noch Mitleid mit ihr haben und sie verschonen, als Freund hätte er sie von jeglicher Demütigung erlösen müssen. Und in seinen finsteren Augen war ihre Dasein bereits die größte Erniedrigung für ein Lebewesen, die er sich vorstellen konnte. Lieb, viel zu lieb! Wer war hier verflucht?!

[Takata – Eisschlucht]


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Catori
Befreite Verzweiflung


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Dabei seit: 19.02.2010
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Catori ist offline
14.08.2013 11:09

Die Geister halfen ihnen nicht. Sie ließen sie ins Verderben stürzen. Sie war noch ein wenig von dem Namenlosen entfernt. Er bewegte sich nicht, doch aus seinem Maul kamen irgendwelche genuschelten Worte, die Catori im ersten Moment irgendwie nicht richtig verstand. Hatte er sich etwas getan? Konnte er sich nicht richtig bewegen? Eigentlich traute sie sich nicht noch näher heran. Aber noch näher traute sie sich nicht! Schon jetzt wurde ihr durch ihren schnellen Herzschlag beinahe schwindelig. sie spürte, wie die Angst ihre Sinne zwar schärfte, aber dafür immer mehr ihren rationalen Verstand ausschaltete. Anstatt nachzudenken schob sich ständig nur noch der Satz "Verschwinde von hier!" in den Vordergrund und übertönte alle Gedanken. Nein, Kimi hätte geholfen. Sie musste helfen! Nur wie? Nur wie? Unschlüssig schob sie wieder eine Pfote vor und wollte grade ihren restlichen Oberkörper, der weiterhin das Eis berührte vorschieben, als weitere Worte von dem Braunen an ihr Ohr kamen. Diesmal jedoch untermalt von einem grauenerregenden Knacken. Ein bedrohlicher Riss tat sich auf und verband nun Catori mit dem Rüden. Mit schreckgeweiteten Augen robbte die Graue nach hinten während sie beobachten musste, wie das Eis brach und der Fluss den Namenlosen verschlang. ~Nein!~
Noch bevor der Braune vollständig verschwunden war, rutschte Catori nun jedoch selbst mit dem Hinterteil vorran in das Wasser. Sie hatte nicht aufgepasst wohin sie sich bewegte und das war die Strafe dafür. Plötzlich war ihre volle Aufmerksamkeit wieder bei sich selbst. Die Kälte kletterte von ihren Hinterläufen hinauf zum restlichen Körper, während ihr Fell sich beinahe schon schmerzhaft aufstellte und so ihre Haut auf unangenehme Weise spannte. Nur leider half diese Art der Wärmeregulierung im Wasser nichts. Verzweifelt versuchte sich die graue mit den Krallen am Eis fest zu halten, während ihre Hinterläufe unwirrsch in das kalte Wasser traten. Unbewusst schaffte sie es auf diese weise, näher an das Ufer, wo Niyol und Nemeth warteten, zu gelangen. Doch an die beiden dachte sie in diesem Moment in keinster Weise. Stattdessen sah sie immer wieder den versinkenden Namenlosen und dann wie sie ihm folgte. Sie hatte es gewusst! Sie war dagegen gewesen das Eis zu betreten! All zu lange konnte sie sich jedoch nicht auf der Eisscholle halten. Egal wie sehr sie sich auch bemühte, sie rutschte immer weiter ab. Außerdem ließen auch ihre Kräfte merklich nach. Mittlerweile kam ihr das Wasser auch immer wärmer vor. Seltsam.
Verzweifelt paddelte sie noch ein paar mal, bevor ihr schwarz vor Augen und sie mit dem Oberkörper versank.
~Irgendwie ist das Wasser doch recht kalt...~

[bei Nemeth und Niyol; im Fluss zum Meer]

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Takata
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Takata ist offline
15.08.2013 20:48

Ja … er war es, darin bestand kein Zweifel. Die schwarze Silhouette vor eisblauem Grund war ganz eindeutig die Tihars. Und so wie er da stand, gab er gerade nicht den kleinen-großen dummen Jungen ab. Er war ernst zu nehmen in dem, was er sagte, obwohl er meist etwas anderes sagte, als er meinte – glaubte sie zumindest. Sie sah fragend auf zu ihm. Sie hatte das Gefühl, dass er sich ganz wohl fühlte auf seinem erhöhten Posten. Aber ihr gefiel das nicht. Sie sah darin nur Gefahr … und irgendwie sah sie auch in ihm Gefahr. Als sie seine Äußerungen verinnerlicht hatte, war ihr klar, dass etwas Schlimmes geschehen sein musste. Und oh … sein Auge, es schien ihrer Vermutung Recht zu geben.

„Was ist passiert? Was ist mit deinem Auge? Wo sind die anderen, geht es euch gut?“

So viele Fragen lagen der Fähe auf dem Herzen. Aber es bedurfte schon eine Menge Geschick, ihm eine Antwort zu entlocken. Sie rechnete damit, dass er so etwas wie „Bestimmt nicht!“ sagte und sie wollte versuchen, sich damit zu trösten, dass er stets was anderes sagte, als er meinte. Also ein „ja doch, es geht ihnen gut“? Sie wünschte es sich. Aber was hatte es mit der Verletzung seines Auges auf sich? Er wirkte monströs mit seinem Auge, dabei hatte er eher Mitleid verdient. Ob es wohl weh tat? Sicher tat es das … Tihar war nicht befreit von allen Schmerzen, auch wenn er seine Gefühle aufs Schärfste verleugnete.
Und es störte sie sehr, wie er dort stand. Sie verlangte nicht unbedingt danach, dass er direkt vor ihr stand, da sie doch noch immer einen immensen Respekt vor ihm empfand, aber irgendwie strahlte er dort so eine Hilflosigkeit aus. Es lag eine düstere, dunkle Stimmung in der Luft. Und nun setzte auch noch leichter Schneefall ein. Takata blinzelte nach oben und ließ den wieder herabsinkenden Blick bei Tihar hängen.

„Kommst du runter? Sieh …“, sprach sie mit Blick auf den Fels, „dort drüben ist ein herausragender Stein im Fels. Du kannst ihn zum Absprung benutzen, dann ist es nicht so hoch.“

Sie versuchte ihm einen sanftmütigen Blick zuzuwerfen, doch Tihars grimmige Miene, noch dazu mit diesem blutenden Auge, gab den schärfsten Kontrast dazu ab, den man sich nur hätte vorstellen können. Ein ewig grimmiger, schwarzer Wolf und sie, mit ihrem Weiß der Hoffnung, die sie sich unfreiwillig in der übrigen Landschaft einfügte. Sie atmete unruhig ein und wieder aus, holte tief Luft. Sie wollte, dass er aufhörte mit seiner ewigen Zwiespältigkeit. Er hatte doch schon einmal bewiesen, dass er ein guter Kerl sein konnte, wieso also jetzt erneut dieses Böser-Wolf-Gehabe? Hier war niemand anderes, sie witterte niemanden. Er konnte seine schauerliche Maske ablegen und ganz er selbst sein. Nichts wünschte sie sich mehr, als dass er ihr vertraute und sie als Ansprechpartnerin akzeptierte. Sie wollte so sehr Gutes für ihn tun, aber das war gar nicht so leicht, solange er es nicht wollte …

(In der Nähe Tihars, Eisschlucht des Todes)



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Skadi
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Skadi ist offline
16.08.2013 19:49

Nach wie vor richtete sie ihre gesamte Aufmerksamkeit auf Tihar, aber dennoch registrierte sie, wie Teyjen sich in Sicherheit brachte. So hilflos und schwach er auf den ersten Blick auch wirken mochte – auch seine Reflexe funktionierten. Am Ende waren sie allesamt nur Tiere, die ums nackte Überleben kämpften, und Teyjen bildete darin keine Ausnahme. Als Lynx an ihre Seite sprang, hätte sie eigentlich aufatmen können, schließlich reagierten alle so, wie sie es sollten. Der erwartete Triumph oder auch nur ein zaghaftes Gefühl der Erleichterung blieb allerdings aus. Stattdessen starrte sie Tihar beinahe erschrocken an, als er taumelte, zusammenbrach und vor ihren Pfoten zu liegen kam. Ohne es zu wollen wich sie einen Schritt zurück, weg von dem geschundenen Körper mit dem grauenvollen, blutigen Auge. Sie hatte das getan. Er hatte ihr keine Wahl gelassen und es im Grunde sogar verdient, letztendlich hatte sie aber trotzdem einen Wolf geblendet. Das ließ selbst sie nicht kalt, und dann öffnete er sein Maul. Yuka? Abermals wich sie einen Schritt zurück. Yuka war tot, ein Geist, an den sie nie wieder hatte denken wollen. In diesem Moment wurde ihr allerdings zum ersten Mal bewusst, dass Tihar das Unglück nie verarbeitet hatte. In seinem Kopf lebte sie noch, die kleine Yuka, die auf ihn angewiesen war. Plötzlich kam es ihr so vor, als wäre sie den Beiden erst gestern begegnet. Sie erinnerte sich an die ersten, beinahe zaghaften Kontaktversuche am Funkelfall. Daran, wie interessant sie den Schwarzen ursprünglich gefunden hatte. Dass sie geglaubt hatte, sie wären gar nicht so verschieden. Dann der Streit um Yuka, diese beinahe lächerliche Meinungsverschiedenheit, die ihnen letztendlich so viel Unglück bringen sollte.
Als er sich unverhofft wieder aufrappelte und auf sie stürzte, konnte sie ihm nicht einmal mehr ausweichen. Lediglich den Kopf hatte sie noch wegdrehen können, so dass er sie nur an der Schnauze erwischte. Zunächst spürte sie den Schmerz kaum, sie war vielmehr sprachlos. Beinahe erstaunt blickte sie ihn an. So sehr hasste er sie also. So sehr, dass er seine letzten Kraftreserven dafür aufwenden musste, sich noch einmal hochzukämpfen und sie zu verletzen, egal wie aussichtslos dieses Unterfangen auch sein mochte. Dann musterte er sie einen Moment lang schweigend und tat dann das Undenkbare – er ging. Er wandte sich einfach um und stapfte davon, als gäbe es nichts mehr zu sagen oder zu tun, und vielleicht gab es das auch nicht. Es war vorbei. Sie hatten gewonnen. Aber warum fühlte es sich dann nicht wie ein Sieg an, sondern eher wie eine Niederlage?

“Ich... musste das tun“, brachte sie nach einem längeren Moment des Schweigens schließlich mühsam hervor.

Beinahe so, als wolle sie sich selbst davon überzeugen. Ihr Blick wanderte unsicher zu Teyjen und verharrte dann auf Lynx. Fragend, ja fast bittend. So stark, unabhängig und nüchtern sie sich normalerweise auch zeigte – jetzt gierte sie geradezu nach seinem Zuspruch. Er sollte ihr sagen, dass sie richtig gehandelt und dass man ihr keine Wahl gelassen hatte. Dass sie nicht für Tihars Tod verantwortlich war. Denn sterben würde er, da war sie sich sicher. Auf sich allein gestellt im Gebirge, ohne Rudel und mit nur noch einem Auge. Nein, mit diesen Verletzungen konnte er nicht überleben.
Als sie sich mit der Zunge über den Nasenrücken fuhr, setzte plötzlich das Brennen ein. Tihars Abschiedsgeschenk – gut möglich, dass eine feine Narbe auf ihrer Schnauze zurückbleiben würde. Ein kaum sichtbarer Makel, der sie für immer an diesen Tag erinnern würde. Das Wildschwein lag unberührt hinter ihnen. So endete es also.

[Teyjen, Lynx | Gebirge]

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Tihar LeNuit
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Tihar LeNuit ist offline
17.08.2013 09:24

« F.a.l.c.o »

Diese Fähe war nichts weiter als eine kleine, weiße Maus, die er unter seinen Pfoten zertreten konnte. Das Beste war, er musste kein Bisschen Gewalt anwenden, um sie fertig zu machen. Sie war so schwach, er konnte sie viel besser von innen heraus zerstören. Es gab unzählige Möglichkeiten, sie mit ihren eigenen Emotionen zu schlagen. Und sie schaffte es seine alten Reize wiederzubeleben. Selbst nach dieser Niederlage frohlockte es den Schwarzen, Takata mit ihren eigenen „Waffen“ zu schlagen. Wie naiv sie doch war! Immer wieder pflanzte sie ihr Vertrauen in sein schwarzes Herz, immer wieder entwickelte sich keine schöne Blume, sondern eine stechende Distel, ja sogar eine fleischfressende Pflanze, die ihr den Kopf abbiss! Speichel triefte sein schwarzes Maul herab, in seinem verbliebenen Auge blitzte der Schalk auf. Armes Wesen! Du hast dir den Falschen ausgesucht.

„Die Anderen!“ wiederholte er spöttisch. „Tot! Sie sind alle tot. Ich habe sie sterben sehen“ Tihar riss den Kopf in die Höhe und knurrte. „Und ich habe daneben gestanden und es genossen!“

Niemals erkannte sie seine Lüge. Ihr Herz sollte zerspringen wie ein gefrorener Rentierkopf. Was für eine beschämende Enttäuschung! Schande über dich, böser Tihar. Er kannte seine weißfellige Freundin. Sie würde ihm genau das geben, nach was er verlangte. Enttäuschung, Zweifel, ja der ewige Missmut. Takata würde sich den Kopf einschlagen bei dem Versuch, aus ihm ein ehrliches Fell zu machen. Irgendwann ging sie daran zu Grunde. Irgendwann.

„Teyjen … er hat gewinselt, als es geschah!“

Er spann seinen gefälschten Bericht weiter, steigerte die Abartigkeit ins Absurde. Sie würde es glauben. Wieso, weshalb nur, warum das alles?! Kein Wort mehr! Er wollte sehen, wie sie an Enttäuschung starb. Oh welch glorreiches Gefühl ihn überkam. Sein Körper überschüttete ihn mit Adrenalin. Noch ein letztes Mal kratzte er seine verbliebene Kraft zusammen, um es ihr zu geben. Sie hielt ihm die Pfote hin und er biss ohne zu zögern hinein.
Auch ihre wertvollen Ratschläge würde er in den Wind schlagen. Es gefiel ihm, ihr Vertrauen zu missbrauchen oder zumindest so zu tun. Das Einzige was ihn störte war, dass sie die Wahrheit erfahren würde. Das ging nicht, das war verboten! Niemals nicht … sie durfte nicht erfahren, dass Teyjen und die Anderen am Leben waren. Sie sollte mit der Enttäuschung über ihn sterben, es war schließlich das Einzige, was er noch hatte. Den schwachen Anschein des starken Bösen. Hassen musste sie ihn, sie musste es einfach, es ging gar nicht anders. Und nachdem sie ihr trauriges Gesicht gemacht hatte, ihre Wut über sein „unsoziales Verhalten“, würde er dafür sorgen, dass es dabei blieb. Sie sollte ihr Bedauern mit ins Grab nehmen. Dafür würde er sorgen. Sei enttäuscht, sei verbittert so wie ich es bin! Und dann gehen wir gemeinsam ins Jenseits.

„Deine klugen Ideen interessieren mich nicht, Ta-ka-ta!“,

raunte er und verschleppte dabei seinen Speichelfaden. Geh dort lang! Tu dies! Sei ein guter Wolf! – Schweig!

„Ich werde niemals machen, was du mir sagst.“

Er peilte die Stelle an, vor der sie stand. Wenn er vor sie sprang, dass nur noch ein hauchdünner Abstand zwischen ihrer beider Schnauzen bestand, dann würde sie verstehen, in welcher aussichtslosen Lage sie sich befanden. Er war verflucht und sie würde mit ihm ins Verderben stürzen. Sie hatte sich ein Mal zu viel auf ihn eingelassen. Er war kein Spielzeug, sondern umgekehrt! Sein blutendes Auge war ihm keine Hilfe, aber mit dem verbliebenen, unversehrten Auge konnte er es schaffen. Der Hüne sprang von seinem Fels ab. Der massige Körper verließ die Stelle, auf der er bis eben balanciert war und nahm Kurs auf Takatas Stelle. Doch er hatte sich verschätzt. Und schon im ersten Bruchteil eines Augenblicks wusste er, dass er sein Ende besiegelt hatte. Nun, während er hoffnungslos fiel, spürte er, wie der Adrenalinausstoß seinen Höhepunkt erreichte. Welch erregendes Gefühl! Was konnte schöner sein?!
Die Flugbahn hatte keinen nennenswerten Abstand zur Felswand. Schon auf der Hälfte seines Weges machte er gnadenlose Bekanntschaft mit einem herausragenden Granitkopf. Die scharfen Kanten des Felsens rissen ihm eine tiefe Wunde in seinen Leib und seine Lunge füllte sich mit Blut. Wie ein abstürzender Stern kam er auf dem Boden auf. Ohne den zweiten Schlag auf dem Granit hätte er Takatas Stelle nicht erreicht. Sein Körper überschlug sich erbarmungslos mit dem Kopf voran. Schlussendlich blieb er auf der Flanke liegen und betrachtete die Eiskristalle am Boden.
Stille.
Doch, da war es wieder! Das anregende Gefühl, das die Schmerzen bei ihm auslösten. Tihar spürte die Eiseskälte des Todes. Kälte zu spüren hieß, Wärme abzugeben. Etwas, das er nicht mehr zu besitzen geglaubt hatte. Er konnte kein Blut sehen, aber unter ihm war die klaffende Wunde, die den Boden mit selbigem tränkte. Nur beim Versuch, die Hinterläufe zu bewegen oder sogar aufzustehen, versagte er. Er konnte nicht einmal mehr seine Rute schlagen. Es war aus. Endlich! Sein unverletztes Auge gab jetzt auch nur noch ein verschwommenes Bild ab, in dem er die kümmerliche Figur Takatas erkennen konnte. Wie er sich freute, dass es nun geschehen war. Ein bittersüßes Grinsen breitete sich über seine Lefzen aus.
Anschließend versuchte er seinen Blick noch einmal auf den Felsen zu richten, welcher königlich über ihnen thronte. Er war es, der ihn besiegt hatte. Doch war auch er nur ein Handlanger seines lebenslangen Fluches. Der einsetzende Schnee besiegelte die Übermacht der unbarmherzigen Natur! Tihar konnte sich der Schwäche nicht erwehren, die sich auf seine Gliedmaßen drückte. Auch den Kopf konnte er nicht länger aufrecht erhalten. Schnaufend, röchelnd und schwer atmend legte er seine Schnauze auf dem kalten Schnee ab. Der Atemdunst, der seine Nase verließ, war das Letzte, was noch von seinem verdorbenen Leben zeugte. Der Fluch, den seine Eltern ihm mitgegeben hatten – nun also hatte er obsiegt! Und er bereute nicht, nicht auf Takatas dummes Geschwätz gehört zu haben, ganz im Gegenteil. Er fühlte sich ihr gegenüber so oder so als der Überlegene, selbst dann noch, wenn er kraftlos und ohne Regungsfähigkeit am Boden lag und sein letztes, armseliges Leben aushauchte.

[Takata – Eisschlucht]


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Jellin ist offline
18.08.2013 19:12

Mit Frasers Aussage als indirekte Versicherung von Rückendeckung, so verstand Jellin es, ließ der Welpe sich nun nicht mehr von seiner Beute abbringen. Wieder öffnete er seinen Kiefer und griff nach dem Hasen. Der Geschmack von Blut füllte sein Maul, als seine Zähne sich in das tote Fleisch gruben. Einen kurzen Augenblick hielt er inne und schielte aus den Augenwinkeln argwöhnisch zu den anderen Wölfen. Erst zu Fraser, da er am dichtesten stand dann zu Avon und schließlich zu Laina. Keiner machte Anstalten einzuschreiten und soo zog Jellin den Kadaver ein paar Schritte nach hinten.
Völlig auf den Hasen fixiert, nahm das Gespräch der erwachsenen Wölfe einen Platz weit am Rande seines Bewustseins ein während er kleine Stücke Fleisch herausriss und sofort herunterschluckte.
Genauso wenig registrierte er, wie er immer schneller, immer gieriger seinen Kiefer in den Hasen schlug, als würde jemand gleich seinen Anteil daran fordern. Was ihm, wenn er darüber nachgedacht hätte, sogar als realistisch erschienen wäre. Immerhin hatte er keinen Beitrag zu dem Fang gehabt - von der Tatsache, dass er in das gottverdammte Erdloch gekrochen war und das Tier erst herausgescheucht hatte. Er merkte kaum, wie sein Hungergefühl gestillt wurde und schnappte einfach schnell weiter nach dem Fleisch.

Die erste Berührerung seiner Schnauze nahm er kaum war, und erst als sich ein zweiter, kalt brennender Fleck hinzu gesellte, zuckten Jellins Leftzen ruckartig in die Höhe. Er war sich nicht bewusst, was ihn störte, hatte aber keinen Zweifel daran, dass er es töten würde, wenn es ihn weiter von seinem Hasen abhielt. Er sah auf und zu seiner Überraschung fand er ... nichts. Alle standen unverändert dort, wo er sie zuletzt gesehen hatten, Avon und Fraser unterhielten sich immernoch. Keiner war in Reichweite um ihn zu berühren. Misstrauisch wartete er ab. Wieder spürte er etwas kaltes, dies mal knapp unterhalb seiner Schulter, als hätte ihn jemand mit Kralle angetippt, die lange Zeit unbewegt im Schnee gestanden hatte. Er fuhr herum, fand jedoch wieder nur Leere vor. Das Gefühl an seinem Rücken verschwand. Es kam ihm seltsam bekannt vor und doch vermochte er es nicht einordnen. Mit einem Mal, als er sich grade wieder dem Hasen zuwenden wollte, wurde ihm schlagartig klar was die Kälte hinterlassen hatte. Er richtete seinen Blick auf den Himmel und staarte gegen das allgegenwärtige Grau. Spärliche, kaum sichtbare Punkte schwebten ihm wie von unsichtbaren Flügeln getragen entgegen. Schnee! Jellin sprang vor um eine Schneeflocke abzufangen, die beinahe den Boden ereicht hatte. Er überschlug sich fast während er beim Landen die Schneeflocke aus der Luft fischte. Überglücklich japste er auf, als das gefrorene Gebilde in seinem Maul schlagartig auftaute.

[ Bei Fraser, Avon (und Laina) | Storchenhalbinsel]

I don't howl to the moon - it just happens to be in the way every time.
He who wants to eat with the wolves has to howl along with them.

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Takata
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Takata ist offline
18.08.2013 19:20

Viel zu lange fuchtelte der Schwarze in luftiger Höhe mit der Schnauze herum und schwang viel zu große Reden. Für jede ihrer Fragen spannte er sie auf die sprichwörtliche Folter. Wieso nur hatte er solch einen Spaß bei diesen Spielen? Er war eben doch nur ein kleiner Junge … Wenn es stimmte, was er sagte und seine Eltern waren grauenhaft mit ihm umgegangen, dann war es natürlich nicht weiter verwunderlich, dass er über ein gewisses Niveau nie hinausgekommen war. Sie hatte ihm gewünscht, er hätte es besser verkraftet. Für sie war es auch nicht einfach gewesen. Doch das hatten sie schon einmal durchgekaut gehabt. Sie wollte jetzt nicht erneut darüber diskutieren. Während sie ihren Blick nach oben gerichtet hatte und zu seiner rabenhaften Gestalt aufblickte, rieselten ihr die Schneeflocken in die Augen, dass es ein nervöses Blinzeln zur Folge hatte. Sie holte erneut tief Luft, sehnte sich nach einer Entspannung der Lage. Doch genau das Gegenteil war der Fall. Als er die Anderen schrie, zuckte sie erwartungsvoll mit den Ohren. Also? Doch es kam das Übliche. Er erzählte grausame Sachen. In Tihars Kopf gab es offensichtlich nur Grausames und noch Grausameres. Sie schüttelte unweigerlich mit dem Kopf und winselte.

„Nein … nein, nein! Du lügst“, sprach sie zur eigenen Beruhigung.

Sie hatte doch rechnen müssen, dass er solch eine Antwort gab! Was hatte sie erwartet. Er konnte nicht aus seiner Haut. Es war immer dasselbe Spiel und sie zwang sich, seinen Worten keinen Glauben zu schenken. Die Frage war allerdings, wo die übrigen Wölfe waren und was es mit seinem Auge auf sich hatte. Weshalb konnte er es nicht mit sich vereinbaren, ihr die Wahrheit zu sagen, selbst dann, wenn sie vielleicht einmal nicht grausam war? Es gab eine leise Stimme in ihr, die ihr zuflüsterte, dass Tihar nicht nur log. Wenn er sich das ausdachte, wieso kam er dann allein? Waren sie angegriffen worden? Am Ende stimmte seine Geschichte und sie wollte ihm nicht glauben, weil es so ganz seiner verwirrenden Art entsprach, die Dinge darzustellen. Wer wusste schon, was seine Eltern wirklich gemacht hatten. Vermutlich hatten sie nur versucht, ihn gut zu erziehen und er hatte es als Züchtigung empfunden.
Immer weiter trieb er sein gemeines Spiel, erfreute sich daran, dass sie niemand anderen hatte, der ihr davon erzählen konnte. Er als einziger Wolf, der es nach dem Steinschlag wieder zu ihnen -oder erst einmal nur zu ihr- geschafft hatte, nutzte seinen Vorteil schamlos aus. Scham … so etwas kannte Tihar nicht. Es war der Moment, wo sie sich fragte, was wirklich falsch gelaufen war in seinem Leben. Ja, er hatte Recht gehabt. Sie war wohl wirklich zu spät in sein Leben getreten, um noch etwas ändern zu können an seiner schroffen Art. Sie konnte keine Wunder bewirken, nicht mal sie … Doch jetzt wollte sie keine Wunder vollbringen, sie wollte, dass er still war und herunterkam. Wie bei einem kleinen Jungen, so verspürte sie den Drang, ihn herunterzukommandieren und ihm das Maul zu verbieten. ~ Schluss jetzt! Wenn du nicht artig bist, gibt es kein Abendessen.
Aber so sehr er sich auch aufführte wie ihr kleiner Junge, sie konnte ihn nicht am Ohr packen und durchschütteln. Er war ihr längst über den Kopf gewachsen. Er war ja vermutlich nicht einmal wirklich jünger als sie es war.

„Komm … runter …“, flehte sie.

Hilflos sah sie sich um, als suchte sie nach einem strengen Vater, der seinen Sohn zurechtwies. Aber sie waren allein. So sehr sie sich auch Mühe gab, sie konnte den Schwarzen nicht zur Vernunft bringen. Vermutlich brauchte es List und Geschick. Zum Beispiel, in dem man immer das Gegenteil von dem sagte, was er machen sollte. Doch dafür war sie innerlich viel zu aufgewühlt. Sie fürchtete nur ein weiteres Unglück, sein blutendes Auge schien dies heraufzubeschwören. Dabei war es eigentlich viel mehr seine strotzende Dummheit, mit der er sich äußerte.

„Ja, ja … aber du …“

Sie wollte gerade ansetzen und aus ihrer verzweifelten Lage heraus versuchen, ihn zum Gegenteil aufzufordern, damit er endlich hörte und sein hohes Ross verließ – als es geschah. Tihar sprang herab. Er nutzte nicht den Vorsprung auf halber Höhe weiter ab, sondern er sprang direkt von seinem Platz aus. Aber das war viel zu hoch! Ihr wurde schlecht beim Anblick seines Körpers, wie er im freien Flug die ganze Höhe heruntergefallen kam. Instinktiv machte sie einen großen Satz zurück … genau an ihrer Stelle kam er auf und überschlug sich. Sie kniff die Augen zusammen. Es war genau das eingetreten, was sie die ganze Zeit befürchtet hatte. Jetzt, da es geschehen war, verspürte sie den Reiz, alles aus sich herauszuwürgen. Die Gefühle, die Wut, den Kloß, den sie in sich zu spüren glaubte. Jetzt war es geschehen …
Unrhythmisch atmend starrte sie auf den schwarzen Wolf. Jetzt war er hier, hier vor ihr. Er lag da wie ein hilfloses Beutetier und doch verspürte sie kein Mitleid. Es war … Wut auf sein egoistisches Benehmen. Natürlich … er hatte das ja tun müssen, weil es genau das war, was sie nicht gewollt hatte.

„Tihar …“, flüsterte sie, während sie langsam an ihn herantrat.
Sie sah mit wutverzerrter Miene auf sein Gesicht. Er blinzelte schwach.
„Du bist so ein dummer Wolf …“

Es war nicht das, was sie von sich geglaubt hatte, äußern zu müssen, aber es war das, was er im Grunde verdient hatte. Doch … war es wirklich das, was womöglich das Letzte sein sollte, was sie zu ihm sagen wollte? Und mochte er noch so dumm gehandelt haben, er hatte es nicht verdient! Ihre Zeit war zu kurz, um ihn mit einer Standpredigt zu bestrafen.

„Wieso … hast du das getan? Wieso …?“

Die Weiße stubste ihre Schnauze an seinen Kopf und zwang ihn, die Augen offenzuhalten. Sie wünschte sich, dass er überlebte, dass er nun endlich begriff, dass er zu weit gegangen war. Aber sie spürte genau, dass es vergeblich war. Niemals hätte er gegrinst, hätte er nur entwürdigt dort gelegen. Für ihn war der Tod selbst jetzt noch der größte Lohn für sein Tun, den er sich vorstellen konnte. Und sie hatte immer geglaubt, gehofft, er wäre ein starker Wolf …

„Tihar …“, ihre Worte, so zart und brüchig wie die erste dünne Schicht aus Eis auf den winterlich beruhigten Seen. „Es tut mir Leid, dass ich dir nie geben konnte, was du gebraucht hast …“ Zitternd nahm sie Platz neben ihm. Sie wollte ihm Beistand leisten, ihn trösten, doch er erkannte nicht einmal jetzt, was er sich angetan hatte. So wie sie ihn einschätzte, war er noch jetzt der Überzeugung, die bösen Gespenster hatten ihn dazu gezwungen. Er hatte das ja tun müssen … schon klar … Was nur konnte sie zu ihm sagen, um all das hier noch zu einem guten Ende zu bringen? Ihr fiel nichts ein. Dafür aber war sie sich trotz der knappen Zeit nun sicher zu wissen, was sie am meisten verlangte.

„Tihar, bitte sag mir, dass … dass du mich auch ein Stück gern hattest … bitte sei kein ungerechter Wolf.“

Es war die verzweifelte Bitte einer Wölfin, die sich Zeit seines Lebens an die Hoffnung geklammert hatte, ihn auf einen guten Weg bringen zu können … einen guten Rudelwolf aus ihm zu machen. Er hatte stark sein sollen, aber er hatte mit deinen Kräften nur das Gute bewirken sollen, so wie damals bei dem, Bären. Ja, der Bär war ein schönes Beispiel.

„Du weißt doch … als wir angegriffen wurden … du hast mich verteidigt. So etwas hättest du nicht getan … wenn da nicht … zumindest ein bisschen … Freundschaft..?“

Flehentlich sprach sie dieses Wort aus, so vorsichtig wie man ein Vogelei ins Maul nahm, um es nicht zu zerbrechen, bevor es nicht in Sicherheit war. Er durfte es nicht zerbrechen. Ihm lief die Zeit davon, um jetzt noch böser Junge zu spielen. Er musste einfach … er konnte nicht anders, als wenigstens jetzt noch einmal einen Einblick in sein Inneres zu gewähren. Jetzt, da sie allein waren, brauchte er sich nicht länger verstecken. Er hatte nichts mehr zu verlieren. Er konnte nun die Wahrheit sagen, niemand war da, der seine bröckelnde Fassade belacht hätte. Einfach ein Stück Gerechtigkeit, einen kleinen Ausgleich … das war alles, was sie sich wünschte.

Takata führte ihre Schnauze langsam und sacht an seine und ermunterte ihn, diese letzten, quälenden Augenblicke zu nutzen, um seine harte Schale aufzugeben, die Fassade fallen zu lassen und seine tief verborgenen Gefühle an sie weiterzugeben, so wie man nach seinem Ableben nur das weitergab, was einem am wichtigsten war. Sie wollte keine Kritzelei von einem Wolf, den sie als Tihar gekannt hatte, sondern sein wahres Ich. Sie hatte stets dran geglaubt und wollte nun bestätigt werden für ihr Mühen, für ihre Hoffnung … eine Bestätigung ihrer selbst. Was war das Leben noch wert, wenn man nicht mehr hoffen durfte? Sie wollte Tihar wenigstens ein einziges Mal bewundern, ein Mal stolz auf ihn sein und sich daran erinnern, dass er mehr war als das lebendige Abbild eines zynischen Ichs.
Mit bebendem Atem starrte sie auf sein Gesicht, versuchte jeder Gefühlsregung in seiner Miene aufzulauern wie ein hungriger Geier seiner Beute. Wenn nicht jetzt … dann nie wieder. Wenn er jetzt nicht sein tief verborgenes, fühlendes Ich freilegte, dann war es ihr vergönnt, je wieder daran zu glauben … jetzt und bis in alle Ewigkeit.

Amore amaro


(In der Nähe Tihars, Eisschlucht des Todes)



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Niyol
Und was, wenn ich fliegen kann?


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Niyol ist offline
18.08.2013 20:28

~Eigentlich kann ich mir das hier ja gar nicht mehr ansehen.~
Mit einem halb zugekniffenen Auge beobachtete der Sandfarbene, wie sich nun doch die scheue Catori auf das Eis wagte. Natürlich machte sie es nicht, wie jeder normale Wolf, sondern rutschte stattdessen, nur die Hinterbeine als Antrieb nutzend, langsam in Richtung des gefallenen Braunen. Beinahe musste sich Niyol ein kichern verkneifen, weil es derart idiotisch war. Doch er sah selbst ein, dass das vielleicht unangebracht war. Viel mehr hatte er jedoch Angst, die beiden in der Gefahrenzone ab zu lenken, sodass sie einen folgenschweren Fehler begingen. Also begnügte er sich damit einfach nur da zu stehen und an zu sehen, was er nicht mit ansehen wollte. Was hatte er vorhin nochmal behauptet? Ihnen würde schon nichts passieren? Das Knacken des Eises strafte seine Worte Lügen. Offensichtlich wollte das Schicksal ihm mal wieder beweisen, dass er nicht das recht hatte, die Zukunft vorher zu sagen.
~Du weißt, dass du mich allein nicht treffen kannst was?!~
Vorwurfsvoll schaute er kurz zum Himmel, den er in Ermangelung eines besseren Punktes als Ansprechpartner für das Schicksal benutzte. Mittlerweile hatte dieser bereits wieder die Schleusen geöffnet und passender Weise noch ein paar hübsche weiße Schneeflöckchen zu dem Geschehen hinzugefügt. Wohl um die angespannte Situation mit ein paar weißen Flusen auf zu lockern. Ein erneutes Knacken ließ Niyols Aufmerksamkeit augenblicklich wieder zu Mr. Namenlos und Catori wandern. Warum nur musste sie so bescheuert gehen? Offensichtlich wurde es dadurch nicht besser, im Gegenteil, sie hatte mit dem Kopf am Boden doch überhaupt keine Übersicht mehr! Manchmal verstand er wirklich nicht, was in dem Kopf dieser Wölfin vorging. Das Geräusch, was das instabile Eis von dich gab wurde immer dunkler, sodass man annehmen konnte, dass die Risse immer Tiefer gingen. Und das, wo Catori nun grade mal in der Mitte beim Namenlosen angekommen war. Sie sagte irgendwas, doch sonst tat sie nichts. Vermutlich auch besser, wenn sie nicht zu nahe an ihn heran ging.
Leider nicht gut genug. Denn jetzt passierte plötzlich, auf was sie die ganze Zeit eigentlich gewartet hatten. Irgendwie doch erschrocken zuckten Niyols Läufe, doch aufs Eis zu springen wäre vollkommen Sinnfrei. Also schaute er mit aufgerissenen Augen und gespitzten Ohren Ein weiteres Mal zu wie seine derzeitigen Bekannten fielen. Sein Muffelchen war auch gefallen. Zwar nicht ins Wasser, doch es hatte ihm genauso den Tod gebracht. Was war nur hier los? Ständig schienen alle sich auf schnellstmöglichem Wege ins Jenseits zu befördern. Letzten Endes würde jeder der Gruppe, die er hier getroffen hatte verendet sein.
~Mal ehrlich, so schön, dass man sterben möchte ist es hier doch auch nicht!~
Der Namenlose, versank beinahe ohne Halt sofort wie ein Stein. Das Eis unter ihm war durch den Fall am meisten beschädigt, die kleine Bruchstücke konnten ihm keinerlei Halt geben. Catori dagegen klammerte sich irgendwie an eine etwas größere Eisscholle und schwamm gewissermaßen. Offensichtlich achtete sie nicht darauf, wohin sie sich bewegte, doch trotz einiger Schlenker kam sie immer näher zu ihm und Nemeth heran.
~Jaaa, genau immer schön in unsere Richtung, vielleicht schaffst wenigstens du es noch ans Ufer.~
Ihre Chancen standen nicht gut. die Eisplatte kippte immer mehr, sodass sie immer weiter von ihr herunter rutschte. Unruhig, tippelte der Sandfarbene immer mehr an den äußersten Rand des Ufers. Mittlerweile war sie fast in Reichweite. Nur noch ein Stück!
Doch die Wölfin war nicht bei Sinnen. Noch immer schien sie nicht an das Ufer zu denken. Mit mehr Glück als Verstand, rutschte sie jedoch erst so spät endgültig von dem Eis ins kalte Wasser, dass Niyol sie mit einer schnellen, schwungvollen Bewegung am Nacken packen und ein Stück an Land ziehen konnte. Beinahe wäre er bei dieser Aktion sogar selbst ins eisige Nass gefallen. Am Rande dabei, das Gleichgewicht zu verlieren, lehnte er sich wieder nach hinten und zog seine Vorderpfoten aus dem Nass. Auch sein Kopf was halb unter Wasser gewesen, sodass er sich am liebsten schütteln wollte, doch noch musste er die Wölfen festhalten. Hoffentlich trug sie keine zu starken Verletzungen von seinen Zähnen davon. Zwar gab er sich alle Mühe, grade so fest zu zu packen, dass er sie nicht verlor, doch durch das Wasser in ihrem Fell und dem Schnee war sie äußerst schwer. Erst als er sich sicher war, dass sie nicht mehr abtreiben konnte, ließ er los und schüttelte sich keuchend.

"Eigentlich wollte ich ja meine Energie für die Jagd benutzen."

Jappste er. Immerhin einen der beiden hatten sie noch herausfischen können. Doch der Namenlose, würde wohl jetzt für immer ein Namenloser bleiben.

"Au man ist das ein Sch***tag",

fluchte er. Auch wenn er innerlich gestehen musste, dass die vorherigen Tage nicht unbedingt viel besser gewesen waren. Und jetzt war also auch noch sein neuestes Spielzeug fort. Verdammt.
Trotz allem verspürte Niyol aber auch Erleichterung. Den Namenlosen hatte er nicht gut gekannt. Es war nicht schön, dass er so hatte sterben müssen, doch mit ihm hatte sich Niyol noch nicht sonderlich verbunden gefühlt. Mit Catori dagegen lief er schon ein wenig länger herum. Die letzte der großen Gruppe, die er am Anfang getroffen hatte, die noch bei ihm war. Irgendwie war es einfach beruhigend, dass in diesem Todestal noch jemand etwas länger bei ihm weilte.
Als er halbwegs wieder zu Atem gekommen war, schaute er erst Catori, dann Nemeth an. Als der Alte ins wasser gefallen war, hatten sie ihn gewärmt. Vielleicht sollten sie das hier auch tun? Die Wölfin bewegte sich allerdings nicht vom Fleck Ihre Hinterläufe hingen noch immer im Wasser. War sie bewusstlos? Schnell ging Niyol einen Schritt zur Seite und zog sie mit etwas Mühe gänzlich aus dem Wasser.

"Vielleicht sollten wir sie wärmen, damit sie uns nicht am ende doch noch erfriert?",

sprach er nun seinen Gedanken aus und schaute Nemeth kurz fragend an, bevor er sich am Ende doch einfach erst einmal dicht neben die graue Wölfin legte.

[bei Nemeth und Catori; auf dem Fluss zum Meer]
(da Catori auch mein Char ist hab ich mal ein bisschen Powerplay gemacht und einfach beschlossen, dass sie bewusstlos ist xD)

"Der Wind wird dein Begleiter sein;
Und du wirst ihn vermissen, wenn völlige Ruhe herrscht."

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Tihar LeNuit
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Tihar LeNuit ist offline
19.08.2013 17:17

Diese Stille. Das Drücken auf seinen Gliedern. Diese finstere Umgebung. Und dann der Schnee. Wie die Körner einer Sanduhr rieselten die Flocken nach unten. Rauschen, Rinnen, immer schneller, immer höher, immer weniger Sand. Was gab es noch zu reden? Sein letzter Weg war klar. Es gab kein Zurück, seit seiner verdammten Geburt gab es kein Zurück. Früh genug war sein Schicksal bestimmt worden. Ein Dasein in der ewigen Finsternis. Kalt wie Schnee, starr wie Eis. Über die Zeit hinweg war seine dunkle Seele zu einem kahlen Baum aus Eisspitzen verkommen. So verlockend glitzernd, so tödlich scharf. Eine fragwürdige Kraft. Jeder Stoß war auf ihn zurückgekommen, jeder Schlag, den er gegen andere ausgeholt hatte, einer gegen ihn selbst. Er hatte sein Ende unterschrieben, mit seinem eigenen Blut. Aber er fühlte sich gut dabei. Er fürchtete den Tod nicht. Es war wie … wenn man nach Hause kam. Er kam aus dem ewigen Dunkel und kehrte dahin zurück. Was war schon schlimm dabei? Er hatte zu dem gehalten, was er stets geschworen hatte. Das Leiden war auf seiner Seite. Ein Mechanismus, der sich selbst zerstörte. Langsam sickerte sein tiefrotes Blut in den unschuldig weißen Schnee. Sein Fluch kroch in den Boden, machte ihm zum Nährstoff für neue Flüche. Jeder, der von dem Wasser trank, das sein Blut aufgenommen hatte, dem sollte es genauso ergehen. Er war der letzte Piagus, aber er war gewiss nicht der letzte Dämon unter den Lebenden. Das Böse hatte immer seinen Platz.

Tiefes Stöhnen. Die Winterluft, sie kühlte seine Lunge aus. Das Atmen wurde schwerer, es ging langsamer, es neigte sich dem Ende entgegen. Das unscharfe Bild seines unverletzten Auges malte den trauernden Gesichtsausdruck der Weißen aus. Wie gut es sich anfühlte, sie mitleiden zu sehen. Es war allemal mehr wert, als sie zu töten. Doch der Rest ihres Geredes ging an ihm vorbei. Die Gesichtszüge der Fähe verblassten unwiederbringlich. Stattdessen kehrte das Bild Claires zurück. Es war nicht so unscharf wie das der trauernden Witwe. Es war scharf, schärfer denn je. In seinem kranken Hirn war nie etwas so klar und schön gewesen. Ihr stechender Blick, ihr scheinbar unschuldhaftes Fell. Sie war lebendig, lebendig im Jenseits. Es war ihr gemeinsames Reich und er betrat es wie ein heimkehrender Fürst. Endlich hatte er seinen Platz zurück. Jetzt waren die Wölfe im Diesseits vor ihnen sicher … aber der Tag würde kommen, wo auch sie verdammt waren, ihre Leiber für immer zu verlassen. Und sie würden sich wiedersehen. Dann war es Zeit zu richten. Wer konnte das besser als Zwei, die ihr Leben lang bestraft waren? Die Strafe der Anderen, ihr Hass, war stets ihr Element gewesen, ihre Nahrungsquelle im ewigen Hunger nach Bösem. Mit dem Sterben seines nutzlos gewordenen Körpers, der zu schwach gewesen war, wurde er unsterblich. Sein Reich wartete auf ihn. Es war ihr beider Reich und er konnte das Wiedersehen nicht erwarten.

Dieses letzte Mal noch drang das inhaltsleere Geschwafel der Irdischen zu ihm durch. Einen kleinen Spalt weit gestattete er seinem unversehrten Auge, ihre unscharfe Gestalt einzufangen. Aber er hatte nicht die Kraft und erst recht nicht den Willen, auf ihr Reden einzugehen. Stattdessen zwang er seine trockenen Mundwinkel, ein spöttisches Grinsen zu bilden, als letztes Geschenk seiner widerwärtigen Selbst. Kein Wort war es wert!

Claire … ewige Schönheit. Hilf mir in dein Reich. Zusammen sind wir die Fürsten der Unterwelt. Die ewige Nacht erwartet uns. Nichts kann uns mehr trennen.


„Claire...“


Ein leises Hauchen drang noch durch seine schwarzen Lefzen. Sie war alles, wofür er seine letzten Herzschläge aufbringen würde. Doch, was war das? Eine unglaubliche Hitze breitete sich von seinem Innern her aus. Aus der Hitze wurde ein Schmerz in seiner Brust. Er spürte seine aufgerissene Wunde wieder und öffnete das verletzte und das unversehrte Auge weit. Statt Luft zu atmen, spürte er eine Verstopfung in seinem Hals. Er musste den Verletzungen erliegen! Er hatte ein Abkommen geleistet. Tihar wurde von der ewigen Welt im Jenseits erwartet. Das Wiedersehen mit ihr duldete keinen Aufschub. Dieses Mal konnte ihn der böseste Fluch nicht zurück ins sogenannte Leben holen. Er war zu oft am Leben geblieben. Die Wachheit, die in ihn zurückkehrte, ließ ihn nichts Gutes erahnen. Verdammt, woher diese Schmerzen?! Sie brannten ihm ein Loch ins Fell. Es fühlte sich so an, als braute sich Lava in seiner Lunge zusammen. Nur dass er keine Luft bekam, ließ ihn versichert sein, dass er es gleich überstanden haben musste. Ihr Dämonen, was habt ihr vor?! Tihar war nicht mehr in der Lage, seinem Leib Befehle zu geben. Sein Körper wurde von Verletzungen und Schmerzen durchgeschüttelt. Seine Muskeln zuckten unweigerlich und heftig. Er schob seine Pfote nach vorn und spreizte die Zehen. Er hatte nicht geglaubt, dass er noch zu solchen Bewegungen im Stande war. Was hatte das zu bedeuten? War der wahre Dämon, der ihn erwartete, am Ende einer wie Takata? Nicht einmal er hatte eine Strafe wie diese verdient. Seine Augen rollten auf das Gesicht des weißen Monsters. Sie konnte nicht … war sie Schuld an seinem letzten Aufbäumen? Ruckartig zog er den Kopf in die Höhe und spuckte all seine Schmerzen, den gesamten Druck aus sich heraus und drückte ihn von sich weg. Ein Schwall von Blut platschte gegen Takatas Pfoten und färbte den weißen Schnee vor sich tiefrot. Zweifelsohne hätte er verärgert oder erfreut sein müssen. Sein Blut war wie eine letzte Spur, die er auf dieser vermaledeiten Welt hinterließ. Aber er verspürte nicht die Macht, noch etwas tun zu können, dass seinem missratenen Willen entsprach. Die körperlichen Leiden und das verenden seiner Gliedmaßen befehligten sein letztes Tun. Wie ein weggeworfener Klumpen fiel sein Kopf auf den Boden, die Augen weit aufgerissen, die Läufe gestreckt mit gespreizten Zehen. Sein letztes Blut floss zwischen seinen scharfen und wenig abgenutzten Zähnen hindurch nach draußen, vermengt mit Speichel. Das verstopfende Gefühl war weg, atmen nicht mehr möglich. Nur die Hitze hielt weiter an. Dann ging auch sie. Langsam. Wie ein Komet nach der Landung. Die Glut erlosch, sein tausend Grad heißes Herz verglomm. Schlaff sackten die Beine auf den eiskalten Boden und sein regungsloser Leib nahm die Schneeflocken unfreiwillig entgegen. Auf seinen aufgerissenen Augen sollte sich bald die erste Schicht Eis bilden. Die Hitze eines lebenslangen Hasses kühlte ab und wurde eins mit dem ewigen Eis. Die Erbin Satans, seine auf ewig verdammte Schwester, hatte ihm unter gnadenloser Gewalt seine verstümmelte Seele entrissen.

[so alone]


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Lynx
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Lynx ist offline
21.08.2013 18:02

Lynx war an Skadis Seite gesprungen in den Bewusstsein, dass er würde kämpfen müssen und doch konnte er sich nicht rühren, als Tihar erneut aufsprang und sich auf Skadi stürzte. Es war als würde sich die Welt zu schnell für ihn bewegen und als könnte er nur tatenlos daneben stehen. Doch das durfte nicht sein, er musste Skadi doch helfen. Allerdings schien das schon gar nicht mehr nötig, denn Tihar wandte sich um und ging. Ließ die drei einfach allein im Schnee zurück. Und der Weiße konnte nur dastehen und sich wundern, was in dem Kopf de Schwarzen vorgegangen war. Wer war diese Yuka? Und warum sollte Skadi diese wollen? Oder sprach er gar nicht mit hier anwesenden Wölfen?

Unschlüssig ging er einen Schritt dem Schwarzen nach, doch was wollte er den eigentlich tun? Tihar konnte nicht bleiben. Er hatte Teyjen angegriffen – wie konnten sie nun noch zusammen weiter reisen? Und ihm nachgehen? Tihar würde sich über seine Gesellschaft nicht freuen – und Lynx auch nicht sonderlich über seine. Mit einem Seufzen wandte er sich den anderen beiden zu.

Skadi sprach, doch schien von ihren eigenen Worte nicht so ganz überzeugt und in ihrem Blick, den Lynx auffing schien eine Frage zu liegen. Skadi hatte getan, was sie hatte tun müssen. Sie hatte in diesem kleinen Rudel die Position der Leitwölfin übernommen und damit auch die Verantwortung gegenüber den restlichen Wölfen. Sie hatte Teyjen beschützt, als Tihar ohne Rechtfertigung den Schwächeren angegriffen hatte. Nein, die Sandfarbene hatte sich in dieser Hinsicht nichts vorzuwerfen.

„Ja, Tihar hat dir keine Wahl gelassen.“, stimmte Lynx zu.

Obwohl es ihm vielleicht egal sein sollte, fragte er sich, was nun aus Tihar wurde. Allein sahen seine Chancen nicht sehr gut aus, doch was konnten sie tun, um das zu ändern. Nach dem was der Schwarze versucht hatte, konnten sie ihn nicht weiter bei ihnen dulden. Das nächste mal war Teyjen vielleicht nicht schnell genug, um den Zähnen des Dunklen zu entgehen. Nein, sie mussten Tihar ziehen lassen – selbst wenn es seinen Tod bedeutete.

Ist es unsere Schuld, wenn er stirbt? Er hätte sich zusammenreißen können, hätte sich bemühen können Teil dieses Rudels zu sein, aber scheinbar hat er das von Anfang an nicht gewollt., Lynx seufzte und fühlte sich trotz dieser Überlegung schlecht. Es hätte anders ablaufen können, doch das war es nicht. Die Frage, ob Tihar allein zurecht kommen würde, lag ihm auf der Zunge, doch er verkniff sich auch diese Frage. Er wollte ein 'ja' hören, doch was wenn es kein 'ja' war? War ein 'nein' nicht viel wahrscheinlicher?

Sein Blick glitt zum toten Wildschwein, doch irgendwie war sein Appetit vergangen.


[bei Teyjen und Skadi | Gebirge]

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Teyjen
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Teyjen ist offline
26.08.2013 11:01

Teyjen kauerte zusammengerollte hinter einem Felsbrocken. Sein Herz hämmerte so stark gegen seine Brust, dass seine Rippen schmerzten. Er keuchte, bekam nicht genug Luft. Das alles war zu schnell gegangen. Was wenn Tihar ihn erwischt hätte, wenn seine Reflexe nicht funktioniert hätten? Das Blut, das wie verrückt durch seine Adern raste, verursachte ein seltsames Rauschen in seinen Ohren. Suchend blickte er sich um, doch er konnte kein anderes Geräusch vernehmen. Teyjen durfte von mehr als nur Glück sprechen, immerhin hatte Tihar auf seinen Nacken zugesteuert, da war er sich sicher. Der Jungwolf konnte an nichts anderes mehr denken. Sein Kopf dröhnte und alles schien sich vor seinen braunen Augen zu drehen.
Es war unfassbar. Monatelang hatte er wirklich geglaubt, der Schwarze könnte nichts als große Töne spucken. Nie wäre er auch nur auf die Idee gekommen, er würde jemandem wahrhaftig etwas antun. Doch sie hatten sich alle geirrt. Jeder von ihnen. Der Schwarze war und blieb ein Rätsel.
Er hob leicht den Kopf und starrte auf seine Vorderpfoten. Zitternd gruben sie sich in den Schnee. Es war unmöglich, aufzustehen. Seine Knie würden bestimmt nachgeben. Aber er konnte nicht hier sitzen, während die anderen sich mit dem Teufel höchstpersönlich herumschlagen mussten. Das konnte er ihnen nicht antun. Vielleicht hing der Schwarze schon einem anderen an der Gurgel? Teyjen riss die Augen auf. Seine Überlegung machte ihm Angst, aber sein Verstand hatte nun mal Recht.
So schnell es ging, stand der kleine Wolf wieder auf wackeligen Beinen, und tapste hinter dem Felsbrocken hervor.
Unsicher und verängstigt sah er sich um. Er rechnete jeden Moment mit einem weiteren Anschlag auf ihn.
Doch das Szenario, das sich ihm bot, zauberte ihm ein Fragezeichen ins Gesicht.
Drei Wölfe, die ihm den Rücken kehrten. Doch verdutzt stellte er fest, dass einer von ihnen sich dabei bewegte. Er konnte es nicht glauben, aber Tihar ging! Sofort versank er in einem Meer aus Gefühlen. Einerseits war er unendlich froh, dass er fortging. So brauchte er keine Angst mehr zu haben, dass er wohl jung sterben würde. Doch andererseits war der Schwarze bis vor kurzem noch ein Teil des Rudels gewesen, ein Teil der Familie. Als böser Onkel, fand Teyjen. Aber er hatte versucht den Kleinen umzubringen, und genau das war unverzeihlich.
Plötzlich fiel sein Blick auf Lynx. Unverzüglich wackelte der Kleine zu ihm, schmiegte sich an ihn und schloss die Augen. Er wollte nicht sehen, wie ein Teil seines Lebens verschwand. Es tat so gut, zu spüren, dass er nicht alleine war. Genauso wollte er nicht wahrhaben, dass der Schwarze nun in sein Verderben rannte. Egal wie sehr er ihn fürchtete, ein lebendiger Tihar war ihm trotz allem immer noch lieber als ein toter.
Als er Skadis Stimme hörte, schoss der Sprössling unverzüglich auf und wandte sich ihr zu. Er hatte ganz vergessen, dass sie der Grund war, dass er noch lebte. Langsam musterte er sie, und da sah er, dass sie dafür bezahlen hatte müssen. Auf ihrer Schnauze prangte eine Wunde, von Tihar selbst geschaffen. Es versetzte dem Kleinen einen Stich ins Herz, dass jemand wegen ihm verletzt worden war. Sie hatte für ihn ihr Leben riskiert, das wusste er.
Teyjen wartete, bis Lynx auf Skadis Frage geantwortet hatte. Dann stellte er sich vor die Fähe, stupste sie sanft mit der Nase an, bevor er seinen Kopf in ihr Fell drückte und sein Gesicht darin vergrub.

„Danke.“

Es war nicht mehr als ein Flüstern, aber er war sich sicher, dass sie es hören würde.
Teyjen verharrte in dieser Position. Er wollte ihr zeigen, dass er wusste, was sie getan hatte. Er wusste, welchen Gefahren sie sich für ihn ausgesetzt hatte, und dass er für die Narbe an ihrer Schnauze für immer die Schuld tragen würde.
Als er sich wieder von Skadi löste, blieb er für den Bruchteil einer Sekunde an ihren sandfarbenen Augen hängen.
Doch dann richtete er seinen Blick in die Ferne, in der der Schwarze verschwand. Da zog er hin, der böse Onkel.

„Wir sollten f-für ihn be-eten.“

Er würde ihn nie wieder sehen.

(bei Lynx & Skadi – Lebwohl, Tihar!)

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Takata
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Takata ist offline
26.08.2013 21:04

Die Weiße verharrte wie eine grazile Gestalt auf dem schmalen Scheitelkamm zum Abgrund, unsicher, ob sie nun fallen würde oder nicht. Zitternd wartete sie auf eine Antwort, darauf, dass er auf sie einging, dass er Rückmeldung über ihre Äußerung gab. Aber die Wölfin wartete umsonst. Er schien immer müder zu werden, sie konnte erkennen, wie er von Schwäche eingeholt wurde. Es passte so gar nicht zum starken Tihar, den sie so lange erlebt hatte. Er hatte immer die Kraft, die Ausdauer verkörpert, das Überleben schlechthin. Er sah gar nicht schwer verwundet aus, er konnte … oder wollte jedoch nicht mehr aufstehen. Wie ein uralter Wolf lag er zu ihren Pfoten und regte sich immer weniger. Takata betrachtete die Lage als zu ernst, um noch Hoffnung zu schöpfen. Es wäre einer respektlosen Naivität gleichgekommen. Sie verspürte den Drang, ihn am Schopf zu nehmen und anzuschreien. Zu schreien, bis er genau das sagte, was sie hören wollte. Doch sie ahnte, dass es dafür so oder so zu spät gewesen wäre. Eher hätte sie ihm damit den Rest gegeben. Er wirkte wie ein geschlagener Krieger, wie ein Adler, den man in seinem königlichen Flug über den Baumwipfeln vom Himmel geholt hatte. Ihre Lefzen zitterten. Takata wusste, dass die Chance immer geringer wurde, dass er diese eine Sache äußerte … ein Bekenntnis zur Sympathie, wenigstens ein Stück. Es konnte nicht alles umsonst gewesen sein?! Nicht einmal er war so rau, dass er nach alledem, was geschehen war, so einfach wegsterben würde.

„T-Tihar …?“

Sie flehte ihn ein letztes Mal an, dass er sich äußerte. Sie wusste sehr genau, dass er jetzt dabei war, für immer die Augen zu schließen. Tihars Zeit war um, sein ewiger Kampf gegen alles und jeden Vorbei. Sie verspürte nicht die größte Trauer darüber, nicht bevor er ihr keinen Grund dazu gab. Wieso nutzte er seine letzten verbliebenen Augenblicke nicht, um sie zu erlösen? Wieso gab er ihr Herz nicht frei? Warum tat er ihr das an?
Doch dann … wider erwartend … ein Laut, leise und nur schwer verständlich, aber ein Laut. Was kam da …? Sie stutzte, nahm den Kopf ruckartig zurück vom genauen Zuhören und sah ihn mit einem Ekel in ihrem Blick an. Claire? Claire? Wieso immer Claire? Sie mochte nicht glauben, dass das alles war. Wieso kam da nichts mehr? Wo war das Geständnis, das ihr Erleichterung verschaffte? Ein Dank? Ein noch so kleines Wort zum Dank? Ein Lebe-wohl? Irgendwas? Doch er sagte nur wieder diesen einen Namen. Claire … ein Name ohne Gesicht, jedenfalls für sie. Wieso sagte er das? Was sollte sie damit anfangen? Wer um alles in der Welt war diese Claire? Seine Schwester, ja, schön … aber was konnte sie damit anfangen. Warum kam nicht etwas, das mit ihnen beiden zu tun hatte. Wo sah er hier jemand anders als sie beide. Warum nutzte er nicht seine aller letzte Chance in seinem kläglich schlechten Leben, um wenigstens ein einziges Mal etwas Gutes zu tun? Warum gab er ihr nicht die Möglichkeit, wirklich Mitgefühl für ihn zu empfinden? Wie sollte sie ihn sehen, wenn er nicht sein letztes Wort, wenigstens dieses eine, an sie richtete? Stattdessen … Claire, wieder einmal nur … Claire. Alles in seinem Leben schien sich nur um sie zu drehen. Immer wieder dieser Name als Rechtfertigung für jede seiner Taten und Untaten, für jeden Mist, den er verbockt hatte. Takata war zum Schluchzen zumute. Kalt wie ein Stein stand sie neben dem gefallenen Ungeheuer und empfand rein gar nichts, das diesem Augenblick gerecht geworden wäre. Keine Trauer, kein Mitleid, nicht einmal so etwas wie Bedauern um seinen Tod, um seine Dummheit, mit der er sich praktisch das Leben genommen hatte. Stattdessen war da nur … Leere.

Beyond me


Als Tihar zu zucken begann, Bewegungen machte und den Anschein erweckte, es wäre noch nicht aus, trat sie einen weiteren Schritt zurück. Was war nun wieder los? War es doch noch nicht so weit? War alles wieder nur ein dummer Scherz gewesen? War das einer seiner gemeinen Späße, mit denen er ihr hatte Angst machen wollen? Und sie war drauf reingefallen? War sie nicht … sie hatte nicht getrauert, sie hatte nichts Liebevolles zu ihm gesagt. Sie hatte das Spiel diesmal gleich durchschaut. Abfällig betrachtete sie ihn und wie er von seinen Muskeln durchgeschüttelt wurde. Offenbar war das Ganze doch nicht so lustig, wie er es gern gehabt hätte. Er musste sich doch wenigstens etwas gebrochen haben …
Als er aber plötzlich den Kopf anhob und sie erst an das Ende seines Streichs dachte, traf es sie schlagartig. Er spuckte Blut und es traf sie an den Pfoten, beschmutzte ihr weißes Fell. Erschrocken blickte sie auf das Geschehen und erkannte den Ernst der Lage. Nein, das war kein Streich … kein weiterer Trick von ihm. Das Blut war echt. Er war wohl weit mehr verletzt, als es ausgesehen hatte, rein äußerlich. Und um das Ganze zu besiegeln, platschte sein Kopf auf den schneereichen Grund und blieb liegen. Den letzten Blick würde sie wohl nie vergessen. Mit ihm starb das Licht seiner Augen und aus seinem geöffneten Maul trat Speichel aus. Es war ein anwidernder Ausdruck, beinahe, als hatte ihm jemand etwas Spitzes in den Rücken gestochen, woran er nun gestorben war. Und in seinem toten Leib erkannte sie keinen Moment länger so etwas wie Tihar. Sie wusste im selben Augenblick dass es vorbei war. Sein toter Körper war nicht annähernd vergleichbar mit dem, was seine sterbende Seele bis eben gewesen war.
Mit Tihars grauenvollem aber doch kaum rührenden Tod endete ein Kapitel in ihrem Leben, dass faszinierend und erschreckend zugleich gewesen war. Wie oft hatte er sie gedemütigt, fertig zu machen versucht und doch hatte sie gleichzeitig immer ein kleines Stück weit Bewunderung für ihn empfunden. Aber diese hatte er mit ins Jenseits genommen … wobei sie nicht wirklich glaubte, dass er woanders weiterlebte. Er war einen wahrhaftigen Tod gestorben. Für sie war er das ebenfalls, auch gedanklich. Seine letzte Tat, sein Unterlassen, war zu weit gegangen. Er hatte bewiesen, dass er ein rechtes Ekel war und es obendrein noch genossen. Takata presste ihr Maul fest zusammen und übte sich in einem verbitterten Blick. Womöglich hatte sie sich getäuscht. Vermutlich hatte sie sich einen Tihar eingebildet, der er nie gewesen war. Sein klägliches Verenden, das es gewesen war, machte auf sie den Eindruck einer gerechten Strafe für seine Dummheit. Ich werde niemals machen, was du sagst … War sie also am Ende Schuld, weil sie das Falsche beziehungsweise Richtige geraten hatte? Nun … sie hatte ja versucht, es andersherum zu versuchen, aber da war es schon zu spät gewesen. Takata atmete tief aus und schüttelte sich. Die Schneeflocken setzten sich ab auf seinem toten Leib, den toten Augen, sie setzten sich auf ihrem Rücken ab. Es war, als wollten sie sie streicheln, sanft, tröstend … aber wahrscheinlich bildete sie sich auch das nur ein. Vielleicht hatte sie sich überhaupt viel zu viele Illusionen erschaffen und stand nun vor der gewaltigen und nicht einfachen Aufgabe, diese gegen bestehende Tatsachen zu tauschen.
Tihars toter Körper wirkte wie ein unwirkliches Gebilde, wie ein schlechtes Abbild seiner Selbst. Sie bemerkte nun auch das Blut, das von der anderen Seite deines Körpers hervortrat. Er hatte sich bei dem Sturz stark verletzt. Wer hätte gedacht, dass ein Kämpfer wie er, der sogar Bären besiegen konnte, durch derart unüberlegtes, spontanes Handeln sein Leben verlieren würde? Wer hätte geglaubt, dass er bis zum Schluss am Bild des unerträglichen Kotzbrockens festhalten müsse …? Es fiel ihr schwer, seinen Tod als Unglück zu betrachten. Natürlich war es auch kein fröhliches Ereignis. Sie hatte sich einfach nur gewünscht, dass er seine letzten Herzschläge genutzt hätte, um ihr zu beichten, dass er sie so übel auch wieder nicht gefunden hatte … dass er vielleicht froh war, dass wenigstens ein Wolf immer zu ihm gehalten hatte. Doch wie stand sie jetzt da? Es war, als hatte sie sich selbst verraten, als hatte er sie nur betrogen … dabei hatte er ja nicht einmal etwas versprochen. Genau genommen war sie selbst Schuld. Und je länger sie seine tote Hülle ansah, desto mehr quälte sie das Spiegelbild ihrer eigenen Dummheit.
Wie zur Bestätigung über die Leblosigkeit seines schwarzen Leibes legte sie noch einmal die rechte Pfote auf seine Brust, wollte sicherstellen, dass kein Herzschlag, kein sonstiges Leben mehr von ihm ausging. Nachdem sie sicher war, dass keinerlei Lebensfunktionen ausgeübt wurden, wusste sie, dass sie erlöst war von der Pflicht, für ihn da zu sein. Sie durfte gehen … jetzt konnte sie loslassen und ihn für immer und bis in alle Ewigkeit hier liegen zu lassen. Tihar würde nicht mit ins Storchenland kommen … er würde nicht Teil des Rudels werden … vielleicht hatte er das ja wirklich nie gewollt. Sein toter Körper jedenfalls hatte für sie nicht den geringsten Wert. Viel zu entwürdigt lag er da, als dass es noch nötig war, etwas für ihn zu tun. Die sanften Schneekristalle würden das für sie übernehmen und ihn unter einer dichten Decke begraben, sein Todestuch, das ihn vor gaffenden Blicken schützte. Mehr konnte er nicht erwarten …

Nach einer Weile des stillen Verharrens erst bemerkte sie mit Verwunderung, dass Tihar zu ihr gekommen war … wie war das möglich gewesen? Wie ein böser Geist hatte er sie heimgesucht, um sie dann mit einem höchst dramatischen Abgang zu bestrafen. Das aber bedeutete, ungeachtet seines sinnlosen Todes, dass es eine Verbindung zwischen Tihars Gruppe und den Wölfen auf ihrer Seite geben musste. Diese logische Schlussfolgerung erreichte sie überraschend nüchtern. Sie musste sie plötzlich überkommen, denn für langes Grübeln hatte sie momentan nicht den Sinn. Sie sah prüfend auf die Felskante, auf der Tihar bis vor kurzem … langgegangen war. Ja, bis vor kurzem … bis vor kurzem war augenscheinlich noch alles in Ordnung gewesen, sah man von seinen bisherigen, kleineren Verletzungen mal ab, wie etwa dem Auge. Oder auch nicht … denn offenbar hatte er wirklich kein Stück Dankbarkeit empfunden. Takata tröstete sich mit dem Gedanken, vielleicht die anderen wiederzufinden. Zu anti-heroisch hatte seine Erzählung über Teyjens Ableben geklungen, als dass sie wahr sein konnte. Außer er selbst hätte dafür gesorgt, aber das hatte er ja nicht gesagt. Bedeutete das, dass die Hoffnung bestand, dass sie am Leben waren? Takata hütete sich davor, bloße Hoffnung zu empfinden. Zu oft war sie enttäuscht worden, meist natürlich von Tihar, jemandem, der Hoffnung offenbar nicht verdient gehabt hatte. Aber die Schlussfolgerung, dass das, was er gesagt hatte, im Gegenteil wahr sein musste, bescherte ihr positive Gedanken. Sie wünschte sich sehr, dass es den anderen gut ging. Sie atmete noch einmal tief durch und entschied sich dann, eine Erkundung zu wagen. Nachdem nun offenbar alles schlecht verlaufen war, was nur hatte schiefgehen können, musste es doch wenigstens etwas geben, dass positiv war. Weshalb sollten wirklich alle tot sein? Nach dem Steinschlag waren sie alle noch am Leben gewesen. Sie wagte nicht, zurück zu den Anderen zu gehen, zu Kyevjen, ohne Gewissheit zu haben.
Doch … halt … was war mit Shiro? Sie und Kyevjen suchten womöglich noch immer nach dem Hirsch. Takata konnte sie nicht einfach zurücklassen, es wäre einem Verrat gleichgekommen. Sie war gezwungen, zu ihnen zurückzugehen, bevor sie die anderen suchte. Machte es einen Unterschied, ob sie erst einmal zu Shiro und Kyevjen lief, ohne die Gewissheit zu haben, dass Teyjen und die anderen lebten, oder dass sie Teyjen fand und ihm nicht sagen konnte, was mit Kyevjen war? Wohl kaum …
Die weiße Fähe unterließ es, auf dem Gebirgsvorsprung zu balancieren und ihr eigenes Leben ebenfalls zu riskieren. Stattdessen trat sie unverhofft den Weg zurück an, folgte ihrer schwächer werdenden Spur, um die anderen Wölfe, Kyevjen und Shiro, über diese Verbindung zur anderen Seite zu benachrichtigen.

Nach einem Marsch, der ihr wie eine Ewigkeit vorkam, bemerkte sie die Witterung Shiros, die ganz in der Nähe sein musste. Takata hatte widerwillig über diese eine, verhängnisvolle Begegnung nachdenken müssen. Anfangs hatte sie immer um ihr eigenes Leben gefürchtet, wenn sie mit Tihar allein gewesen war, zuletzt war es die Angst um ihn gewesen. Völlig umsonst … die Hoffnung ihn ihn war vergebene Liebesmüh' …
Die Weiße hatte sich entschieden, der Wölfin nichts zu erzählen, auch Kyevjen durfte nichts erfahren. Doch den konnte sie vorerst nicht ausfindig machen. Sie entsandte ein leises und bedrücktes Heulen in die Richtung, aus der sie Shiro witterte. Die Wölfin war trotz des eingesetzten Schneefalls gut zu erkennen durch ihr schwarzes Fell, wovon aus ihrer Richtung vielleicht nicht die Rede sein konnte. Müde trabte die Weiße in ihre Richtung. Wenn sie feststellte, dass sie deprimiert war, und das war nicht schwer, dann konnte sie sich darauf berufen, dass sie den Hirsch aus den Augen verloren hatte … ungeachtet der großen Blutflecken an ihren weißen Läufen …

(In der Nähe Tihars, Eisschlucht des Todes, später bei Shiro)



Hintergrund: Natalia_Kollegova, pixabay | Echoes © L'Âme Immortelle

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Fraser
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Fraser ist offline
28.08.2013 16:22

Am Ende verstand er gar nichts mehr. Dieser Rüde war für ihn ein einziges Rätsel. Von einer Sekunde auf die andere wechselte er seine Stimmung. Avon war wie ein plötzlicher Wetterumschwung – von Regenwetter zu Sonnenschein, so wie er auf einmal auf die kleine Standpauke des weißen Rüden einging. Fraser ließ das verbliebene Ohr erstaunt schnippen und wusste nicht, wie ernst er dieses Angebot zur Versöhnung nehmen sollte. Eben noch hatte der Graue alles versucht ihn loszuwerden, förmlich versucht ihn krampfhaft von Jellin fernzuhalten. Und jetzt auf einmal sollte alles gut sein. Zumal Avon die Dinge immer noch so darstellte, dass sie ihn besser dastehen ließen. Für einen Moment war Fraser sprachlos. Er öffnete ein-, zweimal den Fang, weil er etwas sagen wollte. Er schloss ihn aber jeweils kurz darauf wieder, weil ihm nichts einfiel. So wirkte er ein wenig wie ein Fisch auf dem Trockenen, bevor er doch ein paar Worte herausbrauchte.

„Jaaa, du hast ihm mit deinen Grimassen zu Tode erschreckt und ich hab zugebissen. Tolle Teamarbeit.“

Die Ironie, die dahinter steckte, kam nicht so sehr zum Vorschein, so dass es tatsächlich so klang, als würde Fraser das „Friedensangebot“ des Grauen annehmen. Lediglich die kleine Falte auf der Stirn, die sich bildete als Fraser leicht misstrauisch die Augen zusammenkniff, zeigte, dass er dem Braten keineswegs traute. Das Lächeln des anderen Rüden erwiderte er nicht. Das war ihm dann doch zu suspekt. Ein Blick zu Jellin aber schaffte es dann doch, Fraser wenigstens ein zufriedenes nach oben Zucken der Lefzenwinkel zu entlocken. Der junge Rüde fraß wie ein ausgehungerter Puma. Nur, dass er eben eine Nummer kleiner war. Er wirkte fast sogar so beängstigend wie ein Puma, wie er das Fleisch so in sich hinein schlang. Frasers Magen meldete sich kurz, als er den Hase verschwinden sah. So richtig viel hatte er ja leider nicht abbekommen und den Hunger der letzten Tage hatte die kleine Portion nicht vollständig vertrieben. Alles wegen diesen blöden Schnees. Es kam Fraser sogar jetzt noch so vor, als könnte er die kalten kleinen Flocken auf seinem Fell spüren, als setzten sie sich auf seine Ohren, seinen Nacken und seine Nase. Nase? Erstaunt blinzelte er, als er eine weiße Flocke direkt vor seinen Augen entdeckte. Der Blick des Weißen wanderte zum Himmel. Und während Jellin das Wetter zu gefallen schien, entschlüpfte Fraser ein kleiner Seufzer.

„Oh nein, bleibt man denn hier nirgends davon verschont?“

[Avon, Jellin, Laina | Storchenhalbinsel]

IP
Zita
~Sternenseele~


Alter
6 Jahre
Geschlecht
Fähe
Größe & Gewicht
71 cm ; 48 kg

Charakterbogen
_

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Beiträge: 1218

Zita ist offline
28.08.2013 19:05

~* Doppelpost für Zita und Pilgrim *~


Es hatte erneut zu schneien begonnen.
Zita starrte hinaus in den weißen wirbelnden Flaum und dachte darüber nach, was alles geschehen war, seit sie dieses verfluchte Tal betreten hatte. Damals war sie auf der Suche nach Nahrung gewesen… nach Hoffnung… einer Familie… Schmerzlich erinnerte sie sich an Crying und Stormy zurück, sie musste wieder an ihren toten Bruder Ryu denken… an Larka, ihre liebe Freundin…


All diese Wölfe fehlten ihr, mehr als alles andere. Sie dachte daran, wie sie Takata und Skadi gefunden hatte, wie sie auf Pilgrim getroffen war… Was der Alte mit dem ewigen Streithahn Tihar hatte durchmachen müssen… Wie alles zerbrochen war… Was sie selber hatte erdulden müssen um nun hier zu stehen wo sie nun war…

Die Schneeflocken vor ihrer Schnauze bildeten Figuren, Schemen und verflüchtigten sich wieder zu dem was sie waren.

Lange starrte Zita so einfach nur vor sich hin…

Sie sah Larka und Stormy auf sich zukommen, sah Cry und Ryu am Rande stehen, die Szenerie beobachtend und alle… schienen sie zu lächeln. Sehnsucht erfüllte die Fähe und einen kurzen Herzschlag lang, fühlte sie sich alt. Alt, alleine und wieder ohne Hoffnung, ohne Perspektive und plötzlich wäre es so leicht gewesen… hier alles enden zu lassen…

Ihr Blick wanderte zu dem noch immer schlafenden Pilgrim an ihrer Seite.
Er hatte sich, so gut es seine alten Knochen zuließen, zu einer kleinen Kugel zusammengerollt und schlief tief und fest.

Und während sie ihn beobachtete, fragte sie sich wieder, was dieser Rüde schon alles erlebt hatte… Sie wusste, dass er älter war als sie selbst, doch noch immer hatte sie nicht aus ihm herausbringen können, was ihn so zugerichtet hatte, körperlich und seelisch.
Er war alt, ja, und dennoch hatte Zita schon viele Wölfe gesehen, die mit Pilgrim´s Alter noch lange nicht so zerrupft, so geschunden und so… verbraucht ausgesehen hatten.
In gewisser Weise, war Pilgrim doch wie ein Welpe… Wie ein Neuling der Welt, ein Welpe der gerade alles zu lernen begann was ein Wolf wissen muss. Ja, in gewisser Weise… erinnerte er die grau-Weiße Fähe an Stormy…


Marrok holte Zita in die Gegenwart zurück als er sich erhob und außerhalb der Schlafkuhle ausgiebig streckte. Dann wanderte sein Blick dorthin, wo der Wald liegen musste.

Zita war überrascht, nickte jedoch als er ihr seine Rückkehr versprach. Es rührte sie zu sehen, dass er wohl wirklich auf die Jagd gehen wollte und fast sofort meldete sich das schlechte Gewissen. Wie gerne hätte sie mit Marrok die Plätze getauscht, einfach, um etwas tun zu können… doch Pilgrim alleine lassen… das war auch keine Option und ihn mitnehmen… Da konnten sie leider gleich Schnee fressen, die einzige erlegbare Beute, die ein Jagdtrupp mit Pilgrim im Anschluss erlegen könnte…

Der Alte tat Zita leid und doch wusste sie, dass die kleine Maus, die er von Marrok stibitzt hatte, den Hunger bestimmt nicht hatte stillen können. Eine größere Nahrungsquelle , und wenn es nur ein abgemagerter Hase war, wäre um sovieles besser als gar nichts...

Wieder nickte Zita, als auch sie sich langsam aufsetzte um den Alten nicht zu wecken und Marrok ein leises „Danke“ aussprach.

„Ich werde mit Pilgrim langsam weiterziehen. Ich denke… du wirst uns so oder so schnell wieder eingeholt haben, denn…“

Sie brach ab und sah wieder auf Pilgrim, als Zeichen für das Offensichtliche. Sie würde bestimmt keine ausdauernden Sprints oder Trab anschlagen können…

„Wir ziehen wohl besser immer gen Norden, schließlich steht dort immer der Nordstern… Irgendwann werden wir schon an ein größeres Gewässer kommen… oder gar ans Meer…“

Sagte Zita leise und erinnerte sich an den Vorschlag den sie auch Takata schon gemacht hatte. „Jeder Fluss fließt irgendwann ins Meer…“

Sie sah Marrok lange nach ehe auch sie sich kurz den Schnee aus dem Pelz schüttelte und den Alten sanft weckte.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Pilgrim träumte… und es war wunderschön.
Wieder sah er sich, umgeben von seinen Welpen und von Luna, im Schnee umhertollen. Er war glücklich gewesen… damals… Gott, wie lange lag diese Zeit schon zurück? Es mussten ganze Wolfsleben sein…

Pilgrim war stolz… stolz auf seinen Nachwuchs, sein Leben und seine schöne Fähe gewesen und doch wusste er, dass diese Momente nur Einbildung waren, denn obwohl er Luna direkt an seiner Seite wusste, er sich noch daran erinnern konnte wie sie gerochen oder wie weich ihr Fell gewesen war… es waren doch nur Erinnerungen…

Plötzlich schlich sich Trauer auf seine Züge und Luna sah besorgt in seine stumpfen Bernsteingoldenen Augen. Ja… er sah Luna… aber er konnte sie nicht fühlen, ihren Atem nicht wahrnehmen und das fröhliche Gekläff seiner Jungen nur wie aus unendlich weiter Ferne hören. Das Einzige was echt war, was er wirklich spürte war die Kälte der Schneewüste die ihn umgab.

Blinzend öffnete er die müden Augen. Unscharf und verschwommen war alles um ihn herum und im ersten Moment des Wach-seins begriff er nicht recht, was diese wirbelnden Fussel überall waren… Erst langsam wurde ihm, auch durch die beißende Kälte auf seiner bloßen Haut, bewusst, dass es wieder zu schneien begonnen hatte. Er gähnte und sah dann, dass die Fähe ihn vorsichtig im Nacken angestuppst hatte.

Erst wusste er nicht, was sie von ihm wollte, doch da erklärte sie auch schon:


„Komm Pilgrim… Wir müssen weiter. Marrok versucht uns etwas zu jagen und damit uns die Zeit bis dahin nicht zu lang wird, gehen wir schon mal ein Stückchen vor. Er wird uns dann schon wieder einholen.“

Ihre Stimme war sanft, wenn auch eine Nuance Besorgnis darin mitschwang, doch Pilgrim nickte und kam umständlich und ein wenig wackelig auf seine Läufe.

Beim Versuch sich den lästig-kalten Schnee von seinen kahlen Fellstellen zu schütteln, verlor er jedoch das Gleichgewicht und kippte um, doch mit der Hilfe der Fähe stand er schnell wieder und schließlich gingen sie langsam durch die Schneewüste, Seite an Seite.

Pilgrim bemerkte schnell, dass sie ihn das Tempo vorgeben ließ und insgeheim war er froh darüber. Auch wenn er ausgeruhter war als sonst, dieses Nasskalte Wetter war dennoch nicht gut für seine alten Knochen und so war er dankbar dafür, dass er in seinem stakeligen, steifbeinigen Gang die Reise vorantreiben durfte...




Zita ist bei Pilgrim, Marrok ist in der Nähe; Irgendwo im Nirgendwo

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