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Lynx
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Lynx ist offline
Vom Regen in die Traufe 07.11.2019 10:46

Beteiligte: Teyjen (gespielt von Takata) & Lynx
Zeitpunkt: Während Kapitel X
Ort: Am Rand des Beerenwaldes (Storchenhalbinsel)
Jahreszeit & Wetter: der Winter weicht langsam dem Frühling

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Müde und trübsinnig setzte Lynx einen Schritt vor dem anderen. So hatte er sich das ganze nicht vorgestellt. Er hatte immer geträumt eines Tages einem großen Rudel anzugehören, so dass er nie wieder allein sein würde. Jeder würde auf jeden Acht geben und alles wäre gut. Aber so einfach war die Welt nicht. Das Rudel mochte er wohl gefunden haben, aber kurz nachdem er hinzu kam hatten sie auch schon zwei Wölfe verloren. Und zwischen den meisten der restlichen Wölfe schien immer irgendetwas im Argen zu liegen. Es war ein Wunder, dass sie es ohne größere Streitereien oder gar einen Kampf bis zur Storchenhalbinsel geschafft hatten. Lynx schob dieses Wunder allein auf die harten Bedingungen der Eiswüste. Was blieb ihnen den anderes übrig als irgendwie zusammen zu halten bis sie die Störche wiedergefunden hatten? Doch jetzt waren sie hier, waren angekommen – und Lynx sollte sich freuen, doch die Freude wurde mit Ungewissheit überschattet. Was würde nun aus dem zerstrittenen Rudel werden dem er angehörte? Wie lange bis die besseren Bedingungen den Nährboden für weitere Streitereien bieten würde? Wie lange bis sie wieder auseinandergingen? Und was würde dann aus ihm werden? Würde er alleine zurückbleiben? Unwillig und zu zögerlich sich zu entscheiden – wie bei der einfachen, dämlichen Überlegung ob er mit Skadi und Teyjen die Umgebung erkunden sollte oder mit Niyol auf die Jagd gehen sollte?

Es war dämlich und Lynx schämte sich etwas für seine Unentschlossenheit. Bevor sie die Storchenhalbinsel erreicht hatten, wäre die Wahl des Weißen immer auf Teyjen und Skadi gefallen. Nachdem sie vom Rest getrennt worden waren und mit der Bedrohung die Tihar in ihrer kleinen Gruppe gestellt hatte, waren die drei zusammengerückt. Teyjen war der, der am meisten Schutz bedürfte und Skadi war die, die die Entscheidungen traf. Und Lynx musste nur ein Auge mehr auf Teyjen als auf Skadi haben und einfach das tun was Skadi sagte. Es war so leicht gewesen. Zwar hatte es Lynx nicht unbedingt gefallen, dass sie sich gegen einen Wolf stellten, der doch so offensichtlich bis vor dem Geröllschlag noch Teil des Rudels gewesen war, doch Tihar hatte seine Entscheidung getroffen. Er hatte Teyjen bedroht und sich selbst untragbar gemacht. Diese Entscheidung hatte Lynx nicht so sonderlich gut gefallen – konnte Einsamkeit in der Eiswüste doch allzu leicht den Tod bedeuten – doch es war eine leichte Entscheidung gewesen, weil auch sie letztlich von ihm abgenommen worden war. Und zwar von Tihar selbst.
Doch nun waren sie angekommen und es hätte doch selbstverständlich sein müssen, dass er sich weiterhin an Skadi und Teyjen hielt. Das die drei zusammenhielten und immerhin hatte Teyjen ihn so flehend angesehen. Der Jungwolf hatte so eindeutig mit Skadi und ihm die Umgebung erkunden wollen. Und der Weiße hatte ja auch schon fast automatisch zustimmen wollen, als Niyol sprach und ihn zur Jagd einlud. Und wenn das nicht mal etwas vollkommen neues war. Niyol wollte ihn dabei haben. Außerdem war der Graue ihm von Anfang an sympathisch gewesen – ganz im Gegensatz zu Teyjen. Und das war auch das Problem. Er könnte sich Niyol und der Jagdgruppe anschließen, doch Teyjen würde das nicht gefallen. Natürlich war es eigentlich kein Problem wenn Lynx Teyjen bei Skadi ließ, immerhin würde die auf den braunen Jungwolf aufpassen. Aber würde er damit nicht Teyjen enttäuschen?

Am Ende hatte er sich für gar nichts entschieden. Und obwohl Teyjen sich gerne Skadis Gruppe angeschlossen hätte, blieb der Jungwolf bei Lynx. Vielleicht war das auch gar nicht schlecht, redete er sich jetzt selbst gut zu. Immerhin mochte Teyjen genauso wenig wie er wenn andere Wölfe sich stritten. Und Wie lange würde es wohl dauern, bis es erneut zu Streit kam. Gut Takata und Skadi gingen erst einmal getrennte Wege, aber Shiro ging mit Skadi. Dazu war sich Lynx gar nicht mal so sicher, ob Zita und Skadi sich den nun eigentlich verstanden. Also hatte er Teyjen vorgeschlagen zu zweit auf Erkundung zu gehen. Was könnte ihnen den schon groß passieren? Ein Ruf und Skadi würde kommen, da war sich Lynx vollkommen sicher.
Der Gedanke machte den Weißen schon wieder etwas mehr Mut. Selbst wenn es zu Streit kam und das Rudel zerbrach, Skadi hatte deutlich gemacht, dass sie zu Teyjen und Lynx halten würde – und damit wäre Lynx nicht allein. Es war lange her, dass er sich auf jemanden verlassen konnte und obwohl es für ihn selbstverständlich gewesen war für seinen alten Meister zu sorgen, so erleichterte es den Weißen ungemein, dass es nun jemanden gab auf den er sich wieder voll und ganz verlassen konnte. Ja, ja, ja. Es würde schon alles gut werden. Immerhin musste es doch den ein oder anderen Wolf in dem Rudel geben, mit dem Skadi nicht stritt und den auch Teyjen gern dabei haben würde. Catori zum Beispiel. Mit ihr hatte es keinen offensichtlichen Streit gegeben und als er damals auf das Rudel gestoßen war, waren die ersten Wölfe, die er getroffen hatte Catori und Teyjen gewesen.

Die trüben Gedanken halbwegs geordnet, sah der Weiße sich nach seinem Begleiter um. „Und Teyjen, wie gefällt dir unsere neue Heimat bislang?“, fragte er den stillen Jungwolf und versuchte etwas von seiner üblichen Begeisterung in seiner Stimme mitschwingen zu lassen. Demonstrativ schnupperte er an einem Büschel jungen grünen Grases, dass sich gegen die Schneedecke bereits behauptet hatte. „Dem Winter scheinen wir entkommen zu sein.“, fügte Lynx schon besser gelaunt hinzu.

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07.11.2019 13:43

Teyjen


Grundsätzlich war er seinem Schicksal dankbar dafür, dass er die Chance bekam, einmal ganz mit seinem einzigen Freund zu sein und etwas ganz Eigenes zu unternehmen. Er fühlte sich absolut sicher und geborgen in seiner Nähe, obwohl er genau wusste, dass es komplett absurd war, denn wenn wieder ein Steinschlag oder ähnliches kam, würde ihn der Weiße auch nicht davor beschützen können. Was sollte er schon ausrichten gegen fallende Gesteinsbrocken, gegen Donner und Blitz oder einen umstürzenden Baum? Die Frage war nicht nur, was er ausrichten konnte, sondern auch, wie weit er für ihn, den kleinen und etwas unbeholfenen Rüden zu gehen bereit war? Hätte er sich selbstlos auf ein überstarkes Wildschwein geworfen und seine Zähne in dessen Nacken verbissen, wie es einst der wahnsinnige Schwarze getan hatte (wenn auch nicht aus Zuneigung zu ihnen, also seinen Mitwölfen) ? Man durfte es womöglich bezweifeln. Teyjen schnaufte. Aber was bitte erwartete er da von ihm? Er konnte unmöglich verlangen, dass Lynx ein ernstliches Risiko für ihn einging, dass er eine größere Verletzung für ihn in Kauf nahm oder eine Demütigung. Sie waren weder verwandt, noch so etwas wie ein Paar. Komplett absurd. Und doch hatte er manchmal wirklich ein bisschen das Gefühl, Lynx stellte so etwas dar wie einen … nun, einen Ersatzbruder. Dabei fehlte ihm Kyevjen bis heute schmerzlich und er würde nie fähig sein, sein Abhandenkommen zu akzeptieren. Die Hoffnung, ihn irgendwie wiederzufinden … irgendwo wieder anzutreffen auf dieser Welt, die behielt er bei. Wahrscheinlicher aber war es, dass Kyevjen diese Halbinsel, die von Störchen bevölkert wurde, nie fand. Er war … im wahrsten Sinne, auf der Strecke geblieben, genau wie das schwarze Ungetüm. Er sah eine letzte Begegnung zwischen ihnen beiden vor seinem vernebelten, geistigen Auge und wie die beiden männlichen Wölfe genau das Gegenstück zu ihnen darstellten. Es war nicht so, dass Kyevjen ein kampfbegeisterter Rüde war, wie dieser diabolische Tihar-Wolf, aber wenn es darauf angekommen war, hatte er auch gekämpft, keine Frage. Das einzig Gute, dass er darin sah, dass er den Kontakt zu seinem Bruder komplett verloren hatte war, dass er womöglich nie, niemals erfahren musste, dass der gemeine Schwarze ihn, seinen kleinen Bruder, hatte angreifen wollen. Es hätte seinen großen Bruder in Stücke zerrissen, hätte er Kenntnis darüber erlangt. Und das wollte er gewiss nicht. Doch was tat er dann jetzt? Was tat sein liebenswerter großer, starker Bruder, da er nicht bei ihm war? Vielleicht fanden die anderen ihn ja bei der Jagd. Dann musste er sich natürlich selbst fragen, was er hier noch tat. Sie gingen ja weiter ins Landesinnere, während die anderen eher in die Richtung gegangen waren, wo die Chance bestand, Kyevjen noch wieder zu finden. Sehnsüchtig blickte er zurück, während er anhielt und ein kühler Wind durch sein Fell strich. Er sah wieder nach vorn auf Lynx, der immer weiter trabte, fest entschlossen, das neue Revier zu erkunden. Als ob er Gedanken lesen konnte, drehte sich der tapfere und mutige Weiße um und fragte ihn das. Umgehend setzten sich die Läufe des jungen Grauen in Gang und schlossen zu ihm auf, damit er keinen Verdacht über sein Trübsal schöpfte. Die Frage Lynx‘ war zwar nachvollziehbar, aber auch irgendwie ein wenig absurd. Wie sollte es schon sein, ohne den wichtigsten Teil in seinem Leben? Teyjen warf ihm nichtsdestotrotz einen traurig-glücklichen Blick zu und lächelte kurz einmal. Falls er erwartete, dass er nun vor Begeisterung in die Luft sprang, musste er ihn enttäuschen … das war nicht drin. Aber er wollte den Polarwolf auch nicht für dessen Freundlichkeit und Zuvorkommenheit vor den Kopf stoßen. Mit einem melancholischen Jungwolf wie ihm war nicht viel anzufangen. Er musste sich ein Herz fassen und sich etwas dankbarer zeigen, mitmachen, egal, was der Ältere meinte.
Dem Winter scheinen wir entkommen zu sein. Teyjen schluckte. Das war bitter. Für ihn hatte der Winter eigentlich gerade erst begonnen und sein Herz fühlte sich an, als war es schon zu Eis gefroren.

„J-ja“, stimmte er ihm bei. Es war nicht gelogen, denn klimatisch hatte er vollkommen Recht. Nur war es eben nicht das, was ihn gerade bewegte.

Wie hätte er dem Weißen nur erklären sollen, dass es den Jungwolf trotz des milden Wetters, trotz der aufkommenden Frühblüher und der sanften Sonne wieder zurück ins Tal des ewigen Eises und der ewigen Nacht zog? Gewiss nicht, weil er so versessen darauf war, Eisklümpchen zwischen den Zehen zu bekommen. Aber er fühlte sich einfach unvollständig ohne seinen starken Bruder. Denn ganz egal, wie viel Mühe sich der tapfere Weiße auch gab, solange er selbst nicht wenigstens sicher sein konnte, dass es Kyev gut ging, würde er nicht zur Ruhe kommen, geschweige denn sich wirklich und wahrhaftig über etwas freuen.
Immer wieder hielt der fragile Wolfsrüde an und warf Blicke zurück. Im Grunde hatten sie das neue Revier ja jetzt erkundet, oder nicht? Es sah hier doch fast genauso aus wie am Zielort. Dass es hier viel weniger Bäume gab und die frische Brise der See durch ihre Pelze wehte, stellte er dabei eher unbewusst fest.

„D-du, Lynx?“, fragte er zaghaft. Wie machte er ihm nur klar, was er hatte? Er wollte auf keinen Fall undankbar und unnütz erscheinen in den Augen des anderen Rüden.
„Sollten wir … nicht … sollten wir nicht umkehren? Ich meine … die anderen … sind bestimmt schon fertig, mit der Jagd. Ich … ich hab Hunger.“

Das stimmte nicht so ganz, denn sein Hunger hielt sich in Grenzen. Aber irgendeinen Vorwand brauchte er ja. Die Frage war nur, was er den Anderen auftischte, wenn sie zurück waren und es ihn weiter zurück ins Tal des Eises zog. Dafür konnte er schlecht irgendeinen Vorwand heraussuchen, denn dort gab es nichts, was für einen Jungwolf von Belang war … außer … seinen geschätzten Bruder.

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Lynx ist offline
13.11.2019 18:34

So wirklich begeistert wirkte Teyjen nicht, als er dem Weißen zustimmte. Vielleicht lagen ihm die Streitereien zwischen den restlichen Rudelmitgliedern ähnlich wie Lynx auch quer im Magen. Oder aber es machte dem Jungwolf zu schaffen, dass sie Kyevjen noch immer nicht wiedergefunden hatten. Zu gern hätte Lynx etwas getan um die beiden Brüder wieder miteinander zu vereinen. Aber was konnte er schon tun? Am wahrscheinlichsten war Kyevjen noch immer in der Eiswüste – und zwar allein. Ein einsamer Wolf. Und selbst wenn es ein paar Wölfe waren würden dorthin zurückzukehren um nach ihm zu suchen, wie lange würden sie der Eiswüste standhalten können? Wie lange sollten man nach Kyevjen suchen bevor man aufgab? Es war nicht fair. Einfach nicht fair, dass Teyjen schon so viel verloren hatte. Lynx wusste nicht warum die beiden Brüder allein unterwegs waren, aber umso mehr musste es schmerzen dass Teyjen ihn verloren hatte. Komisch, irgendwie kam ihm die Geschichte fast bekannt vor. Ach ja, es war wie seine eigene. Es war wie bei Lynx und seinem Meister.

Lynx schüttelte den Kopf um die unnützen Gedanken loszuwerden. So viele Gedanken und doch keine Lösung in Sicht. Egal wie lange er das Problem noch hin und her wälzte, er wusste nicht was er tun sollte um Teyjen zu helfen. Das war vermutlich wieder etwas das er Skadi überlassen musste. Die Fähe würde schon wissen was zu tun war. Das hatte sie bislang immer.
Nichts war einfacher geworden seit sie die Störche endlich eingeholt hatten. So verzweifelt hatten sie sich daran geklammert, hatten ihre ganze Hoffnung auf den Ort gesetzt, den sie zu finden versucht hatten. Und nun? Ihre Probleme waren nicht in der Eiswüste geblieben. Lynx ließ seinen Blick zurück zum Wald schweifen. Wie lange bis der Streit sie einholen würde?
Teyjen erhob erneut die Stimme und dankbar wandte sich Lynx von seinen verworrenen Gedanken ab und dem Jungwolf zu. „Meinst du?“, fragte der Weiße mehr um sich Zeit zu verschaffen bevor er den Vorschlag annahm oder ablehnte. So weit waren sie noch nicht gegangen, es konnte noch nicht viel Zeit vergangen sein, seit sich das Rudel in Gruppen aufgeteilt hatte. Lynx glaubte nicht so recht daran, dass die Jäger tatsächlich schon erfolgt gehabt hatten. Aber spielte dass den überhaupt eine Rolle? Teyjen wollte zurück, er hatte Hunger. Lynx hatte ihn mitgenommen und damit war er für den Jungwolf verantwortlich. Aber… aber zurück zu den anderen zog es den Weißen im Moment noch nicht.
Komisch. So sehr hatte er sich nach Gesellschaft und einen Rudel gesehnt und nun wo er es hatte, zog es ihn in die Einsamkeit. Oder vielmehr in die Zweisamkeit? So wie damals mit seinem Meister, waren es – zumindest für den Moment – nur Teyjen und er. So war er aufgewachsen. Das war es, was Lynx kannte. Nach mehr hatte er sich immer… nein, nicht immer. Erst nach dem Tod seines Meisters hatte sich Lynx nach einem richtigen Rudel gesehnt, nach einem großen Rudel wie jenes in das er hineingeboren worden war und dem er sich niemals hätte anschließen können. Jagte er der Wunschvorstellung von dem nach was er nicht hatte haben können? Und lag es ihm vielleicht gar nicht? Der Weiße hatte es ja selbst gesehen, kaum richteten sich zwei Wölfe mit unterschiedlichen Bitten an ihm, schon war er überfordert. Lynx konnte es nicht allen recht machen.
Aber musste er das denn überhaupt? Wie lange bis die Streitereien erneut Keile zwischen das Rudel jagen würde? Seit er zu dem Rudel gestoßen war, folgte ein Unglück auf das nächste. Der Steinschlag, Tihars Drohung gegen Teyjen, der Verlust von Kyevjen… Und wer war Schuld? Hatte sein Vater recht gehabt oder sein Meister?
Damals in der Höhle hatte er sich nicht getraut Teyjen danach zu fragen, hatte sich an die Worte seines Meisters geklammert. Aber was wenn er Unrecht gehabt hatte? Was wenn Lynx tatsächlich Unglück brachte und nur deshalb Teyjen von Kyevjen getrennt worden war?

„Vielleicht...“, fing Lynx zögerlich an, unschlüssig ob er Teyjen mit alldem wirklich belasten sollte. Aber wäre es nicht Teyjens Recht davon zu erfahren? Schuldete Lynx dem Jungwolf denn nicht eine Entschuldigung? „Vielleicht wäre es besser wenn ich nicht zurück gehe. Vielleicht… vielleicht hatten sie doch Recht. Vielleicht bringe ich doch nur Unglück.“

Da jetzt war es gesagt. Seine eigenen Worte versetzten ihn einen Stich und traurig sah er wieder in Richtung des Waldes. Dort war das Rudel, dort war Skadi. Er wollte die braune Fähe nicht missen und ebenso wenig Teyjen. Und wie gerne hätte er die anderen Wölfe kennengelernt. Takata und Catori und Niyol und Marrok und Zita und Pilgrim. Wie gerne würde er mit diesem Rudel einfach nur glücklich werden. Aber wie konnte er zurückgehen, wenn er tatsächlich nur Unglück über sei brachte.
„Oh… oh!“, und dann ging ihm auf wie unverantwortlich es in dem Fall wäre, allein mit Teyjen herumzuziehen. Was wenn er den Jungwolf in noch mehr Schwierigkeiten brachte? Das könnte er sich niemals verzeihen. „Vielleicht.. vielleicht wäre es besser, wenn du schon mal allein zurückgehst. Vielleicht ist die Jagdgruppe ja schon wieder zurück. Ich… ich werde...“ Hilfesuchend sah er sich nach einer Ausrede um, die ihn noch etwas beschäftigte. Einen Vorwand, irgendetwas.
Da fiel sein Blick auf einen Fluss ganz in der Nähe. „Ich werde mir noch den Fluss ansehen.“, endete er – immer noch unschlüssig mit sich selbst was denn nun die richtige Entscheidung war. Meister, was soll ich nur tun?

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29.11.2019 16:17

Teyjen



Der kühle Wind blies in seine Körperöffnungen, kühlte ihm die Ohren aus, trocknete seine Nase und erinnerte ihn daran, dass der Frühling noch weit war, ganz weit. Der Boden zu seinen Pfoten war kühl, das merkte er trotz der abgehärteten Pfotenballen. Auch im Rücken spürte einer eine unangenehme Kälte, obgleich sein Fell ihn eigentlich vor so etwas schützen sollte. Vielleicht war es aber auch mehr eine gedachte Kälte, denn ihm war bewusst, dass sie hier draußen ganz allein waren. Hier gab es niemanden, der sie wärmte, der für sie da war. Dabei fühlte er sich an Lynx‘ Seite schon gar nicht so allein gelassen. Gar nicht auszudenken, was er jetzt ohne ihn getan hätte. Der weiße Rüde war für ihn wie ein Sicherheitsnetz, ein doppelter Boden oder die Verbindung zur Welt der Anderen, die er nicht verlieren durfte, wenn er nicht hinausschweben wollte in die unendliche eiskalte Weite. Er zog die Luft durch seine Nase und leckte sich die Schnauze. Als Lynx Antwort gab, wusste er erst nicht so recht. Vielleicht was, schoss es ihm durch den Kopf. Teilte er seine Besorgnis nicht? Dann würde er wohl mehr Überzeugungsarbeit leisten müssen. Doch Teyjen lag falsch. Das „Vielleicht“ gehörte an einen ganz anderen Satz. Als er zu Ende war, weiteten sich seine Pupillen schlagartig. Ein „Übrigens, ich hasse dich“, hätte ihn weniger schockiert als die Aussage, die er jetzt getätigt hatte. Wie zum Geier kam er nur darauf? War sein Verstand eingefroren? Der Kiefer des jungen Rüden zitterte vor aufkommender Aufregung. Er spürte, wie seine Knie weich wurden und die Rute schlaff herabhing. Das konnte er nicht ernst meinen! War er krank? Man musste ihm helfen, und damit auch ihm! Das war, wie wenn das rettende Stück Holz meinte, an das man sich im Wasser klammerte „Ich werd‘ jetzt ein Stein“. Auf gar keinen Fall!
Teyjen wurde einigermaßen böse, wie er antwortete.

„Wie kannst du so etwas nur sagen?“, fauchte er ein wenig und sah ihn aus glühenden Augen an. Es machte ihn unerwartet bitter, dass ausgerechnet von Lynx, seinem Schutz in der Brandung, zu hören und ihn in Selbstzweifeln ertrinken zu sehen. Was war denn bei ihm schief gelaufen? Er war doch sonst niemand, der sich so selbstzerstörerisch zeigte. Teyjen baute Initiative auf, als stand der Weiße schon am Abgrund, bereit für den letzten Schritt.
„Niemals! Du darfst nicht gehen“, meinte er und bemerkte seinen ungewöhnlich harten Ton. War es sein Recht, einem älteren und weisen Wolf etwas vorzuschreiben? Eigentlich nicht. Doch die Not kannte kein Gebot. „Du bringst doch kein Unglück.“ Er begann zu straucheln. „Du … du? Du …“ Er suchte nach Worten, sah verzweifelt auf den Boden, begann zu stottern und wirkte weinerlich. „Du … bist doch alles … was ich noch habe … mahn.“

Seine Augen waren feucht, er begann zu hecheln und zeigte auch sonst alle Anzeichen von Stress. Warum tat er ihm das an? Jemand musste seinen Lynx manipuliert haben. Wie bitte kam ausgerechnet der klügste, weiseste und intelligenteste Wolf, gleich nach seinem Bruder Kyevjen, darauf, dass er Unglück...bringen...könnte ? Er fasste es nicht. Das durfte nicht wahr sein. Er musste ihm eine volle Injektion Zuversicht verpassen, um ihn zu halten, bevor er fiel … und ihn mitriss. Zum ersten Mal wurde dem kleinen Wolf bewusst, dass er nicht lebensfähig war, hatte er nicht jemanden, der ihm zumindest ab und an eine Stütze gab. Wenn nun auch Lynx zu zweifeln begann, musste er umso stärker sein und ihn halten.

„Du bist … mein Freund … Lynx … ich … ich brauche dich. Bitte … bitte geh‘ nicht ohne mich.“

Er winselte und wurde dabei immer kleiner. Es war nicht so seine Art, sich an den Pelz von Nicht-Verwandten zu schmiegen, er war ja immerhin auch keine Fähe, die es mit der Zärtlichkeit etwas mehr hatten. Außerdem war er auch kein Welpe mehr … aber irgendwie doch ein wenig. Er sah auf den Boden vor sich und sackte mit seinen Pfoten, die kreuz und quer unter oder neben seinem Körper standen, in sich ein.

Und dann kam es wieder … dieses „Vielleicht“. Er zuckte zusammen, hatte schon gar große Angst davor. Was denn nun noch? Wollte er sich ihm erbarmen und ihm gleich die Luft abdrücken, damit er nicht allein verwelken musste? Er sah mit geöffnetem Maul und feuchten Augen zu ihm auf. Er hörte seine Worte bis zum Schluss. Dann klappten seine Kiefer entschlossen und rasch aufeinander, bevor sie sich wieder öffneten.

„Nein! Nein. Nein nein nein.“ Er schüttelte sich und stellte sich wieder auf, wie es sich für einen erwachsenen Rüden eigentlich gehörte. Teyjen hob die Rute auf Rückenebene an und sah ihn immer noch traurig aber auch entschlossen an, während er mit kräftiger Stimme meinte.

„Wir bleiben zusammen. Wenn du weiter guckst, komme ich mit. Ich … lass‘ dich nicht allein.“

Er hatte doch nur Angst, dass Lynx ohne ihn ging und nicht zurückkehrte. War ja auch nicht schwer zu erraten nach seiner kleinen Offenbarung eben. Unter keinen Umständen würde er den großen Wolf aus den Augen lassen. Er würde jede Pfote genau in seine Fußspuren setzen und ihm dicht auf den Fersen bleiben. Der Rüde musste schon sehr böse mit ihm werden, dass Teyjen freiwillig zurückgeblieben wäre. Selbst wenn die anderen seinen Bruder gefunden hatten, dann würden sie ihn später immer noch dort antreffen. Aber Lynx würde er nicht auch noch verlieren wollen.

„Ich komme mit!“, erwiderte er fest entschlossen und ging sogar schon ein paar Schritte voraus. Natürlich war ihm klar, dass er ein wenig besessen war und dass es Lynx auch auf den Zeiger gehen konnte, wenn er sich so an ihn klettete. Doch nach dieser Ankündigung, diesen Zweifeln eben, die er geäußert hatte, würde er alles tun, um ihn nicht zu verlieren … wirklich alles.

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Dieser Beitrag wurde schon 2 mal editiert, zum letzten mal von NPC am 29.11.2019 16:18.


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Lynx ist offline
04.01.2020 21:21

Lynx wusste nicht so wirklich mit was für eine Reaktion er von Teyjen gerechnet hatte. Sicherlich hatte er gefürchtet, dass der Jungwolf ihm Recht geben würde und ihm den Rücken kehrte. Wahrscheinlich gehofft, dass Teyjen widersprechen würde. Doch damit gerechnet, von dem sonst so schüchternen und zurückhaltenden Jungwolf gemaßregelt zu werden – nein, das hatte er nun wirklich nicht kommen sehen. Überrascht legte er bei dem wütenden Ausbruch Teyjens die Ohren an, doch er sagte nichts, rührte sich nicht, sondern wartete einfach ab. Lies Teyjen einfach alles rauslassen.

Schwer schlucken musste der Weiße doch, als Teyjen feststellte, dass er nur noch Lynx hatte, dass der Jungwolf ihn brauchte. Es tat gut zu hören, dass er wieder gebraucht wurde. Leicht schämte der Weiße sich für den Gedanken, denn wie konnte er sich über etwas gut fühlen, was dem Jungwolf so viele Schmerzen bereitete? Tatsache war, dass Teyjen ihn nicht brauchen würde, wäre Kyevjen noch hier. Trotz der kleinen Gewissensbisse konnte er die seelische Erleichterung, die sich wie warme Sonnenstrahlen in Lynx Körper ausbreitete, nicht unterdrücken. Er wurde gebraucht. Jemand wollte ihn tatsächlich um sich haben. Lynx war wieder zu etwas zu gebrauchen.

Wer hatte Recht? Lynx Vater und sein Geburtsrudel oder Lynx Mutter, sein Meister und Teyjen? Brachte Lynx Unglück oder war er einfach nur ein ganz normaler Wolf? Fragen auf die Lynx vielleicht niemals eine sichere Antwort bekommen würde. Es würde immer zwei Seiten geben, die sich niemals einig wurden. Und wenn sollte der Weiße dann glauben? Seinen Vater und sein Geburtsrudel kannte Lynx nicht. An seine Mutter hatte er nur schwache Erinnerungen. Aber sein Meister, der alte Wolf hatte ihn großgezogen, war immer für ihn dagewesen und für ihn zu sorgen war die erste Aufgabe gewesen, die Lynx im Leben übernommen hatte. Teyjen war jung und schüchtern und zurückhaltend, doch schien er sich ganz sicher zu sein, dass Lynx kein Unglück brachte – genau wie sein Meister.

Der Weiße sah Teyjen an, der vor lauter Stress hechelte und dem die Augen zu tränen schienen. Das war Lynx Schuld. Der Jungwolf war vollkommen aufgebracht und das nur weil Lynx den Mund aufgemacht hatte. In Angesichts was für Konsequenzen es hatte, denn überhaupt noch wichtig wer Recht hatte? Unglück hin oder her, Lynx hätte seinen Meister nicht allein gelassen, als dieser ihn brauchte und er konnte jetzt ja auch schlecht Teyjen alleine lassen. Nicht das der Jungwolf ihm Mitspracherecht dabei zugestand. Eigentlich noch nie hatte Lynx den Braunen so selbstsicher reden hören wie in dem Moment als er verkündete, dass er mit dem Weißen mitkommen würde.

Teyjen ging sogar ein paar Schritte voraus und in dem Moment traf Lynx seine Entscheidung: Es war egal, unwichtig. Was scherte es Lynx, wer Recht hatte und wer nicht? Wirklich wichtig war im Moment doch nur, wie er Teyjen helfen konnte. Denn immerhin wurde er gebraucht. Und er brauchte wohl auch Teyjen im Gegenzug.

Mit einem Glucksen schüttelte Lynx die dunkeln Gedanken ab und folgte dem Jungwolf um ihn mit der Schnauze in die Flanke zu stupsen. „Hast ja Recht, Teyjen. Manchmal kann ich ein ganz schöner Dummwolf sein, was?“, entschuldigte er sich dafür, dass er seinen Freund so in Aufruhr wegen nichts und wieder nichts versetzt hatte. „Du bist auch mein Freund, Teyjen. Und ich will ja auch gar nicht gehen – schon gar nicht ohne dich. Weißt du, ich hatte eigentlich noch nie einen richtigen Freund und es ist ein tolles Gefühl einen zu haben.“

Lynx schwieg ein paar Schritte lang und versuchte abzuschätzen, ob es Teyjen eher aufregen oder beruhigen würde, wenn der Weiße gestand warum er lieber abseits der anderen die neue Heimat erkunden wollte. Der Jungwolf war ebenso wenig wie Lynx begeistert gewesen, wenn es zu Streitereien in ihrer kleinen Runde gekommen war. Andererseits wollte der Weiße auch nicht den Eindruck vermitteln, dass er sich vom Rudel auf und davon machen wollte. „Wenn du wirklich zurück willst, dann gehen wir zurück. Es ist nur… Alle haben sich zusammengerissen um aus der Eiswüste zu entkommen und jetzt wo wir die Störche eingeholt haben… Wenn sie wieder anfangen zu streiten will ich eigentlich nicht dazwischen geraten. Mir würde es viel besser gefallen, wenn sich alle vertragen würden. Aber in unserem kleinen Rudel scheint schon so einiges passiert zu sein. Ich weiß nicht wie lange sie sich zusammenreißen können.“

Der Weiße leckte sich leicht unsicher über die Lefzen und warf über die Schulter einen Blick zum Wald zurück. „Ich weiß nur, dass Skadi uns sicher nicht allein lassen wird. Weißt du, wir haben nicht nur einander sondern auch noch Skadi. Wir dürfen sie nicht vergessen, sonst ist sie noch beleidigt.“


[bei Teyjen | am Rande des Beerenwaldes]

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10.01.2020 15:48

Teyjen



Er hatte etwas Angst vor der Reaktion des Weißen. Dabei hatte er doch nur versucht ihm klar zu machen, dass er ihn nicht aufgeben wollte. Die Vorstellung, mit seinem Vorbild und Freund losgegangen zu sein und am Ende … gar ohne ihn zum Rudel zurückzukehren, machte ihn verrückt.Unter keinen Umständen würde er noch jemanden verlieren wollen, der ihm so am Herzen lag. Natürlich war es nicht nur die meeresartig große Sympathie, die er für den Wolf empfand, es war auch ein Stück weit ein Selbstzweck, ein Selbsterhaltungsdrang, denn er wusste, dass er nicht und unter keinen Umständen ohne Lynx oder seinen Bruder existieren konnte. Wenn Lynx fort war und er allein, dann würde eine beängstigende Stille in seinem Leben eintreten, die eigentlich schon nach dem Verschwinden Kyevjens gekommen wäre, hätte der weiße Rüde ihn nicht quasi aufgefangen. Er hätte Zeit und Leere genug, selbstzerstörerische Gedanken auszuarbeiten, die ihm klar machten, dass er ohne diese beiden Wölfe ein Nichts, ein Niemand war. Eine traurige Erkenntnis, aber sie war wahr. Was? Er war selbstbewusst gegenüber diesem fiesen schwarzen Wolf, Tihar aufgetreten und hatte ihm Paroli geboten, als dieser ihn fertig zu machen versucht hatte? Aber doch nur, weil er ihn hatte, das war es doch. Weil er Lynx an seiner Seite wusste. Er hatte ihm die Kraft gegeben, Tihars schändlichen Versuchen, ihn zu blamieren standgehalten, hatte sich mit aller Kraft (seiner Kraft) widersetzt, weil er wusste, jemand hielt ihn. Doch ohne den Wolf war er ein Blättchen im Wind, völlig wehrlos und nicht im Stande, Einfluss auf sein Leben auszuüben.Das Beste aber war doch, dass Lynx ihn dafür nicht verurteilte, sich nicht lustig über ihn machte, sondern der die Rolle als Mentor und Begleiter offenbar annahm. Wie er sich dabei fühlte, ahnte der Kleine wahrscheinlich nicht, vielleicht wollte er es auch nicht wissen. Er selbst hatte keine Vorstellung davon, wie er gehandelt hätte, wäre er an seiner Stelle gewesen.
Als sich Lynx dann endlich zu seinem peinlichen Auftritt äußerte, den er irgendwie schon wenig später bereute, da hatte er das Gefühl, dass sein Herz aussetzte. Was äußerte er da? Dummwolf? Er?! Das war unmöglich. Dieser Titel stand doch wohl eher ihm zu. Der junge Graue sah sich verwundert um, was dem Weißen vielleicht nicht so sehr auffiel, da er selbst ja schon vorangegangen war. Teyjen verstand die Beweggründe des Weißen nicht ganz, er hoffte nur innig, dass er zu ihm hielt … dass er ihn aushielt. Als dann aber die ersehnte Antwort kam, die Bestätigung, dass er auch sein Freund war, da fiel ihm ein Berg vom Herzen. Man konnte vielleicht erkennen, wie Teyjen gelassen ein Stück zusammensackte, die Schultern und den Kopf hängen ließ, die er bis eben zum Brechen angespannt hatte, um wie ein ernst zu nehmender, erwachsener Rüde dazustehen. Ein Glück … er stand auf seiner Seite, auch jetzt noch. Das ließ vermuten, dass er mit seinem Auftritt, der ihm wirklich viel Kraft und Nerven abverlangt hatte, doch nicht so danebengeschossen hatte … Er hatte noch nie einen richtigen Freund? Teyjen sah unsicher zurück. Echt jetzt? Wie konnte das sein? Für ihn war er ein Held. Aber vielleicht hatte er bisher auch mehr so eine Außenseiterrolle eingenommen, das hätte einiges erklärt. Hieß es nicht, Gleich und Gleich gesellt sich gern? Er wollte es sich zumindest einbilden, denn für den Moment half es ihm, besser zu verstehen, anzunehmen, was so schwer war. Der junge Rüde wandte sich um und sah den Anderen an, wie er seine Bedenken äußerte. Offenbar hatte Lynx gründe, weshalb er nicht zurückwollte. Er verstand ihn da schon ein wenig, dabei war Tihar aber nicht mehr das Problem. Außer der Wolf kehrte eines Tages zurück. Aber auch die Hoffnung auf eine Rückkehr Kyevjens wollte er noch nicht ganz aufgeben. Und genau für diesen Moment musste er gewappnet sein. Er konnte sich unmöglich irgendwo die ganze Zeit in der Ferne aufhalten, wenn sein großer Bruder jederzeit zurückkommen konnte. Er schwor sich, dabei zu sein, wenn Kyevjen zurück zum Rudel kam, damit er ihm zeigen konnte, dass es ihm gut ging, dass er wohlauf war. Das mit Skadi verstand er nicht vollkommen, sie war für ihn nicht der allererste Beweggrund, zurückzukehren. Auch wenn er nichts gegen die Wölfin hatte, er verehrte sie nicht auf die Weise, wie er es bei Kyevjen getan hatte.Aber es stimmte schon, dass sie sich sicherlich genauso fragte, ob es ihnen gut ging, also durften sie sie nicht enttäuschen. Der junge Rüde pflichtete ihm daher vollends bei.

„Ja, genau … Skadi … wir müssen zurück … Die macht sich Sorgen um uns. Wir … wir haben ja schon viel erkundet. Lass uns zurückgehen … Skadi wartet …“ Der junge Rüde senkte das Haupt, die Ohren klappten zu Seite und er winselte ganz unwillkürlich. Eigentlich wollte er sich nicht noch schwächer zeigen, als er war, aber er kam nicht umhin, hinzuzufügen, leise winselnd.

„… und Kyevjen … hoffentlich.“

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Lynx ist offline
17.01.2020 23:44

Vor einer gefühlten Ewigkeit war Lynx gemeinsam mit einem Wolf durch den ewigen Winter gewandert und hatte seine ganze Welt von einem auf den anderen Moment verloren bevor sich sein größter Wunsch erfüllt hatte: Teil eines Rudels zu sein. Und trotz alledem hatte er sich dafür entschieden mit seinem Freund Teyjen durch das Tal zu streifen und nicht beim Rudel zu bleiben. In seinen Tagträumen hatte er sich ein harmonisches Zusammenleben mit zahlreichen Freunden vorgestellt. Aber die Wirklichkeit war nun einmal selten so einfach. Wölfe stritten sich nun einmal. Wenn das Rudel zusammen blieb, würde es nicht immer eitel Sonnenschein sein. Und was machte Lynx? Kniff den Schwanz ein und verdrückte sich. Das war doch keine Lösung. Selbst Teyjen schien wenig bedenken dabei zu haben umzukehren. Der Jungwolf schien nicht sonderlich viel von sich zu halten, doch langsam ging Lynx auf, dass der Braune deutlich mehr Mumm in den Knochen hatte als der Weiße.

Ob sich Skadi wirklich Sorgen um die beiden machte? So lange waren die beiden ja noch nicht weg und Lynx hatte zumindest das Gefühl, dass Skadi ihm zutraute auf Teyjen aufzupassen. Und im Vergleich mit was sie zurück gelassen hatten, schien das Tal – zumindest auf den ersten Blick – weitaus weniger gefährlich. Sicherlich würde Skadi genug mit den anderen Streithähnen zu tun haben. Oder waren das nur wieder Ausreden weil Lynx sich davor scheute zwischen die Fronten zu geraten? Auf den Weg hierher hatte er sich doch noch nicht so mäuseherzig aufgeführt, oder? Hatten sich am Ende nicht nur die anderen Wölfe zusammengerissen während sie in der feindlichen Umgebung einfach zusammen halten mussten, sondern auch Lynx? Dort draußen hatte Lynx seine Seite gewählt auch wenn es ihn etwas verunsichert hatte, dass sowohl Skadi als auch Teyjen wenig von Niyol gehalten hatten, der dem Weißen eigentlich ganz sympathisch vorgekommen war. Und jetzt? Jetzt verkroch er sich, wo er doch eigentlich auch noch an Skadis Seite stehen müsste. Skadi, die sowohl auf Teyjen als auch auf Lynx aufgepasst hatte. Und auf die Lynx auch jetzt noch instinktiv vertraute.

Oh, du elender mäuseherziger Dummwolf., tadelte er sich selbst.

Doch die Selbstzweifel und Selbstreflektion, die Teyjens Worte so unvermittelt ausgelöst hatten, wurde von den folgenden leise gewinselten Worten jäh unterbrochen.

„Tejyen...", setzte Lynx an, denn auf keinen Fall wollte der Weiße, dass der Jungwolf sich Hoffnungen machte nur um wieder enttäuscht zu werden. Doch dann trat er sich mental in die Seite. Das konnte er Teyjen ja wohl auch schlecht sagen. Das würde so rüber kommen, als ob Lynx nicht mehr daran glaubte, dass Kyevjen den Weg zu ihnen finden würde. Aber das tat er. Lynx glaubte fest daran, dass Kyevjen zu Teyjen zurückkommen würde – wenn es ihm den möglich war. Aber was konnte er denn sagen?

In dem leicht ungeschickten Versuch seinen Freund zu trösten, schob sich Lynx näher an den Jungwolf heran. Wo ihm die Worte fehlten, vielleicht konnte da etwas Nähe den gewünschten Effekt erzielen.

„Ja, vielleicht warten die beiden auf uns. Das wäre schön, nicht wahr.“, murmelte Lynx schließlich in dem Versuch die Möglichkeit weder als Tatsache darzustellen noch sie abzuwerten. Nun, Skadi würde auf jeden Fall dort sein. Und vielleicht würde Skadis Gegenwart wieder den Mumm in Lynx Knochen zurückkriechen lassen.


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28.01.2020 20:19

Teyjen




Er genoss die Nähe zu seinem befreundeten Artgenossen wirklich, als dieser etwas näherkam. Er fühlte sich geborgen und gut aufgehoben-Natürlich … würde der Weiße den Verlust um seinen großen Bruder nicht ersetzen können, das konnte niemand. Aber er war hier, gab ihm eine Stütze und war freilich genauso unersetzlich wie wahrscheinlich jeder von ihnen. Gewiss war er auch der Skadi ein Stück weit dankbar, denn sie hatte sich vor Tihar gestellt, als dieser ihn … fertig machen wollte und dafür selbst einen Kratzer abbekommen. Vielleicht war es an der Zeit, dass er sich entsprechend dankbar zeigte, statt immer nur zu jammern, weil er den Verlust Kyevjens nicht verkraftete. Mit einem zaghaften Lächeln sah er ins Gesicht des Weißen. Wie froh er war, nicht allein sein zu müssen in dieser schweren Zeit. Nicht auszudenken, was aus ihm geworden wäre, hätte es Lynx nicht gegeben. Ob er ihm je dafür entsprechenden Dank zollen konnte? Er konnte sich nicht an seiner Stelle vorstellen, konnte nicht daran denken, wie er den Weißen einmal stützte, denn er war zu schwach. Gut, ein Stück weit hatte er so etwas vielleicht eben getan, denn für Teyjen war ganz klar, dass sich der Rüde ins Verderben gestürzt hätte, wäre er nun wirklich allein hinaus in die unbekannte Welt gewandert. Aber ob er ihm damit wirklich das Leben gerettet hatte? Der Gedanke, so etwas zu sein … ein Lebensretter … das stand ihm doch gar nicht.
Er spitzte seine Ohren und sah den Anderen neugierig und offen ab, als er seinen Namen nannte. Ja …? Doch offenbar versuchte er nur die Verbindung zu ihm zu halten, ihm zu vermitteln, dass er verstand, dass er wirklich und wahrhaftig bei ihm war, wofür er ihm wirklich dankbar war. Teyjen stimmte ihm mit einer sachten Geste nochmals zu, als Lynx die Gedanken nachvollzog. Ja, genau so war es sicherlich. Aber er wusste auch, dass Lynx sicherlich wenig Hoffnung hatte, dass Kyevjen zurückkehren würde. Er würde es ihm nur so nicht übermitteln, weil er wusste, dass es das Herz des kleinen Rüden in tausend Stücke sprengen würde. Und er wollte es auch gar nicht hören. Der junge Wolf presste die Lefzen fest aufeinander und schob den Kopf etwas vor, bis seine spitze Schnauze Lynx‘ Halsfell etwas berührte.

„Los jetzt!“, meinte er und schritt anschließend weiter in Richtung des Eissees, denn er hatte die Orientierung völlig verloren. Nicht nur hier, sondern im gesamtem Leben. Ohne Lynx gab es für ihn keinen Halt, sondern nur einen Fall in unendliche Leere.

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Lynx ist offline
09.02.2020 15:47

Teyjens Lächeln, so zaghaft es auch war, schien die Dunkelheit in Lynx Gedanken – zumindest für den Moment – fortzujagen. Lynx war einfach nur froh, das Teyjen da war. Der Jungwolf mochte nicht viel Selbstbewusstsein haben, aber hin und wieder blitzte durch all seine Unsicherheit eine innere Stärke auf, die der Weiße nur bewundern konnte. Aber war es denn so verwunderlich? Teyjen war immerhin Kyevjens Bruder und obwohl Lynx Kyevjen nur wenig Zeit mit ihn verbracht hatte, hatte dieser doch Lynx Respekt fast augenbicklich gewonnen. Von Anfang an hatte Kyevjen wie jemand gewirkt an den man sich anlehnen konnte, wenn das Leben mal wieder versuchte einen von den Pfoten zu werfen. Skadi hatte nicht vom ersten Moment an den gleichen Eindruck auf ihn gemacht, doch nach dem Felssturz hatte sich deutlich gezeigt, dass Lynx sich auf die Braune verlassen konnte und wenn nötig von ihrer Stärke zehren – so wie im Kampf mit dem Wildschwein. Vielleicht waren Skadi und Kyevjen nicht aus dem gleichen Holz geschnitzt, doch zumindest aus einem ähnlichen. Und Lynx war sich ziemlich sicher, dass sich auch in Teyjen die gleiche innere Stärke verbarg. Eines Tages würde der Jungwolf in sie hineinwachsen.

Den zusammengepressten Lefzen nach zu schließen schien selbst Teyjen nicht sonderlich viel Hoffnung darin zu setzten, dass Kyevjen bereits wieder zum restlichen Rudel gestoßen war. So leicht spielte das Leben nun einmal nicht. Das Lynx es mit seinen drei Jahren bereits gelernt hatte, war nicht weiter verwunderlich. Das Teyjen mit seinen neun Monaten bereits diese Seite des Lebens verstanden hatte, machte Lynx traurig. Er spürte die Berührung Teyjens an seinem Halsfell und wunderte sich für einen Moment, ob der Jungwolf sich trösten wollte oder Lynx. Und dann verwarf er es als nebensächlich.

Als Teyjen mit neuem Enthusiasmus losschritt, zögerte Lynx nicht lange dem Jungwolf zu folgen. Es war ziemlich dämlich von ihm gewesen, allein loszuziehen. Der Weiße brauchte den Braunen so wie dieser ihn brauchte. Das Schicksal hatte sie zusammengeführt und Lynx könnte wer oder was auch immer dabei seine Pfoten im Spiel gehabt hatte, nicht dankbarer sein.

„Eines Tages werden wir Kyevjen schon finden. Irgendwo muss er ja stecken. Und ich werde dir dabei helfen – dafür sind Freunde ja da.“

, versicherte Lynx dem Jungwolf. Sich selbst gegenüber hatte er das Versprechen schon mehrmals gegeben, auch wenn er es noch nie laut ausgesprochen hatte. Doch das mindeste was Lynx für seinen Freund tun konnte, war ihm zu helfen seinen Bruder zu finden. Lynx verdankte den beiden Brüdern eben soviel Skadi.

Es brauchte eine ganze Weile bis Lynx bemerkte, dass der Jungwolf sie nicht zurück zum Rudel sondern zum See führte. Hatte der Braune seine Meinung geändert? Oder vielleicht wollte er zum See weil Lynx zuvor als Vorwand vorgebracht hatte das Seeufer auszukundschaften? Trotz der Selbsterkenntnisse über seine Gründe, hatte der Weiße es nicht sonderlich eilig zum Rudel zurück zu kehren. Sicherlich hatten die zwei noch etwas Zeit bis die Jagdgruppe mit Beute zurückkam und vorher würde es auch wenig Sinn machen sich wieder am Treffpunkt einzufinden. Und wenn sie sich verspäteten, würde Skadi schon nach den beiden heulen. So redete er sich zumindest selbst zu. Außerdem waren sie ja praktisch schon da. Da konnten sie sich die Sache doch zumindest noch etwas genauer anschauen, bevor sie umkehrten.

„Uh, schau Teyjen. Der See ist tatsächlich noch gefroren.“

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17.02.2020 15:19

Teyjen




Der junge Rüde verspürte mit einem Mal wieder eine ungeahnte Leichtigkeit, da er wusste, dass er nicht falsch gelegen hatte: Lynx stand auf seiner Seite, er hatte eindeutig „Freund“ geäußert und schenkte ihm Zuversicht. Dass die Realität leider nicht immer auf seiner Seite war, wusste er, doch für den Moment wollte er an nichts anderes denken. Selbst wenn es dauerte, bis er seinen großen starken Bruder wiedersah, der Tag würde kommen, immerhin waren sie beide noch nicht alt und hatten noch einige Sommer vor sich. Wobei das mit dem Sommer gerade nicht zu wörtlich zu verstehen war, denn es war hier richtig kalt. Immerhin war der See auf diese Weise zugefroren und erlaubte dem tapsigen Rüden ein ganz besonderes Vergnügen. Er rutschte über das Eis und freute sich an der ungewöhnlichen Fortbewegungsart.

„Huiii“, quietschte der junge Wolf vergnügt.

Wenn er seinen Kopf über das Eis hielt, konnte er sogar einen Wolf darin erkennen. Kyevjen? Nein, das war er. Er winkelte die Ohren an und betrachtete sich ganz genau. Kam es ihm nur so vor oder war er größer geworden? Er war erwachsen, keine Frage. Auch wenn der Verlust Kyevjens - der vorläufige zumindest – ihm wieder das Gefühl gab, ein Welpe zu sein, der um seine engste Vertrauensperson beraubt worden war, es änderte nichts an der Tatsache, dass er älter geworden war.
Der Rüde erhob sich aus seiner Sitzposition und ging mit großen Schritten auf Lynx zu, der wohl noch immer am Ufer auf ihn wartete. Doch unterschätzte der Junge die Glätte des Eises erneut und legte sich komplett lang. Er landete auf Bauch und Brust und spreizte die Extremitäten von sich, seine Schnauze kam mit einem dumpfen Umpf-Laut auf der Spiegelfläche auf. Nicht, dass es besonders wehgetan hatte, doch das stoßbedingte Knacken des Eises ließ seine Ohren zucken. Was war das? Hatte er die Dicke des Eises etwas überschätzt? Jetzt bloß nicht regen, dann würde schon nichts passieren. Seine Augen wanderten von links nach rechts und wieder zurück. Wenn er das richtig sah, breitete sich der Riss noch weiter aus, obgleich sich sein Gewicht nun mehr eigentlich gleichmäßig verteilen dürfte. Doch der erste Riss in der Eisoberfläche hatte wohl so eine Art Kettenreaktion zur Folge. Der Riss wurde größer und breitete sich geradewegs sternförmig um ihn herum aus. Was hatte das zu bedeuten? Teyjen wagte nicht, eine noch so kleine Bewegung zu tun, aber was dann?

„Thehe“, lächelte er verunsichert und sah zu Lynx herüber, „nichts passiert.“

Doch versuchte er damit nur, sein eigenes Missgeschick zu kaschieren und den großen starken Begleiter an seiner Seite nicht das Gefühl der Verunsicherung zu geben. Wenn er sich nun langsam auf dem Bauch vorbewegte, würde er vom Eis kommen, ohne, dass es brach. Also tat Teyjen einen ersten Schritt, wobei „Schritt“ es nicht traf, denn er robbte mehr nach vorn. Doch der Riss direkt vor seiner Schnauze wurde größer und das sich spiegelnde Eis wurde durch ein bizarres Muster zerstört, das mitten durch sein Gesicht ging – das gespiegelte. Was hatte das zu bedeuten … ein Riss ging durch sein Antlitz? Es führte ihm seine eigene Vergänglichkeit vor. Doch warum? Was hatte er Falsches getan? Hatte er nicht stets nur das Beste für alle gewollt? Der junge Wolf schnaufte und arbeitete sich weiter noch vorn, denn hier liegen bleiben und warten, bis das Eis brach, war auch keine Option. Vielleicht konnte er sein Schicksal überlisten und einfach schneller sein? Er hatte sich schon ein Stück nach vorn bewegt und war nicht mehr weit von Lynx entfernt, der natürlich auch wollte, dass er so schnell als möglich aus dieser haarigen Situation herauskam. Als er spürte, dass nur noch seine Hinterläufe auf der Fläche waren, die zu brechen drohte, beschleunigte er plötzlich. Er versuchte sich aufzurichten und einen großen Sprung nach vorn zu tun, doch genau in dem Moment gab das Eis hinter ihm endgültig nach und ließ seine hinteren Beine einbrechen. Die Schwerkraft tat ihr übriges und zog den vorderen Teil des Wolfs nach sich. Teyjen winselte erschrocken und sah mit weit aufgerissenen Augen in Lynx‘ Gesicht. Hilf mir … so hilf mir doch … aber was sollte der Weiße schon tun. Der junge Rüde paddelte wie wild mit den Vorderpfoten, während sein Hinterteil schon von nasser, eisiger Kälte umschlossen war. Die Eiseskälte biss ihn am gesamten Hinterleib und gab ihm eine Vorahnung dessen, was ihm blühte, wenn er keinen Halt mehr fand. Um nichts in der Welt wollte er auch mit Brust und Kopf in diesem Eisnass landen – ein Wolf war nie gern mit dem Kopf unter Wasser. Doch das Eis war zu glatt, um ihn zu halten und brach zum Schluss am Rand des Lochs sogar ab, sodass Teyjen keinen Halt fand. Er quietschte lauthals, als er das kalte Wasser an seiner Brust spürte. Nun war fast sein ganzer Körper darin versunken und sein Pelz durchnässt. Er stieß mit dem Rücken gegen die hintere Lochseite im Eis und brach sie durch sein Gewicht weg. Es gab nach und ließ ihn zurückfallen, wo er endgültig jeden Halt verlor und mit dem Kopf unter der Wasseroberfläche landete, bevor er auch nur die Chance hatte, noch einmal ausgiebig Luft zu holen. Nun war sein gesamter Leib im eisigen Nass verschwunden und die Eiskristalle auf der wabernden Wasseroberfläche nahmen jede Sicht in die kalte Dunkelheit unter dem Eis … das Quietschen und Jaulen hatte ein jähes Ende gefunden und war von einem Blubbern abgelöst worden, das sich nur noch durch Luftblasen an der Wasseroberfläche äußerte ...

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Lynx ist offline
27.02.2020 20:05

Für einen Moment war alles gut. Nun ja, nicht wirklich gut, denn die Probleme und Unsicherheiten der beiden Rüden verschwanden nicht einfach. Doch für den Moment waren sie einem Moment zurück getreten und lungerten in den dunklen Ecken ihres Unterbewusstseins statt durch ihre Gedanken zu jagen. So zumindest erging es Lynx und Teyjen machte auf den Weißen einen ähnlichen Eindruck. Teyjen rutschte über das Eis und quiekte so vergnügt wie ein Welpe, dass Lynx einfach nur tief zufrieden mit sich und der Welt über den Anblick grinsen konnte. Die unbekümmerte Freude des Jungwolfes versetzten den Weißen in seinen ersten Winter zurück als die Welt noch in Ordnung gewesen war und er unter den wachsamen und amüsierten Blick seines Meisters übers Eis gerutscht war. Nun jedoch wagte er sich weitaus vorsichtiger auf die glatte Oberfläche, setzte jede Pfote mit Bedacht und lauschte auf ein verdächtiges Knacken. Der Impuls die schimmernde Fläche abzuschlecken durchfuhr ihn so plötzlich wie damals als Welpe. Damals hatte Lynx ohne groß nachzudenken dem Impuls nachgegeben und den Spot seines Meisters über den Vorfall noch Mondelang über sich ergehen lassen müssen. Dieses mal wusste er es besser – außerdem musste er Teyjen nun wirklich nicht solche Flausen in den Kopf setzten.

Apropros Teyjen. Gerade als Lynx nach dem Braunen schauen wollte, wurde er von einem dumpfen Knall aufgeschreckt. Ruckartig fuhr der Kopf des Weißen herum um nach der Ursache Ausschau zu halten und um sicher zu stellen, dass es Teyjen gut ging. Bei dem Ruck, der so plötzlich durch seinen Körper ging, verlagerte sich sein Gewicht schlagartig - was auf festen Grund und Boden keine weitere Folgen gehabt hätte, doch auf der spiegelglatten Oberfläche kamen seine Pfoten ins Rutschen und Whums! schon setzte sich Lynx hart mit dem Hinterteil auf das unnachgiebige Eis auf. Der Aufprall vibrierte durch seine sämtliche Knochen und beinahe biss sich der Weiße auch noch auf die Zunge. Doch egal, denn sein Blick hatte Teyjen gefunden. Der Braune war ein ganzes Stück weiter draußen auf dem Eis (Lynx hatte sich keine Wolfslänge vom Ufer entfernt) und hatte sich hingelegt – vermutlich eher unfreiwillig. Doch der Schreckmoment verging und die Welt stürzte nicht ins nächste Chaos.

„Alles in Ordnung?“,

rief Lynx dem Braunen zu. Das würde jetzt noch fehlen, wenn nach dem ersten unbekümmerten Moment in Tagen, Wochen, Monaten, Teyjen sich bei dem Spiel auf dem Eis auch noch verletzt hätte. Doch da versicherte Teyjen dem Weißen auch schon, dass alles in Ordnung war. Lynx atmete erleichtert auf und machte sich daran seine Pfoten zu sortieren und wieder auf ebendiese zu kommen. Vielleicht wurde es wirklich Zeit zum Rest des Rudels zurückzukehren. Vorsichtig machte Lynx ein paar Schritte auf Teyjen zu. Das Eis konnte ganz schön rutschig sein und vielleicht brauchte Teyjen Hilfe um wieder auf die eigenen Pfoten zu kommen. Und der schien tatsächlich ein paar Schwierigkeiten zu haben, denn anstatt sich aufzurichten, robbte der Braune in Lynx Richtung.

Gnaaarsssssch

Lynx Läufe versteiften sich bei dem puren Schock und Entsetzten, als seine Lauscher den unheilschwangeren Laut auffingen. Unter seinen eigenen Pfoten war das Eis unversehrt, also glitt sein Blick augenblicklich zu Teyjen zurück. Das Herz sank ihm in die Pfoten als er den Riss unter dem Braunen entdeckte. Der Jungwolf schien sich der drohenden Gefahr ebenso gewiss – und das erklärte auch warum der Braune über das Eis robbte. Gesunder Wolfsverstand sei Dank!

„Teyjen! Ich komme.“

Der Weiße tat es dem Jungwolf gleich, sank auf seinen Bauch und robbte vorsichtig näher an den Jungwolf heran. Vielleicht wenn er Teyjen zu fassen bekam könnte er ihn vom Riss runter ziehen. Wenn er vernünftig darüber nachdenken würde, würde sein Plan vermutlich wenig Sinn machen. Die Gefahr für Teyjen wurde nur größer, wenn er sein Gewicht mit auf die brüchige Stelle im Eis brachte. Doch der Weiße dachte nicht logisch über seine Möglichkeiten nach. Er sah die Gefahr in der sein Schützling steckte und konnte schlecht einfach da stehen und den Jungwolf sich selbst überlassen. Nichts zu tun und nur zu zu schauen, war keine Option!

Quälend langsam schien sich die Zeit zu ziehen, während gleichzeitig Lynx Herz in seiner Brust galoppierte und das Rauschen des Blutes in seinen Ohren alles andere zu überdröhnen versuchte. Nach einer kleinen Unendlichkeit, hatten sich die beiden fast erreicht, zwei Wolfslänge mochte sie noch trennen, als Teyjen die Nerven oder die Geduld verlor und sich aufrichtete.

„Nein!“

, jaulte Lynx vor Schreck als das Eis mit einen gewaltigen Krachen unter den Hinterläufen einbrach. Für einen Moment konnte der Weiße nur entsetzt vor sich hinstarren – was alles in allem vermutlich gut war, denn sein erster Impuls wäre gewesen zu dem Jungwolf zu hechten und dann säßen sie beide in der Patsche. Stattdessen zwang sich Lynx vorsichtig näher zu robben auch wenn ihn das verängstigte Winseln und der panische Blick Teyjens schmerzhaft ins Herz bohrten. Der Jungwolf mühte sich ab irgendwie wieder aus dem Wasser herauszukommen und alles was Lynx tun konnte war bedächtig auf ihn zu zurobben. Was wenn er zu langsam war? Wenn Teyjen versank bevor der Weiße ihn erreichte? Seine Schuld, ganz allein sein Schuld. Lynx hatte sich entschieden allein mit Teyjen auf Erkundungstour zu gehen, ohne das Rudel. Lynx hatte zum See gewollt auch als Teyjen schon längst umdrehen wollte. Was für ein grausamer Scherz des Schicksals, war es doch Teyjen gewesen, der so überzeugt davon gewesen war, dass der Weiße kein Unglück brachte. Und wohin hatte es den Braunen gebracht?

Wäre doch nur Skadi hier, die würde sicherlich wissen was zu tun war. Das Rudel! Im Rudel half mach sich gegenseitig und wenn jemand Hilf brauchte, dann ja wohl Teyjen. Warum hatte der Weiße nicht nach ihnen, nach Skadi geheult als er den Riss bemerkt hatte? Vielleicht wären sie schon längst hier und könnten... irgendetwas tun. Und warum rief er eigentlich nicht jetzt nach ihnen?

Doch gerade als der Weiße zumindest einen kurzen Ruf gen Himmel schicken wollte, quietschte Teyjen lauthals auf, das Eis brach weiter auf und der Braune verlor jeglichen Halt und – fast wie in Zeitlupe – rutschte er ins Nass.

„Teyjen!“

Alle Vorsicht vergessend, drückte Lynx sich mit seinen Hinterläufen kräftig auf dem Eis vorwärts, schlitterte die letzte Wolfslänge vorwärts und beinahe Teyjen hinterher ins Loch, bevor er sich mit seinen Vorderläufen abbremsen konnte. Ganz von seinen Impulsen regiert, tauchte er Weiße den Kopf ins eiskalte Wasser und schnappte blind mit den Zähnen nach dem Jungwolf. Und tatsächlich bekam er Fell zwischen die Zähne. Seine Nackenmuskeln ächzten und brannten, doch mit einen Ruck zog der Weiße seine durchnässte Last ein Stück nach oben, hoffentlich weit genug, dass Teyjens Schnauze wieder ober der Wasseroberfläche war.

Und nun? Da saß er, die Augen blind vom Wasser und krallte sich an den Rand des Loches. Das Eis konnte jeden Moment wieder brechen und ihn mitsamt Teyjen endgültig verschlingen. Oder seine Kiefer- und Nackenmuskeln könnten aufgeben und seine kostbare Last ihm buchstäblich durch die Fänge gleiten. Was jetzt? Was jetzt? Mit dem Maul faul konnte er nicht um Hilfe rufen. Er war auf sich allein gestellt. Was jetzt? Runter vom Eis! Doch würde das Eis überhaupt ihrer beider Gewicht noch aushalten? Machte es einen Unterschied? Selbst wenn Skadi oder einer der anderen nach ihnen schauen kam, bei dem Versuch ihnen zu helfen würden sie nur noch mehr Gewicht aufs Eis bringen. Einen Versuch war es allemal Wert. Sie konnten ja nicht ewig hier so ausharren. Also stemmte der Weiße seine Pfoten gegen das Eis und versuchte sich rückwärts vom Loch wegzuschieben.

Oh, ihr Götter. Wenn es euch gibt, dann helft mir jetzt. Teyjen hat doch nichts verbrochen!

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04.04.2020 06:28

Teyjen




Mit einem ekligen Knirsch-Geräusch arbeitete sich der breite Riss zwischen dem Loch und den Pfoten des Landsäugers hindurch. Er bildete die Grenze zwischen dem, der zum Leben bestimmt, und dem, der dem Tod versprochen war. Unnachgiebig und bedrohlich arbeitete sich der Riss zwischen ihnen hindurch. Bald schon würde das Loch größer werden und Eis abbrechen, um wie kleine Schollen mit dem Rest auf der Wasseroberfläche zu treiben.

Exit Music

Das Wasser war erstaunlich klar und die Luftblasen, die langsam aufstiegen, schön anzusehen. Es waren seine Luftblasen, denn es war seine Atemluft, die sich Blase für Blase verabschiedete und ohne ihn an die Wasseroberfläche glitt. Denn im Gegensatz zu ihm waren sie im Stande, am Eis vorbei einen Weg dorthin zu finden, wo das Eis keine dichte Decke bildete, die ihm das Auftauchen verwehrte. Er aber war weder klein und wendig und passte durch jede Ritze, noch war er so groß und stark, dass er wie ein Ungeheuer von unten herauf durchs Eis schießen und sich den Weg zum Leben freibahnen konnte. Nein, Teyjen war zu schwach. Zu schwach zum Leben. Aber er war nicht allein, das war er nie gewesen. Er hatte einst einen Bruder gehabt, seine starke Pfote, die ihn auffing, wenn er zu fallen drohte, er hatte Freunde wie Lynx und Wölfe, die ihm gut gesonnen waren. Kein Wolf der anderen Sorte hatte ihm das kaputtmachen können, auch nicht der finstere Schwarze, der Destruktor von einem Wolf. Er hatte ihn nicht kleinkriegen können, nicht endgültig. Es war viel mehr sein eigenes Schicksal, das ihm verwehrte, je alt zu werden. Es schenkte ihm einen Freund wie Lynx, der alles von einem Freund hatte, was man sich nur vorstellen konnte, um es ihm im selben Atemzug wieder wegzunehmen. Was konnte gemeiner sein. Es war nicht leicht zu sterben, wenn man noch so viel hoffen wollte. Hoffen, Kyevjen wiederzusehen, hoffen, einen guten Freund nicht zu verlieren. Die Hoffnung starb zuletzt … aber sie starb. Und so wie auch die Hoffnung starb, würde er es ihr gleich tun, denn er bekam keine Luft mehr und auch das Schauspiel aufsteigender, glitzernder Luftblasen war fast vorüber; er hatte nicht mehr genug Luft, um es weiter fortzuführen. Doch das brauchte er auch nicht, denn er verspürte eine Müdigkeit, die ihn von innen her auffraß und ihm trotz aller Aufregung unmöglich machte, noch länger zu sein. Einmal noch riss er die jungen Rüdenaugen weit auf, als er spürte, wie ihn jemand packte – war es der Tod? War das das, was man spürte, wenn er einen holte? Nein, Irrsinn! Es war sein Freund, ganz irdisch und gewillt, ihn aus den Fängen des Todes zu befreien. Noch einmal brachte er seine letzten Kräfte auf, um ihn zu unterstützen. Teyjen strampelte, paddelte und ruderte mit den Pfoten, so gut er nur konnte. Aber er spürte einen Widerstand – das Eis über seinem Kopf. Sein Hinterkopf mochte womöglich schon fast an der Wasseroberfläche sein, doch die Schnauze, die er nun mal zum Atmen brauchte, war noch immer unter dem Eis.Er musste weiter zurück, um seinen ganzen Körper nach oben drücken zu können. Die Strömung aber, die unter dem Eis vorherrschte, arbeitete gegen ihn und war dabei, die Lage nur zu verschlimmern. Sie riss und zerrte an dem zerbrechlichen Wolfskörper und drückte ihn weiter unter das Eis, wo keine Stelle war, an der er Luft holen konnte. Er ruderte eifriger, auch mit den Hinterpfoten, aber die Strömung verpasste ihm einen Auftrieb, der es fast unmöglich machte, wieder zurück zu gelangen. Stattdessen klemmte er wie ein Insekt am Eis und klammerte sich mit letzter Not an den Rand des Eises, dort, wo er durch seinen Einbruch ein Loch verursacht hatte. Sein Kopf lag nun in der Waagerechte und sein Rücken neigte in Richtung des Flussbettes. Er konnte das Tageslicht sehen, welches das Eis weiß schimmern ließ. Tageslicht … dabei wurde es vor seinen eigenen Augen langsam dunkler. Er wollte etwas äußern, aber Laute zu produzieren war unter Wasser fast unmöglich. Unter Wasser … er hatte nie geglaubt, diese fremde, völlig eigenartige Welt einmal kennen zu lernen. Die Welt der Fische und Krebse, die ihn nun auf ihre ganz eigene Weise willkommen hießen. Er würde Teil von ihr werden, doch der Preis dafür war hoch. Er bezahlte den Eintritt in diese eisige Unterwasserwelt mit dem Leben, ganz gleich wie sehr sich Lynx Mühe gab, dagegen anzuarbeiten. Durch das Eis erkannte er die ungefähre Form des weißen Rüden, der oben stand und alles daran setzte, ihn zurück ins Leben zu zerren, aber die Strömung war stärker. Teyjen spürte, wie ihm die Kraft ausging. Stattdessen wirkte es so verlockend, der Strömung nachzugeben und sich einfach treiben zu lassen. Langsam lösten sich seine Vorderpfoten von dem Rand des Eises und er lernte zu schweben. Wie eine Feder vom Wind getragen wurde, ließ er sich durch das Wasser treiben. Zum Schluss löste sich auch der feste Griff in seinem Nacken und das Bild Lynx‘ wurde dunkler und dunkler, bis sich alles in einer nächtlichen Schwärze auflöste. Der Vorhang fiel und die Leichtigkeit war nicht mehr nur dem Wasser geschuldet. Ja, er schwebte durch Raum und Zeit und fühlte sich dabei so leicht, wie sich nur jemand fühlen konnte, der die Last des Lebens und des irdischen Körpers abstreifte, um Teil einer neuen Welt zu werden, die weder Trauer noch Wut kannte. Zum Schluss trieb nur noch seine leere aber nutzlos gewordene Hülle zwischen kleinen Luftblasen im sich brechenden Tageslicht, ging auf eine ungewisse Reise durch die eiskalten Tiefen dieses unbarmherzigen Flusses.

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Lynx
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Rüde
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Charakterbogen
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Lynx ist offline
01.05.2020 19:07

Seine Kiefer- und Nackenmuskeln protestierten und seine Vorderläufe zitterten vor Anstrengung. Doch Lynx konnte nicht einfach aufgeben. Immerhin ging es hier um Teyjen. Teyjen, der sich so sicher gewesen, dass Lynx kein Unglück brachte und nun waren sie hier. Teyjen im eiskalten Wasser, dass mit stetiger Kraft an dem Jungwolf zog und ihn von Lynx fort und unter das Eis treiben wollte. Lynx hing halb im Wasser, die Vorderläufe gegen das Rand des Loches gestemmt, und halb auf dem Eis wo er sich versuchte mit seinen Krallen an der glatten Oberfläche festzuhalten. Aller versuche seinerseits den Jungwolf mit eigener Muskelkraft aus dem Loch zu ziehen, waren gescheitert. Die Kräfte des Weißen ließen langsam aber sicher nach und pure Sturheit ließ Lynx ausharren. Er spürte wie auch Teyjens Anstrengungen ihm bei der Rettungsaktion zu helfen nachließen. Noch hegte Lynx die leise Hoffnung, dass der Rest des Rudels sie suchen, sie finden würde und Skadi ein kleines Wunder vollbrachte. Wie die Fähe die beiden aus dem Schlamassel ziehen sollte, Lynx hatte nicht die geringste Ahnung. Das Eis würde nicht noch mehr Wölfe auf sich dulden. Schon jetzt war es kurz davor einfach unter Lynx wegzubrechen. Doch wenn es jemand schaffen konnte, dann Skadi. Wenn sie rechtzeitig kam.

Knirschend und knarzend riss das Loch weiter auf und Lynx aus seinen Gedanken. Seine linke Pfote verlor den halt, rutschte ins Wasser und die Kälte fuhr beißend durch sein dickes, weißes Fell. Durch Teyjens Gewicht und den Sog des Wasser wurde er tiefer ins eiskalte Nass gezogen und seine Schnauze tauchte unter. Die Kälte war ein Schock und sprudelnd entfuhr ihm ein Schwall jetzt so kostbarer Luft durch die Nase. Lynx zwang sich die Luft anzuhalten, versuchte die aufsteigende Panik zu vertreiben und einen klaren Gedanken zu fassen. Der Impuls loszulassen und sich befreit von dem Gewicht selbst aus dem Loch zu hieven, durchzuckte ihn, doch er würde nicht nachgeben. Er konnte Teyjen doch nicht einfach loslassen. Immerhin hatte er versprochen auf den Jungwolf aufzupassen, für ihn dazu sein, bis sie seinen großen Bruder Kevjen wieder gefunden hatten. Er durfte nicht aufgeben.

Ein Rumpeln ging durch das Eis und mit einem lauten Krachen, brach das Eis unter Lynx Pfoten auf. Bevor er richtig begriff was passiert war, tauchte er schon komplett ins Wasser. Er spürte wie das Wasser an ihn zerrte und nur seine rechte Pfote klammerte sich noch an den Rand des Loches, hielt sowohl ihn als auch Teyjen an der Stelle wo sie ins Eis gebrochen waren. Doch die Strömung griff nach ihn, zerrte an ihn und ein stechender Schmerz fuhr durch seine Schulter. Lynx keuchte, dachte zu spät daran, warum er unter keinen Umständen seinen Kiefer öffnen durfte, und spürte wie Teyjens Gewicht von der Strömung fortgetragen wurde. Und auch an ihm zerrte das Wasser und riss ihn fort vom rettenden Rand des Loches.

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