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KuroShiro
Kämpferherz


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Fähe
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KuroShiro ist offline
29.08.2013 19:18

Shiro schaute überrascht auf, als sie ein Heulen hörte. Sie war den Weg weitergegangen, und hatte tatsächlich einen kleinen Gebirgsbach gefunden, der nicht zugefroren war. Sofort hatte sie begeistert begonnen, das kristallklare Wasser aufzuschlabbern. Es war empfindlich kalt und schmerzte an den Zähnen, doch es schmeckte so wunderbar frisch, das Shiro die Schmerzen einfach ignorierte. Sie hatte fast das Gefühl, dass das Leben, das von dem Wasser ausging, sie durchflutete und ihre Kraftreserven auffüllte. Natürlich hatte der halbwegs gefüllte Magen ebenfalls das seinige getan.

Nun sah sie auf, und versuchte zu lokalisieren, woher das traurige - schon fast verzweifelte - Heulen kam.
Und da sah sie auch schon Takata langsam auf sie zu schleichen. Shiro's Nackenhaare stellten sich auf - irgendetwas stimmte nicht. Ganz und gar nicht.
Wie ein geprügelter Hund kam die weiße Fähe ihr entgegen. Und an ihr haftete ein Geruch... ein Gestank... Unwillkürlich entfuhr Shiro ein Knurren.
Tod. Angst. Blut.
Was war passiert?
Moment, Blut? Shiro nahm Takata näher in Augenschein, musterte sie von oben bis unten und blieb an ihren Pfoten - ihren blutigen Pfoten - hängen.
Sie knurrte erneut.
"Was ist passiert?", fragte sie misstrauisch, und sah Takata in die Augen.
Sie konnte ausschließen, das die Weiße den Hirsch erlegt hatte, die sie verfolgt hatten, denn sie war ja in eine ganz andere Richtung gelaufen als Shiro und das Beutetier war unerreichbar gewesen.
Außerdem wäre das wohl kein Grund für diese Trauermiene.
Doch die Schwarze konnte sich keinen Reim darauf machen. Wer hätte sie angreifen sollen? Zudem, Takata wirkte - von ihrer geistigen Verfassung und der niedergedrückten Körperhaltung einmal abgesehen - putzmunter.
Shiro schnippte mit den Ohren.
Takata würde sie nicht belügen, das wusste Shiro. Nicht, weil die Weiße es nicht versuchte - sondern weil Shiro ein Gespür dafür hatte und nun sowieso in höchster Alarmbereitschaft war.
Der Geruch nach Tod stach ihr in die Nase, doch es schien fast, als würde Takata ihn gar nicht wahrnehmen. Was war passiert?
Immer wieder landetre Shiro bei dieser Frage, zu der die Antwort nur Takata hatte.

[erst alleine, dann bei Takata, Eisschlucht des Todes]




Still the seeing eye is useless, if you haven't a feeling heart.


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Nemeth
Geh' mit dem Wind


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Nemeth ist offline
01.09.2013 21:58

Eisig bließ dem Weißen der Wind ins Gesicht als er das Geschehen mit kühlem Blick beobachtete. Und zog ihm die Kälte auch immer tiefer in die Glieder, die Wut, die sich in seinem Bauch ausbreitete ließ ihm heiß werden. Eine einfache Jagd wäre es gewesen. Ein geschwächtes Reh, das den Hunger des kleinen ‚Rudels‘ zwar nicht gestillt, ihm aber jedenfalls Vorschub geleistet hätte. Und nun waren sie da: Niyol und Nemeth am Ufer stehend als wären ihre Läufe mit dem Boden verwachsen. Ein lähmendes Szenario dem man nur mit verzweifelter Aufmerksamkeit zusehen konnte. Weder der Sandfarbene noch Nemeth selbst hätten eingreifen können. Jedes hungernde Pfund mehr am Eis hätte die Situation nur verschlimmert. Sie waren bereits am anderen Ufer, in Sicherheit.

Der fremde Wolf, der seinen Namen nicht nannte – niemals würde er ihn kennen. Niemals wird sich jemand an den Namen des Wolfs erinnern. Von nun auf gleich verschluckte ihn das Eis. Und die Wölfin die ihn hätte helfen können ließ es zu; in seinen Augen ließ sie es zu. Anstatt ihn zu packen und vom Eis zu zerren robbte sie wie ein verängstigtes Jungtier zurück und sah dem Treiben zu, ehe sie selbst Opfer dieses kalten Fluchs wurde. Die Worte, die er an seinen neuen Weggefährten richtete waren ihm weniger hart gemeint als gesprochen: dass sie dem Fremden nicht half war längst kein Grund auch ihr die Hilfe zu verweigern. Tatsächlich hinderte den weißen Wolf die Furcht am Handeln. Was sich Niyol nun von ihm denken würde?

Wieder beschlich dem Weißen dieses seltsame Gefühl. Warum warf er der grauen Fähe im Geiste vor, was er selbst nicht anders gemacht hätte? Als wäre er ein tapferer Held der sein Leben für das des Fremden aufs Spiel gesetzt hätte. Und beschämt von sich selbst wendete er seinen Blick vom Geschehen ab. Gedankenleer und regungslos stand er da, die Sicht verlor sich in funkelndem Weiß. Ein plötzliches Platschen erst rüttelte ihn wieder ins Geschehen; tatsächlich war die Wölfin ins Wasser gefallen. Mit geweitetem Blick beobachtete Nemeth wie der Sandfarbene die Fähe am Nacken packte und ans Ufer zerrte und dabei selbst beinahe ins Wasser gefallen wäre. Wagemutig, tapfer…Heldenhaft. Niyol tat das wofür der weiße Wolf selbst zu feige und was er Catori zu verabsäumen ankreidete: er half in der Notlage. Einen kurzen Moment nur schien es ihm als stünde sein Vater vor ihm. Es würde an ihm haften bleiben, dieses beschämende Gefühl. Für einige Zeit sogar. „Es tut mir Leid…“ nuschelte er laut heraus ohne dabei zu wissen, vor wem genau er sich nun entschuldigte.

Keuchend und fluchend hingegen achtete Niyol darauf Catori weit genug an Land zu ziehen. Die Fähe bewegte sich nicht. Sie hatte offensichtlich ihr Bewusstsein verloren. Das war es also mit der Jagd, dachte der Weiße bei sich. Kein Fressen…bleibt der Hunger. Dem Vorschlag des Rüden die erschöpfte Wölfin zu wärmen kam er ohne zu widersprechen oder sich zu sträuben nach. Nur ein leises Wimmern verließ seinen Rachen ehe er sich an Catoris durchnässtes Fell legte. Er beschloss kurz die Augen zu schließen und sich auszuruhen, solange er den ruhigen Atem der Wölfin neben ihm vernehmen konnte. Der Sandfarbene würde schon wissen was es an der Zeit war wieder aufzubrechen. Bis dahin würde er seine Kräfte erneut gesammelt haben. Und als er die Augen schloss kehrte all das eben Vergessene Stück für Stück zurück: die Kälte, der Hunger, das Erstaunen und der Frust.

[Bei Catori und Niyol; Irgendwo am anderen Ufer des Flusses, der durch das Nirgendwo fließt]

„So zog der einsame Wolf den Rückzug an,
dachte, es wäre das Einzige, was er machen kann.
So hat dieser Wolf die Grenze überschritten.
Seine Seele hatte unendlich gelitten.“

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Skadi
The Tempest


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Skadi ist offline
02.09.2013 16:09

Obwohl Lynx ihr genau das sagte, was sie hören wollte, fühlte es sich doch nicht annähernd so gut an wie erhofft. Es klang beinahe wie auswendig gelernt, als sagte er es weil der Anstand es so gebot, und nicht weil er es wirklich glaubte. Als Teyjen sofort zu ihm lief und sich an ihn schmiegte, spürte sie einen kurzen, verräterischen Stich in ihrer Brust. Sie seufzte kaum hörbar und senkte den Blick. Was hatte sie eigentlich erwartet? Warum war ihr die Anerkennung dieser beiden Wölfe überhaupt so wichtig? Sie war doch auch bisher bestens allein zurechtgekommen. Was Andere über sie dachten, sollte ihr vollkommen egal sein. Nein, sie brauchte niemandes Segen, keinen Zuspruch und schon gar keinen Trost. Auch den Gedanken, dass sie eifersüchtig sein könnte, wischte sie so schnell beiseite wie er gekommen war.
Dann war Teyjen plötzlich bei ihr und drückte ihr die Schnauze ins Fell. Verdattert blickte sie auf den Jungwolf, als er sich leise bei ihr bedankte, das Gesicht noch immer in ihrem Fell begraben. Sie schluckte, bemüht sich nicht anmerken zu lassen oder sich eingestehen zu müssen, wie gerührt sie über diese Geste war. Je länger der ungewohnte Körperkontakt anhielt, desto verlegener wurde sie.

“Schon gut“, murmelte sie schließlich unbeholfen, als Teyjen sich wieder von ihr löste.

Sorgfältig vermied sie dabei jeglichen Blickkontakt mit dem Jungwolf und warf stattedessen Lynx einen kurzen, peinlich berührten Blick zu. Der Weiße sollte am Besten schnell wieder vergessen, was er hier gerade gesehen hatte. Sie würde wohl vor Scham im Boden versinken, sollten Takata oder Kyevjen mitbekommen, zu was für einem Weichei sie mittlerweile mutiert war. Als Teyjen kurz darauf verkündete, dass sie für Tihar 'beten' sollten, blieb sie stumm. Das war etwas, das sie niemals tun konnte, nicht einmal ihm zuliebe. Sie glaubte weder, dass der Schwarze es verdient hatte, noch dass es irgendjemandem nützen würde, am allerwenigsten ihr selbst. Momentan wollte sie nicht einmal an Tihar denken sondern im Gegenteil versuchen, ihn so gut wie möglich aus ihren Gedanken zu verbannen. Das war ihre Art, mit dem Erlebten umzugehen – sie wollte sich nicht mit diesen Gefühlen beschäftigen müssen. Mit dieser seltsamen Mischung aus Hass, Bedauern und Schuldgefühlen. Sie würde sich allerdings hüten, derartige Gedanken laut auszusprechen. Wenn es Teyjen oder auch Lynx half, den Zwischenfall zu verarbeiten, dann sollten sie eben für Tihar beten.
Sie selbst wandte sich stattdessen lieber wieder dem Wildschwein zu. Ein etwas unschlüssiger Blick streifte den gefällten Koloss – inzwischen hatte sie deutlich an Appetit eingebüßt, aber nichtsdestotrotz mussten sie fressen. Sie brauchten Kraft und Energie für die Durchquerung des Gebirges und noch dazu wäre es auch einfach wider die Natur, das Fleisch jetzt verkommen zu lassen. Kein Wildtier konnte sich so etwas leisten.

“Bedient euch“, sagte sie.

Dann schlug sie ihre Zähne in den Bauch des Wildschweins, stemmte dabei eine Pfote in seine Flanke und zerrte, bis sie einen Brocken Fleisch im Maul hatte. Wegen dieses dämlichen Schweins war alles eskaliert, jetzt mussten sie es auch fressen. Schon aus Prinzip.

[Teyjen & Lynx | Gebirge]

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Catori
Befreite Verzweiflung


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Catori ist offline
02.09.2013 18:39

'Du hast ihn umgebracht! Erst mich jetzt ihn. Habe ich dir beigebracht nicht zu helfen? Die Geister können nicht alles, man muss auch selbst ein wenig Bereitschaft zeigen!'

Mit gebleckten Zähnen knurrte Kimi sie an. Verzweifelt duckte Catori sich. Schaute beschämt auf die Wunden an dem Körper ihrer alten Meisterin. Doch sie hatte nichts tun können.

'Alles nur Ausreden! Erst bist du unfähig und dann belügst du mich auch noch. Ich bin enttäuscht von dir. Sehr enttäuscht'

Aber sie hatte doch immer versucht alles richtig zu machen. Sie hatte sich in Gedanken gefragt was Kimi ihr raten würde.

'Wie kommst du darauf ich würde dir raten nicht zu helfen und nur in deinen Gedanken zu versinken?! Habe ich deiner Meinung nach immer nur daneben gestanden und nichts getan?!'

Betreten schweigend schaute die Wölfin zu Boden, voller Trauer zitterten bereits ihre Atemzüge. Völlig hilflos stand sie da und wusste nicht was sie tun sollte.

'Sterben. Das hättest du tun sollen! An meiner Stelle! An seiner Stelle!'

Verzweifelt schaute sie auf das zornige Gesicht der Wölfin, die sie schon immer verehrt hatte. Die Kälte die sie bereits die ganze Zeit spürte fraß sich immer tiefer in ihr Herz, um sie dann am ganzen Körper mit Rissen zu zeichnen, weil ihr Körper dem ganzen nicht mehr stand halten konnte. Sie fiel. Plötzlich verschwand auch das letzte Bild. Die Dunkelheit stürzte über sie herein und ließ ihr nichts, als diesen kalten Schmerz, der sich nun immer mehr in ein brennen wandelte. Kälte? Hitze? Catori wusste nicht was sie da fühlte. Doch egal was es war. es war zu viel.
Warum nur? Warum konnte sie nicht wie Kimi sein? Wieso war sie nicht gestorben? War sie doch wie Tihar? War sie auch solch ein Monster?
Mit zusammengekniffenen Augen schüttelte sie in wilder Verzweiflung den Kopf. Weg, nur weg!

'Du kannst nicht fliehen. Nicht vor mir.'

~ ~ ~


Das hämische Lachen klang noch in ihren Ohren als sie aufsprang und blind los lief. Sie konnte die Augen einfach nicht öffnen. Musste sie zusammengekniffen lassen, während Hitze und Kälte um ihren Körper kämpften. Weit kam sie nicht. Schon nach wenigen Sprüngen stolperte sie und schlug der Länge nach hin. Schwer atmend blieb die Graue liegen. Die Augen plötzlich aufgerissen. Doch wo war sie?
Keine Leere, keine Kimi. Da war Schnee vor ihrer Nase und vor ihr fiel weiterer nieder. Fiel so schön weich. So sorglos. Warum konnte sie keine Schneeflocke sein? Betäubt blieb sie liegen und schaute ihren Atemwolken nach, durch die der Schnee sank als wären sie nicht da. War sie hier? Schnee hieß doch, es musste kalt sein. Aber ihr war plötzlich so warm. ...Und irgendwie doch so kalt.
Verwirrt blinzelte die graue Wölfin, bevor sie wieder in dem Spiel der Schneeflocken versank. Der Hitze und Kälte ergeben, breitete sich zumindest vorerst eine überaus angenehme Taubheit in ihr aus. So sollte es bleiben. Das konnte sie aushalten. Nichts, nur die tanzenden Schneeflocken und der Atem vor ihrer Nase.

[bei Nemeth und Niyol; am Fluss zum Meer]

Dieser Beitrag wurde schon 1 mal editiert, zum letzten mal von Catori am 02.09.2013 19:14.


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Niyol
Und was, wenn ich fliegen kann?


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Niyol ist offline
02.09.2013 19:14

Nemeth schien nichts gegen seinen Vorschlag zu haben und legte sich ebenfalls sofort zu Catori. Dankbar sah Niyol ihn an und nickte kurz. Er glaubte den weißen vorhin irgendetwas sagen gehört zu haben, doch da war er noch zu sehr mit Catoris Lage beschäftigt gewesen. Ob er jetzt nachfragen sollte? Andererseits wäre ihm diesmal tatsächlich ein bisschen Ruhe recht. Und das sollte mal was heißen, wo er normalerweise jede Gelegenheit zu nutzen versuchte. Dann gab der Weiße plötzlich ein leises Geräusch von sich und Niyol schaute überrascht auf. Doch der Rüde hatte bereits die Augen geschlossen.
~Irgendwie scheint mir der Junge auch ein bisschen suspekt. ... Aber immerhin hat er es her geschafft vielleicht schaffen wir es ja zu dritt diese Todeswüste hier zu überleben. Vermutlich ist es am besten, wenn ich mich auch ausruhe.~
Mit einem Seufzen senkte auch Niyol den Kopf um sich eine kleine Ruhepause zu gönnen. So aneinander gelehnt war es doch recht gemütlich, sodass er schnell in einen leichten Schlaf verfiel.

Als er nun jedoch geweckt wurde, wusste er nicht wie lange sie dort gelegen hatten. Nur einige Atemzüge oder länger? Catori neben ihm fing plötzlich an dermaßen herum zu zappeln, dass man nicht in Ruhe neben ihr liegen konnte. Mit gerunzelter Stirn drehte er sein Gesicht der Wölfin zu, als diese nun auch noch plötzlich aufsprang und loslief. Verwirrt schaute er zu, wie sie zwei Sätze machte und dann ungebremst mit dem Kopf voran, keuchend in den Schnee fiel. Kurz huschte sein Blick fragend zu Nemeth, während er aufstand um zu ihr zu gehen. Mittlerweile schien sie wieder vollkommen ruhig. Doch sie schien nicht auf sie zu achten. Seine Schritte waren deutlich hörbar, doch es kam keine Reaktion. Ihr Ohr zuckte nicht einmal ein bisschen obwohl er nun direkt neben ihr stand. Stattdessen starrte sie grade aus und blieb in der seltsam verrenkten Position liegen, in die sie eben gefallen war. Wieder wanderte sein blick zu Nemeth. Ob der Weiße eine Idee hatte was passiert war? Vielleicht hatte Niyol ja einen wichtigen Hinweis verschlafen? Andererseits schien die Aktion doch ziemlich unwillkürlich gewesen zu sein.

"Hast du einen Plan was man bei sowas macht?"

Fragend sah er den Weißen an.

"Ich glaube ich stupse sie mal an.",

entschied er spontan und berührte sie daraufhin sanft mit der Schnauze. Falls sie jedoch wieder plötzlich aufspringen würde, sog er sogleich den Kopf zurück. Und schaute verschwörerisch zu dem Weißen.

[bei Nemeth und Catori; am Fluss zum Meer]

"Der Wind wird dein Begleiter sein;
Und du wirst ihn vermissen, wenn völlige Ruhe herrscht."

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Avon
Pas de chenille.
Just une mite laide. Ƹ̵̡Ӝ̵̨̄Ʒ


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Avon ist offline
02.09.2013 19:24

Oh welch' Erleichterung sich unter seinem wunderschönen Körper auftat. Er fühlte sich leicht wie ein Vogel, wie ein Schmetterling in der Frühlingszeit, wie eine Schneeflocke während ihres langen Weges zur Erde … Schneeflocke? Der ins Träumen geratene Rüde öffnete seine Augen und schüttelte seinen Kopf, nachdem sich ihm eines dieser seichten, kalten Dinger auf die Nasenspitze gesetzt hatte. Schnee! War das jetzt gut oder schlecht? Aber was sollte nicht schlecht sein? Er hatte soeben Frieden geschlossen mit dem, der für die ganze letzte Zeit ein schweres Gemüt gesorgt hatte … es war vorbei. Er konnte sich wieder leicht und unschuldig fühlen. Wozu auch herumärgern? Lebte es sich nicht für alle Beteiligten schöner, wenn man sich nicht zanken musste? Avon versuchte ein großzügiges Grinsen und überspielte damit alle vorhergegangenen Unstimmigkeiten. So ein schlechter Kerl war der Fremde noch gar nicht. Was war nur in ihn gefahren, dass er den Rüden in die Ödnis hatte schicken wollen? Sie hätten ihn eines Tages als Gerippe vorgefunden und er hätte sich das nie verzeihen können … Fraser erhob seine melodisch wirkende Stimme und pflichtete seiner letzten Aussage bei. Wie wunderbar einig man sich sein konnte, wenn man sich doch nur ein wenig Mühe gab! Mit Grimassen zu Tode gebissen … hö? Avon riss erneut die Augen auf und sah verwundert ins Gesicht des Gegenübers. Ja, aber wie sah er denn aus? Wo war denn die Mitleid erregende Miene von eben hin? Im Gesicht des Weißen hatte sich ein grässliches Unwetter zusammengebraut. Wie böse er doch dreinschaute! A-aber warum denn das jetzt? Hatte er ihm nicht gerade zugestanden, den Hasen mit ihm erbeutet zu haben, seinen Hasen? Avon tat ein paar Sachritte zurück. Er war sich einfach nicht sicher, was das jetzt zu bedeuten hatte. Wie, mit Grimassen? Konnte man einen Hasen mit Grimassen töten? Also … wenn man einen Wolf mit böser Miene fertig machen konnte, dann war Fraser aber drauf und dran. Wobei er ja nicht leugnete, dass er von Natur aus ein sensibles Gemüt besaß. Erst viiiel zu spät traf es den Grauen wie einen Schlag! Ironie! Igittigittigitt! Der Wolf musste sich schütteln und trat noch etwas weiter zurück, bis ein Steinchen seinen Hinterlauf streichelte...he? Ups!

„Oh, 'sch-schuldige, Jellin!“

Der Erwachsene grinste verlegen. Das wäre ja beinahe, hihi, ins Auge gegangen! Er schluckte schwer und sah wieder auf den Wolf, der für dieses Beinahe-Unglück verantwortlich war, indirekt. Der hatte jetzt auch gemerkt, dass da Schnee vom Himmel viel. War mit so viel Ironie wahrscheinlich gar nicht so einfach.
Aber Moment … hatte er da eben indirekt erneut behauptet, er allein hatte den Hasen erbeutet? Wieso denn das jetzt schon wieder! Konnten sie sich darauf einigen, dass der Hase einem Herzschlag erlegen war?
Im Herzen des Fähenverehrers braute sich ein neuer Ansporn zusammen. Also das ging ja nun wirklich nicht!

„D-der Hase war also nur wegen dir gestorben, ja?“ Böser Hasenmörder! „Dann … dann … dannnn … schlage ich vor, dass wir jetzt mal was Richtiges jagen!“ Brust raus, Bauch rein! „Ich kann einen mindestens vier Mal so großen Hasen … also ein vier Mal so großes Beutetier, vier Beutetiere .. groß wie … ein Hase … ich kann mehr erbeuten als du!“

Endlich war es raus. Und jetzt war er bereit, seiner Äußerung Taten folgen zu lassen. Allerdings stellte er fest, dass das gar nicht so einfach zu werden versprach. Ein großes Beutetier war nämlich nicht so leicht zu schlagen wie ein kleiner Hase. Und hätte Fraser Recht gehabt und es genügte schon eine ulkige Grimasse, dann war er als ungekrönter Ein-Ohr-Wolf ja tatsächlich im Vorteil! Pah, niemals.
Avon ließ sich auch gar nicht lange bitten. Fraser selbst hatte den Wettbewerb zwischen ihnen beiden neu entfacht. Wollte er seinen schönen Frieden also nicht. War ihm auch recht!

„Komm mit, Jellinchen. Onkel Avon zeigt dir, was ein Hase ist!“



(Jellin, Fraser, Laina - Storchenhalbinsel)



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Nemeth
Geh' mit dem Wind


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Nemeth ist offline
02.09.2013 20:29

Leise rieselten die Schneeflocken auf Nemeths Fell. Sie bildeten eine hauchdünne Schicht, weißer Schnee auf weißem Pelz. Wie seine Gedanken in der Weite und sein Blick im Dunkel versank der Wolf selbst im weiten Weiß der schneebedeckten Landschaft. Friede, Ruhe und Stille umgab ihn. Die Angestrengungen und Strapazen der letzten Stunden machten es ihm schwer wach zu bleiben. Langsam entglitten ihm seine Gedanken, er spürte den Verlust der Konzentration, das Abschweifen der Gedanken und das langsame Versinken in einen seichten Schlaf. Ein Gefühl, dass der weiße Wolf genoss. Schon kurz nachdem er die Augen geschlossen hatte entlastete ihn die Müdigkeit von seinen eben wieder wachgerufenen Sorgen. Für kurze Zeit nur…

Jäh wurde Nemeth aus seinem Halbschlaf gerissen. Die Graue neben die er sich eben – oder schon länger? – gelegt hatte sprang ohne jeden erkennbaren Grund auf. Ein paar Schritte weit nur, bis Catori mit dem Kopf voraus ins kalte, weiße Pulver stürzte. Nemeth, der aufgeschreckt das Geschehen mit weit aufgerissenen Augen beobachtete, konnte sich ein kurzes Kichern nicht verkneifen. Nicht sonderlich grazil…, alberte er bei sich rum. Als er seinen Blick unwillkürlich zu Niyol richtete erkannte er an ihm denselben fragenden Ausdruck den er wohl selbst trug. Und während der Sandfarbene mit besorgtem Schritt zu Catori ging stand Nemeth auf und streckte sich. Die Kälte hat seine Glieder ein wenig steif werden lassen, dieses Gefühl galt es zu vertreiben. Ein ausgiebiges Gähnen untermalte die Szene. Als wäre er gerade aus einem erholsamen, langem Schlaf aufgewacht – nur dass diesem Schlaf die Erholsamkeit fehlte.

„Vielleicht hat sie ihren Verstand verloren.“ gackerte der weiße Wolf ungewohnt schelmisch. Nachdem Niyol die graue Fähe mit seiner Schnauze anstupste sah er ihn an. „Sie bewegt sich, also lebt sie wohl...zum Glück...“ stellte der Weiße knapp evidentes fest und trottete langsam zu den beiden Wölfen. Nachdem er mit seinem linken Vorderlauf sachte am Rücken der Grauen kratzte ging er eine Runde um sie herum und sank dann mit seinem Kopf langsam auf ihre Augenhöhe herab. „Sie blinzelt…“ gab er kurz darauf bekannt und erhob sich wieder und setzte sich neben Niyol. Abermals gähnte er. „Wir sollten nach dem Reh suchen…sobald Catori steht…“ schlug er vor. Mag dies auch noch so uneinfühlsam klingen wusste Nemeth doch, dass sie alle Hunger hatten. Sollten sie nicht bald etwas zu essen bekommen wäre ein kurzer Sprint endend mit der Schnauze im Schnee das geringste Übel gewesen. „Oder was denkst du?..“

[Bei Catori und Niyol; Irgendwo am anderen Ufer des Flusses, der durch das Nirgendwo fließt]

„So zog der einsame Wolf den Rückzug an,
dachte, es wäre das Einzige, was er machen kann.
So hat dieser Wolf die Grenze überschritten.
Seine Seele hatte unendlich gelitten.“

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Marrok
-abgegangen-


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Marrok ist offline
03.09.2013 22:36

Lautlos tropfte das Blut aus den großen Wunden, die die Zähne des Wolfs in das dicke Fell gerissen hatten. Die Augen der beiden Tiere waren geöffnet, starrten angsterfüllt ins Nichts, leer und tot. Die Hasen waren so abgemagert, dass er sie beide in seinem Maul tragen konnte. Dennoch entglitt ihm ein ums andere Mal eines der Tiere und er musste anhalten, um es wieder aufzuheben.

Seine Schritten waren groß, brachten ihn in wenigen Augenblicken schon weit voran, doch war er auf der Suche nach Beute so weit gelaufen, dass die Müdigkeit ihn langsamer werden ließ, wenn er nicht aufpasste.
Er hatte sich nur eine sehr kurze Pause gegönnt, nachdem er den zweiten Hasen erlegt hatte, auch wenn er viel lieber noch etwas gerastet hätte. Der Himmel war unberechenbar und sollte seine Jagd zu lange dauern, ihn zu weit von seinen Gefährten wegführen, wäre er vielleicht nicht mehr in der Lage zurückzufinden, wenn erneut graue Wolken die Sterne verschluckten und Neuschnee die Spuren der Wölfe verwischte.

Hunger … Ja, Hunger plagte ihn, wie alle anderen in dieser Eiswüste auch und er musste stets an sich halten, die Hasen nicht auf der Stelle zu fressen. Der Geschmack des Blutes auf seiner Zunge ließ seinen Magen knurren, sich schmerzhaft zusammenziehen, doch er widerstand der Versuchung hartnäckig. Gewiss würde er seinen Anteil an der Beute beanspruchen und er wusste, dass man ihm das nicht verwehren würde, doch zuvor musste er seine Begleiter wiederfinden, den Weg, den sie gemeinsam gingen. Erst dann mochte er sich erlauben, dem Verlangen nach Fleisch und Blut nachzugeben.

Entschlossen schritt er weiter voran, seine Pfoten sanken leicht in den frischen Schnee, seine Krallen kratzten über das harte Eis darunter, während das Blut der Hasen über seine Lefzen rann und in das Weiß tropfte. Er ging weiter, dem Nordstern halb den Rücken gekehrt, wie er hoffte, und eine dünne Spur aus Blut zurücklassend.

Wie weit er noch gehen musste, vermochte er nicht zu sagen. Der Geruch seiner Beute hing ihm zu sehr in der Nase, als dass er etwas anderes hätte riechen können. Sie für kurze Zeit im Schnee zurücklassen wollte er nicht, denn der Wald, so kahl und tot er auch war, hatte immer noch Augen, die ihn aufmerksam und voller Gier beobachteten. Er konnte nicht riskieren, das Futter wieder zu verlieren, das er so mühsam beschafft hatte.
Seine Gefährten hatte er weit hinter sich gelassen, das wusste er und er hatte auch sorgsam darauf geachtet, Wege einzuschlagen, die er wiederfinden und die ihn sicher zurückbringen würden, doch war es schwer, sich nur noch auf seine Augen und Ohren verlassen zu können. Jedes Knacken, jedes Kratzen auf Eis, jeder Vogelschrei konnte bedeuten, dass Wölfe in der Nähe waren – oder andere Jäger, die es auf seine Beute abgesehen hatten.
Allerdings war auch er ein guter Jäger und so verließ er sich ganz auf seine Erfahrungen, musterte seine Umgebung sorgsam, entschied, wann er eine Stelle wiedererkannte und wann sie ihm fremd war, ehe er die Richtung einschlug, die er für die Richtige hielt, streng darauf achtend, dem Norden nie ganz den Rücken zu kehren.

Zita hatte gesagt, sie würden weiterziehen, doch obwohl seine Jagd ihn so weit von ihnen fort getrieben hatte und er nun den halben Weg wieder zurücklief, würden sie noch nicht weit gekommen sein. Selbst wenn er ihren Rastplatz wiederfand und von dort erneut gen Norden zog, würde er sie bald einholen. Doch dadurch würden sie Zeit verlieren, die sie vielleicht nicht hatten. Marrok wusste nicht, wie lange Pilgrim ohne Nahrung weiterziehen konnte und er wollte nicht riskieren, zu lange an diesem Ort zu verweilen. Die Beutetiere waren rar und immer mehr würden verschwinden, sterben und mit ihnen die Jäger, die sich gegenseitig ausrotteten. Um zu leben mussten sie dieses Land hinter sich lassen, die Sterne gaben ihnen eine Chance auf Rettung, die sie nicht ausschlagen durften.

Konzentriert lauschte er auf die Schritte der anderen, versuchte seine eigenen auszublenden, um besser zu hören. Sie würden sich langsam bewegen, vielleicht hin und wieder anhalten, um kurz zu verschnaufen, damit der alte Wolf etwas Kraft schöpfen konnte.
Sorgsam darauf achtend, dass er selbst keine unnötigen Geräusche verursachte, schlich er mit schnellen Schritten zwischen den nackten Bäumen und Sträuchern hindurch, gänzlich seinen Sinnen und den Sternen vertrauend, dass sie ihn auf den richtigen Weg führten.


[in einiger Entfernung zu Zita und Pilgrim, irgendwo im Tal]

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Takata
ώintersonne .:. ħerzensgut


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Fähe
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Dabei seit: 28.04.2010
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Takata ist offline
04.09.2013 19:43

Immer wieder trat es flackernd vor ihrem geistigen Auge auf. Das Bild vom sterbenden Tihar und seinem gehässigen Grinsen. Ein dummer, kleiner Junge. Das hatte sie zumindest die ganze Zeit geglaubt. Sie hatte so lange an seiner äußeren Schale gekratzt, bis sie festgestellt hatte, dass es keinen weichen Kern gab. Das Bild vom hochemotionalen Tihar, der in sich drin nie überwunden hatte, was geschehen war und sich insgeheim nur nach einer Schulter sehnte, die ihn stütze … war nichts als Einbildung gewesen. War es wirklich so einfach? Vielleicht hatte er ihr den Zutritt zu seinem wahren Kern auch nur versagt. Womöglich hatte er bis zum Schluss gespielt. Vielleicht gar hatte ihm sein Leben nicht mehr bedeutet, als das Spiel mit den anderen. Alles nur ein Spiel. Ein richtiger Geisterdämon war er gewesen. Und jetzt war er weg, einfach fort, ließ sie zurück wie eine dumme Gans. Selbst Schuld … sie hatte zu viel Vertrauen in ihn gesteckt und war stets davon ausgegangen, es eines Tages zurückzubekommen. Jetzt hatte der verdammte Kerl alles einfach mit in den Tod genommen. Und zu allem Überfluss stand diese Shiro nun vor ihr und fragte sie, was los war. Takata beobachtete ihre Augen relativ lange. Sie machte sich ein Bild von der Glaubwürdigkeit ihrer scheinbaren Neugier. Am Ende war ihr Mitleid nur gespielt. Takata wollte nicht offenbaren, wie dumm sie gehandelt hatte. Egal wo sie ansetzte, sie stieß immer wieder auf ihre eigenen Fehler. Am liebsten hätte sie das Kapitel Tihar ganz aus ihrem Leben gestrichen. Er war einfach weggestorben, direkt vor ihren Augen. Nein … Shiro sollte es nicht als Erste erfahren. Während Takatas Blick langsam sank und sie die Ohren beschämt anlegte, da erst rief der Anblick ihrer blutbefleckten Vorderläufe zurück ins Gedächtnis, dass sie die halbe Wahrheit schon unfreiwillig offenbart hatte. Eine Lüge wäre fehl am Platze und die Wahrheit tat weh. Zu wenig kannte sie die Schwarze, als dass sie Trost bei ihr suchen wollte. Woher sollte sie wissen, dass sie der Fähe vertrauen konnte? Wenn sie nicht irrte, hatte Shiro selbst ganz zu Anfang, nachdem sie auf sie alle gestoßen war, eine unangenehme Erfahrung mit Tihar gemacht. Obgleich sie es nicht direkt mit angesehen hatte, so konnte sie sich doch gut denken, wie eine wie sie über so jemanden wie Tihar dachte. Dummer Tihar … dumme Takata. Das war das Letzte, was sie jetzt brauchte. Die einbehaltene Stärke, die sie mit sich nahm, so lange sie die peinliche Realität nicht darbot, wollte sie nutzen, um die Starke zu spielen. Es war ein neuer Weg, denn einen anderen sah sie nicht …

„Hat … nicht geklappt …“

Takata sah mit einem für ihre Verhältnisse kühlen Blick auf den weißen Schnee. Wenn sie die Stelle noch länger fixierte, drohte sie womöglich schneeblind zu werden. Ihre kurze und äußerst knappe Aussage konnte man auf alles beziehen, was man wollte. Es war ihr nicht gelungen, Tihar zu halten. Es war ihr nicht gelungen, zu ihm vorzudringen. Es war ihr auch nicht möglich gewesen, das Rudel zusammenzuhalten oder die beiden Brüder wieder zueinander zu führen. Aber es war ihr auch nicht gelungen, diesen dummen Hirsch ausfindig zu machen. Wäre sie nicht gewesen, wäre Tihar noch am Leben …
Die Brüder, ihr einziger Gedanke, der ihr noch so etwas wie Zuversicht spenden konnte. Wenigstens die beiden Rüden sollten ihre Wiedervereinigung erleben, bevor auch hier das Schicksal in seiner ganzen Härte zuschlug.

„Sag, wo ist Kyevjen? Hast du ihn gesehen?“

Die Weiße verließ ihren Stehplatz und schlenderte mit erhobenem Haupte suchend durch das pulvrige Eis. Nicht ohne Hintergedanken rieb sie sich die Vorderglieder an dem weißen Zeug. Das Blut … es musste abgehen, die Wahrheit war zu scharf um sie lange zu ertragen. Die Arktikwölfin suchte konzentriert in der von Schneeflocken verschleierten Ferne nach dem großen Rüden. Shiro musste erkennen, dass es ihr jetzt nur darum ging, die Gruppe aus ihnen Dreien wieder zusammenzuführen, bevor es für sie alle zu spät war. Und sie beabsichtigte, die Suche nach Kyevjen zu nutzen, um von weiteren, anzunehmen Fragen nach dem Unaussprechlichen abzulenken.

(Shiro - Eisschlucht des Todes)



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Zita
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Zita ist offline
04.09.2013 19:47

~* Doppelpost für Zita und Pilgrim *~




Stetig aber langsam waren Zita und der Alte Rüde vorangekommen. Die Fähe versuchte sich seinem Tempo anzupassen, doch es fiel ihr schwer. Es schien fast so, als wollte Pilgrim eigentlich gar nicht weiterlaufen. Nach jedem Schritt den er gesetzt hatte, ruhte er sich kurz aus, was in Zita das Gefühl erweckte ewig für nur ein paar Meter zu brauchen. Doch sie blieb geduldig und fragte mehrmals kurz nach, ob sie vielleicht zu schnell für den Alten Grauwolf war.

Die Zeit verging und schweigsam trotteten die Zwei nebeneinander her, ein ungleiches Paar. Zita´s Blick blieb mehrfach an Pilgrim´s magerer Gestalt hängen, an seinen kahlen Stellen im Fell, den Rippen die durch sein schütteres Fell sichtbar und einzeln zählbar waren, die Hüftknochen die spitz und kantig hervortraten und die Haut förmlich zu durchbohren schienen… Was musste er wohl schon alles erduldet haben...
Pilgrim hechelte leicht, doch ansonsten hielt er Schritt. Zita ermutigte ihn immerwieder zum Weiterlaufen und fiel selbst einige Schritte zurück um nach Marrok Ausschau zu halten oder um eventuelle Gefahren auszuschließen. Es schneite wieder und dies machte es schwer mehr als ein paar Meter weit zu sehen, doch Nichts regte sich in der gespenstigen Stille um sie herum. Ja, sogar nach kleinen Beutetieren, verendeten Aas oder erfrorenen Vögeln hielt sie Ausschau, doch sie fand oder witterte nichts dergleichen. Und ihre Hoffnung sank...

Sie blickte in das Schneegestöber, sah Pilgrim in einiger Entfernung tapfer durch den Schnee pflügen und konnte sich doch nicht vorstellen, dass es Marrok möglich war, auch nur irgendeine Art von Beute zu erlegen. Und selbst wenn… Wie sollte er ein gerissenes Reh, einen Altersschwachen Dachs oder … Egal was… wie sollte er es zu ihnen schleppen? Sie hätten doch warten sollen… Zweifelnd und sich plötzlich Unsicher geworden, sah die Fähe die Doppelspur zurück die sie und Pilgrim im frischen Schnee hinterlassen hatten. Der Schnee begann bereits, ihre Fährte zu verdecken, doch einige Zeit sollte sie noch gut erkennbar sein.

Die Fähe trabte ein Stück zurück und versuchte dabei ihre Schritte so schwer wie möglich zu machen, um eine eindeutige Duftspur für den Rüden (Marrok) zu hinterlassen. Kurz dachte sie daran, sich an einer markanten Stelle, einen verschneiten Felsen oder einen abgeknickten Baum, im Schnee zu wälzen, doch sie verwarf diese Idee rasch wieder. Marrok würde sie schon finden… darauf vertraute Zita fest, sie musste einfach darauf vertrauen. Und zur Not… blieb ihnen noch das Heulen nacheinander.

Sie nickte, wie um sich selbst Mut zuzureden, warf einen Blick gen Himmel und trabte zu Pilgrim zurück, der weiter voran gekommen war.

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Der Alte Rüde war frisch und ausgeruht. Naja… so ausgeruht man eben sein konnte wenn die nasse Kälte in jeden Knochen und in alle Glieder und Muskeln gekrochen war und eigentlich jeder Schritt steifbeinig war und schmerzte. Doch er hielt erstaunlich gut durch.

Und doch war es wie immer, eine kleine Weltreise für ihn, er hatte leicht zu hecheln begonnen, sonst hatte er in harten Wintern immer, fast schon wie ein lahmer alter Bär, eine Höhle gegraben und sich dort verkrochen… Oder er hatte Dachse oder Füchse ihren Bau abgenommen und ganz Wolfsuntypisch Winterschlaf gehalten… Diese Kälte war nicht gut für ihn…

Er bemerkte, dass die Fähe ab und an kurz von seiner Seite verschwand und das erste Mal blieb er ein wenig irritiert stehen, doch sie schien nur die Reiseroute nach hinten abzusichern und erschien bald wieder an seiner Seite.

Sie sprachen kaum miteinander, doch die Fähe war dennoch liebevoll und zeigte viel Geduld und Verständnis. Mehrmals fragte sie ob alles ok war oder ob er eine Rast bräuchte... Pilgrim jedoch antwortete nicht. Er musste sich auf jeden Schritt konzentrieren, denn trotz allem, wollten seine Läufe und Pfoten oft nicht so wie er und so zwang er seine müden Knochen und die versteiften Muskeln zum Weitergehen. Nur nicht Stolpern… Weiterlaufen… Und solange er irgendwie in Bewegung blieb... Nur nicht Stolpern... Weiterlaufen... Nicht Stolpern... Eine Pfote vor die Andere setzen... Weiter...





Zita ist bei Pilgrim, Marrok ist in der Nähe; irgendwo im Tal

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Lynx
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Lynx ist offline
07.09.2013 16:25

Gedankenverloren beobachtete Lynx, wie sich Teyjen an Skadi schmiegte. Die Kälte brannte dort an seinem Fell, wo vor einem Moment noch Teyjens Wärme zu spüren gewesen war. Skadi reagierte leicht verlegen auf die Nähe zu dem Jungwolf und schien erleichtert, als Teyjen sich von ihr löste. Ihm entging auch nicht ihr Blick in seine Richtung, von dem er allerdings nicht wusste was er zu bedeuten hatte. Doch es war ihm auch egal.
Die Gedanken türmten sich wie Gewitterwolken in seinem Kopf und er immer wieder kaute er die gleiche Kausalitätskette durch auf der Suche nach einem Ausweg, nach einem anderen Ausgang, der keinen von ihnen das Leben kosten würde. Doch es gab keinen. Tihars Verhalten hatte das deutlich gemacht. Am Ende kostete es ein Leben. Doch warum? Warum konnten die vier nicht einfach friedlich miteinander weiterreisen? Warum hatte Tihar kein Teil dieses Rudels sein können?
Das ganze schien seinen Ausgangspunkt in Tihars Angriff zu haben. Doch warum hatte der Schwarze Teyjen angreifen müssen? Nur weil dieser nicht mit ihm fressen wollte? Oberflächlich betrachtete ja, doch Lynx war fest davon überzeugt, dass es einen weiteren Grund gab, der in der letztlich in der Vergangenheit des Schwarzen wurzelte. Tatsache war, dass ab diesen Angriff alles besiegelt war. Skadi in ihrer Rolle als Leitwölfin hatte sich ihm stellen müssen. Und auch Lynx war zu einem Kampf gezwungen worden. Schließlich hatte auch er den Braunen beschützen müssen – nein, halt: wollen. Der Weiße wollte Teyjen beschützen, denn er wollte dass er seinen Bruder wiederfand. Die Gründe dafür lagen in seiner eigenen Vergangenheit. Teyjen sollte vergönnt sein, was Lynx vorenthalten wurde: die Wiedervereinigung mit dem Wolf, der ihm am meisten bedeutete. Für Lynx wäre das sein Meister gewesen. Und für Teyjen war es sein großer Bruder.
Der Weiße konnte nicht wissen, was nun weiter mit Tihar geschah, doch er würde alles mögliche tun, um den Jungwolf zu seinem Bruder zurückzubringen.

Gerade hatte er seinen Entschluss gefasst, als Teyjens Worte ihn erneut in ein Gefühlschaos stürzten. Er sollte für Tihar beten? Beten!? Nicht das er dem Schwarzen alles gute wünschte – der konnte es schließlich auch gebrauchen, so auf sich allein gestellt. Es war auch nicht so, dass Lynx Tihar hasste... – aber für einen Wolf zu beten war etwas anderes.

„Das kann ich nicht, Teyjen.“, murmelte er, „Mein Meister hat mich viel gelehrt, doch nicht den Glauben an Götter.“.

In der Tat hatte sein Meister recht wenig von Göttern gehalten und schon gar nichts von dem stumpfsinnigen und blinden glauben an diese - aber das musste er nun wahrlich niemanden auf die Nase binden. Teyjen zumindest schien an Götter zu glauben und Skadi... Nun, entweder sie reagierte nicht auf die Worte des Jungwolfes, weil sie an keine Götter glaubte oder weil sie nicht für Tihar beten wollte.

Lynx drehte sich noch einmal um und blickte in die Richtung, in die der Schwarze verschwunden war. So wenig Sympathie der Weiße Tihar entgegen bringen konnte, Götter sollten nicht über sein Schicksal entscheiden, sondern er ganz allein.

„Wenn du an Götter glaubst, Teyjen... dann richte ihnen von mir aus, dass nichts und niemand das Recht hat über den Wert eines Lebens zu urteilen... kein Wolf und auch kein Gott. Sie sollen Tihar sein Schicksal selbst wählen lassen.“.

Mit diesen Worten folgte er Skaid, die sich bereits über das Wildschwein hermachte. Der Appetit war ihm zwar vergangen, doch es wäre eine Verschwendung und eine Dummheit die Beute zu verschmähen. Mit dem Bild seines Vaters vor den Augen, grub er die Zähne in den Wildschwein.


[bei Skadi und Teyjen | Gebirge]

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Teyjen ist offline
09.09.2013 14:27

Teyjen empfand schon wieder dieses Gefühl des Verlustes. Es war, als würde nichts mehr in seinem Leben Beständigkeit haben. Immer wieder wurde er daran erinnert, wie es sich anfühlte, verlassen zu werden. Nun konnte er verstehen, warum andere Wölfe lieber allein unterwegs waren, denn so mussten sie keine Angst haben, jemanden zu verlieren. Doch allmählich wurde ihm auch bewusst, dass er wohl nichts bewirken würde, auch wenn er sich noch so den Kopf darüber zerbrach.

Langsam drehte er sich um und wartete, dass jemand etwas sagte, denn diese geräuschlose Stille war nicht zu ertragen. Sein erster Blick fiel auf Skadi, doch sie schien noch immer etwas peinlich berührt von seiner Nähe zu sein. Er konnte es ihr nicht verübeln, immerhin hatte er sie überrumpelt. Erwartungsvoll wandte er sich an Lynx, als er seine Stimme erhob.

Als der Weiße seine kleine Rede beendet hatte, war Teyjen sichtlich verwirrt. Er konnte es nicht fassen. Wie konnte Lynx nicht an Götter glauben? Der Kleine war überzeugt davon, dass dort draußen, irgendwo, jemand war, der ihnen sagte wo sie hinmussten. Ihm war ganz gleich, wer dieser Jemand war, aber er konnte seine Anwesenheit spüren, wenn er nur ganz genau zuhörte. Wie konnte der Weiße das alles nicht wahrnehmen? Es war ihm ein Rätsel. Irgendwie fühlte der Jungwolf sich von Lynx‘ Worten getadelt. Sie gaben ihm das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben, obwohl Teyjen wusste, dass Lynx es nicht so gemeint hatte. Trotzdem wich er einen Schritt zurück, ohne den Großen aus den Augen zu lassen. Er verstand nicht genau, was der Weiße ihm damit erklären wollte, aber Teyjen konnte einfach nicht glauben, dass irgendjemand auf dieser Erde wirklich selbst über sein Schicksal bestimmen konnte. Es bereitete ihm Unbehagen, aber er glaubte fest daran. Er selbst jedoch würde für Tihar beten. Vielleicht nicht jetzt, aber irgendwann. Er würde diesem Jemand da draußen sagen, dass der schwarze Wolf nicht von Grund auf böse war, und dass sie ihn dort willkommen heißen sollten, wo alle hingingen, die es heute nicht mehr gab. Der Kleine hatte keinen Namen dafür, aber in seinem Kopf hatte er schon oft ein Bild erschaffen von dem Ort, an den seine Mutter verschwunden war. Er wünschte Tihar, dass er dort auch einmal hingehen würde. Denn an die Hölle, wie Tihar immer behauptet hatte, glaubte er nicht. Oder wollte er nicht daran glauben? An einen Ort, der den Bösen gehörte? Ein Schauer überlief ihn.

Plötzlich fiel dem Kleinen wieder ein, dass Lynx vermutlich auf eine Antwort wartete. Sofort fing er an etwas zu stottern, doch er konnte sich nicht recht entscheiden, wie er seine Überlegungen ausdrücken sollte. Immerhin war er gerade dabei, seine tiefsten Gefühle nach außen zu tragen. Also klappte er einfach den Mund zu und nickte eifrig.

„Da-das werde ich.“

Seine beiden Rudelmitglieder begannen nun endlich das Wildschwein zu fressen, vor zehn Minuten hätte Teyjen sich bestimmt darüber gefreut, doch nun war sein Appetit wirklich vergangen. Er wollte nicht essen, nicht nach all dem, was gerade passiert war. Aber sein Magen zwang ihn dazu, denn wenn der nicht bald gefüllt werden würde, würde er Teyjen selbst verdauen. Und darauf hatte der Jungwolf gar keine Lust, und machte sich schnell daran, einige Stückchen Fleiß zu erhaschen.

(bei Lynx & Skadi)

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KuroShiro
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KuroShiro ist offline
09.09.2013 17:43

Shiro zog eine Braue nach oben und sah Takata nachdenklich an. Irgendetwas stimmte da doch ganz und gar nicht. Automatisch wich sich noch einen weiteren Schritt zurück. Wenn jemand empfindlich auf Halbwahrheiten und Lügen reagierte, dann war sie es.
Fast wünschte sie sich, die weiße Fähe kein zweites Mal getroffen zu haben. Und die Antwort Takatas war nicht gerade besonders erhellend und warf im Grunde nur mehr Fragen auf, als das sie Antworten lieferte.

Noch mehr irritierte die Schwarze der Themenwechsel.
Was wollte die Weiße nur verbergen? Was war vorgefallen? Shiros Misstrauen wuchs und wuchs, ohne, das sie etwas dagegen hätte tun können.


"Nein.", erwiderte sie daher nur knapp und schüttelte den Kopf. Nein, sie hatte schließlich auch nicht nach ihm gesucht. Sie hatte niemanden gesucht und war dennoch auf jemanden gestoßen. Und jetzt wünschte sie sich, weit weg zu sein. Und vor allem - allein.
Hatte Takata nicht vorhin noch diese kindlich-naive Meinung vertreten, als Rudel müsste man zusammenhalten? Pah und nochmals Pah, von Vertrauen und Zusammenhalt merkte Shiro gerade wenig.
Shiro ließ Takata nicht aus den Augen, welche hoch erhobenen Hauptes durch den Schnee stakte und dabei recht ungelenk aussah, während ihre Pfotenspuren ein schimmerndes Rot annahmen.

Sie schnippte mit den Ohren und folgte der Weißen in einigem Abstand, unschlüssig, ob sie ihr wirklich folgen wollte. Unschlüssig, ob sie Kyvejen überhaupt finden wollte. Unschlüssig, ob sie überhaupt wissen wollte, was Takata zu verbergen hatte.
Einzig ihr rationales Denken bewahrte sie davon, einfach umzukehren und die Weiße wortlos stehen zu lassen, allein mit ihrem Geheimnis, wie immer es aussehen mochte. Sie verzichtete darauf, ein Gespräch zu erzwingen, Takata hatte ihr recht deutlich zu verstehen gegeben, das sie ihr nicht traute und Shiro verspürte nicht die geringste Lust auf ein seichtes Gespräch über sichere Themen, wo man ja doch nur einer Meinung war.

[Takata, Eisschlucht]




Still the seeing eye is useless, if you haven't a feeling heart.


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Marrok ist offline
11.09.2013 17:34

Wie um ihn zu verspotten, verbarg der Himmel sich immer mehr hinter grauen Wolken, die alsbald Schnee auf das kahle Land schickten. Für Marrok wurde es zunehmend schwerer, den richtigen Weg zu finden und nicht selten ertappte er sich dabei, wie er zweifelnd seine Schritte verlangsamte. Er wusste, wohin er zu gehen hatte, welche Richtung er einschlagen musste, um zurück zu seinen Gefährten zu gelangen. Er würde sich nicht verlaufen – zumindest redete er sich das ein, denn er wollte nicht auch noch den Stolz des Jägers verlieren, wo ihm doch sonst nichts mehr geblieben war.

Den Kopf so tief gesenkt, dass die Hinterpfoten der Hasen leise durch den Schnee schleiften, versuchte er, trotz allem irgendeinen Geruch einzufangen und den des frischen Fleisches zu verdrängen. Es klappte nicht. Natürlich.
Seine Augen musterten die schwarz-weiße Umgebung scharf, versuchten, hinter den Wänden aus wirbelnden Schneeflocken Schemen, Gestalten zu erkennen, die sich langsam bewegten, doch alles, worauf er stieß, waren dürre Äste, die sich im Wind wiegten.

Kalt sickerte der geschmolzene Schnee durch die lichten Stellen seines Pelzes, der seine Narben nicht vollständig verdecken mochte. Wie eine Spinne kroch die Kälte in seine Glieder und rammte ihre kleinen, giftigen Zangen in die alten Wunden. Ein eisiger Schauer rauschte durch seinen Körper und instinktiv schüttelte er sich, um den stechenden Schmerz in seinem Gesicht loszuwerden.
Die Narbe unter seinem linken Auge war tief eingegraben, nicht einmal sein Fell konnte sie verdecken und von allen anderen war ihm ihr Schmerz in der Kälte am lästigsten. Er war wie ein Insekt, das immer wieder zustach und sich nicht vertreiben ließ. Die Narbe schmerzte kaum, es glich vielmehr einem Ziehen und Zerren, als wolle sie ihm jemand vom Gesicht schälen.

Die Hasen entglitten seinen Zähnen, als er sich ein weiteres Mal schüttelte. Hastig schnappte er nach ihnen, doch sie landeten mit einem dumpfen Geräusch im frischen Schnee.
Er senkte bereits die Schnauze, um sie wieder aufzuheben, da hielt er mit einem Mal inne und hob den Kopf. Beiläufig leckte er sich die Lefzen, rückte etwas näher an seine Beute heran, stellte sich schützend über sie und hielt dann die Nase in den kalten Wind.

Der Moment verstrich in völliger Stille, nur durchbrochen vom leisen Weinen des Windes. Dann war der Moment vorüber und langsam, zögernd drehte er den Kopf in eine andere Richtung. Nein … Hier war niemand. Aber dennoch hielt ihn etwas an Ort und Stelle; sein Gefühl sagte ihm, dass er nicht weitergehen durfte – noch nicht.
Für einen kurzen Moment stand er völlig still, starrte einen Punkt in der weißen Ferne an, dann schloss er die Augen und versuchte erneut, einen Geruch, so schwach er auch sein mochte, wahrzunehmen.

Seine Ohren zuckten, lauschten, dann schlug er die Augen auf, hob die Hasen wieder auf und trottete in eine ganz bestimmte Richtung.
Was er gerochen hatte, konnte auch Einbildung gewesen sein, so schwach war der Geruch an seine Nase gedrungen, doch er musste jeden Hinweis nutzen, den er bekam, denn eine falsche Richtung könnte ihn endgültig von den anderen trennen. Er ging schnell, doch egal, wie sehr er sich auch mühte, der feine Geruch nach Wolf war bereits wieder aus seiner Nase gewichen, ersetzt von dem des verlockenden Fleisches in seinem Maul.
Erneut blieb er stehen, ließ den Blick schweifen und wieder sah er dunkle Schatten im Weiß des Schneegestöbers. Nach kurzem Zögern legte er seine Beute ab, versuchte, Witterung aufzunehmen – und tatsächlich glaubte er wieder, jemanden zu riechen.

Entschlossen nahm er die Hasen und setzte sich wieder in Bewegung, wie immer darauf vertrauend, dass weder Nase noch Gefühl ihn täuschten und dort in der Ferne seine beiden Gefährten waren, die sich mühsam durch den Schnee kämpften.


[in einiger Entfernung zu Zita und Pilgrim, irgendwo im Tal]

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Jellin
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Jellin ist offline
12.09.2013 13:47

Während der Schneefall langsam zunahm und der Hase begann unter einer matschgrauen Decke aus geschmolzenem Schnee und aufgeweichtem Erdreich zu verschwinden, schnappte Jellin eine Schneeflocke nach der Anderen. Seine Freude und die Bewegung überdeckten die feuchte Kälte, die sich immer weiter durch sein Fell grub. Schnell sprintend jagte er einer Flocke nach. Einen Augenblick, bevor sie den Boden errichte, setzte Jellin mit einem kräftigen Sprung vom Boden ab, drehte sich im Flug um eine diagonale Achse, und fischte das Frostgebilde aus der Luft. Die im Flug noch elegant aussehende Drehung verwandelte sich in ein unkontrolliertes Rollen, sobald der Welpe den Boden berührte, die erst endete, als er schmerzhaft irgendwo aufschlug. Schnell rappelte er sich auf und sah zu dem etwas auf, dass ihn gebremst hatte.Es war Frasers Flanke in die er ungeschickterweise hineingestürzt war.

"Tut - mir leid"

brachte Jellin zögerlich hervor, während er bedächtig Rückwärtsschritte machte, ohne den Rüden dabei aus den Augen zu lassen. Eingeschüchtert staarte er zu Fraser hinauf und wartete ab, wie dieser reagieren würde. Vielleicht, so überlegte Jellin, würde sich gleich zeigen, ob Fraser seinem kämpferischem Aussehen gerecht wurde.
Es war Avon, der Jellin aus dieser Lage befreite.

„Was Richtiges jagen?! Yeah!“

Seine Sorge, Fraser könnte ihm die Kollision übelnehmen verblasste sofort. Aufgeregt wollte er los rennen, hielt jedoch noch einmal inne. Kurz dachte er nach, dann trabte er zu dem Hasen zurück. Mit dem Kadaver im Maul stellte er sich vor Fraser und Avon auf und versuchte sein Möglichstes, um seine Ungeduld zu verbergen.
Los jetzt, dachte er, während er von einem zum anderen sah.

[Bei Avon, Fraser (Laina) | Storchenhalbinsel]

I don't howl to the moon - it just happens to be in the way every time.
He who wants to eat with the wolves has to howl along with them.

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Takata
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Takata ist offline
12.09.2013 18:21

Die Weiße verschnaufte. Kyevjen war also offenbar verschwunden. Damit war ihre Gruppe wieder einmal vollkommen verstreut. Sie wollte die Hoffnung nicht verlieren, dass die beiden Brüder wieder zu vereinen waren. Außerdem war es mit Sicherheit nicht verkehrt, einen kräftigen Rüden in der Gruppe zu haben. Wenn sich ihre Vermutung bewahrheitete und sie den Weg, den Tihar gegangen war, zurückverfolgen konnten, um so die anderen wiederzufinden, dann konnte ihr das womöglich helfen, über die ganze Sache hinwegzukommen. Das Schicksal hielt immer wieder schwierige Aufgaben für sie bereit. Mitunter wusste man nicht, ob das, woran man nun gelangt war, nur eine große Hürde war, die man überwinden konnte oder ob es die letzte Wand war, die kein Überqueren ermöglichte. Takata sehnte sich nach Ablenkung. Die Bilder mit den letzten Blicken aus Tihars schmerzverzerrtem Gesicht machten sie zu schaffen. Dass alles nun vorbei sein sollte, konnte sie nicht begreifen. Sie wünschte sich so sehr, dass wenigstens die andere Gruppe wohlauf war.
Prüfend sah Takata zurück zu Shiro. Sie schien ihr zu folgen, aber nur langsam. Womöglich wäre es sinnvoller gewesen, sich aufzuteilen und verstreut nach Kyevjen zu suchen. Doch sie fürchtete, dass sie beide sich dann auch wieder verloren. Und so war Shiro das letzte lebende Wesen in ihrer Gegenwart. Obgleich sie sich nicht wirklich kannten, eine Distanz wie eine Schlucht zwischen ihnen klaffte, so war es ihr doch nur recht, dass die Dunkle hier war. Die Weiße schritt nur langsam voran, ihre Kräfte erlaubten keine schnellen Bewegungen mehr. Sie war erschöpft, physisch wie psychisch.


Die beiden Fähen, so unterschiedlich im Äußeren und so verschieden von ihrer Persönlichkeit, liefen eine ganze Weile stumm hintereinander. Die Suche nach dem Timberwolfrüden entpuppte sich als zielloses Umherirren. Es gab keinen Anhaltspunkt für den Aufenthalt des Rüden und je länger es schneite, desto geringer wurden die Chancen, noch eine brauchbare Fährte zu finden. Ein spürbares Schwinden der Hoffnung breitete sich über ihnen aus und trübte die Atmosphäre um ein Vielfaches. Die Suche nach Kyevjen blieb ohne Erfolg, alles, was die beiden Wölfinnen noch hatten, drohte ihnen wieder verloren zu gehen. Weitere Schritte in die weiße Wüste bedeutete mehr Abstand vom Leben. Auch Takatas Heulen brachte den Beiden keine Antwort ein … von niemandem.

Bis hierher, aber dann nicht weiter. Takata hatte ihre weißen Vorderpfoten musterhaft nebeneinander aufgestellt und blickte mit einem vorsichtigen Blick nach unten. Der Schnee hatte Tihars Blut verblassen lassen. Sie atmete unruhig und zwinkerte mit den Augen. Der Schnee wollte nicht mehr aufhören, drohte sie unter einer Decke zu begraben. Eine Decke … sie musste unweigerlich wieder an die letzten Momente denken, während der sie noch Hoffnung geschöpft hatte. Ein Wort … ein Danke, irgendetwas in der Art, hätte alles erleichtert. Aber er war zu stur gewesen!
Takata wünschte sich, zurück zu gehen und ihre sinnlose Hoffnung in der beißenden Wahrheit zu ertränken. Tihar war tot! Es gab keine Hoffnung mehr auf ein Umlenken seinerseits. Sie musste ihren eigenen Standpunkt ausmachen, musste sich sicher sein, auf wessen Seite sie stand. Natürlich hatte sie es immer allen recht machen wollen. Jetzt war sie dabei, den Brüdern entgegenzukommen und ihrer Wiedervereinigung unter die Arme zu greifen. Doch auch hier … vergebens. Nicht einmal hier konnte sie etwas Wirkungsvolles tun. Es war wie verhext. Wo sie auch versuchte Gutes zu bewirken stieß sie auf Granit. Das Leben konnte verdammt ungerecht sein …

Zögerlich warf sie einen Blick zurück, um sich zu vergewissern, dass Shiro ihr noch folgte. Doch ihr entging nicht, dass die Schwarze wohl keinen Sinn mehr in ihrem Tun sah. Womöglich war sie für sie ein Rätsel. Doch da ging es ihr mit der Schwarzen nicht anders. Und doch hatte sie nicht die Kraft, darüber zu reden. Das war womöglich das Einzige jetzt, worin sie nichts von ihrer sinnlosen Hoffnung investieren konnte. Sie glaubte einfach nicht daran, dass Shiro ihr helfen konnte. Shiro sollte einfach nur da sein...mehr nicht. Doch damit wäre sich die Fähe sicherlich ausgenutzt vorgekommen, hätte die Weiße es so ausgedrückt. Takata drehte sich um und sprach mit einer seichten Stimme.

„Lass uns umkehren … wie finden ihn nicht.“

Takata hasste es, das zu sagen. Sie fühlte sich wie eine Verräterin. Sie hatte so sehr gehofft, wenigstens die beiden Brüder wieder vereinen zu können. Sie biss sich voller Wut über sich selbst auf die Zähne und sah verzweifelt auf den grellweißen Boden. Der Schnee rieselte unaufhörlich auf ihre Pelze nieder. Sie wünschte sich vielleicht insgeheim, dass Shiro ihr widersprach. Dass sie sagte … doch, es gab noch Hoffnung, ihn zu finden. Aber sie ahnte, dass Shiro längst nicht mehr an so etwas wie Glück glauben würde.

„Ich glaube, ich weiß, wie wir die anderen finden. Skadi … Teyjen … und so.“

Sie holte tief Luft. Im Grunde war das auch nichts anderes als ein weiterer Zipfel Hoffnung. Wer sagte ihr, dass sie nicht erneut enttäuscht wurden? Niemand konnte ihr das versichern. Aber es konnte ihnen helfen, diesen Akt der Sinnlosigkeit abzubrechen und etwas Anderes zu wagen, dorthin zu gehen, wo es sie hinzog. Aber selbst wenn sie Teyjen und die anderen fanden … was sollte sie ihnen sagen? Wie sollte sie dem jungen Wolf klar machen, dass er Kyevjen womöglich nie wieder sehen würde? Es gab keinen glücklichen Ausgang mehr. Dafür war es viel zu spät. Es gab höchstens noch so etwas wie das kleinere Übel ...


(Shiro - Eisschlucht des Todes)



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Catori
Befreite Verzweiflung


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Catori ist offline
13.09.2013 22:37

~Wie soll es weitergehen? Soll ich weiter gehen? Ich zerstöre nur und bringe allen Unglück.
...Aber ich will doch helfen. Will gebraucht sein, so wie Kimi.
Doch sie hasst mich...
Ich habe meinen Lebenssinn verspielt. Oder kann ich ihn noch retten?
Ihr kleinen lieben Schneeflocken. Warum kann ich nicht so leicht tanzen wie ihr? Neigt euch mal hier, mal dorthin. Immer wieder kreist ihr umeinander und seid doch frei. Ihr seid so nah und doch kann ich keine von euch mit mir nehmen. Ihr zieht einfach vorbei und verschwindet in der weißen Decke.
Nah und wahrnehmbar und doch nicht fassbar.
Eine Schönheit die mich erfüllt, so wie das Leben, das an mir vorbei zieht.
Ich will leben. Nur wie?
Bitte verzeih mir Kimi...~


Traurig und in ihren Gedanken verloren schaute Catori weiter nach vorn. Doch nach und nach kam sie wieder zu sich. Spürte die Kälte, die das Wasser hinterlassen hatte und die von dem Schnee in dem sie nun lag wieder verstärkt wurde. Sie musste aufstehen.
Stimmen? Ach ja. Niyol, Nemeth... Sie waren am Ufer gewesen. Aber wie war die Graue an Land gekommen? Sie konnte sich nicht recht erinnern, doch vielleicht wollte sie das auch nicht. Ob der Namenlose es vielleicht doch geschafft hatte? Wenn sie hier lag, vielleicht würde auch er hier sein? Vielleicht war er nicht versunken, sondern nur kurz untergetaucht. Sie war so in Panik geraten, dass sie nichts mehr hatte sehen können. Hoffnung keimte in ihr auf, als sie Nemeth hörte, wie er scheinbar sorglos von dem Reh redete. Ja bestimmt. Alles wurde gut.
Mit einem tiefen Atemzug versuchte Catori Kraft zu sammeln. Ihre Läufe lagen äußerst unangenehm unter ihrem restlichen Körper. Mühsam versuchte sie das Wirrwarr in eine passende Position zum Aufstehen zu bewegen. An manchen Stellen zuckte sie hierbei aus Schmerz zusammen, weil ihre Gelenke an das ende ihrer Belastbarkeit verdreht wurden. Irgendwann hatte sie es jedoch geschafft. Erleichtert atmete sie auf, als ihre Pfoten wieder an den richtigen Stellen lagen.
Nun endlich hob sie den Kopf. ...Und fuhr erschrocken wieder zusammen als sie einen seltsamen, schmerzhaften Druck im Nacken verspürte. Ein Biss...

'Sterben. Das hättest du tun sollen!'

Zusammengesunken wurde ihr Blick wieder verschleiert. Kimi. Sie hasste sie. 'Du kannst nicht fliehen. Nicht vor mir.', hatte sie gesagt und offenbar recht behalten. Es war keine Einbildung gewesen. Sie war hier, bei ihr. Und wollte ihren Tod. der Schmerz war echt. Aber die Anderen hatten sie offenbar nicht bemerkt. Kein Begrüßungswort war zu hören.
Vielleicht bildete sie es sich ja doch ein? Hatte sie so große Angst vor solchen Worten, dass sie anfing sie sich mit real wirkenden Bildern vor zu stellen? Wieder wurde ihr heiß und kalt zugleich, sodass der Körper der Grauen zu zittern anfing.
Egal was war, die Anderen bemerkten nichts, also musste sie sich zusammen reißen. Der Namenlose... ihm ging es bestimmt auch schlecht. Sie sollte sich auf ihn konzentrieren. Vielleicht konnte sie so ihren Fehler wenigsten ein bisschen gut machen.

[bei Nemeth und Niyol; am Fluss zum Meer]

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Niyol
Und was, wenn ich fliegen kann?


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Niyol ist offline
13.09.2013 23:21

Nemeth schien das ganze nun doch ein wenig zu locker zu sehen. Sein Lachen verunsicherte den Sandfarbenen. Ein wenig skeptisch sah Niyol ihn kurz an. Hatte der weiße vielleicht auch einen kleinen Schock erlitten?
~Ach Niyol du musst dich melden du hast hier von allen bestimmt die größte Klatsche. Das ganze eben hätte auch noch mehr schief gehen können. Bestenfalls würde der weiße nun alleine hier stehen.~
Mit einem Seufzen schaute er wieder zu der Grauen. Niemand würde stürzen, hatte er einfach so gesagt. Ja er dachte manchmal die seltsamsten Sachen, aber warum hatte er soetwas einfach so offen behaupten müssen? Es war doch klar gewesen, dass das Schicksal diese Herausforderung annehmen würde. Und da er weder Flossen noch sonst irgendein Körperteil hatte um sich gut der Strömung zu bewegen und zudem seine Möglichkeiten, andere fest zu halten ziemlich begrenzt waren, hätte er sich nicht so weit über das Ufer lehnen sollen. Er konnte nur hoffen, dass Catori ihm diese Worte nicht ankreiden würde.
Verrückt...
Bei Nemeths gekicherten Worten musterte Niyol die Fähe. Ein bisschen komisch war sie schon mit diesen Geistergeschichten die sie ihm erzählt hatte, aber irgendeine Macke hatte ja schließlich jeder oder nicht? Konnte man das als verrückt bezeichnen? So wie er es verstanden hatte, war das sowieso irgendeine Lehre, die ihr irgendeine alte Schachtel aus ihrem damaligen Rudel wohl beigebracht hatte. Wer wusste schon ob er soetwas glauben würde, wenn man es ihm von klein auf erzählt hätte? Trotzdem musste auch er nun grinsen. ~Verflixte Geister nichtwahr Catori?~ Belustigt gab er ein leises Schnauben von sich, als Nemeth nun verkündete, dass sie immerhin lebte.

"Nein echt? Bist du dir sicher? Das könnten auch die letzten Zuckungen eines Körpers sein, dessen Seele bereits diese Welt verlassen hat.",

witzelte er herum, hielt dann jedoch plötzlich inne. Was sagte er da? Irgendwie war die Situation komisch. Normalerweise machte er immer Witze und ließ sich dann von den anderen zurechtweisen. Doch Nemeth hatte selbst angefangen. Irgendwie brachte das den Sandfarbenen in die ungewohnte Situation nun selbst an der Stelle des ernsten Vertreters der Runde zu rutschen. Und schon jetzt wusste er, dass dies eindeutig nicht seine Rolle war. Er würde sie nicht erfüllen können. Wollte sie gar nicht erst erfüllen. Doch was nun? Zum ersten mal seit langen war er wieder in einer Situation in der sein Ehrgefühl und seine schwerelose Freiheit sich unvereinbar gegenüber standen. Ernst und Belustigt, Sorgenfrei und Sorgenvoll zugleich, wusste er nicht, was er tun sollte.
Glücklicherweise erzählte Nemeth gleich weiter von dem Reh, sodass Niyol seine beunruhigenden Gedanken beiseite schieben konnte. Ja, deswegen hatten sie überhaupt erst den ganzen Versuch gestartet. Ob sie das Ungetüm noch fanden? ... Hoffentlich.

"Ja, das sollten wir wohl."

antwortete er knapp. Im selben Moment regte sich Catori wieder und begann irgendwie ungeschickt sich auf dem Boden im Schnee zu winden. Offensichtlich um auf zu stehen, doch der Anblick erinnerte er an eine Fleischmade die ohne wirkliches Ziel in einem alten Kadaver herum zappelte. Wieder schlug Niyols Stimmung um und er wechselte vom ernsten, in den belustigten Modus. Grade als die Wölfin es fast geschafft hatte und er ihr ein wenig beim Aufstehen helfen wollte, indem er sie mit der Schnauze leicht nach oben schob, zuckte sie jedoch so überraschend zusammen und sank zurück, dass ebenfalls mit klopfendem Herzen seinen Kopf nach oben schnellen ließ, um im Ganzen zu sehen was passiert war. Doch da war nichts. Mit gerunzelter Stirn schaute er erst sie und dann Nemeth an. Vielleicht sollte er sie doch etwas energischer aus ihrem Traum reißen.

"Hey! Komm endlich zu dir, wir müssen weiter! Du musst aufstehen und laufen, wenn du nicht erfrieren willst!"

Seine Worte waren etwas grob, das wusste er, doch mit lieben, netten, geflüsterten Lockrufen würde bestimmt nicht viel erreichen.

"Nemeth, hilf mir doch mal!", wand er sich ein wenig hilflos an den Weißen, weil ihm nichts besseres einfiel.

"Wir müssen sie irgendwie wach und auf die Beine kriegen, ich glaube rumliegen tut ihr irgendwie nicht ganz so gut."

[bei Nemeth und Catori; am Fluss zum Meer]

"Der Wind wird dein Begleiter sein;
Und du wirst ihn vermissen, wenn völlige Ruhe herrscht."

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KuroShiro ist offline
16.09.2013 18:48

Nach und nach teilnahmslos geworden, war Shiro Takata gefolgt, hatte sich aber nur halbherzig am Heulen der Weißen beteiligt. Sie war das alles so Leid, sie war die Wölfe um sich herum so leid. Sie wusste selbst nicht so recht, wieso sie bei der Weißen blieb.
Anstatt über den Verbleib der anderen, im Grunde ebenso Fremden Wölfe nachzudenken, sehnte Shiro sich nach der Stille, die geherrscht hatte, nachdem sie die Jagd nach dem Hirsch aufgegeben und sich, zumindest hatte sie das gedacht - von der Gruppe getrennt hatte.
Zwar war sie froh darum, kein Gespräch mit Takata führen zu müssen und einfach zu ignorieren, dass die Weiße ihr ebenso wenig traute, wie Shiro ihr, dennoch war die gedrückte Stille zweier Wölfe etwas ganz anderes als die vollkommene Stille eines einzelnen, der alleine mit seinen Gedanken war.
Vielleicht, dachte Shiro, vielleicht hat auch Kyevjen einfach etwas Ruhe gebraucht.

Verdenken konnte sie es ihm nicht. Nach Schicksalsschlägen neigte sie dazu, sich zurückzuziehen und die Sache für sich und mit sich auszumachen. Vielleicht war der Braune ja auch so ein Typ, wer wusste das schon?
Zumindest war Shiro schon sehr viel früher als Takata klar geworden, dass sie Kyevjen nicht finden würden.
Wer nicht gefunden werden will, der wird nicht gefunden.
Der unaufhörlich fallende Schnee trug nicht gerade dazu bei, die Stimmung zu heben, stattdessen sanken die Chancen, Kyevjen zu finden, kontinuierlich.

Schließlich schien auch Takata das einzusehen. Sie blieb stehen, so dass Shiro, wie so oft in letzter Zeit vollkommen in Gedanken versunken, fast in sie hineingelaufen wäre.
"Was ist los?", fragte sie verwirrt.
Der erste, vollständige Satz, den sie seit langer Zeit herausbrachte und auf den sie tatsächlich eine Antwort haben wollte.
Die Antwort der Weißen war recht ernüchternd.
Sie fanden ihn nicht?
"Ach, wirklich?"
Spöttisch hatte sie sich umgedreht und tat die ersten Schritte, den Weg zurück zu gehen, den sie gekommen waren.
Mehr fiel ihr dazu einfach nicht ein. Nicht einmal den Kopf schüttelte sie. Sie war es einfach so Leid...

Takata folgte ihr, ihre nächsten Worte allerdings bewogen Shiro dazu, langsamer zu gehen.
"Ach... wirklich?"
Zynisch, bissig und dennoch fragend kam die Wiederholung ihres Spottes aus ihr hervor.
Sie warf Takata einen undefinierbaren Blick zu.
"Ich verstehe natürlich, dass solch unwichtige Kleinigkeiten keiner Erwähnung wert waren.", fügte sie mit einem Schulterzucken noch hinzu, diesmal mit gewohntem Spott in der Stimme.
Nicht, dass es ihr wirklich besonders wichtig gewesen wäre. Nicht, dass es Shiro überhaupt irgendwie berührte.
Es war nicht so, dass die anderen ihr gänzlich egal gewesen wären, doch wirkliche Sorge empfand sie einfach nicht. Sie kannte diese Wölfe kaum, sie hatte keinen Grund, anzunehmen, dass sie in Schwierigkeiten waren, also hielt sich ihre Begeisterung eher in grenzen.
Sie war viel zu sehr mit ihrem eigenen Überleben und ihrer Situation beschäftigt, zumindest jetzt und hier.
Wären die anderen hier gewesen, hätte das alles vielleicht ganz anders ausgesehen.
So aber spürte sie nur die nahezu unüberwindbare Diskrepanz zwischen ihr selbst und Takata.




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Skadi ist offline
16.09.2013 20:38

Auch Lynx wirkte von Teyjens Idee nicht gerade angetan, hängte im Gegensatz zu ihr jedoch noch eine mehr oder weniger sinnvolle Erklärung an. Insgeheim war sie froh, dass keiner der Beiden nun auf eine längere Diskussion bestand und das Thema genauso rasch erstarb, wie es aufgekommen war. Nach ihren eigenen Ansichten zum Tod fragte glücklicherweise niemand, weshalb sie Teyjen eine lapidare und vermutlich höchst unbefriedigende Antwort ersparen konnte. Nach dem Tod kam nichts, so einfach war das in ihren Augen. Man lebte eben nicht mehr und ließ nur eine verrottende Hülle zurück, die vermutlich ein paar Kleintiere ernähren würde, vielleicht aber auch einfach nur sinnlos zerfiel. Der Geist starb mit dem Körper oder löste sich auf, ach, woher sollte sie das wissen. Es spielte auch gar keine Rolle, man war dann ja schließlich tot und existierte nicht mehr.
Trotz ihres noch immer eher mäßigen Appetits stopfte sie sich ordentlich voll, so dass sie notfalls auch einige Zeit ohne Nahrung auskommen könnte. Sie würden schließlich nicht mehr zum Kadaver des Wildschweins zurückkehren, was eine Schande war, wenn man sah, wie viel Fleisch noch übrig war. Das Vieh hätte locker ein ganzes Rudel ernährt. Umso absurder, dass der Streit mit Tihar genau deshalb eskaliert war – am Ende würde das Fleisch doch nur verrotten, weil sie nicht hierbleiben konnten. Im Grunde hatte sich nämlich nichts geändert, außer dass sie nun einen dicken Kratzer auf der Schnauze hatte und sie alle mehr oder weniger verstört waren. Nach wie vor mussten sie sich einen Pfad durch das Gebirge suchen, ehe das Wetter abermals umschlug oder sie verhungerten. Die arme Sau, die nun von ihnen verspeist wurde, war vermutlich die einzige verirrte Seele, die sich in dieser verlassenen Gegend herumgetrieben hatte. Nun ja, außer ihnen eben.

“Warum habt ihr euer Rudel verlassen?“, fragte sie unvermittelt, nachdem sie in Ruhe gefressen hatten.

Weder Kyevjen und Teyjen noch Lynx wirkten wie Einzelgänger oder sonderlich dominant. In einem Rudel hätten sie es sicher leichter gehabt als allein, vor allem weil sie sich letztendlich nun doch zu einer Art Zweckgemeinschaft hatten zusammenschließen müssen. Gerade die beiden Brüder kamen ihr auch nicht besonders abenteuerlustig vor. Jetzt, wo sie sich entweder mit vereinten Kräften durch die Berge schlagen oder aber gemeinsam draufgehen mussten, kam es ihr irgendwie falsch vor, dass sie im Grunde so wenig über einander wussten.

[Teyjen & Lynx | Gebirge]

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