Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr |
Einmal mehr kam er ihrer Bitte einfach so nach. Verrückt oder nicht, sie war froh dass er hier war und konnte nicht umhin, sich automatisch etwas mehr an seinen warmen Körper zu kuscheln. Mit einem tonlosen Seufzen senkte sie endlich den Kopf und machte sich ebenso keine Gedanken darum, auch die Augen zu schließen. Sie war immernoch hungrig und vorallem ihr rechter Vorderlauf brannte und sandte immer wieder ein ziemlich unangenehmes dumpfes Pochen aus, aber der Gedanke sich hier zumindest ein wenig auszuruhen ließ ihre Glieder augenblicklich bleischwer werden.
Umso überraschter zuckte sie daher zusammen, als Delanos Worte plötzlich die Ruhe störten und Dena davon abhielten, weiter in den Schlaf abzudriften. Ein wenig unwillig, drehte sie ihr Ohr in seine Richtung, ließ den Kopf jedoch liegen und die Augen geschlossen, auch wenn sie sich nicht sicher war, wie lange sie sich so auf seine Worte konzentrieren konnte.
Interessant war es eigentlich. Er hatte einen Bruder auf seinem Rücken getragen? Nun, wie alt mochte dieser Bruder wohl gewesen sein? Sicherlich noch nicht ausgewachsen, oder? Wer sonst käme auf so sonderbare Ideen. Aber nungut, vielleicht schlug der Rüde das ganze auch aufgrund der Aussichtslosigkeit ihrer Situation heraus vor. Jetzt wo er vielleicht doch nicht verrückt, sondern nur verzweifelt war, fühlte sie sich interessanter Weise doch etwas beschämt, wegen ihrer Dreistigkeit. Es war einfacher, sich ungeniert zu verhalten, wenn man den anderen als nicht zurechnungsfähig abstempelte...
Um sich wieder zu distanzieren, war sie allerdings bereits zu müde. Nichtmal das "Lass uns erstmal eine Pause machen und dann entscheiden.", bekam sie noch über die Lefzen. Kaum waren seine letzten Worte verlangen, sackte ihr Ohr auch schon zur Seite.
(Delano | Polarwüste, nahe der südlichen Ausläufer der Gebirgskette)
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Gebannt folgte sie seinen Gedankengängen. Bei der Vorstellung, aufzustehen und zu laufen ging ein Schaudern durch ihren Körper. Sie fühlte sich beim besten Willen nicht stark genug dafür. Gleichzeitig wusste sie natürlich, dass es keine andere Wahl gab. Bewusstseinsverlust hin oder her. Sie konnte ja schlecht auf einer Wolke fort fliegen. ...Zumindest nicht mit Körper. Mit einem Seufzen wollte sie schon in ihren negativen Gedanken versinken, als er noch etwas anfügte. Überrascht und überaus skeptisch musterte sie ihn. Tragen? Sie war doch kein kleiner Welpe! So hoch konnte er seinen Kopf kaum halten, zumal er sie bei ihrer Größe und ihrem Gewicht mit seinen Fängen schlecht so günstig packen konnte, dass er ihr solch einem Versuch nicht versehentlich weitere Verletzungen zufügte. Vielleicht war sie hier nicht die einzige Verrückte? Nur doof, dass sie ihn brauchte. Ohne Stütze würde sie auf keinen Fall das Eis verlassen. Hoffentlich war im Süden wirklich ein Ort, an dem sie sich ein wenig besser ausruhen konnte. Automatisch musste sie an allem zweifeln. Gleichzeitig war es wiederum eigentlich egal, denn sie hatte ohnehin keine Alternative.
Sie musste ein weiteres Mal versuchen zu laufen. Nur vorher brauchte sie eine Pause.
"Ich werde es nocheinmal versuchen, aber vorher muss ich mich ein wenig ausruhen."
Jetzt kam der Teil, der ihr am schwersten fiel, aber alleine würde ihre Pause sie womöglich auch das Leben kosten.
"Es tut mir leid, aber kannst du dich solange ein weiteres Mal zu mir legen?"
Verlegen wandte sie den Blick ab. Hoffentlich hatte er sie bei diesen schnell genuschelten Worten verstanden, damit siehst nicht ein weiteres Mal sagen musste. Dass sie jemand in solch eine seltsame Situation kommen würde, hätte sie nie geglaubt. Allerdings: wer Rechte schon damit, verrückt geworden in der Eiswüste zusammen zu brechen und von einem anderen potentiell Verrückten, der glücklicherweise bereit war zu helfen, gefunden zu werden. Es klang wie in einer schlechten Geschichte.
(Delano | Polarwüste, nahe der südlichen Ausläufer der Gebirgskette)
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Es lief eindeutig besser, auch wenn das stärker werdende Zittern wegen der Kälte ihr langsam aber stetig die Konzentration erschwerte. Delano war ausgesprochen freundlich, wenn auch weiterhin seltsam. Ihrer Bitte kam er zum Glück ohne Rückfragen entgegen, auch wenn sein zweiter Satz sie die Stirn runzeln ließ. Er musste ein ziemlich trauriger Geselle sein, wenn er sich die Welt auf diese Weise ausmalte. Am liebsten hätte sie dieses Thema sofort mit ihm diskutiert. Doch auch wenn die veränderte Situation ihr geistige Erleichterung verschaffte, spürte sie doch allzu deutlich, dass sie körperlich bereits das Kopf heben anstrengte. Zu gerne hätte sie ihn gefragt was er vorhatte, doch der Rüde kam ihr mit seiner Frage zuvor.
Nachdenklich sah sie in seine sumpfgrünen Augen. Wie fasste sie das jetzt sinnvoll zusammen? Zum Glück fühlte sich ihr Kopf momentan wieder recht klar an. Doch selbst in diesem Zustand fand sie es schwer, seine Frage zu beantworten.
"Ich weiß nicht genau wielange, aber bevor du mich gefunden hast, bin ich wohl eine Weile ziemlich kopflos durch das Eis gejagt und habe mit Sicherheit auch weder gefressen noch getrunken. Daher habe ich vermutlich auch den Schmerzen nicht viel entgegenzusetzen."
Sie hoffte, dass diese Zusammenfassung genügte. Mit den Details, wie sie hierher gekommen war, musste sie sich erstmal selber befassen. Ihre Erinnerungen diesbezüglich waren ziemlich löchrig.
"Was hast du vor?",
fragte sie ihn nun also doch noch und hatte ein wenig Angst vor der Antwort. Was wenn er irgendwelche Erwartungen hegte, die sie nicht erfüllen konnte? Da sie selbst eigentlich keinerlei Möglichkeit sah, hier so schnell aus der Eiswüste zu verschwinden, lag leider die Vermutung nahe, dass er etwas annahm, dass sie nicht leisten konnte.
(Delano | Polarwüste, nahe der südlichen Ausläufer der Gebirgskette)
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Sie stand bei Null, doch in dieser zweiten Runde sollte sich alles wohl schneller klären. Dieses Mal lagen ihre Geheimnisse offen. Und erstaunlicherweise schien dies den grauen Rüden keineswegs zu entmutigen. Im Gegenteil. Ganz normal war er offensichtlich auch nicht. Aber vielleicht war genau das eben ihre Rettung. Vorerst würde sie also definitiv aufhören sich zu beschweren. Denn wenn sie sich wirklich bessern wollte, sollte sie wohl oder übel dankbar für alles sein, was sie bekam.
Eigentlich war es doch beinahe süß wie er sich nun wieder vor sie legte. Nur am Ende seines Satzes musste Catori das Gesicht verziehen und beschloss kurzerhand ihre Erholungsphase zu unterbrechen:
"Entschuldige... aber kannst du mich vielleicht... vorerst Dena nennen? ...Das ist mein Geburtsname.... Ich werde es dir später erklären."
Zum Glück war sie mittlerweile wieder so weit zu Atem gekommen, dass sie ihren seltsamen Wunsch halbwegs zusammenhängend vorbringen konnte. Da er ohnehin von ihrem inneren Abgrund wusste, fiel die Last der Überlegungen, was sie ihm sagen konnte und was nicht weg. Besonders jetzt, wo sie dies realisierte, spürte sie deutlich, dass dieser Umstand vieles leichter machte.
Auch seine seltsame Art wirkte in diesem Zuge nichtmehr so verunsichernd, wie noch wenige Minuten zuvor.
Ohne lange zu überlegen schüttelte sie daher nach seinen letzten Worten kurz den Kopf.
"Ich bin froh, dass du da bist und mir noch immer helfen möchtest. Es ist Glück und nichts, wofür man sich indirekt entschuldigen müsste."
Es tat ihr fast ein wenig Leid, dass er sich scheinbar genötigt sah, ihr auf diese Weise Mut zuzusprechen. Sie hoffte, dass sie es später irgendwie wieder gut machen konnte. Allerdings lag vorher im wahrsten Sinne noch ein weiter Weg vor ihr.
Delanos selbstbewussten Worten zum Trotz, wusste sie noch immer nicht wie sie hier heil heraus kommen sollte. Aber sie wollte daran glauben. Wollte nur zu gerne ihm glauben.
(Delano | Polarwüste, nahe der südlichen Ausläufer der Gebirgskette)
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Es dauerte, bevor eine Reaktion von dem grauen Rüden kam. Er stand zunächst weder auf, noch sagte er etwas. Vielleicht, war es nur ein kurzer Moment, doch für Catori fühlte es sich eine Ewigkeit an. Die Kälte, die Schmerzen, die Trauer sie lag da und immer wieder sprangen ihre verräterischen Gedanken zurück zu utopischen Hoffnungen, die sie irgendwie weiterleben lassen würden. Zwangsläufig befassten sie sich mit der einzigen Unterstützung, welche sie hier auftreiben konnte. Dem Rüden, dem sie eben ins Gesicht gesagt hatte, sie hier sterben zu lassen. Sie sollte die Worte zurücknehmen, versuchen, es mit seiner Hilfe zu schaffen. Selbst wenn er nicht vertrauensselig war. Was hatte sie zu verlieren, als den sicheren Tod? Und doch bekam sie das Maul nicht auf. Sie stand still. Ihre Welt stand still. Grade als ihr Gedanke sie fragte, ob sie vielleicht doch auf etwas bestimmtes hoffte. Ob sie vielleicht insgeheim den Rüden testete, ohne sich dessen selbst bewusst zu sein, begann er zu sprechen.
Dieses Mal bekam sie eindeutig einen Vorwurf zu hören. Sie verdrehte seine Worte? Überrascht sah sie ihn an, während er bereits weitersprach und damit ihre Augen immer größer werden ließ. Er war sich so sicher, dass sie hier herauskommen könnten? Catori wusste beim besten Willen nicht, woher er diese Zuversicht nahm, doch sie merkte schnell, wie die Hoffnung in sie einsickerte. Wenn man ihm Glauben schenkte, war sein Unmut wohl verständlich. Sie stellte ihn und seine Hilfsbereitschaft infrage. Das hatte sie so zwar nicht vorgehabt, aber er musste es wohl so sehen. Weiter verfolgen konnte sie den Gedanken jedoch nicht, denn wieder tat er etwas, dass sie völlig aus der Bahn warf. Allein, dass er aufgestanden war und sich von ihr abwandte, obwohl er einen Atemzug vorher noch beteuert hatte, zu seinem Hilfsangebot zu stehen, hatte sie bereits irritiert. Weil sie nicht wusste, ob sie nun doch eher seiner Geste oder den Worten trauen sollte. Sein nun folgender Satz traf sie jedoch schärfer als jeder körperliche Schmerz, den sie bereits ertrug.
Ohne es zu wissen hatte er etwas angesprochen, dass sie überhaupt erst in diese Lage gebracht hatte. Der Zweifel an Kimis Glauben an sie, in sie. Augenblicklich liefen ihre Augen über. Soeben hatte er bestätigt, was sie hatte verzweifeln lassen. Sie war der Altwölfin nicht würdig. Sie hatte mit ihrer fehlenden Kraft, ihrem fehlenden selbst, erst Kimis Tod und dann den, jenes Rüden verursacht. Zweimal wurde sie gerettet. Und wofür? Sie wusste es selbst nicht. Schluchzend sackte sie zusammen, auch wenn dieses krampfartige Atmen unwahrscheinlich weh tat.
Doch dann spürte sie das unvermittelte Verlangen, erneut die Zähne in ihrem eigenen Fleisch zu versenken. Ob nun, um sich selbst zu bestraften, oder zu versuchen die Schmerzen auf einen Punkt zu bündeln, um sie besser ertragen zu können, konnte sie nicht genau sagen. Erst als ihre Zähne den bereits zerfetzten Lauf zu berühren drohten, riss sie erschrocken über sich selbst die Augen auf und sprang abrupt auf die wackeligen Beine, welche im nächsten Moment bereits wieder nachgaben. Wieder landete sie der Länge nach im Schnee und schnaufte vor Schreck und Erschöpfung.
"Ich... Ich bin... verrückt."
Man sollte meinen, sie hätte die Erkenntnis bereits gehabt und doch starrte sie schockiert erst in den Schnee, dann in Delanos Gesicht.
"Ich... will Leben." Jedes Wort war schwer, aber sie wollte es unbedingt loswerden. Also kämpfte sie weiter für die Sätze in ihrem Kopf. "Aber... Ich habe... habe Angst." Sie zögerte einen Moment. Brauchte ihn aber ohnehin um kurz zu Atem zu kommen. "vor mir... auch"
Mehr konnte sie nicht sagen. Nun wusste er offiziell was für einen seltsamen Wolf er da vor sich hatte. Für Catori war alles wieder bei Null. Ihr Kopf schien von den umherwirbelnden Gedanken zu platzen und ihr Körper schrie vor Schmerz, Hunger und Kälte. Wie lange würde sie so leben wollen. Wollte sie doch lieber, dass es aufhörte? Nein, wenn es ging ...sollte der Rüde sich trotz allem bereit erklären... sie wollte versuchen zu kämpfen. Zumindest einmal in ihrem Leben.
Bittend sah sie ihn an, während sie irgendwie versuchte, sich wieder zu beruhigen. Ein Unterfangen, dass bis jetzt keinerlei Erfolg zeigte.
(Delano | Polarwüste, nahe der südlichen Ausläufer der Gebirgskette)
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Ihr Unwohlsein nahm einfach kein Ende, undzwar in jeglicher Hinsicht. Noch bevor der Rüde, Delano, anfing zu sprechen, war ihr die Kälte bereits wieder so weit unter das Fell gekrochen, dass die ersten Schauer erneut über sie hinweg jagten. Trotzdem blieb sie vorerst dabei, ihn lieber anzuschauen. Er erwiederte ohne Zurückhaltung ihren Blick, mit seinen sumpfgrünen Augen. Offensichtlich hatte er kein Problem mit dieser Situation. Aber er war ja auch nicht von einem wildfremden Wolf abhängig...
Wobei, vielleicht fiel es ihr auch einfach aufgrund seiner seltsamen Art besonders schwer. Allein wie er nun die Antwort auf ihre Frage formulierte, ließ sie die Stirn runzeln. Seine Weigerung, etwas freundschaftlichen miteinander zu reden war vermutlich das befremdlichste von allem. Aber auch die nun folgende Bestandsaufnahmen. Die Art, wie er es formulierte. Auch dieses Mal erklärte er offensichtliche Dinge. Nahm er an, dass sie dachte, er wollte sich in dieser Situation an sie heran machen? Irgendwie wirkte es wie ein dauerhafter, indirekter Vorwurf. Oder wollte er mehr gelobt werden?
Mit einem Seufzen senkte sie kurz den Kopf. Darüber sollte sie sich erst später Gedanken machen. Erstmal musste sie hier weg und sie wusste einfach nicht wie.
Leider hatte er in einem ziemlich entscheidendem Punkt recht: Sie war nicht in der Lage, einen weiten Weg zurück zu legen. Und im Endeffekt bedeutete das genau eines: sie würde hier doch, trotz der angebotenen Hilfe eines Fremden sterben müssen. Sie hatte keine Chance und ein einzelner Wolf würde sie wohl kaum retten können. Noch dazu fehlte ihm jeder Grund. Er hatte keine Verbindung zu ihr.
Sie war sich nicht wirklich sicher, ob sie in seiner seltsamen Gesellschaft zugrunde gehen wollte. Lieber wollte sie sich die Zeit nehmen, an die Anderen zu denken. Ihre Familie genauso wie die Freunde, die sie auf dem Weg hierher getroffen hatte.
Sofort brachte ihr Geist vergangene Bilder hervor, doch Catori schob sie zurück. Noch war der Graue schließlich anwesend.
"Leider hast du recht, ich werde hier nichtmehr fort kommen. Danke für deine Mühe, ich weiß den Versuch wirklich zu schätzen."
Erst jetzt fiel ihr auf, dass sie ihn noch immer nicht ansah, also hob sie wieder den Kopf und Zwang sich zu einer möglichst neutralen Miene.
"Du kannst weiterziehen. Wie gesagt befindet sich weiter im Norden ein bewohnbaren Revier mit einem Rudel. Wenn du magst, werden sie dich sicherlich aufnehmen."
Bevor sich ihre Enttäuschung und sämtliche anderen Gefühle den Weg in ihr Gesicht suchen konnten, legte sie schnell den Kopf leicht abgewendet auf ihre Pfoten und kniff die Augen zusammen. Herumheulen konnte sie, wenn er weg war. Es würde ohnehin nichts mehr ändern.
(Delano | Polarwüste, nahe der südlichen Ausläufer der Gebirgskette)
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Sie fühlte sich hundemüde, aber ein regelmäßiges Brennen an ihrem rechten Vorderlauf holte sie immer mehr aus der erholsamen Tiefe zurück. Als sie soweit zurück war, dass ihre Gliedmaßen ihr wieder gehorchten, zog sie das schmerzende Bein unter sich. Der Druck tat zwar auch weh, war aber immernoch besser als das Brennen zuvor. Erleichtert, dass es nun besser war, kuschelte sie sich mit einem Seufzen an die Wärme neben ihr. Am liebsten wäre sie vollständig hinein gekrochen. Die restliche Umgebung war weiterhin schneidend kalt.
Weiterhin? Stimmt sie war ja in der Eiswüste. Aber wo kam hier etwas warmes her? Ihr Atem stockte, als ihr Gehirn die letzten Erinnerungen zusammensetzte. Der Fremde! Sie waren unterwegs gewesen und dann... irgendwie musste sie wohl das Bewusstsein verloren haben! Erschrocken öffnete sie die Augen und richtete sich auf. Etwas panisch schaute sie sich um, kurz zu Delano, der viel zu nah war... dann auf ihren eigenen Körper. Hatte sie wieder einen Aussetzer gehabt? Sie konnte sich nicht erinnern! Schnell, etwas zu schnell, zog sie ihren Lauf wieder nach vorne und winselte leicht bei dem auftretendem Schmerz. Als sie ihr zerpflücktes Bein jedoch sah, wurde sie zunächst von Erleichterung geflutet: Was auch immer passiert war, sie war nicht erneut über sich selbst hergefallen. Die Wunden waren wie zuvor. Also hatte sie keinen Rückfall gehabt. Oder? Ein wenig widerwillig gab sie die Wärme auf und rückte ein wenig von dem grauen Rüden ab, um ihn anzugucken. Wenn Sie Gewissheit wollte, musste sie ihn wohl nur fragen. Aber wollte sie dieses Thema bei ihm ansprechen? Andererseits würde sie es ohnehin nicht verhindern können, dass er davon erfuhr... ~Ich denke schonwieder dieselben Gedanken.~
Sie lief wirklich auf der Stelle, es war zum verrückt werden. Aber halt, sie war ja schon verrückt. Oder nicht mehr? Eigentlich fühlte sie sich wieder fast normal... so normal wie man sich fühlen konnte, wenn man Stimmen gehört, in Fantasieweltet abgedriftet war und sich selbst verletzt hatte. Aus dieser Nummer kam sie so schnell nicht heraus. Allein ihre Angst, wieder unkontrolliert seltsame Dinge getan zu haben war wohl Beweis genug, um zu sagen, dass sie verrückt war. ~Ich wünschte, ich wäre es nicht.~
Die Kälte, welche sich bereits wieder an den eben noch gewärmten Stellen ausbreitete, holte sie aus ihren trüben Gedanken zurück in die Gegenwart.
"Tut mir Leid. ...Was ist passiert?"
Sie hatte während ihrer Gedanken gewissermaßen durch ihn hindurch geschaut, doch jetzt zwang sie sich, wieder bewusst in seine Augen zu blicken. Sie wollte versuchen ihn und seine Antwort einzuschätzen. Auch wenn ihr ihre Lage weiterhin unendlich peinlich war.
Immerhin fühlte sie sich nach ihrem Aussetzer nicht mehr ganz so dösig und auch wenn es weiterhin kalt war, schien sie nichtmehr die ganze Zeit vor sich hin Zittern zu müssen. Einzig und allein ihre Schmerzen waren bei den wenigen Bewegungen wieder vollends erwacht.
Trotzdem schöpft sie so langsam Hoffnung, hier wirklich lebend heraus zu kommen.
(Delano | Polarwüste, nahe der südlichen Ausläufer der Gebirgskette)
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Seine stocksteife Art verhinderte zum Glück jeglichen Kommentar zu Ihrer Haltung. Als gäbe es nichts anderes auf der Welt, als das gesteckte Ziel zu erreichen, schien sich sein Fokus ausschließlich auf ihren Weg zu richten. Einerseits war sie froh darum, schließlich sollte auch sie sich darauf konzentrieren. Gleichzeitig kam ihr sein Verhalten einmal mehr reichlich seltsam vor.
Auf seine Worte entgegnete sie nichts. Einfach, weil sie nicht wusste, was sie sagen sollte, nachdem sie nur stumm genickt.
Als er sie mit der Hüfte seitwärts schob, war ihr erster Impuls, sich dagegen zu stemmen. Schnell konzentrierte sie sich, um stattdessen seinen Bewegungen zu folgen. Dies war leider nur möglich, indem sie sich noch ein bisschen mehr auf ihn stützte... besonders in den Momenten als sie ihr rechtes Vorderbein ausließ. Sie versuchte zu Beginn noch, ihr Gewicht danach wieder zurück zu nehmen. Doch je mehr Schritte sie gingen, umso mehr sackte sie gegen ihn. Obwohl sie im Schneckentempo unterwegs waren, atmete Catori bereits nach wenigen Metern, als wäre sie im Sprint unterwegs. Trotzdem versuchte die Graue Wölfin solange wie möglich durchzuhalten. Viel zu schnell jedoch merkte sie, wie ihr erneut schwindelig wurde. Noch bevor sie das Maul öffnen konnte, wurde ihr schwarz vor Augen und im nächsten Moment spürte sie schon den kalten Schnee im Gesicht. Kurz zuckten ihre Glieder im Versuch, sich wieder aufzurichten, doch dann verschluckte sie die Dunkelheit ganz.
(Delano | Polarwüste, nahe der südlichen Ausläufer der Gebirgskette)
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Da sie vermied ihn anzuschauen, musste sie zwangsläufig auch wissen,wohin sie nicht schauen durfte. Also verfolgte sie jede seiner Bewegungen mit den Ohren. Als er näher trat, ging ein Schaudern durch ihren Körper, das für ihn jedoch sicherlich in dem regelmäßigen Zittern unterging. Irgendwie war diese Situation zutiefst seltsam. Einerseits war sie froh, dass er helfen wollte. Doch wie er sich gab ließ sie auch sehr deutlich die Distanz der Fremde spüren. Dementsprechend wäre sie normalerweise auch körperlich lieber auf Abstand geblieben.
Doch sein Herantreten war zu Unterstützung sicherlich notwendig und seine leise geraunten Worte bestätigten diese Absicht.
Unsicher schnaufte sie einmal mehr. Sie wollte ihn wirklich nicht so nah wissen und spürte ganz deutlich die innere Abneigung, sein Angebot anzunehmen, auf dass sie eben noch so gehofft hatte. Abstrakt gesehen war es definitiv leichter gewesen, sich vorzustellen, Hilfe zu bekommen.
Kurz war sie versucht einfach so einen Schritt zu machen, auch, um von ihm weg zu kommen, doch dann schalt sie sich innerlich, nicht so dumm zu sein. Sie musste sich damit begnügen, an einem sicheren Ort wieder auf Abstand gehen zu können. Wenn Sie nicht unvermittelt in ihn hinein stürzen wollte, war eine kontrollierte Annäherung sicherlich der bessere Weg. Sie würde sich also von vornherein leicht an ihn lehnen. Aufregung machte sich in ihrem Bauch breit, als sie diesen inneren Beschluss traf. Ihre Emotionen waren so gar nicht mit der Logik ihres Gehirns zufrieden. Trotzdem biss Catori die Zähne zusammen und verlagerte ihr Gewicht zögerlich und so langsam es ging in seine Richtung. Als sie nichtmehr nur das Fell, sondern auch die festen Muskeln darunter spürte, durchlief sie ein weiterer Schauer. Die Wärme die sich nun übertrug war unpassend angenehm und Catori musste sich stark zusammenreißen, nicht zu Seufzen oder gar zu versuchen, sich noch mehr um ihn zu winden. Diese Berührung machte ihr einmal mehr bewusst, wie unglaublich kalt ihr war.
Um nicht doch noch in Versuchung zu kommen, schaute sie schnell hinunter zu ihrem verletzten Lauf. Der tat gefühlt nochmehr weh, wenn man sah, wie sehr sie ihn zerpflückt hatte. Sie war wirklich verrückt. Hoffentlich hatte dieser Irrsinn nun ein Ende und trat später nicht wieder erneut auf. Catori hatte nichtmal gewusst, dass es möglich war, sich derart selbst zu verletzen. Unwillkürlich versuchte sie seine Bewegungen zu testen und zuckte bei dem scharfen Schmerz, der bis in ihre Schulter zog zusammen. Aber neben dem Schmerz war da noch etwas gewesen, das sie besorgt die Stirn runzeln ließ. Sie probierte es ein zweites Mal, dieses Mal noch vorsichtiger, sodass sie immerhin nicht wieder halb zusammen sackte, doch dann hatte sie Gewissheit. Sie konnte ihre Pfota zwar anwinkeln, aber nichtmehr wieder zurück bewegen. Lediglich locker lassen, damit sie der Schwerkraft folgte war möglich. Erschrocken über diesen Kontrollverlust, hätte sie das Bein am liebsten durchgeschüttelt, doch die Schmerzen in Ruhe hielten sie zuverlässig zurück. Immerhin wusste sie nun jedoch, worüber sie vorhin gestolpert war: über ihre eigene Pfote.
Die Situation wurde irgendwie stetig schlechter. Am liebsten hätte sie sich enttäuscht zu Boden fallen lassen. Doch der angenehm warme, unangenehm fremde Rüde neben ihr, würde sicherlich nicht ewig warten.
"Kannst du langsam in die Richtung gehen, in die wir müssen? Ich versuche deinen Bewegungen zu folgen."
Zum Glück stand er so nah, dass sie ihn ohnehin nicht ansehen konnte. Leider musste er nur zu deutlich spüren, wie sich ihr Körper durch ihre Unsicherheit zusammenzog und ihre Rute nicht nur durch die Schwerkraft locker nach unten hing. So dicht bei einander konnte man die Körpersprache des anderen gar nicht nicht mitbekommen. Noch ein Grund, warum sie eigentlich lieber auf Abstand gegangen wäre.
(Delano | Polarwüste, nahe der südlichen Ausläufer der Gebirgskette)
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Dieser Rüde blieb ein seltsamer Kautz. Kurzzeitig wusste sie nicht, wie sie seine seltsame Ansprache deuten sollte. Geistreiche Fähe? Bei den meisten hätte sie diese Worte als Hohn gedeutet, doch so langsam bekam sie das Gefühl, ihr Gegenüber hatte wirklich so ein staubtrockenes Inneres, wie er sich nach außen präsentierte. Nur warum? Mittlerweile regte sich ihr Interesse, auch wenn es in Anbetracht ihrer Lage leider unangebracht war. Sie sollte jegliche Bemühungen darauf ausrichten, aus dieser Lage heraus und wieder zu Kräften zu kommen. Dementsprechend versuchte sie vorerst nicht über seine seltsame Art nachzugrübeln.
Lediglich ein kurzes Lächeln aufgrund seiner letzten steifen Frage konnte sie nicht unterdrücken. Falls sie es zusammen zur Storchenhalbinsel schafften, würde Niyol wirklich seine Freude mit ihm haben. Sie konnte nur hoffen, dass die Sturheit, die er hierbei an den Tag legte, auch an anderer Stelle eines seiner Charaktermerkmale war.
Aber zurück zu ihr. War sie in der Lage, sich auf den Weg zu machen?
"Ehrlich gesagt weiß ich nicht, ob und wie weit ich kommen werde. Ich muss es einfach versuchen."
Damit sollte sie sich nun wohl wirklich wieder auf sich und ihren ungemütlichen Körper konzentrieren. Mit einem zittrigen, aber tiefen Atemzug versuchte sie sich darauf vorzubereiten, sich wieder hochzukämpfen. Leider fühlte sie sich hinterher genauso kläglich und schwach wie vorher. Dennoch zögerte sie es nicht weiter heraus, es würde wohl ohnehin nicht so schnell besser oder einfacher werden.
Ächzend rappelte sie sich also erneut auf und vermied es auch dieses Mal, ihr rechtes Vorderbein dabei all zu stark zu belasten. Als sie dann endlich auf ihren wackeligen dreieinhalb Beinen stand, schnaufte sie und versuchte sich dieses Mal Zeit zu lassen. Wieder drohte ihr Blickfeld zu verschwimmen, doch dann endlich, schwanden die schwarzen Punkte. Trotzdem ging vor Anstrengung immer wieder ein Zittern durch ihren Körper. Ein wenig hilflos, wollte sie ihren fremden Helfer erst anschauen, traute sich am Ende aber wieder nicht. Sie konnte ihn noch nicht richtig einschätzen und das verunsicherte sie in ihrer ohnehin misslichen Lage noch zusätzlich. Irgendwie wusste sie auch nicht, wohin sie nun sollte, wie es nun losgehen sollte.
Vermutlich sollte sie sich drehen, aber auch die Angst, sofort wieder auf dem Boden zu landen, ließ sie in ihrer Position verharren.
(Delano | Polarwüste, nahe der südlichen Ausläufer der Gebirgskette)
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Den Klang seiner Stimme nahm sie noch nicht als Anlass, die Augen zu öffnen, doch als er sie recht provokant mit 'fremde Fähe' ansprach, konnte sie nicht anders als ihren Blick kurz zu seinem Gesicht huschen zu lassen. Es brauchte nicht viel soziale Intelligenz um zu verstehen, warum er diese Bezeichnung eingestreut hatte. Tatsächlich musste sie ihm mittlerweile zustimmen. Sie sollte ihm einen Namen nennen. Allerdings war sie sich nicht mehr sicher welchen.
Dass sie Kimis Kosenamen zur Vorstellung bei anderen genutzt hatte, gehörte vermutlich mit zu den Dingen, bei denen sie sich selbst aufgegeben hatte. Sollte sie wieder ihren Geburtsnamen annehmen? Aber was würden die anderen sagen? Nein, ihre Lage war verzwickt genug und jetzt war ohnehin nicht der Zeitpunkt für langes grübeln. Wenn er sie zu ihrem Rudel brachte, war der Name unter welchem sie dort bekannt war, die richtige Wahl.
"Catori.",
murmelte sie also leise, was jedoch während seiner Worte unterging. Kurz schalt sie sich, nicht gleich abgewartet zu haben. Und hörte erstmal weiter zu.
Auch wenn er weiterhin ziemlich gestelzte Formulierungen verwendete, so gab er sich auf seine Weise ziemlich viel Mühe. Etwas, dass er keineswegs tun musste.
Auch seine Gedanken in den Süden zu gehen, waren überraschend. Sie hatte seine Art wohl falsch eingeschätzt und irgendwie tat es ihr nun fast leid. Wieder glitt ihr Blick zu ihm.
"Ich heiße... Catori. Danke für deine Mühe."
Nach diesen Worten brach sie den Blickkontakt, vorsichtshalber wieder ab.
"Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich gerne weniger gehoben mit dir sprechen. Wenn es möglich ist, leicht dorthin zu gelangen und ich mich dort vor der Eiswüste etwas ausruhen kann, ist der Süden wohl die beste Wahl."
Selbst wenn er sich umentscheiden sollte, hatte sie dort vermutlich eher die Chance zu überleben, als wenn sie allein im Schnee zurück blieb. Da er die Möglichkeit vorgeschlagen hatte, würde er hoffentlich auch nichts dagegen haben, wenn sie sie wählte.
(Delano | Polarwüste, nahe der südlichen Ausläufer der Gebirgskette)
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Tatsächlich folgte er ihrer Aufforderung und verschwand aus ihrem Blickfeld. Da sie ahnen konnte, dass sie mit ihren Kräften haushalten musste, bemühte sie sich ihren Fokus auf der Landschaft zu lassen und nicht zu dem Rüden zu wechseln. Jetzt, wo sie annehmen konnte, dass er ihr helfen würde, war die komplizierteste Frage aus ihrem Kopf gestrichen. Dafür waren jedoch neue, wenn auch nicht ganz so verwirrende aufgetaucht.
~Heimweg!~, rief sie sich nun doch wieder die Berge ins Gedächtnis. Zu lange durfte sie seine Geduld schließlich nicht strapazieren. Noch war er, warum auch immer entschlossen. Zumindest wirkte es so. Doch nicht jeder Wolf behielt einen einmaligen Beschluss ewig bei.
Je länger sie die Berge betrachtete, umso mehr Ernüchterung überkam sie allerdings. Der Weg würde weit werden, egal welchen sie wählten und sie konnte sich bei dem einen, an nichts erinnern, bei dem anderen wusste sie nicht, ob es überhaupt möglich war, ihn aus dieser Richtung zu betreten.
Sie wusste nicht, was die bessere Lösung war und da der Graue zumindest vorerst sein Schicksal mit ihrem verband, sollte er wohl mitentscheiden:
"Mein Rudel liegt nördlich dieser Berge und es gibt vermutlich zwei Wege dorthin. Der eine führt westlich um die Berge herum. Dort laufen wir vermutlich ungeschützt durch die Eiswüste.", sie zögerte kurz, traute sich jedoch nicht ihn dabei anzusehen. Sollte sie es ihm sagen? Es machte ihr Angst, ihm näheres über ihre Lage Preis zu geben. Sie wusste selbst noch nicht, was sie von all dem halten und wie sie es annehmen sollte. Gleichzeitig würde er es wohl ohnehin erfahren, sollte er sich an seine Versprechung halten. Also würde sie es ihm wohl sagen müssen. Seufzend schloss sie bei dieser Entscheidung kurz die Augen. Wagte es aber auch hinterher weiterhin nichtmehr, ihn anzusehen, als sie mit leiser Stimme weitersprach:
"Ich muss auf diesem Weg hergekommen sein, kann mich aber nicht wirklich erinnern."
Die Worte fielen ihr schwer und auch, wenn sie einerseits gerne sofort weitergesprochen hätte, um dieses Eingeständnis zu übergehen, so brauchte sie doch einen Moment um sich zu sammeln. Etwas in Gedanken festzustellen war etwas anderes, als es am Ende jemand anderem gegenüber laut auszusprechen. Der Schmerz darüber, dass sie sich derartig verloren hatte, war beinahe so deutlich, wie das weiterin dumpfe Pochen ihres Vorderlaufs und es kostete sie Mühe, ihre Tränen zurück zu halten. So sehr sie sich kennenlernen wollte. Hier und jetzt war es leider nicht angebracht, diesen Gefühlen nachzugeben. Sie mussten endlich weiter, dass war ihr bereits vor den sinnlosen Worten des Rüden bewusst gewesen. Der leichte Ärger, der sich in ihr regte, als sie sich an diese letzte Äußerung erinnerte, zu der sie einmal mehr lieber nichts gesagt hatte, half ihr, sich wieder auf die eigentliche Aufgabe zu konzentrieren.
"Den anderen Weg habe ich zumindestens zur Hälfte bereits beschritten. Östlich der linken Gebirgskette, kurz vor der schmalen Schlucht, befindet sich ein Höhleneingang. Ab dort kenne ich den Weg und würde ihn als recht sicher bezeichnen, leider kann ich nicht sagen wie es bis zu dem Höhleneingang aussieht. Die Schlucht weiter nördlich war äußerst gefährlich. Ich bin mir nichtmal sicher, ob es von hieraus einen Aufstieg bis zur Höhle gibt."
Allein dieser Punkt sprach eigentlich für die Eiswüste. Gleichzeitig wäre bei der Höhle ein sicheres Etappenziel, an welchem sie sich etwas erholen konnte. Trotzdem. Einmal mehr zeigte das Aussprechen der Gegebenheiten mehr Wirkung als bloße Gedanken.
"Auch wenn ich den Schutz der Höhle verlockend finde, ist deswegen vielleicht dennoch die Eiswüste die bessere Wahl."
Erschöpft schloss sie die Augen. Es war leider kein gutes Zeichen, dass ihr allein das Angucken der Berge, ein bisschen Nachdenken und diese Gedanken aussprechen bereits so viel Kraft kostete. Wie stellte sie sich dann bitteschön vor, mit ihrem geschundenen Körper vorwärts zu kommen? Wäre es nicht so verdammt kalt und würde ihr Körper nicht an allen Stellen weh tun, wäre sie wohl einfach eingeschlafen. Nun jedoch hielten diese unangenehmen Wahrnehmungen zuverlässig wach ...noch.
(Delano | Polarwüste, nahe der südlichen Ausläufer der Gebirgskette)
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Als hätte er darauf gewartet, dass sich der dunkle Vorhang ihrer Augen für seinen Auftritt öffnete, schob sich das Gesicht des Fremden just in dem Moment in ihr Blickfeld, als sich ihre Sicht endlich klärte.
Auftritte schienen seine Passion zu sein, nur leider folgt daraufhin nichts weiter... dachte Catori noch immer wütend, bekam bei dem Gedanken allerdings gleichzeitig ein schlechtes Gewissen. So sehr sie diesen Rüden grade verfluchen wollte, ihr war bewusst, dass er nicht unbedingt allein an dieser Situation schuld war. Er konnte nicht alles wissen. Trotzdem wünschte sie sich, er würde eine etwas unkomplizierter Art an den Tag legen.
Ein leises Grollen aufgrund seines völlig überflüssigen Kommentars konnte sie sich dennoch nicht verkneifen. Sie wusste selbst, dass sie nichts Sinnloses tun sollte. Aber sie brauchte die Sicht auf die Berge um wenigstens darüber nachdenken zu können, auf welchem Weg sie zurück finden könnte, sofern ein Wunder geschah und sie dafür genug Kraft aufbringen konnte.
Leider konnte sie erneut nichts sehen, denn der Graue verdeckte mit seinem breiten Kopf die Aussicht. Bevor Sie sich jedoch weiter darüber ärgern und versuchen konnte, irgendwie an ihm vorbei zu schauen, sagte er endlich die Worte, die ihr zumindest eine Frage lösten.
Sofort glitt ihr Blick zu seinen Augen, um zu ergründen, ob er diese Worte ernst meinte und ob er sich mit diesem Angebot auch sicher war. Zuvor hatte sie ihn nicht direkt angesehen und stellte nun erstaunt fest, dass seine Augen ein ungewöhnliches Grün trugen. Allzuviele Wölfe mit grünen Iriden waren ihr noch nicht begegnet. Automatisch musterte sie nach einigen Atemzügen sein restliches Gesicht. Sie wusste nicht genau, was sie zu dieser Entscheidung bewog, doch ihr Gefühl beschloss ihm zu vertrauen und diesen Versuch zu wagen. Vom logischen her, hatte sie vermutlich ohnehin keine Wahl, doch es gab ihr einen leichten Auftrieb, sich unterstützt zu fühlen und nicht nur dem Verstand zu folgen, der viel zu viel nicht sah.
"Danke. Ich würde gerne zu meinem Rudel zurückkehren, aber erstmal muss ich herausfinden, wo genau ich bin und dazu brauche ich die Berge hinter dir. Könntest du beiseite treten?"
Sie hatte von dem kurzen Moment vorhin bereits eine Vermutung, hoffte aber, dass sie genauere Anhaltspunkte fand, wenn sie die Gebirgssilhouette nocheinmal in Ruhe absuchte.
Eins war auf jeden Fall sicher: sie musste ziemlich lange weggetreten gewesen sein, um so weit entfernt vom Revier wieder zu sich zu kommen. Die Frage war, auf welchem Weg sie hierher gelangt und welcher günstiger für den Rückweg war.
(Delano | Polarwüste, nahe der südlichen Ausläufer der Gebirgskette)
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Thema: Catori - Hoffnungsträgerin |
26.04.2025 06:14 |
Forum: Fähen |
=|= Kleine Ergänzungen aufgrund der Vergangenheit bei den WdN =|=
• Alter •
4 Jahre
• Aussehen •
Aufgrund ihrer Selbstverletzungen hat Catori derzeit noch verheilende Wunden, später Narben sowohl im Bereich beider Ohren, in den Nacken reichend(Kratzspuren), als auch am rechten Vorderlauf (Bissverletzungen). Ihr rechtes Ohr hat an der Außenkante einen leichten Einriss.
• Vergangenheit •
Catori hat in ihrer Jugend der Altwölfin des Rudels nachgeeifert. Dieses Bestreben war übertrieben ausgeprägt und schlug im Verlauf ihrer Zeit bei den WdN in Wahnvorstellungen und daraus resultierenden Panikattaken um.
Eine Nahtoderfahrung konnte ihr jedoch den Absprung auf einen neuen Weg ermöglichen.
• Charakter •
Catori hat nie wirklich herausgefunden, wer sie selbst ist. Um diese Unsicherheit zu verlieren, wird sie fortan versuchen ihre innere Stimme zu hören und alte Muster zu hinterfragen.
Was am Ende dabei herauskommt? Das wird sich zeigen.
• Charakterzitat •
"Denn tief im Inneren,
schlägt mein Herz."
• Neuer Titel •
Gefühlswelten
• Sonstiges •
Bei ihrem rechten Vorderlauf wird eine Fuß-(oder eher Pfoten-)heberschwäche zurückbleiben.
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Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr |
Sie war mit der Situation völlig überfordert. Ihre Gedanken schienen durch einen Sumpf zu waten und gleichzeitig waren die Themen zu wichtig, die Zeit zu knapp. Die kryptische Aussage des Rüden machte die Situation nicht unbedingt besser. Gepaart mit seiner herrischen Art, wusste Catori einfach nicht, wie sie ihn deuten sollte. Immerhin stand er noch immer hier. Aber was wollte er ihr mit seinen Worten sagen? Hätte sie es nicht besser gewusst, hätte sie vielleicht sogar gedacht, er wäre beleidigt, weil sie ihm nicht ihre ganze Geschichte erzählte. Doch er konnte doch kaum erwarten, dass sie in ihrer jetzigen Situation einem völlig Fremden ihr Herz ausschüttete? Sie hatte ja selbst vor wenigen Augenblicken überhaupt erst einen groben Überblick über ihr Innerstes bekommen. Leider war die Klarheit längs wieder verschwunden und sie saß einmal mehr in einer Situation fest, die sie weder einschätzen, noch irgendwie lösen konnte.
Wenn Sie ehrlich war, ärgerte sie sich sogar ein wenig über diesen Grauwolf. Oder ärgerte sie sich über sich selbst? Sie wusste es mal wieder nicht genau, aber irgendwie überraschte sie diese Gefühlsregung. Wann war sie zuletzt verärgert gewesen? Es hatte nicht zu dem gepasst, was Kimi ihr gezeigt hatte, also hatte sie immer versucht dieses seltsame Gefühl im Keim zu ersticken.
Da sie aber beschlossen hatte, herauszufinden wer sie war, und wenn es nur noch ein halber Tag sein würde, versuchte sie sich nicht dagegen zu wehren. Trotzdem dämpfen bereits die Überlegungen über den Ärger, die aufkommende Emotion und ließen sie eher erstaunt darüber zurück.
Schlauer war sie dennoch nicht. Sie fühlte sich weiterhin hilflos. Der Rüde hatte zwar selbst angemerkt, dass sie hilfsbedürftig aussah. Trotzdem bot er nicht unbedingt selbst welche an. Aber darum zu bitten... das Hin und her in Catoris Kopf wollte einfach kein Ende nehmen und so lag sie einfach weiterhin mit geschlossenen Augen da und versuchte sich trotz der beißenden Kälte, ihrem knurrenden Magen und den schmerzenden Gliedern auszuruhen.
Erneut begann der Ärger in ihr aufzubranden. Dieser verflixte Wolf, erst weckte er sie und dann gab er nur leere Versprechungen von sich! Hätte er sein Sicherheitsbedürfnis nicht irgendwie anders Stillen können?! Welche ominöse Gefahr sollte sich hier schon anschleichen? Er war doch offensichtlich gut auf seinen riesen Pfoten unterwegs und bekam doch hoffentlich halbwegs seine Sinne zusammen. Stattdessen rüttelt er sie wach und stand dann dumm herum, weil sie ihm keine Märchen erzählte. Sah er nicht, dass sie andere Probleme hatte, als mit ihm über die Gründe ihrer derzeitigen Lage zu reden?
Ihre Scham darüber spielte sicher mit in diese Wut hinein, die sie aus einem Impuls heraus die Augen aufschlagen und sich hochkämpfen ließ, was in Anbetracht ihres rechten Vorderlaufs nicht unbedingt leicht war. Um keine Zeit zu verlieren wartete sie gar nicht erst ab, bis der aufkommende Schwindel sich legte, sondern versuchte sich einfach blind in die Richtung zu drehen, in welcher sie vorhin das Gebirge gesehen hatte. Unbeholfen viel sie ihrem Schwerpunkt hinterher, was trotz der schwarzer werdenden Sicht und ihrem protestierenden Vorderlauf immerhin drei Pfoten lang funktionierte, als dann jedoch ihr schmerzenden Bein dran kam, blieb sie irgendwo mit ihrer Pfote hängen und stürzte kopfüber, der Länge nach in den Schnee. Die Zähne vor Schmerzen zusammenbeißend und von der Anstrengung wieder deutlich unkontrollierter zitternd lag sie schnaufend da und versuchte blinzelnd die schwarzen Punkte zu vertreiben, welche ihr weiterhin die Sicht nehmen wollten.
(Delano | Polarwüste, nahe der südlichen Ausläufer der Gebirgskette)
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Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr |
Der Rüde brauchte einen Moment, seine Antwort zurecht zu legen. Offenbar gehörte er nicht zu denjenigen Wölfen, die frei heraus sagten, was ihnen in den Sinn kam. Als nun allerdings seine Antwort folgte, musste Catori kurz lächelnd die Lefzen verziehen. Scheinbar hatte sie hier einen besonders anständigen Wolf vor sich, der Sicherheitshalber schonmal mit seinen Worten auf höfliche Distanz ging, um sich womöglich doch noch ohne schlechtes Gewissen aus dem Staub machen zu können.
Sollte er mit dieser Formulierung jemals auf Niyol treffen, würde dieser ihn sicherlich damit aufziehen. Niyol... das Rudel. Wehmut schlich sich in ihre Gedanken. Hoffentlich würde sie es zu ihnen zurück schaffen.
Doch dafür musste sie versuchen diesen Rüden zu überreden ihr zu helfen. Sie merkte wie das Kältezittern ihres Körpers im Nacken bereits in ein Muskelzittern aus Anstrengung überging und legte vorsichtig den Kopf ab. Sie würde zum Aufstehen alles brauchen, was sie an Energie aufbringen konnte. Auch wenn sie bereits befürchtete, damit in seinem Ansehen zu sinken und so gleichzeitig zu früh, seine mögliche Hilfe zu verspielen, wollte sie sich nicht zwingen, die ganze Zeit zu ihm auf zu starren. Stattdessen redete sie lieber vorerst mit seinen Pfoten.
Neben der kurzen Belustigung über seine Sprechweise, ließ sie leider auch die Antwort auf seine Frage peinlich berührt zurück. Sie konnte sich zwar nicht ganz genau an jedes Detail erinnern, doch sie war definitiv kein Opfer eines Angriffs von außerhalb geworden. Nur wie sagte man soetwas, ohne dass ein Fremder dabei die Flucht ergriff? Alles was ihr immernoch etwas nebliger Geist ausspuckte, war der Hinweis, sich möglichst wage zu halten.
"Es besteht keine Gefahr auf einen Angriff, oder etwas in der Art. Die Kälte und der Schnee sind hier vermutlich die einzigen Bedrohungen."
Beinahe Stolz über diese umständliche Antwort gab sie ein Schnaufen von sich. Und schloss einen kurzen Moment die Augen. So langsam gewöhnte sie sich einerseits an das sachte Zittern, dass einfach nicht aufhören wollte, gleichzeitig spürte sie aber auch wie anstrengend es wurde.
Die Lage war zu kompliziert. Konnte sie als verletzte, offensichtlich halb verrückte -wenn er herausfand, woher die Wunden stammten- ihn bitten sie zurück zu ihrem Rudel zubringen? Es war zwar ganz nett, dass er nicht einfach an ihr vorbeigelaufen war, aber vielleicht interpretierte sie seine Beweggründe auch falsch und er wollte lediglich sicher gehen, keiner Gefahr in die Fänge zu laufen?
So gestelzt wie er sich ausdrückte, schien ihr diese Erklärung mit jeder Sekunde einleuchtender.
Sollte sie ihn also einfach anbetteln? Würde das in seiner Entscheidung einen Unterschied machen? Der Gedanke ließ ihr Selbstwertgefühl protestieren. Doch womöglich war dieser Rüde die einzige Möglichkeit, zurück zu gelangen. Also würde sie wohl oder übel alles versuchen müssen, was ihr zur Verfügung stand.
Ein weiteres Schnaufen verließ ihren Fang. Sie spürte nur zu deutlich, dass sie keine Zeit für ein langes hin und her hatte. Aber sie konnte sich einfach nicht entscheiden, wie sie ihn überreden konnte, sie mit zu nehmen. Selbst wenn sie ihn von dem fernen Rudel und dessen Revier erzählte, wer wusste schon, ob er dieses nicht lieber allein suchen würde?
Jetzt wo sie darüber nachdachte. Konnte sie nichteinmal sagen wo sie war und wie weit man bis dorthin überhaupt laufen musste.
Ein weiteres Mal hob sie also den Kopf um sich umzuschauen und sah zu ihrem Erschrecken das Gebirge in einer unerwarteten Silhouette und wenn sie mit ihrem Gefühl richtig lag auch in einer völlig falschen Position. Resigniert seufzte sie und ließ mit geschlossenen Augen den Kopf wieder sinken. Es war ausweglos. Der Entfernung war definitiv zu weit. Sie würde es nie und nimmer zurück schaffen. Warum nur, hatte dieser Rüde sie wach gemacht? Vielleicht hätte sie sich geruhsam in den Tod schlafen können, anstatt hier nun zitternd ihrem Ende entgegen sehen zu müssen.
(Delano | Polarwüste, nahe der südlichen Ausläufer der Gebirgskette)
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Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr |
Wie eine schützende Kuppel hatte sich die Ruhe über sie gelegt. Gleichzeitig fühlte sie eine Weite in sich, als würde sie auf dem Gipfel eines Berges stehen. Ein Teil von ihr wusste, dass sie sich in einer ausweglosen Situation befand und fragte, ob sie denn wirklich sterben wollte. Doch diese Stimme war leise. Verstummte immer mehr...
Doch plötzlich begann sich an der Oberfläche etwas zu bewegen. Catori wehrte sich. Sie wollte hier bleiben, in dieser friedlichen Stille, also bemühte sie sich, den Tumult, der sie wieder zurück ins Außen ziehen wollte zu ignorieren.
Kurz schien es zu funktionieren, doch dann brachte eine deutliche Berührung ihrer Rippen alles zum Einsturz.
Die Welt in der sie bis eben gewesen war, brach in sich zusammen und warf sie schonungslos zurück in ihren lädiert Körper. Schmerzen und Kälte nahmen ihr kurz den Atem und ließen sie vor Schock erstarren, bevor ihre Lunge ihren Brustkorb protestierend wieder in Bewegung zwang. Japsend versuchte sie mit ihren Pfoten Halt auf dem eisigen Boden zu finden, wobei ihr rechter Lauf einen Schmerz durch ihren Körper sandte, der sogar die Kälte übertrumpfte. Mit einem Winseln nahm sie den Druck von der rechten Pfote, doch das dumpfe Pulsieren blieb und versprach ihr, dass dort wirklich etwas kaputt gegangen war. Lange damit aufhalten konnte sie sich jedoch nicht, denn ihr Körper hatte offensichtlich beschlossen, dass er noch nicht bereit war, sein Leben aufzugeben. Nach und nach begannen alle ihre Muskeln zu Zittern und Catori musste die Zähne zusammenbeißen, damit sie nicht fortweg aufeinander schlugen.
Überwältigt von all diesen Abläufen ihres Körpers brauchte sie einen Moment, bis ihr gewahr wurde, dass da jemand war. Irgendwoher musste letztendlich auch die Berührung gekommen sein. Waren da auch Worte gewesen? Die Graue war sich nicht sicher. Mühsam versuchte sie sich zu orientieren und es dauerte eine ganze Weile, bis sie den grauen Wolf neben sich mit den Augen fixieren und durch seinen Geruch als Rüden identifizieren konnte. Noch immer schlotterte ihr ganzer Körper, was es nicht unbedingt leichter machte, sich zu konzentrieren.
Warum war er hier? Wollte er irgendetwas? Ihre Gedanken rasten und wo sie sich eben noch unheimlich klar und sortiert gefühlt hatte, konnte sie nun wieder keinen logischen Gedanken fassen. Es war zum verrückt werden. Kurz knurrte sie aus Frustration, doch schon kurz darauf spürte sie, dass ihr Körper so langsam seine letzten Kraftreserven aufbrauchen. Mit einem Seufzen ließ sie den Kopf wieder fallen und ergab sich dem Zittern, dass langsam an Intensität abnahm.
Schon einmal hatte ihr Kopf erst funktioniert, als sie aufgehört hatte, sich zu etwas zwingen zu wollen, immerhin diese Erinnerung ließ sich von ihrem Kopf halten. Dieses Gefühl, der Schwerelosigkeit würde sie nicht so schnell vergessen. Vielleicht klappte soetwas nochmal?
Sie versuchte sich auf ihren Atem zu konzentrieren, denn das immernoch anhaltende Zittern sowie die Schmerzen waren ziemlich unangenehme Alternativen. Ein, aus, ein, aus....
Sie merkte, wie sie sich etwas beruhigte. Sie konnte erkennen, dass das Zittern, welches jetzt noch übrig war, nurnoch von der Kälte her rührte. Neben den offensichtlichen Schmerzen, hatte sie Hunger und Durst. Zu fressen würde sie jetzt nichts bekommen. Aber Wasser war überall um sie herum. Der Gedanke, etwas kaltes zu sich zu nehmen, war zwar nicht berauschend, aber wenn sie irgendwie diese Situation lösen wollte, musste sie mit irgendwas anfangen. Als wollte ihr Körper sie bestärken, klappte es dieses Mal Problemlos den Kopf zu heben und sich am Schnee zu bedienen. Mit jedem Zungenschlag, schien ihr Gehirn wieder besser arbeiten zu können. Und auf einmal, erschien der Gedanke in ihrem Kopf, den sie schon die ganze Zeit gesucht hatte: Da war ein Rüde und sie musste herausfinden was er vor hatte und ob er ihr vielleicht sogar helfen würde!
Ruckartig zuckte ihr Kopf zu dem Fremden, was ihr ein kurzes Schwindelgefühl bescherte, sodass sie ein paar Mal blinzeln musste.
Auch mit dem Sprechen wollte es nicht gleich klappen. Sie setzte an, bekam nichts heraus, versuchte sich zu räuspern, aber irgendwie war ihre Kehle schonwieder trocken. Mit einem entschuldigend Blick legte sie die Ohren zur Seite, was sie aufgrund des Schmerzes überrascht zusammenzucken ließ. Dann nahm sie noch ein Maul voll Schnee und sammelte sich, um endlich ein paar Worte über die Lefzen zu bringen:
"Was machst du hier?"
Im ersten Moment hatte sie an die typische Floskel wer er sei gedacht. Doch da sie grade mit ihrer Kraft haushalten musste, um wenigstens versuchen zu können, wieder lebend zurück zum Rudel zu kommen, hatte sie beschlossen dieses Thema vorerst zu überspringen. Seine Beweggründe würden ihr mit Sicherheit mehr Aufschluss über ihre Lage geben, als sein Name.
(Delano | Polarwüste, nahe der südlichen Ausläufer der Gebirgskette)
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Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr |
Eigentlich hatte sie doch nur eine kurze Auszeit gewollt, um ihre Gedanken zu sortieren ...naja, und vielleicht auch nach der ein oder andere Erinnerung zu graben, die ihr zuletzt irgendwie abhanden gekommen waren. Dieses Nichts in ihrem Kopf hatte so gar nicht zu den wild herumwirbelnden Gefühlen in ihrem Herzen gepasst. Dazu gab es auchnoch das Geheimnis ihrer Verletzungen. Niyol war wirklich keine große Hilfe gewesen, dieses Mysterium aufzuklären. Immerhin hatte sie den Hinweis aus ihm herausbekommen, dass niemand anderes als sie selbst, sich die Wunden zugefügt hatte. Ein Umstand, der sie noch mehr aus der Bahn geworfen hatte. Was war nur mit ihr los?!
Zunächst hatte ihre Amnesie nicht weichen wollen, also war sie der Küste nach Süden gefolgt. Unter anderem mit dem Hintergedanken, auf diesem Weg schnellstmöglich zurück finden zu können. Auch wenn sie deutlich spürte, dass sie innerlich zunächst keine Fortschritte machte, hatte sie sich zur Geduld ermahnt und war einfach immer weiter gelaufen. Den riesigen, von Aasfressern belagerten Fisch, der am Ufer gelegen hatte, hatte sie als willkommene Wegzehrung angenommen und sich sattgefressen, auch wenn ihr dieses seltsame Monstrum irgendwie ziemlich unheimlich erschienen war.
Nach ein oder zwei weiteren Tagen, sie konnte es nicht genau sagen, denn der Zustand, in welchen sie daraufhin gelangt war, hatte sie jedes Raum und Zeitgefühl verlieren lassen, hatte die unsichtbare Mauer ihrer Gedanken dann allerdings doch plötzlich nachgegeben: Stimmen, Bilder, Empfindungen, Gerüche, alles war über sie herein gebrochen, hatte sie der Realität entrissen und gezeigt, was ihr Unterbewusstes ihrem Bewusstsein offenbar hatte ersparen wollen. Doch ein weiteres Mal hatte sich die Stille nicht über sie legen wollen. Panisch war sie vor dem Chaos davon gerannt, hatte versucht die Stimmen aus ihrem Kopf zu kratzen, hatte um sich gebissen, hatte sich selbst gebissen und war durch den Schmerz sogar kurzzeitig zu sich gekommen, nur um kurz darauf wieder in wirr verketteten Erinnerungen und Phantasien verloren zu gehen. Kimi, lebte sie? War sie tot? War Catori schuld? Wer war sie überhaupt? Und all diese Gesichter und Gerüche! Wie konnte das sein, in dieser gespenstisch weißen Landschaft?
Zwischendurch war sich nicht einmal sicher gewesen, ob sie selbst noch lebte. Erst als sie völlig erschöpft im Schnee zu sich gekommen war, hatten ihr die schmerzenden Verletzungen, die Kälte und ihr Magen, der sich selbst zu verdauen schien gezeigt, dass sie noch in einem lebendigem Körper steckte. Diesen zu kontrollieren, schien ihr jedoch nichtmehr möglich. Das einzige, was sie hinbekommen hatte, war mühevoll mit der Zunge etwas Schnee aufzulecken.
Als dann der Sturm aufkam, verschwanden auch die letzten Stimmen in ihrem Kopf. Die Gewissheit, dass sie hier nicht überleben konnte, dass sie nun wirklich sterben musste, wurde mit jeder Schneeschicht die sie zudeckte stärker und mit ihr kam eine Klarheit in ihren Kopf, welche sie noch nie erlebt hatte.
Als hätte ihr Geist darauf gewartet, dass sie jegliche Hoffnung, jede Verantwortung, jeden Wunsch fallen ließ, eröffnete er in ihrem Kopf einen Raum, in dem plötzlich all diese Eindrücke und Gedanken Platz fanden, welche sie vorher kaum einzeln ertragen konnte. Nun sah sie zwar alles, aber war auf einmal nichtmehr in jedem einzelnen gefangen. Da war eine Distanz die es ermöglichte, dass sie sich wie von selbst ordnen ließen und endlich, endlich ein sinnhaftes Gesamtbild ergaben.
Sie hatte sich verloren. Hatte aus Schuldgefühlen an Kimis Tod angefangen etwas sein zu wollen, dass sie nicht war. Sie war der Idee, Kimi mit ihrem Leben zu ehren, hinterher gelaufen, um irgendwie Buße zu tun. Doch diese Rechnung war nicht aufgegangen. Die bösen Geister ihrer Schuld hatten sie weiterhin verfolgt und als ein weiteres Wolfsleben vor ihren Augen verging, hatten die alten Gedanken sie eingeholt. Sie konnte sich einreden Kimis Wünsche zu kennen. Aber diesen braunen Rüde, der dort im Wasser ertrunken war, hatte sie nur einen Moment lang gekannt.
Die Euphorie, wenigstens zum Ende eine Antwort zu haben, so schmerzhaft sie auch sein mochte, half ihr über die körperliche Pein ihrer Lage hinweg. Die Kälte wich einer angenehmen Wärme in welche sie sich nur zu gerne fallen ließ, um doch noch einen ruhigen letzten Schlaf zu finden...
(allein | Polarwüste, nahe der südlichen Ausläufer der Gebirgskette)
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Thema: NP-Planung |
Also,ich habe mir mal eben deinen ersten Post durchgelesen. Enaid ist durch die eisschlucht und dann die Höhle,oder um das Gebirge zur Halbinsel gelaufen?
Wenn das passt,würde ich Catori auf einem Abstecher zur Höhle schicken,sodass sie von dort mit dir wieder zur Storchenhalbinsel zurück laufen kann.
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Thema: NP-Planung |
Wussaaa, da wir jetzt ja nun einen feste Standort haben ist es an der Zeit, dass Niyol seine Tätigkeiten wieder aufnehmen kann. Da dies in Einzelgesprächen effektiver ist, wünscht der gute sich also mit der Zeit vorallem erstmal ein Rollenspiel mit Zita, Shiro und Marrok.
... Bei Zita habe ich bereits einen Ansatz, Cat wird nämlich demnächst (innerhalb eines Zeitsprunges)für ein Weilchen das Rudel verlassen. An Zita wird Niyol dabei eine kleine Bitte erfüllen müssen, daher würde er sie kurz nach cat's verlassen aufsuchen.
Bei Shiro und Marrok hab ich noch keinen Plan, da würde ich Niyol einfach frei Schnauze dazu treten lassen.
Es wäre lieb, wenn ihr das im Hinterkopf behaltet und mir bescheid gebt, wenn ihr dazu Zeit habt.^^ ... wer lieber ein chatplay mag, kann mich sicher auch dazu überreden 
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