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NPC
... unverhofft kommt oft ...


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NPC ist offline
26.10.2012 20:46

Immer mehr hatte der Alte das Gefühl, die weiße Fähe hatte ganz außerordentliche Manieren. Sie war allein, viel zu früh um einsam zu sein, verlassen von Eltern und Rudel und doch hatte sie allem Anschein nach eine ausgezeichnete Erziehung genossen, dass dem alten Greis das Herz aufging. Hatte er sich ihr zunächst mehr nur aus Mitleid angenommen, so war er inzwischen überzeugt davon, dass er sie nicht verlieren, zurücklassen durfte, wo eine wie sie mit Sicherheit verloren wäre. Was sie brauchte, war die emotionale Stütze eines Wolfs, der genug gesehen hatte, um mit seiner Weisheit zu helfen.
Außerdem überraschte die Junge ihn immer wieder mit ihrer nie verebbenden Neugier, ihren Fragen nach dem Leben und ihrem Interesse an seiner Person. Sehr schnell kehrte das Gefühl der Vertrautheit in sein altes Hirn und er spürte eine innere Zufriedenheit. Gelassen saß er da und verschnaufte. Besonders bei einer Wölfin wie ihr, die so lernbereit und offen war, war es wichtig, weise Antworten zu wählen, sie nicht mit Ausreden abzuspeisen, sondern ehrlich zu bleiben und ihr Bestätigung zu geben.

„Schäme dich nicht. Es gibt keine falschen Fragen.“ Imbroh wusste gut, dass das nicht jeder Wolf so sah. Trotzdem zählte grundsätzlich dieses Prinzip in seinem Kopf. Er hatte danach gelebt und das nicht schlecht.
„Ich habe in mehreren Rudeln gelebt. Ein paar Rudel haben sich einfach aufgelöst, andere sind zerstört worden. Aber jedes einzelne war eine Bereicherung. Das Einzige, was zählt ist, dass man weitermacht und jeden Tag als einen Gewinn für sein Leben betrachtet.“

Es machte dem alten Rüden unglaublich Freude, jemandem wie ihr noch einmal etwas mit auf den Weg geben zu können. Hier draußen, wo er mit nichts als Schnee und Knochen gerechnet hatte. Dann sie. Ein Schatz für die Wolfswelt. Vielleicht wurde einmal eine großartige, große Persönlichkeit aus ihr. Er wollte sein Bestes zutun.
Für ihn war sie noch einmal eine Herausforderung. Aber Herausforderungen hatte er sich stets gestellt.

„Ich glaube nicht, dass ich dir das beibringen muss. Das tust du doch ganz wunderbar. Du musst damit leben, dass es immer Wölfe gibt, in die du dich nicht hineinversetzen kannst. Du kannst es nicht jedem recht machen, du kannst nicht auf jeder Seite stehen. Viel wichtiger ist, dass du deinen eigenen Standpunkt findest und ihm treu bleibst. Nur dann werden die anderen mit dir sein, zumindest die meisten.“

Je länger er über ihre Worte nachdachte, desto mehr fragte er sich, was er da seltsam fand. Irgendwann fiel es seinen alten, grauen Zellen ein und er begann zu lachen. Er lachte erst langsam und leise wie ein aufkommender Sturm auf der See. Doch das Lachen wurde lauter und ausgeprägter. Sie sprach ja wirklich schon, als ob er hier nur als Geist auftrat, sein Leben längst vorbei war. Da kam eine junge, weiße Wölfin verkündete ihm sein Ende. Wenn das nicht ein schöner Abschied von einem schönen, bunten Leben war. Doch wenn's am schönsten war, musste man aufhören- sein Lachen verwandelte sich in ein Husten. In ein fieser werdenderes Husten, das unweigerlich böse klang und seine Lungenflügel zum Verkrampfen brachte. Mit zusammengepressten Augen beugte er sich vor und hustete, dass sich sein ganzer Körper schüttelte, bis Schleim aus seinem Maul trat, der den unschuldigen Schnee erschreckend unschön färbte. Die Realität war da …

[Im Tal der Nacht, bei Luca]

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Marrok
-abgegangen-


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Geschlecht
Rüde
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83 cm & 61 kg

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Marrok ist offline
27.10.2012 10:25

[Ich bin wieder sehr spät dran ... erneut ein großes: Tut mir leid!
Der Post gehört wieder nicht zu den besten, aber ich hoffe, du kannst dennoch was damit anfangen, Zita ...]



Sein Blick war glasig und fern, als seine Ohren dumpf ihre Frage vernahmen. Sein Bewusstsein hatte sich versteckt, wollte mit dieser Frage nicht konfrontiert werden, obwohl er ihr doch so oft ausgesetzt war. Zäh sickerten die Worte in seinen Verstand und noch viel langsamer erkannte er ihren Sinn. Wortlos starrte er die Fähe an, die ob seiner Worte unruhig geworden war und für einen Moment glaubte er, auch in ihrem Blick etwas wie Bitterkeit aufblitzen zu sehen. Er ahnte, dass ihre Gedanken eine andere Richtung einschlugen und sich für den Moment nicht mit der jetzigen Situation beschäftigten. Genau wie die seinen.

Rau und genauso kalt, wie der gefrorene Schnee unter ihren Pfoten, war seine Stimme, als er nun doch zu einer Antwort ansetzte.

„Die Ahnen wandten sich von mir ab und man verbannte mich“, sprach er mit knappen Worten das aus, was ihm widerfahren war.

Es reichte nicht, um sie verstehen zu lassen, was das bedeutete und welch tiefe Wunden dieses Ereignis in ihn gerissen hatte. Keine Worte konnten beschreiben, wie tiefgreifend die Einsamkeit war, zu der man ihn verdammt hatte und wie hoffnungslos das Leben, an das er immer noch gebunden war.

Der Egoist, zu dem er irgendwann geworden war, blendete seine Gedanken und weigerte sich, nun seinerseits über das Schicksal der Wölfin nachzudenken. Wozu? Es mochte sein, dass sie einander bekannt waren, doch was konnte ihr schon widerfahren sein? Man hatte sie wohl kaum genauso verstoßen wie ihn, solche Zufälle gab es nicht. Warum sollte man sie vertreiben und ihr einen Weisen mitschicken?
Sein Blick huschte für einen kurzen Augenblick zurück zu dem schweigsamen, alten Wolf, dessen Anwesenheit er in den letzten Momenten kaum gewürdigt hatte. Immer noch sprach er nicht, doch schien er sie aufmerksam zu beobachten, ihrem Gespräch zu lauschen.
Es wäre widersprüchlich, wenn man sie beide verjagt hätte. Wahrscheinlich waren sie freiwillig gegangen, oder aber ihrem Rudel war etwas zugestoßen.

Der Gedanke berührte ihn kaum. Was kümmerte es ihn? An ihrer Seite war der Weise, dem sie ihr Leben geschenkt hatte und der sie führen würde. Er hatte nicht einmal das. Wer konnte schon sagen, wohin die Sterne ihn nun führen würden, wo ihr Blick schon lange nicht mehr auf ihm lag und er sich dennoch darüber hinwegsetzte und versuchte, ihr Licht zu deuten, um einen Weg durch die Finsternis zu finden? Vielleicht führten sie ihn zur Strafe in einen qualvollen Tod? Ja, ein Tod in diesem Land aus Eis und Schnee wäre wohl genau das, was man einem Verdammten wie ihm zugedachte – und dennoch hatte er nicht vor, ihnen diesen Gefallen zu tun. Sie hatten ihm damals das Leben geschenkt, also war noch nicht entschieden, wann es enden sollte und so lange würde er weiterziehen, jagen und Beute reißen, bis das Blut in seinem Körper gefror und ihn an den kalten Boden fesselte.
Und vielleicht konnte er auf diese Weise noch einmal den Frühling sehen.



[bei Zita und Pilgrim, irgendwo im Tal]

IP
Skadi
The Tempest


Alter
4 Jahre
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Fähe
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78cm, 54kg

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Skadi ist offline
29.10.2012 17:24

Finster musterte sie dieses Wrack von einem Wolf, wie er am Boden lag und sich wand und sie auslachte. Sie könnte ihn zertreten wie ein Insekt, seinem erbärmlichen Dasein ein Ende bereiten, und doch hatte sie sich dagegen entschieden. Doch was er für Schwäche halten mochte, war in ihren Augen das komplette Gegenteil.

“Schwach? Es wäre einfacher, dich zu töten, aber ich habe mich für den schwierigeren Weg entschieden. Ich bin anders als du.“ Verächtlich blickte sie auf ihn hinab. “Besser.“

Irgendwie wurde sie das Gefühl nicht los, dass er es wollte. Er wollte, dass sie ihren Gefühlen nachgab und ihn tötete. Doch war er wirklich bereit zu sterben, oder war es in Wirklichkeit nur ein perverses Machtspiel und somit eine Art Bluff? Wenn er glaubte, dass er sie dazu bringen konnte, etwas zu tun, das sie nicht wirklich wollte, dann hatte er sich allerdings geschnitten. Da konnte er Zeter und Mordio schreien, so viel er wollte. Er konnte sie beleidigen, sie auslachen – in Wahrheit wussten sie doch beide, wer von ihnen der Stärkere war. Wer von ihnen den niederen Trieben widerstehen konnte, und wer sich ihnen voll und ganz hingab. Er konnte sie nicht beeinflussen, konnte sie nicht dermaßen provozieren, dass sie die Kontrolle verlor. Auch seine Drohnungen ließen sie kalt, es waren bloße Worthülsen, nicht mehr. Wie vielen Wölfen hatte er wohl schon den Tod angedroht? Allein Takata wahrscheinlich unzählige Male, und trotzdem war sie noch am Leben und schien sogar einen gewissen Einfluss auf ihn zu haben. Nein, sie hatte keine Angst vor ihm. Nicht mehr.

“Warum willst du sterben, Tihar? Bist du wirklich so feige?“

In ihren Augen war es nicht mehr als das – pure Feigheit und Schwäche. Das Leben war das Höchste und Heiligste, das es überhaupt gab, und oft genug war es auch das einzige, das ihnen noch blieb: weiterleben, überleben, egal wie schwer es auch sein mochte. Der Lebenswille war gewissermaßen in ihren Genen verankert. Kein halbwegs gesunder oder normaler Wolf sollte auch nur mit dem Gedanken spielen, sein Leben fortzuwerfen. Was sagte es also über Tihar aus, wenn er sie nun dazu bringen wollte, ihn zu töten?

[Tihar | Gletscher]

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Tihar LeNuit
abgegangen


Alter
3 Jahre
Geschlecht
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80cm , 81kg

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Beiträge: 182

Tihar LeNuit ist offline
01.11.2012 13:44

Er hatte sich wieder in eine weniger angreifbare Position begeben. Aber im Grunde konnte sie ihn noch immer angreifen. Und seine Stärke war ungewiss. Vielleicht konnte er sich wehren, vielleicht auch nicht. Aber Skadi hatte ihm schon verraten, dass sie es nicht tun wollte. Und er glaubte es nicht. Natürlich wollte sie. Und sie wusste genau, dass die anderen froh gewesen wären. Skadi die Heldin! Sie hat den bösen Tihar besiegt. An ihrer Stelle hätte er es getan, zweifellos. Klar hatte das nichts mit Können zu tun. Sie hatte ihn nicht in diese Position gebracht, in der es so einfach war, ihn zu zerstören. Er war der Dummkopf gewesen, der sich auf Yuka eingelassen hatte. Er hatte keinen Einfluss darauf gehabt, als Claires Bruder zur Welt zu kommen. Doch einen Welpen ... hätte er nie, niemals annehmen dürfen. Hätte sie Yuka doch nehmen sollen. Dann wäre sie jetzt die Versagerin. Aber so war sie immerhin noch zu feige, ihm einfach … bitte was?! Er war feige? Er schob seinen Kopf in ihre Richtung und warf ihr einen finsteren aber genauso geschwächten Blick zu. Wenn sie sich über ihn lustig machte, hatte er sie dran. Sie schaffte es nur, sich über einen Wehrlosen lustig zu machen. Als er noch Kraft besessen hatte, hatte sie bestenfalls große Töne gespuckt. So wie sie es immer tat. Ihr Standpunkt war ungewiss. Sie schlug sich doch immer nur auf die Seite derer, die gerade etwas Macht übrig haben. Wahrscheinlich war sie innerlich nichts weiter als ein Jährling. Sie wagte nicht, den größten lebenden Dämon zu zerschlagen. Sie hatte Angst, ihr Gewissen würde sie dafür bestrafen. So war es doch mit ihnen allen. Spätestens wenn seine tolle Freundin Takata mitbekam, was sie getan hatte, dann hatte auch Skadi den Fluch geerbt.
Und ihr feige … konnte sie sich sonstwohin stecken. Nie war er feige gewesen. Allein dass er bis hier gegangen war, war der Beweis.

„Ich … habe mehr gesehen … als du …
denkst.“


Ja, in seinen schwarzen Augen hatte er das Gute wie das Böse gesehen. Nach Claires Tod blieb ihm nur noch übrig, sich dem Bösen zuzuschreiben. Er war böse, schließlich hatte er den Tod seiner Schwester nicht verhindert. Er war ihr geheimer Mörder. Andernfalls hätte er frühzeitig eingegriffen und sie aus der Schussbahn gebracht. Da war viel mehr, als eine wie sie je verstehen konnte.

„Ich fürchte mich nicht!“, röchelte er mit tiefster Stimme. „Mich hier liegen zu lassen, macht dich genauso böse. Wir sind böse … du und ich.“

Ein Versuch zu grinsen. Aber er gelang nicht. Der Gedanke war zu absurd. Skadi häte so schön böse sein können. Sie hätte die naive Takata schon so früh vom Rand schubsen können. Dann wäre ihre Position eindeutig gewesen. Sie beide hätten gar als Herrscher der Finsternis regieren können. Aber eine Skadi hatte nicht die Qualität seiner Claire. Feige war sie. Immer nur da, wo das Licht war. Sie hielt sich an die Gruppe. Alte Mitläuferin. Nicht einmal wenn er am Boden lag und den Tod zu empfangen bereit war, zog sie es durch. Was sollte er von so einer halten? Nicht seine Größe. Seine Augen gingen langsam zu.

( Skadi ; Gletscher )


IP
Luca
Freund des Lebens


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2 Jahre
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68cm & 48kg

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Luca ist offline
02.11.2012 09:11

Sie hatte mit allem gerechnet. Aber ganz bestimmt nicht mit so etwas. Wenn sie so darüber nachdachte hatte er einerseits Recht, wenn er sagte, es gäbe keine falschen Fragen. Andererseits hatte sie das Gefühl er sagte das nur um sie nicht zu kränken, weil dies eine dieser falschen Fragen war. Aber für manche war es und für manche anders. Tja, und bei Imbroh war es scheinbar anders. Aber das störte sie nicht im geringsten. Ganz im Gegenteil, sie war sogar sehr froh darüber, dass Imbroh so dachte. Auf jeden Fall sagte er ihr die Wahrheit. Wenigstens darin war sie sich einigermaßen sicher. Vielleicht genau deshalb erschütterte sie es umso mehr als er ihr seine Geschichte erzählte. Plötzlich empfand sie großes Mitleid mit ihm. Es war immer traurig, wenn ein Rudel in die Brüche ging. Was sie aber am meisten an diesen Worten war, dass er in mehreren Rudeln lebte, die sich mit der Zeit auflösten. Ihr eigenes Rudel hatte sich mittlerweile sicher auch schon aufgelöst. Aber was kümmerte sie das jetzt noch?
Aber sie schöpfte auch hilfreiche Dinge für ihr Leben aus seinen Worten und nahm sich fest vor immer weiterzumachen, egal was komme. Vor allem in dieser schweren Zeit war so ein Vorsatz sehr wichtig.

Große Überraschung überkam sie als er sagte, sie würde sich wunderbar in andere versetzen. Hatte sie das etwa unbewusst gemacht? Das würde sie wohl nie erfahren. Es erschien ihr auch unwichtig. Viel wichtiger war, wie Imbroh ihr sagte, ihren eigenen Standpunkt zu finden. Dann würden die anderen mit ihr sein. Dabei war sich allerdings nicht so sicher. Ja, ihre Familie hatte ihr zwar immer beigestanden aber würden auch andere das tun? Bei Imbroh war sie sich sicher. Er würde ihr beistehen. Genauso wie sie es für ihn tun würde. Aber konnte sie sich sicher sein ob Imbroh ihr beistehen würde? Nein, das konnte sie nicht. Es war aber auch nicht nötig immer alles genauestens zu wissen. Manchmal musste man einfach Vertrauen in den anderen haben. Und das hatte sie. Sie vertraute Imbroh , trotz der Skepsis am Anfang, und hoffte er würde sie eines Tages hier hinausführen.

Da begann er plötzlich zu lachen. Aber wieso lachte er denn auf einmal? War ihre Frage so absurd gewesen, dass er sogar schon lachen musste. Sein lachen verwandelte sich in einen schrecklichen Husten. Erschrocken fuhr sie herum. Oh nein! Imbroh! Was hat er nur? Sicherlich hat er sich nur verschluckt. Mit diesem Gedanken versuchte sie sich zu beruhigen. Aber sie wusste, dass er sich nicht verschluckt hatte. Er war in Gefahr! In Lebensgefahr! Sie musste etwas tun! Musste ihm irgendwie helfen! Aber sie konnte sich nicht bewegen, vor lauter Schreck. Stattdessen blickte sie auf den Schleim, der aus seinem Maul tropfte und den Schnee in eine schreckliche Farbe färbte.
Endlich konnte sie sich, nach einer Zeit, von ihrer Erstarrung lösen. Der größte Schock war überwunden aber der Scheck stand noch immer in ihren Gliedern. Sie versuchte ein Bein zu heben, um auf Imbroh zu zugehen. Als sie zum zweiten Schritt ansetzen wollte und auf den bebenden Wolf vor sich blickte, realisierte sie erst, wie dringen Imbroh sie jetzt braucht. Sie hatte jetzt keine Zeit langsam und vorsichtig auf ihn zu zugehen. Ohne zu überlegen was sie tat lief sie zu ihm hin und versucht ihn zu stützen, damit er nicht umfallen konnte. Zu ihrem großen Bedauern war er viel schwerer als sie gedacht hatte, aber sie gab nicht auf. Das wäre nicht ihre Art gewesen. Stattdessen versuchte sie mit aller Kraft ihn auf den Beinen zu halten. Mühsam presste sie ein paar Worte hervor.

„I … i …imbroh! W … was i ..ist mit d … dir los?“, langsam bekam sie es mit der Angst zu tun. „Los Imbroh! Du musst aufhören zu husten! Komm schon! Bitte!“


[Im Tal der Nacht, bei Imbroh]


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NPC ist offline
05.11.2012 11:52

Allem Anschein nach hatte der Braune die junge Fähe äußerst verunsichert mit seinem Husten. Und das verunsicherte auch ihn. Wie sollte er ihr eine Hilfe sein, wenn er selbst verunsichert war? Luca stellte ihre vielfältigen Fähigkeiten ein weiteres Mal unter Beweis, indem sie sofort erkannte, dass es ernst war. Ihre Hilfsbereitschaft berührte ihn tief in seinem alten Herzen. Sein ganzes Leben lang hatte er immer außenvor gestanden und war nie böse darüber gewesen, hatte keinen Gedanken daran verschwendet, dass es anders sein könnte, sollte … und jetzt war sie da und tat zum ersten Mal etwas, dass niemand vorher ihm gegenüber auch nur in Erwägung gezogen hätte. Luca nahm ihn im Kreis der Wölfe auf, in einer Gesellschaft, deren Beobachter er stets nur gewesen war. Er atmete tief ein und aus, als er merkte, dass der Reiz fürs Erste vorüber war. Er hatte sich den grauenvollen Schleim abgehustet. Und statt dass die Weiße sich vor ihm und seiner … Krankheit … ekelte und erschrocken zurücksprang, wie es jeder andere getan hätte in ihrem Alter, ging sie noch auf ihn zu und bot ihm Hilfe an. Der Alte musste sich schwer tun, keine Träne zu vergießen. Das Schicksal spielte mit ihren Rollen. Aber auch wenn sie schon sehr viel Können bewiesen hatte, wenn sie auch schon so gut gezeigt hatte, dass sie reinen Herzens war und das Potenzial hatte, einmal den höchsten Rang zu tragen, so war es doch noch nicht an der Zeit, abzugeben. Der alte Wolf geriet leicht ins Stottern , als er ihren Schrecken entkräften wollte.

„He, keine Sorge, junge Dame. Alles … halb so wild.“

Er versuchte wieder ein paar Kräfte zu mobilisieren und allein zu stehen. Er war zwar alt, doch noch nicht am Ende seiner Kräfte. Er hatte noch etwas zu erfüllen, das wusste er jetzt. Seine letzte und wichtigste Aufgabe, die so anders war als alle anderen je zuvor gestellten, wartete auf ihre Vollendung, durch ihn. Imbroh mimte noch einmal den kräftigen Rüden, der zum Schutz der jungen Fähe da war, statt umgekehrt. Unwichtig tuend kratzte er Schnee über das hässliche Zeug und sah mit dem forschen Blick eines selbstbewussten Rudelführers geradeaus in die gähnende Leere dieser Wüste aus Eis.

„Lass uns keine Zeit verlieren. Wir sollten hier fort, wer weiß was noch kommt. Reden wir unterwegs weiter.“

Obwohl etwas kratzig, hatte er seine Stimme mit scheinbarer Stärke ölen können. Er musste den starken Anführer vorgeben, um ihr Halt zuzusichern, das Gefühl zu geben, nicht allein zu sein, hier draußen, wo ganze Rudel verloren gegangen waren.
Doch alle zurückgewonnen Kraft sollte nicht darüber hinwegtäuschen können, dass er neben der Wärme, die Luca ihm im kritischen Moment gespendet hatte, nun mehr auch ein Stechen spürte. Es war nicht das Stechen eines unheilbaren Hustens, sondern das eines Fehlers, den er nicht wieder gut machen konnte. Er drohte abzurutschen von seiner Bahn als Vorbild und Führer. Er hatte das junge Wesen, welches so voller Motivation und Fürsorge steckte, mit einer schwerwiegenden Lüge belastet. Er schämte sich. Ein Schatten kühlte sein Herz ab, das sich eben noch freuen hatte wollen.

[Im Tal der Nacht, bei Luca]

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Luca
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Luca ist offline
07.11.2012 16:08

Erleichtert atmete sie aus. So plötzlich, wie sein Hustenanfall gekommen war, so plötzlich war er auch wieder vorbei. Luca fiel ein riesiger Stein vom Herzen, als Imbroh seinen Hustenanfall überstanden und ihr auch noch versichert hatte, dass es nur halb so schlimm sei. Allerdings traute sie diesen Worten nicht recht. Was wenn er das nur sagte um sie zu beruhigen? Als er dann aber versuchte allein zu stehen glaubte Luca, dass seine Kraft zurückgekehrt war und es ihm wieder gut ging. Sie glaubte jetzt an seine Worte, dass es nur halb so wild sei. Er konnte alleine stehen und so ging Luca einen Schritt zurück, um ihm genügend Platz zu machen. Sie betrachtete ihn ehrfürchtig, wie er so dastand und sein Blick sich irgendwo in der Leere verlor. An was er wohl gerade denkt? Fragte sie sich. Es erschien ihr als könne er ihre Gedanken lesen, was natürlich Schwachsinn war, aber kurz nachdem sie diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, sagte er plötzlich, sie sollten von hier fortgehen. Sie hatte zwar schon öfters drüber nachgedacht, wie wohl ihre Zukunft aussehen würde und ob sie jemals hier weggehen würden, oder überhaupt könnten, aber es überraschte sie dann doch, dass es Imbroh war der es sagte. Sie hatte diese Worte immer aus ihrem Mund gehört und jetzt auf einmal sagte es Imbroh. Eigentlich war sie ihm nicht böse deswegen, ganz im Gegenteil, sie war irgendwie sogar froh drüber, dass Imbroh es war, der es gesagt hat und, dass nicht sie das sagen musste. Sie war noch nie ein Freund der vielen Worte gewesen. Etwas skeptisch betrachtete sie Imbroh von der Seite aus. Er sah noch nicht wieder richtig gesund, von seinem Husten, aus. Wollte er wirklich eine Reise wagen? So? In diesem Zustand wie er war? Luca hätte es lieber gehabt, sie wären noch eine Weile hiergeblieben, damit Imbroh sich wieder richtig erholen konnte. Aber er musste selbst wissen was für ihn das Beste war und, wenn er diese Reise, weg aus diesem Tal, machen wollte und sich auch in der Lage dazu fühlte, dann sah Luca keine Notwendigkeit mehr länger hier zu bleiben. Zustimmend nickte sie Imbroh zu.

„Also gut. Dann lass uns von hier verschwinden!“

Selbstsicher hob sie den Kopf und machte einen Schritt nach vorne, dabei schaute sie Imbroh voller Stolz an und achtete nicht auf den Boden unter ihr. Schon fand sie sich, bis zu Hals im Schnee steckend wieder. Ach herrje! Das kann doch nicht sein. Kaum achtet man mal nicht auf den Boden bricht man schon ein. So blöd kann auch nur ich sein. Dachte sie sich voller ärger über sich selbst. Was würde Imbroh jetzt von ihr halten? Würde er sagen, dass er nicht mit so einer tollpatschigen Wölfin umherziehen wollte? Aber nein. Imbroh doch nicht. Schnell schüttelte sie diesen Gedanken wieder ab und versuchte sich aus dem Schnee zu befreien. Sie machte einen Satz vorwärts und landete sicher auf festerem Untergrund. Erwartungsvoll blickte sie zurück zu Imbroh und wartete darauf, dass er ihr folgte...

[Im Tal der Nacht, bei Imbroh]


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Skadi
The Tempest


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Skadi ist offline
09.11.2012 21:52

Angespannt beobachtete sie ihn, wie er immer schwächer wurde und sich allmählich verausgabte. Scheinbar war es nicht nur anstrengend, andere verbal zu attackieren, sondern auch kräftezehrend, aus tiefstem Herzen zu hassen. Es ärgerte sie ungemein, als er nun einfach die Augen schloss und langsam schlaffer wurde. Schlief er etwa ein? Oder stirbst du? So oder so konnte sie es nicht akzeptieren.

“Was hast du gesehen, das wir nicht gesehen haben, Tihar?“, grollte sie.

Einerseits, um ihn am Reden und damit wach zu halten, andererseits aber auch, weil sie sich wirklich fragte, worauf er anspielte. Vermutlich auf Yukas Tod, aber den hatten sie alle miterleben müssen, wenn es auch niemanden so sehr mitgenommen hatte wie ihn. Doch auch wenn sie ein gewisses Mitgefühl für ihn empfand, weil er seine kleine Begleiterin verloren hatte – das machte ihn keineswegs zum Märtyrer oder ihnen gar überlegen.
Der Rest, den er von sich gab, waren nur leere Worte. Genau genommen waren es dieselben, die er immer und immer wieder gebetsmühlenartig wiederholte. Auch sie glaubte nicht wirklich an das Gute, so naiv war sie nicht. Die Welt war ein kalter und harter Ort, an dem es einfach nur zu überleben galt. Doch genauso wenig wie es etwas Reines und Gutes gab, gab es auch das absolut Böse. So viel Mühe sich Tihar auch gab, so viele schlechte Eigenschaften er in sich vereinen mochte, er verkörperte nicht das Böse. Genau genommen war es ganz schön größenwahnsinnig, so etwas für sich zu beanspruchen. Nein, so einfach war es nicht.

“Es gibt kein Gut und Böse“, behauptete sie. “Die Welt lässt sich nicht in Schwarz und Weiß unterteilen. Wir sind alle grau.“

Der eine war vielleicht von etwas hellerem und wärmerem Grau, während der nächste eher eine Art Dunkelgrau repräsentieren mochte. Die Übergänge waren fließend und es war nicht immer leicht zu erkennen. Aber ein jeder tat das, was er tat, aus purem Egoismus. Selbst die freundlichste und selbstloseste Geste entsprang dem heimlichen Gedanken, dass man vielleicht eines Tages etwas dafür zurückbekommen würde. Lauernd umkreiste sie ihn.

“Vielleicht lasse ich dich ja nicht hier liegen. Wäre es nicht ironisch, wenn ich dich retten würde, nur um dir etwas zu beweisen?“

Natürlich fürchtete er sich, sie konnte es doch sehen. Er fürchtete sich davor, weiterzuleben. Ohne Yuka zu leben. Mit ihnen zu leben. Er fürchtete sich davor, die Kontrolle zu verlieren oder abgeben zu müssen – eine Angst, die sie ausnahmsweise relativ gut nachvollziehen konnte. Und nicht zuletzt fürchtete er sich wahrscheinlich vor Veränderungen.

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Zita
~Sternenseele~


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Zita ist offline
14.11.2012 22:12

*~ Doppelpost für Zita und Pilgrim ~*



~ Sternenseele und Sternenglauben ~



Lange… sehr lange… schwieg der Rüde und gerade als Zita sich fragte, ob er ihre Frage überhaupt verstanden oder gehört hatte, oder… ob er vielleicht gar nicht darauf antworten wollte, da sprach er es aus und gab Antwort auf die drängende Frage der Wölfin.
Die Worte des Rüden trafen Zita wie ein Schlag und wieder wankte sie ein paar Schritte zurück.

„… Verbannten… dich…?“

Zita kamen ihre eigenen Worte dumpf und widerlich vor, falsch, unpassend und fremd… schwer lagen sie erst auf ihrer Zunge und schwebten dann wie eine Beleidigung in der eiskalten Luft zwischen ihnen.
Verbannung… Zita versuchte seinen Worten einen Sinn zu geben, zu verstehen, nachzufühlen was er da gerade gesagt hatte, was ihm zugestoßen war, doch… Sie erinnerte sich wieder an sein Rudel zurück, sah die Mitglieder seines Rudels um sich. Sie erinnerte sich wie sicher selbst sie sich unter ihnen gefühlt hatte, eine Fremde… Sie war damals der Gnade des Alphas ausgeliefert gewesen als sie Schutz und Zuflucht gesucht hatte und sie war ihr geschenkt worden. Sicherheit… Geborgenheit, Nähe und … Liebe.
Zita war geschockt von dem was er ihr da gerade erzählt hatte. Sein Rudel war doch so warmherzig gewesen… Wie… Warum…?

Doch Halt!
Er hatte etwas von den „Ahnen“ gesagt…. Ahnen… Wen meinte er damit? Ohne es zu merken, trat Zita wieder auf ihn zu. Ahnen… Ja… Konnte es sein, dass er… Ihr Kopf wandte sich dem Nachthimmel zu, ihr Blick suchte die Sterne, doch in dieser kalten Nacht fand sie keine am Himmelszelt… ja, konnte er denn wirklich die… Sterne meinen? Immerhin glaubte sein Rudel fest daran. Und auch sie hatte man in diesen Glauben eingeweiht gehabt, auch sie hatte diesen Glauben für sich übernommen und glaubte bis heute daran, was man ihr in seinem Rudel beigebracht hatte. Doch… Wie war das möglich? Wie…? Hatten ihn etwa… die Sterne… verstoßen…?

Die Fähe schwankte erneut zwischen tiefer Ungläubigkeit und einem Gefühl, dass einem heftigen Schock sehr stark ähnelte. Sie konnte nicht glauben was er da gesagt hatte, doch… warum sollte er sie anlügen? Warum… sollte er sich selbst belügen? Sie sah den Schmerz in seinen Augen…

Doch…
Zita fühlte sich plötzlich schuldig und wenn sich wirklich die Sterne von ihm abgewandt hatten, auch wenn sie nicht verstand wie das gehen sollte, so konnte sie doch verstehen, was das für ihn bedeuten musste. Sein Rudel hatte mit diesem Glauben, dieser Religion so einträglich gelebt, er hatte alles besser gemacht, hatte Kraft, Hoffnung und Trost gegeben… Wie musste es sein, wenn einem nichts mehr davon blieb?

Wieder sah Zita den Rüden vor sich an. Noch immer schlich das Rudel um sie herum, wie Schattenhafte Gebilde… Rauch… Nebel…

Sie hatte dieses Rudel geliebt… es war ihr wie eine Familie gewesen… wie hatte es etwas soweit kommen lassen können? Warum…

Gerne hätte Zita etwas Tröstendes gesagt, doch da die Sterne eben wie die Luft zum Atmen für dieses Rudel gewesen waren… Was sagte man jemandem, der gerade seinen Lebenswillen verloren hatte? Diese… seine Offenbarung… wollte nicht mit dem Bild was die Fähe von seinem Rudel im Kopf hatte, passen. So gar nicht… Es gelang ihr nicht, diese Antwort auf ihre Frage mit seinem Rudel, dass sie so liebevoll kennen gelernt hatte in Einklang zu bringen und mehr als einmal hätte sie fast naiv gefragt, ob hier beide vom selben Rudel sprachen. Wie konnte sie sich so getäuscht haben? Was musste passiert sein, nachdem sie das Rudel hatte verlassen müssen? Wie konnte sich eine Gruppe so radikal wandeln?

Wieder suchte ihr Blick die Sterne, doch da war nichts als unendliche Schwärze. Plötzlich kam sich die Weiß-Graue Fähe noch verlorener und Einsamer vor als sie sich ohnehin schon gefühlt hatte. Wenn einem nicht einmal der Beistand der Sterne blieb, wenn man eh schon alles verloren hatte, ja, wenn selbst sie einen verlassen und ihr Licht für immer für das Auge eines Hilfesuchenden verschließen konnten… Was blieb dann?

Lange sah sie hinauf in das unendliche Firmament, doch kein Licht, kein tröstendes Blinken, kein Heller Wegweiser… Nur ihr Atem der als feine weiße Wolke aufstieg und sich in der Finsternis langsam verlor, war zu sehen. Doch.. was war dann mit all denen die selbst zu Sternen geworden waren? Wo waren ihr Bruder Ryu, wo war Crying, wo war Stormy… Wo waren Larka, Ryu, Silver und all die anderen die sie so geliebt hatte und die ihr für immer ein Wegweiser sein sollten? War es wirklich möglich was der Rüde (Marrok) da erzählt hatte?

Zita wandte ihren Blick vom Nachthimmel ab und sah wieder den Rüden an.

Sie war plötzlich gefangen in sich selbst, in ihrer Angst, ihrer Wut, all ihren Gefühlen, der Hoffnungslosigkeit die sie begleitet hatte, seit Takata mit Tihar in „ihr“ Rudel zurückgekehrt war. Wie treffend und passend war es plötzlich… Sie war hier, weit weg von allem Leben, weit weg von einem schützendem Rudel, von Wärme, Hoffnung, Liebe und dem Gefühl gebraucht und geschätzt zu werden. Sie war hier, in völliger Dunkelheit und Kälte, ohne Hoffnung… Mit einem Rüden, der so oft schon hatte aufgeben wollen und selber schon keinen Lebenswillen mehr in sich trug… Zita wusste nicht direkt warum, doch dadurch, dass dieser Rüde, dieses kleine Stück Vergangenheit ihr gesagt hatte, dass eben nichts auf dieser Welt und glaubte man noch so fest daran und war es noch so unendlich fern, am Ende wirklich war… nichts blieb…

Traurig sah sie vage in die Richtung zurück aus der sie und Pilgrim gekommen waren. Auch sie waren Verlorene Seelen, ebenso Verbannt wie der Neue Rüde…

Was musste das für ein Bild sein?
Drei Wölfe, jeder gebrochen und verbannt, ohne Hoffnung und ohne einen Weg zurück, ohne Zukunft und ohne Lebensmut, trafen sich hier, in dieser Lebensfeindlichen Welt voller Kälte, Eis und Schnee, in tiefster Dunkelheit ohne einen Licht- oder Hoffnungsschimmer… Fast schon hätte Zita zynisch vorgeschlagen, man könnte sich doch einfach zusammen niederlegen und der Natur, dem Schicksal, den Ahnen oder an was man nun auch immer glauben oder eben nicht glauben mochte, ihren grausamen, erbarmungslosen Lauf lassen.

Nichts blieb, wenn man einmal alles verloren hatte, das begriff die Fähe nun. Auch sie hatte verloren und war eine „Verbannte, geschundene Seele“. Sie hatte ihre Familie verloren, ihren Bruder, ihre Liebe, ihren Glauben in andere Wölfe, war enttäuscht und verletzt worden weil sie vertraut hatte… Sie sah traurig zu Pilgrim, der noch immer ein wenig hinter ihr versetzt lag und dem Gespräch wohl gelauscht hatte. Es war merkwürdig, doch noch immer wusste sie nicht was ihm wiederfahren war, warum er so war wie er eben war, doch auch er und da war sie sich trauriger weise sicher, auch er hatte Verluste erdulden müssen, auch er hatte vertraut, auch er war bitter enttäuscht worden…

Und dann war da der Rüde, der ihr gerade gesagt hatte, dass er ohne Lichtweiser und Ahnen war, der kein Rudel mehr hatte…
Welch´ Ironie des Schicksals, solche Wesen zusammenzuführen… Wofür? Wozu? Warum?

Traurig sah Zita in die Dunkelheit.

„Dann… sind wir nun schon drei Wölfe, die diesen Ort hier bevölkern könnten… So… passend… Als wenn wir die Wolfgewordene Landschaft hier sind...“

Sie hatte es eigentlich nicht laut aussprechen wollen oder beabsichtigt diesen Gedanken mit Pilgrim oder dem Rüden zu teilen, doch in ihrer Hoffnungslosigkeit war er ihr wohl dennoch herausgerutscht. Zita war Ratlos und wusste nicht, was sie weiter tu sollte und vor allem Wofür.

Takata´s Plan hallte in ihrem Kopf, ja… lasst uns den Störchen folgen, sie bringen uns hier heraus…

Nein… Zita wollte nicht mehr nur einen Verdacht, einer Hoffnung, einem Vielleicht hinterher jagen, natürlich wollte auch sie noch immer aus dieser Eishölle hinaus, doch den Störchen wollte sie nicht folgen. Nicht mehr…

Nein, vielmehr wollte sie sich selbst und vielleicht auch dem Rüden vor sich beweisen, dass man dennoch an die Sterne glauben konnte, dass sie die Einzigen waren, die einen nie völlig verlassen konnten. Ja… Den Sternen folgen…

„Die Sterne… mögen heute verdeckt sein, doch sie werden wieder erstrahlen, man… muss nur lernen… sie zu lesen… Ryu… Niemals… würde er mich vergessen, weil schon ich ihn niemals vergessen kann. Er… ist noch immer da… Und niemals… würde er mir sein Licht versagen…“

Wieder so ein Satz der mehr Selbstgespräch und zum Selbst Mut zureden gedacht gewesen war als alles Andere und doch half es Zita. Ein wenig Hoffnung und so etwas wie eine Aufgabe kehrten in sie zurück, während sie mit verschleiertem Blick und Tränenfunkelnden Augen in die Dunkelheit des unendlichen Himmels sah.



Dieser Rüde beeindruckte Pilgrim mit jeder Minute mehr, der er da stand und sich mit der Weiß-Grauen Fähe unterhielt. Sie mussten sich einmal gut gekannt haben, vermutete Pilgrim, während er darauf wartete, dass das Gespräch weitergehen würde, doch anstatt neuerlicher Informationen über den Rüden, schien sein neuster Satz Zita in eine Schockstarre zu versetzen. Mehrmals stammelte sie vor sich hin, sah den Rüden an, schwieg aber. Nur ab und an sah sie in die Schwärze des Nachthimmels. Was gab es denn dort so Interessantes zu sehen?

Auch Pilgrim ließ seinen Blick schweifen, doch er fand nicht das was Zita suchte und er konnte sich auch nicht so recht vorstellen was man da oben sehen sollte, also ließ er seinen Kopf wieder auf seine Pfoten sinken und sah die beiden Wölfe weiterhin still an. Er wusste nicht was er hätte sagen sollen, also tat er das was er über Jahre hinweg immer wieder geübt und schließlich zur Perfektion trainiert hatte. Pilgrim schwieg.



(Zita ist bei Pilgrim und Marrok irgendwo im Tal der Nacht)

Dieser Beitrag wurde schon 4 mal editiert, zum letzten mal von Zita am 15.11.2012 19:48.


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Tihar LeNuit
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Tihar LeNuit ist offline
15.11.2012 21:55

[Der Organisation zuliebe roll´ ich Skadis Aussagen von hinten auf.]

Tihar spielte den Desinteressierten. Musste ihn doch nicht kümmern, was die Alte für Opern quatschte. Die Wahrheit war, dass sein krankes Inneres sich haargenau für das Interessierte, was seine alte Erzfeindin zu ihm sagte. So viel Aufmerksamkeit hatte sie ihm noch nie geschenkt. Er richtete sich auf, mit dem Rücken zu ihr, sie sollte sein Mienenspiel nicht sehen und auf keine Art konnte er es besser verstecken als so. Oh um nichts in der Welt hätte er der alten Hexe ein Haar gekrümmt. Er hatte längst erkannt, dass er sie nicht auf physischem Wege besiegen konnte, durfte! Er musste sie mit anderen Waffen schlagen. Mit den Waffen des Intellekts. Leider war das nicht so einfach. Stellte er sich ihre geistige Stärke körperlich vor … war sie ein wahres Monster von einem Wolf! Ja, ja. Sie hatte es drauf. Gerade deshalb musste er jetzt aufpassen, was er sagte. Sie tat alles, um ihn auszubooten. Sie wollte ihn nicht mit Zähnen totbeißen, weil alle anderen sofort gewusst hätten, wer schuld war an seinem physischen Tod. Sie wollte ihn auf diese Weise zerquetschen, langsam und qualvoll. Das bereitete einer wie ihr auf perverse Art und Weise Freude. Wer war hier wirklich böse?!

„Du kannst mir nichts beweisen …“, grollte das Gewitter finster aus seinem mächtigen und doch so geschundenen Leib, den Kopf leicht nach hinten gedreht. Er konnte ihr den Rücken zuwenden. In den Abgrund stoßen würde eine wie sie ihn nicht. Sie machte sich nicht ihr feines Fell schmutzig!
„… weil ich dir nichts glaube!“

Wäre das nur so einfach gewesen. Was war das bloß für eine widerwärtige Kraft in seinem Innern, die nicht einfach erstarb, sondern jedes Zucken ausführte, dass die hinterlistige Fähe mit ihrer Folter ausübte.
Ihr kindisches „es gibt kein Gut und Böse“, erinnerte ihn furchtbar an Takatas Naivität. Bemerkte die das nicht? Aber auf ihr grau musste er anspringen, wenn auch mit wenig Motivation.

„Ich nicht“, grummelte er, beharrte auf sein Recht, böse zu sein! Außerdem stimmte es. Er war nicht grau, sondern schwarz! So schwarz wie böse! Öffne die Augen. Er konnte sie jetzt trotzdem schon gut genug einordnen und wusste, dass sie das nicht so dumm meinte, wie es klang. Takata hätte rosarote Blümchen verteilt, die eh immer aus ihrem Maul kamen, wenn sie sprach und sie alle mit ihrem Optimismus vollmanschte. Aber nicht Skadi. Die hatte anderes im Sinn und er machte es sich zur Aufgabe, mehr herauszufinden.

Schon dass er nicht einfach hinterhergesprungen war, um sich zu vergewissern, das dieser Freund von dem falschen Rüden auch wirklich tot war, dass sie ihn davon abhielt mit ihrem Geschwätz, war ein Punkt, der ohne einen Zweifel an sie ging. Und das machte ihn grimmig.
Und ob er mehr gesehen hatte als sie!

„Dämonen!“ Sollte sie es ja-a nicht wagen, ihn zu unterbrechen. Glaubte sie halt nicht an Gut und Böse. Er war das Böse und seine Dämonen waren es auch. „Behaupte nicht, es gibt keine Dämonen“, sprach er verärgert in Anspielung auf ihr Gut-und-Böse-Argument. „Ich wurde von zwei Dämonen zum Leben verdammt – geboren, wie ihr es nennt! Es war schon immer meine Bestimmung, zu hassen und gehasst zu werden. Ich ernähre mich von der Schwäche anderer. Ihr liebt die Blumen“, säuselte er und versuchte Schmerzen und Schwäche zu verdrängen, „ich liebe die Zerstörungskraft des Feuers.“ Er tat den Kopf etwas zur Seite, hoffentlich hörte sie ihm aufmerksam zu. Das waren Sachen, die konnte er Takata nicht in die Ohren quetschen, weil sie völlig resistent dagegen war. Nur Skadi hatte kapiert, dass von ihm Gefahr ausging. Sie glaubte ihm am ehesten. „Ich kann nur das … und das kann ich gut.“ Endlich einmal wieder konnte er ein finsteres Grinsen in die Welt entsenden. Aber es tat weh, sehr sogar. Und es war nicht aus Überzeugung entstanden. Ja, konnte er halt nichts anderes. Für die Guten war er nutzlos, weniger sogar. Ein Störenfried, ein unkalkulierbares Risiko. Was hatte er schon, wenn nicht den Hass? Die kindliche Liebe einer, die sowieso jedem ihr Herz schenkte? Das war nichts wert. Der Hass von Wölfen wie Zita bedeutete ihm weit mehr. Ein weiterer Grund, weshalb er Wölfe wie sie nicht einfach kaltstellte. Viel zu schade drum. Hatte man weit mehr von. Man musste sich seine Ration gut einteilen.

„Kümmergestalten wie Pilbim können nichts.“ Erneutes Feuer flackerte auf, es schenkte ihm Wärme, die er hier draußen verloren hatte. „Sie liegen nur herum und warten darauf, dass ihnen jemand Liebe in Form von Mitleid schenkt. Und ewige Blümchenzähler wie Takata springen drauf an. Ich aber habe mir euren Hass redlich verdient. Besonders deine Verachtung stärkt mich. Hab Dank dafür!“

Ein abwertendes Zischen. Ja, ausgelacht wirst du! Das hast du von deinem Hass. Entweder ganz oder gar nicht. Aber ließ sie ihn am Leben, dann würde sie sich selbst dafür verantwortlich machen müssen, dass es ihm besser ging. Er glaubte nicht, dass sie damit zurecht kam. Er war ein Störfaktor im Rudel. Genau das Gegenteil ihrer sorgsamen Planung. Oh wie er es liebte, ihr einen Strich durch die Rechnung zu machen.

„Dämoneneltern, tote Geschwister … verlorene Herzen … tote Welpen. Mich könnt ihr nicht kleinkriegen. Ich habe alles schon durchgemacht. Schön war's nicht. Viel mehr abgrundtief … böse!“

Genug Futter für seine Feindin. Er hatte sich den Hass verdient gemacht. Er wollte jetzt endlich erleben, wie sie ihren Akt der Wut gegen ihn ausführte. Vielleicht stieß sie ihn vor lauter Abscheu ja doch noch den Abgrund hinunter. Aber selbst das war unwahrscheinlich. Außerdem war sein Körper zwar geschwächt und verletzt, aber immer noch nicht federleicht. Er ächzte leise und ließ seine Gliedmaßen erschlaffen, so gut es ging. Das hatte ihn beinahe schon wieder zu viel Kraft gekostet. Ohne Kraft ließ es sich schwerlich böse sein. Nein … so leicht kam er gegen eine wie Skadi nicht an, wenn er ihr nicht einfach den Kopf abreißen durfte … oder konnte.


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NPC ist offline
29.11.2012 18:55

Offenbar hatte er es geschafft, der jungen Wölfin keinen allzu großen Schrecken einzujagen. Er wollte nichts geringer, als ihr Angst zu machen und sei es durch seine eigenen Probleme. Dennoch war sein Ende ein unumkehrbares Ereignis, das in schon naher Zukunft auf ihn warten würde. Es hatte keinen Zweck, ihr die Wahrheit zu verschweigen. Des Weiteren glaubte der Alte nicht daran, dass die junge Wölfin so naiv war, ihn für unsterblich zu halten. Natürlich kam es immer wieder vor, dass besonders jüngere Individuen die Wahrheit noch nicht so ganz für real halten wollten. Aber Luca gehörte nicht dazu. Sie machte auf ihn einen guten und klugen Eindruck. Das Problem war allerdings, dass er noch nicht sicher war, wie stabil ihr Inneres war. Er konnte sie jetzt unmöglich verlassen, da er ihr doch seine Gesellschaft angeboten hatte, ihr vorgeschlagen hatte, sie zu begleiten. Ein wenig musste er noch durchhalten. Und so kam es, dass er immer öfter herunterschluckte, anstatt mit weiterem Husten aufmerksam auf sich zu machen.

„Sag mal, witterst du das auch?“, fragte er nach einer Weile.

Er war alt aber keineswegs vollkommen verkorkst. Der bräunliche Rüde schlug eine andere Bahn ein und lief auf eine kleine Erhebung im Eis zu. Eigentlich konnte man nicht viel wittern, aber dadurch, dass der Wind gerade günstig in ihre Richtung geweht hatte, war ihm dieses kleine Glück nicht entgangen. Imbroh begann sogleich, die Stelle im Schnee aufzugraben. Das Eis war hartnäckig und fest. Es wollte nicht so leicht weichen. Nach einigem Bemühen schimmerte etwas Braunes durch das Eis. Seine Körperwärme war eine gewisse Hilfe. Der alte Wolf entschied sich daher, sich an das Eis heranzulegen und ein bisschen zu warten.

„Nach der Katastrophe, die vom Himmel kam, haben es viele Tiere nicht rechtzeitig geschafft, dem ewigen Eis zu entfliehen, das über das Land kam. Einige haben keine Nahrung mehr gefunden und sind daher verendet.“

Der Alte erhob sich wieder und besah, was seine Wärme möglich gemacht hatte. Nun mehr war das Eis von einer Seite her fast gänzlich geschmolzen und der Kopf eines Rehs lag frei. Es bestand kein Zweifel, das dort noch mehr dran war. Er machte sich erneut ans Graben und wollte wenigstens noch den Hals freilegen.

„Los, hilf mir mal … bitte.“

Mit all seinen verbliebenen Kräften grub er an dem Eisklotz, der den Hirsch konserviert hatte und legte immer mehr von ihm frei. Die getaute Stelle gab nun auch mehr vom Geruch frei und versprach ein wohltuendes Mahl, das sie sich redlich verdient hatten. Daher entschied der Alte, sich noch einmal an den Hirsch zu legen und den Hals auch ein Stück zu befreien. Sein Pelz war nicht mehr ganz so prachtvoll und dicht, wie in jungen Jahren. Doch auf diese Weise konnte sein Körper selbst die Wärme viel besser an das Eis weiterleiten und wurde nicht durch einen dichten Pelz isoliert. Die Methode mochte seltsam erscheinen, erfüllte aber voll und ganz ihren Zweck. Der Hals war frei und mit ihm der Kopf. Imbroh betrachtete ihr beider Werk zufrieden und sprach mit sanfter Stimme.

„Nur zu, fülle deinen Bauch. Ich werde kurz eine Runde um unseren Beuteplatz drehen und mich vergewissern, dass niemand anderes von unserem Reh erfahren hat. Friss zuerst. Friss, so viel du kannst. Du brauchst die Kraft noch.“

Er lächelte zuvorkommend und drehte dann um, um seine angekündigt Runde anzutreten. Doch nicht möglichen Beutekonkurrenten galt seine kurze Abwesenheit.

[im Tal der Nacht, bei Luca]

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Luca ist offline
08.12.2012 20:11

Als Luca sich umgedreht hatte und Imbroh wieder anblickte, stand der immer noch genau an der gleichen Stelle wie vorher. Dann fragte er sie plötzlich, ob sie das auch wittern würde. Was witterte er dennn? Luca hob den Kopf und schnupperte in die Luft. Es war kein Geruch zu erkennen. Wollte Imbroh sie jetzt veräppeln? Was roch er denn da bloß? Da trug der Wind einen leichten Hauch von Reh zu ihrer Nase. Jiipppii! Reh! Jetzt waren sie gerettet! Aber schon weckte sich ihre Skepsis. Wie kam ein Reh hierher? Sie schnupperte nochmal in die Luft und erkannte, dass das Reh schon seit einiger Zeit tot war. Aber noch gut erhalten, da es vom Eis umschlossen war. Aber wie kam ein Reh in diese Einöde Gegend. Schon begann Imbroh zu erklären, obwohl sie ihn gar nichts gefragt hatte. Er schien ihre Gedanken zu kennen. So kam es Luca oft vor. Gespannt horchte Luca auf Imbrohs Worte. Jetzt wusste sie auch endlich, wieso hier überall ewiges Eis zu herrschen scheint. Aber Luca erschien diese Katastrophe nicht wirklich als Katastrophe, für die Tiere, die dabei starben war es sicherlich so, aber jetzt gab es keine Tiere mehr hier. Zumindest hatte sie noch nie welche zu Gesicht bekommen. Aber dieses Reh erschien Luca, wie ein Geschenk Gottes. Sie wollte schon einen Freudensprung machen, hielt sich aber zurück. Sie wollte sich nicht, wie ein kleiner Welpe aufführen, der das erste Mal etwas gefangen hatte.
Auf Imbrohs Aufforderung hin, trabte sie in schnellem Tempo auf ihn zu. Als sie bei ihm stand bearbeitete sie das Eis mit den Pfoten und versuchte es mit aller Kraft zu zerbrechen. Aber das Eis war dicker als sie geglaubt hatte. Mit einiger Mühe schaffte sie es doch ein kleines Stück Eis abzubrechen. Sofort versuchte sie das Selbe an einer anderen Stelle. Doch plötzlich hielt sie Inne und beobachtete Imbroh. Was machte er da? Er legte sich eine Zeit lang auf das Eis. Luca hatte noch nie gesehen, dass ein Wolf so etwas tat. Sie wusste auch nicht, wozu das gut sein sollte, sich auf das Eis zu legen. Doch als Imbroh wieder aufstand, sah sie wozu das gut war. Das Eis um das Reh herum war geschmolzen und Kopf und Hals waren nun freigelegt. Luca überkam ein großes Glücksgefühl. Sie freute sich riesig, dass sie Imbroh gefunden hatte. Er war so viel älter als sie und wusste so viel mehr. Ohne Imbroh wäre sie wohl jetzt aufgeschmissen. Er hatte das Reh gerochen und es durch diese Methode so viel schneller freigelegt, als sie es mit zerbrechen nie geschafft hätten. Dann sagte er, sie solle sich voll essen und er würde währenddessen ein Stück weit gehen und sich vergewissern, dass niemand von ihrem Fund erfuhr. Einerseits war sie dankbar, für die Zeit die ihr nun zum Essen blieb, andererseits war es äußerst seltsam, dass Imbroh genau in dieser Gegend nach Beutekonkurrenten Ausschau hielt. Hier, wo es so ausgestorben schien. Sie glaubte nicht recht daran, dass Imbroh sich wegen der Beute Sorgen machte. Aber sie wollte ihn nicht danach fragen. Wenn er Zeit für sich brauchte, sollte er sie auch bekommen. Sie nickte ihm zu und sah ihm noch so lange hinterher, bis er hinter den Bäumen verschwunden war. Dann blickte sie sich noch einmal um. Es schien wirklich ausgestorben hier. Nirgends war eine Bewegung, nirgends ein Geräusch. Nur Schnee, Schnee und Schnee. Dann wandte sie den Blick auf das tote Reh und begann zu fressen.

Nach einer Weile trieb sie die Neugier doch vom Kadaver weg. Was machte Imbroh alleine im Wald? Wo war er hingegangen? Wieso wollte er überhaupt alleine sein? Plötzlich beschlich Luca die Angst, dass Imbroh vielleicht einfach so wegging und nicht mehr zurückkam. Wenn er alleine weiterziehen wollte und sie zurückließ. Aber nein. Schnell schüttelte sie diesen beängstigenden Gedanken wieder ab. Imbroh würde doch nicht einfach so abhauen, ohne ihr etwas zu sagen.
Sie beschloss nachzusehen, was Imbroh allein im Wald machte und wo er hingegangen war. Sie folgte seinen Pfotenspuren tief in den Wald hinein. Doch plötzlich hielt sie Inne. Ein seltsamer Gedanke beschlich sie. Was, wenn Imbroh bereits wieder zurück bei der Beute war und sie hier im Wald seinen Spuren folgte? Er war sicher nicht auf demselben Weg zurückgegangen, wie er weg gegangen war. Aber, wenn er doch denselben Weg nahm. Dann würde das bedeuten, dass er noch nicht wieder zurück war. Aber, wenn er auf einem anderen Weg zurücklief, könnte er schon wieder bei der Beute sein. Luca beschloss, lieber auf Nummer sicher zu gehen und lief wieder zur Beute zurück.

[Im Tal der Nacht, bei Imbroh]


I´m calling for you now
Can you hear me?
Please, don´t leave me alone
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Marrok ist offline
18.12.2012 20:01

Sein Blick wurde kühl, als sie seine letzten Worte wiederholte und erschrocken vor ihm zurückwich. Hatte sie Angst vor ihm? Ihm, dem Verbannten? Ihm, dem die Verachtung der Ahnen in den Augen stand? Oder fürchtete sie nur das, was er sagte? Wie auch immer, ihr Verhalten ließ etwas in ihm gefrieren – zu kaltem, hartem Eis erstarren. Er sah sie an, fixierte sie mit einer Neugier im Blick, unter der sich frostiger Groll verbarg, den die Fähe nicht verdient hatte. Natürlich wusste er, dass er ungerecht handelte, sein abweisender Egoismus stand in völligem Gegensatz zu der bitteren Hoffnung, mit der er die Wölfin und ihren weisen Begleiter zuvor noch bedacht hatte. Doch was kümmerte es ihn? Sie war nur ein Schatten in seinen Erinnerungen, gut möglich, dass auch sie ihn mit Undankbarkeit strafen würde, wie sein einst so geliebtes Rudel es getan hatte. Woher sollte er wissen, wozu diese Fähe imstande war? Selbstverständlich war ein weiser Wolf an ihrer Seite, doch wie es aussah, schien er stets zu schweigen … zu schweigen, wie auch die anderen Weisen es getan hatten, als man ihm sein Leben raubte. Wahrscheinlich würde auch er die alten Augen vor jeder Ungerechtigkeit verschließen, die man ihm antat …

„Das sagte ich“, erwiderte er, seine Stimme so frostig und rau wie brüchiges Eis.

Sollte sie doch gehen, vor ihm fliehen, wenn sie die Augen eines Verbannten fürchtete!
Es war ihm nur recht, solange sie ihn nicht noch einmal den Schmerz des Verrats spüren ließ.

Er wusste, was er tat, war nicht recht; er fühlte es und versuchte mit aller Macht, die Schuld zu verdrängen. Sein bisheriges Leben war eine Illusion gewesen, aus der man ihn gewaltsam gezerrt hatte. Ja, er sehnte sich zurück in diese Zeit, die ihm wie ein Traum erschien – ein schöner, unwirklicher Traum. Es gab keinen Grund, sein Verhalten zu entschuldigen. Keinen.

Doch er roch die Lüge hinter seinen eigenen Gedanken.

Hoffnung sollte ihn antreiben, ihn erretten, aber letztendlich war sie nur eine weitere Qual für ihn. Er wollte aufgeben und konnte es nicht. Er wollte rücksichtlos handeln, doch Schuldgefühle verfolgten ihn. Er wollte in diesen beiden Wölfen Schatten sehen, die er nicht kannte und mit denen ihn nichts verband, doch Hoffnung ließ ihn an Ort und Stelle verharren. Ließ ihn zweifeln.
Vielleicht irrte er, vielleicht waren die Ahnen so gütig, ihm jemanden zu senden, der seine Einsamkeit vertreiben würde und sei es nur für einen Augenblick. Er wusste, dass es schmerzhafter wäre, diese Gesellschaft wieder zu verlieren, als für sich allein zu bleiben, doch er konnte diesen kleinen Hoffnungsschimmer nicht zum Verlöschen bringen. So oft hatte er es schon versucht – er wollte keine Versuche mehr, er war müde, seine geschundene Seele wollte Frieden, wenigstens für einen Moment, auch wenn die schmerzenden Wunden danach wieder aufreißen und ihn in eine Qual hüllen würden, die ihn schon lange nicht mehr heimgesucht hatte.

Während er nachdachte, hatte sich sein Kopf gesenkt, beinahe schuldbewusst war sein Blick über den matten Schnee geglitten und hatte letztendlich erneut bei dem Weisen innegehalten. Er sah ihn an und diesmal erwartete er nicht, dass er das Wort ergreifen würde – denn er wusste, dass er unwürdig war.

Er hatte das Gespräch beinahe vergessen, in dem er sich befand und als er die leise Stimme der Fähe vernahm, wandte er sich zuerst etwas irritiert zu ihr um. Schweigend lauschte er ihren Worten, die so bitter klangen, wie die Gedanken, denen er so oft nachhing.
Sein Blick huschte für einen kurzen Moment zurück zu dem Weisen, er betrachtete ihn und erinnerte sich daran, was ihm bei seinem Anblick zuerst durch den Kopf gegangen war: Der vernarbte Körper, der eine schmerzvolle Geschichte erzählte, der Hunger in seinen Augen, der nun ein wenig beruhigt schien – und seine Begleiterin, in deren Blick sich eine Bitterkeit gegraben hatte, die durch nichts mehr zu vertreiben war.
Er nickte in schweigsamer Zustimmung. Wie diese Landschaft, so trugen auch sie zahlreiche Narben, waren verloren und vergessen von allen, verraten vom Leben und von den Ahnen …

Doch dann sprach die Fähe erneut und obwohl ihr diese Worte offenbar schwer fielen, so fühlte Marrok sich ihr nun wieder fremd. Wie konnte sie ihn glauben machen, in ihrem Herzen würden Schmerz und Bitterkeit wohnen, wenn sie noch immer einen Stern hatte, der für sie leuchtete, der ihr den Weg wies und nicht verloschen war, wie der seine? Erneut war seine Stimme kalt, als er sprach, doch dieses Mal war die Kälte nur ein eisiger Schutzwall, der seine Enttäuschung verstecken sollte.

„Dann geh“, sagte er und trat zur Seite, machte der Fähe Platz, damit sie ihrem Licht, ihrem Ahn, Ryu, folgen konnte.

Er hatte kein Licht, das ihm die Richtung weisen würde, er folgte nur dem hellsten Stern, der in der Finsternis eingebettet lag – der hellste und warmherzigste, von dem man sich sagte, er sei der Führer aller verlorenen Wölfe, der Ahn, der sich aller annahm, selbst den schwächsten. Aber auch dieses Licht strahlte nicht für die Verdammten, so blieb ihm auf seiner Reise nur zu hoffen, dass die Güte dieses Sterns ihn zumindest so weit führte, dass er leben konnte, auch ohne Rudel, ohne Gefährten, nur leben, bis er den Frühling wiederfand und man seiner Seele Frieden schenkte. Er wollte nicht in diesem Land enden, das von allen Ahnen vergessen vor sich hin rottete, auch wenn er wusste, dass dieser Ort genau wie er war.



[bei Zita und Pilgrim, irgendwo im Tal]

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18.12.2012 20:39

Der unschöne Schleim, der dem Alten aus der Lunge kam, war das Abbild dessen, was auf ihn wartete. Das Ende war nicht nett, das Ende war kein schönes Tor voller Pracht und Gloria. Es war … ein Ende eben, der Gipfel seiner Schwäche, seiner Machtlosigkeit. Und ob er wollte oder nicht, er konfrontierte diese junge und aufstrebende Wölfin dadurch mit etwas, mit dem er sie nicht in Berührung bringen wollte. Er hatte es sich kurzerhand zur Aufgabe gemacht, ihr Mut zurückzugeben, sie dorthin zu bringen, wo sie eine Chance hatte, sie Weisheiten zu lehren, die ihr halfen, auch wenn er nicht mehr war. Aber dieser Schleim, den er so laut und auffällig abgehustet hatte, machte ihm klar, dass die Zeit gegen sie beide war. Es war nicht mehr nur die Kälte, die Finsternis und die mangelnde Beute, die sie in Bedrängnis brachte. Er wurde von seinem Alter und seiner Krankheit eingeholt und was aus ihr wurde, stand in den Sternen. Vielleicht war seine Angst auch unbegründet und die Weiße überlebte auch ohne ihn, fand einen Ort zum Bleiben, wenn er nicht mehr war. Dennoch wollte es ihn nicht zur Ruhe stellen, weil er diese eine letzte Mission noch erfüllen wollte.
Beschämt vergrub der Braune das hässliche Gesicht seines Schicksals unter dem unschuldig weißen Schnee, bevor er sich langsam aufmachte, um nach ihr zu sehen.

Doch was ihn bei der Beute erwartete, war so erschreckend, dass er an einen bösen Traum dachte. Das Reh lag nach wie vor an seinem Platz, es war ja auch tot. Doch die junge Wölfin war nicht mehr da. Wie vom Schlag getroffen taumelte er die letzten Schritte zur Beute hin und versuchte mit der Nase anzusetzen, um ihrem Geruch zu folgen. Was war ihr zugestoßen? Musste er bereuen, sie allein gelassen zu haben? Aber sein Versuch, zu wittern, führte nur zu neuem Husten. Sein Hals kratzte, dass er fürchten musste, ein Loch bildete sich in seiner Kehle. Aber das war Unsinn. Sein Fell war zerzaust und sicher nicht mehr das schönste, aber offene Wunden trug er nicht. Das war gar nicht so viel besser, es gab ihr gegenüber den Eindruck, er war noch bei bester Gesundheit. Doch bevor er sich Gedanken darum machen konnte, wie er mit diesem Problem weiter verfuhr, musste er erst einmal feststellen, was mit ihr war. Auf seine Nase war kein Verlass mehr. Er irrte wie ein Maulwurf über das Gebiet und versuchte einer Spur zu folgen, die die reine Unsicherheit barg. Unsicher, ob sie hier oder dort lang gegangen war, setzte er neu an und noch einmal neu, bis er endgültig keinen Anhaltspunkt mehr hatte. Voller Panik um ihr Wohl, vergaß er um die Weisheit, mit der er ihr gegenüber sonst an jedes Problem gegangen war, was zur Folge hatte, dass er sich irrationalen Handlungen hingab. Imbroh geriet schon wenig später zurück zu dem frisch aufgewühlten Schnee und setzte sich von Schwäche gedrückt nieder. Erneutes Husten setzte an, das von seiner Furcht um sie herrührte. Wenn er jetzt auch noch seine letzte Aufgabe so schlimm vermiest hatte … er wurde seines Lebens nicht mehr froh.

„Luca …“, ächzte er leise und sah enttäuscht über sich selbst zu Boden.

Was verband ihn mit der jungen Wölfin? War es die Hoffnung, sie konnte, ja sollte das besser machen, wo er so schlimm versagt hatte? Was hatte er schon gekonnt. Hatte immer nur zwischen den Fronten gestanden und zugesehen. Jetzt, dieses eine Mal, wo er selbst etwas richtig machen sollte, ging es trotz des Unterrichts, den er sein ganzes Leben über gehabt hatte, auf Anhieb schief. Und er war zu alt, um einen derart gravierenden Fehler wieder gut zu machen. Schmerz und Melancholie legten sich auf seine Schultern und ließen ihn im gebückten Gang zurückschlendern. Sein einziger Anhaltspunkt war das Reh im Schnee. Mehr aus Verzweiflung, statt aus Hoffnung, trieb es ihn dorthin zurück.
Imbroh erreichte das Reh bald, doch als er Lucas Umrisse vernahm, glaubte er an einen Streich seiner geschwächten Sinne. Saß sie dort? Saß sie dort, als wäre nichts gewesen? Hatte sie die ganze Zeit dort gesessen und seine Panik war nichts als unbegründete Einbildung gewesen? Er schüttelte den Kopf und trabte schneller zu ihr.

„Luca? Ich … wo …“

Verunsichert wie noch nie musterte er sie und gewöhnte sich erneut an ihren Geruch. Sie war echt. Er bildete sich das nicht ein. Erschöpft legte er sich auf den Bauch und stöhnte.

„Nichts.“

Er war Geisel seiner Krankheit.

[im Tal der Nacht, bei Luca]

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Zita
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Zita ist offline
25.12.2012 18:40

*~ Doppelpost für Zita und Pilgrim ~*


Stumm und mit Unverständnis in den Augen starrte Zita den Wolf vor sich an. Seine forsche, ja fast schon grobe Reaktion hatte sie nicht im Geringsten erwartet.
Ihre Augen verengten sich kurz zu Schlitzen, während sie versuchte aus dem Gebaren, dem Verhalten und vor allem aus den Worten dieses Rüden schlau zu werden.

Gut… Er war also verbannt worden… ausgestoßen von seinem Rudel, seiner Familie, doch war dies der alleinige Grund für sein Verhalten? Was verbarg er Zita noch?
Wieder sah sie ihn an, musterte ihn du versuchte sich in seine Gedanken hinein zu fühlen, alles um sich herum auszublenden und nur den Wolf vor sich zu sehen.

Verbannt…

Ihr Blick blieb an einigen Stellen seines Fells hängen. Er hatte feines Fell, nicht räudig, Struppig oder gar verfilzt wie es bei Pilgrim teilweise war, nein. Ganz fein war es und doch… waren dort Stellen die nicht so fein mit Fell überwachsen waren. Wo das Fell ein wenig unregelmäßiger stand. Zita wusste, konnte ahnen was sich unter diesen Stellen verbarg. Gewiss hatte der Rüde auch einige Narben oder alte Verletzungen aufzuweisen. Eine Verbannung oder Verstoßung lief selten ohne größere Blessuren ab.

Was hatte er wohl „verbrochen“?
Zita wollte ihn gerade danach fragen, als er ihr wieder zuvor kam.

Wie bitte?
Sie sollte… was… Gehen?

Gerade so als hätte er gerade von ihr verlangt, sie solle 10 Meter in die Luft springen und dann nach Süden den Störchen hinter her fliegen, starrte Zita ihn an. Er hatte einen Schritt zur Seite getan und schien wirklich darauf zu warten, dass sie an ihm vorbei gehen würde. Zita legte ihren Kopf schief und sah dann auf den schneebedeckten Boden.

„Gehen sollen wir also… Gehen… Hm… Ich… Wir…“

Wieder suchte sie scheu seinen Blick ehe sie weitersprach:

„Wir können nicht gehen… Denn auch wir… haben… kein Rudel mehr… Keine… Familie und kein Ziel… Wir wissen also... wie es sich anfühlt...“

Dann wandte Zita den Kopf ab und sah stattdessen Pilgrim an, der sich hinter ihr in den Schnee gelegt hatte und sie nun aus seinen hellen gelb-goldenen Augen fast schon Neugierig ansah. Eine Welle der Schuld baute sich wieder vor der Fähe auf, Selbstzweifel und Zweifel an ihrer Entscheidung, Pilgrim mit aus diesem Rudel zu nehmen drohten sie wieder zu überrollen. War es richtig gewesen?
Sie hatte im Affekt gehandelt, nur auf ihr Herz, nicht aber auf ihren Verstand gehört. Konnte sie alleine hier draußen für Pilgrim sorgen?
Doch was wäre denn die Alternative gewesen? Pilgrim dort zu lassen? Bei Tihar, dem Monster? Bei Takata, der alles Wichtiger war, nur ihr Versprechen gegenüber jemanden wie Pilgrim nicht mehr?

Bei diesen Erinnerungen verzog Zita unwillig ihre Lefzen. Nein, es war richtig gewesen und sie würde Pilgrim schon irgendwie aus dieser Schneehölle führen können. Sie würde das Versprechen halten, dass Takata erst so leichtfertig gegeben und dann noch einfacher hatte brechen können.

„Wir können nicht gehen, denn wir wissen nicht wohin…“

Sagte sie schließlich etwas lauter und in die Richtung des Rüden. Zita wusste nicht direkt warum, doch nun da sie ein Teil ihrer Vergangenheit wiedergefunden hatte, ja, ganz banal, ein anderes Lebewesen aufgespürt hatte, konnte und wollte sie nicht einfach noch eine Seele zurücklassen.

„Auch wir sind … Verbannte… auch wir haben kein Rudel mehr…“

Wie gerne hätte Zita dem Rüden vorgeschlagen, mit ihnen zu kommen, zu Dritt ein neues Rudel zu bilden, doch aus irgendeinem Grund wusste die Fähe plötzlich nichtmehr wie sie das hätte anstellen sollen und so schwieg sie wieder…



Pilgrim lag noch immer im Schnee, beobachtete die beiden Wölfe und fragte sich so langsam, was es denn da solange zu besprechen gab. Er mochte diesen anderen Rüden, hatte dieser ihm doch den Respekt erwiesen, den er auch anerzogen bekommen hatte, vor so langer Zeit. Er beobachte und lauschte den Wölfen, doch wirklich verstehen konnte er ihre Worte nicht.

Pilgrim legte seinen Kopf schief als Zita ihn ansah. Was suchte die Fähe nur? Was?
Er hörte ihre Worte als sie davon sprach, dass sie kein Rudel mehr hätten. Pilgrim stutzte und sah in Etwa dorthin zurück, woher er und Zita gekommen waren. Ein Rudel… Hatte er denn jemals eines gehabt, seit er seinem Tal den Rücken gekehrt hatte? Und warum... wollte auch er diesen Fremden Rüden, von dem auch er nichteinmal den Namen wusste, nicht mehr ziehen lassen?






(Zita ist bei Pilgrim und Marrok, Irgendwo im Nirgendwo im Tal der Nacht)

Dieser Beitrag wurde schon 3 mal editiert, zum letzten mal von Zita am 25.12.2012 18:42.


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Luca ist offline
26.12.2012 19:59

Zu tiefst erschrocken machte Luca einen Schritt rückwärts. Es war nicht so, dass sie sich vor Imbroh ekeln oder fürchten würde. Seine plötzlich Schwäche überraschte sie. Es war ihm bevor er weggegangen war schon nicht gut gegangen, aber jetzt, wie er so vor ihr lag und wie er vorher auf sie zugerannt kam. Er war eben schon alt und schwach. Er hatte immer versucht Luca gegenüber einen starken und gesunden Eindruck zu machen aber das war nicht echt gewesen. Er war seiner Krankheit ausgeliefert. Aber Luca wollte nicht hier herumsitzen und Imbroh zusehen wie er vielleicht starb. Was soll ich nur tun? Fieberhaft überlegte sie, wie sie Imbroh helfen könnte, was sie tun könnte.

"Imbroh! Imbroh was ist mit dir los? Sag schon!"

Vorsichtig stupste sie ihn leicht mit der Pfote an. Sie wusste, dass er ihr nicht antworten würde, er konnte ihr nicht einmal antworten. In welchem Zustand er sich momentan befand… Luca lief einmal um den Braunen herum und überlegte angestrengt, was sie tun konnte. Plötzlich hatte sie eine Idee. Sie lief ein Stück in eine Richtung davon und schrie.

"Hilfe! Hallo! Hört mich jemand? Ich brauche Hilfe! Bitte!"

Sie wusste, es würde sich nicht recht viel bringen. In dieser Gegend gab es weit und breit keinen einzigen Wolf außer Imbroh und ihr. Aber sie wollte nichts unversucht lassen Imbroh zu helfen. Nervös lief sie immer wieder um Imbroh herum, in der Hoffnung es würde ihm endlich besser gehen. Sie fühlte sich hilflos. Wie oft hatte Imbroh ihr geholfen. Ohne ihn wäre sie womöglich verloren. Und doch wusste sie nicht, ob sie nicht schon verloren war. An soetwas vermochte sie gar nicht erst zu denken. Das einzige was nun zählte war Imbroh zu helfen. Aber wie? Dies war eine Frage, von der Luca jetzt nur zu gerne die Antwort wüsste. Wie konnte sie Imbroh helfen?
Schließlich hielt sie es nicht mehr aus. Es hatte niemand ihren Hilferuf erhört, also beschloss sie alleine zu handeln. Es blieb ihr auch gar nichts andere übrig, wenn sie ihren Freund nicht verlieren wollte. Aber wie? Sie sammelte ihre letzte Kraft zusammen und nahm Imbroh vorsichtig am Nackenfell. Vergeblich versuchte sie ihn wegzuziehen, an einen geschützteren Platz. Aber er war viel schwerer als er aussah. So kam es Luca zumindest vor. Oder sie war einfach nur unglaublich schwach. Aber sie wollte nicht aufgeben. Sie sammelte ihr letzte Kraft und versuchte erneut Imbroh wegzuziehen. Jetzt war das einzige, was sie dazu bewegte, Imbroh immer weiter zu ziehen, der Wille, dass sie ihm helfen konnte und er überleben wolle.
Als sie ihr Ziel, unter einer geschützten Eiche, erreicht hatte, legte sie Imbrohs Kopf vorsichtig in den kalten Schnee. Erschöpft ließ sie sich neben ihn fallen und leckte ihm traurig ein paar mal am Kopf.
Traurig, Müde, Erschöpft und Hungrig zugleich beobachtete sie den Braunen. Sie hoffte und betete, er würde wieder Gesund werden.

"Ach Imbroh. Es wird alles wieder gut. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Alles wird wieder gut werden."

Diese Worte sagte sie mehr zu sich selbst, um sich zu beruhigen, als zu Imbroh. Es half aber nicht viel. Sie glaubte schon längst nicht mehr daran, dass alles gut werden würde. Aber sie wollte die Hoffnung nicht aufgeben. Die Hoffnung war das einzige was ihr nun noch blieb und das würde sie nicht so schnell aufgeben.


[Im Tal der Nacht, bei Imbroh]


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NPC ist offline
01.01.2013 21:47

Ganz offensichtlich färbte das Wetter auf ihrer beider Stimmung ab. Jedenfalls musste der Alte mit Überraschen feststellen, dass Luca genau in die Panik abdriftete, vor der er sie unbedingt hatte bewahren wollen. Sie war mittlerweile genauso besorgt, zerstreut und hilflos wie er. Dabei hatte er sich doch fest vorgenommen, einen starken und vorbildlichen Eindruck abzugeben. Stark im Sinne von führend, lehrend, den Weg weisend, absolut selbstsicher. Aber da jeder Wolf nur einmal starb, war der Tod auch für ihn etwas völlig Neues, über das er zwar schon oft nachgedacht hatte, das er auch schon mitunter bei anderen gesehen hatte, doch gewiss niemals selbst erlebt hatte. Das fehlte noch, dass Luca seine Verzweiflung erbte! Verwundert schaute er zu ihr, während sie einen zweifelhaften Versuch unternahm, um Hilfe zu rufen. Selbst wenn ein anderer Wolf in der Nähe war, welche Gründe sollte er haben, in einer lebensfeindlichen Gegend wie dieser Risiken einzugehen, um ihnen zu helfen? Keiner würde ihnen helfen oder es überhaupt können. Man konnte sie nicht hier wegtragen. Sie mussten das schon selbst schaffen. Und Imbroh hatte sich zu Lucas Leitperson erklärt, besser gesagt zu ihrem Mentor. Also aufgestanden und neuen Mut geschöpft!
Aber leider gingen ihre Versuche noch weiter und sie versuchte ihn zu einem Baum zu zerren. Aber das war niemals nötig, denn er drohte schließlich nicht unter sengender Sonne zu verdursten, im Gegenteil.

„Luca, lass gut sein! Du musst dich beherrschen.“

Vielleicht ein blödes Wort für eine junge Wölfin. Es klang so rüdendominant. Aber wie dem auch sei, sie wusste, was er meinte, hoffte er immerhin. Imbroh stand von selbst wieder auf, langsam und gebrechlich, warf ihr dann aber einen mahnenden Blick aus seinen müden Augen zu. Zu allererst musste er seine Strategie ändern. Er durfte ihr nicht länger verschweigen, was offensichtlich war. Wenn man versuchte etwas zu verheimlichen, das nicht zu verstecken war, machte man es oft nur viel schlimmer, weil man erst recht die Aufmerksamkeit der anderen auf sich zog. Der Braune nahm sich vor, die Karten offenzulegen und ihr deutlich zu machen, dass sein Ende nicht ihres bedeutete, sondern nur ein neuer Anfang. Dafür holte er am besten ganz weit aus und sprach.

„Luca … wir beide wissen, dass es in dieser Welt zu wenig Platz gibt, um ewig zu leben. Junge Wölfe kommen zur Welt und andere, die schon viel gesehen haben, müssen sie wieder verlassen. Das ist ein ewiger Kreislauf, der sich immer wiederholt.“
Der Alte verschnaufte. Natürlich kam es auch oft genug vor, dass einer weit früher starb, bevor er alt wurde. Doch das war ein anderes Kapitel.
„Sterben gehört zum Leben, du weißt“,
er nickte sacht und sah sie eindringlich an. „Und ich bin alt“, betonte er präzise. „Ich …“ Genauer musste er nicht werden, sie hatte schon verstanden. „Würdest du mir einen Gefallen tun?“ Nun klarte sein Blick auf, die mahnende Vatergestalt wich der eines guten alten Großvaters. „Schenke mir in meinem späten Lebensabend dein Beisein, deine Anwesenheit und deine Gutherzigkeit. Begleite mich mein letztes Stück, so wie ich dich begleite und lass und die Einsamkeit bekämpfen als unseren ärgsten Feind.“

Dem Zusammensein folgte ihre Einsamkeit, bedingt durch sein Ableben. Er verdrängte diesen schmerzvollen Gedanken, zu spät hatten sie sich getroffen, als dass er ihr alles hätte mit auf den Weg geben können, das er für Richtig hielt. Doch war es weit weniger sein Wunsch, dass sie ihn beschäftigte, mit ihrem Dasein unterhielt, als viel mehr, dass sie bei ihm blieb, bis er sicher war, dass sie ein neues Zuhause finden würde und allein zurechtkommen konnte. Da ihm aber ihre ausgeprägte Hilfsbereitschaft nicht entgangen war, verpackte er es anders und stellte es so hin, als sollte sie lieber was für ihn tun, stets in Gedanken darüber, was er in Wahrheit bis zu seinem Tod für die junge Luca tun konnte.

[im Tal der Nacht, bei Luca]

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Marrok ist offline
02.01.2013 13:44

Unverständnis. Er blickte in ihre Augen und sah nicht mehr als das. Hatte er sich so unklar ausgedrückt? Wenn ein Stern für sie leuchtete, gab es doch keinen Grund, noch länger hier zu verweilen, oder? Der Stern strahlte für sie und er würde auch nur ihr und dem Alten den Weg weisen, worauf wartete sie? Sollte er sie begleiten, nur weil sie einander aus einer fernen Vergangenheit kannten? Oder hielt sie es nun für ungefährlich, hier zu rasten, weil sie wusste, dass von ihm keine Gefahr ausging?
Sein Blick bohrte sich in den ihren, suchte dort grob nach Antworten, die er nicht fand. Verbarg sie sie so gut, dass niemand sie aufspüren konnte, oder trug sie ihr Vorhaben so offen auf dem Herzen, dass er es jedes Mal übersah?

Kein Rudel?
Er legte den Kopf schief, seine Augen betrachteten nur noch die ihren und was sich in ihnen spiegelte. Warum? Sie hatte einen Stern, der für sie leuchtete, warum sollte sie nun alleine mit dem Weisen durch die Länder wandern? War sie ihres Lebens müde, oder hatte man sie aus einem anderen Grund verjagt? Die Wölfe in diesem Land waren ihm fremd, er wusste nicht, wie sie die Welt sahen, doch diese Fähe war einst Teil seines Rudels gewesen. Sie kannte ihre Lebensart und dennoch verhielt sie sich so anders, als er es gewöhnt war. Gewiss, sie hatte später bestimmt ein neues Rudel gefunden, möglicherweise hatte sie einfach so vieles vergessen … Doch wie kam es, dass sie sich nun alleine durch das Leben kämpfte?

Sie wandte sich dem Weisen zu, blickte ihn an und erwartete vielleicht sogar einen Rat – doch nein, der Alte schwieg und die Fähe schien sich in ihre Gedanken zurückzuziehen. Marrok blieb still, auch wenn viele Fragen seine Seele plagten. Er verstand nicht, weshalb diese beiden Wölfe hier waren und mit ihm sprachen. Er verstand nicht, warum sie nicht weiterzogen und ihre Zeit mit einem Verdammten verschwendeten, wo sich doch jedes Wesen hier mühen sollte, diesem toten Land zu entfliehen. Seine Gleichgültigkeit wich beinahe schon verzweifelter Neugier. So lange hatte er schon mit niemandem gesprochen, so lange hatte er niemanden mehr kennengelernt und er fühlte sich, als wäre etwas Wichtiges einfach an ihm vorübergezogen, ohne dass er es bemerkt hatte.
Er starrte die Fähe an und wartete, lauschte ihrer Stimme, als sie erneut das Wort ergriff, lauschte ihr, bis sie verstummte. Dann erst sprach er.

„Wie kannst du nicht wissen, wohin du gehen sollst, wenn ein Stern über dich wacht? Siehst du denn sein Licht nicht, das dir die Richtung weist?“

Sein Blick wanderte starr in Richtung Himmel und er sah die Wolken, die ihre Ahnen verdeckten. Gewiss sprach die Fähe nicht nur von dieser Nacht – so verdorben dieses Land sein mochte, es gab dennoch dunkle Stunden, in denen die Sterne hell leuchteten.

„Ihr seid Verbannte, doch kein Stern verwehrte euch sein Licht?“

Nun war es sein Blick, aus dem Unverständnis sprach. Welches Verbrechen mochten diese Wölfe begangen haben, um trotz des Schutzes ihrer Ahnen verbannt zu werden? Oder waren sie, wie er selbst, einer Ungerechtigkeit zum Opfer gefallen, die sie aus ihrem Rudel vertrieben und ihnen ihre Aufgabe genommen hatte? Waren auch diese beiden nicht mehr als verlorene Seelen unter dem Licht der Sterne?
Er spürte, dass er der Fähe glauben wollte, dass er verstehen wollte, warum sie hier war, warum sie, nur mit einem Weisen an der Seite, durch dieses triste Land streifte, doch er hielt sich zurück. Seine Geschichte hatte niemanden zu interessieren und so verhielt es sich auch mit der anderer. Er durfte nicht fragen, wenn er nicht bereit war, noch mehr von sich preiszugeben. Und das war er nicht.
Dennoch nahm er seine Worte nicht zurück und er verzichtete auch darauf, sie erneut zum Gehen aufzufordern. Er wusste es, seit er diese Fähe erkannt hatte. Er wusste, dass er keinen von beiden nun einfach so ziehen lassen konnte, ohne es später bitterlich zu bereuen.


[bei Zita und Pilgrim, irgendwo im Tal]

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Luca ist offline
09.01.2013 09:52

Verbittert schluchzte und weinte Luca. Wieso? Wieso nur nahm ihr das Schicksal alles woran sie sich noch klammern konnte? In Imbroh hatte sie ihre einzige Chance zum Überleben gesehen. Und er war ihr ein so guter Freund gewesen und hatte ihr viel beigebracht und gelernt. Wieso wurde ihr das alles auf einen Schlag genommen?
Traurig lag sie neben Imbroh. Sie konnte nichts sagen, vor Trauer aber sie nickte heftig, als Imbroh seine letzte Bitte an sie aussprach. Natürlich würde sie bei ihm bleiben, gar keine Frage. Traurig legte sie sich neben ihm nieder. Sie musste sich stark zurückhalten, um nicht sofort laut loszuheulen, vor Trauer.
Als sie so niedergeschlagen und traurig, wie sie war, neben Imbroh lag, fragte sie sich immer wieder, wieso? Wieso konnte Imbroh nicht noch etwas länger leben? Wenigstens noch eine Woche. Aber sie wusste, dass es sich nichts brachte, wenn sie still in ihrem Inneren bittete und bettelte. In einer Woche würde es genauso aussehen. Und sie würde genauso traurig sein, wie jetzt. Alles auf dieser Welt endete irgendwann, wie Imbroh gesagt hatte, so auch das Leben.
Sie dachte daran, wie er ihr das erste mal begegnet war, mit seiner überaus netten und freundlichen Art hatte Luca ihn schnell ins Herz geschlossen. Wie er ihr so viel über sein Leben erzählt hatte, mit seiner netten und weisen Art. Sie hatte ihn so lieb gewonnen und jetzt... Jetzt musste er gehen, obwohl sie sich noch gar nicht lange kannten. Am liebsten wäre Luca mit ihm gegangen, aber sie rief sich immer wieder in ihre Gedanken, dass das nicht ginge. Nur Imbroh musste gehen. Sie, Luca, musste weiterleben in dieser erbarmungslosen harten und kalten Welt. Ihr Leben musste irgendwie weitergehen, auch, wenn sie jetzt noch keinen blassen Schimmer hatte wie.
Aber das war im Moment auch nicht wichtig. Jetzt in diesem Moment la sie neben Imbroh und durfte noch ein letztes Mal seine Gegenwart spüren. Jetzt war ihr nur das wichtig, dass sie Imbroh in dieser Situation beistand. Was danach kam... An das wollte sie jetzt lieber nicht denken.
Sie warf einen traurigen Blick auf den reglosen Körper des Braunen im Schnee. Er lag mit dem Rücken zu ihr, also konnte sie nicht sehen, ob er schon von ihr gegangen war oder noch nicht. Sie war auch froh darüber, dass sie nicht sein Gesicht sehen musste, wenn er nun nicht mehr war. Sie schmiegte sich eng an seinen Rücken und dachte an all die Weisen Worte, die er ihr gesagt hatte und an all das was er für sie getan hatte.

[Im Tal der Nacht, bei Imbroh]


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NPC ist offline
19.01.2013 14:06

Die zwei Wölfe, die nach außenhin so hilflos erscheinen mussten, aber doch sich selbst hatten, ruhten eine ganze Nacht im warmen Beieinander. Die Atemzüge des alten Braunen waren schwer und von einem leisen Pfeifen begleitet, während auf der jungen Wölfin die Last von tausend Sorgen lasteten. Um sie herum beinahe nichts als Schnee. Abgestorbene Bäume hier und die Überreste des verendeten Hirsches dort. Die Gegend spendete nichts als Trostlosigkeit. Doch so lange im Körper des Alten noch der Geist eines echten Kavaliers wohnte, gab es für die junge Wölfin Grund zur Hoffnung. Mit gestärkten Mägen vermochten ihre Läufe sie wieder ein Stück zu tragen, stets im Kopf, dass es noch anderes auf dieser geschundenen Erde geben musste, als Schnee und Eis.

Fürs Erste hatte der alte Wolf wieder etwas Kraft und einen wachen Verstand, um sein Vorhaben weiter zu verfolgen, eine neue Grundlage für Luca zu finden. Er wollte nicht gehen, ohne sie in sicherer Obhut zu wissen. Am besten hätte ihm eine Familie gefallen, die selbst junge Wölfe hatte und Luca zum Einen als Kindermädchen, zum anderen als gelehrige Schülerin gebrauchen konnte. Doch wie das Schicksal es meist so wollte, würde am Ende etwas ganz anderes auf sie warten. Es war meist so, dass es nicht so kam, wie man sich das vorstellte. Fürsorgliche Eltern für Luca, die genauso viel Weisheit aber deutlich mehr Kraft in sich trugen, als er es tat, waren nichts weiter als ein Wunschtraum, von dem er sich lösen sollte. Das annähernd Gute war schon ihr Bestes.
Mit Mühe arbeitete sich der Alte hoch, spürte seine Knochen knacken und sein zähes Muskelfleisch arbeiten, bis er endlich auf seinen vier Läufen stand und sich vorsichtig wagte, die Gliedmaßen auszustrecken. Schon seit Ewigkeiten nicht mehr hatte er so eine angenehme Nacht verbracht, wie zuletzt. Er hatte schlicht vergessen, wie viel Wärme und Güte das Produkt gemeinsamen Respekts hervorbringen konnte. Nichts ging über den Zusammenhalt der Wölfe. Er hatte die Kraft der Freundschaft sein Leben lang unterschätzt. Er war lieber außen vor geblieben und hatte passiv zugeschaut, aus Angst, irgendwo mit hineingezogen zu werden, Pflichten oder Streitigkeiten aufgedrängt zu bekommen, die ihm nur das Leben erschwerten oder gar unmöglich machten. An Luca nun, erst spät, erkannte er, was er verpasst hatte. Es war unbegründet, sich nur herauszuhalten und schlicht als Nutznießer eines Rudels aufzutreten, wenn es noch so viel mehr gab. Da er sein eigenes Rad der Zeit nicht mehr zurückdrehen konnte, wollte er wenigstens Luca von vornherein auf den richtigen Weg schicken. Alle Fehler, die er begangen hatte, sollten ihr nicht widerfahren.

Sacht stupste er die weiße Wölfin an, wollte sie aufwecken. Jetzt war genau der rechte Moment, um weiterzuziehen und nach dem Land der Hoffnung Ausschau zu halten. Aus seinen trüben, glasig wirkenden Augen warf er ihr einen besorgten aber gleichzeitig bestärkenden Blick zu.

„Luca, komm, lass uns weitergehen. Wir haben schon viel zu viel Zeit verloren. Wir müssen … ein Rudel für dich finden.“

Er versuchte ein geschwächtes Lächeln, das ihr Mut geben sollte. Aber tief ins einem Innern war die Angst so groß, dass er es nicht schaffte, bevor seine Zeit abgelaufen war. Es war sein einziger wirklicher Wunsch, in diesem nachträglich so leer betrachteten Leben, dass er mit Luca noch einmal etwas richtig machen wollte. Die Ironie dabei war, dass er ihr ein Vorbild sein sollte, während er sich selbst als fehlgelebten Zwischenfrontgänger betrachtete. Imbroh drehte sich um und lief langsam ein paar Schritte. Seine Kraftlosigkeit sollte ihr Ansporn sein, auf der Suche nach etwas oder jemandem, der ihr eine größere Hilfe sein konnte.

[im Tal der Nacht, bei Luca]

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