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Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
19.02.2024 21:49 Forum: Das Tal

Die gesamte Situation war fordernd und Aarinath musste die vielen Eindrücke zuerst auf sich wirken lassen. Sie fühlte sich, als sei sie irgendwo hineingeplatzt und schnappte hier und da einige Fetzen an Informationen auf. Nachdem die rotäugige Fähe erstmal Platz genommen und den einzelnen Wölfen gelauscht hatte, konnte sie sich ein besseres Bild der Situation machen.

Nach und nach machten sich die Wölfe mit den Neulingen bekannt und Aarinath erfuhr mit gespitzten Ohren, dass diese bereits Roghir über dem Weg gelaufen sein mussten. Er schien wohlauf zu sein. Das war beruhigend, denn der pflichtbewusste Rüde hätte die Fremden mit Sicherheit nicht passieren lassen, hätten sie auf ihn zwielichtig gewirkt.
Auf das beruhigte Gefühl folgte leichtes Entsetzen, was sich auch im Gesicht der Fähe abmalte. Der vorhin noch amüsant herumhopsende Kachnik sprach jetzt ganz unverblümt aus, dass er für die Neuen eine Verbannung in Anbetracht zog. Das war weitaus mehr als übertrieben und Aarinath schüttelte mit Enttäuschung und Ärger in den Augen ihren Kopf. Was hatte er sich dabei nur gedacht? Bestimmt war es nur der Leichtsinn eines Jungspunds, der da aus ihm sprach!
Hingegen tat Avon das, was er eigentlich immer tat. Er machte sich stets bei den Weibchen beliebt und so umschmeichelte er Valdis, indem er ihr einen schönen Brocken Fleisch darbot. Aarinath hatte ihm noch zugelächelt, als er das Fähentrio begrüßt hatte, dann waren ihre Blicke weitergezogen.

Von der Neuen, Valdis hieß sie, vernahm sie Takatas Namen und außerdem einen weiteren, bei dem sie sich gar nicht sicher war. Lynx? Sie ließ sich die letzte Meinungsverschiedenheit mit Takata nicht ansehen und konnte sich nicht mehr ins Gedächtnis rufen, was Lynx hier für eine Rolle spielte. Und Niyol musste jetzt wohl erstmal alleine unterwegs sein. Hoffentlich würde er nach den letzten Geschehnissen auf keine dummen Gedanken kommen.

Hastig nickte Aarinath, als sie von Valdis nach der Krankheit gefragt wurden, die ihr durchaus bekannt war. Besorgnis machte sich in ihrer Mine breit. Insbesondere deshalb, weil ihr noch taufrisch die bedrohlichen Worte des verrückten Federviehs durch den Kopf geisterten. Das Rotauge war Shiro dankbar, dass sie alle zur Ordnung rief und schließlich sich selbst, dann Ayjana und Aarinath den anderen bekannt machte.
Shiro berichtete um die Krankheit und der schwerwiegenden Fakt, dass sie wohl alle zumindest indirekt davon betroffen waren. Jetzt war man viel vorsichtiger und auch eine erfolgreiche Jagd konnte in einer Pleite enden, stellte man letztendlich den typischen Geruch fest. Aarinath reckte erneut ihre Nase in Richtung des Rehs und brach ihr langes Schweigen.

„Das Reh hier sollte sicher sein. Ich bemerke nichts Auffälliges am Geruch.“ Sie legte eine kurze Pause ein. „Aber vielleicht fällt jemand anderem etwas ungewöhnliches auf?“

Ihr Blick machte die Runde, als Shiro Klarheit zum Namen Lynx verschaffte. Aarinath hatte wirklich noch nie zuvor von diesem Wolf gehört gehabt, da er inzwischen als verschwunden galt. In Kombination um das Wissen der Krankheit machte diese Information die Lage nur noch mysteriöser

[Ayjana, Shiro, Pan, Valdis, Avon, Yarok & Kachnik | Mondscheinsee]
Thema: Neujahrschat ?
22.12.2023 19:47 Forum: Grundlegendes & Neues

Die "klassischen" Chatsysteme sind irgendwie total ausgestorben verwirrt
WhatsApp wäre für mich fine, Discord wäre dann wohl auch meine zweite Wahl gewesen.

Sucht euch ein Datum aus – ich passe mich an großes Grinsen
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
31.10.2023 16:06 Forum: Das Tal

Schnellen Schrittes waren die drei Fähen die letzten Wolfslängen durch die Eiswüste gejagt und hatten letztendlich wieder Waldboden unter den Pfoten. Der Hinweis auf zwei Fremdlinge, die jetzt einfach so durch das Revier schlenderten und dessen Gesinnung unbekannt war, hatte allen dreien Unbehagen beschert. Natürlich waren die Krankheit und die düsteren Gespräch mit dem verrückten Raben nicht in Vergessenheit geraten, doch ließen sich andere Wölfe viel eher als eine unsichtbare Bedrohung aufhalten.

Den Unbekannten auf der Spur machten sie die Entdeckung, dass diese geradezu Richtung des Mondscheinsees wanderten. Hatten die Fremden die Reviermarkierungen etwa nicht wahrgenommen oder gar übergangen? Aarinaths Blick verfinsterte sich bei diesem Gedanken, während sie mit ihren zwei Weggefährtinnen entschlossen Schritt hielt und den Gerüchen präzise folgte. Sie würden sich rasch beeilen müssen, um den drei Rüden Kachnik, Avon und Yarok zur Seite stehen zu können – es wäre nicht auszumalen, wenn sie es hier mit feindseligen Artgenossen zu tun bekämen.
Mit jedem Schritt gewannen die bekannten Gerüche an Intensität und allmählich offenbarten die hochgewachsenen Bäume den sanft schillernden Mondscheinsee.

Aarinath durchschritt die letzten grünen Barrieren aus Blattwerk und befand sich dann auf dem grasbewachsenen Platz des Sees. Allmählich begann die Fähe, die Szenerie zu analysieren und verlangsamte ihre zuvor noch eiligen Schritte. Die drei Rüden Kachnik, Avon und Yarok standen den zwei Fremdlingen genau gegenüber! Ein Blick von Shiro genügte, um Aarinath zu einer gewissen Vorsicht aufzurufen.
Das Rotauge verspürte keine Anspannung zwischen den ihr gegenüberstehenden Wölfen, doch nahm sie neben Shiro eine selbstbewusste Haltung mit einem prüfenden Blick und leicht erhobener Rute ein. Ihr Kopf war gehoben und ihre rötlichen Augen musterten die Fremden mit aller Aufmerksamkeit.

Zwischen den hier lebenden Wölfen und den Unbekannten machte die Schneeweiße eine junge Fähe und einen erfahrenen Rüden aus. Beide waren hoch gewachsen, wobei der fremde Rüde sogar Aarinath noch um ein Stück zu überragen schien. Sie wirkten für den Moment nicht gefährlich. Die aufmerksamen Augen beobachteten weiter und musterten das dunkle und das naturfarbene Fell der Fremdlinge.
Einige wenige Male wechselte der Fokus zwischen dem Rüdentrio und den zwei Unbekannten hin und her. Dabei war ihr die Aufregung Kachniks nicht entgangen. Der junge Rüde schien ganz ungeduldig zu sein und hopste hin und her. Musste er etwa mal?
Dann aber fiel Aarinath ein am Boden liegendes Reh auf, was ein wahres Festmahl darstellte und schon den einen oder anderen Karnivoren gesättigt hatte. Neugierig reckte sie ihre Nase in Richtung des Kadavers. Der Duft war noch ganz frisch und somit konnte das Schlagen dieser Beute noch gar nicht allzu lange her sein. Sie warf Kachnik einen fragenden Blick zu, wobei das wohl noch warten musste. Viel wichtiger war es nun, die Fremdlinge zu befragen und so wandte sich Aarinaths Aufmerksamkeit wieder dem ungleichen Paar zu.

[Ayjana & Shiro | trifft auf trifft auf Pan, Valdis, Avon, Yarok & Kachnik | angekommen am Mondscheinsee]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
27.08.2023 14:38 Forum: Das Tal

Ein Moment der unerträglichen Stille machte sich breit. Aarinath ließ sich nochmal ihre eigenen Worte durch den Kopf gehen, als ihr ein kleiner Schauer über den Rücken lief. Mit ihren fast schon angsteinflößenden Worten muss sich auch ziemlich verrückt geklungen haben. Kurz legte sie ihre Stirn besorgt in Falten und schloss dann mit der eilig fortschreitenden Shiro auf. Aarinath beobachtete die strahlend weiße Leere und musste feststellen, dass diese nach all den düsteren Worten des Raben noch unheilvoller als zuvor wirkte. So war es nicht verwunderlich, dass sie alle drei ohne jeden Zweifel auf dem schnellsten Wege fort wollten.

Für Shiro war die Situation noch eine andere, da ihr dunkles Fell auf dem kalten Weiß so stark kontrastierte, dass es ein Leichtes gewesen wäre, sie zu entdecken. Das Rotauge nickte ihr bejahend zu – sie würden sich jetzt definitiv beeilen.
Dann gab Ayjana auch noch zu, dass sie einen ähnlichen Gedanken wie Aarinath gehabt hatte. Ihr Unwohlsein untermalend senkte die Wölfin ihren Kopf und legte die Ohren nach hinten. Ayjana hatte Angst vor dieser fürchterlichen Vorstellung, das gefiel ihrer Fellschwester überhaupt nicht.

„Vielleicht … vielleicht sollten wir keine voreiligen Rückschlüsse ziehen. Wir wissen es nicht genau und sollten uns besser keine Schreckensgeschichten ausdenken“, versuchte sie ein bisschen zu beschwichtigen. Aarinath sollte künftig mit ihren Worten vielleicht ein bisschen vorsichtiger sein. Sie stupste ihre Fellschwester aufmunternd an und schenkte ihr einen fürsorglichen Blick.

Die gähnende Leere der weißen Landschaft schien kein Ende zu nehmen. Nach einer gefühlten Ewigkeit baute sich der Wald Baum und Baum vor ihnen auf und gegrüßte sie mit seinem einladend grünen Blattwerk. Inzwischen war es auch nicht mehr so quälend still und es reichte nur ein bisschen die Ohren zu spitzen, um den einen oder anderen Vogel zu erahnen. Das tat unendlich gut und würde die wenige Distanz zwischen ihnen und dem Wald deutlich erträglicher gestalten.
Shiro baute bereits eine Vermutung auf, dass die vom Raben erwähnte Krankheit mit einer wahren Begebenheit korrelierte, von der Yarok tatsächlich mehr wissen könnte.

„Yarok wird unsere beste Wahl sein, wenn wir Licht ins Dunkel bringen möchten. Wir sollten ihn und die anderen aufsuchen, dann sehen wir weiter“, begann Aarinath auf Shiros Worte einzugehen, als auch sie verdutzt ins Stocken kam. Der plötzliche Halt der Gruppe ließ das Rotauge die Umgebung genau beobachten, als es den Blick gen Boden richtete und fremde Pfotenspuren entdeckte. Wer mochte es sein und wann mag dieser jemand hier langgewandert sein? Abrupt verfinsterte sich der Blick der Fähe, die letzten Momente mit dem Raben hatten sie sehr skeptisch gestimmt und zwangen sie zu aller Vorsicht.
Sie konnte nicht sicher ausmachen, um welchen Reisenden es sich hierbei handelte, verdammte Kälte!

„Ich stimme Ayjana absolut zu. Wir dürfen unseren Fokus nicht verlieren und sollten dringend die anderen informieren und mit Yarok sprechen. Mit einer Ablenkung würden wir bloß wertvolle Zeit verschwenden, die Krankheit wartet ganz gewiss nicht.“ Ihre Worte klangen stark und entschlossen, allerdings hielt sie noch einen Moment inne, um die geschätzte Meinung Shiros abzuwarten. Aarinath betrachtete ihre Begleiterin mit erwartungsvollen Augen.

[ Ayjana & Shiro, Eiswüste am Rande der Storchenhalbinsel]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
30.07.2023 18:57 Forum: Das Tal

Die Entschlossenheit des Trios gemeinsam wieder aufzubrechen, beflügelte Aarinath und gab ihr trotz der aufregenden letzten Momente mit dem Raben ein gutes Gefühl. Es bedeutete ihr sehr viel, an diesem von ihrer letzten Heimat weit abgelegenen Ort neue Freunde gefunden zu haben. Viele ihrer Ängste und Sorgen waren unbegründet, doch jetzt kamen auf sie und ihre Mitwölfe neue Herausforderungen zu. Und die Sache, vor sie sich am meisten gefürchtet hatte, war weiterhin allgegenwärtig: Sie hatte Ruma noch immer nicht finden können. Was war wenn auch ihn diese unheimliche Krankheit dahingerafft hatte? Bei diesem Gedanken biss sich Aarinath auf die Lefzen und lenkte ihren Blick in die Ferne, um ihr trauriges Gesicht vor den anderen zu verbergen.

Auch wenn dort nichts zu erwarten war, blickte sie weit in die Ferne und nahm sich einen Moment ganz für sich. Hatten die anderen beiden etwas gesagt? Hatte sie etwas verpasst? War der Rabe wieder am Krächzen? Ihre Pfoten hatten sie in ihrer Geistesabwesenheit ganz alleine für einige Wolflängen vorwärts getragen bis sie wieder im Hier und Jetzt ankam. Sie hörte nur den Schnee unter ihren Pfoten knirschen und Shiros Stimme, die einerseits warme Worte für die Seele als auch Hoffnungslosigkeit sprach.

„Wir dürfen die Hoffnung noch nicht aufgeben.“, meinte das Rotauge leise und dachte dabei an die vermissten Rudelmitglieder, aber auch an Ruma. „Ich bin wirklich froh, euch alle kennengelernt zu haben. Damit habe ich nach der langen Reise wirklich nicht mehr gerechnet und jetzt gibt es mir ungemein Kraft.“

Eines hatte Aarinath vergessen: Der geflügelte Störenfried trieb noch immer sein Unwesen und erlaubte sich einen letzten Streich. Wanderleichen? Wer oder was soll das sein? Diese Bezeichnung ergab doch gar keinen Sinn! Als könnte man den Schwarzgefiederten einfach abstoßen, schüttelte die weiße Fähe ihr Haupt und wanderte mit ihren zwei Artgenossinnen stur weiter.
Endlich war Ruhe eingekehrt – kein plappernder Rabe mehr, der mit seinen Gruselgeschichten und seinem ungestümen Auftreten den Wölfen Angst einjagen wollte. Die Kernaussage, dass im Wasser und vielleicht auch bereits in den Wölfen eine gefährliche Krankheit schlummerte, würde sie noch lange beschäftigen. Es war schon naheliegend, dass hier etwas nicht stimmte, aber die meisten Worte des irren Vogels waren doch mehr Drama als alles anderes gewesen, oder? Oder … was war mit den Wanderleichen?

Fast in demselben Moment, wo Ayjana dieses unheimliche Wort aussprach, musste auch Aarinath wieder daran denken.
„Tja, also …“, klang ihre Stimme verunsichert. Mit ahnungslosen Blicken schaute sie zu den beiden Fähen neben sich und tat stockend ihre Vermutung kund. „Ich habe davon noch nie gehört. Jemand totes kann doch niemals umher wandern, oder etwa doch?“ Sie holte tief Luft. „Aber was ist, wenn, ja wenn die Toten wieder zum Leben erwachen? Vielleicht waren sie gar nicht richtig tot?“ Das hörte sich ja immer verrückter an! Hatte sie sich etwa von Rheinhold Rabe anstecken lassen? Sie sollte jetzt besser die Klappe halten!

[ Ayjana & Shiro, in der Polarwüste mit Waldesrand in Sichtweite ]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
30.04.2023 13:48 Forum: Das Tal

Ein unangenehmes Gefühl machte sich in ihrer Magengrube breit, sie musste hier weg und würde auch ihre Weggefährtinnen mitreißen – koste es, was es wollte! Alles deutete auf Gefahr eines nicht abzusehenden Ausmaßes hin und der Wahnsinn Häufte sich zu einem Türmchen auf, was umzustürzen drohte um alle beteiligten unter sich zu begraben. Der Schwarzgefiederte und seine Worte waren einfach zu viel für Aarinath und bedrohten ihren klaren Verstand.

Der Kiefer des Rotauges begann nervös zu mahlen, als sie Shiro und Ayjana zuhörte. Sie waren sich wohl einig, dass an der Geschichte des vergifteten Wassers ein Funke Wahrheit kleben könnte. Was dachte Aarinath darüber? Sie wägte für sich ab – stimmte das etwa oder wollte der Verrückte erreichen, dass sie sich alle vom Wasser fernhielten und verdursteten? Lagen die mysteriösen Krankheits- und Todesfälle etwa wirklich mit dem Wasser zusammen? Dann wären sie vermutlich alle infiziert, alle vergiftet, alle früher oder später dem Tode geweiht? Vielleicht, vielleicht auch nicht. Der Rabe tobte im Hintergrund, doch Aarinath schirmte die kleine Gruppe bestmöglich von ihm ab – fürs Erste.
Ein Seufzer entfloh der Schneeweißen und sie beäugte Shiro schweren Herzens, da dieser Moment für sie umso belastender sein musste. Sie hatte Rudelmitglieder verloren und gerade jetzt bekamen sie von einem Wahnsinnigen einen möglichen Grund für die ganze Misere unterbreitet.

„Es sind schwere Zeiten für euch, das spüre ich, auch wenn ich für euch noch eine Fremde sein mag. Eure Trauer und die vielen Fragen schmerzen auch mich und ich hoffe, dass ich euch irgendwie helfen kann, dieses Mysterium aufzuklären.“, sprach Aarinath mit Bedauern in der Stimme und ließ auch verklingen, dass ihr das Ganze doch irgendwo unangenehm war. Sie war neu hier und nun steckte sie Halstief in der Angelegenheit eines anderen Rudels. Sie würde alles tun, um mehr Hilfe als eine Last zu sein.

Unberechenbar wie er nun war, hatte sich der Gefiederte abermals in die Lüfte gestürzt und nichts Besseres im Sinn gehabt, als die Wölfe weiterhin zu provozieren. Dieses Mal war Aarinath dran, die von seinen kleinen spitzen Krallen am Ohr gestreift wurde, als er eines seiner Manöver startete. Erschrocken fuhr sie zusammen, sammelte sich einen Moment und richtete sich dann wieder zu voller Größe auf. Ihr zorniger Blick durchbohrte den Raben. Diese Mimiken und Flüche von hier unten brachten sie allerdings nicht weiter. Was aber noch viel weniger brachte, war das Drängen des Raben auf einen Besuch in der Schlucht. Lebensmüde waren sie alle drei ganz sicher nicht!

„Wir sollten wirklich besser gemeinsam entscheiden und wieder einen klaren Kopf bekommen.“ Sie stoppte und verdrehte genervt die Augen, als der Schwarzgefiederte nun dazu übergegangen war, wie wild zu schimpfen und durch den Schnee berserkte. „Die Anderen sollten von diesem Wahnsinn hier erfahren – ihre Meinung ist auch wichtig.“

Sie war bereit, diesen verfluchten Ort zu verlassen. Bereit, zu folgen und Klarheit in die Sache zu bringen. Sie blickte zurück in die Richtung aus welcher sie gekommen waren und musterte die Spur der Pfotenabdrücke dreier Wölfe um ihrer Bereitschaft zum Aufbruch Ausdruck zu verleihen. Der Vogel würde ihnen dabei hoffentlich nicht weiter folgen um ihre Gedanken zu verwirren.
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
13.03.2023 21:02 Forum: Das Tal

Dem Rotauge war der Missmut ihrer Begleiterin mit den grünen Augen nicht entgangen – doch sie selbst hatte sich von der Situation viel zu sehr verlocken, ja sich von dem Raben fast willenlos in den Bann ziehen lassen. Sie hatte Shiro noch leise murren gehört, wie sie der verrückten Schwarzfeder zu gerne nur ein Auge ausbeißen würde, doch dann durschlug sie den wilden Dialog zwischen eben dieser und der beiden Fellschwestern. Wer Aarinath ganz genau beobachtet hatte, sah sie vielleicht ein klein wenig zusammenfahren.

Sie akzeptierte die Ermahnung Shiros und nahm es nur noch stillschweigend hin, dass der Wahnsinnige abermals auf und ab hüpfte während seine krächzende Stimme ihre eigenen Worte reflektierte. Wenn sie noch länger zögern würden, ginge das noch ewig so weiter wie der Zyklus von Tag und Nacht. Also wandte sich Aarinath ab – doch was war das? Ihr Herz machte einen erschreckten Hüpfer, als sie den Raben plötzlich ganz dicht bei Ayjana sah und bemerkte, wie er ihr einige Haare aus ihrem Fell herauszupfte. Was für ein unverschämter Lästling! Das Rotauge hatte noch versucht, nach dem Vogel zu schnappen, doch war er trotz seines geistigen Wahnsinns erstaunlich agil. Mit fast gierigen Blicken verfolgte die Fähe die Bewegungen des Schwarzgefiederten und für einen Moment schien dieser ganz still an Ayjanas Ohr zu verharren um dann wieder mehr Abstand zu gewinnen. Diese Chance nutzte Aarinath, um sich zwischen Ayjana und dem Blickfeld des Vogels zu schieben.

Während die Aufmerksamkeit des Rotauges ganz auf ihrer Fellschwester lag, begann diese zu erzählen. Angeblich wusste der Verrückte, dass in einer namhaften Schlucht noch mehr Wesen von seiner geistigen Verfassung lauern würden und die Flüsse von Gift verschmutzt seien. Auf Aarinath machte das ganz den Eindruck, als wollte der Rabe für Panik sorgen und die kleine Gruppe mit den verschiedenen Meinungen in zwei Lager spalten.

„Ich hätte seinen Worten ja eine Chance gegeben, wenn er nicht so außerordentlich wahnsinnig wäre.“ Aarinath atmete kurz durch und hoffte mir ihren weiteren Worten die Gemüter nicht zu erhitzen. „Wir sollten uns nicht von ihm verrückt machen lassen, vorsichtig sein können wir auch auf ganz normale Weise. Und mir ist ehrlich gesagt gar nicht danach, noch mehr mindestens genauso verrückte Wesen anzutreffen. Wir sollten uns jetzt besser auf den Rückweg machen.“

Aarinath war sehr beunruhigt über die Wahnsinnigen in der Eisschlucht. Wer konnten sie bloß sein und was taten sie hier? Wahrscheinlich wäre es besser, auf diese Fragen nie eine Antwort zu bekommen.

[Ayjana, Shiro, Rabe Rheinhold | in der Polarwüste]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
05.02.2023 13:57 Forum: Das Tal

Shiro war die einzige Wölfin im Bunde, die direkt zum Aufbruch bereit war und den skurrilen Fremden einfach hier stehen lassen wollte. Aarinath hingegen beschlich irgendein Gefühl, als würde er ihnen doch noch irgendetwas Brauchbares an Informationen zukommen lassen. Oder er spielte nur mit ihrer Gutgläubigkeit und stahl ihnen wertvolle Zeit bei der Beschaffung von Nahrung. Ein Mittelweg musste her! Das Rotauge würde dem Raben noch eine Chance geben, sich endlich klar auszudrücken und dann sollten sie wirklich den Rückzug antreten bevor sie noch festfroren oder vor Hunger umfielen. War das etwa die Intention des Gefiederten? Grausam clever.

Aarinath nickte ihrer Wegbegleiterin mit dem dunklen Fell zu, sie hatte schließlich Recht. „Gib uns bloß noch einen Moment“, sprach sie ruhig zu ihr und wandte sich dann wieder dem verrückten Vogel zu.

Eigentlich hätte es ihr selbst schon klar sein müssen, dass sie diese wirklich ekelhaften Schmeicheleien nicht glaubhaft rüberbringen konnte. Nachdem er abermals eines seiner wahnsinnigen Flugmanöver gestartet hatte und schließlich einen Moment mit sich selbst beschäftigt war, schenkte er ausschließlich Ayjana seine Aufmerksamkeit. Was für ein äußerst berechnender und heimtückischer Selbstdarsteller! Allmählich mangelte es auch Aarinath an Geduld und Willen, ihm noch mehr Zeit zu schenken. Er lullte Ayjana mit seinen Worten förmlich ein, wollte sie zu sich locken um was auch immer für einen Irrsinn zu treiben.

„Na gut, wir haben glaube ich genug gehört“, meldete sich Aarinath leise an ihre Fellschwester gewandt. Eigentlich ging es hier bloß um einen mickrigen Vogel, der herumflog und stolzierte als sei er auf den Kopf gefallen, doch irgendwie hatte er auch etwas Bedrohliches an sich. Die Wölfin konnte es sich nicht erklären, was es mit diesem Gefühl auf sich hatte.
Die nächsten Worte des durchgeknallten Gefiederten musste sich das Rotauge nochmal durch den Kopf gehen lassen. Einen Moment, drohte er ihnen etwa? Und am Liebsten wollte er ihnen auch noch die Augen aushacken? Wie hätte der feine Herr sie denn am liebsten? Tot oder lebendig?
Einen Moment der Gedanken später konnte es die Wölfin kaum glauben, dass ihre Fellschwester Schritte auf den Vogel in Schwarz zumachte. Das war viel zu gefährlich und Aarinath würde das nicht zulassen können!

„Genug!“, ertönte die Stimme des Rotauges plötzlich laut und durchdringend. Um ihren Ärger zu untermalen, donnerte sie mit diesem Wort ihre linke Vorderpfote in den Schnee und wirbelte dabei einige der Schneeflocken auf. Sie machte einige selbstbewusste Schritte auf den dreisten Sturzpiloten zu und baute sich vor ihm auf. Ihren Zorn konnte sie mit Mühe zurückhalten, doch zuckte ab und an ihr Nasenrücken als ihr beinahe ein Grollen entwich. Ihre Augen verengten sich zu Schlitzen und ihre zischende Stimme brachte ein drohendes „Verschwinde, Vogel!“ hervor.

Sie sollten abhauen. Gleich – jetzt! Am besten noch bevor das Ganze eskalierte.

[Ayjana, Shiro, Rabe Rheinhold | in der Polarwüste]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
28.12.2022 00:00 Forum: Das Tal

Zu weit waren sie gegangen. Viel zu weit in die unbarmherzigen Weiten der Polarwüste hatten sie ihre Pfoten getragen und nun waren sie alle drei im Nirgendwo gestrandet. Nebst der makellos weißen Schneedecke und kaum einer felsigen Formation gab es hier nicht viel zu entdecken. Ab und an stob en eisiger Windhauch über das weite Feld hinweg und sauste durch das Fell der drei seltenen Gäste. Nicht zu vergessen war auch der mysteriöse Rabe, der hier sein Unwesen zu treiben schien. Müsste Aarinath nun sagen, ob ihr die Kälte oder der Vogel einen Schauer über den Rücken jagte, würde sie sich eindeutig für den Gefiederten entscheiden. Aber sie wollte standhaft bleiben und jeder Bedrohung die Stirn bieten.

Shiro hatte zum Umkehren aufgerufen, was das Rotauge mit einem Nicken bejahte. Die weiße Fähe war bereit zum Aufbruch, hätte beinahe den verrückten Sturzflieger übergangen und ihm den Rücken zugekehrt – da begann dieser zu sprechen. Seine Worte waren auf der anderen Seite wirr, aber auch irgendwo mit einem herabsetzenden Ton geschmückt. Als habe sein dramatischer Auftritt nicht schon gereicht, nein, jetzt musste er auch noch in Rätseln sprechen! Aarinath schüttelte den Kopf, als hätte sie eine Ladung Schnee abbekommen, doch waren es nur die Worte des gefiederten Schwarzen, die sie ganz und gar als unangebracht empfand.

Es war ihre weiße Fellschwester Ayjana, die einen Zustand geistiger Umnachtung hinter des sonderbaren Verhaltens des Raben vermutete. „Er muss hier draußen verrückt geworden sein. Das lange allein Reisen schlägt sich nicht gut auf den Geist nieder.“, wisperte sie zurück und lies den Gefiederten für keinen Atemzug aus den Augen. Jene waren dabei leicht zu Schlitzen verengt. Überrascht über Ayjanas Mut und ihre stark gesprochenen Worte weiteten sich ihre Augen dann wieder und sie spitzte die Ohren.

Für den Moment zog es Aarinath vor zu schweigen. Was würde es bringen, wenn sie alle ganz wild auf den flugfähigen Fremden einredeten? Die Fähe wirkte jetzt interessiert, zeitgleich aber mit dem erhobenen Kopf und der aufstrebenden Rute durchaus imposant auf das so kleine Geschöpf. Sollte seine Wahrnehmung eine andere sein, war er tatsächlich verrückt wenn nicht gleich lebensmüde. Ihre warmfarbigen Augen folgten dem Schauspiel, dem Tanz des Raben durch den Schnee. Immer wieder kam er näher – hatte er denn jegliche Angst und allen Respekt vor den großen Jägern verloren?
Seine Worte wurden immer düsterer, bezogen jetzt den Tod mit ein. Er gab vor, mehr als die Wölfe in dieser lebensfeindlichen Umgebung wahrzunehmen. Glaubte er tatsächlich, dass ihm das Wissen über die hiesigen Umstände ganz allein ihm gehörte? Irgendwie gab das Ganze keinen Aufschluss. Wie eine große Schwester stand Aarinath unmittelbar hinter Ayjana und deckte ihre rechte Seite. Der wahnsinnige Tänzer hatte sie richtig aus sich herauskommen lassen, was Aarinath ein wenig die Sprache verschlagen hatte. Sie bemerkte allerdings, wie sorgsam die Worte gewählt waren und auf Freundlichkeit und Schmeichelei abzielten.

„Ja, seid doch so gut und verhelft uns aus unserem tiefen Traum. Ohne die eure Hilfe werden wir auf ewig unwissend durch diese blassen Weiten wandern!“, setzte sie nach und traf dabei eine Mischung aus Hilferuf und Unwissenheit. Einen Knicks oder eine Verneigung brauchte der abgehobene Flieger nun aber nicht zu erwarten. Das ganze Schauspiel fühlte sich so absurd falsch an, pfui!

[Ayjana, Shiro, Rabe Rheinhold | in der Polarwüste]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
12.10.2022 19:20 Forum: Das Tal

Inzwischen hatte das Trio den Wald und dessen Bewohner weit hinter sich gelassen und das Land wurde in geheimnisvolles Weiß getaucht. Da war kein Baum, kein Strauch, kein Grashalm, der das weiße Leichentuch zu durchbrechen wagte. Mit dem Weiß war auch die Stille hereingebrochen, die dem einen oder anderen Wolf ein mulmiges Gefühl in der Magengrube bescheren würde. Aarinath hingegen war mit Schnee und Eis so vertraut, dass sie im Beisein ihrer Begleiterinnen ein selbstbewusstes Bild abgab.

Während sie sich ihren Weg weiter und weiter bahnten, knackte der Schnee unter den Schritten ihrer Pfoten. Schon seit Ewigkeiten hatte sich kein Lebewesen den Mut zugesprochen, die weite Polarwüste zu betreten. Die Schneedecke war gänzlich unversehrt und erstreckte sich in ihrem monotonen Sein bis in die ferne Ewigkeit.
Es musste schon sehr viel Glück dazugehören, wenn die Wölfinnen ausgerechnet in dieser lebensverneinenden Umgebung auf Beute stoßen würden. Neben den fehlenden Geräuschen misste Aarinath außerdem die vielen Geruchsnuancen, die der Wald zu bieten hatte. Selbst die vielen Düfte waren mit dem Schnee gedämmt, ja fast schon erstickt worden.

Allmählich schlichen sich Zweifel in ihre Gedanken ein, ob diese wagemutige Reise wirklich das Risiko wert war und wie hoch ihre Erfolgschancen überhaupt sein mochten. Ein wenig Zeit würde das Rotauge der Sache noch geben, doch dann würde sie ihre Bedenken laut kundtun.

„Da kommt es uns wieder zu Gute, dass wir alle einen anderen Hintergrund haben. Durch unsere verschiedenen Erfahrungen hat jeder seine ganz eigenen Stärken für sich ausgemacht.“, ergänze Aarinath Ayjanas Worte und konnte ihr Zweifel bei Seite drängen. Fürs Erste jedenfalls.

Ein kleiner allerdings dunkler Schatten schwebte über ihre Köpfe hinweg und war sobald auch wieder verschwunden. Waren das etwa schon diese Trugbilder, denen man nachsagte, dass sie in den Weiten des Nichts auftauchen konnten? Unwahrscheinlich, denn sie waren noch nicht zu weit in die Polarwüste vorgedrungen und außerdem überraschten diese Erscheinungen viel mehr die einsamen Wanderer.
Vorsichtig hob Aarinath den Blick gen Himmel und erschrak als sie einen pechschwarzen Raben im unmittelbaren Sturzflug auf die drei Wölfinnen über sich hinabrasen sah. Der krächzende Ruf des wahnsinnigen Gefiederten ließen Aarinaths Nackenhaare sich sträuben, was die ohne Zweifel Hünenhafte noch größer wirken ließ. Sie wirbelte herum, versuchte seinem wilden Schauspiel am Himmel zu folgen und sich vor die kleine Gruppe zu stellen. So hätte es ihr Vater schließlich auch getan.

Schwer bebte ihr das Herz in der Brust und begriff nicht, was dieser kleine Vogel für eine fürchterliche Aufregung auslöste. Auch im Geiste konnte Aarinath nicht folgen, was in dieses verrückte Federvieh gefahren sein musste. Inzwischen war der Schwarzgefiederte in das Leichentuch hinabgekracht und zwischen den aufgewirbelten Schneepartikeln nicht mehr zu sehen. Hatte es ihn etwa erwischt?
Vorsichtigen Schrittes näherte sich Aarinath dem winzigen Schneekrater und nahm schon aus der Ferne wahr, dass sich der vermeintliche Sturzflieger nach einigen unbeholfenen Bewegungen wieder in die Lüfte erhob. Das Rotauge warf ihm noch einen zornigen Blick hinterher und ließ ein Knurren verhallen.

„Der … der spinnt doch!“, keuchte Aarinath völlig perplex. Ihre Mine wurde wieder zarter, die wütende Grimasse glättete sich allmählich. „Ich weiß nicht so recht, aber bei uns sagte man immer, dass Raben uns zu Nahrung führen würden und auch dazu bereit sind, diese mit uns zu teilen. Doch bei diesem Wahnsinnigen bin ich mir nicht sicher. Ihr glaubt gar nicht, wie sehr ich mich erschrocken habe …“

Aarinath suchte abermals den Himmel ab und meinte, dass der schwarze Vogel das Weite suchen würde. Sie ging wieder einige Schritte auf ihre zwei Weggefährtinnen zu.

„Gut, dass du das ansprichst, Ayjana. Ich wollte nicht zu pessimistisch sein, aber dieser Pfad bereitet mir Unbehagen. Die Polarwüste mag zwar meine zu Hause sein, allerdings habe ich hier keine Spur von Leben wahrnehmen können. Irgendwie habe ich immer weniger Hoffnung, dass wir hier erfolgreich sein werden.“

Über die eigenen Worte nicht ganz zufrieden hüllte sie sich wieder in Schweigen. Jetzt stand sie wieder näher bei den zwei Wölfinnen und hoffte, dass die Gefahr gebannt war.

[Ayjana, Shiro | in der Polarwüste]
Thema: Valdis - Eiskönigin
24.09.2022 22:18 Forum: Fähen

Ich bin immer noch ganz positiv überrascht und freue mich aufs Neue, dass wir in unserem Forum ein neues Gesicht begrüßen dürfen grins

Dein Steckie ergibt ein rundes Gesamtbild und hat eine angenehme Leselänge. Auch inhaltlich konnte ich mir ein gutes Bild von deiner Fähe machen und habe keine Fragen. Mit der kleinen Ergänzung und der Anknüpfung an unsere Hintergrundgeschichte steht deinem Start im RS nichts mehr im Wege.

Dann auch nochmal ganz offiziell ein herzliches Willkommen von mir in unserem Rudel! Lachen
Auf der Webseite bist du auch schon eingetragen.
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
18.09.2022 16:53 Forum: Das Tal

Es war nicht unbedingt so, als hätte Aarinath alle Hoffnung aufgegeben, Ruma jemals zu finden. Allerdings war sich die Wölfin im Klaren, dass ein Wiedersehen mit jedem Sonnenuntergang unwahrscheinlicher wurde. Sie war es eindeutig satt, sich immer erneut vorzumachen, dass alles schon gut werden würde und dass sie eines Tages wieder vereint sein würden. So mochte sie noch vor nicht allzu langer Zeit gedacht haben, doch inzwischen hatte sie diesen unbesorgten Leichtsinn abgelegt. Auch wenn die Weiße die Lage sehr realistisch betrachtete, fanden Ayjanas Worte der Hoffnung bei ihr Anklang. Sie wusste ganz genau, dass sie es nur gut meinte.

„Ich danke euch“, sagte sie ehrlich zu ihren zwei Weggefährtinnen, auch wenn die gut gemeinten Worte die Hoffnung in Aarinath nicht mehr befeuern konnten. Dafür war einfach zu viel Zeit verstrichen, die Fährte im Schnee verweht und was nicht noch alles. Aber wenn das Rotauge nicht die gesamte Geschichte erzählte, konnten ihre Gefährtinnen das Ausmaß dieser verzwickten Suche gar nicht kennen. So war das eben.

Es war erleichternd, dass die weiße Ayjana nun so gesprächig wurde und somit die negativen Gedanken Aaris verbannen konnte. Allgemein war es eine Wohltat, mit den Artgenossen auch über andere Dinge zu sprechen – auf der einsamen Wanderung waren der Fähe diese erfrischenden Abwechslungen natürlich verwehrt gewesen.

Die Lebensgeschichte Ayjanas hörte sich sehr harmonisch an und sie musste eine tolle Familie gehabt haben, aber warum war sie dann so weit entfernt von ihr unterwegs? Während eines lockeren Trabs lauschte die Polarwölfin der Erzählung, lächelte dabei und nickte ab und an. Doch als Ayjana von ihrer Schwester Mizzi genauer zu erzählen begann, kippte die Stimmung in große Bedrücktheit und auch das Lächeln Aaris erstarb abrupt. An der Stelle hatten die zwei Fellschwestern wohl eine fürchterliche Gemeinsamkeit: Sie beide hatten bereits viel zu früh Verluste in ihrem Leben einstecken müssen. Beide hatten sich nach den großen Schicksalsschlägen auf andere Wege begeben, das wurde ihr allmählich klar.

Es schmerzte Aarinath, dass auch viele andere Wölfe in ihrem bisherigen Leben schlimmes erlitten haben mussten. Auch wenn sie wollte, sie würde nichts daran ändern könnten, denn die Realität war nicht fair und man musste wirklich auf sich und seine Mitwölfe aufpassen.

„Das ist wirklich sehr bewegend, Ayjana. Ich bedauere es sehr, dass du schon so früh eine solche Erfahrung machen musstest. Ich verstehe jetzt, warum du dich auf die Reise gemacht hast.“, antwortete die Weiße empathisch auf die Geschichte mit dem fürchterlichen Ende und machte eine kurze Pause. Auch Shiro fand sehr treffende Worte und rief ihren Weggefährtinnen ins Gedächtnis, dass die Zukunft hier lag. Sie hatte damit definitiv recht und es war für Aarinaths verworrene Gedankengänge sehr auflockernd, diese konkreten Worte zu hören. Dadurch würde es ihr ein wenig leichter fallen, nicht den Fokus zu verlieren.

„Ja, und das dürfen wir nicht vergessen. Gemeinsam werden wir mit Sicherheit noch so einiges schaffen!“ Die erste Etappe würde es sein, dass alle Wölfe ruhig und unbesorgt mit einem vollen Bauch einschlafen konnten. Das war schon nicht einfach, allerdings nicht unmöglich. Schließlich war hier niemand auf sich alleine gestellt. Und was dann noch alle auf sie wartete …

[Ayjana, Shiro | vom Wald in Richtung Polarwüste unterwegs]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
24.07.2022 14:01 Forum: Das Tal

Ganz unbekümmert hatte Aarinath ihre Frage ausgesprochen gehabt, sie wollte schließlich ihre zwei Weggefährtinnen besser kennen lernen. Sie waren keine kleinen Welpen mehr und hatten alle drei bestimmt schon viel erlebt und gesehen. Und genau hier lag das Problem: Shiro schien stark in sich zu gehen und ihre Gedanken zu sortieren. Waren es schöne oder eher schlechte Erinnerungen, die in ihr aufkamen?
Shiro hatte sich zu einer möglichst neutralen Antwort entschieden und behielt die Details für sich. Aarinaths Feingefühl ließ sie denken, dass vielleicht mehr dahinter stecken könnte. Eventuell hatte es in der Vergangenheit für Shiro Ereignisse gegeben, die ihr schmerzlich in Erinnerung geblieben sind.

Die Weiße akzeptierte die Antwort ihrer dunklen Weggefährtin und nickte ihr zu. Eigentlich war sie neugierig und würde zu gerne Fragen stellen, doch würde es dafür noch viel zu früh sein. Aufmerksam lauschte das Rotauge wieder auf, als Shiro ihre Erzählung fortsetzte. Es gelang Aarinath, ihre Enttäuschung zu verbergen, dass Shiro nicht weiter von sich sondern vom Rudel sprach. Die Information war wichtig und sehr von Interesse, doch einige Details über die reserviert wirkende Wölfin hätten Aarinath auch sehr interessiert.
Das Rudel hatte also dank der umherziehenden Störche hierher gefunden. Die weiße Fähe hatte bereits davon gehört gehabt, dass sich einige Vögel von Zeit zu Zeit von wärmen Orten angezogen fühlten. Aarinath konnte das relativ gleich sein, denn ihr dichter Pelz war genau auf kalte Temperaturen abgestimmt. Ein zu warmer Sommer würde ihr daher einiges abverlangen und sie würde sich irgendwie anpassen müssen.

Nun lag es an den weißen Fellschwestern von sich zu erzählen. Auch aus Aarinath sprudelten die Worte nicht spontan, denn sie musste nach einer Weile der Auszeit wieder an Ruma denken. Er war der Grund, warum sie letztendlich hier angekommen war.

„Es war eine lange Reise aus dem etwas wärmeren Süden. In der Polarwüste angekommen bin ich immer weiter und weiter – letztendlich habe ich dann diesen Ort gefunden.“ Die Weiße rief sich wieder in Gedanken, wie unendlich langsam die Zeit in der Einsamkeit verging. Doch auch wenn die Reise beschwerlich gewesen war, schien sie sich bis hier her gelohnt zu haben.
Aarinath entschied sich, auch ein bisschen etwas persönliches über sich zu erzählen. Vielleicht konnte sie damit das Eis brechen.

„Eigentlich bin ich nur auf der Suche nach jemandem. Diese Suche hat mich sehr motivieren können, dass ich den weiten Weg auf mich nehmen konnte.“

[Ayjana, Shiro | vom Wald in Richtung Polarwüste unterwegs]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
05.06.2022 12:18 Forum: Das Tal

Jetzt war sie ausgesprochen – die eine schwierige Frage, die so unendlich schwer aufwog und doch so wichtig war. Sie würde die Zukunft des Rudels bestimmen und alles verändern können. Ayjana schien sich den Gedanken mit ihrer Fellschwester Aarinath geteilt zu haben und machte die Lage nochmal genauer klar: Es war ganz offensichtlich, dass nur wenige der hier heimischen Wölfe im Stande waren die große Verantwortung eines Rudelleiters auf sich zu nehmen. Eine Verantwortung, die viel Disziplin, als auch Weitblick und Urteilungsvermögen abverlangen würde. Und selbst das waren nur einige wenige der vielen Fähigkeiten, die einen guten Leitwolf auszeichneten.

Aarinath schwieg nachdenklich. An Shiro und Niyol hatte sie tatsächlich auch schon gedacht gehabt, doch würde sie sich nicht vorstellen können, bei einer möglichen Abstimmung eine klare Antwort zu finden. Es war alles einfach noch viel zu neu, sie kannte die Vergangenheit des Rudels kaum und im Grunde genommen war auch sie selbst eigentlich nur eine Fremde. Aber auch wenn sie noch fremd war, konnte sie beobachten. Ihr ist nämlich nicht entgangen, dass sich die Wölfe des ursprünglichen Rudels stark verteilt hatten und nicht mit aller Sicherheit zu sagen war, dass alle von ihnen heimkehren würden. Das war äußerst beunruhigend.
Sie bemerkte die bekümmerten Blicke Ayjanas an ihrer Seite und zog ihre Lefzen ein wenig hoch. Ein kläglicher Versuch für ein aufmunterndes Lächeln, was letztendlich scheiterte. Sie atmete hörbar aus, als könne sie die große Sorge einfach mit dem Wind davonwehen lassen, doch auch das war viel mehr Wunschdenken als dass es irgendeine Wirkung hatte.

Das Rotauge lenkte sich für einen Moment ab, ließ die Blicke von Baum zu Baum schweifen und war zum Schluss gedanklich doch wieder bei ihren zwei Weggefährtinnen und dem Rudel angekommen. Es war still geworden und Shiro würde wahrscheinlich Schwierigkeiten haben, die richtigen Worte zu finden. Aarinath fühlte sich ein wenig schlecht, der Fähe eine so grundlegend schwere Frage aufgebürdet zu haben. Das war keine Angelegenheit, die einfach so beantwortet werden konnte.

„Du hast Recht, Shiro. Es erfordert so viel mehr als die offensichtlichen Fähigkeiten und geht weit über solche banalen Dinge wie gute Revierkenntnisse hinaus.“, stimmte Aarinath eindeutig mit derselben Sicht zu. Was würde es schon nützen, sich besonders gut auszukennen, aber bei Unstimmigkeiten kein Recht sprechen zu können? „Wahrscheinlich werden wir der Sache etwas Zeit geben müssen und vor allem müssen wir uns alle wirklich gut kennen lernen.“ Ihnen würde auch nichts anderes übrig bleiben. Es war nur zu hoffen, dass es keine baldigen Zwischenfälle geben würde, die einen Wolf in der leitenden Position verlangten.

„Wie bist du eigentlich auf dieses Rudel getroffen?“

Die Reise würde noch lange andauern und so wollte Aarinath auf ihre Worte Taten folgen lassen. Es war ein guter Zeitpunkt, um sich auszutauschen und etwas besser kennen zu lernen. Auch von Ayjana wusste sie bis jetzt noch nicht allzu viel.

[Ayjana, Shiro | vom Wald in Richtung Polarwüste unterwegs]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
15.04.2022 20:25 Forum: Das Tal

Inzwischen war das Nass gänzlich von ihrem weißen Pelz abgeperlt und ihre Pfoten wieder einigermaßen trocken. Jetzt wollte die Erde nicht mehr an ihren Pfoten haften bleiben. Die einzelnen Haare an ihren langen Läufen waren auch nicht mehr schwer von Nässe und schwebten bei jedem Schritt sanft mit.
Shiro gab einen kleinen Überblick über die bevorstehende Reise und beschrieb das umliegende Terrain mit Worten. Hier gab es also ein Moor, an das Aarinath im Bezug auf Beute auch keine großen Ansprüche stellen würde. Sie war auf ihrer Wanderschaft einst auf ein Moor gestoßen, was fürchterlich zu beschreiten war und sie letztendlich zum Umkehren gezwungen hatte. An solch einem unbequemen und gefährlichen Ort konnte sie sich kein glückliches Lebewesen vorstellen – hier würden sie mit Sicherheit nicht fündig werden.

„Verstehe. Das Moor wird generell kein vielversprechender Ort sein und wir werden nicht die Einzigen sein, die davon schon Kenntnis haben. Dort hält sich bestimmt nichts und niemand gerne auf.“

Das Rotauge wusste, wovon sie sprach. Kein Lebewesen würde sich in so ein schlammiges und klebriges Terrain langfristig aufhalten wollen. Es sei denn, es hat Flügel. Ein Vogel, der nicht durch die matschigen Moorwiesen waten muss, hätte es hier noch am komfortabelsten.
Würden sie im Süden nicht fündig werden, würde es weiter im Norden noch eine Möglichkeit auf Beute geben. Der Flockenwald bat wohl eine solche. Ungünstig war nur, dass sich diese zwei Orte genau in die entgegengesetzten Himmelsrichtungen befanden. Würden sie also im Süden scheitern, müssten sie die gesamte Strecke nochmal auf sich nehmen und weiter in den Norden wandern. Diese Erkenntnis gefiel Aarinath nur wenig und sie begann kaum merklich mit den aufeinandergepressten Zähnen zu mahlen.

„Dann bin ich jetzt guter Hoffnung, dass wir im Süden fündig werden“, sprach die Fähe mit überzeugtem Klang in der Stimme. Scheitern war für sie nicht wirklich eine Option. Schließlich würden die einzelnen Wölfe nach der kräftezehrenden Jagd in absehbarer Zeit hungrig werden und eine Fastenzeit bei diesen kühlen Temperaturen würde niemanden zufrieden stimmen. Hunger und Trauer würden keine gute Mischung abgeben und die Moral der frisch Aufeinandergetroffenen stark beeinträchtigen.
In diesem Augenblick mochte das Auftreiben von Beute ihre wichtigste Mission sein. Doch Aarinaths Gedanken schlichen noch weiter. Um einiges weiter. Sie gelangte an eine Frage, die sie schmerzlich traf, aber mit der sie sich alle in naher Zukunft konfrontieren würden müssen. Wie würde es mit dem Rudel weiter gehen? Wer würde sie anleiten können? Es war still zwischen den drei Fähen geworden. Aarinath wagte es, eben diese Stille zu durchbrechen.

„Was denkst du, wie es nun mit dem Rudel weiter gehen wird, Shiro? Jemand wird die Führung übernehmen müssen.“ Ihre Worte waren erschreckend direkt, doch trugen sie das Gefühl von großer Betroffenheit mit sich. Es war eine wichtige Frage, die sie sich vor Augen führen mussten und Aarinath hatte das Gefühl, als würde sie mit Shiro darüber sprechen können. Wahrscheinlich würde sich Ayjana bereits eine ähnliche Frage stellen oder zumindest wissen wollen, wie es für sie alle in Zukunft aussehen würde.

[Ayjana, Shiro | vom Mondscheinsee in Richtung Polarwüste unterwegs]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
27.02.2022 12:56 Forum: Das Tal

Nach ihren ernsten Worten hatten sich die Gesichtszüge Aarinaths wieder gemildert bis sie einfach noch als neutral zu deuten waren. Mit etwas Bedacht und Vorsicht sollte es ihnen doch hoffentlich gelingen können, der Krankheit aus dem Weg zu gehen. Die Fähe machte einen Schritt aus dem Wasser zurück und ließ ihren Blick durch die Umgebung nach potenziellen Hinweisen auf andere Wildtiere schweifen. Etwas Kleines also. Ein Hase vielleicht? Selbst wenn sie auch nur eine Maus zu fassen bekämen, wäre dies ein kleines Gefühl des Erfolges. Hier würde man bestimmt fündig werden können. Doch wie würde es in Richtung der Eiswüste aussehen?

„Ja, lasst uns losziehen.“, stimmte das Rotauge ihrer Fellschwester zu, als sie auch ihren Tatendrang bemerkte. Eiswüste. Das klang nach einem kargen, wenig fruchtbaren Land. Hoffentlich würde sich dieser fürchterliche Gedanke noch als Irrtum herausstellen können.

Mit einer leicht pendelnden Rute bewegte sich die Fähe im Trab neben ihren zwei Artgenossinnen fort. Um ehrlich zu sein, hatte Aarinath gar keine Ahnung, wo genau es hingehen würde. Das Revier war groß und sie als Neuling völlig unwissend über die hiesigen Areale. Dennoch war klar, dass sie sich schon eine Weile in Bewegung setzen mussten, um möglichst der ansteckenden Krankheit aus dem Weg gehen zu können.

„Ist es ein weiter Weg?“, fragte Aarinath Shiro leicht verlegen. Ihr war nicht ganz wohl in der Situation nicht Bescheid zu wissen. Sie fühlte sich fast wie ein ahnungsloser Welpe, was ihr nur wenig gefallen konnte. Unterwegs spitzte sie die Ohren und prüfte die Umgebung. Fiel ihr etwas auf? Würde sie diesen grauenhaften Gestank der Krankheit irgendwie aufschnappen? Sie wollte sich einfach nur bereit halten, da sie nicht wusste, wie weit die Reise gehen würde.

[Ayjana, Shiro | in der Nähe Kachnik, Yarok, Avon | am Mondscheinsee]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
10.01.2022 19:25 Forum: Das Tal

Kaum einen Moment später fanden sich die drei Wölfinnen an der Lichtung, an welcher sie vor nicht allzu langer Zeit aufgebrochen waren, wieder. Zu diesem Zeitpunkt hätte noch niemand erahnen können, welches Schicksal die Gruppe der Wölfe erwarten würde. Zuerst blickte Aarinath nachdenklich drein, dann kurz darauf fast schon melancholisch. Es dauerte einen Moment, bis die Wölfin den Ort auf sich wirken lies und sich dessen Ausstrahlung bewusst wurde. Ein schöner Ort, ein Ort der Zusammenkunft und des Austausches in einer gemütlichen Kulisse zwischen Bäumen am Wasser. Dieses Bild konnte das Rotauge ein bisschen aufmuntern und ließ sie sich des Seins bewusst werden.

Ein wenig zögerlich trat sie an das Wasser heran, senkte aber den Kopf noch nicht. Als erstes waren es ihre zwei Vorderpfoten, die ein bisschen kühler wurden. Nicht etwa auf die unangenehme Weise, dass sie frieren würde, nein. Es war schlichtweg ein erfrischendes und angenehmes Gefühl. Dann betrachtete sie ihr Spiegelbild auf der Wasseroberfläche und erinnerte sich wieder daran, wie schmal sie eigentlich gebaut war. Mit Sicherheit würde es ihr gut tun, endlich mal wieder etwas zwischen die Zähne zu bekommen. Sie nickte ihrer Fellschwester zu und trat noch ein bisschen weiter in das Wasser hervor.

„Nach der Jagd tut eine Erfrischung wirklich Wunder. Manchmal sind es die einfachen Dinge im Leben, die doch so wertvoll sind.“

Das Rotauge atmete tief ein, als würde sie die raue vertraute Luft des Nordens in ihrer Lunge spüren. Es war aber alleine die Kühle des Wasser, was sie für eine kurze Zeit an den Schnee und das Eis ihrer Heimat denken lies.

Shiro hatte mit ihrem Vorschlag Recht, nun Jagd auf eher kleinere Beute zu machen. Das war deutlich erfolgsversprechender und kostete nicht einen allzu großen Aufwand. Zuerst genehmigte sich Aarinath einen kühlen Schluck aus der glitzernden Quelle zu ihren Pfoten. Ein wenig des Wassers rann ihr an den Lefzen entlang und verlor sich allmählich im dichten weißen Fell der Wölfin. Einige Tropfen schafften es gerade noch, entlang der Strähnen zu gleiten und wieder zum See zurückzufinden. Dort zogen sie in einem harmonischen Anblick ihre Kreise und wurden letztendlich wieder Eins mit dem Ganzen.

„Mit kleinerer Beute sollten wir erstmal zurechtkommen. Jedoch sollten wir auch hier Acht geben, nun …“, sie schluckte die bitter schmeckenden Worte hinunter, „Wir können einfach nicht klar sagen, wie weit sich diese Krankheit ausgebreitet haben mag.“ Aarinaths Gesichtsausdruck wurde ernster. „Alles, dessen Geruch uns nicht als vertraut erscheint, sollten wir tunlichst meiden!“ Auch wenn die Fähe mit ungewohnter Strenge sprach, wollte sie ihre Artgenossinnen nicht verschrecken sondern nur auf die nötige Achtsamkeit hinweisen.

[Ayjana, Shiro | in der Nähe Kachnik, Yarok, Avon | am Mondscheinsee]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
18.12.2021 15:04 Forum: Das Tal

Noch immer schweigend trabte die weiße Fähe federleicht neben den zwei Fähen her. Jetzt, wo sie endlich etwas Abstand zu der Lichtung gewonnen hatten, fasste Aarinath einen neuen Gedanken. Ihr wurde allmählich deutlich bewusst, dass sie Gruppe dank Shiro einen Plan hatte und endlich zu neuen Taten aufgebrochen war. Wer weiß, wie lange sie alle noch vor sich hinvegetiert wären, hätte die dunkle Fähe nicht so gefasst und wissend reagiert. Shiro machte ganz den Eindruck, eine starke Wölfin zu sein, zu der Aarinath aufsehen könnte. Ob sie wohl …? Nein, es ist noch deutlich zu früh um darüber nachzudenken! Mit einem verstohlenen Blick aus sanften roten Augen musterte die weiße Fähe Shiro für kaum zwei Atemzüge.

Endlich erschien die Welt nicht mehr bloß grau in grau – es war so viel mehr als das zu sehen und längst nicht alles davon war schlecht. Auf der Lichtung war Aarinath wie gefangen gewesen. Gefangen in einem fürchterlichen Tunnelblick, der ihr nur die schlechten Seiten des Daseins offenbart hatte. Jetzt aber drang das Gewusel des Waldes an ihr Gehör. Leben. Der Wald war erfüllt vom Leben und all seinen Vorzügen. Sie alle waren am Leben. Für einige Schritte ließ sie sich verträumt vom Gezwitscher der Vogel mitreißen, dann aber übernahm Ayjana das Wort und Aarinath lauschte ihr gespannt. Auch wenn das Rotauge gar nicht persönlich angesprochen worden war, wollte sie sich sinnvoll einbringen. Sie würde nicht ewig schweigen können, denn das war für gewöhnlich nicht ihre Art.

„Hoffentlich sind die beiden wohlauf. Sie mögen zwar erfahren sein, doch … der Schutz des Rudels ist unentbehrlich.“, ergänzte sie die Worte ihrer Fellschwester. Die Weiße wusste zwar um den Zustand Pilgrims, doch wollte sie dieses Wissen an der Stelle nicht in den Vordergrund stellen. Wenn es darum ging, würde sie sich auch wieder den Kopf zerbrechen können.
Und so vertrat auch Shiro die Meinung, dass die beiden älteren Wölfe besser hätten bleiben sollen. Mit all ihren Worten Schwang wieder dieser fürchterliche Unmut mit, welcher dieses Rudel wohl schon ewig mitzuschleppen schien. Hoffentlich würden sie nun gemeinsam in eine etwas sorgenlosere Zukunft blicken können.

Zwischen all den raschelnden Blättern und dem knisternden Untergrund tat sich allmählich eine glitzernde Wasseroberfläche auf. „Es ist nicht mehr weit“, verkündete Aarinath den anderen Wölfen um sich herum.

[Ayjana, Shiro | in der Nähe Kachnik, Yarok, Avon |Lichtung nördlich des Mondscheinsees ’ Richtung Mondscheinsee]
Thema: Neujahrschat ?
09.12.2021 10:28 Forum: Grundlegendes & Neues

Aktuell tendiere ich zum 1. Januar. Viel wichtiger ist allerdings, dass ich mir das im Kalender eintrage xD Ich wäre dann gegen circa 20 Uhr da!
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
09.12.2021 10:24 Forum: Das Tal


Wie aus einer Starre erwachte Aarinath langsam und lies ein leises Seufzen hören. Sie wurde angestupst und hatte ihren Namen gehört. Erstmal schüttelte sie ihren Pelz, als wollte sie all die Trauer, all die Schwere, einfach abschütteln. Dann hob sie flüchtig und in aller Aufmerksamkeit auf Ayjana gerichtet den Kopf, um ihn dann wieder betroffen zu senken. Wegen ihrer hünenhaften Größe befand sie sich damit noch knapp auf der Augenhöhe ihrer Fellschwester. Ob alles mit ihr in Ordnung war? Sie wusste es nicht.

„Es … geht schon. Irgendwie.“

Murmelte sie und übte sich darin, eine zuversichtliche Mine aufzusetzen. Als wollte Aarinath den Blicken ihrer Fellschwester entfliehen, schaute sie Roghir und Niyol hinterher, die sich auf die Suche nach Takata auf machten. Hoffentlich ginge das gut – die Witterungsverhältnisse hier waren alles anderes als zu unterschätzen. Sie hatte das Gefühl, als müsste sie auch etwas tun, auch etwas Sinnvolles für die Gemeinschaft beitragen. Vielleicht wäre es schon hilfreich, wenn sie sich endlich aufraffen würde und das eben Geschehene nicht ewig mit der Vergangenheit vergleichen würde. Jetzt den anderen auch noch zur Last fallen, das wollte sie nicht. Mit abgewandtem Blick kniff sie einen Moment ihre Augen zusammen und presste die Zähne fest aufeinander. Nun reiß dich aber zusammen, du kannst stark sein!

„Danke, dass du fragst.“

Wandte sie sich dann endlich wieder Ayjana zu und ließ ein sanftes Lächeln sehen. Und was würden sie nun tun? Es stand der Vorschlag im Raum, wieder zum See zurückzukehren, um hier etwas Fressbares aufzutreiben. Dem Anschein nach schienen die Wölfe hier alle die Entscheidung Shiros abzuwarten. Aarinath tat dem gleich, denn die dunkle Wölfin wirkte in der Situation sehr gefasst und würde der Gruppe zumindest erstmal den Weg weisen können. Das Rotauge nickte Shiro bestätigend zu, als sie den Plan kundtat, zum See zurückzukehren und Richtung der Reviergrenze nach Beute zu schauen.

Die weiße Wölfin tat noch einen letzten Blick zurück, dann setzte sie sich auch allmählich in Bewegung. Sie verfiel in einen lockeren Trab und schloss dann zu Shiro auf, schwieg allerdings. Zuletzt blickte sich die Fähe um, um sicher zu gehen, dass auch der Rest der Gruppe folgen würde.

[Avon, Ayjana, Kachnik, Yarok, Shiro | Lichtung nördlich des Mondscheinsees ’ Richtung Mondscheinsee]
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