Niyol
Und was, wenn ich fliegen kann?
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Ab in die Vergangenheit |
09.07.2024 17:50
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Ab in die Vergangenheit
(Kurzplay von Anouk (als Karu) und Niyol,
vor Niyols erster Begegnung im HP der Wölfe der Nacht)
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Patsch, Patsch....Platsch! Mit einem wohligen Brummen ließ sich Niyol in die seichte Stelle des Baches plumsen. Der Tag war unerträglich warm und irgendwie drückend. Da konnte es nicht schaden, diese Gelegenheit zu nutzen und in den Bach zu springen, der glücklicherweise seinen Weg gekreuzt hatte. Später würde er sicherlich ohnehin noch nass werden. Diese Spannung in der Luft schrie förmlich nach Gewitter, auch wenn der Himmel bisweilen ganz unschuldig kein einziges Wölkchen sehen ließ. Die Stelle war wirklich genial, so flach und mit so wenig spitzen oder großen Steinen versehen, dass er sich sogar einmal ganz rollen konnte... schnauf, gluck, gluck, gluck... hustend sprang er auf die Beine, während ihm der ungewollte Schluck Wasser auch Nase und Maul tropfte. Die ganze Rolle hatte ihn dann doch in den tieferen Bachlauf verfrachtet, wo er ungeplant einen kleinen Tauchgang hingelegt hatte. Nach einem Schütteln stapfte er zurück an die seichte Stelle und ließ sich erneut auf den Bauch nieder. Diesmal jedoch schloss er einfach nur die Augen und genoss die angenehme Pause seiner Reise zum nächsten Spiel.
"Der Wind wird dein Begleiter sein;
Und du wirst ihn vermissen, wenn völlige Ruhe herrscht."
Dieser Beitrag wurde schon 2 mal editiert, zum letzten mal von Niyol am 13.07.2024 19:27.
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Anouk
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Das Gesicht der Sonne entgegen gestreckt trottete der braune Rüde über grasige Hügel und ließ sich dabei das Fell aufwärmen. Entspannt seufzte er, als ihm dann noch der kaum merkliche Wind sanft durch den Pelz strich. Für andere mochte es zu warm sein, doch auf seinen Reisen hatte er sich an alle Arten von Temperaturen gewöhnt. Zudem hatte er gelernt, dass man jeden Moment genießen musste, dem einen das Leben gab - war es doch oftmals viel zu kurz. Auch liebte er besonders die ruhigen, entspannenden Momente, die einen erwarteten, wenn man sich vor diesen nicht verschloss. Er richtete seinen Blick wieder nach vorn, um zu beobachten, wie der Wind nun die Gräser umspielte. Dabei erblickte er in nicht weiter Entfernung einen Wald, welcher still da lag. Seine Baumwipfel warfen ihre Abkühlung versprechenden Schatten auf den Boden. Im gleichen Moment hörte er auch ein krächzen über sich, welches verkündete:
"Hey, alter Flohpelz, ein Wald! Da vorn! Was hältst du von einer Rast? Diese Hitze versengt einem ja die Federn!"
Mit einem Schmunzeln auf den Lefzen blieb er stehen. Seine positive Einstellung auf das Leben bewahrte er sich nicht zuletzt, weil einer in diesem ungleichen Gespann aus einem Wolf und einem Raben ja einen kühlen Kopf bewahren musste - und um das Gemüt seines stets meckernden Reisebegleiters auszugleichen.
"Schon gut, schon gut..flieg doch schon mal vor, ja? Ich bin auch gleich da."
Rief der Rüde dann nach oben und das ließ der schwarz gefiederte sich auch nicht zweimal sagen. In beachtlicher Geschwindigkeit schoss er nach vorn, schnurstracks auf den Wald zu, und hatte diesen auch bald schon erreicht. Gerade richtig - denn so durfte er einem Schauspiel beiwohnen, welches er auf keinen Fall hätte missen wollen - wenn er gewusst hätte, dass sich so etwas hier abspielte oder gar möglich war. Vom Ast eines Baumes beobachtete er einen jungen Wolf dabei, wie dieser..ja..was machte er da eigentlich? Bekämpfte er den Bach? Hatte er eine Fehde mit dem Wasser? Dem musste er auf die Spur gehen! Elegant ließ er sich zu Boden gleiten und landete fast lautlos neben ihm. Doch lautlos sollte er sich nicht länger geben, er unterbrach die idyllische Ruhe, in welcher sich der Rüde bis gerade eben noch befunden hatte mit einem lauten krächzen. Dann legte er den Kopf schief und fragte belustigt:
"Ihr Wölfe seid ja ohnehin allesamt sehr seltsam..aber sowas? Das ist mir ja komplett neu! Bist du eine Art..Fischwolf und möchtest im Bach untertauchen? Denn dann muss ich dir wohl sagen, dass dieser wahrlich nicht tief genug ist!"
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Niyol
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Kaum hatte er die Augen geschlossen meinte er einen leichten Luftzug zu spüren. Der Wasserlauf in welchem er sich befand war vielleicht nicht groß, doch er schaffte es dennoch Niyols Sinne zu verwirren,sodass er sich nicht sicher war, ob er nun wirklich mit einem -ja was eigentlich?- rechnen musste. Noch bevor jedoch Niyols Neugier siegte und er die Augen öffnete, um zu schauen, ob dort wirklich jemand war, hielt es der Fremde offenbar selbst nicht mehr aus. Die scheppernde Stimme ließ keinen Zweifel daran, welches Tier sich hier neben ihm niedergelassen hatte und wie so viele seiner Vertreter, sehnte er sich offenbar nach Aufmerksamkeit.
Froh, zuvor noch nicht die Augen geöffnet zu haben, ließ Niyol seine Ohren, welche bereits Vorher dem Lufthauch automatisch gefolgt waren, um zu ergründen, ob er sich neuerdings Dinge einbildete, weiter spielen, als hätte er soeben nichts spannendes vernommen. Diese Geste fiel ihm nicht sonderlich schwer. Kniffeliger war es eher, das Grinsen zu unterdrücken, welches sich ungefragt in sein Gesicht schleichen wollte. Innerlich hoch konzentriert, atmete er ruhig durch und fokussierte sich auf das Gefühl des vorbeispühlenden Wassers und der warmen Sonnenstrahlen, welche durch das lichte Blätterdach sein Fell erreichten. Außerdem horchte er tatsächlich, ob da vielleicht noch mehr von der schwarz gefiederten Sorte waren.
Mal sehen, wie viel Mut dieser Kollege hier besaß.
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Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Niyol am 09.07.2024 21:40.
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Anouk
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Der braune Rüde war nun mittlerweile dem Wald ein ganzes Stück näher gekommen, allerdings ließ er sich Zeit. Da er nun aber in Hörweite war - zumindest für das laute Organ seines Rabenfreundes - hörte er dessen lautes krächzen. Was war da denn los? Er war davon ausgegangen, dass ihm die Hitze sämtliche Energie genommen hatte - aber anscheinend hatte er für Schabernack noch genug davon. Doch mit wem trieb er seine Späße? Damit, jemanden zu treffen, hätte er nicht gerechnet, doch es sah so aus, als würde sich doch jemand hier herum treiben. Karu beschloss also, seine Schritte doch etwas zu beschleunigen - nur für den Fall, dass es der Rabe mal wieder etwas zu weit trieb.
Hörte er ihn nicht? Der schwarz gefiederte musterte den fremden Wolf verdutzt. Wenn man nun annahm, dass er wirklich mit den Fischen verwandt war..nun..da stellte ihm sich direkt die Frage - konnten Fische denn hören? Hatten sie überhaupt so etwas, wie Ohren?! Diese Frage brachte ihn zum grübeln und er versuchte, sich die glitschigen Genossen vor Augen zu rufen:
Hm..Schwanzflossen, welche völlig ungenießbar sind, die Schuppen, welche einem im Hals stecken bleiben, wenn man nicht aufpasst..dann diese..Augen..
In seiner Vorstellung vermischte sich das Bild eines Wolfes langsam mit dem eines Fisches, und dabei nahm der Wolf die so unliebsamen Augen des Fisches an.. Ugh..diese..Glubschaugen! Schnell schüttelte er den Kopf, um das Bild eines Glubschaugen-Wolfes, welches sich in seiner Gedankenwelt manifestiert hatte, wieder loszuwerden. Und gleichzeitig hoffte er nun für diesen Wolf, dass er nicht zur Familie der Fische gehörte - für ihn und für sich, denn die Ausgeburt seiner Fantasie musste nicht auch noch Realität werden. Doch gleichzeitig..musste er herausfinden, ob es so war. Doch warum reagierte der Wolf nicht? Moment! Fische..leben im Wasser! Genau! War das des Rätsels Lösung? Würde ein bisschen Wasser helfen? Flink hüpfte er zum Bach, schöpfte sich etwas Wasser in seinen Schnabel, transportierte dies mit äußerster Vorsicht zum regungslosen Fischwolf und blieb dann vor seinem Gesicht stehen. Danach drehte er sich seitlich, behielt den Fremden mit einem Auge im Blick - und schwenkte dann seinen Kopf zur Seite, wobei er den Schnabel öffnete sodass sich ein kleiner Schwall Wasser über das Gesicht des Fremden ergoss. Schnell hüpfte er dann noch ein paar Schritte zurück, um die Auswirkungen seines Rettungsversuches zu begutachten.
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Niyol
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Es brauchte schon etwas Durchhaltevermögen, nicht gleich aufzugeben, als er wahrnahm, dass der Rabe sich kurz zu entfernen schien. Immerhin, konnte er dabei trainieren, seine Sinne zu schärfen, damit beim nächsten mal schneller mitbekam, wenn sich jemand ungefragt an ihn heran wagte. Und immerhin: Seine Geduld lohnte sich. Nachdem der Vogel kurz im Wasser geplanscht hatte, kam er wieder zurück und diesmal, wie erhofft, näher als zuvor. Offensichtlich machte er sich keine Sorgen um sein Wohlbefinden.
Kurz bevor die Wassertropfen seine Nase erreichten, drehte Niyol bereits den Kopf und öffnete die Augen, um blitzschnell, nach dem schwarzen Federvieh zu schnappen. Raben achten hin oder her. Ja, viele nutzten diese Geschöpfe zur Erleichterung der Beutebeschaffung. Wenn man sie beobachtete, konnte man angeblich manchmal hinweise bekommen. Doch Niyol fand es lustiger, sie als Übungsobjekt selbst zu nutzen. Krachend schlugen seine Zähne aufeinander und hätten dem Frechvogel immerhin beinahe ein paar Schwanzfedern gekostet. Ohne lange nachzudenken, sprang Niyol ein weiteres mal hinter ihm her, auch wenn er sich bereits ausrechnen konnte, dass er damit nun nicht mehr vieler reichen würde. ... Schade eigentlich. Nicht, dass er sonderlich großen Appetit auf so ein Federvieh hatte. Vermutlich schmeckten die Dinger nichtmal.
"Hey Krähe, komm doch her, dann können wir zusammen baden gehen.",
rief er mit süffisantem Grinsen, bevor er sich Schüttelte. Einen Moment später jedoch, streifte ein fremder Wolfsgeruch seine Nase. Das Wasser, welches ihn zuvor mit seinen unzähligen Sinneseindrücken abgelenkt hatte, hatte er durch die kleine Verfolgungsjagt einige Meter hinter sich gelassen. Und hier bemerkte er es ganz deutlich. Neugierig spitzte er die Ohren und schaute sich suchend um.
Der Rabe war ohnehin kein erreichbares Ziel mehr und mit Artgenossen zu agieren wer definitiv spannender, als sich mit dem schwarzen Federvolk die Zeit zu vertreiben.
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Anouk
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Na das war doch das allerhöchste! Eine Frechheit! Die Frechheit aller Frechheiten! Dieser Fischwolf, welchem er gerade noch hatte helfen wollen, selbstlos wie er - natürlich! - war, entpuppte sich als nicht ganz so hilflos und erdreistete sich, nach ihm zu schnappen! Doch nicht mit ihm! Zwar musste er dem Fremden zugestehen, dass er ganz schön schnell war..zumindest für so einen trägen Zeitgenossen, denn er entkam ihm nur um eine Federbreite, doch das lag ganz bestimmt nur daran, dass er den Überraschungseffekt auf seiner Seite hatte! Jedenfalls schaffte er es, sich, elegant wie eh und je, - wie sollte es auch anders sein? - in die Lüfte zu erheben und sich schließlich auf dem Ast eines Baumes ganz in seiner Nähe niederzulassen. Belustigt beobachtete er den grauen Fischwolf nun aus sicherer Entfernung, denn auch, wenn er nur knapp den Beißerchen seines neu gewonnenen Freundes entkommen war, so hatte er doch seinen Spaß an der Sache. Denn er hatte sich absichtlich gehörlos gestellt, um sein Spielchen mitzuspielen. Trickreich war er! Das gefiel ihm sehr.
Gerade, als er ihn schon dafür loben wollte, dass er ihn so am Schnabel hatte herum führen können..da war es auch schon wieder vorbei mit der Freundschaft. Anscheinend genügte es ihm nicht, dass er gerade eben noch nach seinem Leben getrachtet hatte, Nein, jetzt warf er ihm zu allem Überdruss auch noch eine Beleidigung der übelsten Sorte an den Kopf!
"Krähe?!", krächzte er erbost und plusterte sich empört auf. "Na hör mal!" Der Rabe breitete seine Flügel aus und präsentierte ihm stolz in aller Pracht sein Federkleid. "Kein Wunder, dass du dich im Wasser suhlst, die Hitze muss dich wohl so weit ausgetrocknet haben, dass es selbst deine Augen getroffen hat wenn du nicht mal mehr einen feinen Raben von einer gar nicht feinen Krähe unterscheiden kannst!" Er legte die Flügel wieder an, schüttelte sich und hüpfte ganz aufgebracht auf seinem Ast hin und her, unglaublich war das! "Hast du dir diese Vögel - wenn man sie so nennen will - mal angesehen? Diese großen Köpfe, großen Schnäbel, großen Krallen, diese..seltsam unförmigen Körper..grausig! Das sind keine Vögel..das sind..Federklumpen! Und mit denen vergleichst du mich? Unerhört!"
Mittlerweile hatte er den Waldrand erreicht und hörte auch schon das Gezeter seines gefiederten Freundes. Er schien richtig eingeschätzt zu haben, dass der Rabe mal wieder etwas angestellt hatte. Nachdem er noch kurz die Luft geprüft hatte wusste er auch schon, dass der Leid tragende wohl ein Wolf sein musste. So machte er sich also auf den Weg dorthin, um den Streit zu schlichten - falls es einen seitens des Wolfes gab, denn er wusste, dass der Rabe nur zu gern über alles mögliche meckerte. Es dauerte auch nicht lange, bis er am Ort des Geschehens ankam. Bevor noch etwas passierte trat er zwischen den Bäumen hervor, setzte sich und fragte dann: "Was ist hier los?" Dem Fremden bot sich nun das Bild eines Rüden, dessen Fell eine Mischung aus braun und dunkelbraun war. Seine Schnauze war hierbei dunkelbraun und verlief als Maske bis zu seiner Stirn, seine Ohren waren ebenfalls dunkelbraun und diese Farbe setzte sich über den Rücken bis über seinen Schweif hin fort. Das Fell an seinen Wangen besaß einen normalen Braunton, dieser verlief über den Hals und den Bauch sowie der Unterseite seines Schweifes, seine Läufe hingegen trugen wieder das dunkle Braun. Auffällig war, dass sein rechtes Ohr auf der Außenseite eingerissen war und dass er auf der Oberseite seiner Schnauze eine quer darüber laufende Narbe besaß. Auch die linke Seite seines Halses zierten zwei Narben, andere waren aus diesem Blickwinkel nicht erkennbar. Sein letztes Merkmal waren seine Augen, sie trugen die Farbe hellgrün und wirkten sehr angenehm. Und mit ebendiesen Augen sah er nun Niyol an. Dabei wirkte er ruhig und legte auch eine angemessene Ruhe in seine Stimme, er wollte nicht wie eine Gefahr für den Fremden wirken. Aber allgemein hatte er eine ruhige, ja fast beruhigende Ausstrahlung, und auch seine Augen hatten bei näherer Betrachtung etwas besonderes, sie wirkten fast..Weise. Es waren Augen, die schon viel gesehen hatten. Augen, die viele Geschichten zu erzählen hatten.
Er war schon bereit, seinem nicht-mehr-Freund den nächsten Schwall aus Wörtern voller Empörung entgegen zu werfen, da unterbrach ihn eine Stimme. Normalerweise wäre er böse gewesen, so unterbrochen zu werden, wenn er jemandem, zurecht, die Meinung geigte, doch jetzt war er sogar froh, diese Stimme zu hören. Na jetzt konnte sich der Fischwolf aber auf was gefasst machen! Ein Blick nach unten bestätigte seine Annahme, Karu war zwischen den Bäumen hervor getreten, hatte sich gesetzt und blickte kurz zwischen ihm und dem Fremden hin und her. Genau, sag ihm, was hier los ist! Sag ihm, was du gerade versucht hast! Diesmal hielt er sich zurück und sagte mal nichts, denn es war viel zu spannend, zu sehen, was der Fremde nun sagen würde.
Dieser Beitrag wurde schon 2 mal editiert, zum letzten mal von Anouk am 11.07.2024 16:07.
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Niyol
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Der Rabe zeterte los und bewies damit, dass Niyol es wirklich geschafft hatte, ihn zu ärgern. Der Graue war mit seiner Aufnerksamkeit allerdings ganz woanders. Neugierig beobachtete er das Grün, hinter welchem sich seiner Meinung nach der fremde Wolf näherte. Dieser machte offenbar keine Anstalten, sich zu verbergen und trat mit entspannter Körperhaltung aus dem Unterholz.
Allein schon die Haltung, aber spätestens seine seltsame Frage ließen Niyol den Kopf schief legen. Irgendwie schien der offensichtlich Ältere zu denken, er sei der verantwortliche Opi. Niyol konnte sich aber keineswegs erinnern, ihn schon einmal getroffen zu haben, geschweige denn irgendwie unter seinen Fittichen gestanden zu haben. Wieso nahm er also an, Niyol wäre ihm Rechenschaft schuldig? War er vielleicht einer dieser verrückt gewordenen Einzelgänger, die in ihrer eigenen verschobenen Parralelwelt lebten, weil sie zu wenig Kontakt zu ihren Artgenossen hatten?
Aber Niyol wollte nicht meckern. Ein verrückter Wolf war trotzdem spannender als ein Rabe. Mal schauen, was aus dem Braunpelz heraus zu holen war.
"Hallihallo, wer bist du denn?"
Einfach der Neugierhalber, hob Niyol dezent die Rute an und trat mit aufrechter Haltung einen direkten Schritt auf den Fremden zu. Endlich hatte wieder ein neues Spiel begonnen.
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Und du wirst ihn vermissen, wenn völlige Ruhe herrscht."
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Anouk
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Interessiert musterte er den grauen Rüden, dabei entwich ihm unweigerlich ein kurzes schmunzeln, gefolgt von einem amüsierten zucken seiner Ohren, denn er fühlte sich an einen anderen grauen Rüden erinnert, den er einst traf. Doch diese Gedanken würde er dem Fremden nicht mitteilen, hatte er ihn doch bereits durch sein Verhalten schon genug verwirrt - was ihm der schief gelegte Kopf des Grauen bestätigte. Es war wirklich etwas ungeschickt gewesen, hier so herein zu platzen und mit der Frage zu eröffnen, was hier los sei, das gestand er sich selbst ein. "Entschuldige bitte..ich muss wohl für einen Moment meine Manieren vergessen haben", antwortete er dann mit einem entschuldigenden Lächeln. Dabei wedelte seine Rute freundlich leicht hin und her. "Mein Name ist Karu. Und der Rabe..", damit deutete er mit der Nase kurz in die Richtung des Raben, der noch immer auf seinem Baum verweilte und richtete dann den Blick wieder auf den Fremden, "..das ist Pauro, mein treuer Freund und Reisebegleiter. Wir wollten hier eine Rast machen und in diesem schönen, schattigen Wäldchen Schutz vor der Hitze suchen." Davon, dass der Fremde mit aufrechtem Gang und erhobener Rute auf ihn zulief nahm er Notiz, doch er ließ sich nicht beirren, blieb sitzen und änderte auch sonst nichts an seinem Auftreten. "Aber wenn das hier dein Revier ist und wir nicht erwünscht sind, dann werden wir natürlich sofort wieder verschwinden." Eine besondere Taktik verfolgte er nicht, er hoffte nur, dass der Fremde seine lockere Art nicht als Provokation auffassen würde, denn nichts lag ihm ferner, als das. Es war nur so, dass der Graue nicht gerade Gefahr ausstrahlte, zwar wusste er, was seine Körpersprache aussagen sollte, doch seine Art, zu sprechen sagte etwas ganz anderes aus. So sehr konnte er sich doch nicht verschätzen, oder?
Ja was war das denn?! Der Rabe konnte gar nicht glauben, was sich hier vor seinen Augen abspielte! Erst ignorierte der Fischwolf Karus Frage, und dann tat dieser auch noch so, als wäre nichts! Aber gut, er wusste ja auch nicht, was passiert war! Zwar überkam ihn der Drang, dazwischen zu rufen bevor der Graue überhaupt die Möglichkeit bekam, etwas zu sagen, doch er hielt sich zurück. Kurz zog er sogar in Betracht, dass Karu nur gute Miene zum bösen Spiel machte, aber..da musste er wohl an irgendeinen anderen Wolf gedacht haben..ja, vielleicht an den Fischwolf! Denn das war so gar nicht die Art des Braunen. Geduld war zwar nicht seine Stärke, aber er übte sich jetzt in dieser und beschloss, die Situation weiter zu beobachten. Dabei behielt er ganz besonders den hinterlistigen Grauen im Blick, denn wie er ja nun wusste war dieser ganz besonders trickreich! Aber wenn jemand seine Tricks durchschauen konnte, dann ganz bestimmt er! Ja ja, Pauros aufmerksamen Augen entging nichts. Also..naja..nicht mehr!
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Niyol
Und was, wenn ich fliegen kann?
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Interessant, er hatte hier also einen besonders friedliebenden Vertreter seiner Art erwischt. Zumindest ließ er sich nicht sofort von ein paar Kleinigkeiten provozieren. Aber wer bezeichnete schließlich auch einen Raben als treuen Freund und stellte ihn im ersten Atemzug einem Fremden vor? Immerhin erklärte diese Atrenübergreifende Beziehung sein vorheriges Auftreten.
Damit Karu, wie er sich vorstellte, sich nicht noch weiter mit besänftigenden Gesten aufhalten musste, entspannte Niyol seine gesamte Haltung. Nicht, dass er noch Muskelkater in der Rute bekam.
"Freut mich, ich bin Niyol."
Er wedelte ebenfalls kurz zur Begrüßung mit der Rute. Der Vogel, welcher sich sicher in den Bäumen einquartiert hatte, war erstaunlich ruhig. Und seine Verbindung zu dem Neuen eröffnete dem Grauen neue Möglichkeiten.
"Erstaunlich, dass dein Freund ein Rabe ist. Ich hätte schwören können, dass ich da eine Krähe vor mir hatte.",
fügte er also mit einem Grinsen hinzu und drehte sich leicht um den Raben in das Gespräch einzubinden.
"Paolo, du hättest doch gleich sagen können, dass du ein Wolfsfreund bist. Dann wäre doch gar kein Missverständnis entstanden!",
rief er mit vorwurfsvollem Ton in die Baumwipfel. Bevor er sich mit einem sanften Lächeln im Gesicht zurück zu Karu wandte.
"Da ich in den meisten Fällen nicht von Besitzansprüchen anhängig bin, ist es glücklicherweise kein Problem, dass ihr auch in diesem Wald Schutz sucht. Fühlt euch ganz wie Zuhause, ich tue es auch."
Diesen Raben einzubeziehen, als wäre er ein Artgenosse war irgendwie amüsant. Es erinnerte Niyol an Spiele aus seiner Kindheit. Bisher konnte er diesem Federvieh nicht viel abgewinnen und wartete einfach ab, ob er wirklich ein vollwertiger Gegenüber sein konnte, oder dieser braune Opi einfach nur verzweifelt Einsam und verrückt war.
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Anouk
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Ha! Da hatte er ihn jetzt aber bei etwas erwischt! Stolz war der Rabe auf sich, dass er die Wesensänderung des Fischwolfes erkannt hatte. In einem Moment noch ernst, im nächsten Moment dann mit dem Schwänzchen wedelnd. Das hatte bestimmt auch nichts damit zu tun, dass Karu ihn mit dieser Geste begrüßt hatte, nein nein! So einer wie der kümmerte sich doch gar nicht darum! Es lag viel mehr daran, dass er etwas ausheckte, vermutlich einen Plan wie er Karu in Sicherheit wiegen konnte - nur, um ihm dann an die Gurgel zu gehen, wie er es schon bei ihm getan hatte! Oder wollte er ihn vielleicht auch die nächste Klippe herunter stoßen? Möglichkeiten gab es viele! Und das hatte er alles selbst erkannt weil er geduldig war, da konnte man schon stolz auf sich sein! Wie hieß es doch so schön? Geduld zahlt si..-was?! Hatte dieser Niyol, wie er wohl hieß, ihn gerade erneut Krähe genannt?! Abermals plusterte er sich auf. Er wollte es wirklich wissen! Doch sollte er sich wirklich davon provozieren lassen?
Interessant. Niyol, wie er sich vorstellte, hatte seine Haltung gelockert und wedelte nun auch, wie er selbst, mit der Rute, wenn auch nur kurz. Hatte er ihn etwa testen wollen? Ihm kam es so vor, denn wäre sein Imponiergehabe Ernst gewesen, dann hätte er seine Haltung beibehalten. Oder war der Graue vielleicht auch einfach nur verunsichert und hatte das damit überdecken wollen bis er sich sicher war, dass sein Gegenüber die freundliche Geste auch so meinte? Dafür sprach, dass er selbst ja recht harsch in die Szene geplatzt war, das konnte gut zu Verunsicherung führen. Dagegen sprach allerdings die Art und Weise, wie er sich in den ersten Momenten danach ausgedrückt hatte - sprach so ein verunsicherter Wolf? Allerdings konnte dies auch aus Verunsicherung passiert sein..es war nicht ganz klar, so kam er vorerst zu keinem Ergebnis. Als Niyol Pauro dann "Krähe" nannte konnte er sich ein leichtes Grinsen einfach nicht verkneifen, denn er wusste, wie groß seine Abneigung gegen Krähen war. Hatte sein gefiederter Freund etwa deswegen so gezetert? Nachdem er ihn dann noch als "Paolo" betitelte wollte er schon fast auflachen, aber als Niyol ein Missverständnis erwähnte, horchte er auf. Ein Missverständnis? War also doch etwas passiert? Gerade noch so konnte er die Einladung des Grauen an die beiden, hier zu bleiben, hören, als sich dann Pauro wieder einschaltete:
"Als 'Wolfsfreund' ankündigen soll ich mich!", ertönte plötzlich sein lautes, amüsiert klingendes Krächzen vom Baum. "Warum musst du denn wissen, ob ich Freund oder Feind bin? Hast du etwa Angst vor..einem Raben?" Noch war er lange nicht mit ihm fertig. Es reichte ihm anscheinend nicht, ihn als Krähe bezeichnet zu haben, jetzt log er auch noch, dass sich die Äste bogen! Und zu allem Überfluss zog er auch noch über seinen Namen her! Vorbei war es mit der Geduld - Wer brauchte die schon? Er würde es ihm heimzahlen, doppelt..Nein, dreifach! Er fixierte den hinterlistigen Fischwolf mit seinem Blick und schlug mit den Flügeln. "Du kannst dir gewiss sein, dass ich diese Geschichte weit in die Welt hinaus tragen werde - Niyol, der Wolf, der Angst vor Raben hat!" Mit diesen Worten hob er dann schließlich von seinem Ast ab und landete auf Karus Kopf, um mit dem grauen Rüden auf Augenhöhe zu sein - zumindest ungefähr. "Aber hab keine Angst, liebster Niyol..", fing er dann an und sprang von Karus Kopf, um neben dem Braunen auf dem Boden zu landen von wo er den Grauen nun von unten herab anblickte. "..ich bin gewiss ein Wolfsfreund und werde dich mit meinen ach so gefährlichen Krallen natürlich verschonen! Und dass du meinen Namen nicht richtig aussprechen kannst nehme ich dir auch nicht krumm - was anderes habe ich nämlich nicht von jemandem erwartet, dessen Name wie das Geräusch klingt, das eine Eule von sich gibt, wenn sie ihr Gewölle hervor würgt!" Voller Belustigung, aber auch Genugtuung sah er den Grauen an - jetzt war er wirklich gespannt, was dieser..-was war das denn nun?!
Bevor sein gefiederter Freund noch weiter zetern konnte legte er ihm eine Pfote auf den Schnabel und blickte dann mit einem entschuldigenden Lächeln zu Niyol. "Bitte entschuldige..weißt du..mein gefiederter Freund hat ein wirklich hitziges Gemüt und nimmt dabei manchmal den Schnabel voller, als es gut für ihn ist. Nimm es ihm nicht übel, ja? Wir sind dir wirklich dankbar dafür, hier bleiben zu dürfen." Irgendwas war hier vorgefallen, aber keiner der beiden wollte so richtig mit der Sprache darüber heraus rücken, was das war. Sollte er nachfragen? Das hatte ja schon beim ersten Mal nicht so gut geklappt, also sollte er warten und sehen, ob einer der beiden es von selbst erzählen würde? Das war wohl die bessere Taktik, er versuchte also, für den Moment das Thema zu wechseln. "Entschuldige meine Neugierde, aber..was treibt dich denn eigentlich hierher, Niyol? Und vor allem..so ganz allein?", fragte er und schnippte kurz mit den Ohren. Zugegeben, nicht die kreativste Art und Weise, das Thema zu wechseln, aber..vielleicht half es ja?
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Niyol
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Karu schien sich nicht ganz sicher, was er von Niyol halten sollte. Das wiederum erfreute diesen umso mehr. Genau deswegen machte ihm Wolfsgesellschaft ja so Spaß. Und genau deswegen lechzte er immerwieder nach neuen Begegnungen und hielt es nie lange an einem Ort auf. Bis jetzt war er damit gut durch gekommen und hatte sowohl Glück als auch genug Taktgefühl besessen, einen Bogen um diejenigen zu machen, mit denen man besser keine Spielchen trieb. Immerhin jedoch: Von dieser Sorte Wolf gab es nicht viele, denn zum Überleben war ein Rudel einfach die beste Wahl, was gezwungenermaßen eine gewisse Toleranz und Kompromissbereitschaft mit sich brachte. Glück für ihn, denn genau auf diesem schmalen Grad kurz vor den Abgründen seiner Gesprächspartner zu wandeln, hatte sich schon früh zu einem geliebten Zeitvertreib entwickelt, für den er sogar die Strapazen einer einsamen Reise auf sich nahm.
Anders jedoch verhielt es sich im Normalfall mit anderen Spezien die ihm begegneten. Selbst wenn dieser Rabe ganz lustig wirkte. Um seiner selbst willen reizte es Niyol dennoch nicht wirklich, dort auf die gleiche Weise vorzugehen,wie er es bei Wölfen tat. Zumal ohnehin die stillen Wasser interessant waren. Und das wiederum war ein Attribut, welches die wenigsten schwarz Gefiederten vorzuweisen hatten. Rabe oder Krähe machten für ihn in dem Fall auch keinen großen Unterschied.
Problem der ganzen Sache war nun jedoch, dass Karu seinem Pauro offensichtlich viel zu gern das Sprechen überließ. Auch wenn seine Versuche Niyol auf die Palme zu bringen ganz amüsant waren -der Vergleich bezüglich der Aussprache seines Namens rang ihm dann doch ein kurzes Grinsen ab- passte Karu leider grade den rechten Moment ab, um seine Pfote zwischen den Vogel und Niyols Zähne zu bringen. Mit dem stillen Versprechen, ihm doch noch den viel zu lauten Kopf abzubeißen, sollte er beim Gezeter wieder vergessen, seinen Sicherheitsabstand zu waren, grinste Niyol Pauro noch einmal mit blanken Zahnreihen an. Dann wand er seine Aufmerksamkeit jedoch sofort Karu zu, der nun endlich beschlossen hatte, in die Konversation einzusteigen.
Interessanter Weise ging er dabei nicht weiter auf das Thema mit dem Raben ein. Lächelnd setzte sich Niyol.
"Keine Entschuldigung notwendig. Ich habe wohl schlichtweg Gefallen an neuen Landschaften und Wölfen gefunden. Seit meinem letzten Zwischenstopp ist noch nicht allzu viel Zeit vergangen. Aber ich freue mich, diesmal schon nach kurzer Zeit einen Gesprächspartner zu treffen. Und wie sieht es bei dir aus?"
Da er davon ausging, dass das Schnabeltier sowieso wieder um Aufmerksamkeit buhlen würde, sparte er sich bewusst, es einzubeziehen. Karu sollte sich nicht so schnell wieder hinter seinem Schatten verstecken.
"Der Wind wird dein Begleiter sein;
Und du wirst ihn vermissen, wenn völlige Ruhe herrscht."
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Anouk
Gefangener des Schicksals
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Na, dem hatte er es aber gezeigt! Der Fischwolf musste erkannt haben, dass er ihm nicht das Wasser reichen konnte - oder vielleicht auch nicht wollte, weil er dieses als Fisch selbst brauchte? - denn er erwiderte auf seine Worte nichts mehr und grinste ihm nur zu. Wie er dieses Grinsen deuten sollte wusste er nicht so recht, denn er zeigte dabei seine, zugegebenermaßen, eindrucksvoll spitzen Zähne. Sollte das eine Drohung sein? Oder war das nur die Art der Wölfe, sich zu entschuldigen? Zwar kannte er die Pelzträger schon sehr gut und sehr lang, doch kannte er gar nicht all ihre Gesten, und die, die er kannte, konnte er sich unmöglich alle merken. Zudem war dieser Kollege hier ja auch noch zur Hälfte Fisch, vielleicht verhielt es sich dadurch ja nochmal ganz anders! Er entschied, dies vorerst als entschuldigende Geste anzusehen, befreite sich von der Pfote seines braunpelzigen Freundes und hüpfte dann an dessen Seite, um von dort Niyol in Ruhe beobachten zu können. Denn von seinem eigentlichen Plan hatte er nicht abgelassen. Zwar hatte es eine Unterbrechung gegeben, eine Abweichung, sein Gemüt hatte die Oberhand über ihn gewonnen, doch jetzt war er wieder fokussiert. Seinen aufmerksamen Augen würde nun sicher nichts mehr entgehen!
Er hatte Gefallen an neuen Landschaften und Wölfen gefunden? Diese Aussage ließ ein warmes Lächeln auf den Lefzen des braunfarbigen Rüden erscheinen. "Dann sind wir uns wohl gar nicht so unähnlich..", begann er dann und in seine Augen trat ein kurzes, begeistertes Funkeln. "..denn mir scheint, als wären wir beide Reisende. Seit ich denken kann, bin ich unterwegs und habe auf meinen Reisen schon so einige Orte gesehen. Was mich daran reizt, ist..", er stoppte und tat so, als müsste er überlegen. Dabei ließ er den Blick durch den Wald schweifen. Über die Bäume, hin zu dem kleinen Fluss, der ruhig vor sich hin plätscherte, zu dem Erdboden vor seinen Pfoten und dann wieder zurück zu Niyol. "..nun..weißt du, jeder Ort hat etwas ganz besonderes an sich. Die Natur ist schon ein wundersames Ding..und immer für Überraschungen gut. Und ich genieße es, mich von ihr überraschen zu lassen und ihre Schönheit zu genießen. Aber..das ist noch nicht alles. Denn was einen Ort noch besonders macht, ist seine Geschichte. Jeder Ort hat eine eigene Geschichte zu erzählen, man muss nur Augen und Ohren offen halten." Dann richtete er den Blick nach oben, wo ein paar Sonnenstrahlen ihren Weg durch die Baumkronen fanden, ihm ins Gesicht strahlten und seine hellgrünen Augen sowie sein Fell aufleuchten ließen. "Doch sind es nicht nur allein die Orte, die Geschichten erzählen..nein. Jeder von uns trägt eine eigene Geschichte mit sich herum, jedes Lebewesen hat eine zu erzählen." Dann sah er ihn wieder an, seine Augen hatten weiterhin noch dieses begeisterte Funkeln in sich, und während er erzählt hatte, hatte auch seine Rute angefangen, sich langsam und sachte auf den Boden schleifend hin und her zu bewegen. "Doch ich bin nicht nur ein Reisender, ich bin auch ein Geschichtenerzähler. Ich liebe es, die Geschichten, die ich auf meinen Reisen erlebe, an andere weiter zu geben und ich freue mich dabei sowohl auf jeden, der bereit ist, mir zuzuhören, als auch auf jeden Austausch mit anderen. Ist es bei dir auch so? Oder gibt es etwas anderes, das dich dabei antreibt?" Fragte er dann schließlich und lächelte ihm weiter zu. Auf die Antwort des Grauen war er nun gespannt. War es vielleicht die Neugierde? Die Abenteuerlust? Einschätzen konnte er es nicht, deswegen machte es das für ihn nur noch umso spannender.
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Niyol
Und was, wenn ich fliegen kann?
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Oha, da hatte er also einen Träumer vor sich. Gespannt beobachtete er Karus Auftritt während dieser sprach und überlegte bereits, wie er hier vorgehen sollte. Die Frage nach dem geistigen Gesundheitszustand seines Gegenübers war noch lange nicht geklärt und Niyol war sich nicht ganz sicher, wie er das überprüfen konnte. Nur eines wusste er: in Sachen Romantik konnte er dem Braunpelz definitiv nicht das Wasser reichen. Die Begeisterung für seine Geschichten stand ihm buchstäblich ins Gesicht, ja eigentlich in seiner ganzen Haltung geschrieben und damit war er definitiv der lyrische Spitzenreiter aller Wölfe, die Niyol bis dato getroffen hatte. Beinahe war es ihm etwas zu viel. Doch er würde den Teufel tun, Karu in seiner Begeisterung zu bremsen. Es war schön, wenn sich jemand begeistern ließ und nicht nur stumpf dem Trott des Lebens folgte.
"Geschichten erzählen ist leider nicht ganz meine Passion. Was für Geschichten erlebst du denn so?"
Er hatte bewusst weggelassen, dass Geschichten generell nicht so sein Ding waren. In Erinnerungen schwelgen hatte ihn noch nie begeistert und selbst als Welpe hatten ihn die Ereignisse der Gegenwart mehr in ihren Bann gezogen. Aber wenn der Schlüssel zu diesem Rüden eine Geschichte war, würde er es versuchen. Selbst wenn er nicht davon ausging, dass ihn die Geschichte selbst, würde fesseln können.
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Anouk
Gefangener des Schicksals
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"Oh, allerhand!", erwiderte er mit einem fast schon stolzen wuffen. Hatte sein Schweif die ganze Zeit nur leicht über den Waldboden gestrichen, so wedelte er nun wieder etwas stärker. Es freute ihn, dass sein Gegenüber anscheinend Interesse an seinen Geschichten zeigte. Es kommt also ganz darauf an, wonach dir der Sinn steht. Möchtest du lieber Geschichten über Wölfe hören, denen ich begegnet bin? Oder zieht es dich eher zu den wundersamen Dingen dieser Welt hin, den Sagen, den Legenden? Den Geschichten, die man sich untereinander erzählt, von denen niemand zu sagen vermag, ob sie der Wahrheit entsprechen? Ich kann dir auch von Orten berichten, die ich gesehen habe..schöne Orte, traumhafte, aber manchmal auch trostlose, karge..alles ist dabei. Oder.." Nun kam ihm ein weiterer Gedanke. Einer, der ihn unweigerlich schmunzeln ließ. Wärme trat in seinen Blick, denn allein durch den bloßen Gedanke an eine so simple Sache wurde er mit einer Geborgenheit erfüllt, an die er nur zu gern zurückdachte. Eine Geborgenheit, die einzigartig war. "..oder ich könnte dir auch eine der Geschichten erzählen, die mir mein Vater damals erzählte. Denn weißt du..so, wie ich, war auch er ein Reisender. Ein Geschichtenerzähler. Jedes Mal freute ich mich, wenn er wieder eine seiner Geschichten erzählte - und davon hatte er viele. Ich saugte sie auf, verinnerlichte sie. Tja.." Er schloss die Augen für einen Moment und atmete ein, als sich etwas Wehmut in ihm breit machte. So gern er auch daran zurückdachte..es führte nur dazu, dass er sich diese unbeschwerliche Zeit zurück wünschte. Nur noch ein einziges Mal Welpe sein und sorglos durch die Welt tapsen.., dachte er sich dann und atmete wieder aus, um danach die Augen zu öffnen und belustigt mit den Ohren zu schnippen, was er nicht zuletzt tat, um die eigenen Gefühle zu überspielen und zu verscheuchen. "..ich schätze, das liegt wohl in der Familie, was?", beendete er dann seinen zuvor angefangenen Satz. "Doch..ich denke, du wärest am ehesten an Geschichten über andere Wölfe interessiert, oder? Also..wahre Geschichten. Denn du sagtest ja, du hast Gefallen an neuen Landschaften und Wölfen gefunden. Liege ich damit richtig?" Mit dieser Frage machte er es sich bequem, indem er sich auf seinen Bauch sinken ließ, die Vorderpfoten vor sich und die Hinterläufe von sich weg gestreckt, bereit, eine Geschichte zu erzählen. Doch dann kam ihm wieder ein Gedanke. Was ist, wenn er nach meiner Geschichte fragt? Daran hatte er noch gar nicht gedacht..und wenn er mit sich selber ehrlich war, dann wusste er nicht, wie er sich damit fühlen sollte. Ein leichter, kaum merklicher Schatten legte sich über seine Augen, doch er gab sich Mühe, sein Lächeln aufrecht zu erhalten und sich nichts anmerken zu lassen.
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Niyol
Und was, wenn ich fliegen kann?
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Puuuh, da hatte er aber ein spezielles Wolfsexemplar erwischt. Der Braune erzählte schon Geschichten vor seinen Geschichten. Niyol musste sich unweigerlich eine spontane Antwort im Sinne von ~Ich denke keine davon.~ verkneifen. Er wollte den Rüden nicht vor den Kopf stoßen. Doch all diese Aufzählungen reizten ihn nicht. Auf wenn er nicht bestreiten wollte, dass sein Gegenüber sicherlich das ein oder andere spannende erlebt hatte, die Beschreibung von Situationen durch Dritte war einfach nicht sein Fall. Bevor Karu begonnen hatte die Auswahl der Geschichten aufzuzählen, hatte Niyol noch gedacht, er könnte sich vielleicht für eine Erzählung erwärmen. Doch je mehr sein Gegenüber vorschlug, umso sicherer wurde sich der Graue: Er würde vor langer Weile einschlafen.
Spätestens als es sich der ältere gemütlich machte, wusste Niyol mit Gewissheit: All die vorgeschlagenen Erzählungen waren nicht das, wonach er suchte. Nachdenklich musterte er den Braunen. Geschichten. Was für Geschichten wollte er, Niyol, hören?
" Wie war das Leben in deinem Geburtsrudel und wann und wie hast du es verlassen?"
Na das war doch was. Ja, er hatte einen Ansatz gefunden, der ihn zufrieden stellte. Diese Geschichte interessierte ihn tatsächlich. Es war etwas, worauf er aufbauen konnte. Er konnte die Geschichte auf seine ganz eigene Weise überprüfen und etwas erleben.
Zufrieden mit sich selbst, ließ er sich ebenfalls auf dem Boden nieder und beobachtete neugierig Karus Reaktion.
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Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Niyol am 10.08.2024 06:28.
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Anouk
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Was der braunpelzige Geschichtenerzähler befürchtet hatte, war auch eingetreten..zumindest zum Teil. Niyol wollte also tatsächlich etwas über ihn wissen, über sein Geburtsrudel und darüber, wann und wie er es verlassen hatte. Er nickte, und schenkte dem grauen Rüden ein Lächeln. Dieses Mal musste er auch nichts kaschieren, sein Lächeln war aufrichtig. Denn er hatte zwar befürchtet, der junge Rüde könnte ihn nach seiner Vergangenheit befragen, doch fiel ihm dieser Teil davon etwas leichter. "Um ehrlich zu sein..habe ich damit schon ein bisschen gerechnet. Ich muss ja schon einen komischen Eindruck vermitteln..ein Wolf, der einen Raben als Reisebegleiter hat und von Geschichten schwärmt. Du kannst dir sicher denken, dass du nicht unbedingt der erste bist, der sich verwundert zeigt." Mit diesen Worten legte er dann die Vorderpfoten aufeinander und sah dem Grauen in die Augen. "Aber kommen wir zu dem, was du wissen möchtest. Nun..weißt du, die Frage nach meinem Geburtsrudel lässt sich nicht ganz eindeutig beantworten. Denn wenn du aufgepasst hast, dann weißt du, dass mein Vater ebenso ein Reisender und ein Geschichtenerzähler war. Doch nicht nur er - auch meine Mutter. Zwei Wölfe, die sich so sehr ähneln - diesem Zufall konnte das Schicksal wohl nicht widerstehen weswegen es sich entschied, die beiden eines Tages aufeinander treffen zu lassen. Ab diesem Tag waren sie also gemeinsam unterwegs und bereisten ferne Landschaften. Irgendwann kamen sie in einem Land namens Nimuria an." Hier stoppte er und atmete kurz durch. Dann sah er nach oben und betrachtete die Blätter der Bäume. Wenn er sich etwas ins Gedächtnis zurück rufen wollte dann sah er sich gern in der Landschaft um, ließ einfach den Blick und die Gedanken schweifen. So verharrte er auch noch einen Moment, bevor er dann wieder Niyol ansah.
"In Nimuria gibt es alles, was man zum Leben und glücklich werden braucht. Flüsse, Seen, große, belebte Wälder. Dazu noch Berge und Höhlen. Und in einem Tal, angrenzend an einen Berg und nicht weit entfernt von einem der Wälder, da hauste das Rudel des Funkelsteintals. Auf dieses trafen meine Eltern und freundeten sich auch schnell mit ihnen an. Sie schienen sehr gastfreundlich zu sein und so fragten sie, ob sie vielleicht für eine Weile bei ihnen bleiben durften - denn meine Mutter war trächtig und ihnen beiden war klar, dass sie mit Welpen vorerst nicht weiter reisen konnten, oder viel mehr..wollten, denn sie wollten ihren Nachwuchs nicht in Gefahr bringen. Außerdem wussten sie, dass das Leben im Rudel für die Welpen besser wäre. Zu ihrem Glück stimmte das Rudel zu und beide durften bleiben, so lange sie wollten." Erneut atmete er durch, dieses Mal aber, da der nächste Teil etwas schwierig werden würde. Seine Stimme, welche vorher noch klar und freudig klang, wurde nun etwas ruhiger, Melancholie schwang in ihr mit.
"Ich verbrachte also meine gesamte Welpenzeit im Rudel und lernte neben vielen anderen Dingen das Rudelleben kennen. Ich schloss einige Freundschaften, und dabei ganz besonders zu einer Wölfin - Anuya. Sie und ihre Schwester, Anura, waren die Töchter des Alpha-Paares.." Anuya.., hallte ihr Name in seinen Gedanken nochmal wider woraufhin er kurz schlucken musste und dann einen leisen Seufzer ausstieß. Für einen Moment schloss er die Augen und sah die schneeweiße Fähe mit dem schönen, warmen, bernsteinfarbenen Blick vor sich. Dieser Anblick versetzte ihm einen Stich und er öffnete die Augen wieder, um dann wahllos einen Punkt hinter Niyol zu fixieren. Für einen Moment verließ sogar das Lächeln, welches das erzählen von Geschichten immer automatisch in ihm hervor rief, seine Lefzen. Doch auch, wenn er bezweifelte, jetzt noch irgendetwas verstecken zu können, sah er den grauen Rüden wieder an. "So..ging also etwas Zeit ins Land und als ich ungefähr anderthalb Jahre alt war, verließ ich das Rudel. Doch..nicht unbedingt aus eigenem Antrieb, auch, wenn ich immer davon träumte, die Wunder dieser Welt zu sehen, eigene Abenteuer zu erleben.."
Eigentlich hatte sich der Rabe vorgenommen, ruhig zu sein und das Geschehen einfach zu beobachten. Doch als der Graue etwas über Karus Geburtsrudel und darüber, wie er dieses verlassen hatte, wissen wollte, hatte er schon die Befürchtung, dass er nicht weiter den stillen Beobachter spielen konnte. Dies sollte sich dann auch bewahrheiten, als er zu Anuya kam und direkt danach zu dem Grund dafür, dass er das Rudel verlassen hatte. Er selbst kannte die Geschichte schon, so wusste er also, wie schwer es dem Rüden fiel. Normalerweise hatte er keine großen Probleme, darüber zu reden, in Verbindung mit Anuya hingegen..sah das schon ganz anders aus. Dass etwas nicht stimmte hörte er an dem Umschwung seiner Stimme und daran, dass er zu stocken begann. Kurzerhand hüpfte er also nach vorn, an seine Seite, und zupfte dort sachte am Halsfell des Wolfes, als dieser dann zu ihm hinab sah erwiderte er den Blick, indem er den Kopf nach oben reckte. "Karu?", fragte er dann, und senkte die Stimme. "Ist alles in Ordnung?", fügte er anschließend noch flüsternd hinzu. Zwar war diese Frage ziemlich banal, doch er wollte dem Grauen gegenüber nicht zu viel andeuten, falls er mithören konnte, sich aber dennoch erkundigen, wie es seinem Freund ging. Der braunpelzige Wolf schenkte ihm schließlich ein Lächeln und nickte dann. "Ja, keine Sorge.", antwortete er dann knapp und stupste ihn dann noch kurz mit der Nase an, bevor er sich wieder dem anderen Rüden zuwandte. Der Rabe entschied aber, nun dicht an Karus Seite zu bleiben und trat sogar noch ein paar Schritte näher, sodass er sich mit seinem Gefieder nun an sein Fell schmiegte. Er wollte ihm Beistand leisten, und es war ihm auch ganz egal, was der Graue davon dachte. Vielleicht lernte er ja noch etwas dazu, wie etwa, dass auch Raben anders konnten? Wenn er denn lernwillig war.
Mit seinem treuen Freund nun dicht an seiner Seite fielen ihm die nächsten Worte schon etwas leichter, so fuhr er also fort. "Mein Vater..wurde krank. Niemand wusste so recht, was er hatte, doch es stand nicht gut um ihn. Das ganze Rudel versuchte, ihn wieder aufzupäppeln, doch wusste niemand so wirklich Rat..fast niemand - bis auf meinen Vater selbst. Am Abend, bevor ich das Rudel verließ erzählte er mir von einem Kraut. Ein Kraut, das an einem weit entfernten Ort wächst. Er trug mir auf, es zu holen..außerdem gab er mir noch folgende Worte mit auf den Weg, welche mir bis heute noch so klar im Gedächtnis sind, als hätte er sie mir gerade eben erst gesagt:
'Hör mir zu..im Leben gibt es Momente, in denen man nicht zurück schauen sollte. Das Schicksal ist ein seltsamer Geselle und stellt uns vor unzählige Prüfungen - und diese ist eine davon. Denn wenn man einen Weg vor sich hat, ein Ziel, dann sollte man sich nur auf dieses konzentrieren und sich von nichts abbringen lassen. Wenn du morgen aufbrichst..dann möchte ich, dass du ab diesem Zeitpunkt immer an meine Worte denkst und deinen Weg beschreitest. Geh hinaus in die Welt. Ich möchte, dass du mit eigenen Augen erlebst, was sie für dich bereit hält. Nimm all ihre Facetten in dich auf, trage ihre Geschichten in die Welt hinaus..auf dass auch andere sich an ihrer bunten Vielfalt erfreuen können.'
Als er mir diese Worte sagte, kamen sie mir schon komisch vor, denn er redete davon, dass ich nicht zurück blicken soll, egal, was passiert und dass ich..die Welt entdecken soll. Und das, obwohl ich nur ein Kraut holen soll. Doch ich dachte mir nicht viel dabei, er mochte es schon immer, manche Dinge auf besondere Art und Weise auszudrücken, und so dachte ich, dass er mir nur eine seiner Lebensweisheiten mit auf den Weg geben wollte. So machte ich mich also am nächsten Tag auf den Weg, Anuya begleitete mich. Es war ein sehr warmer Tag, so, wie der heutige, und so kamen wir nicht besonders weit, denn wir waren die Hitze noch nicht gewöhnt. Wir machten Rast in einem Wald, suchten uns eine Höhle und wollten uns Abends schlafen legen..als wir sie hörten - die Wölfe des Funkelsteintals. Sie heulten, allesamt, es war ein von Trauer erfülltes heulen..und ich wusste genau, was es zu bedeuten hatte. Ich wollte zu ihnen, zu meinem Vater und..ihn verabschieden..doch ich hatte seine Worte noch im Kopf. Das letzte, was ich für ihn tun konnte, um ihn zu ehren, war also, mich an seine Worte zu halten. So zogen wir also am nächsten Tag weiter und nach einiger Zeit wurde mir etwas bewusst.."
Zum letzten Mal atmete er durch, die Geschichte näherte sich dem Ende. "Er wusste, dass er bald sterben wird und hat mich weg geschickt da er nicht wollte, dass ich das mit ansehen muss. Gleichzeitig wollte er aber auch, dass ich meinen eigenen Weg gehe..er wollte das beste für mich. Und das, obwohl es ihm sicher selber nicht leicht fiel, mich gerade in diesem Moment gehen zu lassen. Bis heute bin ich ihm für alles, was er mir beigebracht hat und für all die Geschichten, die er mir erzählt hat, dankbar..und deswegen ist es mir auch so ein großes Anliegen, anderen mit Geschichten eine Freude zu machen. Ich möchte anderen beibringen, wie facettenreich das Leben sein kann..einfach, weil es zu kurz ist, um nur stur dem einen Weg zu folgen. Weil es zu bunt und zu vielfältig ist, um die Augen vor dem zu verschließen, was das Leben für uns bereit hält" Damit beendete er seine Geschichte und stand dann kurz auf, um sich ausgiebig zu strecken. Anschließend blickte er nochmal nach oben in die Baumwipfel. Ich habe mich stets an deine Worte gehalten, Vater, ich habe viel erlebt, ich bin meinen Weg gegangen..und werde das auch weiterhin. Denn ich weiß, dass es noch viel zu sehen gibt Und viel zu erfahren gab es ebenso. Zum Beispiel die Geschichte des Grauen, so sah er ihn also an und setzte sich wieder. "Aber wie sieht es mit deinem Geburtsrudel aus? Wann und wie hast du es denn verlassen? Erzähl mir doch darüber, ich bin mindestens genau so neugierig, wie du."
Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Anouk am 11.08.2024 10:11.
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