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Takata
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Takata ist offline
14.07.2016 17:39



Eine ganze Weile trat nichts als schweigende Stille aus seinem Maul. Bobos Ohren standen gespannt offen, warteten auf jeden Mucks. Jetzt erst würde sich doch zeigen, ob und inwiefern er ihm Vertrauen schenkte. Ob er überhaupt bereit war etwas mit ihm zu teilen. Ein klein wenig Anerkennung seiner Mühe, mehr nicht. Und als dann etwas kam, verstand er es kaum. … dich … das … an … irgend so etwas in der Art. Bobo verstand nicht. War das jetzt wirklich an ihn gerichtet gewesen oder führte er so etwas wie Selbstgespräche? Es entlockte dem Rüden ein seichtes Grinsen. Niedliche Vorstellung. Unabhängig davon hatte der Ältere den Einruck, dass Kachnik mit dem Hunger zu kämpfen hatte. Es tat ihm noch immer Leid, dass die Jagd gestern so erfolglos verlaufen war. Doch auch er konnte die Beutetiere schlecht beschwören, doch bitte einmal auf sie zu warten und am besten noch in ihre Mäuler zu kriechen. Am besten in kleinen Häppchen. Er gab es auf. Offensichtlich war es wirklich nicht so leicht, dem Jüngeren etwas über seine Vergangenheit zu entlocken. Er streifte seinen suchenden Blick über die Landschaft und tastete sie nach vielversprechender Beute ab. Aber es war wie verhext … da war nichts. War es nicht immer so, dass einem Kaninchen, Dachse, Igel und Rehe über den Weg liefen, wenn man gut gesättigt war und kaum, dass sich der leere Magen meldete, waren alle Beutetiere wie weggeblasen? Musste irgend eine Art Gesetz sein.
Doch dann, von dem Moment an, wo er gar nicht mehr damit gerechnet hatte … begann Kachnik aus seinem Leben zu berichten. Mit zartestem Schritt lief Bobo unaufhörlich weiter, wagte jedoch kaum zu atmen. Oh wie er sich innerlich freute, freute wie ein kleiner Welpe, dass der ihm noch so unbekannte Jungrüde bereit war, etwas über seine Vergangenheit, seine Persönlichkeit mitzuteilen. Es machte ihn ganz glücklich, wie er es sich sicher nicht vorstellen konnte.
Kachnik berichtete von einer Fuchsjagd … ungewohntes Beutetier für einen Wolf. Vielleicht hatte es in ihrer Gegend besonders viele davon gegeben? Der Graue schwieg, wollte ihn nicht stören oder unterbrechen. Es war zu schön, etwas über ihn zu erfahren. Der Kerl interessierte ihn mehr als erhofft. Offenbar war auch diese Jagd, von der er berichtete, nicht nach seinen Vorstellungen verlaufen. Was musste er dann erst von ihm halten? Bobo tat es umso mehr Leid, dass er ihm nichts Besseres hatte bieten können. E war ja kein Wunder, dass er ein kleiner Beutedieb geworden war. Aber er musste lernen, sich selbst zu versorgen. Nicht immer war ein Wolf zur Stelle, dem er die saftige Beute abnehmen konnte. Er berichtete von seiner Mutter .. seinem Vater … doch was war mit den Geschwistern? Zu gern hätte er mehr erfahren. Wie ging es aus? Was war aus ihnen geworden? Bobo fürchtete das Schlimmste. Und er befürchtete, dass der Junge seine zarte Geduld verlieren würde, begann er ihn danach auszufragen.

„Das klingt nach einer originellen Jagdtechnik. Aber ich bin sicher, inzwischen könntest du den Part eurer Mutter selbst übernehmen.“ Diesen Punkt wollte er nutzen, um noch etwas mehr Information aus ihm herauszukitzeln. „Und die anderen? Was ist aus ihnen geworden? Haben sie nicht mitgejagt?“

Es war nicht so, dass er nicht bereits das Schlimmste ahnte, immerhin war Kachnik nicht gerade die Frohnatur von einem Wolf. Aber er sollte wissen, dass er Bobos aufrichtigste Anteilnahme hatte und jedes Verständnis, das er für sich beanspruchte. Er wusste nur zu gut, wie es sich anfühlte, vom Pech verfolgt zu sein.

„Als ich in deinem Alter war, ging es mir ganz ähnlich. Mein Vater hat mich auf den ersten Jagden nur zum Aufscheuchen der Beute abgestellt. Er wollte mir keine Verantwortung übertragen. Alles Chefsache, meinte er immer.“ Er räusperte sich. „Und später … nahm er mich gar nicht mehr mit auf die Jagd. Einfach so. Ohne Begründung. Dabei wurde ich immer sicherer und wagte mich heimlich auf meine eigenen Jagden. Ich erbeutete zunächst kleinere Tiere, bis ich mich an die Großen wagte. Doch als er dahinter kam, musste ich mir eine Standpauke anhören … das hat mich frustriert … also bin ich gegangen … Das war der Tag, an dem ich mein Elternrudel verließ. Und auch wenn ich mir sicher schon einmal alle vier Läufe verstaucht habe bei meinen Hetzjagden auf viel zu große Beute … bereut … habe ich es nie“, meinte er stolz und grinste zufrieden. Hoffentlich verstand Kachnik die Botschaft. Dann war es an der Zeit, dass er ihm auch mehr zutraute. Bei der nächsten Jagd musste er den Ton angeben, es konnte keine bessere Bewährungsprobe für ihn geben.




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Kachnik
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Kachnik ist offline
18.08.2016 02:29

Nachdem er geendet hatte, neigte Kachnik leicht den Kopf und schielte zum anderen Wolf hinüber. Er versuchte zu verbergen, wie interessiert er an der Reaktion von Onkel Bobo war. Er hatte es vermasselt. Er hatte gelogen. Es hat nie eine Mika gegeben. Er hatte fantasiert. Seine Eltern. Er durfte nicht an sie denken... Sie waren beim großen Namenlosen. Sie waren weg...als hätte es sie nie gegeben. Es hat sie nie gegeben...und Mika auch nicht. Er hoffte inständig, dass Bobo das Ende seiner Geschichte nicht mehr gehört hatte oder dass er es wenigstens nicht ansprach.

Die anderen. Kachnik kniff die Augen zu. Wenn er könnte, würde er sie alle vergessen. Er gehörte nun zu Onkel Bobo. Er war seine neue Familie. Sein neues Leben. Was machte er sich vor? Mika... Seine Brüder... Er riss die Augen wieder auf. Er merkte, wie seine Pfote wieder anfing zu schmerzen... Bobo begann zu erzählen und Kachnik lauschte angespannt seinen Geschichten. Es schien, als sei Onkel Bobo ein äußerst guter Jäger, ein Naturtalent. Das konnte Kachnik von sich vielleicht nicht sagen...aber dafür konnte er vieles anderes sicher besser als Bobo...Nun...Moment...Was war das da auf dem Boden? Mika? "Nein, Humbug!", bellte er wütend. Er senkte leicht sein Kopf und schnüffelte. Dann blickte er wieder nach oben. Natürlich war sie es nicht! Es war der Schatten der Blätter oben in den Bäumen. Nur das Biegen und Wedeln der Zweige ließ ihn so lebendig wirken. Das Maul bewegte sich, als würde der Schatten nach jemanden rufen...Ach, wäre er nur bei ihr, wo auch immer sie war. Er blinzelte irritiert. "Nein! Nichts als eine Last..." Er müsste für sie jagen und sie herumtragen. Ätzend! Dabei fand er selbst so gut wie gar nichts mit diesem Nichtsnutz neben ihm. Er dachte an das, was Vater ihm einst von seinem größten Bruder erzählt hatte. "Ein grünes weites Tal, voller zwitschernder saftiger Vögel...man muss sich nur einmal umdrehen und man stößt mit der Nase an ein Reh...unendlich viele kleine Seen...so klar, dass man die einzelnen Sandkörner zählen könnte...", murmelte er sehnsüchtig vor sich hin. Da müssten sie jetzt hin. Sein Vater hatte ihm befohlen, wenn er einmal groß genug war, sich eine Partnerin zu suchen und sich an so einem vollkommenen Ort niederzulassen, wie es auch sein Bruder getan hatte. Dann würde er nie mehr Hunger leiden. Das schwierige war nur, so einen Ort zu finden...Er schnaubte. Was träumte er nur vor sich hin?! Er bleckte die Zähne. Mit einem gezielten Pfotenhieb stieß er mitten auf den Kopf der Schattenmika hinab. Ein Schmerz durchfuhr seine Pfote. Er riss sie erschrocken zurück. Es war die eine verletzte gewesen. Er biss sich verlegen auf die Zunge.

Er wusste nicht genau wo Bobo stand, also rief er geradeaus in den Wald hinein:"Die anderen, die gibt es nicht mehr, verstanden?!"Er verengte seine Augen und fügte ruhiger hinzu: "Und es hat sie auch nie gegeben...." Er bemerkte erst im Nachhinein, dass er dabei immer noch die Zähne zeigte...Er fragte sich, wie er wohl auf den anderen wirken müsste. Es würde ihn nicht wundern, wenn er jetzt kopfschüttelnd das Weite suchen würde. Wie anders der andere nur war. Er hätte sich nie erträumt, eines Tages mit so einen Typen wie den hier, etwas zu tun haben könnte.Er hob den Kopf und suchte die Umgebung ab:"Ende mit Plauderstunde...Ich habe ich immer noch Hunger!"

Dieser Beitrag wurde schon 3 mal editiert, zum letzten mal von Kachnik am 11.09.2016 15:28.


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Takata
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Takata ist offline
21.08.2016 12:57



Eine ganze Weile kam gar nichts von dem jungen Kecken. Sie trabten einfach nur still nebenher und schwiegen sich an. Doch Bobo ahnte, dass es im Kopfe des Verwirrten munter herging. Warum brauchte er solange, um ganz gewöhnliche Fragen zu beantworten? Doch als die Antwort, wenn man sie denn so nennen wollte, dann endlich kam, war er regelrecht erschrocken. Bitte? Er schlug all seine Weisheiten, seine Lebensgeschichte, die er ihm offenbart hatte, in den Wind und stempelte es als Humbug ab? Der Ergraute sah von Hilflosigkeit beseelt nach vorn und klappte die Ohren an. Er wusste nicht, wie er darauf reagieren sollte. Viele Wölfe, so meinte er zu wissen, wären jetzt vermutlich sehr böse auf den Kleinen gewesen. Aber es lag ihm fern, dem Jungschen für irgendwas böse zu sein. Dass mit Kachnik irgendwas nicht stimmte (vielleicht hatte er seinen Kopf zu lange auf Eis gebettet?), erkannte ein Blinder. Aber das machte den Rüden in seinen Augen nur mögenswerter. Er hatte eben ein altes, schwaches Herz für unglückliche, junge Wölfe. Und wenn Bobo eines sicher zu urteilen wusste, dann, dass der Kerl unzufrieden, vielleicht unglücklich war mit seinem Dasein. Vielleicht auch mit den anderen. Er äußerte ja nimmer müde, dass ihn bezogen auf andere Wölfe immer etwas störte (er selbst, Kachniks Eltern und so weiter …). Aber war dies nicht letztlich auch ein Anzeichen dafür, dass er tief in sich Probleme mit sich herumtrug, die ganz ihm selbst entsprangen und die er nicht zu bändigen wusste? Bobo verschnaufte.
Kachniks Äußerungen gingen weiter, wobei er langsam das Gefühl hatte, dass er manchmal so etwas wie Selbstgespräche führte. Was war eine Last? Bobo unterdrückte den Reflex, ihn dafanach zu fragen. Vielleich war gerade ein schlechter Zeitpunkt dafür. Der Typ mochte zwar noch etwas frisch hinter den Ohren sein und irgendwie ein Ding weghaben, aber er hatte trotzdem ein Maul voller Zähne und es lag ihm fern, ihn zu provozieren. Außerdem wollte er ihn nicht verletzen, es hätte sein Gewissen für alle Zeiten lodern lassen. Während er immer weiter nachdachte, wie er nun mit diesem unglücklichen Wolf verfahren sollte, merkte er nicht, dass der Graue angehalten hatte und zurückblieb. Irgendwann wurde er aus seinen eigenen Gedanken gerissen, als er Kachniks Bellen hörte. Er spielte wieder auf die anderen an, seine Familie … offenbar hatten sie ihn schwer getroffen. Etwas musste vorgefallen sein und es kitzelte den Alten, mehr darüber zu erfahren. Aber gerade als es interessant wurde, brach der kleine Held ab und erinnerte daran, dass sie sich schließlich auf die Suche nach Beute begeben wollten. Guter Einfall. Nur woher nehmen, wenn nicht stehlen? Er sah sich um, doch weit und breit gab es kein Anzeichen für leichtsinnige Rehe. Sie mussten etwas anderes finden.

„Wollen wir es mal beim See versuchen? Vielleicht springen uns ein paar Fische in die Mäuler.“ Er tat diese Aussage in Begleitung mit einem kumpelhaft gemeinten Augenzwinkern.

So wirklich konnte er sich zwar nicht vorstellen, dass es sie satt machen würde, obwohl er schon bei Bären erlebt hatte, dass ihnen der Lachs in den düsteren Schlund sprang, aber auf jeden Fall würde es sie für eine Weile ablenken von der bedrückenden Vergangenheit eines Jeden. Wobei es ganz den Anschein machte, als hatte sein junger Freund trotz seiner Frühreife schon einen weitaus schlimmeren Lebensweg hinter sich, als es bei ihm der Fall war … Vielleicht aber konnte ihn der frische Duft von Fisch aufmuntern. Mit einem ermutigenden Grinsen trat er den Weg zum nah gelegenen Gewässer an in der Erwartung, dass ihm der Junge folgen würde.



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Kachnik
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Kachnik ist offline
07.09.2016 18:48

Springende Fische? In Seen? Verwechselte der da nicht etwas? Er selbst hatte noch nie versucht in Seen zu fischen. Aber hoffentlich wusste Bobo, was er tat. Er wollte ihm gerade folgen. Als ihm gerade etwas in den Sinn kam: Was wenn das ganze eine Falle war? Er hatte die Ganze Zeit Bobo gefolgt... Was wenn dort am See ein Bär wartete? Vielleicht waren die Bären seine Verbündeten...Oder ein ...Erdrutsch. Ein riesiger Waldbrand! Davor hatte seine Mutter ihn immer gewarnt. Vielleicht würde der Kerl ihn auch schlichtweg ertränken! Womöglich war Bobo ja auch ein Kumpane des Namenlosen? Dann wäre er so gut wie unbesiegbar! Der Namenlose, der jeden Tag die Sonne reparierte, das größte und schönste Revier aller Wölfe besaß, der besser hörte, sah und roch, als andere. Worauf hatte er sich da eingelassen? Sein Gedankengang schien ihm nicht ganz schlüssig...und er war hungrig, aber wollte sichergehen und knurrte:"Wenn das ein Trick ist Bobo, befehle ich allen Bäumen in deiner Umgebung auf dich hinaufzufallen, sodass du nie mehr aufstehen wirst. Hörst du Namenloser? Ich bin Kachnik, ob du willst oder nicht und das Versprechen, das du ihm einst gegeben hast, gilt auch für mich. Wenn ich also sage, dass die Bäume umfallen sollen, hörst du auf mich, klar?" Seine Stimme klang leider nicht so bedrohlich, wie er es sich vorgestellt hatte. Und der Große Wolf ohne Namen schien nicht zu antworten. Ihm jagten wieder einmal die gleichen Zweifel über den Rücken, doch er ignorierte sie. Es waren keine bloßen Märchen, die seine Mutter ihm einst erzählt hatte. Hoffentlich...Er wandte sich noch einmal kurz mit zuckenden Ohren an den Älteren:"Der Namenlose und sein Rudel hören auf mein Kommando. Führe mich zum See und dann fische mir was Schönes. Ich werde am Ufer warten, denke ich. Ähm..." Er schniefte kurz und folgte schließlich zögernd dem anderen.

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Takata
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Takata ist offline
01.10.2016 08:13



Während sie vom See gar nicht mal mehr so weit entfernt waren, dachte der Ältere darüber nach, wie es mit Kachnik weitergehen sollte. Er wusste, dass dies unmöglich ein Dauerzustand sein konnte, denn er war weder ein geeigneter Ersatzvater, noch war er überhaupt der Meinung, dass das jenes war, was der junge Rüde nötig hatte. Sicher, er hatte keine normale Sozialisierungsphase durchlebt, sondern war -durch was oder wen auch immer- geschädigt worden. Und so sehr es ihm ach Leid tat um den Jungen, es war nicht seiner Verantwortung zuzuschreiben. Anders sah es aus, wenn er es nun eventuell noch schlimmer machte … und davor … fürchtete er sich insgeheim.
Bobo lachte in sich hinein, aber es mochte unübersehbar sein, dass ihn das Amüsement antrieb. Der Kleine war wirklich ein Goldschatz. Katzengold, aber doch ein Schatz.

„Ja, tu das“, räumte er gespielt verständnisvoll ein. „Aber bedenke, dass wir dann keinen Wald mehr haben … ehm, du natürlich“, korrigierte er und grinste den etwas kleineren Wolf von der Seite her an. Er wusste wirklich nicht, was Kachnik immer mit seinem „Namenlosen“ hatte, aber es kam ihm komisch vor. Vielleicht war das für ihn so etwas wie sein unsichtbarer Freund, für den er beim Fressen eine Keule zur Seite legte … doch wenn es ihm half?

„Diesmal nicht“, eröffnete Bobo letztlich unverhofft ernst, nachdem der Jüngere seine großen Reden zu Ende geschwungen hatte. „Wir fischen und jagen zusammen, sonst lernst du es nie. Und du willst doch nicht ein Leben lang abhängig sein von einem Erwachsenen, oder?“


Es dauerte nicht mehr lange und sie hatten einen See erreicht, an dessen Ufernähe der Ältere instinktiv Halt machte. Eines war sicher: Schwimmen war für sie, die sie Wölfe waren, kein Problem. Doch mit dem Fischen hatte er sich das etwas leicht vorgestellt. Dabei wusste er, wie gut sie das immer hinbekamen und er fragte sich, ob sie das nicht auch einfach mal versuchen konnten.

„Also.“ Das klang, als hatte er einen gut ausgeklügelten Plan. „Ich stelle mich hier auf und fange die Fische aus dem Wasser. Du stehst da drüben“, er drückte seinen Kopf gegen Kachniks Schulter, um ihn anzuweisen, ein paar Wolfslängen weiter nach rechts zu gehen. „… und nimmst die Fische entgegen. Du musst aufpassen, dass sie nicht wieder ins Wasser fallen, sonst haben wir verloren. Klar soweit?“

Er grinste dem jungen Wolf freundlich zu und schwenkte seine Rute zwei, drei Mal im Kreis, die dabei einige Staubfäden in die Luft beförderte. Erwartungsfroh stellte er sich nun ganz dicht am Wasser auf und versuchte den nächsten Fisch abzupassen, der ihm vor die Augen kam …




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Kachnik
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Kachnik ist offline
01.11.2016 17:15

Er nahm Bobos Antwort kaum mehr wahr. In seinen Gedanken verschmauste er bereits frisch gefangene, saftige Fische. Versunken in seinen Träumen setzte er sich in Bewegung. Er schien kaum einen Schritt getan zu haben, da roch er schon das Gewässer.

Am See angekommen fiel Kachnik sogleich auf, dass er seit Ewigkeiten nichts mehr getrunken hatte. Aber er sagte nichts. Am Ende würde noch genügend Zeit dafür übrig bleiben. Er fragte sich wie wohl der Fisch schmecken würde. Halbherzig lauschte er der Anleitung des Anderen. Dieser würde die Fische einer nach dem anderen aus dem See herausangeln und dann direkt in Kachniks Maul befördern. Er musste nur aufpassen, dass die Beute nicht wieder aus seinem Bauch herausspringen konnte. War klar! Kachnik näherte sich dem Ufer. Neugierig linste er in das Wasser. Fast erschrak er über die graue Gestalt die sich scheinbar im Wasser fortbewegte. Er musterte seine eigene Spiegelung. Er zog seine Lefzen zurück und betrachtete seine eigenen Zähne. Diese Zähne konnten jeden Knochen zernagen, meinte einst seine Mutter. Er legte die Ohren an und ließ seine Zunge heraushängen. Der Wolf im Wasser tat es ihm nach. "Faszinierend", nuschelte er. Er hatte sich lange nicht mehr auf diese Weise betrachtet. Wann war er das letzte Mal an so großem stillen Wasser gewesen? Er war gewachsen. Konnte das sein? Langsam riss er sich los. Jetzt ging es ans Fischen. Voller Euphorie platzierte der junge Wolf sich direkt neben Onkel Bobo. Er konnte es kaum erwarten und sperrte schon einmal sein Maul auf. In atemloser Spannung blickte er auf die Wasseroberfläche. Sein Blick wanderte hoch zu Bobo. "Ich bin bereit! Leg' jetzt los!", forderte er ihn mit immer noch offenen Mund auf. Gierig erwartete er den ersten Fisch.

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Takata
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Takata ist offline
13.11.2016 17:00



Da! Da kam auch schon ein Rud- ehm, ein Schwarm Fische vorbei! Jetzt musste er nur kräftig zulangen und sie zu Kachnik rüberbefördern, der sicher schon erwartungsfroh den Geschmack von Fisch auf seiner Zunge kostete. Ihm ging das Bild von den fischenden Bären nicht aus dem Kopf, wie sie im Spätsommer den Lachs aus dem Wasser patschten und anschließend genüsslich verspeisten. Das war eine ideale Möglichkeit satt zu werden – man bekam keine Hufen ins Gesicht und musste seine Nase auch nicht in dreckige Erdlöcher stecken. Also konnte das nicht so schwer sein. Bobo musste nur noch etwas weiter nach vorn … und jetzt zulangen! Mist. Daneben. Also noch ein zweites Mal. Wieder nichts. Fisch war bisher nicht zu kriegen, aber wenn Kachnikchen dürstete, so hatte er nach und nach mehr Wasser im Gesicht. Eigentlich sollten es die Fische zu ihm schaffen, nicht die Tropfen … Entschuldigend und verschmitzt grinsend warf er ihm einen kurzen Blick zu.

„Keine Sorge. Die Sorte war auch schlecht. Ich versuch's mal mit der da.“

Da drüben schwamm noch eine Gruppe aus lustig bunten Fischen. Sie würden vorzüglich schmecken, er wusste es. Leider waren sie ein klitzkleinwenig weiter weg und so musste er nur …

„Huah …!“

Hallo Fische … hier bin ich. Bobo paddelte eifrig durch die Wassermassen. Schwimmen wäre ja noch in Ordnung gewesen, aber auf einen unfreiwilligen Tauchgang stand er nicht. Übrigens waren die Fische jetzt eh alle weg. Der Verunglückte drückte sich mit aller Kraft zurück an die Oberfläche, wo ihn der alte Freund Sauerstoff erwartete. Oben angekommen, holte er tief Luft und sah auf die Stelle, wo Kachnik eben noch gesta- Moment nein … ER war derjenige, der nicht mehr an derselben Stelle war. Ein Blick zurück verriet ihm von Schrecken untermalt, dass er im Begriff war abzutreiben. Er musste hier raus und zwar schleunigst … Doch da spürte er schon einen kräftigen Schlag gegen seinen Rücken. Wie … wurde er jetzt wie ein Fisch geangelt? Mitnichten … ein umgefallener Baumstamm hatte seinem (Ab-)Treiben ein Ende gesetzt und siebte ihn aus dem Wasser mit den Fischen. Jetzt musste er nur raufkommen auf das glitschig feuchte Holz. Sich abmühend und unbeholfen mit den Pfoten krackselnd, versuchte der Meisterangler auf das Holz zu gelangen …

„Eh … eh … Kachnik …?“







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Kachnik
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Kachnik ist offline
19.11.2016 19:56

Kachnik leckte sich hungrig über die Lippen. Sein Mund stand immer noch sperrangelweit offen. Warum gab es keinen Fisch? Wieder spritzte ein ganzer Schwall Wasser in sein Gesicht. Er schnappte zu. Nein...Wieder nichts...Wollte Bobo ihn ertränken? Er beförderte die Wassertröpfchen, die nun erneut an seinem Fell klebten, durstig mit der Zunge in sein Maul und kniff sich ein wenig Wasser aus einem Auge. Er würde zwar gerne ein paar Schlucke trinken, aber in seinem Fell hatte das Zeug nichts zu suchen. Er tappte aus Sicherheitsgründen zwei, drei Schritte rückwärts und wandte Bobo sein Hinterteil zu. Er hatte es satt von den Fehlschlägen des Älteren belästigt zu werden. Wieder hörte er ein Platschen. Er warf einen kurzen Blick zu Bobo. Kein Fisch, wieder sammelten sich Wassertropfen in seinem Fell. Das war nicht mehr lustig! Bobo warf ihm einen Blick zu, den er aus der Entfernung nicht so recht deuten konnte. Kachnik schaute ungeduldig weg. Wurde das noch was?

Plötzlich vernahm er ein...unerwartet lautes Klatschen. Er spürte wieder Nässe im Pelz. Kurz darauf ertönte ein lautes Geschrei...nun ja...das war etwas übertrieben, aber es klang auf jeden Fall etwas fehl am Platze. Er fuhr herum. Bobo war verschwunden! Seine Kinnlade fiel herunter. Irgendetwas war seltsam. Seine Gedanken purzelten ruhelos durcheinander. Er stellte die Ohren auf. Nichts...Nein...Doch, war da nicht ein Blubbern? Er sah in den Himmel. Äh...nein...im Gebüsch auch nichts. Dann fiel sein Blick auf einen Schatten im See, ein paar Schritte weiter weg. Natürlich, manchmal stellte sich Kachnik sich ziemlich blöd an. Moment mal...Bobo? Was tat der denn unter Wasser? Er war doch kein Frosch? Oder war das womöglich seine geheime Identität? Versuchte er die Fische vom Wasser aus zu fangen? Er hoffte innigst, dass Bobo gleich mit einem Fisch auftauchen würde. Nein! Was tat er denn da? Warum entfernte sich dieser Schatten immer weiter? Versuchte Bobo etwa mit Kachniks Fisch abzuhauen? Weiter hinten tauchte Bobo auf. Hatte er einen Fisch? Egal! Er ließ Kachnik grundlos alleine und dafür musste er bestraft werden! Er zögerte jedoch. War es das wert? Er trabte ein paar Schritte am Ufer entlang in die Richtung, in die Bobo geschwommen war.

Da sah er ihn wieder. Hm...Das sah eher so aus als würde sein Mitwolf nicht absichtlich vor ihm fliehen. Bobo knallte gegen einen Baum. Kachnik konnte sich die Schadenfreude nicht verkneifen. Wie ein kleines Junges, das vergebens versucht auf den Rücken seiner Mutter zu klettern, begann der andere nun am Holz hochzuklettern und schabte und kratzte, als versuche er die Rinde vom Baum zu schälen. Bobo schien etwas zu gurgeln, was Kachnik als Hilferuf interpretierte. Er näherte sich dem anderen noch ein wenig und rief ihm höhnisch grinsend zu:

"Onkel Bobo! Ich glaube du irrst dich! Das dort ist ein Baumstamm und kein Fisch."

Er bewegte sich ein Stück ins Wasser, sodass er bis zur Brust im Wasser stand. Er trank gelassen mit teilnahmslosem Ausdruck ein Maulvoll Wasser und peitschte Bobo daraufhin mit gespielter welpenhafter Freude mit dem Schwanz wedelnd mehrmals ein wenig Wasser in Richtung Gesicht.

Er erinnerte sich an den einen Tag als Mutter ihn und seine Schwester mit zum Fluss genommen hatte. Sein Schwanz hörte auf zu wedeln. Was hatte Mutter noch einmal gesagt?

"Komm Mika, komm zu uns beiden ins Wasser! Dir ist bei dieser Hitze sicherlich auch warm. Komm zu uns in den Fluss und kühl dich ab. Der Namenlose wird schon auf dich aufpassen. Mein früheres Rudel hat er auch so gut geschützt, wie er nun heute dich Acht gibt, nicht wahr Kachnik? Jedenfalls bis zu seinem Verschwinden, oder Kachnik? Er redet jeden Tag mit dir, weil du sein ältester, bester und einziger Freund bist, damals und heute, oder Kachnik? Hör Mika, Kachnik hat den Namenlosen damals ganz doll unterstützt, indem er für sein Rudel gejagt hat. Er war der erste der ihn nach seinem Verschwinden wieder gesehen hat. Damals war nicht einmal ich geboren. Und schau was aus ihm heute geworden ist! Kachnik, er kümmert sich doch gut um dich und uns? Kachnik? He! Kachnik! Nun komm sch...", drang mit einer seltsamen Stimme aus seiner Kehle.

Hatte Kachnik das gerade laut gesagt? Er erstarrte. Kachnik schüttelte sich leicht verstört. Am nächsten Tag hatte er niemanden mehr gehabt...und es war allein seine Schuld. Seine Beine fingen an zu zittern.

"Mika komm zu uns beiden...Ich...Es...tut mir...leid."

Kurz darauf warf er sich ins Wasser und versuchte zu Bobo zu gelangen, doch irgendwie verlor er die Orientierung und schnappte nach Wasser. Dann wurde er vom See fortgespült und mit ihm seine Würde. Aber irgendwie schaffte er es doch mit dem Kopf gegen das Holz zu knallen und glücklicherweise direkt neben Onkel...äh...wie hieß er? Nicht wichtig. Kachnik versuchte den Schmerz auszublenden, seufzte übertrieben laut und verkündete atemlos:

"Ich...der große Kachnik...bin zu...dei...ner...chr...Hilfe gekommen, wer auch immer du bist! Mit dem großen Namenlosen...an meiner Seite...werde ich...dich nun...aus dem Wasser holen...und...und...ufchl...ng..."

Und plötzlich wurde um ihm herum alles schwarz.

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Takata ist offline
03.12.2016 23:15



Mit etwas Glück konnte er versuchen seinen Hinterlauf auf das Holz zu hieven, dann hatte er einen Punkt, der ihm Halt versprechen konnte … zumindest in der Theorie. Besser aber wäre gewesen, der junge Aufreißer hätte sich seiner erbarmt und wäre herumge- Moment .. was tat er denn da? Meinte er wirklich, dass das der geeignete Zeitpunkt für ein Bad war? Wenn das Kachniks Auffassung von „Helfen“ entsprach, mussten sie später dringend noch mal einen Wuff miteinander austauschen … vorausgesetzt, sie überlebten das hier. Bobo hatte nur schwerlich die Möglichkeit herüberzuschielen und zu gucken, was der kleine Katastrophenwolf dort wieder tat. Er fand das gerade irgendwie nicht witzig und wünschte sich, er hätte einmal, - ein Mal – getan, um was er ihn gebeten hatte. Es dauerte nämlich auch gar nicht lang' und Super-Kachnik war mehr oder weniger direkt neben ihm gestrandet, wo er nun selber hing wie ein Schluck Wasser. Da war doch nicht sein Ernst … wie sollte er ihm denn nun helfen?! Er hätte jetzt nur zu gern sein Missfallen geäußert, aber das Wasser in seinem Maul gestattete nur ein unverständliches Blubberbrodeln. Jedoch war er so zornig über das Ungeschick der jungen Großklappe, die vor ihrem Abgang noch irgendwelche Selbstgespräche abgehalten hatte, dass er tatsächlich im Stande war sich ein Stück auf das glitschig nasse Holz zu ziehen. Bobo hatte das Gefühl, er drückte sich die Augen aus vor Anstrengung um das Ziehen aus dem kalten Nass. Das war die wohl dilettantischste Art, Beute zu machen, die er sich hätte vorstellen können. Also hätte man ihm die Geschichte von den zwei angelnden Tolpatschrüden angedreht, er hätte herzhaft gelacht. Doch diese Situation gerade war überhaupt nicht komisch und wenn es einen gab, der sie zum Besseren bewenden konnte, dann war er das wohl. Mit Kachniks „Hilfe“ war jedenfalls nicht mehr zu rechnen.
Nach einiger Zeit und mit gefühlt letzten Kräften hatte sich Bobo auf den Baumstamm gearbeitet. Er lag dort wie ein angeschwemmter Seestern mit den Extremitäten in alle vier Himmelsrichtungen verstreut, die Zunge trat weit aus seinem Maul. Die Augen wanderten müde in ihren Höhlen umher und sortierten sich Himmel und Erdboden bzw. Wasser zurecht. Im Zuge dieser geistigen Neuordnung seiner Umwelt fiel ihm auch der nasse Schwamm alias Kachnik auf, der im Wasser hing und offensichtlich nicht mehr Herr seiner Sinne war. Also raffte sich der Braungelbe noch einmal auf, ihn ebenso aufs Holz zu ziehen. Seine Schnauze haschte nach etwas, das sie greifen konnte und zog dem Rüden am Ohr. Es musste schmerzhaft sein, doch war es just in diesem Augenblick das Einzige, was er von ihm zu Greifen bekam. Also zog Bobo … und zog … und zog. Doch die Kraft, die er aufwenden musste, um den nassen Sack Kachnik hochzuhieven, verlangte mehr Kraft ab, als sein geschundener Leib noch zu geben bereit war. Das hatte zur Folge, dass er zwar das Gewicht vorn – Kachnik – nach oben beförderte, hinauf aufs nasse Holz, mit den Hinterläufen jedoch an Halt verlor, was schon der schmalen Oberfläche geschuldet war und seiner denkbar schlechten Position auf dem Stamm. In dem kurzen Moment, als seine eigenen Hinterläufe der Schwerkraft zum Opfer fielen, zog seine Schnauze vorn den Körper des jungen Rüden sicher nach oben, wo er ihn sogleich auf der provisorische Überbrückung fallen ließ. Kachnik hing nun wie ein altes Laubblatt über dem Baumstamm … diesen Platz hatte er nur, weil Bobos Leib soeben dabei war hinten über zu fallen. Mit einem kurzen Jaulen fiel er zurück in den reißenden Strom und verschwand im Getose des Flusses. Sehnsüchtig sah er auf den leblos wirkenden Kachnik, während das Wasser seine Schnauze umspielte und zuletzt nur noch seine Pfote an der Luft hielt, die aber mitnichten im Stande war, ihm den überlebenswichtigen Sauerstoff zukommen zu lassen. So wirkte dieser letzte, verzweifelte Akt wie ein hilfloses Lebe-Wohl-Sagen, das der junge Wolf womöglich nicht einmal mehr sehen konnte … Bobo wurde unfreiwillig mit auf die Reise der Wassermassen genommen, ungeachtet seiner fehlenden Fähigkeit, wie ein Fisch unter Wasser atmen zu können. Dass er ausgerechnet dort endete, wo seine potentiellen Beutetiere wohnten, war wohl, was man Ironie des Schicksals nannte … aber dieser Gedanke kam ihm spät … zu spät.




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Kachnik
Doppel-As


Alter
1 Jahr
Geschlecht
Rüde
Größe & Gewicht
79cm & 46kg
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Dabei seit: 21.05.2016
Beiträge: 112

Kachnik ist offline
13.12.2016 14:47

Es dauerte eine Weile bis Kachnik wieder zu Bewusstsein kam. Energisch verdrängte er die Dunkelheit in seinem Kopf. "Hm...?" Er war im Wasser untergegangen, daran konnte er sich noch erinnern. Aber jetzt gerade war er eindeutig nicht mehr im Wasser. Er lag auf einer rauen harten, aber glücklicherweise vergleichsweise trockenen Oberfläche. Er lag auf einem...Baumstamm. Und eines seiner Ohren schmerzte höllisch. Er hustete etwas Wasser aus. Aber...er war gerettet! Das war die Hauptsache! Der Namenlose musste ihn aus dem Wasser gefischt haben! Auch wenn er niemanden riechen konnte...Er dehnte seine Beine und hob erleichtert ein wenig seine Schnauze, öffnete leicht die Augen und dann...Moment, war da nicht...eine Pfote...War das nicht eine graue Pfote? Es sah aus wie eine Pfote...eine Pfote von...Kachnik blinzelte und im nächsten Moment war die Pfote wieder weg. Was war das denn gewesen? Diese Pfote...oder war es nur Treibholz gewesen...Sie erinnerte ihn an jemanden...Vater? Nein! Da war doch noch jemand gewesen! Ach ja...Bobo...Bobos Pfote? Was trieb die denn dort drüben im Wasser? Kraftlos stemmte er sich auf die Vorderläufe. Am ganzen Körper zitternd sah er sich um. Bobo? Hatte er nicht gerade noch Bobo gerettet? Bobo?! Bobo war nicht auf dem Baumstamm, auch nicht unter dem Baumstamm. Er war nirgendwo in Kachniks Nähe! Ihm wurde wieder schummrig. Wenn er sich noch ein Stück nach links bewegen würde, dann würde er wieder in das Wasser stürzen, doch in diesem Moment wäre ihm das schrecklich egal. Bobo? Ihm wurde bewusst, dass an der Pfote eben im See sein grauer Freund gehangen haben musste. Hätte diese dumme faulige Pfote nicht auch ohne seinen Besitzer ertrinken können?! Er drehte eine letzte Runde auf dem Holz und robbte daraufhin auf das Ufer zu. "Bobo...Onkel Bobo! Ich werde dich nicht...alleine lassen...Ich werde dich retten! Und dann essen wir gemeinsam Fisch. Ja...So wird es kommen! Warte...auf mich!"

Wo hatte er die Pfote zuletzt gesehen? Hektisch drehte er den Kopf umher. Wo...? Er blieb wie ein Häufchen Elend am Ende des Stammes liegen. Voller Entsetzen suchte er die Wasseroberfläche nach irgendeinem Indiz auf Bobos Verbleib ab. Doch dort war nichts.

"Bobo, lass mich nicht im Stich...!"
Die Hilflosigkeit und seine Angst überschwemmten ihn geradezu. Er wünschte sich, Bobo würde antworten, aber er tat es nicht, jedenfalls konnte er nicht einmal ein Blubbern hören. Und wenn die Fische wüssten, wo sein Freund war, so sagten sie es nicht. Kachnik konnte nichts mehr tun. Es war seine Schuld. Sein Verstand sagte ihm, dass er mehr Schuld hatte als er zugeben wollte. Von Anfang an war es der Andere gewesen, der ihm half und ihn unterstützte. Nie hatte Kachnik etwas zurückgeben können. Bobo hat sein Wolfsleben für ihn geopfert...für Kachnik. Er hoffte, dass der Ältere vor seinem Ableben noch wenigstens einen Bissen Fisch ergattert hatte. Mit leerem Magen stirbt niemand gerne. Er verdrängte diese Gedanken rasch wieder. Was nützten ihm solche Hirngespinste? Der Namenlose war an allem Schuld. Der Namenlose hatte Kachnik gerettet, nicht aber Bobo.
Was hatte Kachnik diesmal falsch gemacht? Warum verschwand jeder in seinem Umfeld? Warum war es immer Kachnik der überlebte? Wieso nahm der Namenlose nicht ihn? Diese Welt war gemein.

In diesem Moment kam ihm seine erste Begegnung mit Onkel Bobo furchtbar lächerlich vor. Warum war Bobo damals so nett zu ihm gewesen? Das war so töricht von ihm gewesen. Er hatte sich damit sein eigenes Grab geschaufelt. Besser, sie wären jeder ihres Weges gegangen. Er lächelte traurig in sich hinein. "Es ist viel geschehen, nicht wahr Bobo?"

Mit letzter Kraft warf er sich vom Baumstamm auf das Festland. Er klebte mit der Schnauze an der Erde und versuchte vergeblich seinen Atem zu beruhigen. Winselnd spürte er die Leere, die neben ihm klaffte. Nie hatte er sich so einsam gefühlt. Wo waren alle? Seine Familie...seine Freunde...wo waren sie abgeblieben? Mama, Papa...Sie haben gesagt, sie würden immer an seiner Seite sein. Er stellte sich ihr Fell vor, das seinen kalten triefenden Pelz wärmte. Sie waren da. Onkel Bobo, Mama, Papa und Mika. Sie lagen neben ihm. Er sah sie nicht, er roch sie nicht und er konnte sie auch nicht hören oder sonst wie spüren, aber sie waren da, weil Kachnik es so wollte. Er brauchte sonst niemanden. Alle waren da, wenn er es wollte. Sie saßen und lagen in der Leere neben ihm...alle, die er liebte. Er würde sie beschützen, er würde ihr Held sein. Er konnte bestimmen, was sie taten und nicht taten. Er hatte sein eigenes Rudel. Die Welt, in der er früher gewandelt hatte, war so gut überflüssig. Doch trotz all seinen Freunden um ihn herum, war da immer noch eine Einsamkeit, die er nicht ganz wegbekam. Er würde sich weiter auf die Suche begeben nach neuen Wölfen, die er in sein Rudel aufnehmen konnte. Dann würde er alle Wölfe der Welt beschützen können und alle würden ihn verehren, so wie das alte Rudel seiner Mutter einst ihren Alpha, den angeblich unsterblichen Wolf ohne Namen, verehrt hatte. So würde es kommen, denn Kachnik war ein ehrgeiziger kleiner Wolf!

Plötzlich nahm er einen undeutlich schwachen, wenn auch leicht fauligen Duft wahr. Sein Magen knurrte. Er konnte nicht so gut riechen mit dem fischigen Wasser im Gesicht, aber das konnte man sicher noch essen.

"Was sagst du Paps? Du hast etwas gerochen? Etwas zu essen? Bist du dir sicher? Wenn das so ist, geh nur ruhig! Kommt alle, lasst uns Fiero folgen!"

Kachnik warf noch einen letzten kalten abschätzigen Blick auf den See. Er würde sich dem Namenlosen nie wieder unterwerfen, nie wieder. Sein neues Rudel hatte solche Unannehmlichkeiten nicht nötig. Er würde sich seine Freunde fangen, wie die Bären die Lachse. Wer ließ denn schon einen verlorenen kleinen halbblinden Fast-Noch-Welpen auf sich allein gestellt?
"Bobo lebt! Er steht neben mir! Der Greis, der dort drüben im See mit den Fischen schwimmt, den habe ich nie gekannt!", heulte er voller Hass.

Er drehte sich gemächlich weg vom Wasser und grinste daraufhin in die unscharfe neblige Welt, die sich vor ihm auftat. "Ich komme ja schon, Onkel Bobo! Wartet auf mich!"

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