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Skadi
The Tempest


Alter
4 Jahre
Geschlecht
Fähe
Größe & Gewicht
78cm, 54kg

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Dabei seit: 06.04.2010
Beiträge: 1516

Skadi ist offline
06.04.2014 20:41

Alles Bitten und Flehen schien nichts zu nützen. Die Worte perlten an Teyjen ab wie Regen an einem dichten Pelz. Sie hatte den Jungwolf noch nie so erlebt – unzugänglich für jegliche Logik und zugleich scheinbar felsenfest entschlossen. Unter anderen Umständen hätte sie diese Standhaftigkeit bewundern müssen. Der kleine Teyjen, der normalerweise schon beim geringsten Anzeichen von Widerstand umknickte, beharrte dieses Mal auf seinem Standpunkt. Was, wenn sie ihn tatsächlich nicht mehr umstimmen konnten? Er war nahezu ausgewachsen und kein Welpe mehr, den man einfach am Nackenfell packen und mitschleifen konnte.

“Wie lange willst du ihn suchen?“, fragte sie schließlich müde.

Takata und Shiro hatten bereits zwei Tage auf die Suche nach Kyevjen verwendet. Er hatte nicht auf das Heulen reagiert und auch keine Fährten hinterlassen – für sie ein Zeichen, dass er vermutlich nicht mehr am Leben war. Vielleicht eine Lawine. Noch zögerte sie, diese für Teyjen vermutlich verheerende Vermutung laut auszusprechen. Sie wollte ihm nicht das Herz brechen, wollte ihm nicht auch noch den letzten Funken Hoffnung nehmen. Doch sie konnte genauso wenig einfach dabei zusehen, wie er sich in etwas verrannte, das keinen Aussicht auf Erfolg hatte und dabei sein Leben ließ. Der Tod war endgültig, ein gebrochenes Herz konnte dagegen heilen. Vielleicht. Mit der Zeit.

[Teyjen, Lynx, Takata & Shiro | Gebirge]

IP
Avon
Pas de chenille.
Just une mite laide. Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ


Alter
3 Jahre
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Rüde
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67cm, 59kg

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Dabei seit: 29.11.2012
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Avon ist offline
08.04.2014 21:55

Das ganze war eine Katastrophe! Wieso nur passierte es ihm immer wieder, dass Fähen vor ihm davonrannten? Hatte er nicht eben geschworen, einen anderen Kurs einzuschlagen? Was sollte er denn noch tun? Genügte es, wenn er sich in Luft auflöste …? Der Grau-Melierte rappelte sich langsam auf und verließ sein kleines Nest, das er bis eben als sein persönlichen Hort der Liebe betrachtet hatte. Die bitterböse Realität hatte ihn aus seinen süßen Träumen getreten. Die Schmerzen seines erneuten Versagens würden ihn noch lange begleiten. Oh und … was nur würde Fraser dazu sagen? Was sollte er sagen? Wie stand er vor Jellin da? Hatte er sich lächerlich gemacht vor den beiden Rüden? Fraser würde sehr böse mit Avon sein … er hatte seine alte Freundin verjagt ...nicht gut, gar nicht gut … Ob er ihm je unter die Augen treten konnte mit dieser Meldung? Aber halt mal! Er hatte sich doch eben geschworen ein neues Leben zu beginnen. Und das neue Leben kannte keinen Feiglingavon mehr! Sei ein Rüde mit aufrechter Rute und stell dich deinem Schicksal. Steh deinen Rüden! Der junge Timberwolf setzte seine Pfoten selbstsicheren Schrittes auf den kalten Boden und marschierte in die Richtung, in der die beiden Rüden, der große und der kleine, verschwunden waren. Natürlich würde er sich eine Standpauke gefallen lassen müssen. Was dachte er denn? Unsinn bauen und auch noch Streicheleinheiten bekommen? Nicht bei Fraser! Ein Rüde, dem selbst eines der schlimmsten Schicksale widerfahren war, als ihm ein Ohr abgerissen wurde, würde keine Gnade kennen mit einem wie ihm. Ob er ihm … auch ein Ohr abbeißen würde? Das sah bestimmt gar nicht gut aus vor den Fähen … Avon schluckte und verlangsamte sich wieder. Aber doch nicht vor Jellins Augen, oder? Nein nein … Fraser war vielleicht ein unbequemer, humorloser Zeitgenosse mit einer finsteren Vergangenheit, aber er war doch kein Brutalo! Mit Sicherheit würde er so etwas nicht machen. Also jedenfalls nicht soo. Er würde ihm mehr mental die Ohren langziehen. Das war ja nicht ganz so schlimm.
Oh aber was geschah nun mit seiner Laina? Auch wenn es ganz schön unhöflich gewesen war von ihr, einfach wegzugehen, wo er doch gerade begonnen hatte einmal richtig anständig zu sein, so wollte er doch unter keinen Umständen, dass ihr etwas zustieß. Er würde es sich nie verzeihen, wenn ihr etwas passierte … was war denn, wenn sie am Ende mit nur einem Ohr zurückka-ah-ahaaah! Das dufte er nicht einmal denken! Unter keinen Umständen durfte er solch einen Alptraum durchgehen. War er von allen Sinnen? Oh nein oh nein oh nein … jetzt kam sie doch ...diese böse Panik. Laina … ein Ohr … Fraser auch, beide, beide Ohren, also beide Ohren ab, beide nur ein Ohr?

„Fraseeer! Jelliiiin!“, heulte er, während seine Pfoten begannen ihn durch die Landschaft zu tragen wie einen Hirsch mit Hummeln im Allerwertesten. „Das wollte ich doch niii-icht … nein ...“

Moooment! Avon hielt sturzartig an, so dass seine Nase fast nach vorn kippte und Bekanntschaft mit dem feuchten Boden machte. Der Graue hielt inne wie erstarrt. Er spielte ein weiteres Szenario durch. Was, wenn die beiden gar nicht erfuhren, dass er Schuld an Lainas Fluch war? Vielleicht war sie ja gar nicht wegen ihm gegangen? Also nicht, dass er sich einbildete, dass sie es nicht wegen ihm getan hätte … aber die Beiden mussten das ja nicht wissen. Halt … Fraser war doch nicht so dämlich, nicht sofort schlusszufolgern, dass sie nicht wegen ihm geflohen wäre. Verflixte Situation. Ehrlichkeit währte am längsten? Wenn ihm doch nur jemand helfen könnte … Hilfe?

„T-tut mir L-Leid … W-wollte das ni-nicht …“ Wie gut, dass er seine Pfoten noch hatte. Dunkel vor seinen Augen, versteckte sich hinter ihnen, als konnten sie ihn vor allem Bösen bewahren, dass die Welt gegen ihn bereithielt. Mit dem Kopf hinter seinen Pfoten auf dem Boden kauernd, dem Hintern in die Höhe gereckt, bettelte er sich selbst um Vergebung an.

„Hilfe …“

Da hatte er ja wirklich mal wieder Mist gebaut. Konnte er noch froh sein, wenn man ihm nur ein Ohr abriss hierfür … Avon … Kein-Ohr-Wolf …

(Storchenhalbinsel - auf halbem Weg zu Fraser und Jellin, in Shahinas Nähe)



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Shahina
abgegangen


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Shahina ist offline
09.04.2014 20:06

Die dunkle Wölfin spürte den Schmerz schon gar nicht mehr, der sich ungehalten in ihre Knochen fraß. Ihre Gedanken hafteten noch immer an ihren Welpen, die sie an einem widerlichen Puma verloren hatte. Für sie war dies alles hier nur noch eine verkehrte Welt, in der sie der Pechvogel war. Sie verlor jeden Tag mehr von ihren Selbstvertrauen und von ihrer Hoffnung ganz zu schweigen. Sie lief nun schon seit einer halben Ewigkeit durch die weite Welt, fand bisher jedoch kein Rudel, das bereit war, die gebrochene Mutter aufzunehmen. Wieso auch? Eine so schwache Wölfin konnte man doch nicht gebrauchen. Oder etwa doch? Was hatte sie nur wieder angestellt... sie hätte ihre Welpen mitnehmen können, dann wären die drei süßen kleinen Racker noch am Leben und würden sich vermutlich soeben an einem Stück Fleisch erfreuen, dass ihre Mutter mitgebracht hatte. Vielleicht wäre ja doch irgendwann ein anderer Wolf gekommen, mit dem sie sich hätte zusammenschließen können. Aber Shahina war eine unvorsichtige Mutter, oh ja. Sie hatte alles verloren, kein anderes Lebewesen hielt noch zu ihr – geschweige denn ein ganzes Rudel.

Die alte Fähe seufzte und in ihren Augenwinkeln fingen kleine Perlen zu glänzen an, die die Tränen der Verzweiflung und Schuld darstellten. Hätte sie nur besser aufgepasst, hätte sie nur ihren Liebsten besser versorgt. Sie wären nun eine tolle Familie, doch das war alles nur Wunschdenken, das ihr schlechtes Gewissen immer mehr nährte. Ihr Kopf dröhnte, sie war müde, hatte Hunger und einen zeitweilig guten Unterschlupf konnte sie bisher auch nicht ausmachen, seit sie das Gebirge hinter sich gelassen hatte. Ihre Kräfte fingen zu schwinden an und so ging die dunkle Fähe in den langsamen Trott über. Ihre Zunge hing aus dem Maul und schwang hin und her.
Sie trottete immer weiter, im Unbewussten auf den Rüden Avon zuhaltend, der sich gerade in einer ähnlich misslichen Lage befand. Shahina lief ungehindert weiter und ließ sich dabei einfach von ihrem Herzen lenken. Irgendwas sagte ihr, dass sich irgendwo auf dieser Welt jemand befand, der bereits auf sie wartete, nur wer, war ihr unklar. Sie wusste nicht wohin es gehen sollte oder ob es überhaupt irgendeinen Sinn machte, sich auf die Suche nach einem Rudel zu machen. Vielleicht hätte sie sich einfach von einer Klippe stürzen sollen. Nein! Das ist Schwachsinn, Shahina! Hör auf, an sowas zu denken!, meldete sich ihre innere Stimme zu Wort. Das bringt dir deine verlorenen Goldstücke auch nicht wieder zurück! Shahina seufzte erneut, nur dieses Mal etwas leidvoller.

Sie lief weiter und kam sogar an einem kleinen See vorbei. Ihre Verzweiflung und Schuldzuweisungen raubten ihr die letzten Kräfte. Die Fähe lief weiter, befand sich nun in Avons Sichtweite, ohne sich darüber im Klaren zu sein. Sie fiepste noch einmal laut, ehe die gebrochene Seele der Schwerkraft erlag. Sie atmete schwer und konnte nicht mehr aufstehen, alles um sie drehte sich. Sie ließ noch einen Hilferuf in Form eines schmerzvollen Heulens über ihre Lefzen gehen, dann wurde ihr schwarz vor Augen.

(Storchenhalbinsel ;; in Avons Sichtfeld ;; Jellin und Fraser in der Nähe)

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Lynx
smiling in the dark


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Lynx ist offline
12.04.2014 11:32

Bei Teyjens Ausruf zuckte Lynx zusammen. Zum einen wegen der Selbstsicherheit hinter diesem einen Wort, aber zum anderen auch wegen diesem einen Wort. Es war wie ein Schlag in den Magen. Sie hatten es nicht geschafft. Hatten Teyjen nicht davon überzeugen können mit ihnen zu gehen.

Was nun?, fragte sich der Weiße entmutigt. Er würde, konnte Teyjen nicht zurücklassen. Erst recht nicht nachdem sie Tihar bereits hatten ziehen lassen müssen. Aber wie würden es die anderen sehen? Würden sie den Jungwolf zurücklassen? Immerhin ging es dabei auch um ihr eigenes Leben. Bleiben konnte den Tod bedeuten.

Takata versuchte es mit genau diesen Argumenten, während Skadi scheinbar bereit war dem Jungwolf seinen Willen zu lassen. Shiro enthielt sich, doch sie hatte schon deutlich gemacht, dass sie weiter ziehen wollte.

Und Lynx? Lynx blickte auf den im Schnee kauernden Teyjen und sah doch nicht den braunen Jungwolf, sondern einen Weißen neben der reglosen Gestalt eines Altwolfes. Oh, wie sehr erinnerte ihn die ganze Situation an den Tod seines Meisters. Wie viele Tage hatte er im Schnee neben einen toten Körper gekauert bis er die Realität als solche angenommen hatte? Er hatte die Hoffnung nicht aufgeben wollen, dass sein Meister wieder aus seinem Schlaf erwachen würde und mit rauer Stimme nach Beute verlangen würde. So wie es immer gewesen war. Grob und immer eine Zurechtweisung auf den Lippen für den weißen Jungwolf, doch in den Augen immer Zuneigung und Liebe. Wie hätte er seinen Meister zurücklassen können? Doch nach Tagen in der Kälte und mit dem nagenden Hunger im Magen, hatte er schließlich einsehen müssen, dass Wölfe nun einmal starben, dass er wieder allein war.

Die Ereignisse schienen so ähnlich und doch unterschieden sie sich dramatisch. Denn Kyevjen konnte noch immer am Leben sein und Teyjen war nicht allein. Lynx hatte sich damals seine Selbstsucht leisten können. Immerhin hatte er sich lediglich sein eigenes Leben riskiert. Hier standen mehr auf dem Spiel. Und obwohl der Weiße den Wunsch des Jungwolfes nachvollziehen konnte, regte sich doch auch zum ersten Mal seit Beginn der Diskussion etwas wie Frust in ihm.

„Niemand hier will Kyevjen zurücklassen. Glaubst du uns fällt es leicht ohne ihn weiter zu ziehen? Aber so ist es nun einmal. Wir können nichts daran ändern.“, knurrte er auch wenn er sich nicht ganz sicher war, dass es der Wahrheit entsprach. Aber hey, sie waren ein Rudel und wenn es hier nicht um das Leben aller ginge, würde sicherlich keiner zögern, die Reise aufzuschieben, um den Vermissten zu suchen.

„Wenn du deinem Bruder wirklich helfen willst, dann hör mit deinen Anschuldigungen auf und komm mit uns. Kyevjen hat dich uns überlassen, hat darauf vertraut, dass wir dich sicher zum Ziel unserer Reise bringen. Damit ihr euch wiederfinden könnt. Also hoch mit dir.“, fuhr er schon etwas ruhiger fort, auch wenn in seiner Stimme noch immer er Frust zu hören war.

So viel hatte er seit langer Zeit nicht mehr gesprochen und sicherlich nicht in einem solchen Ton. Jetzt wo sich Lynx Gemüt wieder etwas beruhigte fühlte er sich schuldig. Doch ein solches Eingeständnis würde ihm nicht über die Lippen kommen. Er hatte Wahrheiten gesprochen und tief in seinem Innern würde das Teyjen schon wissen. Und vielleicht reichte es ja aus, um den Jungwolf wieder zur Vernunft zu bringen.

Müde und innerlich zerrissen stand Lynx da und hatte zum ersten mal das Gefühl, dass er ganz genau wusste wie sich sein Meister immer gefühlt hatte.


[bei Teyjen, Skadi, Takata & Shiro | Gebirge]

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Fraser
abgegangen


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Fraser ist offline
16.04.2014 12:29

Jellin hatte seine Frage mal wieder nicht beantwortet. Also selbst, wenn er jagen konnte: An den Manieren musste man mit diesem Welpen noch arbeiten. Was war so schwer daran ihm zu sagen, was er da unten gemacht hatte? Fraser brummte nur etwas Unverständliches, als Jellin aus dem Gebüsch kraxelte und schloss ich ihm dann – den Hasen im Maul an. Zuerst legte der junge Wolf einen zügigen Schritt voran. Dann wurde er immer langsamer. Sie hatten das Ende der Freifläche fast erreicht und es würde nicht mehr weit sein bis zu den anderen beiden. Jellin verlangsamte seinen Schritt immer wieder. Fraser war versucht dem jungen Wolf einen Schubs mit der Nase zu geben, um ihm zu signalisieren, dass er einen Zahn zulegen musste. Doch ein Heulen hielt ihn davon ab. Der Weiße blieb stehen und spitzte die Ohren – nun, wenigstens eines. War das nicht Avon? Für einen Moment ließ der Rüde den Hasen aus dem Fang fallen.

„Hast du das auch gehört?“

Oder haluzinierte er schon vor Hunger? Er blickte auf Jellin, der irgendwie schlapp wirkte. Fraser kam nun doch seinem Drang nach und stupste dem kleinen Rüden die Nase in die Seite.

„Komm schon, ist nicht mehr weit. Woll'n mal sehen, was Herr Avon und Madame Laina während unserer Abwesenheit angestellt haben.“

Fraser lächelte, nahm den Hasen wieder auf und stapfte dann voran, ein bisschen zügiger, damit Jellin ja nicht auf die Idee kam und wieder anfing zu bummeln. Sie hatten es wirklich nicht mehr weit. Die Bäume hatten sie wieder erreicht und bald würden sie zu der Stelle kommen, wo sie Avon und Laina am Rand des Sees zurückgelassen hatten. Wieder war Fraser, als würde er Avons Stimme hören. Wahrscheinlich erklärte er Laina gerade, warum er ihr einziger und unglaublicher Held und Verehrer war – und wieso seine Jagd so schief gelaufen war. Fraser verdrehte die Augen, schmunzelte und setzte den Lauf fort. Der Hase in seinem Fang begann schwer zu werden – und der Geschmack auf seiner Zunge erinnerte ihn stetig daran, dass sein Hunger grenzenlos wurde und langsam gestillt werden wollte. Umso erleichterter war er, als endlich der Bereich um den See zwischen den Bäumen hindurch in sein Sichtfeld rückte. Und nur wenige Schritte später sah er auch schon Avon. Nur ohne Laina. Oha.

[Storchenhalbinsel | Jellin, Avon, (Shahina)]

Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Fraser am 16.04.2014 12:30.


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Luca
Freund des Lebens


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Luca ist offline
17.04.2014 10:06

Langsam fing Luca an die drei zu mögen, obwohl der Weiße sie scheinbar noch nicht einmal bemerkt hatte. Und auch, obwohl Catori sich vorhin so seltsam benommen hatte. Was war nur los mit dieser Wölfin? Niyol erschien ihr von den Dreien deshalb am normalsten. Bei seiner Antwort konnte sie sich deshalb ein Grinsen nicht verkneifen. Zum Einen, weil er es so lustig sagte und zum Anderen, weil er ihr mitteilte, dass sie nun ein Mitglied ihrer Gruppe war. Das freute sie natürlich und sie grinste noch ein kleines Stückchen mehr.
Schließlich kam endlich auch mal der Dritte, der Gruppe zu ihnen, aber nicht etwa um sie zu begrüßen, sondern um sich zu verabschieden. Was?! Aber wieso? Wie konnte sein Rudel hier sein? War er doch nicht ihr Bruder? Ihr Rudel ist doch schon längst zerfallen, oder etwa nicht? Und selbst, wenn es noch bestand, sie würden sie sicher nicht mehr aufnehmen! Zumindest sie nicht. Ihn vielleicht. Aber es war ausgeschlossen, dass er nicht mit ihr verwandt war. Sie hatte nicht einmal bemerkt, dass dort irgendwo ein Rudel sein sollte.
Aber da holten sie Niyols Worte plötzlich aus ihren Gedanken. Oh, wie recht er nur damit hatte. Aber Luca fand es doch ein wenig schade, dass sie nicht einmal seinen Namen wusste. Naja, umso besser. Dann muss ich mir wenigstens nicht den Kopf darüber zu zerbrechen, ob ich ihn wirklich gekannte habe. Das habe ich sowieso nicht. Wenn er abhauen wollte, sollte er doch abhauen. Er hatte sich bei ihr gar nicht vorgestellt, also konnte es ihr völlig egal sein, was dieser Wolf tat.
Da kam auch Catori wieder zu ihnen und wollte wissen wo der Wolf hinwollte. Nemeth hieß er also. Tja, es konnte Luca jetzt egal sein wie er hieß. Er war sowieso weg.

„Er hat sein Rudel gefunden und will jetzt zu ihnen gehen.“

, erklärte sie Catori, die jetzt scheinbar wieder ‚normal‘ geworden war, nochmal, obwohl Niyol es schon gesagt hatte, aber sie wollt nicht einfach nur so dastehen. Sie hatte einfach das Gefühl gehabt es nochmal sagen zu müssen. Tja, anscheinend war Luca genauso wenig normal, wie Catori und Niyol vermutlich auch. Aber das war jetzt alles egal. Die Hauptsache war, dass Niyol vorschlug noch etwas zu essen und dann weiter zu gehen. Oh, das waren mal Worte. Endlich konnte sie etwas essen. Das Reh lag eh schon ewig da.

„Gute Idee.“

Luca wollte lieber auch nicht wissen, wer noch so alles hier im Wald umherstreifte. Vermutlich wäre sie schon längst über alle Berge, wenn sie es wüssten. Aber im Moment waren sie noch alleine und Luca hoffte, dass das auch so bleiben würde, bis sie fertig waren mit fressen.

[Bei Catori und Niyol; Rehkadaver]


I´m calling for you now
Can you hear me?
Please, don´t leave me alone
You are all what I have

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Teyjen
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Teyjen ist offline
18.04.2014 18:45

Teyjen war in eine plötzliche Starre verfallen. Er rührte sich nicht mehr. Die Welt um ihn herum wurde auf einmal viel leiser und ruhiger. Alles, was die anderen Wölfe sagen würden, schien nicht mehr von Belang zu sein. Er hatte seine Entscheidung bereits getroffen und irgendwelche anderen Äußerungen standen seiner Suche nach Kyevjen und dem Wiedersehen der beiden Brüder nur noch im Weg. Er wollte gar nicht erst hören, wie sie seine Entscheidungen in Grund und Boden reden würden. Niemand würde die Situation einfach so hinnehmen, kein einziger.
Und doch konnte er seine Ohren vor den vielen Worten, die auf ihn einprasselten, nicht verschließen. Er hörte jedes einzelne davon.

Takata, wie sie versuchte, ihm klarzumachen, dass er, wie immer, mehr als nur falsch lag. Er war dumm, ein dummer Wolf, seine Entscheidungen waren falsch. Wollte sie ihm das damit sagen? Der vorwurfsvolle, ja beinahe tadelnde Ton der Fähe schnitt ihm ins Fleisch. Er wollte sich dagegen wehren, aber die kräftige Stimme der Wölfin ließ seine Selbstsicherheit, die er sich so mühsam erkämpft hatte, gleich wieder verschwinden. So gern hätte er ihr gezeigt, dass sie es war, die falsch lag, dass er nicht so mit sich rumspringen ließ, dass er verdammt nochmal selbst im Stande war, Entscheidungen zu treffen. Aber er brachte es nicht über sich, ihr auch nur ein böses Wort ins Gesicht zu spucken. Das war er nicht, so war er nicht. Er war besser als das, das hatte Kyevjen ihm immer eingebläut. Stattdessen wandte er sich einfach von ihr ab. Selbst als sie einen weicheren Ton anschlug, er würde ihr nicht in die Augen schauen, dazu war sein Stolz zu verletzt.

Skadi zeigte sich im Gegensatz zur Weißen verständnisvoll, damit überraschte sie Teyjen wieder. Die Fähe, die sonst immer einen kühlen Kopf bewahrte und die Situation analysierte, war auf seiner Seite, war das nicht Beweis genug, dass er Recht hatte? Beinahe hätte er das auch Takata mitgeteilt, doch er kam im letzten Moment zur Vernunft. Aber auch der Alphafähe schenkte er keine Antwort, denn er wusste selbst nicht, was er dann tun würde. Im Vorhinein hatte er ja noch nicht einmal daran geglaubt, so weit zu kommen. Würde er einfach zurückgehen und Kyevjen suchen?

Als auch Lynx sein Glück bei dem Kleinen versuchte, begann die Botschaft langsam zu ihm durchzudringen. Wenn sie hier blieben, würden sie sterben. Elendig verenden. Das wollte Teyjen nicht, ganz und gar nicht. Er wollte lediglich seinen Bruder wiederfinden, war das denn so schwer zu verstehen? Vielleicht hatten Kyevjen und Teyjen eine Chance, und diese eine Chance wollte er sich auf gar keinen Fall nehmen lassen. Vielleicht würde es sogar seine letzte sein.
Takata und Shiro hatten nach ihm gesucht, aber ihn nicht gefunden. Hatten sie nicht gründlich genug gesucht? Nein, sie hatten zwei volle Tage lang die Augen nach irgendwelchen Spuren offen gehalten. Wäre sein Bruder noch da draußen, wären sie ihm begegnet. Eine Stimme in Teyjen aber schrie förmlich, dass sie sich täuschten. Der Kleine wusste nicht mehr weiter. Er konnte es sich nicht leisten, alleine übrig zu bleiben. Die Gruppe würde ohne ihn weiterziehen, weigerte er sich noch länger. Der Spalt in seinem Herzen wurde immer größer und tat plötzlich verdammt weh. Der Jungwolf krümmte sich vor Schmerzen und begann laut zu jaulen. Es hatte keinen Sinn. Sein ganzes Unternehmen war so konzipiert, dass entweder er, oder sein Bruder den Tod finden würde, ganz gleich, wie er sich entschied. Und so gern Teyjen sein Leben für das seines Bruders geben würde, wer sagte ihm, dass er Kyevjen auch wirklich finden würde? Dann würden sie beide sterben, alleine, getrennt von einander.

Als der Kleine aufhörte, sich selbst zu belügen, sah er endlich ein, dass die Chancen alles andere als gut standen, sie standen sogar verdammt schlecht. Er musste sich begreiflich machen, dass das Risiko einfach zu hoch war. Er konnte sein Leben nicht riskieren, wenn er nicht einmal wusste, ob Kyevjen überhaupt noch am Leben war, obwohl er selbst davon überzeugt war.
Nachdem er seinem inneren Ich die Entscheidung abgerungen hatte, wusste er, dass es keinen Zweck hatte, hier zu bleiben und höchstwahrscheinlich der Kälte oder dem Hunger zu erliegen. Er musste logisch denken, seine Gefühle mussten hintenangestellt werden. Und doch zerriss ihn der Spalt in seinem Herzen fast. Er schrie und zuckte unaufhörlich.
Dann begann sich der Schmerz langsam zu verflüchtigen, auch die Zuckungen hörten wieder auf, und ließen einen kraftlosen Teyjen im Schnee zurück. Er keuchte. Wie aus dem Nichts formten sich plötzlich Worte auf seiner Zunge, die er nur widerwillig aussprach.

„Ge-gehen wir.“

Und noch bevor jemand antworten konnte, marschierte er mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern an den anderen vorbei und schloss zu Shiro auf, die bereits ein Stück weit vorausgegangen war. Leise, aber trotzdem so laut, dass alle es hören konnte, sprach er das aus, was ihm schon die ganze Zeit auf der Zunge brannte.

„Wir sind alle Mörder. Alle.“

(bei Lynx, Skadi, Shiro & Takata)

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Jellin
Sternenauge


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Jellin ist offline
25.04.2014 22:31

Jellin lief inzwischen so langsam, dass er sich fast mehr erholte als er Kraft zum Laufen aufwand, als ihn ein Heulen unvermittelt ganz zum Stehenbleiben brachte. Bevor er Fraser, der ihn schon lange eingeholt hatte, ansprechen konnte, war dieser es, der zuerst das Wort ergriff.
Er stupste Jellin mit der Nase an woraufhin dieser sich verstimmt in seinem Hasen festbiss.
Als sie ihren Marsch fortsetzten, war es an Fraser, das Tempo vorzugeben.

"Was war das?"

fragte er hechelnd, während er versuchte Schritt zu halten.
Das letzte Stück der Freifläche legte sie dank Fraser rasch zurück. Obwohl seine Erschöpfung sich überraschend in Grenzen hielt, was wohl der Motivation durch den vorrauseilenden weißen Wolf zuzuschreiben war, empfand Jellin Dankbarkeit, als er sich in den schattigen Schutz des Etappenziels flüchten konnte.
Zwischen den Bäumen hindurch ging es weiter bis Jellin die Hügelgruppe erkannte, in deren Mitte sich der See verbarg. Ihr Ziel war kaum in Sicht, da zog etwa Frasers Aufmerkeit auf sich und Jellin folgte dem Blick. Vor ihnen fiel das Gelände steil zu einer Senke ab. Überrascht starrte Jellin den dort auf dem Boden kauernden Avon an, den Fraser entdeckt hatte. Bevor Jellin sich eine Erklärung liefern konnte bemerkte er Lainas Abwesenheit. Aufgeregt wand er sich um.

"Avon, Laina ... .Fraser! Was hat das .. Wo ist Laina?"

Er hob die Schnautze und versuchte Witterung aufzunehmen. Verdutzt hielt er inne. Zwar konnte er Laina nicht ausmachen, aber irgendetwas war falsch. Jellin lief an dem Abhang entlang bis zu einem umgestürztem Baum der in die Luft hang. Leichtfüßig sprang er hinauf und ging weiter bis der Stamm zu schmall wurde.
Angestrengt suchte er mit den Augen den Wald ab. Endlich entdeckte er, was er zuvor gewittert hatte.

"Fraser, dort!"

rief Jellin während er den Baum zurück eilte. Vorsichtig machte er sich daran, den Abhang hinunter zu arbeiten der sich als nicht so steil heraus stellte wie er zunächst gedacht hatte.

I don't howl to the moon - it just happens to be in the way every time.
He who wants to eat with the wolves has to howl along with them.

Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Jellin am 21.05.2014 10:28.


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Avon
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Avon ist offline
30.04.2014 21:20

Neues Kapitel beachten!



Seine Lage war wieder einmal zum Heulen! Alles was er machte, machte er falsch. Wieso hasste sein Schicksal ihn nur so? Heulen … das war das Stichwort. Dort hatte jemand seine Verzweiflung zum Ausdruck gebracht. Das wäre jetzt eigentlich genau sein Heulen gewesen. Aber wieso überhaupt heulen? Bestimmt hatte sich jemand über sein katastrophales Tun beschwert. War ja auch nicht weiter verwunderlich. Er musste den Zorn aller anderen Waldbewohner mit seinem Gejammer auf sich ziehen. Es war doch immer dasselbe. Aber was konnte er denn bitte mehr tun, als sein Leben vollends umzukrempeln? Sollte er sich im See ertränken? Das ging ja gar nicht! Oder? Zumindest konnte er seinen Schmerz und seinen Kummer im See ersäufen. Avon entschied kurzerpfote, zum naheliegenden See zu marschieren. Das Heulen war ja auch irgendwie aus der Richtung gekommen. Von seinen Sorgen getrieben schleppte sich der entmutigte Wolf über das ausgeblichene Gras. Das leise Rascheln nahm er gar nicht mehr wahr. Überhaupt existierte das hier alles nicht mehr so wirklich für ihn. Je mehr er darüber nachdachte, wie die anderen beiden Rüden wohl auf sein Versagen reagieren würden, desto mehr hatte er das Gefühl, ihre Witterung wahrzunehmen. Oh oh … das war bestimmt eine böse Vorahnung. Der Rüde blieb stehen und wandte seinen Kopf um. Aber er sah sie nicht, obwohl die Witterung Frasers und Jellins ganz deutlich zu riechen war. Das musste sein schlechtes Gewissen sein. Und er hatte sich über Frasers fehlendes Ohr beschwert … was man bei ihm wohl als fehlend diagnostizieren musste? Gesucht. Hirn. Hab es irgendwo zwischen Baum und See zum letzten Mal gehabt. Oh nein … jetzt war keine Zeit für avon'schen Humor. Er musste sich dringend etwas einfallen lassen. So eine Art Ersatz-Laina musste her. Jemand, den er also genauso gut verkaufen konnte. Deine alte Bekannte und insgeheim immer noch geliebte Laina ist weg? Kopf hoch, Fraserchen, hier ist jemand Neues für dich! Erstmal ein bisschen was vom kühlen Wasser trinken. Er trottete lahm an das Ufer und nahm ein paar Schlucke, so gewohnheitsmäßig. Kalt war das Wasser. Genauso kalt wie es ihm über den Rücken lief. Der schwache Wind striff durch sein Winterfell. Ach war das alles tragisch. Ach war das alles schlimm. Das Leben war sooo trau... Moment. Wer. War. Das? Avon setzte ein paar Schritte zurück und drehte noch mal den Kopf in die Richtung, aus der er seitlich etwas -oder jemanden- wahrgenommen hatte. Da lag … etwas Dunkles. War das … ein Wolf? Ja natürlich war das ein Wolf! Er witterte ihn doch ganz deutlich. Eine Fähe war das. Eine ziemlich … urks … a-a-a-aaalte … Fähe. Nicht gut. Alt nicht gut.
Avon senkte seinen Kopf vollkommen ungläubisch und inspizierte das Wesen näher. Machte sich das Schicksal lustig über ihn? Diese alte Fähe dort spiegelte ja perfekt seinen Gemütszustand wider. Hinlegen und gar nicht mehr da sein. Dann war das Heulen etwa von ihr ausgegangen? Offenbar hatten seine Sinne ihn doch nicht betrogen. Wie konnte er den Fehler wieder gut machen, ohne als völliger Depp dazustehen? Klare Antwort. Unmöglich!

„Bi-bist … bist du … echt?“

Oh Odin! Wie hatte er denn so was fragen können? Musste er sich selbst bei einer blutjungen Bekanntschaft wie dieser gleich wieder ins Aus katapultieren? Er schluckte verlegen. Sie war zwar eine Fähe und hatte damit im Prinzip standardmäßig Avons höchsten Respekt verdient. Nur leider war sie schon etwas … älter und passte damit nicht mehr so recht in sein … na ja, Beuteschema.

„Ha-hallo?“

Jetzt aber mal stopp. Da war doch eindeutig der Geruch von Fraser und Jellin! Ein leichter Windstoß hatte die Witterung zu ihm herübergetragen. Er schnellte mit dem Kopf in die Richtung, aus der er gekommen war. Wieso versteckten sie sich denn da irgendwo? Vielleicht war die neue Fähe ja eine willkommene Ablenkung zu dem ganzen Mist, den er verbockt hatte.

(bei Shahina am Mondscheinsee, Fraser und Jellin in der Nähe)



Avatarbild © Oliver Matla

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Shahina
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7 1/2 Jahre
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Fähe
Größe & Gewicht
81cm & 60kg
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Dabei seit: 04.04.2014
Beiträge: 70

Shahina ist offline
14.05.2014 22:40

Der Schmerz zog sich durch ihre Gliedmaßen und ließen sie nicht mehr aufstehen. Ihr Atem ging flach. Das war zu viel! Sie ist zu lange gelaufen, zu weit. Irgendwann musste es ja kommen, irgendwann musste sie sterben. Aber ob nun der Zeitpunkt gekommen war? Eigentlich war es ja gar nicht mal so schlecht zu sterben, schließlich konnte es doch sein, dass sie auf ihre tote Familie stoßen würde. Aber sterben empfand Shahina für diesen Zeitpunkt etwas unpassend, nein! Es musste einen anderen Weg geben, aus diesem tiefen Loch wieder heraus zu kommen. Sie hatte es so weit geschafft, auch wenn sie bisher kein Rudel gefunden hatte. Aber es lag etwas in der Luft, etwas, das der dunklen Fähe fast schon bekannt vorkam. Doch bewegen konnte sie sich nicht, nur ihre Augen bewegten sich träge, nahmen jedoch auch nicht mehr alles wahr. Ihre Ohren gaben ebenfalls den Geist auf. Vielleicht war sie doch so weit? Vielleicht sollte sie ja jetzt, genau an diesem Ort, zu genau diesen Bedingungen sterben? Oder spielte ihr das elende Schicksal wieder einen Streich? Wollte jedes verfluchte Lebewesen Shahina zugrunde gehen sehen? Das konnte doch nicht sein, das war mehr als nur unfair. Ihre nicht mehr allzu gut funktionierenden Ohren nahmen etwas wahr, doch konnte sie nicht verstehen, was dies war. Es hörte sich an wie nuschelnde Stimmen, aber sicher war sich die Fähe nicht. Sie spürte - trotz dem Schmerz, der ihren gesamten Körper in einen Schleier hüllte, welcher jegliches Gefühl ausschaltete, bis auf den Schmerz - einen leichten Wind. Immer wieder in regelmäßigen Abständen. Konnte die ein Tier sein, dass sie anatmete? Wenn ja... was war es? Nun ja, für so eine alte, verbrauchte Fähe fand doch eh keiner mehr einen Nutzen. Und was war, wenn der Puma neben ihr stand? Der Puma, der ihre Liebsten getötet hatte? Ein letztes Mal noch versuchte sie ihre Nase einzusetzen, was allerdings den Schmerz verstärkte. Sie aber ignorierte ihn weitestgehend und konzentrierte sich auf dn Geruch, der sich nun deutlich in seiner Nase festsetzte. War dies tatsächlich ein Wolf? Ein Rüde, der ihr helfen wollte? Als sie noch einmal genauer hinhörte, konnte sie keine Feindlichkeit in dessen Stimme erkennen und so presste sie unter Schmerzen ein leises

"Hilfe...!"

heraus. Ob es für sie zu spät war, sollte sich erst noch herausstellen. Sie wäre liebend gerne aufgestanden, um sich vorzustellen, doch die Schmerzen zerrten an ihren letzten Kräften und setzten sich in jedem einzelnen Knochen fest. Selbst ihre Lungen taten ihr weh und das Herz schien beinahe aus der Brust zu springen. Was hatte sie im Leben nur falsch gemacht? Warum tat ihr das Schicksal sowas an? Shahina war bereits eine Fähe mit gebrochenem Herzen und gebrochenem Willen. Warum musste jeder immer noch eins draufsetzen? Ein Mal... Ein Mal noch sollte die Welt ihr etwas Gutes schenken, etwas Wundervolles! Doch dafür war es vermutlich schon zu spät.

(Storchenhalbinsel ;; bei Avon ;; Jellin und Fraser in der Nähe)

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Fraser ist offline
16.05.2014 14:12

Er hatte sich nicht getäuscht, Avon war da. Aber auch nach dem zweiten Mal hinsehen fehlte Laina. Sogar Jellin hatte es bemerkt. Der junge Wolf hopste aufgeregt auf einen abgeknickten Baum, tanzte darauf wie wild hin und her und kam dann zurück, um dem Rüden zu bestätigen, was er schon wusste. Laina war weg - und dass Avon da auf dem Boden herumkroch und jammerte, musste etwas damit zu tun haben. Das sah ein blinder Wolf ohne Ohren. Oder so. Als Avon sich nun vollends in Richtung See wandte - offenbar hatte er ihn und den Welpen noch nicht bemerkt, wollte Fraser ansetzen und den Abhang hinunter zu ihm laufen. Aber Jellin hielt ihn davon ab, indem er ihn auf etwas anderes aufmerksam machte. Der junge Rüde hatte etwas gesehen, nicht weit von Avon. War das ein Wolf, der im Schilf lag? Konnte der etwas mit Lainas Verschwinden zu tun haben? Wenn ja, dann war Avon gerade auf dem besten Weg ebenfalls geschnappt zu werden. Das mussten sie verhindern! Fraser ließ seine Beute fallen.

"Ich sehe es auch. Komm, lass uns..."

Aber Jellin wartete gar nicht auf ihn, sondern machte sich schon daran den Abhang hinab zu laufen. Toll. Dieser Welpe. Fraser unterdrückte einen Fluch des Ärgers und folgte Jellin. Es war nicht schwer den Abhang hinunter zu kommen - hinauf zu kraxeln war deutlich anstrengender gewesen. Mit ein paar flinken Schritten hatte er Jellin eingeholt und rutschte halb schlitternd und halb rutschend mit einem

"Wer zuerst unten ist!"

an dem jungen Rüden vorbei. Natürlich war es egal, wer zuerst unten war. Aber bevor Jellin wieder zu bummeln anfing, war so ein Spielchen doch eine willkommene Abwechslung. Und so ein bisschen Spaß musste ja auch hin und wieder sein. Einige Augenblicke später jedenfalls hatte Fraser das Ende des Abhangs erreicht. Der weiße Rüde blickte sich um, nicht mehr vollkommen sicher, wo er Avon und den fremden Wolf nun gesehen hatte. Doch am Ufer bewegte sich etwas, leise Stimmen drangen an sein Ohr und ohne auf Jellin zu achten, setzte Fraser sich wieder in Bewegung und folgte seinen Sinnen in Richtung See.

"Avon?!"

rief er, als der Rüde nur kurze Zeit später in sein Blickfeld kam - und mit ihm das dunkle Bündel Fell, dass da auf dem Boden kauerte. Nein, das war ganz eindeutig nicht Laina - es sei denn sie hätte irgendeine verrückte Art von Verwandlung hinter sich gebracht (was Fraser durchaus für möglich hielt, immerhin war ja Avon... nein, keine Zeit zum stänkern.).

"Was ist denn hier los? Wo ist Laina?"

Auch nachdem er sich noch einmal genau umgesehen hatte, hatte Fraser seine alte Freundin nicht entdecken können. Mit einer Mischung aus Misstrauen und Verwirrung blickte der Weiße mit dem Einohr abwechselnd von Avon zu dem Fremden am Boden.

[Shahina, Avon | Jellin in der Nähe]

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Zita
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Zita ist offline
19.05.2014 22:25

Nun war es also soweit… Die Fragen, die unausgesprochenen Blicke und Vermutungen und vielleicht auch Misstrauen, das alles sah Zita in dem Blick den Marrok ihr nun zuwarf.

Die Fähe konnte erst nicht anders als den Rüden einfach nur anzustarren. Sie verstand sein Misstrauen und konnte sich sogar in ihn hinein versetzen. Wie würde sie sich nun fühlen? Wenn herausgekommen wäre, wenn Marrok das Wissen um ein Rudel ganz in der Nähe hatte und es Zita verschwiegen hätte? Die Fähe spürte wie Panik und der unsinnige Wunsch sich zu rechtfertigen, in ihr aufstieg.

Nach einer Weile musste sie den Blick abwenden und warf ausweichend Pilgrim einen Blick zu. Noch immer knabberte der Rüde an dem aufgebrochenen Beinknochen herum. Wie konnte er nur so ausdauernd sein? Sie an seiner statt hätte vor lauter Hunger wohl schon einen Hasen komplett verschlungen – oder wusste Pilgrim irgendwie, dass es nicht seine Beute war? Das das was er da tat eigentlich unrechtmäßig und falsch war?

Eine ganze Weile verging in der Zita nicht im Stande war Marrok endlich auf seine Frage zu antworten.

Sie hätte ewig so stehen bleiben und Pilgrim dabei zusehen können, wie es ihm besser zu gehen schien. Wie er etwas ganz Normales und so beruhigend Natürliches tat wie Fressen. Nichts war beruhigender für Zita´s kummervolles Gemüt als diesen Alten Wolf zu sehen, wie er einmal nicht zitternd, halbtot oder dem Todeswunsch nachgebend einfach im Schnee liegen blieb.Sie wusste natürlich, dass sie etwas sagen musste. Marrok hatte das Recht zu erfahren was sie wusste, was vorgefallen war. Und doch machte es das Wissen, dass ihr und Pilgrim´s Schicksal nun allein davon abhängen konnte was sie sagte… dieses Wissen machte es der Fähe nicht gerade einfacher. Sie ertappte sich bei dem welpenhaften Wunsch, sich einfach umzudrehen und im Schnee zu verbuddeln – ganz nach dem Motto „Ich bin gar nicht da, ich hab mit all dem Nichts zu tun!“ . Lange sah sie Marrok in die Augen. Er sah gekränkt aus, doch das konnte auch Einbildung sein… und doch war da etwas in seinem Blick, dass Zita einen Stich versetzte. War es Misstrauen? Enttäuschung? Wut? Oder einfach nur das Wissen, dass sie ihm etwas Wichtiges verschwiegen hatte?

Ihre Gedanken rasten, kehrten in das Vergangene zurück als sie neben Marrok auf dem Felsplateau gesessen und er ihr tröstend seinen Sternenglauben erklärt hatte, kurz nachdem ihr Bruder gestorben war.

Ja…
Sie verband ein kleines Stück Vergangenheit und Zita konnte die Panik die nun mächtiger war als ihr Schreck darüber, dass sie nun erzählen musste was sie bisher gehoft hatte, verschweigen zu können. Soviel hatte sie schon verloren… soviele geliebte Wölfe hatten in diesem verfluchten Tal ihr Leben lassen müssen oder waren verschollen… Und endlich hatte sie ein bekanntes Gesicht wiedergefunden – wie damals war Marrok auch dieses Mal Trost und Hoffnung zugleich gewesen, einfach nur durch seine bloße Anwesenheit. Dieses starke Gefühl… Zita konnte den Schmerz schon körperlich spüren… Wenn er sie jetzt wieder verlassen würde… Sie glaubte nicht, dass sie so einen erneuten Schlag noch einmal verkraften könnte.


Am liebsten hätte sie Marrok darum gebeten, ihm alles auf der Weiterreise erklären zu dürfen, doch irgendwie schien die Fähe zu spüren, dass sie sich am Scheideweg befanden. Hier würden sich ihre Wege entweder wieder trennen – Marrok würde dorthin gehen woher sie und Pilgrim geflohen waren und sie und der Alte würden ihren Weg alleine finden müssen. Hier und Jetzt sollte sich also alles Weitere entscheiden.

Trauer mischte sich in die Angst die Zita umklammert hielt.Sie… hatte ihn nicht angelogen oder absichtlich im Ungewissen gelassen… oder doch? Der absurde Wunsch Marrok zu sagen, dass sie nur nichts gesagt hatte, weil auch er nicht so direkt nach einem Rudel gefragt hatte, wurde übermächtig. Doch Zita wusste, dass sie mit dieser Aussage nur noch mehr wie ein trotziger Welpe gewirkt hätte, der jegliche Ausrede versuchte um einer Strafe zu entgehen.

Erkläre es ihm! Sage warum du nichts gesagt hast! Rechtfertige dich! SAG ETWAS!

Schrie eine Stimme in ihrem Kopf.

Unfähig sich zu bewegen sah Zita kurz in den Himmel ehe sie endlich zu sprechen begann:

„Der Fuchs… er hat Recht… Ja, es gibt ein größeres Rudel ganz in der Nähe und ja, ich und Pilgrim waren für kurze Zeit ein Teil davon.“

Sie hatte noch soviel mehr sagen wollen, noch soviel mehr erklären wollen, doch schon nach diesem einem Satz kam es ihr so vor als hätte sie eine Lawine ausgelöst, die sich nun nichtmehr aufhalten ließ, donnernd und tosend ins Tal hinabrauschte und alles auf ihrem Weg verschlang. Es war eine Erleichterung diese Gewissheit endlich nicht mehr verheimlichen zu müssen und gleichzeitig wünschte sich Zita, sie hätte sie nie erzählen müssen. Auch wenn ihr innerlich ganz anders zumute war, so sah sie Marrok dennoch direkt und offen in die Augen.

„Und doch irrst du dich… Ich… Wir…“

Wieder warf sie Pilgrim einen schnellen Blick zu.

„… wir wurden nicht vertrieben… Ich… Ich bin freiwillig mit Pilgrim gegangen. Ich hab das Rudel aus freien Stücken verlassen, zu Pilgrim´s Schutz…“

Erst jetzt da sie es erzählte erkannte Zita wie dumm diese Erklärung war und wie komisch sie auf Marrok wirken musste.

War es ein besserer Schutz in einen unbarmherzige Schneewüste zu ziehen, mit einem Altwolf der mehr tot als lebendig war, als im sicheren Schutz eines Rudels zu bleiben? Wie absurd…Und wieder kamen die Zweifel zurück… Hatte sie wirklich für Pilgrim entscheiden können? Oder schob sie ihn nur als Grund vor um nicht zugeben zu müssen, dass sie eigentlich das größere Problem gewesen war?

„In diesem Rudel gibt es einen Wolf… ein großer schwarzer Rüde… Ich will dir die ganzen Einzelheiten ersparen, nur soviel… er muss Pilgrim irgendetwas angetan haben… denn Pilgrim… er hatte Todesangst wenn dieser Rüde – „Tihar“ in der Nähe war. Tihar war lange verschwunden und wurde dann von der Wölfin die uns anführte, in einer Suchaktion von ihr zum Rudel zurück gebracht. Tihar machte sich einen Heidenspass daraus Pilgrim zu ängstigen. Und auch die Anführerin… „Takata“ … Sie… sie hatte versprochen für Pilgrim da zu sein. Du hast Pilgrim nicht gesehen als er zu uns stieß. Er war wie weggetreten, dagegen ist er nun fast schon wieder richtig lebendig… Nunja… Takata brach ihr Versprechen Pilgrim gegenüber um eben Tihar suchen zu gehen und ich glaube das hat Pilgrim sehr zu schaffen gemacht.“

Zita verstummte.

„…und mir auch…“

Fügte sie dann leise hinzu.

„Dieser Verrat… Warum hat Takata lieber einen Wolf ins Rudel zurückgeholt der ganz offensichtlich nicht gut für den Schwächsten unter uns war. Warum hat sie dafür ihr Versprechen Pilgrim gegenüber gebrochen… Du musst wissen, dass Tihar freiwillig gegangen war… Er wollte nie ein Teil des Rudels sein...“

Es tat gut endlich einmal unbefangen erzählen zu können – es jemanden zu erzählen die die beteiligten Wölfe nicht kannte.

„Takata kam also mit Tihar zum Rudel zurück und dieser sollte nun ein Rudelmitglied sein, doch Takata schien nicht zu sehen, oder wollte nicht sehen, dass Tihar und Pilgrim nicht hatten aufeinandertreffen dürfen.“

Die Fähe erinnerte sich plötzlich daran, wie viel Respekt Marrok für Pilgrim übrig gehabt hatte.

„Tihar hat Pilgrim immer mit falschem Namen angeredet, hatte keinen Respekt vor ihm und machte sich sogar noch über ihn lustig… Ich… Ich konnte nicht zusehen wie Pilgrim immer verängstigter und panischer wurde, wenn Tihar in seiner Nähe war… Es hätte ihn das Leben gekostet… Deswegen bin ich mit Pilgrim aus diesem Rudel gegangen… Um einen eigenen Weg aus dem Tal zu finden… Ich konnte nicht zulassen, dass Pilgrim etwas zustößt… Dazu ist er mir zu sehr ans Herz gewachsen… und ich halte mein Versprechen ihm gegenüber, im Gegenzug zu Takata…

Die Wölfin die uns angeführt hat scheint nichtmehr zwischen Recht und Unrecht oder zwischen Bedrohung und Tod für einzelne Rudelmitglieder unterscheiden zu können… Pilgrim hätte dieses Rudel nicht überlebt, nicht mit Tihar… Und überall anders… ist es besser als in diesem Rudel…“


Schloss Zita ihre lange Erzählung und war sich im Nachhinein doch nicht sicher ob Marrok auch nur ansatzweise verstanden hatte, was in ihr vorgegangen oder sie zu ihrem Schritt bewegt hatte.Und so sah sie den Rüden vor sich einfach nur stumm an.

„ Also… wenn du das Rudel suchen willst… sie müssten noch in der Nähe sein… Du könntest sie noch einholen... wenn du dich beeilst.“

Sagte sie leise und musste dann doch den Blick abwenden.Sie hatte versucht zu erklären warum sie und Pilgrim alleine unterwegs gewesen waren… Nun lag es an Marrok zu entscheiden, wie er weiter machen wollte.



(Zita ist bei Pilgrim und Marrok; in der Nähe der Fuchs, irgendwo im Tal)

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Jellin
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Jellin ist offline
22.05.2014 21:18

Jellin blickte überrascht auf, als Fraser an ihm vorbeihuschte und verlor promt den Halt auf dem rutschigem Untergrund. Nur mühsam gelang es ihm, sich zu stabilisieren und einen Sturz zu verhindern.

"Na warte!"

knurrte er und rannte Fraser nach, wobei er hastig seine Beute nachschnappen musste, als diese ihm aus dem Maul zu fallen drohte.

Selbstverständlich war ihm Fraser allzu schnell ein gutes Stück vorraus, und so setzte der junge Wolf zu einem weitem Sprung an um den Abstand wieder zu verkürzen.
Trotz des erschwerenden Untergrundes schaffte Jellin einen geschickten Absprung, was ihn beinahe auf eine Höhe mit Fraser brachte.
Schlamm spritzte auf als seine Pfoten wieder den Boden unter sich fanden und legte sich wie ein Panzer um seine Läufe. Unkontrolliert schliderte er weiter, bis er in einem Pflanzengewirr genug Halt fand um nicht in in einer Schlammpfütze am Fuße des Abhanges zu landen.
Während er sich noch aus dem Grünzeug kämpfte, verfolge er aufmerksam Frasers Weg, der mittlerweile den Abhang hinter sich gelassen hatte und unterwegs zu Avon war.

Schmerzhaft bohrten sich das Gestäuch mit Dornen in seine Pfoten und schienen sich immer enger um ihn zu wickeln um so mehr er sich wandt. Erst als Jellin seine Beute beiseite legte und vorsichtig mit den Zähnen die Ranken beiseite zog, schaffte er es sich zu befreien. Den Hasen wieder im Maul machte er sich daran, den letzten Teil des Abstieges zu bewältigen.

Von dem Abstieg etwas mitgenommen trotte er zu der Stelle hinüber, an der er den fremden Wolf entdeckt hatte, wo Fraser und Avon bereits angekommen waren.
Neugierig betrachtete Jelliin den fremden Wolf.

"Wer ist das?"

fragte er, hauptsächlich an Avon gewandt und ohne tatsächlich eine Antwort zu erwarten.

[Bei Shahina, Fraser and Avon]

I don't howl to the moon - it just happens to be in the way every time.
He who wants to eat with the wolves has to howl along with them.

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Avon ist offline
24.05.2014 12:40

Was um alles in der Welt tat dieses alte Weib dort unten? Hatte sie sich den Kopf gestoßen? Avon fühlte sich heillos überfordert mit der Situation. Überhaupt fühlte er sich überfordert, jetzt, da Laina verschwunden war (sie war ja erst die dritte Fähe, die ihm in dieser Gegend davongelaufen war!) und mit der Aussicht auf einen tobenden Ein-Ohr-Rüden. Das lief ja wieder alles perfekt. Fraser würde gleich mit Jellin nach Hause kommen und alles was er zu bieten hatte war eine zitternde alte Fähe mit Kopfschmerzen am Ufer eines Sees. Konnte es noch besser kommen?
Avon legte den Kopf schief, drehte die Augen mit Blickrichtung Himmel und das rechte Ohr so, dass er genau hören konnte, was sie von sich stotterte. Ihren Namen? Oder den Namen dessen, der sie hier hergeschickt hatte? Vielleicht, wo sie herkam und wieder hingebracht werden wollte? Eine Erklärung für dieses ganze Durcheinander hier? Nein. Sie gab „Hilfe“ von sich. Verrückt. Genau das hatte er auch gerade winseln wollen. Der Graue sah sie wieder normal an und räusperte sich verlegen. Ja, perfekt … er konnte ihr ja so gut wie alles bieten. Er hatte viel im Angebot. Nur Hilfe war heut' leider wirklich aus … Tat es nicht auch ein kleines Ablenkungsspiel? Ich sehe was, das du nicht siehst? Aber sie sah ja vermutlich überhaupt nichts, so wie sie ihren Kopf versteckte. Bestimmt stand sie gleich auf und es tauchten noch vier, fünf weitere Wölfe hinter allenmöglichen Sträuchern und Bäumen auf, die ihm lachend verkündeten, dass er voll auf diesen kleinen Spaß hereingefallen war. Und weil er ihnen so gute Laune beschert hatte in seiner Hilflosigkeit, würden sie ihn gleich aufnehmen und zum Betawolf ihres Rudels machen, bevor Fras— zu spät. Da war er schon. Avon neigte den Kopf in gefühlter Zeitlupe nach rechts, in die Richtung, aus der das weiße Geschoss angespurtet kam. Was bitte ging den mit den beiden schon wieder ab? Er beobachtete, wie Fraser die Böschung herabgerannt kam als hatte er gewisse Insekten im Allerwertesten und Jellin, wie dieser mit seinen kleinen Stummelbeinchen hinterherhechtete, als versuchte er den Großen von diesen Insekten zu befreien. Hatten sie die Rollen getauscht? Wollte er Fraser jetzt einmal den kleinen, albernen Welpen heraushängen lassen und Jellin war der große böse Onkel, der ihm hinterherjagte, um ihm für seinen Quatsch die Ohren langzu- autsch! Nicht immer auf die Ohren. Themawechsel.
Also- Zum Einen hätten wir hier eine hilflose alte Wölfin, die wegen irgendjemandem oder irgendetwas um Hilfe flehte, während von rechts gerade zwei tobende, Fangen-spielende Rüden angerannt kamen und die Umgebung mit ihrem Quatsch ansteckten. Aber ihn, Avon, nannte man durchgeknallt, ja? Der graue Wolf schüttelte sich und blendete die beiden Spaßmacher fürs Erste noch einmal aus.

„Wwww...“ Oh Gott - noch mal. „Wo-wo tut es denn weh?“, fragte er mit seiner mitfühlendsten Stimme und einem Blick wie dem eines Erlösers. Aber selbst wenn sie ihm sagte, wo es wehtat, was sollte er denn dann für sie tun? Die Wunde lecken? Pusten...? Sie stand ja schon am See, von daher wäre eine Kühlung der Wunden sicher nicht das Problem gewesen und sicher hätte sie das dreckigste Gewässer seinen Sabberfäden vorgezogen. Obwohl sie nicht mehr blutjunges, weibliches Frischfleisch für ihn war, so empfand er doch ein tiefes Mitgefühl für die Alte, was auch immer sie denn haben mochte. Bevor er sich erkundigen konnte, was der Grund ihres Trübsinns war, hatten die beiden Quatschmachrüden die Stelle am Ufer erreicht. Natürlich fragte Fraser sofort die beiden Dinge, die er ihm ja glatt gar nicht beantworten konnte beziehungsweise durfte, wenn er nicht selber gleich ganz doll Hilfe nötig haben wollte. Was ist hier los – das hätte er ja selber gern gewusst und wo ist Laina. Oh nein … die Frage ging ja mal gar nicht.

„Lai-Lai … Na Laina ist … Laina lässt sich entschuldigen!“, verkündete er zuletzt selbstsicher wie sonst niemand und schloss dabei noch die Augen. Was für eine doofe Frage auch! Sah er denn nicht, dass hier jemand ganz offensichtlich in Not war? Vor ihnen stand eine Wölfin mit … ehm, mit irgendwas und brauchte dringend, wirklich dring-end Hilfe! Dringend genug, um eine derart … hust … überflüssige Frage zurückzustellen!

Und als genügte das nicht an ungebetenen Fragen, da stolzierte auch noch der kleine Faxenmacher vor und fragte gleich mal, wer das hier eigentlich war. Ja! Gute Frage. Sehr gute Frage. Ihm wäre es in diesem Moment lieber gewesen zu beantworten, wer das auf jeden Fall nicht war. Sie war nicht die hübsche Chihiro, auch nicht Thyca-Liebes und schon gar nicht … Laina.

„Myahh … mhh … Mya? Mya!“

Wer bitte? Wer war denn Mya? Das war diese entzückende alte Dame mit dem dunklen Fell, die gerade unglaublich Kopfschmerzen hatte.

„Nehmt es ihr bitte nicht übel, Freunde“, verkündete er in ungewohnt selbstsicherer Weise, „aber sie braucht jetzt ihre Ruhe. Sie hat gerade so etwas wie einen Notfall und fühlt sich nicht gut.“

Das war allemal wahrer als das, was er vorher über sie behauptet hatte– konnte man zumindest von ausgehen. Er nickte noch einmal zur Bestätigung und gab einen mahnenden Blick von sich. Genau so sah es aus! Bevor jetzt die ganzen Fragen um Lainas Verschwinden und das Auftauchen von, eh, Mya? kamen, wollte er sich erst mal ausdenken, wie er jetzt mit der Situation verfahren sollte. Außerdem hatte die Fähe ihn um Hilfe gebeten! Also hatten die beiden Burschen hier gerade nichts verloren. Nichts konnte die Fremde jetzt weniger gebrauchen als Gaffer!

„Aber sie würde sich sehr über etwas zum Fressen freuen“, fügte er noch rasch ganz uneigennützig hinzu, nickte, dass es im Nacken knackte und wandte sich dann wieder an die Alte. Er stubste sie vorsichtig an. Ihr gegenüber benahm er sich, als kannte er sie ja schon seit einer halben Ewigkeit. Aber was auch immer mit ihr los war, er musste versuchen ihr zu helfen. Das war er der Fähenwelt schuldig nach alledem, was er angerichtet hatte. Oh wie gut war es, dass hier wenigstens einer den Durchblick hatte!

(bei Shahina, Fraser und Jellin am Mondscheinsee)



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Shahina ist offline
27.05.2014 22:15

Je länger die Fähe dort am Boden lag, desto mehr musste sie sich unerträglicher Schmerzen wegen zusammenkrümmen. Wieso? Wieso passierte ihr immer sowas? Nicht dass sie es anderen Wölfen oder Tieren wünschte, aber sie hatte schon zu viel Leid erfahren müssen, als dass sie jetzt auch noch das hinter sich bringen musste. Selbst sterben würde sie gerade den elenden Qualen vorziehen, doch das würde ihr ihre Liebsten auch nicht wieder zurückbringen können. Und wenn es tatsächlich ein Leben nach dem Tod gab, ja dann konnte Shahina mit Bestimmtheit sagen, dass weder ihre Welpen, noch ihr Gefährte auf sie stolz gewesen wären. Nein, sie musste irgendwie hier raus! Nur wie? Dieser fremde Rüde sah auch nicht egrade aus, als wüsste er, was zu tun war. Aber sonst war hier auch kein anderer in der Nähe und wirklich aufstehen konnte sie mit brennendem Schmerz in Lunge, Beinen und Poten auch nicht. Wären es nur diese stechenden Kopfschmerzen gewesen, hätte sie noch aufstehen können, aber so? Keine Chance!
Die alte Fähe versuchte den Worten des Rüden zuzuhören. Lediglich einige Bruchstücke konnte sie einigermaßen verstehen und dennoch wusste die Dunkle, was der Fremde von ihr wissen wollte.

"Ich... ich kann nicht aufstehen. Di-Di-Dieser Schmerz. Es soll aufhören... bitte!"

Sie versuchte noch einmal aufzustehen, womit sie sich aber nur Tränen in die Augen trieb. Sie war zu weit gelaufen, zu schnell, hatte zu viel seelischen Schmerz schon erlitten und selbst physisch war sie nicht mehr die Alte. Ihre feuchten Augen wanderten zum Rüden hoch und legten den gesamten Schmerz frei. Er war ihre einzige Hoffnung, ihre mögliche Rettung. Wenn er ihr nicht helfen konnte, so war keiner dazu in der Lage. Er war ja bisher auch der Einzige, der sich für sie interessierte - jedenfalls schien es so im ersten Moment zu sein. Zwei weitere Rüden näherten sich, dabei war ein junger Welpe. Ein Welpe?! Shahina ließ ihren Kopf wieder auf den Boden fallen und ließ ihren Tränen einfach freien Lauf. Dieser Welpe hatte in ihr das alte Bild ihrer eigenen Kinder hervorgerufen. Dabei sah er ihnen nicht mal ähnlich, aber allein die Tatsache, dass es ein Welpe war, zerriss sie innerlich und wollte ihr schlichtweg keine Ruhe geben. Dennoch freute Shahina sich für den Welpen, dass wenigstens dieser am Leben war, auch wenn er nicht ihr Fleisch und Blut war. So nahm sie ihren Mut zusammen und hörte zu weinen auf, auch wenn sich die Tränen immer noch vorzudrängen versuchten. Sie aber blieb stark.

Ein letztes Mal versuchte sie sich aufzurichten, doch ihre Beine gaben nach. Sie hatte das Gespräch zwischen den beiden großen Rüden gar nicht erst registriert, da sie zu sehr damit beschäftigt war, irgndwie wieder aufzustehen. sie wollte etwas trinken, ihre Kehle war staubtrocken. Aber so sehr sie sich auch bemühte, immer wieder knickte sie ein. Und so beließ sie es vorerst dabei und blieb weiterhin liegen. Nun nahm sie auch wieder die Worte der Fremden wahr und versuchte diesen zu folgen. Der bunte Rüde gefiel ihr von der Art her, die anderen waren so... teilnahmslos. Klar, der eine war ein Welpe, aber der Weiße häte doch etwas tun können. Als der Bunte dann noch etwas zu Fressen erwähnte, versuchte sie ihre Kraftreserven noch einmal zusammen zu kratzen und räusperte sich.

"Et-Etwas Wasser wäre auch ganz hil-hilfreich."

So stark ihre Schmerzen auch waren, sie ließ sich nicht davon abhalten, den drei Wölfen ein dankbares Lächeln zu schenken. Hoffentlich konnten sie ihre wirklich helfen!

## bei Avon, Fraser und Jellin am Mondscheinsee ##

Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Shahina am 27.05.2014 22:16.


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... unverhofft kommt oft ...


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NPC ist offline
28.05.2014 21:17



Die nervig misstrauische Fähe hatte zwar fürs Erste angehalten und war nicht bedrohlich näher gekommen –er suchte schon nach einer geistigen Grenzlinie, bis zu der er sie noch kommen lassen würde– doch die Gefahr war deshalb nicht gebannt. Hier standen drei ausgewachsene Wölfe vor seinem Busch. Drei Wölfe! Eigentlich wahnsinnig, unter normalen Umständen hätte er gewiss niemals ein solches Risiko in Kauf genommen. Der Hunger verdrehte einem den Verstand. Aber Wölfe waren ebenso naiv wie kräftig und er hatte die Hoffnung nicht ganz aufgegeben, ihnen doch noch ein kleines Stück Fleisch abzutrotzen. Der alte Wolf, der bereits an dem Hasen nagte, war vielleicht nicht so eine Bedrohung und machte auch sonst nicht gerade den Eindruck, der geistige Führer dieses Rudelchens zu sein. Das einzige weibliche Exemplar dieser kurzschwänzigen Caniden war misstrauisch aber irgendwie auch zu draufgängerisch. Sie musste doch damit rechnen, dass er abhauen würde, wenn sie so weitermachte? Nur der Rüde, der ja obendrein auch der Kräftigste unter ihnen war, war für ihn nach wie vor schwer einzuschätzen. Zu seiner Erleichterung war die Gefahr offenbar nicht mehr so akut, nachdem er die letzte Information, die er besessen hatte, preisgegeben hatte. Das hatte überraschend viel ausgelöst in dieser kleinen Runde. Während der alte Zauselpelz weiter an seinem Hasen nagte und scheinbar gar nicht so recht mitbekam, was hier los war, da machte die Fähe den Eindruck, dass sie sehr genau wusste, was er gemeint hatte. Ja mit Sicherheit wusste sie das sogar. Der Rotschopf nickte eifrig. Genau genau … so sah das aus. War doch gar nicht so schlecht seine Info, oder? Sie war ihren Preis wert. Dann konnten sie ja jetzt zum zweiten Teil des Handels … aber nein … sie hörte ja gar nicht mehr auf. Jetzt begann sie mit einer Geschichte, die selbst seinen Informationsstand übertrumpfte. Aber genau genommen … war das auch gar nicht wichtig, das wollte er doch alles gar nicht wissen! Was sollte denn das jetzt? Wieso erzählte sie hier irgendwelche Wolf-ganz-privat-Geschichten? Was kümmerten ihn denn bitte die Sorgen irgendwelcher Wolfsrudel? Sie bestätigte doch viel mehr, was er schon immer über die Langbeine wusste- Sie waren naive Haudraufs, die sich ihr Leben untereinander nur schwer machten. Und er war gerade mittendrin in dieser lupinischen Dramatik und durfte feststellen, das man bei Wölfen immer nur hochgenommen wurde. Ätsch bätsch, oder wie jetzt? Was war denn nun mit seinem Hasen? Der Fuchs setzte sich zwischendurch hin, sogar ein Gähnen glitt ihm plötzlich weg, da ihre Berichterstattung über das Rudel so ellenlang war. Aber er stellte sich wieder auf und tippelte nervös auf der Stelle herum, leckte sich die kleine Schnauze, als er ungeduldig sah, wie der Graue immer mehr von dem Tier verspeiste. Aber nicht doch! Er futterte dort gerade seinen wohlverdienten Lohn auf! Konnte ihn bitte jemand aufhalten? Was hatte er denn noch davon? Er hätte sich niemals auf diesen Handel einlassen dürfen. Jetzt konnte er den Wölfen nicht mal vorhalten, sich nicht an die Abmachung gehalten zu haben. Sie hatten ihm den Hasen ja nie zugesichert. Wieso hatte er nicht das Maul gehalten?
Der kleine Rüde wurde immer ungeduldiger und steckte schon die Nase aus dem Büschlein heraus. Der Duft war so verlockend! Alles was jetzt noch fehlte war ein kräftiges Rülpsen und das war das Ende vom Lied. Die beiden großen Wölfe da klärten gerade ihre kleinen Beziehungsprobleme und der Alte verputzte seelenruhig sein Häschen. Das war einfach nicht fair, verdammt! Als der große Rüde plötzlich einen Blick zu seinem Busch warf, zuckte er noch einmal respektvoll zusammen. War das eine Drohung? Aber nein, sie waren ja noch immer ganz in ihre wölfisches Drama verstrickt. Der Typ hatte doch jetzt ganz andere Sorgen als einen Fuchs, der eine kleine Erpressung versucht hatte, nicht? Außerdem war er ja eigentlich derjenige, der die Wölfe am Schopf nehmen und mal ordentlich durchschütteln musste für ihr Betragen! Nur leider machte ihm seine fehlende Körpergröße da einen Strich durch die Rechnung. Die beiden Großen blieben also mit ihrem Beziehungsbrimborium beschäftigt, während der Fuchs nach einem Weg suchte, wenigstens noch einen kleinen Happen abzubekommen.

„He! He, du! Kscht! Kscht!“, zischte er ganz, ganz leise und unauffällig zu dem Grauen. Er musste doch nur aufhören, wenigstens mal kurz eine Pause einlegen, damit er nachher noch eine Chance auf einen Rest der Beute hatte. „Pfui!“, schimpfte er hintergründig und leise nach wie vor leicht verärgert über die Achtlosigkeit des Alten.

Er merkte gar nicht, dass bereits sein halber Kopf aus dem Busch ragte, während er versuchte den Grauen an der völligen Vernichtung seiner wohlverdienten Beute zu hindern. Verflixt, jemand musste ihn aufhalten!

[Marrok, Zita & Pilgrim | irgendwo im Tal]

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Dabei seit: 02.08.2012
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Marrok ist offline
05.06.2014 16:08

Als Zita den Blick abwandte, wusste er, dass er falsch lag. Nein, verjagt hatte man sie gewiss nicht, sonst würde es ihr nicht derart schwer fallen, darüber zu sprechen. Die Bestätigung kam, als die Fähe nun doch endlich ansetzte, um sich zu erklären. Sie hatte das Rudel verlassen und den Weisen mitgenommen – zu seinem Schutz, wie sie meinte. Einen alten, geschwächten Rüden aus der Wärme seiner Familie zu reißen war nicht gerade das, was Marrok sich unter „Schutz“ vorstellte, doch Zita mochte ihre Gründe gehabt haben und er war beinahe bereit, sich mit dieser Erklärung zufrieden zu geben. Sie hatte ihn bislang nie nach seiner Geschichte gefragt und im Gegenzug hatte auch er keinerlei Fragen gestellt. Ihm genügte, was sie sagte, ihm reichte eine knappe Antwort auf seine Frage, mehr hatte er nie verlangt … und doch kamen nicht ein paar wenige Sätze über ihre Lefzen, sondern alles. Alles, was sie zu ihrer Entscheidung getrieben hatte, bis hin zu dem Leid, das man dem alten Wolf offenbar angetan hatte. Beinahe hätte er sie unterbrochen, mit kalten, harten Worten ihre Geschichte zertrümmert, doch er schloss nur für einen Augenblick die Augen, so, als könne er sich vor dem, was sie sagte, verstecken, sich taubstellen, einfach nicht da sein …

Viel über seine Gefährten zu wissen, war gefährlich. Sie vertrauten ihm eine Geschichte an, nicht halb so unehrenhaft und grausam wie seine eigene, plauderten frei heraus, welche Dummheit sie dazu getrieben hatte, den Schutz ihres Rudels zu verlassen – und er hörte zu. Doch irgendwann reichte ihnen das nicht mehr und sie verlangten von ihm, dasselbe zu tun. Niemand würde seine Geschichte jemals hören, kein Fremder, kein Weiser und auch Zita nicht. Sie kannte ihn nicht, nur den Schatten, den er warf.

Sie endete, flüsterte und beinahe glaubte er, die Sache wäre damit erledigt – und doch setzte sie erneut an, erzählte von dem grausamen Rüden Tihar, der wider seines eigenen Willens zurück in das Rudel gebracht worden war, von jener, die sich selbst offenbar Anführerin nannte. Einen Weisen in seinem Stolz und seiner Ehre zu verletzen war nichts, das einem Wolf aus dem Donnertal je in den Sinn kommen würde. Ja, Pilgrims Geist mochte fort sein und weit weg über alledem hier schweben, vielleicht wohnte er sogar bereits bei den Sternen – doch er war immer noch ein Weiser und für einen alten Wolf war es nicht ungewöhnlich, wenn er in seinen letzten Jahren nicht mehr viel Zeit mit den Lebenden verbrachte. Marrok hatte genug Weise kennengelernt, um das zu verstehen, doch selbst wenn dieser Tihar wider aller Lehren gehandelt hatte, so reichte es lange nicht, um seinen Zorn zu erwecken. Wer war er, dass er Wölfe, denen er nie begegnet war, verurteilte? Er war selbst nicht mehr als ein Ausgestoßener, es war nicht recht, wenn er über andere richtete, denen es vielleicht genauso ergangen war. Der Wolf, der er einst gewesen war, hatte durch Zita gelernt, dass nicht alle von der Bedeutung der Sterne wussten, nicht wussten, von wem sie geleitet, von wem sie beschützt wurden. Vielleicht hatte auch Tihar davon keine Ahnung, doch das würde er wohl nie erfahren.

Schließlich fand Zitas Erzählung ihr Ende und Marrok, der mehr aus reiner Höflichkeit als aus wirklichem Interesse gelauscht hatte, zwang sich, die Augen zu öffnen und sie schweigend anzusehen. So, das Rudel war also noch in der Nähe? Und sie hatte tatsächlich abgewartet, bis er ernsthaft erwogen hatte, dem Fuchs einen Teil ihrer Beute zu überlassen, nur, um an diese kleine Information zu kommen, die sie ihm auch einfach hätte sagen können? In seinen Augen flackerte Zorn auf. Sie wusste ebenso gut wie er, dass sie es sich nicht leisten konnten, ihre Nahrung zu verschenken, was hatte sie dazu gebracht, es darauf anzulegen, dass er eine so unnötige Entscheidung traf? Einzig die Sorge, dass er ohne sie weiterziehen könnte? Wenn er das tatsächlich gewollt hätte, so wäre ihm das jederzeit frei gestanden und er wäre längst nicht mehr an ihrer Seite.
Geschichten waren gefährlich, doch Vertrauen konnte den Tod bedeuten.

Er warf einen Seitenblick zu dem Fuchs, dessen volle Aufmerksamkeit dem Hasen galt, an dem Pilgrim noch immer nagte. Tatsächlich war er so von seinem Hunger besessen, dass er sogar den Kopf aus dem Gebüsch streckte, gierig auf das Fleisch starrend, das außerhalb seiner Reichweite war. Noch. Wütend machte Marrok einen Satz nach vorne und schnappte nach dem Fuchs.

„Wag es nicht!“, knurrte er.

Es kam gar nicht infrage, dass er den hinterlistigen kleinen Räuber an seine Beute lassen würde. War es nicht er gewesen, der noch wenige Minuten zuvor damit gedroht hatte, den Handel platzen zu lassen? Nun, jetzt war er geplatzt und zwar endgültig. Marrok hatte bisher davon abgesehen, dem Fuchs an die Kehle zu gehen, hatte ihn die Unterhaltung doch irgendwo amüsiert – aber der Versuch, sich während seines Gesprächs mit Zita zur Beute zu schleichen, ging ihm eindeutig zu weit.

„Wir haben keinen Handel geschlossen, Fuchs, vergiss das nicht. Verschwinde und such dir irgendeinen Kadaver, wenn du unter all dem Schnee etwas finden kannst.“

Er machte einige Schritte zurück, den Fremden immer noch im Auge behaltend.

„Geh“, sagte er noch einmal. „Ich bin niemand, der dir Glück bringen wird.“

Noch ein letztes Mal bedachte er den Fuchs mit einem kalten Blick, dann wandte er sich ab und ging langsam zu Pilgrim. Er wusste, dass der kleine Räuber ebenso wenige Chancen hatte wie sie, diesen Winter lebend zu überstehen und gerade hatte er seine Chancen noch weiter verkürzt, doch ihn band nichts an diesen Fremden. Weder hegte er irgendwelche Sympathie für ihn, noch war er für ihn verantwortlich. Der Fuchs war allein, doch vielleicht mochte ihm das Glück die ein oder andere Beute bescheren, die ihm auf seiner eigenen Reise half. Marrok war niemand, der Gutes mit sich brachte. Er wanderte in der Finsternis und wenn er Licht fand, das Glück versprach, so beanspruchte er es für sich – doch wenn am Ende zu viel davon übrig blieb … nun, dann gab er es weiter.

„Ich kenne meinen Weg“, sprach er an Zita gewandt und redete dabei erneut von den Sternen, „und wenn es derselbe wie der eure ist, dann gehen wir ihn gemeinsam.“

Er entschied sich gegen das Rudel … und für die Sterne. Ein weiteres Mal. Es lag nicht an seinen Gefährten, die er nicht aufgeben wollte, sondern vielmehr an der Entscheidung selbst. Der Weg der Sterne war der einzige Weg, den er kannte. Er war ihnen immer gefolgt, er, der feige, blinde Narr. Immer dem Licht hinterher, das ihn durch die Dunkelheit führte. Manches Mal zweifelte er und fragte sich, ob es ihn nicht eher in die Dunkelheit führte, anstatt aus ihr heraus, während es ihn aus der Ferne für seine Feigheit verhöhnte – darauf wartend, dass er stürzte und in der Finsternis versank.


[bei Zita, Pilgrim und dem Fuchs, irgendwo im Tal]

IP
Fraser
abgegangen


Alter
2 Jahre
Geschlecht
Rüde
Größe & Gewicht
79cm & 42kg

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Dabei seit: 14.03.2013
Beiträge: 136

Fraser ist offline
06.06.2014 09:50

Natürlich gab es keine wirklich klare Antwort. Laina? Ließ sich entschuldigen? Natürlich, weil Laina auch genau der Typ Wolf war, der Probleme links liegen ließ und sich einfach verdrückte. Vor allem, wenn gerade ein Wolf in kaltes Wasser gefallen war und sie sich eigentlich um ihn kümmern wollte. Fraser kniff die Augen zusammen und starrte Avon einen Moment unverhohlen misstrauisch an. Sollte der ruhig merken, dass der Weiße ihm kein Wort von dem glaubte, was er da herausstotterte. Der Rüde konnte von Glück reden, dass sie gerade noch ein weiteres Problem zu bewältigen hatten und das dringender war als die Frage mit welchem Unfug Avon es geschafft hatte Laina zu vertreiben. Der Weiße wandte sich von Avon ab und blickte auf die Fähe, die angeblich Mya heißen sollte. Sie sah nicht wirklich gut aus, eher, als ob sie den besten Teil ihres Lebens schon hinter sich hatte. Der Fang grau, die Augen (wenn man sie denn sah) trüb und die Muskeln schlaff... und als Jellin auf der Bildfläche erschien, liefen ihr zu allem Überfluss auch noch die Tränen über die Augen. Das sah mehr als nur nicht gut aus.

„Sie hat gerade so etwas wie einen Notfall? Und warum stehst du dann hier rum und tust nichts, wenn sie Hilfe braucht?“

Fraser zischte Avon die Worte entgegen und schob ihn zur Seite, um näher an die Fähe heranzukommen. Er berührte sie mit dem Fang sanft hinter den Ohren und nahm ihre Witterung auf. Sie roch tatsächlich alt. Der Marsch hierher musste eine Qual gewesen sein – jedenfalls, wenn sie den gleichen Weg genommen hatte, wie er zuvor. Dann ließ Fraser den Blick über ihren Körper gleiten, betastete hier und da eine Stelle sanft mit dem Fang, um zu erfühlen, ob etwas gebrochen war, ohne ihr Schmerzen zuzufügen.

„Wo tut es dir weh?“

fragte er, als er seine laienhafte 'Untersuchung' abgeschlossen hatte und legt die Stirn leicht in Falten.

„Gebrochen scheint sie sich nichts zu haben“, murmelte er dann an die anderen beiden gewandt und als Avon das Futter erwähnte, nickte Fraser nur abwesend. Die Idee war gut, auch wenn Avon sie natürlich nicht aus uneigennützigen Motiven heraus äußerte.

„Komm her mit dem Hasen Jellin, geben wir ihr eine Keule von dem Langohr.“

Fraser trat zurück, um dem jungen Wolf Platz zu machen. Ihm fiel auf, dass er seinen Hasen am Hang oben vergessen hatte. Die Aussicht noch einmal hinauf kraxeln zu müssen, um die Beute zu holen begeisterte ihn ebenso wenig wie die Aussicht, das Tier jetzt gleich mit vier weiteren Wölfen teilen zu müssen.

_____________________________________________

"Ahm, ja, na klar"

antwortete Jellin, auch wenn ihm der Gedanke, SEINE Beute so plötzlich wieder abzugeben, gar nicht gefiel. Zögerlich ging er zu Fraser und warf ihm einen langen, fragenden Blick zu, bevor letzlich doch er den Hasen vor ihm auf den Boden legte. Dann langsam trat er zurück und beobachtete den fremden Wolf. Unvermittelt drehte Jellin sich um und rannte los.

"Ich hol den anderen!"

erklärte er, während er zum Abhang zurück eilte.


[Am See, Avon, Jellin, Shahina]

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IP
Avon
Pas de chenille.
Just une mite laide. Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ


Alter
3 Jahre
Geschlecht
Rüde
Größe & Gewicht
67cm, 59kg

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Dabei seit: 29.11.2012
Beiträge: 166

Avon ist offline
13.06.2014 18:58

Die alte Dame konnte einem ja wirklich Leid tun. Sie stöhnte und jammerte vor Schmerzen. Es musste ja unerträglich für sie sein! Avon ließ den Blick über ihren Körper schweifen, konnte jedoch keine blutige Wunde ausmachen oder etwas in der Art. Ihr fehlte nichts … sogar beide Ohren waren noch dran! Außerdem hatte er mit seiner kleinen Diagnose Recht behalten. Die Wölfin wollte unbedingt etwas fressen und … eh, etwas trinken? Sie standen doch aber bereits am See. Er wollte die Fähe dezent darauf hinweisen, das der See zu ihren Pfoten doch wohl hoffentlich genügen würde, da mischte sich auch schon dieser vorlaute Kasper wieder mit ein!

„I-ich tue nichts?!“

Das war doch die Krönung! Wie konnte er es wagen ihm so etwas vorzuwerfen? Avon blickte ihn voller Erschrockenheit an, während sein Kiefer bebte. Das rief nach Vergeltung! Er stellte ihn ja regelrecht bloß vor der Wölfin, stellte ihn als einen nutzlosen Quatschmacher hin, der sich nicht um die alte Fähe kümmern würde. Dabei war er doch als Erster hier gewesen, um der Dame zu helfen! Sie hatte ihn um Hilfe erbeten! Fraser sollte mal lieber wieder schön mit Jellin spielen gehen. Das hier war eine Angelegenheit unter Erwachsenen! Ja ja!

„Da-da-da-da-da … Das ist ja un-er-hört!“, urteilte er mit fester Miene und breitegedrückten Pfoten am Boden.

Aber der Weiße ignorierte seine Empörung einfach und … er … was tat er denn bitte da?

„Heeeeeeeeeeeeee!“

Er war doch kein Dingsdabumsda, das man einfach mal eben so beiseite schob! Avon schnappte nach Luft. So war er ja schon seit Dekaden nicht mehr gedemütigt worden! Wie konte er sich nur das Recht herausnehmen ihn derart zu erniedrigen? Er hatte ja bald mehr Hilfe nötig als die alte Wölfin. Avon zitterte beinahe vor Erregung. Das durfte nicht ungesühnt bleiben. Aber leider fiel ihm gar nicht ein, wie er mit so einer Situation umgehen sollte. Woher wusste man denn, was man tun sollte, wenn so ein Fall eintrat … dass sich ein Fraser einfach vordrängelte und einem die Schau stahl? Gab es da so was wie einen Generalplan für? Gab es irgendeine Stelle an diesem verflixten Wolf, an der man ihn mal eben für ein paar Augenblicke ausknipsen konnte?

„W-wo tut es denn weh?“

In Hilflosigkeit badend manövrierte sich Avon von der vorderen Seite her an die Wölfin heran, mit den Hinterläufen schon im Wasser stehend. Fraser anzugreifen lag ihm fern. Das würde bluten! Niemals durfte es das. Nicht, dass ihm noch ein Ohr abfiel und Avon ohnmächtig wurde bei diesem Anblick. Der Graue arbeitete sich mit seiner Schnauze wie ein Keil zwischen die beiden, mit dem Gesicht ganz nah an der dunklen Fähe.

„Ge-gebrochen hast du dir sicher nichts.“

Ja was tat er denn hier?! Welchen Nutzen versprach er sich im Wiederholen von Frasers sinnfreien Diagnosen? Er konnte es besser! Er musste nur erst einmal eine Idee haben … wie.

„Ich glaube du brauchst was Richtiges zum Fressen“ Endlich, er hatte einen Plan. „Jemand muss dir ein großes, saftiges Stück Fleisch jagen, dass dir deine … eh, Lebensgeister zurückgibt.“ Nicken.

Doch im vorauseilenden Gehorsam kam der Welpe auch schon mit einem toten Hasen herbeigeeilt. Ja nicht doch! Keinen Hasen doch! Das war … nicht so schnell sollte es sein! Fraser musste das machen, jetzt, sofort!

„Nein nein nein nein.“ Avon schüttelte den Kopf wie zur Fliegenabwehr. „Ein Hase ist jetzt nicht das Richtige.“ Wild entschlossen, den beiden eingeschworenen Rüdenfreunden den Has- eh, die Suppe zu versalzen, nahm er das tote Tier vom Boden auf noch eh die Alte es tun konnte und warf ihn in das Wasser.
„Hasenfleisch ist doch voll verkehrt bei … ehr, bei dem was sie hat!“

Jetzt durfte er wieder nicken, die Augen geschlossen.

„Jellin, sei ein guter Junge und hol der alten Dame ein … Schwein. Ein wildes … ein wildes Schwein, ein Wildschwein … also ein wildes Wildschwein!“

Mit dem Blick auf die Alte gerichtet, bekam er natürlich überhaupt nicht mit, dass er den armen Fraser gerade wieder ein Stück wegdrückte von der Fähe. Auch dass Jellin bereits wieder losgehüpft war, hatte er nicht registriert. Seine Flanke stieß etwas gegen die des Weißen, bis ihm wieder einfiel, dass … oh je, sein Ohr war doch hoffentlich nicht ansteckend? Als ihm das missratene Ding wieder in die Augen stach, nahm er rasch wieder Abstand von diesem rüden … diesem rüden Rüden.


(bei Shahina, Fraser und Jellin am Mondscheinsee)



Avatarbild © Oliver Matla

Signaturbild CC BY svenja81

Dieser Beitrag wurde schon 2 mal editiert, zum letzten mal von Avon am 13.06.2014 19:01.


IP
Shahina
abgegangen


Alter
7 1/2 Jahre
Geschlecht
Fähe
Größe & Gewicht
81cm & 60kg
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Dabei seit: 04.04.2014
Beiträge: 70

Shahina ist offline
01.07.2014 21:35

Shahina betrachtete das rege Treiben, das sich ihr nun darbot. Es war ein regelrechtes Wirrwarr seit die anderen beiden Wölfe angedackelt gekommen waren. Ihre trüben Augen wanderten von Wolf zu Wolf und irgendetwas war an diesem bunten Rüden seltsam. Wie hatte der andere Rüde ihn noch gleich genannt? Avet? Caton? Avok? Irgendwie in die Richtung war es jedenfalls. Er wirkte so aufgewühlt, so hilflos seit der Weiße hier das Kommando übernommen zu haben schien. Hatten diese beiden Rüden schon immer ein solch angespanntes Verhältnis zueinander? Wenn dies in ihrem Rudel - falls sie denn eines hatten - jeden Tag so ablief, dann taten ihr die anderen Wölfe leid. Sowas hielt doch kein Lebewesen aus! Shahina aber war zu schwach, als dass sie hätte in Machtwort sprechen können. Aber was war mit diesem Welpen? Er war so unbeteiligt, so... ausgegrenzt. Als der Weiße die Alte vorsichtig abtastete, musste sie immer wieder leise aufstöhnen, doch so starke Schmerzen, die durch einen Bruch hätten verursacht werden können, verspürte sie nicht. Dies schien der Weiße nun auch bemerkt zu haben. Als er noch fragte, wo es weh tat, sagte sie nur mit ihrer kratzigen Stimme:

"Eigentlich überall. Ich... Ich habe einen weiten Weg hinter mich gebracht. Ich de-denke, dass das einfach zu viel für eine so alte Fähe wie mich war."

Ob sie jetzt jemand registriert hatte, wusste sie nicht. Irgendwann sollte sich aber bestimmt eine Reaktion auf ihre Worte zeigen, dessen war sie sich sicher. Der helle Rüde beauftragte nun den Welpen, etwas zu Fressen zu holen. Fleisch war gut! Sie hatte seit einer halben Ewigkeit nichts mehr zu sich genommen. Nebenbei fiel der dunklen Fähe auf, dass Avek - oder wie auch immer er heißen mochte - nahezu alles wiederholte, was der weiße Rüde sagte. Ja, wie hieß denn der Weiße überhaupt? Hatte irgendwer einen Namen genannt? Beim Welpen war es Jellin, oder so ähnlich. Es dauerte nicht lange und schon kam der Kleine wieder und zwar mit einem saftigen Hasen. Er sah nicht sonderlich glücklich aus. Ob es daran lag, dass es seine Beute war und er sie abgeben musste? Shahina beschloss, dem Kleinen mehr zu lassen, als sie selber vertilgen wollte. Ja, die Betonung lag auf 'wollte', dann Avon – ha, jetzt hatte sie es – gönnte ihr diesen Hasen irgendwie nicht, sondern schleuderte es willkürlich durch die Gegend. Was sollte das denn? Hase war jetzt nicht gut? Was hatte der denn für einen Schuss weg? Shahina blickte ihn verwirrt und gleichzeitig wütend an, auch wenn man es ihr mit den ganzen Schmerzen, die ihr im Gesicht standen, gar nicht so einfach war. Dennoch glückte es ihr und so rügte die Alte ihn mit einem scharfen Blick. So ein Einfallspinsel! Dann kam er auch noch mit einem Wildschwein und drängte nebenbei den Weißen weg. Der musste ja eine Vollmacke haben. Shahina sagte jedoch nichts, bei ihrer röchelnden Stimme hätte man eh nichts verstanden. Also ließ sie es geschehen und versuchte wieder, sich irgendwie aufzurichten. Im ersten Moment gelang es ihr nicht, doch dann nahm sie noch einmal all ihre Kräfte zusammen und schaffte es sogar! Nun stand sie endlich wieder auf allen Vieren. Wackelig, aber sie stand! Sie ging zum Wasser und trank ein wenig davon. Dabei trank sie so hastig, dass sie sich verschlucke und heftig hustete. In dem Moment zog sich ihr Zwerchfell zusammen und sie stöhnte auf. Es ging ihr aber schon ein wenig besser als zuvor und das Fleisch, das in Auftrag gegeben war, lag noch am Rand des Ufers.

»Jellon? Jellen? Also... Kleiner. Du brauchst mir kein Schwein zu holen. Ich werde den Hasen hier essen.«

Als sie am Hasen angekommen war, ließ sie sich wieder auf den Boden sinken, ihre Schmerzen waren nämlich noch nicht verflogen. Es ging ihr zwar schon etwas besser, aber vollkommen geheilt war sie dennoch nicht. Sie blickte den Welpen an und nickte ihm leicht zu, so gut wollte es ihr allerdings nicht gelingen. Ihr Nacken hatte sich im Laufe der Zeit etwas versteift und so konnte sie wirklich nur ein ganz leichtes Nicken zeigen.

»Möchtest du auch etwas? Ich habe eh nicht so viel Hunger. Außerdem werde ich durch meine Magenkrämpfe vermutlich eh einiges wieder hochwürgen. Na komm...«

(Bei Avon, Fraser & Jellin || am Mondscheinsee)


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