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Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
24.02.2024 22:35 Forum: Das Tal

Erfüllt von hohen Erwartungen zuckten seine Ohren von einem Wolf zum anderen. Doch mit jedem Augenschlag, in dem niemand ihm anerkennend über die Stirn schleckte oder die Eindringlinge ins Kreuzverhör nahm, kam er der Ernüchterung näher ... Er durfte sich nicht unterkrigen lassen. Doch warum wollte ihm nie jemand glauben? Machte er denn etwas falsch? Er erinnerte sich mit Grauen an seine erste Begegnung mit Takata, welche nur allzu ähnlich abgelaufen war, und schnaubte.
Verunsichert, ob er seine Ohren vor Enttäuschung oder Feindseligkeit anliegen ließ, hingen sich seine Augen an Avon, der wie ein vor Eifer hopsender Schatten in seine Richtung zu kommen schien ... mit schwankender Hoffnung, hob Kachnik den Kopf ... als der Rüde direkt fortfuhr wieder aus seinem Blickfeld zu hüpfen. Als wäre das nicht genug, kam er mit einem Riesenfetzen an Beute - war da jetzt überhaupt noch etwas übrig - hervor und warf das Teil diesem teuflischen Unwesen als Opfergabe vor die Pfoten. Hatte sie seinen Geist bereits vollkommen benebelt, eingenommen? War es schon zu spät? Hatte sie vor, sie alle zu ihren hypnotisierten beutebringenden besessenen Untertanen zu machen? Erschrocken und von allerlei Gefühlen dieses Schauspiels übermannt fiel er mit brummendem Kopf zurück. Er hatte noch keinen sterblichen Wolf mit solch Fähigkeiten getroffen! Dies konnte nichts Gutes bedeuten! Avon konnte er vielleicht entbehren, aber die anderen?

Etwas verwirrt rückte er noch etwas weiter ab, richtete einen Teil seiner Aufmerksamkeit wieder auf die anderen, die Unahnenden, deren Themen der bürokratischen Angelegenheiten, die ihm soweit an den Ohren vorbeigeflogen waren, nun anscheinend zum Teil wieder auf der Beute gelandet waren. Wie schön wäre es, wenn auch er eines Tages Teil von solch hochgestochenen respektvollen Konversationen sein könnte ...

[Valdis, Pan, Avon, Yarok, Ayjana, Aarinath, Shiro | am Mondscheinsee]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
31.10.2023 00:27 Forum: Das Tal

"D-das ... das kann nicht ... aber ich ... du ...", setzte er nach der überraschend direkten Antwort stammelnd an. Nein, nein, nicht so, das war gegen die offiziellen Regeln der hohen Konversationskunst! Er wollte gerade zur nächsten Frage ansetzen, als die Fähe ihn anscheinend ganz ohne Scham wieder komplett ignorierte und ihr hinterlistiges Antlitz durch Avons Hinterteil ersetzt wurde, der sich eifrig in sein Blickfeld gedrängt hatte, als würde diese Fremde mit einen frischen Hirsch durch die armen Lüfte wedeln. Ach ... selbst die hiesige Luft war zu gut für diese Wölfin! Er verzerrte sein Gesicht in Frustration und scharrte wie wild in seinem Hirn herum, doch sein Unmut verscheuchte jegliches Gedankengut noch tiefer in die dunklen Ritzen in seinem Schädel. Hmpfh ... Er mochte sie ganz und gar nicht, nein, er wollte ihre Antwort nicht wahrhaben! Die Inkarnation von hochkonzentrierter Gemeinheit und Fiesheit stand in jenem Moment nur eine Avonlänge von ihm entfernt. Er schnupperte mit zuckender Nase, um sich den Geruch deses reinen Bösen einzuprägen. Ein Takata-Klon! Wie konnte sie es wagen, ihn als profanen Roghir-Unkenntlichen abzustempeln? Und dann wartete sie nicht einmal geduldig auf seine gescheite wohlklingende Antwort! Keine Manieren, die jungen Wölfe heutzutage! Er saugte die verseuchte Luft ein, um ihr eine eindrucksvolle giftige Drohung gegen den ... dumm ... doofen Kopf zu werfen, doch als sich die Worte nicht auf seiner Zunge einfinden wollten, verzog seine Schnauze sich langsam in ein Schmollen. "Hm...", äußerte er schnippisch in einem hohen Ton und mit einem zweifelnden Kopfschütteln gegenüber den beiden Wölfe. "Hm!" wiederholte er lauter, während er deren Tätigkeiten im Auge behielt. Ja und was machten die beiden da? Irgendetwas an deren Ton ließ Kachnik am ganzen Körper erzittern und angeekelt die Nase rümpfen. Aber es war ja auch egal was die da trieben! Er jedenfalls würde das Ansehen und Fressen des Rudels mit all seiner Kraft verteidigen. Möge er noch so viele Zähne verlieren! Demonstrativ setzte er mit ein paar wankenden Sprüngen zurück und stellte sich vor die hart erkämpfte Beute. Die anderen beiden auf seiner Seite würden doch sicher verstehen, dass sie wenigstens auf das eigentliche Rudel warten sollten, oder?

Und kaum brachte er diesen Gedanken zu Ende witterte er schon ein paar wohlbekannte Wölfe. Oho, der Entscheidungskampf stand bevor! Ein wohliger Schauer lief durch sein Fell bis hin zur Schwanzspitze. Er nahm eine angespannte Haltung ein und hopste ungeduldig auf der Stelle umher. Wie sie wohl denken würden, wenn sie die Beute erblicken würden? Würden sie ihn mitloben? Zuerst aber musste er das Verbrechen offen darlegen, mit Genugtuung, legte er die Ohren an. "Die ... die halten Roghir für ihren Herzensbruder, sind hier aber ganz ohne ihren Gevatter einfach in unser Revier gestürmt! Das wäre Grund zur Verstüm ... Verbannung, oder?" Ha! Verpetzt! Und mit einem entschlossenen feindseligen Ausdruck und vor Vorfreude zuckendem Schwanz erwartete er die Reaktion ihrer Gegner, wenn sie endlich erkennen würden, dass deren Scharade aufgeflogen war, und dass er, Kachnik gewesen war, der sie enthüllt hatte!

[Valdis, Pan, Avon, Yarok, Ayjana, Aarinath, Shiro / Beerenwald, Mondscheinsee]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
27.09.2023 00:34 Forum: Das Tal

Das Fleisch fühlte sich schwer an in seinem Magen. Er konnte nicht sagen, ob es die Krankheit war, deren Gewicht an dem Reh gehaftet hatte, oder er es einfach nicht gewohnt war, so viele Happen auf einmal zu sich zu nehmen. Sein Magen ließ ein leises Grummeln hören, als würde er sich nur widerwillig in Betrieb setzen. Er gab es auf und seufzte, während er mit einem Ohr auffing, wie Avon über ... Kalk redete. Nachdenklich beschwor er ein Bild vor seine Augen. Ah, war das nicht das Zeug, das irgend so etwas wie Schnee war oder wie die kalten weißen Steine, die manchmal vom Himmel fielen? Er blinzelte. Und das ... konnte Avon kontrollieren, um Rehe zu erlegen? Kachnik legte den Kopf schief. Blödsinn! Avon dachte sich doch jeden Tag immer dreistere Sachen aus. Kachniks Kopf tat weh. Er seufzte erneut. Was aber wenn die Wölfe aus dem Schnee wirklich ähnliche Kalk- oder Schneekräfte hatten, und wenn damals ... Er schüttelte sich, er bräuchte dringend ein Nickerchen.

Dazu kam es allerdings nicht, als zwei fremde Wölfe sich in seine Nase drängten. Er hob seinen schweren hirngefüllten Kopf und hielt ihn starr mit verengten Augen in deren Richtung, um ihre Gestalten zu erkennen. Er konnte zwar nicht ausmachen was für einen Ausdruck sie hatten oder wie sie ihre Ruten hielten, aber zumindest der eine, Yarok nächststehende Wolf, der ihn irgendwie an Roghir erinnerte, machte keinen aggressiven Eindruck, jedenfalls schien er so erscheinen zu wollen. Er roch auch keine weiteren möglicherweise versteckten Wölfe. Doch die Worte des Fremden fühlten sich verdächtig an. Soweit Kachnik bekannt war, hatte Roghir keine Freunde außerhalb des Rudels, jedenfalls keine, die Roghir ihnen gegenüber damals erwähnt hatte, und was war schon die Wahrscheinlichkeit, dass sie nun plötzlich wie vom Himmel gefallen, zufällig in derselben Gegend wie Roghir herumwanderten? Doch, da sie anscheinend seinen Namen kannten, waren sie ihm wohl irgendwann begegnet, ob auf freundliche oder aggressive Art, oder hatten ihn zumindest belauscht. Hinzu kam noch ... warum war Roghir dann nicht bei ihnen? Argwöhnisch tat er ein paar schaukelnde Schritte auf sie zu, und hielt abrupt ein paar Schritte hinter Yarok an, bevor er fast in ihn hineingelaufen wäre. Hatten sie etwas zu verbergen? Was wenn dieser Möchtegern-Roghir und die andere Banditin Roghir überfallen hatten und nun versuchten das, durch den Tod der Alpha, geschwächte Rudel zu infiltrieren und die hart erkämpfte Beute entreißen wollten?
Empört grummelte er leicht vor sich hin bei diesem Gedanken. Außerdem war er noch immer leicht verstimmt von den ganzen bisherigen Sorgen. Die Beute war für das Rudel, nicht für fremde hungrige Wölfe, die hier einfach so hineinspazierten und behaupteten dazu zu gehören. Es gab nur eine Möglichkeit, um herauszufinden, ob sie die Wahrheit sagten: "Ich erkenne eure Gesichter nicht! Und in all meinen Jahren habe ich nie euren Geruch aufgenommen. Ich glaube euch erst, wenn ihr uns beweisen könnt, dass ihr die Wahrheit sagt!" Er sprach vorlaut und mit klar erkennbaren Argwohn. Für ein paar Augenblicke zögerte er. "Nun sagt, was ist Roghirs ... Lieblingsfarbe?"

[Avon und Yarok, Valdis und Pan gegenüber | Mondscheinsee]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
04.08.2023 22:25 Forum: Das Tal

Während er bedrückt und mit einem miesen Ausdruck auf dem fragwürdigen Fressen mit voller Kraft herumkaute, als würde er erwarten, dass ihm gleich, falls er nicht kraftvoll genug zubiss, ein Brocken aus dem Maul sprang, und in trällernder Stimme ein 'Haha, reingelegt!' an die Stirn werfen würde, lauschte er aufmerksam dieser Geräuschkulisse. Dem Knirschen von Zähnen, die sich in festes und zugleich recht zartes Fleisch bohrten, dem Ratschen von auseinander gerissenem Fleisch, und dem vom vorsichtigen Zermahlen und Schlucken. Es war doch irgendwie befremdlich mit anderen zeitgleich von derselben Beute zu speisen, stellte er mit einem Stirnrunzeln fest, während seine Ohren vor Argwohn wild herumzuckten und seine Augen in seinen Höhlen mit jeder Sekunde wilder herumkullerten, mit der Absicht seine Umgebung und seine Mitesser akribisch im Blick zu behalten, auch wenn er auf diese Weise auch nicht mehr mitbekam als sonst. Er wusste nicht wie lange er das noch aushalten würde. Er fühlte sich seltsam bloßgestellt, sein Kopf fühlte sich überheizt, und doch war ihm diese Art von Situation im Moment gar nicht so unangenehm ... Nun, wenigstens konnten sie ihm den Rücken von viel ernsteren Gefahren als sie selbst freihalten!

Doch definitiv nervöser machte ihn sein möglicherweise nahes Verwesen, wer wusste schon, wie lange sie noch zu leben hatten, wenn sie doch jeden Moment einfach stinkend zu Boden plumpsen konnten? Und so würdigte er jeden einzelnen Bissen und verinnerlichte den Geschmack des Rehs, auch damit er vielleicht, sollte sein Leben trotz Krankheit noch etwas länger andauern, vielleicht neue Informationen erhalten würde. Hm, solch ein wertvolles Wissen würde Kachnik unentbehrlich machen, oder? Er würde alle mit seinem turmhohen Intellekt glatt von den Pfoten hauen, sie alle würden ihn aufsuchen, ihm ihre Schätze, Reichtümer und Delikatessen zur Andacht seiner Intelligenz zum Opfer darbieten, als Preis für seinen allseits geschätzten Rat aller Räte! Was für ein Plan! "Abgemacht!", murmelte er, als hätte er gerade mit jemand anderem als seinem eigenen Ego konversiert. Er lächelte die schöne Luft vor sich an.
Anerkennend nickte er nun vor sich hin, drehte sich ein paar Runden, desorientiert und in seiner Fantasie untergegangen, um sich selbst und setzte sich dann an eine freie Stelle, die sich selbst für ihn allein freigehalten hatte. Ganz unscheinbar und unauffällig wie ein Schatten würde er die Hinweise aufspüren, die den sterblichen Augen der anderen verborgen blieben, und das geheime sagenumwobene Gegenmittel wäre schon fast in seiner Schnauze. Während die beiden Sterblichen über irgendwelche belanglosen Stolpereien plauderten, als wäre heute ein Tag wie jeder andere, nahm sich Kachnik wieder das Reh vor. Irgendwas musste sich doch finden lassen ... wenn nicht er es finden würde, wer dann? Wie vor einem schlummernden Braunbären kauerte er sich hin und langsam ... stupste das Reh nach und nach von allen Seiten an, während seine Rute der ernsten Angelegenheiten angemessen, ruhig und gerade auf dem Boden lag, als würde er das Rehlein mit seinem Ritual wieder zum Leben erwecken wollen. Hmpf ... Irgendwann ... irgendwann würde es schon aufspringen und ihm den nächsten Hinweis servieren, hoffentlich bevor die Verwesung einsetzte ... oder er nur noch einen Haufen Knochen vor sich hatte ...

[Yarok und Avon | Mondscheinsee]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
29.06.2023 18:36 Forum: Das Tal

Etwas benebelt ließ er seinen Blick auf der Flanke des Rehs ruhen. Dass er dies einmal erleben würde, dieses unangenehme zerrissene Gefühl, während dieser verführerische Duft durch seine Nase wanderte, sich unweigerlich Speichel in seinem Mund sammelte, eine Beute, die sich ihm so lieblich anbot. So nah. Er spürte immer deutlicher, wie sehr sein Körper ihn förmlich anschrie, sich auf diese Mahlzeit zu stürzen und sie sich einzuverleiben. Noch vor kurzer Zeit hätte er nicht zweimal nachgedacht, sich mit Schwung auf alles zu stürzen, was auch nur annähernd essbar wirkte, doch nun spürte er diese eisige Ungewissheit mit jedem Atemzug ansteigen und den Triumph der Jagd überdecken. Sein Kopf tat weh. Die Form und Statur dieses hilflosen Tiers erinnerten ihn zu sehr an das Ereignis. Er konnte das Bild gar nicht mehr von seinem Auge wegreißen. Wie ein gespenstisches Schauspiel sah er den Körper der Alpha starr und so entsetzlich still wie das Reh vor ihm, in der Luft hängen, und ihre leblosen Augen mit einem anklagenden Blick in die Leere ... und bald würden sie drei sich ihr anschließen ... Kachnik kniff die Augen zu und schüttelte sich energisch, doch die Kurzatmigkeit und die kalten Schauer hielten sich fest in seinem Fell.

Jäh stob die Gestalt vor seinem inneren Auge auseinander, als eine plötzliche Bewegung und seltsame Laute ihn zurückfahren ließen. Mit Schreck starrte er Avon an, dessen heftige Reaktion Kachniks Verständnis deutlich überstrapazierte. Doch irgendwie verfestigte diese sichtliche Reaktion eines anderen Wolfes nur die Erkenntnis in Kachniks Kopf, als hätte er es noch nicht ganz erfasst gehabt ... die Gefahr war real, kein Hirngespinst, sie würde immerwährend anwesend sein, jedes Mal wenn sie sich nähren wollten, es sei denn irgendein überwölfisches Wesen würde dem spontan ein Ende setzen, und am Ende würden sie alle vergehen. Er war doch nicht mehr bereit zu sterben, er war nicht mehr bereit andere sterben zu sehen, warum tat man ihm das an? Er versuchte sein Bestes selbstsicher und fest auf dem Boden zu stehen, aber er wusste, dass selbst ein Welpe ihn im Moment von den zitternden Beinen reißen konnte.
"N...nicht so laut.", murmelte er halblaut, während alle Hoffnung ihm entglitt, und Avon wieder nur einen nutzlosen Kommentar von sich gab. Wieso hatte er dieses Schicksal verdient?

Bei dem plötzlichen Heulen, hob er schließlich fasziniert den schweren Kopf. Es ... wirkte tröstlich, nicht wie das Heulen eines geschwächten Tiers. War Yarok also sicher?
Halbherzig stimmte er nach ein paar nachdenklichen Augenblicken mit ein, auch wenn er selbst zu seinem Missmut so klang, als versuche er eine sterbende Krähe zu imitieren. Ein verletztes Winseln verließ sein Maul, als er sich frühzeitig resigniert versuchte abzuwenden. Doch das war wohl nicht alles, was Yarok vorhatte.
Mit Entsetzen sah er mit an, wie Yarok nun anfing das Fleisch in sich aufzunehmen. Wortlos sah Kachnik zu. Eine Mischung aus Furcht und Hunger durchdrang ihn. War es in Ordnung? Wie sehr er sich insgeheim sehnte, dass jemand wie seine Eltern ihm sagen würde, was er nur tun sollte. Den Hunger zu ignorieren, war gegen seine Natur. Er starrte eine Weile dahin. Widerwillig und mit eingeklemmtem Schwanz gab er sich schließlich auf und legte sich zögernd mit einer Distanz an die Beute, atmete verdrossen mehrmals den Geruch ein. Er konnte es nicht aushalten. Und eher starb er mit den anderen, so schmerzhaft es auch sein würde, als wieder auf sich allein gestellt zu sein. Er zwang sich entgegen seiner Gier und entgegen aller Vorsicht langsam ein ... zwei ... und schließlich drei Bissen einzeln den Hals hinunter.

[Avon und Yarok | Mondscheinsee]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
16.05.2023 23:12 Forum: Das Tal

Fast wäre er über seine eigenen Pfoten hinweggeflogen, schoss es Kachnik durch den Kopf, während er mit einem flauen Gefühl im Magen und wild pochendem Herzen nach Atem rang, kaum nachdem er stolpernd zu Halt gekommen war. Zum Glück nicht umgestürzt oder umgeknickt oder so. Doch für solche Sorgen gab es jetzt keine Zeit! Seine Vorderpfoten bebten vor Aufregung und Adrenalin, während er den Blick zu den Gefährten auf seiner Linken suchte, wo sich in den kurzen Momenten, in denen Kachnik sein Gleichgewicht wiedererlangte, ein wilder Tumult entfaltet hatte. Verschiedene Gestalten schienen aufeinander zuzustürzen, so viel konnte er erkennen. Unsicher, ob er dort hinzuspringen sollte, trippelte er seitwärts hin und her, während er frustriert keinen klaren Eingangspunkt ausmachen konnte. Er war vollkommen desorientiert, ohne zu wissen, wo da überhaupt vorne und hinten war, und wo überhaupt all diese Köpfe plötzlich herkamen. Dennoch meinte er zumindest das Reh wiederzuerkennen, so verführerisch es auch roch, jedoch schien es nicht sonderlich mobilisiert zu sein.

Nach einigen Augenblicken bemerkte er, wie er vom Geruch magisch angezogen sich direkt vor dem Wirbel aus Körpern wiederfand. Direkt vor sich ragte eines der Beine zuckend und wild um sich tretend aus der Masse hervor, ob Wolf oder Reh vermochte er bei der hektischen Bewegung nicht auszumachen. Der Gefahr der scharfen Hufe gegenüber blind, näherte er sich, versuchte es irgendwie festzuhalten, irgendwie seinen Beitrag zu leisten, zu was auch immer gerade abging. Als die Bewegungen schließlich langsam genug waren, dass sein Maul eine gute Stelle fand zuzubeißen, stellte er fest, dass sich bereits eine erschöpfte Stille ausgebreitet hatte. Fragend blickte er sich um. Was tat er eigentlich hier? Verlegen schaute er zu den beiden Wölfen, die reglos auf dem Boden lagen und für die er im Moment praktisch gar nicht existieren könnte. Es war nicht so, dass er sich nicht über dieses erlegte Reh da auf dem Boden freute, aber auf seltsame Weise fühlte er sich leer, so wie er die ausgelaugten Körper der beiden anderen betrachtete. Wieso liefen diese Rudeljagden immer so chaotisch ab, und wieso war Kachnik stets der letzte, der wusste wo es langging? Wirklich, was hatte überhaupt der Sinn eines Plans sein sollen? Wieso hatte er vorher versucht, ihn sich so detailliert auszumalen?
Er schüttelte seine Fragen ab, und besah skeptisch die Beute, die förmlich danach schrie, gefressen zu werden. Mit dem Geruch von Blut, kamen ihm auch wieder die abscheulischen Bilder, von den neulichen Ereignissen, die er so sehr hatte versucht zu verdrängen, wieder hoch und machten ihn schwindelig. Schließlich, von der Hinterseite näherte er sich behutsam, schnüffelte konzentriert mit einiger Distanz, als läge dort ein schlafendes Raubtier, bevor er den Kopf erhob.
"Und? Fühlt sich jemand schon dem Tode nahe?", warf er abrupt ohne weiter nachzudenken und etwas ungalant in die Runde.

[Avon und Yarok | Mondscheinsee]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
13.04.2023 13:25 Forum: Das Tal

Den ihm nun vorgegebenen Plan akribisch in seinem Kopf durchgehend, sich ausgiebig mit seiner Rolle und der Konsistenz des Wassers auseinandersetzend, und den Duft der Beute stets prüfend in der Nase, setzte er so sanft und leise wie möglich eine Pfote nach der anderen vor sich auf die Erde. Er verkörperte nun sowohl von innen als auch von außen den allseits geachteten "perfekt vorbereiteten Wolf". Davon versuchte er zumindest seine Nervosität zu überzeugen, jedoch nicht mit viel Erfolg. Das rhythmische Bewegen seiner Pfoten in sein und aus seinem Sichtfeld hatte allerdings fast etwas Beruhigendes vor seinem großen Auftritt, wobei seine Nerven schon so blank lagen, wie hoffentlich heute Abend die Knochen ihrer Beute. Doch das würde schon kein Problem sein! Für ihn doch nicht! Stolz - zumindest redete er sich ein, dass seine nervöse Fratze seinen Stolz repräsentieren sollte - lächelte er vor sich hin. Er spürte bereits das zarte Fleisch zwischen den Zähnen, er hatte sich bereits alles verinnerlicht, alle Szenarios, alle potentiellen Fluchtrichtungen, jetzt mussten sie nur noch hinüber zu ...

Verdattert und auch etwas genervt von dieser unerwarteten Handlung hob er den Kopf als er gleich aus verschiedenen Richtungen auf einmal Ketten an Geräuschen vernahm. War das ... Teil des Plans? Es klang als hätte jemand eine riesige hohle Nuss durch das Dickicht gegen einen Baum geschleudert, und er wurde nicht wirklich schlau aus seinem innerlichen Nachbau der Situation. Hatte Kachnik seinen Moment verpasst? Ging es schon ohne ihn los? Hatten die beiden heimlich etwas ohne ihn ausgemacht? Hatte er irgendwie wieder alles vermasselt? Seine Gedanken schlugen Purzelbäume. Nicht wirklich wissend was gerade der Plan oder der Stand der Dinge war, sprintete er nichtsdestotrotz los, um wenigstens auf Augenhöhe mit Yarok, der an Geschwindigkeit zugenommen hatte, das Geschehen zu erreichen. Als dieser jedoch noch schneller wurde, schwenkte Kachnik leicht zur Seite des Gehölzes aus, um nicht durch Yarok und den auffliegenden Dreck hindurchschauen zu müssen. Nicht ganz verstehend setzte sich sein Blick auf einen bewegten gräulich braunen Haufen fest, der sich nur durch ein paar helle zuckende Flecken vom Boden hervorstach, und von dem der starke Rehgeruch herüber zu schweben schien. Es schien jedenfalls noch am Leben zu sein. Trotz des geschwächten Eindrucks, den der Körper auf Kachnik machte, erinnerte er sich an die Gefahr, die die Beute selbst nach ihrem Tod auf sie haben konnte. Hektisch zuckten Kachniks Ohren hin und her, versuchten Avon ausfindig zu machen, ohne Erfolg. Das war ja zu erwarten gewesen. Nie war er dort wo er sein sollte. Planänderung ... Er wollte nichts falsch machen oder überstürzen, aber er sah keinen Sinn mehr darin sich ins Wasser zu stürzen. Darum wählte er den ersten flüchtigen Gedanken, der ihm kam, nachdem er Yarok sehnsüchtig beobachtete, wie er so zielstrebig auf das Fleisch zustürzte, und strebte, so schnell ihn seine eigenen Pfoten trugen mochten, seitlich an Yarok vorbei und kam schlitternd mit zurückgezogenen Lefzen in einer Wolke aus Erde und Staub etwas rechts von Yarok und dessen Ziel zu Halt, um dem Tier die Flucht Richtung Bäume zumindest durch seinen Angst erfüllenden Ausdruck und sein eigenes ... einschüchterndes Körpervolumen zu erschweren.

[Yarok und Avon | Mondscheinsee]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
17.03.2023 23:02 Forum: Das Tal

Selbst Avon machte keine Anstalten sich zu beklagen. Obwohl Kachnik an dem Plan nichts sonderlich auszusetzen hatte ... warum fühlte er sich dann so unwohl bei Avons Gebärden, die er dem anderen Rüden gegenüber vollführte? 'Naja, naja, wir wollen ihm ja auch nicht zu sehr schmeicheln', spielte der Jungwolf überspitzt in seinem Hirn ab, vielleicht Worte, die man ihm selbst vor langer Zeit mal an den Hinterkopf geworfen hatte. Er wiegte leicht den Kopf von einer Seite zur anderen. Wollte er das so stehen lassen? Mit einem flüsternden Rascheln und Knacken von Pflanzen, oder was auch immer, das von der anderen Seite zu ihm getragen wurde, spannte er seine Muskeln an. Keine Zeit dafür, stellte er knapp fest. Etwas beschämt für seine Gefühle legte er allerdings seine Ohren an, sodass er meinte, sie würden fast in seinem Pelz verschwinden. Nichtsdestotrotz lauschte er mit halbem Ohr seitwärts, versucht sich abzulenken, wie die beiden anderen scheinbar ihre Pfoten gar nicht mehr still halten konnten, bis Avons Pfotensalat sich mit einem Mal entknäuelte und er sie mit Schwung vor sich her schleuderte gen andere Seite. Er schüttelte mit einem traurigen Lächeln seinen Kopf. Es war ein Wunder, dass das vehemente Schwappen und Zusammenkrachen der Wellen an Speichel im Maul dieses Rüden das Reh nicht schon längst vertrieben hatte. Wenn das weiter ginge, würden sie alle sich erneut ums Ertrinken sorgen machen müssen.


Etwas abgelenkt begann er sich ebenfalls in Bewegung zu setzen und Yaroks Schatten zu folgen, der ihm scheinbar gerade etwas gesagt hatte und sich auf den Weg machte. Angespornt von dessen Geschwindigkeit ließ er es sich nicht entgehen, seine Pfotenabstände ebenfalls zu erhöhen, bis er bemerkte, dass seine Nase mindestens eine Felllänge vor der des anderen sein musste. Er war schneller! Triumphierend setzte sich ein hinterhältiges Lächeln auf sein Gesicht. Ha, heimgezahlt! Und natürlich, wie ein vernünftiger erwachsener Wolf hielt Kachnik seine Rute still und seinen Kopf in Bodennähe, denn das war eine ernsthafte Angelegenheit! Er schielte einige Male heimlich rüber zu dem anderen neben sich, auch wenn er seinen Ausdruck so im Trab nicht erkennen konnte ... war er beeindruckt? Ein Ruck ging durch ihn, als der andere Wolf eine Frage stellte. Oh! In Richtung Wald treiben ... oder abfangen? Er grübelte stumm für mehrere lange Augenblicke. Ins Wasser wollte er eigentlich gar nicht mehr, aber von seinen bisherigen Erfahrung her ... vielleicht ... es gab immer eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass er das Reh im entscheidenden Moment nicht gut genug hören und verpassen würde, wenn er es abfangen müsste. Er knirschte leise mit den Zähnen. Sein Magen wollte das Risiko nicht in Kauf nehmen. Aber der Gedanke, dass wieder jemand anderes die Beute vor ihm wegschnappte? Er sah das höhnische Grinsen der beiden mit ihren blutverschmierten Mäulern schon vor sich, wie sie für sich selbst an dem Fleisch labten! Aber es war ja schließlich auch für die Abwesenden etwas gedacht, und ... dann würden die beiden ihn nicht mehr ärgern können, oder? Und nach dem Treiben musste Kachnik nur schnell genug hochrennen um seine Zähne ins lebende Tier zu bekommen, führte er das Szenario in seinem Kopf fort, und dann konnte ihm kein doofer gemeiner Wolf mehr lügen, dass er nicht geholfen hätte ... vielleicht wäre es besser so ... vielleicht ... vorsichtig blickte er auf, er hatte ganz vergessen zu antworten!
"Ähem ... äh ...", er starrte den anderen an, vergeblich bemüht irgendwas beeindruckendes von sich zu geben, "das ... flache Wasser bitte." Ungelenk drehte er den Kopf weg und verlor leicht an Geschwindigkeit. Die Worte klangen nie so, wie er es wollte!
Etwas das ihm jedoch Sorgen machte, war die Gefahr, diesen einen verheißungsvollen Geruch wieder wahrzunehmen. Er schauderte bei dem Gedanken, durfte aber nicht die Hoffnung verlieren. Es dürfte kein Problem sein, solange er mit halber Nase Ausschau hielt, oder? So hielt er prüfend die Schnauze zur Seite, während der allgemeine Duft nach Reh immer stärker wurde.

[bei Yarok, Avon weiter weg | Mondscheinsee]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
08.02.2023 21:15 Forum: Das Tal

Es kam eine ... ehrfurchtsvolle Stille von seinem Gegenüber her, und er fühlte, wie seine Brust vor Stolz jeden Augenblick, die sie andauert weiter anschwoll. Bevor seine Brust noch zerplatzen würde legten sich ein paar Zweifel in Kachniks Blick. Welch komische Reaktion! Während sein neu erkorener Untertan scheinbar schon so berührt war, dass er den Blick von Kachniks imposantem geistreichen Antlitz aus Scham abwenden musste ... warum starrte er den stummen Yarok so an? Kommunizierten sie so ohne Worte ihren Putsch gegen ihn selbst? Er wollte gerade etwas total Imponierendes einwerfen, um die verwirrende Situation aufzulösen und seine Position deutlich zu machen, und das ihre beiden Herzen vor Angst zum Schlottern bringen würde ... aber ja ... Avon unterbrach diesen formidablen Moment mit einem unappetitlichen Geräusch aus seinem Rachen. Wenn du schon einen Frosch verschluckt hast, kannst du ihn ruhig in deinem Bäuchlein lassen, dachte er zu sich.

Mehr und mehr unbeeindruckt sah er den Rüden an. Er wurde nicht schlau, was der andere nun von seinem Plan hielt, aber dass er, Avon, der das Niveau der letzten Jagd so tief auf den Grund des Sees gezogen hatte, so kriecherisch ... Kachnik runzelte Stirn ... der Tollpatschwolf war nicht in der Position ihn wieder an die Situation um die anderen zu erinnern! Der Graue fühlte sich als hätte er aus Versehen in einen verrottenden Kadaver gebissen, als er sich an seine eigenen Worte entsinnte. Er wollte dem anderen ein "Aber das ist doch alles sowieso deine Schuld!" an den Kopf werfen, aber er hatte auch nicht wirklich Lust ausgerechnet mit dem Hohlkopf dort zu diskutieren. Als er fertig war seine hohlen Gedanken auszuspucken, starrte Kachnik ihn mit verengten Augen an. Er wusste nicht, was sein Plan war hinter diesem Unsinn. Was war mit Kachniks Augen? Irgendwie kaufte er ihm diese besorgt erscheinenden Worte nicht vollkommen ab.

"Sch ... scherzt du etwa in Anbetracht der Ernstha ...?", fing er an mit gerunzelter Nase den anderen anzuzischen, als in seinem anderen Ohr Yarok mit seiner zugegebenermaßen klaren Stimme seinerseits Einwürfe hatte. Er fühlte seltsame Genugtuung, dass der Rüde wenigstens Avon ebenfalls anzweifelte. Ihr zwietrachtiges Bündnis war wohl doch nicht so stark! Doch Kachniks Ohren fühlten sich seltsam warm, als Yarok mit seinem Vorschlag endete ... na ... na ja, für einen ordinären Wolf gar nicht mal so schlecht ... aus dem Plan konnte ja noch was werden. " ... Genau das meinte ich doch von Anfang an!", murrte er in die Runde und warf seine Schnauze leicht beleidigt wieder Richtung Reh, welches seine Nase förmlich anschrie.

[Yarok und Avon | Mondscheinsee]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
22.12.2022 23:17 Forum: Das Tal

In dem Nachhall seiner eigenen Worte schwelgend tappte er hinaus in die weite Welt. Währenddessen hörte er aus dem Ohrenwinkel mit freudiger Überraschung ein undezentes "Plumps"! Ha...hatte er selbst das bewirkt? Da lauschte der Graue fasziniert dieser Klangkulisse hinter sich, während allerlei interessante Bilder vor sein inneres Auge traten. Hatte Avon sich vor Respekt auf den Grund geschmissen und kullerte nun das Ufer herunter ... war er über seine eigene Hinterhältigkeit gestolpert ... oder nein ... kam ihm das unrechtmäßig verzehrte Stücken Fleisch wieder hoch? Ho! Da wand der sich schon schmerzerfüllt auf dem dreckigen Boden, wo er hingehörte! Triumphierend, und seine vorige enttäuscht beleidigte Miene vergessend, verdrehte Kachnik seine Augen zur Seite, um das Leid seines ... Kachnik verharrte mit gerunzelter Stirn ... Nein, was genau trieb Avon da? War ihm der Staub in seinen leeren Schädel gerieselt? Der Argwohn in Kachnik vergrößerte sich, als Avon von seinem seltsamen Anfall wie von der Biene gestochen aufsprang, an Kachnik vorbeitaumelte und vor Yarok voller Begeisterung etwas von Beute faselte. War das womöglich ... die Krankheit? Der junge Wolf tat zaghaft ein paar Schritte von den beiden weg. Wenn es das weiße Tier gewesen war, dann ... dann wäre Kachnik als einziger noch sicher, oder?

Zu seinem Schreck hörte er, wie der Rüde nun auch zu ihm selbst rüberschwebte, und ebenso merkwürdig vor sich hin faselte. Verunsichert und mit leicht angeekeltem Blick legte er erneut den Rückwärtsgang ein, und blinzelte ein paar Mal Richtung Yarok. Irritiert starrte er Avon an, der einem ständigen Gefühlswandel unterliegen zu schien. Zögerlich schnupperte er hier und da, um nach einem Krankheitsgestank in seinem Fell zu prüfen, als ihm ein ganz anderer Duft plötzlich in die Nase trieb. Er hielt die Luft an.

"R ... Reh!", platzte es zischend aus ihm heraus und er schaute in die Richtung, aus welcher der Duft in etwa zu kommen schien, mit einem Ausdruck, als hätte er gerade einen Wolf mit Flügeln gesehen.

Wie war das nochmal? In Gedanken versunken stellte er sich das Szenario vor. Einer von der einen und der andere von der anderen Seite? Und dann ... und dann? Wie ging es weiter? Den Weg abschnüren, aus dem Hinterhalt? Kachnik starrte seinem Erzfeind nun hochkonzentiert gegen den Kopf, er spürte seine eigenen unzählbaren Hirnzellen auf Hochtouren laufen.

"Unser Plan hat Form angenommen! Es ist die Zeit herangeschritten, deine Hinterhältigkeit zu Vollstem ausnutzen. Nun, ich und Yarok schleichen uns im Dickicht von beiden Seiten von hinten an, während du lautlos unter der Wasseroberfläche von hier aus rüber zur anderen Seite gleitest, wie ... nun, wie du ja geprobt hattest. Wir harren so lange aus. Und dann ... dann tu dein Ding ... mit dem Verschlucken und Ausspucken und so! Danach ... kann ich mich meinetwegen um das Verspeisen kümmern!"

Mit einem überlegenen Grinsen endete er und sah er Avon an. So einen tollen Plan hätte Avon sich mit seinen winzigen Krümeln Hirn hier und da wohl nie erdenken können! Wenn die geistigen Fähigkeiten der anderen beiden durch das Böse in ihnen zerfressen werden, würde Kachnik sie beide immerhin noch anführen können! Und dann wäre das restliche Rudel stolz auf ihn!

[Yarok, Reh und Avon | Mondscheinsee]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
09.11.2022 23:57 Forum: Das Tal

Er starrte auf den schönen Boden, als wäre er das Wunderschönste, das der junge Rüde je gesehen hatte. Diese Textur, dieser Braunton ... Er bündelte seine ganze Gehirnkraft, um nur nicht die anderen anzuschauen und kostbare Energie an sie zu verschwenden. Er zitterte leicht von der feuchten Kälte und dem leichten Wind, und auch etwas in seinem Inneren fror und schauderte. Wenn er diesen Unholden die Genugtuung geben würde, den erbärmlichen Ausdruck ihres Opfers zu erblicken, die würden wie die schmutzigen Krähen vor Lachen krächzend in Kreisen um seinen Kopf fliegen!

Ausdruckslos hob er den Blick vorsichtig auf den See und das hinterhältige blendende Glitzern der Sonne auf den Wellen. Und ... er wollte denen auch nicht etwas antun, selbst wenn sie ganz klar gemeine Gestalten waren, dazu waren die beiden ihm bereits zu ... nun, sie hätten so oder so keine Chance gegen Kachniks scharfen Zähne und wenn er auf ihre Provokationen einging und sein wahres blutrünstiges Gesicht zeigen würde, wäre er kein besserer Wolf als diese primitive Zweierbande ohne Tugenden! Genau, der gefürchtete Kachnik würde sich schon gar nicht von solchen Wichten unterkriegen lassen, ihre Manipulationstaktiken hatten keinen Einfluss auf seine hochwertigere Gehirnmasse!

Der Graue war auf sich allein gestellt, das war ihm klar. Avons Gewuffe war nur lästiges Hintergrundgeräusch ... nur ein schimmlig grauer Fleck in der Ästhetik dieses Sees. Hatte der Tollpatschwolf seine eigene Charakterschwäche erkannt? Er wollte es wohl nicht wahrhaben, doch war dieses Ausmaß an roher Aggression die Lösung seines Problems? Sehr wohl nicht! He. Solch ein welpisches Verhalten! Kachnik schüttelte seinen Kopf mit gekrauster Nase. "Deine Stimme ist beleidigend für meine Ohren.", verkündete er, im starken Kontrast zu Avons unbändigem Gejaule, ruhig und gefasst, obwohl, wenn man genauer hinhörte, wohl auch irgendwie etwas traurig.

"Und man kann ... man kann Wasser sehr wohl atmen. Und auch ... ausatmen, wie du uns gerade demonstriert hast. Dummbatz." Er legte seinen angespannten Kopf kurz in den Nacken und blickte daraufhin weiter in Richtung Wasser. Sein Rachen fühlte sich zunehmend seltsam verstopft an, während er so über das Wasser hinwegblickte, aber er konnte seinen Blick auch nicht abwenden, als würde etwas in seinem Inneren gebannt auf etwas warten ... was nicht kommen zu schien.
"Außerdem, ich bin nicht dick, ich denke du hast wohl ein Problem mit deinen Augen.", murrte er mit einem immer abwesenderen Ton. Er mochte es hier nicht. Es klang so als würden ihn irgendjemand in den Wellen mit tiefen Stimmen auslachen, sich gegenseitig Sachen zuflüstern, und ab und an meinte er einen großen Schatten unter der Wasseroberfläche auf- und wieder abtauchen zu sehen. Sein Herz zog sich zusammen.

Verstummt lauschte er Yarok mit gerunzelter Stirn, dessen Stimme ungewohnt scharf für ihn in seinen Ohren klang. Ja, ja, sagte er zu sich kleinlaut, und schaute trotzig wieder zu Boden. Er legte allmählich verunsichert die Ohren dicht an, als Yarok immer noch im selben un-yarok-haften Ton weitersprach. Schon gar nicht traute er sich nicht zu ihm hinüber zu schauen. Weg von hier, klang gar nicht so schlecht. Weg von diesem hilflosen haltlosen Gefühl, das in diese Umgebung gewoben war, und dieser seltsamen Missgunst und Einsamkeit, die er fühlte, wenn er daran dachte, wie Avon Yarok mit solch einer Dankbarkeit angesehen hatte. Er warf einen letzten hoffnungsvollen Blick auf den See, als er ihn abrupt wieder schnaubend wegriss.
"Aber, wenn ich einen Wurm finde, ist das meiner, keine Kompromisse mit Kachnik, es sei denn, jemand will meine Wut zu spüren bekommen! Auch wenn ihr noch so viel betteln würdet und euch noch so flach vor mich wie ein Blatt auf den Boden drückt, kein einziges Duftpartikel vom Wurm werde ich gewähren!"

Trocken nickte er vor sich hin, sich selbst anerkennend. Als er sich endlich hochriss und auf wackeligen Pfoten an Avon vorbeischritt, der voller Elan wie besessen an etwas arbeiten zu schien, wischte und fegte er besonders energisch mit dem Schwanz über den Boden. Möge der gesegnete Staub auf dein Haupt niederregnen!

[Yarok und Avon | Mondscheinsee]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
02.10.2022 00:23 Forum: Das Tal

Schnaufend stemmte er seinen triefenden Körper, der gefühlt bereits den halben See in sich aufgesogen hatte, mit tauben und zitternden Beinen vorwärts Richtung Ufer. Wenigstens war alles gut ausgegangen, nicht? Es war fast ein euphorisches Gefühl, sicher aus den Gewässern zu kommen, ganz ohne fatalen Verlust! Doch warum, war da ein Hauch Traurigkeit, der sich durch seine Schädelritzen hereinschlich? Er fühlte seine Muskeln langsam nachgeben. Vielleicht war es auch die Vorfreude, die ihm diese Schauder durch den Körper laufen ließ und seine Beine so ungelenk machte. N ... Noch nicht. Noch war er noch nicht an Land.

Seine dünnen Beine, ungewohnt steif, kämpften gegen die neue Schwere an, nun da seine Pfoten diesen schlammig erdigen Grund unter sich gewonnen hatten, auf den er zugegebenermaßen nicht ganz richtig auftreten konnte. Das Wasser platschte und schwappte um seinen Bauch herum, versuchte ihn umzustoßen. Gleich, in Sicherheit.
Mit einem lauten Platsch ließ er schließlich seinen Vorderkörper voran auf dem festen trockenen Boden ploppen, während sich um seine Brust herum in Windeseile eine Pfütze bildete. Ein leichtes obligatorisches Schwanzwedeln brachte sein erschöpfter Körper noch zustande, als sich sein Vorderkörper mit einem Mal entspannte. Sein Atem pfiff durch seine Zähne, an dem Beutetier in seinem Maul vorbei, während sein Kopf noch leicht dröhnte. Die Beute, nun auf sicherem Terrain, rollte ihm sachte zur Hälfte aus dem Maul vor seine Schnauze. Ihm wollten fast die Augen vor Erleichterung zufallen, als es in Wassertropfen und Worten nur so herabregnete.

Wa ... ? Er schielte hinauf zu einer seltsam angeregten giftspuckenden Kreatur, die ihm gerade ehrlos die Beute wegriss und sie wie ein Welpe um sich warf und den verlockenden Geruch überallhin verteilte. Hatte der was auf den Kopf gekriegt, hatte sein Gehirn noch nicht genügend Sauerstoff? Was war denn jetzt bloß sein Problem? Mit einem Mal war alles Mitleid, das er in den letzten Momenten für dieses arme Tier empfunden hatte, so schnell verschluckt, wie ein Regenwürmchen, das kurz aus der Erde lugte. Wollte er diese Beute ganz für sich beanspruchen? Sah, wohl so aus ... Er legte die Ohren an und schnupperte unzufrieden. Kachnik hätte mit ihm ja gerne Erbarmen gehabt, er hätte ja gerne etwas abgegeben, aber jetzt? Auch noch als derjenige, der sich so unfähig verhalten hatte, und mit Absicht - ja, wie sonst war er wohl in diese Situation geraten - die ganze Operation sabotiert hatte. Er hob seinen Vorderkörper leicht an und starrte den irregewordenen Wolf mit verengten Augen von unten an, während der andere Probleme zu haben schien, sich verständlich auszudrücken. Wäre Kachnik nicht noch so kraftlos und würde Yarok nicht hier sein, würde er ihn gleich wieder ins Wasser stupsen! Kachnik schnaufte, und presste erschöpft seine Stimme aus dem Hals.

"Sei doch froh, dass du lebst, dass du überhaupt noch die Fähigkeit hast, zu fressen!", er hasste, wie der Tollpatsch so leichtfertig seine Haltung änderte, nur noch Augen für die Beute hatte, nach so einer knappen Rettung,
"Ich dachte ... die Beute wäre für alle. Und sowieso, warst du nicht derjenige, der ... zu feige gewesen war, die Beute im Schach zu halten? ... nur weil du einen Schluck zu viel Wasser atmen wolltest?"

Er war sich nicht sicher, ob er erwähnen sollte, dass Yarok den kleinen Retter Avons praktisch aus Mitleid zurückbleiben ließ. Würde Avon dem anderen gegenüber unterschiedlich reagieren? Kachnik legte müde seinen Kopf schief. Wie würde Yarok sich Kachnik gegenüber fühlen, wenn Kachnik die Ehre des Rüden bewahrte? Wäre es ihm egal? Hörte er ihnen überhaupt zu? Oder ... hatte Yarok ihn mit Absicht in diese Situation bringen wollen?
Mit gerunzelter Stirn zuckten seine Ohren kurz in die Richtung des Rüden, bevor er sie wieder auf Avon richtete, der nun mit dem Tier wegstolzierte, in einer Art, die einen jeden nur erzürnen konnte. Warum war Kachnik überhaupt ins Wasser gesprungen? Warum? Was sollte das? Avon hatte sich auch nicht um ihn geschert, als er zu Anfang Wasser in den Schädel bekommen hatte, war einfach blindlings losgestürmt ins Wasser. Wieso sollte Avon jetzt privilegiert behandelt werden, nur weil er wieder ein Tollpatsch gewesen war? Kachnik hatte alles in seiner Macht getan, um das weiße Monster abzuhalten. Jawohl! Avon oder Yarok hatten ja auch nicht mehr gegen das Tier ausrichten können, oder? Und wäre Kachnik nicht gewesen, würde die Beute gerade noch im Wasser herumgleiten, wer weiß wohin. Außerdem, Avon war ja wenigstens noch am Leben! ... Das konnten andere nicht von sich behaupten!

"Aber, zei ... Zeigst du so deinen Dank? Dein Hirn und deine Ehre haben wohl noch nicht ihren Weg aus dem Wasser gefunden?"

Er redete mit einem trotzigen Unterton auf die Figur ein, die sich zu Yarok gesellte. Die hören wohl sowieso nicht mehr zu. Kachnik schnaubte, als er deren Liebesgeplänkel und Avons Schleimerei wahrnahm. Natürlich steckten die unter einer Decke! Verteilen den Geruch überall auf den Boden, und machen sich dann sicherlich heimlich über Kachnik lustig! Er schüttelte sich. Kachnik war nicht nutzlos! Kachnik hatte sehr wohl eine Rolle gespielt! Wieso, fühlte sich diese Rettung gar nicht mehr so toll an, wie er erwartet hätte? Wieso fühlte er sich, jetzt wo sie alle in Sicherheit waren, dass es ihm egal gewesen wäre, wenn Avon im Wasser geblieben wäre? Kachnik versuchte sich das Wasser, vermutlich Übrigbleibsel von Seewasser, aus den Augen zu kneifen. Die waren alle anders als die Wölfe, die er kannte. Er wusste gar nicht, ob er überhaupt, das Lob Avons haben wollte. So wie er den beiden zusah, wurde ihm fast schlecht! Sie waren überhaupt nicht wie er!

"Ich ... ich gehe.", flüsterte er leise, setzte sich aber stattdessen von den anderen abgewandt, demonstrativ auf die Stelle. Sollten, die sich doch vollstopfen! Er bemerkte, den Duft frischer Beute, sich ihm annähern. Yarok. Der vermaledeite Geruch hing ihm demonstrativ um die Schnauze. Was? Wollte er sich über ihn lustig machen? Er atmete tief ein, als er seine Frage vernahm.
"Blendend ... mir geht's blended.", murmelte er mit zittriger Stimme, ohne aufzusehen.

[Avon & Yarok | Mondscheinsee]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
24.08.2022 23:37 Forum: Das Tal

Seine Pfoten bewegten und drehten und verrenkten sich so schnell sie vermochten unter der undurchsichtigen spiegelnden Oberfläche, dass Kachnik eigentlich mit der Geschwindigkeit eines Mauerseglers über die Oberfläche rasen sollte. Warum also ... warum schien er sich gefühlt kaum von der Stelle zu bewegen? Was war hier nur los? Innerlich wollte er das lebhafte Gewicht in seinem Maul verfluchen, doch er klammerte immer noch am Glauben fest, dass dieses Wesen ihnen irgendwie behilflich sein würde. Er fühlte es tief in seinem Inneren, schon vom ersten Moment an, als er das erste Mal seine sehenden Augen auf das Wesen niedergelegt hatte! Im Notfall konnte Kachnik den Wolf in Not auch auf das Wesen ablegen und ihn so sicher zurück zum Ufer befördern. Jawohl!

Allmählich meinte er einen patschnassen Tollpatsch und ebenso Yarok auszumachen, einer der beiden wirkte ziemlich bewegungslos ... "Ich komme euch rett ...", knurrte er angestrengt durch die Zähne hindurch, als abrupt die Welt sich umzudrehen schien und eine feste voluminöse Wassermasse gegen ihn peitschte, in seine Augen, seine Nase, seine Ohren, und gegen das Wesen, dass er immer noch entschlossen und mit wohlberechneter Kraft zwischen den Zähnen hielt ... dabei hatte das Wetter gar nicht nach Regen ausgesehen, schrie er innerlich fassungslos auf, als hätte man ihn mit Absicht betrogen. Mit einem chaotischen Blubbern und zugekniffenen Augen versuchte er wieder an die leckere und begehrte Luft zu kommen.

Ein lebloses Bündel fiel von seiner Schädeldecke als er nach dem Auftauchen seinen Kopf leerschüttelte. Ein ... zweites Wesen, stellte er mit einem Nasenstupser fest. Als er sich wieder einigermaßen in seine Umgebung eingerochen hatte, realisierte er was geschehen sein musste. Das Ding in seinem Maul hatte ihn mit dieser Beute gesegnet, und ... er legte seinen Kopf in den Nacken, um hinter sich zu hören ... und das Wasser, das vom Himmel heraufbeschworen wurde ... hatte einen der beiden Wölfe da drüben ... wieder zum Leben erweckt!
Begeistert und angeregt kniff er das Wasser aus den Augen, riss sie auf und sah sich um. Sein Herz klopfte wie wild von der ganzen Aufregung! Hatte jemand zugesehen? Hatte jeder das mitbekommen? Hm? Er schaukelte etwas einsam im Wasser umher. Wo waren alle? Hatte er seine Rudelmitglieder gerade gegen einen Happen Beute ausgetauscht? Das wäre nun nicht gerade optimal, sann er vor sich hin, als Yaroks Stimme seinen Kopf herumschnellen ließ. Was sollte Kachnik lassen? Verwirrt hörte er den wässrig riechenden Wolf vom Ufer her etwas sagen. Sprach er mit ihm? Die Schwänin? Die Jungen?

Etwas schien sich langsam in Kachniks Hirn zu verbinden, doch er konnte sich nicht das große Bild zusammenmalen. Hatte Yarok etwas dagegen, dass Kachnik das Seegetier behalten wollte? Aber es roch doch so gut! Und es hatte solch unglaubliche Fähigkeiten! Aber, da es seine Pflicht getan hatte ... Er warf Yarok einen leicht verunsicherten Blick zurück. Durfte er wenigstens das tote Tier behalten, das da ihm vom Himmel geregnet war? Kachnik zuckte mit den Ohren, als er schließlich zögerlich das belebte Wesen ins Wasser setzte. Er hatte fast einen Krampf in seinem Kiefer von dem ganzen Halten in derselben Position. Und der Duft der von ihm ausging ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen, welches er hastig wegschluckte.

Eine Sache ... eine Sache musste er wohl noch hinter sich bringen. Warum fühlte er sich so ... wehmütig? Er wandte seine Augen irritiert von dem Tier ab und räusperte sich. "D ... du, äh ... du hast durch deinen Beistand mit dem großen Kachnik uns allen das Leben gerettet ... uns all ... Wir stehen tief in deiner Schuld! Und ... äh ... danke für ...", er hob in einer raschen Bewegung die tote Beute neben sich am länglichen halsartigen Auswuchs hoch, denn dieser trostlose Anblick im Wasser rührte ihn aus einem irritierenden Grund, "Ja, äh ... danke für die Beute!", endete er feierlich und mit gehobenem Kopf, als er sich abrupt im Wasser umdrehte und etwas verlegen mit angelegten Ohren zu den Silhouetten am Ufer paddelte.

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Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
30.07.2022 18:35 Forum: Das Tal

Er hasste, wie das Wasser gegen sein Fell quetschte und drückte, als würde es sich mit jedem Atemzug, den Kachnik tat, wie ein großes Maul fester um ihn schließen, ihn zermahlen, bis ihn letztendlich alle Luft verlassen hätte. Warum zum Namenlosen hatten sie direkt in das Maul dieses Raubtieres springen müssen? Mit weit aufgerissenen Augen schnappte er erneut nach Luft, jedes Mal erleichtert, dass es kein Wasser war, das er da so verzweifelt einsog. Die Zeit lief weg, jedenfalls hatte er dieses drängende Gefühl in seinem Inneren. Hektisch drehte er seine Schnauze, umher. Er musste sich beeilen, dieser Eindruck verfestigte sich immer mehr in seinem Kopf. Er strampelte immer weiter, im waghalsigsten Tempo, das er mit seinen erfahrenen Pfoten aufbringen konnte - wohin eigentlich - doch er war sich gar nicht so sicher, ob er sich überhaupt fortbewegte, wo das Wasser sich doch überall gleich dickflüssig anfühlte und derselbe eklig fischige Geruch überall aus dem Wasser zu steigen schien, wie stinkige wolkenartige Ungeheuer, die sie alle zu sich unter die Wasseroberfläche holen wolllten.

Ein schreckliches, unangenehm lautes Pochen, ließ ihn plötzlich herumfahren. War das ... sein eigenes Herz, sein Kopf, oder ... ? Er hielt inne, drehte sich erneut um sich selbst, als er bemerkte, wie das weiße monströse Wesen seltsam ruckartige Kopfbewegungen auf dem Wasser ausführte. Was machte es da? War im Wasser etwas ... zu essen? Angestrengt sah er hinüber, als Yaroks Ruf seine Muskeln anspannen ließ. Kachnik hatte nicht aufgepasst? "Was ist ... wo?", schnaufte er atemlos. Sein Kopf fühlte sich an, als hätte ihn jemand mit Wasser aufgefüllt. Blindlings strampelte er mit seinen Beinen in die Richtung, wo anscheinend das reinste Chaos ausgebrochen war, als er etwas Glitschiges an seiner Seite spürte. Hastig versuchte er zur Seite zu springen, als er mit Erschrecken feststellte, dass diese Bewegung im Wasser keinerlei Auswirkung auf seine Position hatte. Ein Fischgeist? Sein Inneres zog sich zusammen. Er starrte die weiß-gräuliche wolkenartige Form auf dem Wasser neben sich mit erschrockenem und irritiertem Ausdruck an, während er immer noch versuchte sich unbemerkt seitwärts langsam weg zu bewegen. Schließlich, zögerlich schnupperte er an dem Ding, das irgendwie bei jeder kleinen Welle immer noch vollständig über dem Wasser zu schweben schien, als das Ding nicht sonderlich bewegungsfreudig auf ihn wirkte, und stupste es leicht an. Es roch nicht schlecht, eigentlich ganz aromatisch, und auch kein Krankheitsgeruch. Sein Magen knurrte. Ja, vielleicht ... Als, er sich jedoch wieder an das Chaos erinnerte, dessen Geräusche er irgendwie kurzzeitig ausgeblendet hatte, besah er das Wesen noch einmal mit großen neugierigen Augen. War es ihm erschienen, um mit ihm ins Schlachtfeld zu ziehen, hatte es das endlose Potential in Kachnik erkannt? Oder opferte es sich als eine Stärkung für die Verletzten? Wenn das Fischungeheuer mitwollte und ihm helfen wollte, sollte er es lieber nicht erzürnen, dachte er sich, und hob es daher vorsichtig von oben herab an seinem kopfartigen Auswuchs an. Der Rest baumelte zur Hälfte noch im Wasser, als er sich heroisch wieder in Richtung Yarok aufmachte. "Ih pfomme!", presste er durch seine flauschige Geheimwaffe in seinem Maul hervor, als er sich, durch das zusätzliche Gewicht zwar langsamer aber sicher näherte. Was war passiert, war er zu spät?

[Avon & Yarok | Mondscheinsee]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
25.06.2022 10:30 Forum: Das Tal

Kühle Nässe war in die Ritzen seines zerzausten und zerklumpten Fells sowie durch die Lücken zwischen seinen Zähnen in sein Maul gedrungen. Er brauchte ein paar Sekunden um festzustellen, dass er in der Tat noch am Leben war und Atem immer noch rege in fast verzweifeltem Tempo, mit leichtem Gluckern ein- und austrat. Schleppend und mit pochendem Herzen, versuchte er seinen Kopf wieder in die Richtung zu heben, die er für sich als oben erfasst hatte. Warum pochte sein Schädel so? Seine Erinnerung der letzten Sekunden schienen ihm verwaschen. Das erste was ihm beim Bewegen auffiel, war ein taubes Gefühl am Ohr und ein seltsames Rauschen. Genervt schüttelte er das Wasser aus seinem einen Gehörgang, das ins Nass getaucht war. Im Schwach falten? Wie bitte? Er runzelte irritiert seine Stirn, als ein erschreckender Laut maximal eine Fellhaarlänge entfernt, seinen Kopf wieder ins Wasser fallen ließ. Ah, Gluck, Happen? Konnte sich denn niemand hier mehr klar verständigen? Nun sah er erst aus dem Augenwinkel, dass dieser schrecklich unmelodische Laut in der Tat aus eines Wolfes Maul stammte. Die ... die Glucke? Die Glucke! Kachnik drehte rasch, vielleicht zu rasch, seinen Kopf in Richtung des weißen Getiers. Er fühlte bei der Bewegung fast das Gewässer durch seine Kopf schwappen. Er bemerkte auch den Körper des Tollpatschwolfes, halb versunken im Wasser. Irgendwie konnte er seine Augen nicht von ihm lassen. Täuschten sich seine Augen oder wurde der sichtbare Teil des Wolfes konstant kleiner? Von einer Seite hörte er dumpf einen zweiten Wolf und das Geräusch des Wassers als es dessen Körper umschloss. Würden sie ihn alleinlassen?
Eine schnelle und weiße Bewegung aus dem Augenwinkel zog plötzlich seine Aufmerksamkeit wieder auf sich. Der Graue holte mehrmalig tief Luft. Seine Beine wollten nicht ... bis er mit angehaltenem Atem taumelnd nach vorne setzte. Kälte. Schrecklich nahe an der Oberseite seiner Schnauze. Luft? Panisch strampelte er mittenrein zwischen die weißen Pünktchen und dem großen, nahe dessen scheinbar ein weiterer vom Wasser deformierter Körper zu sehen war, während Kchniks Maul hektisch und mit einer verzweifelten Mischung aus Fiepen und Wuffen auf und zu schnappte, um alle Luft der Welt in sich hineinzusaugen. Sollten sie es doch mit ihn aufnehmen, nur nicht ... !

[Avon & Yarok, schwimmt raus zwischen beide, aber näher Yarok | Mondscheinsee]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
04.04.2022 11:32 Forum: Das Tal

Er wollte gerade in die angegebene Richtung losstolzieren, als Avons Worte seine Pfoten stocken ließen. 'Ja? Was denn nun schon wieder?', stöhnte er in Gedanken, jedoch mit einem leicht angriffslustigen Blitzen in den Augen. Irgendwie hatte er das unangnehme Gefühl, dass Avon ... nein, er war sich ganz sicher dass der Kerl sich über ihn lustig machte! Missmutig blickte er zur Seite. Das ... das durfte er sich doch nicht gefallen lassen! "Die ... Die Welt ist ein gefährlicher Ort! Wer wird dich denn beschützen, wenn dir das nächste Reh in die Rippen stolpert", knurrte er theatralisch gedehnt und mit bedrohlichem Unterton, bevor er rasch mit warnendem Blick seinen Kopf hob, "Und ehe du dich versiehst ...!" Irritiert blickte er sich um. Wo war Avon hin? Sie ... sie waren schon losgegangen ...

Er hatte gerade noch vorgehabt ein vorwurfsvolles 'Wartet doch!' nachzurufen, besann sich dann aber dazu sein Maul zu halten und wie ein großer erhabener Wolf im gemächlichen ungeeilten Tempo aufzuschließen. Er durfte sich nicht auf diese respektlosen Spielchen einlassen. Sein herunterhängendes Haupt zeugte allerdings nicht besonders von Erhabenheit ... In seiner eigenen Vorstellung gefangen versuchte er seinen Kopf etwas hochzuheben. Besser? Er wiegte ihn leicht hin und her. Etwas unsicher auf den Beinen, angesichts des Kontakt- und Geruchverlusts zum Boden, aber nichtsdestotrotz innerlich zufrieden gestellt, schritt er voran, das Ziel der Beutesuche fast vollkommen aus den Augen verloren. Etwas neugierig, wie er wohl aussehen mochte, näherte er sich langsam und vorsichtig, ohne seine Laufrichtung abzuändern, etwas seitwärts dem gruseligen Wasser, in solch einer unmerklichen Weise, dass die anderen unmöglich seine Absicht erkennen konnten. Vielleicht sah er ja wie seine Mutter aus ... Doch, er wurde abrupt aus seinen Tagträumen gerissen, als ein extrem lautes Geräusch ohne Vorwarnung gefühlt direkt in die Biegungen seiner Ohren hineinschallte. Mit aufgestelltem Nackenfell und aufgerissenen Augen wirbelte er so schnell Richtung Geräusch herum, dass er das Gleichgewicht verlor und mit enblößtem Bauch und Unterleib direkt vor einem wütenden weißen Wirbelsturm liegen blieb, der sich über ihm erhob. "Takata?", schnaufte er ungläubig, bevor sich das Wesen ihm immer weiter näherte. Fast zeitgleich hörte er einen Ausruf aus der entgegengesetzte Richtung. Ah? Er legte die Ohren an. Im inneren seiner Brust ließ sich ein lautes penetrantes Klopfen hören. Instinktiv suchte er nach einem Schwachpunkt bei seinem Angreifer, fand jedoch in seiner Panik nichts, und vor allem keinen Weg seine Zähne rechtzeitig zu dem Hals des Tieres zu bewegen, abgelenkt von den überwältigend wütenden Geräuschen und dem scharfen und schnellen Schnabel. Und so stieß er blindlings und mit verzweifeltem Knurren zwei-dreimal wild mit seinen Hinterbeinen auf den bewegten einzigen nicht-weißen Teil des Tieres ein, um ihn wenigstens von seinem Bauch abzuhalten, und direkt darauf, unwissend ob er auch nur annähernd etwas getroffen hatte, rollte er sich schwerfällig vom Rücken zur Seite - er spürte noch irgendwas den Flecken zwischen seinem linken hinteren Oberschenkel und Rücken streifen - bis er irgendwie das Ufer hinabkullerte und mit der Hälfte seines Körpers im seichten Wasser zum Halt kam.

[ Avon & Yarok | Mondscheinsee ]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
05.03.2022 19:57 Forum: Das Tal

Es schien für eine kurze Zeit eine seltsame Stille über sie gelegt worden zu sein. Warum schauten die beiden so seltsam ... und weshalb schüttelte sich Yarok so? Wollte er ihm etwas sagen? Hatte Kachnik etwas im Fell? War es das worauf sie ihn aufmerksam machen wollten? Er verdrehte sich unauffällig, und untersuchte oberflächlich seine beiden Körperseiten ... Bis auf den Staub und vielleicht ein paar Klümpchen Erde oder Blätterchen ... nun, nichts Ungewöhnliches jedenfalls. Hm ... Etwas verwirrt sah er rasch von einem zum anderen, bis er schließlich versuchte der Stille zu entkommen, indem er ihre Umgebung inzpizierte. Was für ein schöner Baum war das dort!
Als er wahrnahm wie Yarok schließlich den Mund auftat, schnellte sein Blick wieder hinüber. Ah, okay, also keine tollen Funde bei ihnen, ergab Sinn. Mit verengten Augen schielte er heimlich zu Avon hinüber. Er bemerkte mit einem unwohlem Gefühl im Magen, wie Avon zunächst einen etwas ... undeutbaren Ausdruck aufgesetzt hatte. Sah er nicht etwas ungemütlich aus in seinem Fell? Kachnik fragte sich doch sehr, was wohl gerade in diesem kleinen Köpflein vorging. Nicht viel nahrhaftes Gedankengut, vermutete Kachnik kritisch, als er noch blinzelnd diesen unförmigen Auswuchs an Avons Nacken begutachtete. Sah er Unbehagen in seinen Zügen? Hm, hatte Kachnik womöglich einen wunden Punkt in der selbstzentrierten Illusion dieses Trottels getroffen, indem er sich nach dessen Jagdfortschritten erkundigt hatte? Schämte der sich gar für seine gen Nichts gehenden Fähigkeiten auf diesem Feld? Es ergab ja auch Sinn, dass Kachnik Avon gegenüber im Beuteaufspüren überlegen war! Er streckte mit leicht wedelndem Schwanz die Brust hervor. Er würde sich ja gerne bereitstellen, ihm unter die Schnauze zu greifen! Er hatte ja schließlich einen Wurm ... ähm ... nun ja ... wenigstens war er ihnen voraus! Doch ...

Was hörte er gerade? Verdutzt blinzelte er Avon an, der mit seinen verengten Augen so aussah, als hätte er gerade starke Schmerzen. Während seine Worte auf ihn niederrieselten, drehte Kachnik seine Ohren erwartend von einem Rüden zum anderen. Hatte ... niemand etwas daran zu bemängeln? Irgendwie fühlte es sich an, als hätte ihm gerade eine Wespe in die Brust gestochen. Etwas verunsichert blickte er rasch mit einem Lächeln zu Boden. "Also, ich ... werde euch beide von hier aus natürlich im Aug ... äh im Ohr behalten, falls irgendwas oder irgendjemand euch was Böses will ... und wenn die Beute ... " Sein leises Murmeln verlor sich allmählich im Nichts, als er bemerkte, wie Yarok gerade seine Meinung kundtat. D... das wäre natürlich ... Er blickte den Grauen mit großen Augen von unten hinauf an. "J ... ja.", flüsterte er, nachdem Yarok die rechte Seite vorgeschlagen hatte. Die sah ganz in Ordnung aus, stellte er begeistert mit einem entschiedenen Nicken fest. Wenigstens einer von ihnen hatte noch ein gut funktionierendes Hirn, dachte er zu sich selbst. Noch immer etwas überrascht wandte er sich kurz mit einem triumphierenden Schwanzwedeln zu Avon.

[Avon, Yarok | Mondscheinsee]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
29.01.2022 19:41 Forum: Das Tal

Ein Weilchen verfolgte er stumm die beiden Rüden, gerade noch so, dass er sie mit verengten Augen als zwei hüpfende Silhouetten erkennen konnte. Könnten genau so gut zwei gigantische Amseln sein. Ja, und wenn er sie nicht klar erkennen konnte, dann konnten sie ihn unmöglich hinter sich erblicken und identifizieren, ja? Er war bloß ein Schatten! Er atmete tief durch die Nase ein, zunächst zögerlich, aus Angst erneut solch einen verdorbenen und beleidigenden Geruch in sich aufzunehmen, dann aber immer sicherer. Nichts besonderes stach für ihn heraus. Er wollte am liebsten die nächstbeste Person einfach fragen, wann das Essen endlich bereit war. Wie gerne wäre er wieder ein Welpe dicht geschmiegt an seine Mutter, seine Schwester ... und die Sorgen ganz weit weg. Doch das alles lag nun bereits so fern hinter ihm.

Er spürte wie sein Gesicht langsam müde wurde und das angestrengte Beobachten seinen Augen zusetzte. Er blinzelte hastig dieses Gefühl weg. Doch als er die Augen wieder auf die beiden fokussierte, erstarrte er. War Avon soeben ein Kopf aus dem Hinterteil gewachsen, ... oder starrte der komische Wölfling ihn geradewegs an? W ... was war das für ein Gesicht das der wieder zog? Er wollte ja nicht unhöflich sein, aber irgendwie mochte Kachnik diesen zweiten Wolfskopf noch weniger als den ersten, es fühlte sich fast an, als wollte dieser sich über ihn lustig machen. Und, kaum hatte er es sich versehen, war der Kopf am Hinterteil schon wieder entschwunden. Seltsam dieser Typ. Oder hatte Kachnik nur Avons Schwanz verwechselt? Ach, mit dem Innenleben in seinem Kopf wurde es wohl auch nicht mehr besser mit dem Alter! Wieso hätte Avon ihn bemerken sollen? Er näherte sich heimlich und voller Tücke langsam den beiden, um einen besseren Blick zu erhaschen. Schon sah er wie Tollpatschwolf und Yarok nun scheinbar dicht nebeneinander und angeregt miteinander redeten. Etwas unwohl wurde ihm schon bei dem Anblick. Er war sich nicht ganz sicher weshalb. Aber hatten sie tatsächlich etwas gefunden? Beute? Hatte Avon gerade Beute erwähnt? Etwas Überraschung machte sich in ihm breit, und mit neugierig gespitzen Ohren entschied er sich, noch etwas mehr aufzuschließen, solange der Schatten der Bäume ihm noch Deckung bot.

Doch bevor er seinen nächsten Schritt tun konnte, fiel von weiter vorne sein Name. Ah, was? Es fühlte sich an, als hätte sich gerade eine Steinlawine in seinem Inneren losgelöst. Ah, was war das für ein Laut gewesen? Sein Name? Sein Herz zog sich zusammen, er hatte dasselbe Kribbeln auf seinem Rücken, als ihm damals eine seiner erbeuteten Kakerlaken in die Seele gestarrt hatte, ein Flehen nach Gnade in ihren Augen. Nur, war es diesmal ein junger Timberwolf, der seine Augen gen Kachniks Gestalt warf. Oder war es gerade andersherum?
"J...j...ja?", presste er aus fest zusammengespresstem Kiefer heraus, während er so hastig die Luft einsog, dass er sich glatt verschluckte. Da registrierte er erst die Frage, die an ihn gerichtet war. "Ah, nn...nein.", er sog rasch erneut die Luft ein und sah sich hastig vor seinen Pfoten um, "Doch ich habe vielleicht einen ... äh ... Wurm gesehen ... irgendwo hier ... wir könnten ihn gemeinsam ...", seine Stimme verlor sich langsam im Nichts. Was redete er bloß? Kachnik versuchte schließlich ein entschlossenes Lächeln aufzusetzen, was ihn sichtlich unwohl machte, und hob den Kopf. Es fühlte sich so unnatürlich an für ihn. "Ich meine, ihr werdet schon sicher etwas finden! ... Äh, habt ihr bereits etwas ... gefunden?" Sein Scheinlächeln entschwand allmählich wieder seiner Schnauze, schon während er seine Worte äußerte. Die Lawine in seinem Kopf war inzwischen immer lauter geworden, sodass er sich selbst kaum mehr hören konnte. Er bewegte frustriert seine Ohren, während er zu den beiden starrte. Er hätte doch unsichtbar sein sollen! Dann wieso ... wie hatten sie ihn bemerkt? Da fiel ihm erst auf, dass der Gestank nach Krankheit auch ihre Nasen schon lange nicht mehr bedeckte. Etwas beschämt versuchte er zu ihnen aufzuholen. Wenn sie ihn so sehr brauchten, dann konnte Kachnik ja wohl unmöglich nein sagen, oder?

[Avon, Yarok | Richtung Mondscheinsee]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
26.12.2021 11:30 Forum: Das Tal

Während der Jungwolf in seiner innerer Bedrängnis seinen hungriger werdenden Blick mit aller Entschlossenheit dem Boden, nur dem Boden, zuzuwenden suchte, wurde ihm zunehmend übel von der dreckigen Mischung aus Gerüchen, die sich wie ein tiefer See über, unter und neben ihnen ausbreitete. Einmal aufgenommen und mit dieser entsetzlichen Erkenntniss assoziiert, schienen sie ihn nicht mehr loszulassen und stachen nur so umso mehr heraus. War es der Hunger, der seine Sinne so entsetzlich schärfte? Warum ausgerechnet jetzt?

Mit halbem Ohr nahm er von seitwärts weitere Worte des Wölflings namens Avon wahr, seine Ohren spitzten sich. Mitkommen? Hunger? Wäre es nicht gerade der Tölpel, der diese Worte von sich geben würde, würde er glatt ... Kachnik wandte seinen Kopf um, als er mit einem engen Gefühl in der Brust bemerkte, dass die Worte sowieso an jemand anderen gerichtet waren. Er schnaubte vernehmlich. Aber mal ernsthaft, dachte er zu sich, wer würde denn schon ausgerechnet mit Avon auf die Jagd wollen, demjenigen der sich bei jeder Gelegenheit blind wie ein Wurm der Beute vor die Füße niederwirft? Besonders jetzt, in solch einer aussichtslosen Situation, wo jederwolf in jedem Moment umkippen und am Gras knabbern könnte! Und es war ja nicht so, dass Kachnik schon so verzweifelt war, um so ein Angebot von Avon anzunehmen! Ein lautes Knurren seines Magens unterbrach den Gedankengang, als er verdattert zusah wie Avon ihm allmählich gefährlich nah kam. Gewalt? Ein körperlicher Angriff? Dass Avon ihn mit solchen Mitteln überreden wollte, war ja unverschämt angesichts der Situation in der sie sich alle befanden! War Kachniks Anwesenheit ihm so wichtig für die bevorstehende Jagd? Hatte er vor, alle harte Arbeit auf ihn abzuschieben? Er wich zurück bis er letztendlich auf sein eigenes Hinterteil stürzte. Während Avon sich mit einem Brummeln wieder verabschiedete. Was war das gerade? Verwirrt sah er ihm nach. Hatte Kachnik eben wirklich so einschüchternd gewirkt? Er hatte sich nicht einmal Mühe gegeben! Ein wenig Stolz formte sich in ihm. Avon, war sicher so eingeschüchtert worden, von seiner Präsenz, dass er sich gar nicht trauen wollte Kachnik um die nötige Hilfe zu bitten! In Gedanken gesunken, sah er mit an, wie Avon und Yarok hinwegschwebten. Ah? Allein zu zweit wollten sie los ... ?

Kachnik trottete langsam los. Einer musste ja aufpassen, dass die nichts Komisches anstellten, und ohne Kachniks Hilfe würden sie doch gar nichts ... Er hielt kurz inne und runzelte die Stirn. Während er ihrer sehr frischen Spur folgte, bemerkte er mit einem erleichterten Seufzen, wie der zuvor strenge, scharfe Geruch seichter wurde, je mehr Schritte er setzte. Seine gesamten Gliedmaßen fühlten sich so viel leichter an. Er hielt er einen spürbaren Sicherheitsabstand zu den beiden ein und hielt sich im Schatten der Bäume. Solange er sie nicht sehen konnte, würden sie ihn auch nicht bemerken, oder? Ah, es war ja nicht so, dass er sich so sehr um ihr Wohlbefinden oder ihre Gesundheit sorgte, doch im Namen der Ordnung sollte einer ein Auge auf ihren Plan haben! Es wäre ihm total egal, wenn sie beide so wie Ska ... ah ... Er schnappte nach Luft ... Ja ... es war ganz vollkommen sicher eine ganz andere Motivation, die ihn trieb! Er mochte Avon ja nicht einmal ...

[Avon, Yarok in Richtung Mondscheinsee unterwegs]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
21.11.2021 23:00 Forum: Das Tal

Was war überhaupt noch der Sinn vom Ganzen, fragte sich Kachnik, während er, mit aus Irritation gerümpfter Nase, über die anderen Wölfe blickte, wobei der sicher bereits kalt werdende Körper verschwommen am äußersten Rand seines Blickfeldes blieb. Von dort, wo er selbst sich befand, konnte er kaum mehr ausmachen wer das überhaupt war ... War es überhaupt ein Wolf? Vielleicht war es bloß ein Stein? Entschieden richtete er seinen Blick wieder auf die anderen. Mehr wurden sie auch nicht gerade, oder? Er konnte sich kaum mehr klar entsinnen, wie viele sie ursprünglich gewesen waren, als er gerade erst zu ihnen gestoßen war. Und warum, Kachnik stellte die Ohren auf, wirkten alle so viel gefasster als er, so wie sie Pläne schmiedeten, so ganz ohne Skadi? Doch etwas Erleichterung machte sich in ihm breit, wenigstens dachten einige für ihn an seiner Stelle nach, schließlich wollte er doch endlich wissen, was zu tun war! Doch ... Kachnik legte seine Ohren wieder an ... Doch warum Takata? Was würde es für die Weiße verändern, wenn sie wüsste, dass alles auf das Ende zuging? Würde sie sie alle retten kommen? Wohl kaum! So feige wie sie weggelaufen war! Kachnik schnaubte vernehmlich, um die Erinnerung an ihren stechenden unliebsamen Duft endgültig zu verbannen. Konnte sie doch ruhig fröhlich werden, wo auch immer sie war! Er sah sie bereits vor sich, wie sie auf diese Nachricht hin, eigensinnig und eingebildet wie sie war, alle Problem gleich wieder auf das verbliebene Rudel abschob und mit schwingender Rute wieder abzog. Sein Fell juckte vor Unmut an der ganzen Situation, und warum fühlte er sich als wäre er selbst ... schuld an dieser ganzen Situation? Er warf sich mit nicht gerader kleiner Wucht zu Boden und wälzte sich ein paar Augenblicke lang herum, bis er den Glauben angenommen hatte, dass sein Pelz nun vorerst frei von Krankheit und jeglicher unerfreulicher Gefühle war.
Er hob gerade seinen nun deutlich klareren Kopf, um rechtzeitig mitzubekommen, wie ein Roghir mit einem der Grauen loszog. Mit der Schnauze voran in die nächste tödliche Gefahr! Warum fühlte es sich nur so an, als würden sie stetig immer weniger werden? Daraufhin richtete er selbst sich wieder langsam wieder auf, während der Teil des Staubs und des Drecks, der sich nicht mehr an seinen Fellhaaren festklammern konnte, lautlos in Form Tausender kleiner Stücke zu Boden stürzte. Der große Rest blieb jedoch erfolgreich in Kachniks Fells haften. Der Graue, der jetzt nicht mehr ganz so grau wirkte, verweilte noch mit dem Blick in der Richtung, in die die beiden entschwunden waren. Plötzlich spitzte er die Ohren. Hatte jemand etwas was von Fressen gesagt? Skeptisch drehte er sich in die Richtung dieses ... interessanten Kommentars, während sein Maul unwillkürlich immer feuchter wurde, als er plötzlich direkt in Avons Gesicht starrte. "Hm?", stieß er in Form eines leicht fragend anmutenden Räusperns aus. Er verengte seine Augen. Was war das für eine seltsame Grimasse, in die er hineinstarrte? Daraufhin seufzte er. Nach einer ganzen Weile wandte er sich wieder ab. Das wäre schön wenn alle hier noch zu retten wären.

[Shiro, Yarok, Niyol, Roghir, Avon, Ayjana, Aarinath | nördlich des Mondscheinsees]
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