Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr |
Avon neben ihr schien völlig in Gedanken. Sie wünschte gerade, sie könnte in den Kopf des Rüden blicken und wüsste, was in ihm vorgeht. Ganz realistisch gesagt, kannten sie einander kaum. Das fiel ihr jetzt auf. Doch in ihrem Inneren wuchs langsam der stille Wunsch, ihn kennenlernen zu wollen und zu wissen, wer er hinter der Fassade aus Späßen war.
Valdis richtete wieder den Blick auf Cinisca. Und oh - ihr verrückter Plan schien aufzugehen - dachte die Graue für eine Sekunde, bis der Hase einen Haken schlug in ihre Richtung hoppelte. Valdis Ohren schnippten nach vorn und sie stand sekundenschnell auf. Ihre langen Läufe trugen sie schnell nach links und sie musste währenddessen grinsen - das Langohr hatte sich verschätzt und lief in ihre Richtung.
Im Augenwinkel sah sie noch, wie Cinisca an einer Wurzel oder ähnlichem hängenblieb und volle Wolfslänge auf dem Boden aufkam. Es war beinahe komisch, wie sich die schöne Wölfin in einen ungeschickten, taumelnden Welpen verwandelte.
Doch um Cinisca zu helfen war gerade keine Zeit. Das Langohr hatte sich verschätzt und war nur noch wenige Sätze von Valdis entfernt. Valdis drehte sich ein bisschen weiter nach rechts, stoppte aprubt und öffnete dann ihr mit Zähnen besetztes Maul.
Dann biss sie zu und Blut füllte ihren Mund. Es knackte laut, als das Genick des Kaninchens brach und die Muskeln erschöpft aufgaben. Grinsend ließ Valdis den leblosen Körper auf den Boden fallen.
"So tötet man einen Hasen!", rief sie selbstbewusst. Sie suchte Cinisca mit ihrem Blick. Beinahe tat sie ihr leid. Aber Valdis war gerade viel zu gut gelaunt, da sie sich als erfolgreiche Jägerin präsentieren konnte.
"Kommt her, Avon, Cinisca", sagte sie dann anschließend. "Es ist nicht viel, aber wir können damit zumindest den größten Hunger etwas stillen."
Sie schleckte sich übers Maul und schmeckte Blut. Das lief doch besser als erwartet.
[Avon, Cinisca / Silberfischchensee]
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Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr |
Valdis grinste stolz. Ihr Avon hatte ihre Idee unterstützt und war ganz bei ihr. Er drückte seine Schnauze liebevoll in ihr Fell und plapperte in typischer Avon-Art auf Cinisca ein. Er erzählte von einem "Brauch" für ihr neues Rudel. Das gefiel Valdis und sie wuffte daraufhin ihrem Gefährten zu.
Auch, dass die beiden sich nun in der Rolle der Beobachter sahen, war ganz nach Valdis Ansinnen.
Die grauschwarze schien doch zu bemerken, dass Valdis eher auf Kaninchen denn auf Fische stand - für eine Sekunde war es ihr unangenehm, dass die Fähe sie so gut lesen konnte. Doch Valdos versuchte, sich dies nicht anmerken zu lassen und antwortete ihr schließlich:
"Du hast uns nicht gestört. Aber viel...Erfolg bei der Jagd."
Triumphierend lächelte sie und beobachtete dann die Fremde. In ihrem Bauch brummte es leicht, einerseits vor Hunger, andererseits vor Nervosität. Ihre Lüge mit dem Alpha-Sein hatte bei Cinisca geklappt - aber was würden die anderen Wölfe sagen? Sie ahnte, dass würde nicht gut ausgehen. Was wäre denn, wenn sie daher vertrieben würde? Wenn die anderen Wölfe die Farce durchschauten?
Valdis war plötzlich in Gedanken versunken, als sie sah, dass die fremde Jägerin sich Fell auszupfte und dann vor den Eingang einer Kaninchenhöhle platzierte.
"Was macht die denn da??", flüsterte sie Avon zu. "Sowas....sowas hab ich ja noch nie gesehen!"
Sie schollt sich selbst, dass sie zugegeben hatte, keine Ahnung zu wissen welche Jagdstrategie Cinisca nutzte. Ihr Avon würde das sicher nicht so sehen - hoffte sie. Aber sie wurde wieder unruhiger und ließ ihren Blick nicht von der Fähe ab. Sie war nun völlig gespannt, wie die Grauschwarze die Jagd weiter verfolgte.
Valdis bemerkte plötzlich, dass sie ihre Schnauze ungläubig geöffnet hatte. Sie schloss sie schnell und leckte sich über die Lefzen.
"Na mal schauen...", sagte sie mehr zu sich selbst.
Sie blickte, ohne ihren Kopf zu bewegen, wie Avon reagieren würde. Unsicher legte sie die Ohren an und ließ Cinisca nicht aus den Augen.
[Avon und Cinisca / Silberfischchensee]
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Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr |
Das lief doch tatsächlich besser als erwartet - Ihr Avon spielte mit. Zwar waren seine Worte etwas, nunja, verwirrend bis dümmlich, aber er zeigte sich an Valdis Seite und spielte den Alpha-Rüden so, wie sie es erhofft hatte. Die Fähe, die sich ihnen näherte, hatte grauschwarzes Fell und bernsteinfarbene Augen. Sie musste zugeben - sie war schön. Ihr Herz klopfte, aus Erregung und Verwirrung, doch Valdis erwartete nicht, dass Avon plötzlich von ihr abließ um der Fremden Avancen zu machen. Aber tief in ihrem Inneren war sie eben die Eiskönigin und auch wenn sie es nie zugeben wollte - oft hatte sie eine starke innere Zerrissenheit und Unsicherheit.
Die Fähe plapperte plötzlich los und fing an ihre ganze Lebensgeschichte zu erzählen. Valdis hätte am liebsten die Augen verdreht und sie nachgeäfft - doch das passte nicht zu ihr als DIE Alpha-Fähe! Sie hörte demnach zu was die Grauschwarze erzählte (es hätte ihr egaler nicht sein können), aber sie gab ihr eine Chance. Jedoch berichtete sie plötzlich von der Krankheit. Moment, da war doch was? War das nicht das Thema, was Takata so nervös gemacht hatte und was sie so befürchtete? Valdis wurde unsicherer. Was war das denn mit der Krankheit nun?
"Keine Sorge. Wir sind nicht krank", äußerte Valdis und hob stolz ihren Kopf. Sie überlegte, was sie zur Biografie sagen konnte, wollte aber weder ihre Stellung aufgeben noch gemein sein...
"Wir wollten eh gerade Jagen. Wenn du beweisen kannst, dass du dazu im Stande bist, darfst du dich uns gerne anschließen."
Auf ihre Lefzen trat ein selbstbewusstes Grinsen. Valdis war nicht nur von sich selbst überzeugt, sie wusste das sie eine gute Jägerin war.
"Deinen Bruder kennen wir jedoch nicht", sagte sie dann etwas kühler, schaute in ihre bernsteinfarbenen Augen. Ein weiterer Seitenblick galt ihrem Avon. Das würde spannend werden, dachte sie bei sich.
"Fisch oder Kaninchen?", fragte sie anschließend. Valdis waren Kaninchen deutlich lieber...mit Fischen hatte sie wenige bis keine großen Erfahrungen und das könnte peinlich werden für die große Alpha. Innerlich wiederholte sie: "Kaninchen, Kaninchen, bitte, Kaninchen!" Um sich nicht zu blamieren.
Valdis trat ein paar Schritte zu der liegenden Fähe und weiterhin umspielte ein Lächeln ihre Lefzen.
[Avon und Cinisca / Silberfischchensee]
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Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr |
Valdis blickte Avon mit schiefen Kopf an. Er wollte ihr schmeicheln, oder? In dem er so tat, als wüsste er nicht, wie man Kaninchen jagt und fängt. Das musste es sein. Sie wusste, er war nicht so ein Hasenfuß. Valdis war sich sicher, dass er es tat, um sie besser darzustellen, dass musste es sein!
Sie grunzte belustigt - es funktionierte, denn Valdis hörte gerne, dass sie etwas gut kann! Auf ihr Gesicht trat ein Grinsen und sie reckte kurz die Schnauze in die Luft. Irgendwo schien ein Kaninchenbau zu sein, ziemlich in der Nähe. Gerade alte oder unachtsame Tiere waren für einen Wolf wie Valdis leichte Beute. Sie hatte schon einige, ach, hunderte!, Kaninchen getötet. Und Avon sicher auch, doch seine Taktik, so zu tun als könnte er nicht, fand Valdis belustigend.
"Na klar, Avon!", sagte sie überheblich. "Du kannst entweder schauen, ob ein Kaninchen aus dem Bau kommt und mir dann ein Signal geben, oder wir kesseln die Langohren ein und derjenige, zu dem sie laufen, der beißt halt zu."
Valdis war gerade dabei zu prüfen, wo genau der Eingang zum Bau war, als ein anderer Geruch in ihre Nase trat.
Na toll, ein anderer Wolf! Und auch noch eine fremde Fähe!
Sie knurrte leise. Da war sie gerade mit ihrem Avon kurz vor der ersten gemeinsamen Jagd und eine fremde Fähe kam dazu.
Valdis drehte sich zu dem Ursprung des Geruchs und bäumte sich auf. Sie reckte den Kopf selbstbewusst in die Höhe und rief der Fremden zu: "Wer bist du und was machst du hier? Ich bin Valdis, ich..." und dann kam ihr ein genialer Gedanke!, "ich bin die Alpha-Fähe hier und das ist...Avon, mein...mein..." sie schluckte, doch es stimmte, "...mein Gefährte!"
Ohne Avon noch einmal anzusehen grinste sie dann spöttisch. Was für ein feiner Schachzug. Sich als Alpha-Fähe darzustellen und mit Avon so zu tun, als hätten sie irgendeine Macht. Wer sollte kommen und die Lüge auffliegen lassen? Eine Takata womöglich? Doch sie waren hier am Silberfischchensee alleine und keiner konnte die Farce durchschauen. Also lächelte sie süffisant und wartete ab, was die Neue zu melden hatte - doch wehe, sie machte Avon schöne Augen!
[Avon und Cinsica - Silberfischchensee]
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Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr |
Ohje, was sagte er da nur?? Valdis blickte Avon unvermittelt an und wusste nun gar nicht, was sie sagen sollte. Abertausend Dinge schwirrten durch ihren Kopf - Da, wo du bist. Das Avon mit Worten besser umgehen konnte als sie selbst, dass hatte sie natürlich schnell verstanden und auch akzeptiert. Aber diese Worte, so süß, waren selbst für ihn etwas zu viel. Valdis schluckte und damit auch Widerworte hinunter. Aber sie entschied sich, erst einmal nicht darauf zu reagieren, in der Hoffnung, dass diese unangenehme Situation auf dem Silberfischchensee davon trieb wie die Blätter der Bäume...
Dann hörte sie ein leises Rumoren und musste kurz lächeln. Sie bemerkte nun auch bei sich ein Hungergefühl. Es schien eine Ewigkeit her zu sein, seit sie den Rehkadaver gefunden hatte und damit auch die anderen Wölfe der Halbinsel.
"Klingt gut!", sagte sie nickend. "Mal schauen. Wusstest du, dass ich von meinen Geschwistern am besten Jagen konnte?", gab sie an und blickte stolz in Avons Augen.
Sie ließ ihren Blick schweifen. Sie suchte vor allem nach Mäuselöchern - diese waren oftmals vielversprechend. Zwar benötigten die beiden mehr als eine einzelne Maus, aber wo eine Maus war, waren auch andere. Oder eine fette Ratte vielleicht? Valdis erhob sich und schnupperte. Irgendwoher musste doch der süße Duft der Beute herwehen!
Valdis schaute nochmals zu Avon.
"Wir finden hier schon was", sagte sie relativ neutral. Sie sog noch einmal die Luft ein und versuchte etwas Fressbares auszumachen. Plötzlich zeigte dies Erfolg - ein Kaninchen! Valdis lächelte süffisant und ohne ein Wort (damit das Kaninchen sie nicht hörte) zeigte sie mit der Schnauze in die Richtung, aus der der Geruch kam. Langsam näherte sich Valdis der Fährte des Kaninchens und schaute anschließend prüfend nach hinten, ob Avon ihr und dem Geruch folgte.
[Avon / Silberfischchensee]
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Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr |
Avon auf den ersten Blick: couragiert...wortgewandt...offenherzig...
Doch in seinem Kopf schien noch mehr zu passieren, als er zeigte oder sagte. Valdis wünschte sich in diesem Augenblick, in seinen Kopf hinein zu schauen. Was dachte er wohl? Meinte er das alles wirklich ernst? Sie hatte tief in sich eine Verwirrung und eine Angst, dass alles war entweder ein Traum oder eine List. Ihr Bauch rumorte erneut leise und sie blickte starr über das Wasser des Silberfischchensees. Der Wind ließ kleine Kräusel auf der Oberfläche entstehen und ein Blatt, von irgendeinem Baum, tanzte über dem Wasser.
Avons Worte lenkten sie jedoch schnell ab. Er erzählte, dass er hier schon etwas länger verweilte, was Valdis interessant fand. Sie hatte großes Interesse diese neue Gegend auszukundschaften...mit ihm an ihrer Seite. Zwei gegen den Rest des Rudels...Auch die Information, dass die anderen so peut-à-peut dazukamen, verwunderte sie nicht.
"Mh, zurück?", fragte sie, mehr sich selbst. "Oder kennst du noch andere...schöne...Orte?", murmelte sie.
Ihr fiel es gerade schwer, sich zu konzentrieren. Unsicherheit, Angst und Sorge kamen in der Eiskönigin hoch. Was, wenn das alles eine Farce war? Wer hatte es denn schon ernst mit ihr gemeint?
Zu Vertrauen - das war das schwerste auf der Welt für Valdis. Und das hinderte sie daran, diesen Moment einfach zu genießen.
Sie richtete sich auf und schüttelte ihren Pelz, einige daran hängende Blätter wirbelten umher.
"Was ist dein Lieblingsort in diesem Land?", fragte sie dann und musste leicht lächeln. Vielleicht lenkte er sie erneut ab...und sie konnte ihm glauben, dass das alles kein Traum war.
[Avon / Silberfischchensee]
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Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr |
Avons Kopf legte sich schief und seine glitzernden Augen musterten die Graue intensiv. In Valdis Bauch rumorte es. Es war eine Mischung aus Angst, Wut und Erregung. Leicht kräuselte sich ihr Fang, weil sie nicht wusste, was sie tun und sagen sollte. Sie hatte sich schon leicht vulnerabel gezeigt und hatte ein wenig das Eis in ihrem Inneren auftauen lassen. Wie hatte der Rüde das denn geschafft? Innerhalb der kurzen Zeit, die sie sich kannten? Valdis schimpfte auf sich selbst.
"Schwächling!", schimpfte eine innere Stimme in ihr. Sie wollte jedoch nicht, dass Avon merkte, wie es ihr ging. Im schlimmsten Fall würde der Rüde denken, ER wäre Schuld an der inneren Zerrissenheit der Fähe. Und das wollte sie auf gar keinen Fall.
Avons Fragen jedoch lenkten sie ein wenig ab. Es waren Fragen, wie sie auf die anderen Wölfe in diesem Land getroffen war. Sie überlegte einen Moment.
Da stand sie wieder - im Eis der Wüste, traf auf Takata und ihren Freund, dann auf Pan und Roghir. Valdis tauchte in ihre Erinnerung ein und ließ die Situation Revue passieren. Sie sah Takata und ihren Freund (Lynx), dann Pan und Roghir, wie sie als Bilder in ihrem inneren Auge auftraten.
"Diese Takata", begann sie Avon dann zu berichten, "war völlig durch den Wind. Sie schimpfte irgendwas von so einer Sache...wie nannte sie das gleich? Krankheit, ja, das war das." Sie rümpfte die Nase. "Dann kamen Pan und Roghir, dass machte die Sache nicht besser."
"Jedenfalls", und sie schaute Avon an, "konnten sie mir nichts an. Ich lass mich von solchen Wölfen nicht ärgern."
Nun musste sie doch wieder leise lachen. Leichter Wind ergriff ihr Fell und sie sah, wie er auch kleine Bewegungen im Wasser erregte.
"Und du?", begann Valdis dann nachzufragen. "Du bist schon längere Zeit hier unterwegs, oder? Also, wo kommst du her? Und was ist mit den anderen Wölfen, die wir trafen, kurz bevor der Bär uns fressen wollte?"
Die Graue grinste leicht. Mit Avon zu reden war erstaunlich erfrischend. Und er interessierte sich für sie, und das war das.
[Avon / Silberfischchensee]
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Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr |
Valdis und Avon standen nebeneinander und blickten in ihr Spiegelbild. Als sie neben dem braunen Rüde stand und ihn und sich im See betrachtete, fiel ihr erstmals auf, dass sie viel größer als der Rüde war. Aus irgendeinem unverständlichen Grund fand sie das gut - sie wirkte so stark und kräftig, nicht wie manch anderer weiblicher Wolf. Sie grinste und wuffte ihrem Spiegelbild zu.
Avon setzte an zu reden - ja, sie sahen wirklich glücklich aus. Aber - Moment mal! Fische? Valdis grinste, ihr Fang entkam ein leises, belustigtes Wuffen.
„Ein Fisch möchte man sein…“, entgegnete sie nun leise lachend.
Avon versuchte anscheinend immer, sich richtig auszudrücken, was ihm - ehrlicherweise - nicht immer so gut gelang. Aber irgendwie fand Valdis das sehr sympathisch, vielleicht auch, weil sie sich selbst im Vergleich zu ihm als klüger einschätzte. Aber das waren tiefe, innere Gedanken, die keiner hören sollte…Valdis vertrieb diese Gedanken so schnell wie sie gekommen waren.
Der Rüde berichtete nun eher stichpunktartig das er hier schon eine Weile lebte und auch den ein oder anderen Wolf kennengelernt hatte. Naja, dafür das Valdis erst vor kurzem hier in diesem Land zugegen war, hatte sie doch auch schon viele Wölfe kennengelernt. Doch keiner hatte sie so freundlich behandelt wie Avon. Valdis schätzte sich gerade glücklich, dass sie die anderen Wölfe hinter sich gelassen hatte und nun mit ihm hier, am Silberfischchensee, saß…
Sie hatte fast vergessen, dass sie ihre eisige Seite für einen Moment auftauen ließ und sich fast ihm gegenüber geöffnet hatte. Er machte es wieder wett, mit seinen lustigen, trotteligen, aber sehr süßen Gestammel.
„Irgendwann“, sagte sie melancholisch, „erfährst du es.“
Sie sah ihrem Spiegelbild im See entgegen. Wann hatte sie sich so gefühlt? Wann hatte sie jemals das Gefühl gehabt, da ist jemand, der dich nimmt wie sie ist?
„Danke“, hauchte sie und blickte zurück. Warum diese Worte aus ihrem Fang gekommen waren, wusste sie nicht, sie schämte sich auch fast dafür. Aber für den Moment fühlte es sich richtig an.
(Avon / Silberfischchensee)
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Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr |
Avon ging an ihr vorbei in die Nähe des kleinen Sees und nahm ein paar Schlücke. Valdis konnte den Rüden nicht wirklich einschätzen. Klar, er war nett - sehr nett! - und schmeichelte der Grauen mit sanften Worten. Aber was war er hinter seinen Worten für ein Wolf? War er ganz ehrlich zu ihr, konnte sie ihm vertrauen und sich fallen lassen? Konnte sie Loyalität ihm gegenüber zeigen? Man konnte vieles über die Wölfin sagen, aber eine ihrer besten Eigenschaften blieb wirklich ihre loyale Seite. Wenn man ihr Vertrauen errungen hatte (was zugegebenermaßen seine Zeit brauchte) dann hatte man wirklich eine Freundin fürs Leben gefunden.
Avon wusste anscheinend genau so wenig wie sie, wo sie genau steckten. Sie ließ den Blick schweifen. Es war wirklich sehr, sehr schön hier. Ihre kleine Romanze hatte den besten Schauplatz, wie es schien.
Die Graue setzte sich neben den Rüden und steckte auch die Nase ins kalte Wasser. Gierig schlappte sie ein paar Schlücke und ließ das Wasser die Kehle herunterlaufen.
„In der Tat!“, entgegnete sie, „wirklich erfrischend. Das brauchte ich nach der Flucht vor dem Braunpelz!“
Sie grinste und sah Avon an. „Wie kommst du eigentlich hierher? Seit wann bist du hier?“ Valdis blinzelte. “Ich hatte einmal eine Familie…doch…“, ihre Stimme verebbte. Bitterkeit kam in ihr hoch und sie dachte an die schmerzhaften Stunden ihrer Vergangenheit. Ihr wurde klar, sie war noch nicht bereit darüber zu reden. „Wie auch immer“, tat sie ab und schluckte. Es war noch nicht die Zeit, Avon so sehr zu vertrauen.
(Avon / Silberfischchensee)
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Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr |
Valdis sprintete hinter Avon her, bis dieser anhielt. Die Fähe keuchte leicht, unterdrückte jedoch ihren schnellen Atem. Er sollte ja nicht merken, dass sie außer Atem war. Ihre Vorderläufe zuckten leicht und sie war wirklich um ihr Leben gerannt.
Doch was war ein wenig Erschöpfung, wenn sie Avon hatte? Sie kannte den Rüden wenig bis gar nicht, aber seine sanften Worte tauten die Eiskönigin auf. Valdis war bisher immer auf sich selbst ausgerichtet und brauchte im Prinzip niemand anderen. Da war es dann eine völlig neue Erfahrung, dass sie jemand mochte wie sie war. Valdis drehte sich von Avon weg und lächelte eingebildet. Er sollte es jedoch nicht merken, schließlich war sie die Eiskönigin und nicht die Prinzessin in diesem Märchen.
„Was auch immer dieser Bär für ein Problem hatte“, sagte sie dann und grinste Avon dann doch noch einmal an, „aber zumindest ist er außer Reichweite!“
Valdis wusste nicht genau, wo sich die beiden befanden. Schließlich war sie erst vor kurzem durch das Revier der hier ansässigen Wölfe gestromert und dann ja auf Takata, Pan und die anderen gestoßen. Interessiert ließ sie den Blick schweifen.
“Wo sind wir hier eigentlich?“, fragte die Graue und sah Avon an. Sie hielt den Fang in die Höhe und sog die frische Luft ein.
Ihr Herz pochte immer noch schnell und kräftig in ihrer Brust. Was für ein Abenteuer! Da war sie ganz normal auf der Suche nach Anschluss, doch dann passierte eine verrückte Situation nach der anderen!
(Avon / weg vom Bären)
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Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr |
Valdis keuchte, mittlerweile deutlich erschöpft. Sie drehte sich um und in ihrer Panik fand sie ihren Lieblingsrüden nicht mehr! Auf den Fersen drehte sie sich um, warum auch immer sie ihr Leben für Avon aufs Spiel setzte und hechtete ein paar lange Wolfssprünge zurück in Richtung der Bärenhöhle. Da sah sie den Rüden! Wie in Zeitlupe beobachtete Valdis, wie Avon der gigantischen Tatze des Braunpelzes auswich, wie ein echter, wahrer Held. Irgendetwas in Valdis regte sich. Wie viel bedeutete ihr der Rüde, den sie gerade erst kennengelernt hatte? Seine Worte waren so sanft, so lieb, so schmeichelnd gewesen - so einen Rüden würde sie nie wieder finden! Und in dem Moment, als sie realisierte, dass Avon nicht nur irgendein Wolf war, stoppte sie ihre Flucht und stellte sich knurrend neben den Braunen. Dann kniff sie Avon in die Seite, nickte ihm zu und stöhnte ein erschöpftest „Komm jetzt mit!“
Takatas und Roghirs Anwesenheit fiel ihr jetzt wieder ein und sie wuffte ihnen, nun erneut auf der Flucht, zu, in der Hoffnung, die beiden würden Valdis und Avon folgen.
Doch plötzlich wurde die Situation durch das laute, kraftvolle Heulen der Weißen zerrissen.
„Was zum…!!!“ ´, dachte sich die Graue. Wenn sie nicht mit ihr und Avon fliehen wollten, sollten sie es machen, was aus ihnen wurde konnte Valdis ohnehin nicht beeinflussen.
Valdis lief einige Wolfslängen, als der Duft des Bären immer schwacher wurde und sie hoffte, er würde es nicht darauf anlegen ihnen zu folgen. Bisher sah sie ihn nicht wie er die Jagd auf sie aufnahm, weswegen Valdis langsamer wurde.
Sie seufzte laut und atmete aus.
„Das…das war knapp…“, sie grinste Avon leicht an, „aber….du bist dem Schlag einfach ausgewichen!“
Komplimente verteilen war nicht gerade ihre Stärke - aber Valdis war wirklich beeindruckt!
(Avon, Takata und Roghir / Flucht vor dem Bär)
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Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr |
Jetzt wo Avon es sagte, stieg auch Valdis der beißende Bärengestank in die Nase. Und passend dazu stellt sich der Rüde schützend vor die Graue und schrie heroisch, er würde sie in Schutz nehmen. Valdis Herz schlug schneller - war sie sonst eher cool, brachte sie der nahende Bär zu starkem Herzklopfen und dem bedrückenden Gefühl der Angst. Sie schluckte und warf Avon einen Blick zu - die Flucht war offensichtlich das einzige, was sie tun konnten.
Sie setzte einige Schritte aus der Höhle und wuffte Avon zu. Draußen traf sie auf zwei bekannte Gesichter: Roghir und Takata. Der Schwarze begrüßte das Liebespaar, aber bevor er etwas weiter sagen konnte, schrie Valdis den beiden zu:
„BÄR! Fliehen! Weg! Jetzt!“
Ja, Valdis fürchtete sich in diesem Moment. Die Eiskönigin war zwar groß für einen Wolf, aber ernüchternd klein für den Kampf mit einem Bär.
„Avon, schnell, weg, Bär!“
Die Graue nahm die Beine in die Hand und stürmte an Roghir und Takata vorbei und warf Avon noch einen Blick zu. Ihren Atem stieß sie schneller aus, sie grub die großen Pfoten in die Erde und lief irgendwohin - wohin, wusste sie nicht. Schließlich war sie in dem Revier eine neue Wölfin und sie kannte bis auf die Eiswüste und die Stelle, auf der sie die Wölfe und auch Avon getroffen hatte, das Land nicht.
Hechelnd hielt sie nach einigen Sätzen an und drehte sich um - waren Avon und die beiden anderen Wölfe ihr gefolgt? Und wo war das Bär? Sie steckte die Nase in die Luft, doch der Gestank das Braunpelz war schwach und kaum mehr merklich.
(Avon, Roghir und Takata / flieht von der Höhle des Bären)
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Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr |
Grinsend beobachtete die junge Fähe, wie sich Avon in Bewegung setzte und ihr folgte. Die Rute erhoben und selbstbewusst, die Lefzen leicht angehoben, ein scharfer Zahn durchblitzend. Valdis sah, dass der schöne Rüde ihr wirklich verfallen war. Das gefiel ihr! So gut hatte sich die Graue lange, lange Zeit nicht gefühlt. Avon beschwichtigte noch Kachnik, den anderen Rüden, dann schloss er zu ihr auf.
Plötzlich sprudelten die Worte nur so aus ihm raus! Valdis Blick schweifte über den See, die Lichter des Himmels spiegelten sich leicht im blau-grauen Wasser. Staunend erkannte sie, wie groß der See wirklich war - unmöglich für einen Wolf ihn zu passieren. Wenn man an ihm vorbei laufen wollte, müsste man viele Tage dafür benötigen. Avon ließ die Graue aus ihren Gedanken aufschrecken - auf einmal war der See doch nicht mehr so interessant…
Sie folgte dem Bunten Richtung des Waldes. Es wurde bereits wenige Schritte im Wald merklich kühler. Ihr Schwarm nuschelte nur irgendeinen Quatsch: Klar gab es in einem Wald Bäumer und Sträucher!
„Faszinierend!“, sagte sie sarkastisch. Dann rollte sie besserwisserisch die Augen.
Als Avon von einer Höhle redete, wurde Valdis plötzlich aufmerksam.
„Eine Höhle??“, sagte sie begeistert, „wie cooo-ol!“
Sie trottete Avon hinterher, in die Höhle mit Blicken ausmessend. Ihre Ohren schnippten begeistert von vorn nach hinten und sie lächelte - diesesmal ernsthaft begeistert und nicht ironisch!
„Und? Wie gefällt dir…der Anblick?“, sagte die Graue süffisant und wedelte mit der Rute.
Hätte sie weniger kokett agiert und etwas mehr aufgepasst, hätte sie wohl bemerkt, dass neben dem verführerischen Duft des Rüden noch jemand den Duft in der Höhle dominierte…
(bei Avon /vom See in den Wald, dann in der Höhle)
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Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr |
Valdis konnte sich nicht daran erinnern, wann zum letzten Mal ein Wolf so freundlich zu ihr gewesen war! Seine Blicke sprachen Bände, er gaffte sie liebestrunken an, er wedelte mit der Rute und seine Worte waren süß wie Honig. Die Eiskönigin jubiliert innerlich. DAS war das Verhalten, welches ihr gegenüber gebracht werden sollte, denn schließlich war Valdis etwas Besonderes! Und Avon schien zu merken, wie viel in ihr steckte, ohja!
Der Rüde näherte sich ihr und sie hob die rechte Lefze wie zum Gruß. Sie könnte natürlich weiter fressen, wenn sie auf Avons Angebot einging. Natürlich würde sie nicht nein sagen - schließlich nährte sie sich von seinen Blicken und seinen Worten. Jedoch war Valdis schließlich Valdis, weswegen sie ihre Freude nicht direkt artikulierte.
"Klar, warum nicht?", sprach sie und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, dass sie beinahe verfallen war...
Als Avon dann gegen Kachnik stieß, musste sie dann doch ihre Maske fallen lassen und lachte etwas gehässig.
Dann riss sie noch ein großes Stück Fleisch ab, schlang es herunter und lief ein paar Schritte voraus. Sie drehte sich um, zwinkerte Avon zu und hob die Rute. Sie wollte irgendetwas sagen...aber ihr fielen nicht die richtigen Worte ein.
"Na komm schon", brachte sie dann über die Lefzen und tänzelte ein paar Schritte in die Richtung, die Avon geheißen hatte.
[geht mit Avon los / Ufer des Mondscheinsees]
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