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Thema: Kapitel VIII – Gefahrenwege
07.09.2014 18:00 Forum: Das Tal

Der Weiße fühlte sich ein wenig wie im falschen Film. Er sagte die Wahrheit, er versuchte eine verletzte zu retten und verzichtete dabei auf seine wohlverdiente, weil selbst erjagte Mahlzeit, aber niemand dankte es ihm. Stattdessen wurde seine Mühe mit Pfoten getreten und wenn er sich nun dagegen wehrte, schlurfte Avon triefend vor Selbstmitleid davon. Na sollte er. Das Schlimmste aber war, dass die verletzte Fähe ihn nun seltsam ansah, als ob er etwas unglaublich Böses verbrochen hatte – und dann Avon nachschlich, obwohl sie sich vor zwei Minuten angeblich noch kaum hatte bewegen können. Fraser ließ die beiden ziehen, denn nun kam der einzige Wolf zurück, der noch ein wenig zu ihm hielt und von Verstand war. Auch, wenn er klein war und viel zu schnell rannte. Aber immerhin, aus Jellin würde hoffentlich irgendwann mal ein Wolf werden, der jagen konnte. Und der vernünftig war.

„Gut gemacht, Großer. Was hälst du davon, wenn du ihn zu Avon und der Fähe bringst. Ich werde mal Laina suchen gehen, immerhin ist sie schon eine ganze Weile weg. Richtest du das den beiden von mir aus?“

Vom Missgeschickt des jungen Wolfes hatte Fraser nichts mitbekommen. Dass er ein wenig zerzaust und mitgenommen aussah, wunderte den Weißen kaum, immerhin war Jellin unter der Erde herumgekraxelt. Deshalb verzichtete er darauf weiter nachzufragen, sondern nickte dem jungen Rüden zu und wandte sich dann um. Er sog die Luft durch die Nase ein, um eine Witterung von Laina wahrzunehmen. Einfacher wäre es für Fraser gewesen zu Avon zu gehen und ihn zu fragen, wohin Laina gegangen war. Doch die Lust des Weißen hielt sich verständlicher Weise in Grenzen, als setzte er einfach seine Pfoten in Bewegung und lief auf gut dünken in die Richtung, von der er glaubte, seine Jugendfreundin gerochen zu haben.

[Jellin | Shahina und Avon in der Nähe | geht Laina suchen]
Thema: Kapitel VIII – Gefahrenwege
11.07.2014 22:50 Forum: Das Tal

Fraser versuchte Avon so gut es ging zu ignorieren und sich auf die Fähe zu konzentrieren, die offensichtlich Hilfe brauchte und der sicher nicht geholfen war, wenn sie sich stritten. Es war schon seltsam. Da kam er hierher und war auf einmal der Wolf, der Verantwortung trug, der vernünftig war und die Führung übernahm. Er. Das war mehr als verwirrend und der Weiße konnte nicht umhin sich einzugestehen, dass ihm diese Rollenverteilung mehr als unbehaglich war. Leider ließen ihm ein Welpe, eine alte kranke Fähe und ein Welpe im Rüdenkörper keine Wahl – und von Laina war leider auch nichts zu sehen. Wo steckte sie nur? Leider machte es ihm ihr „Notfall“ unmöglich nach seiner Freundin suchen zu gehen – und Avon machte es ihm unmöglich vernünftig mit der Situation umzugehen. Kaum hatte Fraser sich der Kranken angenommen, kam Avon und drängelte sich zwischen sie. Genervt verdrehte der Weiße die Augen, trat aber wortlos einen Schritt zurück, damit der Meister der Selbstinszenierung seines Amtes walten konnte – was der auch direkt tat, in dem er papageienhaft einfach das nachplapperte, was das Einohr schon eine Sekunde zuvor von sich gegeben hatte. Große Leistung, Applaus für Avon. Mit halbem Ohr hörte Fraser nur zu, als Avon mit seinem Geplapper fortfuhr und sah sich nach Jellin um, der davongerauscht war, um den zweiten Hasen zu finden. Doch als der Graubraune plötzlich anfing den Hasen schlecht zu machen und den hart erjagden Kadaver dann auch noch in hohem Bogen wegwarf, weil er der Meinung war, er sei nicht das Richtige, kochte die Wut in dem Weißen hoch.

„Bist du noch ganz bei Trost?“

herrschte er Avon an, trat einen Schritt auf den Rüden zu, der sowieso schon zwischen ihm under kranken Fähe klebte, und zog die Lefzen zurück. Was fiel diesem Möchtegern eigentlich ein?

„Du wagst es unsere Beute schlecht zu machen? Während du hier die Pfoten ausgeruht hast, haben Jellin und ich uns die Arbeit gemacht das zu jagen. Für dich, für Laina, für uns und du wagst es unsere Mühe so wegzuwerfen? Was glaubst du eigentlich, wer du bist? Wenn du ein Schwein willst, geh und jag eines. Aber du bist nicht mal in der Lage eine Ente zu erlegen. Stattdessen lässt du einen Welpen die Arbeit für dich machen.“

Er knurrte leise und machte keinen Hehl daraus, wie wütend ihn Avons respektloses Verhalten machte. Nicht nur, dass er Laina davongejagt hatte – denn dass das passiert sein musste, davon war der Weiße mittlerweile überzeugt – nein, er wurde auch noch anmaßend. Ein wenig Dankbarkeit stünde Avon gut zu Gesicht – und ein wenig mehr gemeintschaftliches Denken, vor allem, da er offensichtlich gerne andere für sich schuften ließ und selbst nichts zum Wohl anderer beitrug - abgesehen von leeren Phrasen. Fraser hatte noch mehr wütende Worte in seinem Hals, die nur darauf warteten seinen Fang zu verlassen, doch zum Glück für Avon erhob sich die Fähe in diesem Moment und ging zum Wasser, wo sie erst trank und sich dann über den weggeworfenen Hasen hermachte. Fraser blickte ihr stumm nach und beruhigte sich wieder. Immerhin einer schien ein wenig zu schätzen, was Jellin und er getan hatten. Still ließ der Weiße von Avon ab und ließ sich auf die Hinterpfoten sinken. Die Fähe begann mit Jellin zu sprechen. Fraser hatte keine Lust sich umzusehen, ob der überhaupt schon wieder da war. Aber die Alte schien Welpen zu mögen. Vielleicht schaffte es der Kleine besser ihr Herz zu öffnen und ihre Schmerzen zu vertreiben als die beiden streitenden Rüden – oder ein Hase. Oder Schwein. Oder wasauchimmer.

[Storchenhalbinsel | Jellin, Avon, Shahina]
Thema: Wettbewerb 2014 - Wie Fliegenpilze wohl schmecken?
27.06.2014 11:12 Forum: Grundlegendes & Neues

Sehr schöne Ideen, herzlichen Glückwunsch smile
Thema: Kapitel VIII – Gefahrenwege
06.06.2014 10:50 Forum: Das Tal

Natürlich gab es keine wirklich klare Antwort. Laina? Ließ sich entschuldigen? Natürlich, weil Laina auch genau der Typ Wolf war, der Probleme links liegen ließ und sich einfach verdrückte. Vor allem, wenn gerade ein Wolf in kaltes Wasser gefallen war und sie sich eigentlich um ihn kümmern wollte. Fraser kniff die Augen zusammen und starrte Avon einen Moment unverhohlen misstrauisch an. Sollte der ruhig merken, dass der Weiße ihm kein Wort von dem glaubte, was er da herausstotterte. Der Rüde konnte von Glück reden, dass sie gerade noch ein weiteres Problem zu bewältigen hatten und das dringender war als die Frage mit welchem Unfug Avon es geschafft hatte Laina zu vertreiben. Der Weiße wandte sich von Avon ab und blickte auf die Fähe, die angeblich Mya heißen sollte. Sie sah nicht wirklich gut aus, eher, als ob sie den besten Teil ihres Lebens schon hinter sich hatte. Der Fang grau, die Augen (wenn man sie denn sah) trüb und die Muskeln schlaff... und als Jellin auf der Bildfläche erschien, liefen ihr zu allem Überfluss auch noch die Tränen über die Augen. Das sah mehr als nur nicht gut aus.

„Sie hat gerade so etwas wie einen Notfall? Und warum stehst du dann hier rum und tust nichts, wenn sie Hilfe braucht?“

Fraser zischte Avon die Worte entgegen und schob ihn zur Seite, um näher an die Fähe heranzukommen. Er berührte sie mit dem Fang sanft hinter den Ohren und nahm ihre Witterung auf. Sie roch tatsächlich alt. Der Marsch hierher musste eine Qual gewesen sein – jedenfalls, wenn sie den gleichen Weg genommen hatte, wie er zuvor. Dann ließ Fraser den Blick über ihren Körper gleiten, betastete hier und da eine Stelle sanft mit dem Fang, um zu erfühlen, ob etwas gebrochen war, ohne ihr Schmerzen zuzufügen.

„Wo tut es dir weh?“

fragte er, als er seine laienhafte 'Untersuchung' abgeschlossen hatte und legt die Stirn leicht in Falten.

„Gebrochen scheint sie sich nichts zu haben“, murmelte er dann an die anderen beiden gewandt und als Avon das Futter erwähnte, nickte Fraser nur abwesend. Die Idee war gut, auch wenn Avon sie natürlich nicht aus uneigennützigen Motiven heraus äußerte.

„Komm her mit dem Hasen Jellin, geben wir ihr eine Keule von dem Langohr.“

Fraser trat zurück, um dem jungen Wolf Platz zu machen. Ihm fiel auf, dass er seinen Hasen am Hang oben vergessen hatte. Die Aussicht noch einmal hinauf kraxeln zu müssen, um die Beute zu holen begeisterte ihn ebenso wenig wie die Aussicht, das Tier jetzt gleich mit vier weiteren Wölfen teilen zu müssen.

_____________________________________________

"Ahm, ja, na klar"

antwortete Jellin, auch wenn ihm der Gedanke, SEINE Beute so plötzlich wieder abzugeben, gar nicht gefiel. Zögerlich ging er zu Fraser und warf ihm einen langen, fragenden Blick zu, bevor letzlich doch er den Hasen vor ihm auf den Boden legte. Dann langsam trat er zurück und beobachtete den fremden Wolf. Unvermittelt drehte Jellin sich um und rannte los.

"Ich hol den anderen!"

erklärte er, während er zum Abhang zurück eilte.


[Am See, Avon, Jellin, Shahina]
Thema: Wettbewerb 2014 - Wie Fliegenpilze wohl schmecken?
03.06.2014 15:09 Forum: Grundlegendes & Neues

Zitat:
Original von Takata, am 01.06.2014, um 21:05
Ja, da wäre ich auch dafür. ^^' Vielleicht auch etwas mehr als eine Woche. smile


Fraser- Was ist denn los? Nur wegen der Zeit oder noch andere Gründe..?


Nein, einfach zeitlich, keine Sorge smile
Thema: Wettbewerb 2014 - Wie Fliegenpilze wohl schmecken?
01.06.2014 20:16 Forum: Grundlegendes & Neues

Ich schaffs leider nicht :/
Thema: Wildpark Lüneburger Heide
22.05.2014 07:51 Forum: Zoos und Wildparks

Sehr hübsch smile *klugscheißermodus an* Es gibt aber nur drei Polarwölfe - Noran, Nanuk und Naaja.Und nur vier Grauwölfe - Rico, Shadow, Filou und Lobo. Und die beiden schwarzen Jungs sind wirklich Brüder - und dieses Jahr haben sie noch mal Geschwister bekommen, vier Stück. *klugscheißermodus aus* großes Grinsen
Thema: Kapitel VIII – Gefahrenwege
16.05.2014 15:12 Forum: Das Tal

Er hatte sich nicht getäuscht, Avon war da. Aber auch nach dem zweiten Mal hinsehen fehlte Laina. Sogar Jellin hatte es bemerkt. Der junge Wolf hopste aufgeregt auf einen abgeknickten Baum, tanzte darauf wie wild hin und her und kam dann zurück, um dem Rüden zu bestätigen, was er schon wusste. Laina war weg - und dass Avon da auf dem Boden herumkroch und jammerte, musste etwas damit zu tun haben. Das sah ein blinder Wolf ohne Ohren. Oder so. Als Avon sich nun vollends in Richtung See wandte - offenbar hatte er ihn und den Welpen noch nicht bemerkt, wollte Fraser ansetzen und den Abhang hinunter zu ihm laufen. Aber Jellin hielt ihn davon ab, indem er ihn auf etwas anderes aufmerksam machte. Der junge Rüde hatte etwas gesehen, nicht weit von Avon. War das ein Wolf, der im Schilf lag? Konnte der etwas mit Lainas Verschwinden zu tun haben? Wenn ja, dann war Avon gerade auf dem besten Weg ebenfalls geschnappt zu werden. Das mussten sie verhindern! Fraser ließ seine Beute fallen.

"Ich sehe es auch. Komm, lass uns..."

Aber Jellin wartete gar nicht auf ihn, sondern machte sich schon daran den Abhang hinab zu laufen. Toll. Dieser Welpe. Fraser unterdrückte einen Fluch des Ärgers und folgte Jellin. Es war nicht schwer den Abhang hinunter zu kommen - hinauf zu kraxeln war deutlich anstrengender gewesen. Mit ein paar flinken Schritten hatte er Jellin eingeholt und rutschte halb schlitternd und halb rutschend mit einem

"Wer zuerst unten ist!"

an dem jungen Rüden vorbei. Natürlich war es egal, wer zuerst unten war. Aber bevor Jellin wieder zu bummeln anfing, war so ein Spielchen doch eine willkommene Abwechslung. Und so ein bisschen Spaß musste ja auch hin und wieder sein. Einige Augenblicke später jedenfalls hatte Fraser das Ende des Abhangs erreicht. Der weiße Rüde blickte sich um, nicht mehr vollkommen sicher, wo er Avon und den fremden Wolf nun gesehen hatte. Doch am Ufer bewegte sich etwas, leise Stimmen drangen an sein Ohr und ohne auf Jellin zu achten, setzte Fraser sich wieder in Bewegung und folgte seinen Sinnen in Richtung See.

"Avon?!"

rief er, als der Rüde nur kurze Zeit später in sein Blickfeld kam - und mit ihm das dunkle Bündel Fell, dass da auf dem Boden kauerte. Nein, das war ganz eindeutig nicht Laina - es sei denn sie hätte irgendeine verrückte Art von Verwandlung hinter sich gebracht (was Fraser durchaus für möglich hielt, immerhin war ja Avon... nein, keine Zeit zum stänkern.).

"Was ist denn hier los? Wo ist Laina?"

Auch nachdem er sich noch einmal genau umgesehen hatte, hatte Fraser seine alte Freundin nicht entdecken können. Mit einer Mischung aus Misstrauen und Verwirrung blickte der Weiße mit dem Einohr abwechselnd von Avon zu dem Fremden am Boden.

[Shahina, Avon | Jellin in der Nähe]
Thema: Kapitel VIII – Gefahrenwege
16.04.2014 13:29 Forum: Das Tal

Jellin hatte seine Frage mal wieder nicht beantwortet. Also selbst, wenn er jagen konnte: An den Manieren musste man mit diesem Welpen noch arbeiten. Was war so schwer daran ihm zu sagen, was er da unten gemacht hatte? Fraser brummte nur etwas Unverständliches, als Jellin aus dem Gebüsch kraxelte und schloss ich ihm dann – den Hasen im Maul an. Zuerst legte der junge Wolf einen zügigen Schritt voran. Dann wurde er immer langsamer. Sie hatten das Ende der Freifläche fast erreicht und es würde nicht mehr weit sein bis zu den anderen beiden. Jellin verlangsamte seinen Schritt immer wieder. Fraser war versucht dem jungen Wolf einen Schubs mit der Nase zu geben, um ihm zu signalisieren, dass er einen Zahn zulegen musste. Doch ein Heulen hielt ihn davon ab. Der Weiße blieb stehen und spitzte die Ohren – nun, wenigstens eines. War das nicht Avon? Für einen Moment ließ der Rüde den Hasen aus dem Fang fallen.

„Hast du das auch gehört?“

Oder haluzinierte er schon vor Hunger? Er blickte auf Jellin, der irgendwie schlapp wirkte. Fraser kam nun doch seinem Drang nach und stupste dem kleinen Rüden die Nase in die Seite.

„Komm schon, ist nicht mehr weit. Woll'n mal sehen, was Herr Avon und Madame Laina während unserer Abwesenheit angestellt haben.“

Fraser lächelte, nahm den Hasen wieder auf und stapfte dann voran, ein bisschen zügiger, damit Jellin ja nicht auf die Idee kam und wieder anfing zu bummeln. Sie hatten es wirklich nicht mehr weit. Die Bäume hatten sie wieder erreicht und bald würden sie zu der Stelle kommen, wo sie Avon und Laina am Rand des Sees zurückgelassen hatten. Wieder war Fraser, als würde er Avons Stimme hören. Wahrscheinlich erklärte er Laina gerade, warum er ihr einziger und unglaublicher Held und Verehrer war – und wieso seine Jagd so schief gelaufen war. Fraser verdrehte die Augen, schmunzelte und setzte den Lauf fort. Der Hase in seinem Fang begann schwer zu werden – und der Geschmack auf seiner Zunge erinnerte ihn stetig daran, dass sein Hunger grenzenlos wurde und langsam gestillt werden wollte. Umso erleichterter war er, als endlich der Bereich um den See zwischen den Bäumen hindurch in sein Sichtfeld rückte. Und nur wenige Schritte später sah er auch schon Avon. Nur ohne Laina. Oha.

[Storchenhalbinsel | Jellin, Avon, (Shahina)]
Thema: Wettbewerb 2014 - Wie Fliegenpilze wohl schmecken?
23.03.2014 14:58 Forum: Grundlegendes & Neues

Spannend smile Schöne Idee und superschöne Preise smile Darf man eventuell andere Charaktere in seine Geschichte einbinden?
Thema: Kapitel VIII – Gefahrenwege
12.03.2014 16:06 Forum: Das Tal

Fraser versuchte krampfthaft nicht an den Hasen zu denken. Je stärker er das versuchte, desto größer wurde seine Ungeduld – und seine Wut auf Jellin. Was trieb dieser freche Welpe nur so lang dort unten? Und warum antwortete er nicht. Die Ohren zurückgelegt versuchte Fraser noch einmal die Nase ins Loch zu stecken, um etwas zu erkennen. Vergeblich. Jellin blieb verschwunden. Bis plötzlich seine Stimme erklang. Laut, deutlich und... hinter ihm? Frasers Kopf schnellte nach oben. Hektisch sah er sich um und entdeckte den jungen Welpen neben sich. Und er schimpfte. Moment, wieso schimpfte der? Er hatte doch immerhin hier die ganze Zeit auf den Lausebengel warten müssen. Mit einem erlegten Hasen. Und Jellin jammerte herum, dass es da unten dunkel war? Fraser schnaubte missmutig.

„Ist ja gut, ich hab's ja verstanden. Was hast'n da auch so lange gemacht?“

Aber die Geduld des weißen Einohrs reichte nicht aus, um eine Antwort abzuwarten. Stattdessen blickte er auf den zweiten toten Hasen und seine Miene hellte sich schlagartig wieder auf. Juhu, zwei! Das hieß immerhin, dass sie halbwegs satt werden würde und dann später noch einmal auf große Jagd gehen konnten. Wenn Avon und Laina wieder trocken waren und der Rüde sich nicht wieder wie der letzte Trottel anstellen würde. Jetzt aber mussten sie zurück zu den beiden, damit sie sich nicht zu Tode zitterten. Apopros. Bevor er sich seinen Teil der Beute schnappte, hielt Fraser noch einmal inne. Jellin bibberte ja richtig. Der Weiße ging auf den jungen Wolf zu, bis er nur noch eine halbe Länge entfernt war.

„Alles in Ordnung? Zitterst ja wie ein verängstigtes Kaninchen... na komm, lass uns zurückgehen. Je früher wir da sind, desto früher könn' wir uns ausruhen und was essen. Haben wir uns ja auch verdient.“

Fraser schnappte sich seinen Hasen und zeigte ihn Jellin, der ihn wahrscheinlich noch gar nicht bemerkt hatte. Sein Fang war noch ein wenig kleiner als der des Welpen, den der Weiße jetzt erst richtig betrachten konnte. Ein Lächeln umspielte seine Lefzen.

„Haschu gut gmacht. Kannschu scher schtolz schein.“

nuschelte er mit dem Hasen zwischen den Zähnen. Obwohl er Jellin nicht wirklich kannte, war auch der Weiße ein wenig stolz auf den jungen Wolf. Wahrscheinlich würde er ein sehr viel besserer Jäger werden als Avon es war. Na, war ja auch nicht so schwer.

[Lichtung | Jellin]
Thema: Kapitel VIII – Gefahrenwege
28.02.2014 14:23 Forum: Das Tal

Keine Antwort. Fraser schnaubte, unzufrieden. Noch einmal lauschte er in den Ausgang hinein, aber hören konnte er nichts. Wo trieb sich dieser Welpe nur rum? Hatte er sich da unten etwa verlaufen? Und wenn ja, dann konnte er ihm doch wenigstens antworten, oder nicht? Ungeduldig tappste der Weiße wie ein hungriger Tiger vor dem Ausgang hin- und her, bis er irgendwann vor dem Loch stehen blieb und seine Nase hineinsteckte. Er kam nur bis zum Ende seines Fanges, dann wurde das Loch zu klein. Dadrin war es ohnehin zu dunkel um irgendetwas erkennen zu können, doch mit dem Fang einmal drin, bot sich die Gelegenheit seinen Ruf zu wiederholen.

„Jeeeeelliiiin! Wo bleibste denn? Wir müssen doch zurück! Also beeil dich, bevor die beiden verhungern.“

'… und ich auch', fügte er in Gedanken hinzu, denn sein Magen begann langsam ein wenig lauter zu protestieren, als er es noch vor einigen Minuten getan hatte. Neben ihm lag der Kadaver seiner Beute. Fraser musste sich zwingen nicht andauernd darauf zu starren, nachdem er seinen Fang wieder aus dem Loch genommen hatte und auf Antwort wartete. Der Anblick des toten Hasen machte die Situation nicht besser. Hinzu kam, dass er den Geschmack des Blutes noch immer auf seiner Zunge hatte – ein unglaublich leckerer, verführischer Geschmack und ihm der Duft der Beute in die Nase stieg. Entschlossen schüttelte Fraser den Kopf. Nein, nein er durfte nicht, sie mussten das Tier teilen.

Der Weiße hoffte nur, dass Jellin vielleicht noch einen Hasen aufgestöbert hatte, damit es noch mehr gab. Dann würde es vielleicht nicht auffallen... ach es würde doch sicher ohnehin nicht auffallen, wenn er nur einen kleinen Happen nahm. An der Stelle, wo die Wunde war vielleicht? Immerhin hatte Fraser die ganze Arbeit geleistet. Und er hatte schon seine letzte Beute teilen müssen... Mit einem Ruck des Kopfes und einem Sprung nach hinten hielt Fraser sich davon ab seinem Hunger nachzugeben. Dafür verschlechterte sich seine Laune zunehmend, was Jellin anging. Wo blieb dieser kleine Satan nur? Wollte er ihn quälen? Ihn verhungern lassen? Die anderen verhungern lassen? Wieder begann Fraser von einer Pfote auf die andere zu tänzeln. Er wusste nicht, wie lange er seinen Hunger noch im Zaum halten konnte.

[Jellin | Lichtung]
Thema: Kapitel VIII – Gefahrenwege
13.02.2014 12:46 Forum: Das Tal

Wie unbegeistert Jellin von der Aussicht war unter die Erde zu müssen, entging ihm absolut. Für Fraser war der Welpe einfach ein wenig bockig, weil er nicht den Spaß zugeteilt bekam wirklich selbst zu jagen, sondern die Beute nur aus dem Haus treiben sollte. Darauf jedenfalls schob Fraser Jellins Verschwiegenheit, die ihm einen leisen Seufzer entlockte, als der junge Wolf unter der Erde verschwand. Der kleine Racker hatte nicht ein Wort erwidert, sondern war einfach wortlos abgetaucht. Immerhin hatte er Fraser damit verraten, wo das vierte Loch ist. Die nächsten Minuten kamen dem Weißen mit dem einen Ohr recht lang vor. Er hatte sich nicht vor dem versteckten Ausgang postiert – immerhin war Jellin darin verschwunden und auch wenn Fraser ihn im Augenwinkel immer im Blick behielt erschien ihm die Wahrscheinlichkeit, dass ein Beutetier herauskam, doch recht gering. Also konzentrierte er sich voll und ganz auf eines der anderen drei Löcher. Die Zeit des Wartens kam ihm vor wie eine Ewigkeit. Er war nicht der Geduldigste und in diesem Fall war es noch ein wenig schlimmer, denn er war aufs reagieren beschränkt, konnte nicht eingreifen in das, was unter der Erde geschah und musste sich darauf verlassen, dass Jellin seine Sache gut machte. Das fiel dem Weißen mehr als schwer und so rutschte er nach einer gefühlten Ewigkeit ungeduldig mit den Vorderpfoten über den Boden. Dann aber zuckte das gesunde Ohr nach vorn. Unter der Erde hatte es vibriert! Oder nicht? Oder doch?

Gespannt richteten sich die Augen des Weißen auf die Erdlöcher, huschten von einem Ausgang zum nächsten: Fraser war angespannt, bereit und darauf gefasst jeden Moment loszusprinten, sollte ein Schatten aus den Löchern huschen – von Jellins Schwierigkeiten unter Tage, bekam er nichts mit. Nur wenige Sekunden nach dem Rumor unter der Erde, hatte sein Warten nun auch endlich ein Ende. Es war offenbar nicht nur ein Beutetier im Bau gewesen – hatte er ja gesagt, es gab mehr Kaninchen als man sich vorstellen konnte – und das nahm einen wohl bekannten Fluchtweg. Leider führte der nicht durch den Ausgang, an dem Fraser sich postiert hatte. Der zweite Ausgang war nicht weit entfernt und Fraser nahm die Bewegung beinahe in dem Augenblick wahr, als das Langohr aus dem Bau spurtete. Sofort setzte Fraser sich in Bewegung und hetzte los. Die Beute im Blick – dieser Hase war verdammt flink – wich er kleinen Hindernissen aus und achtete darauf, dass er auf dem unebenen Boden nicht stolperte. Einige Meter konnte der Hase ihm mit Schlägen und Ausweichmanövern erwischen. Dann aber war Fraser nah genug, packte das Tier und versetzte ihm einen tödlichen Biss. Der Geschmack des Blutes erinnerte ihn daran, dass er nur wenig von seiner letzten Beute abbekommen hatte. Aber er war sozial genug den leckeren Bissen nicht in sich hinein zu schlingen, sondern erinnerte sich daran, dass Laina und Avon den Happen dringender brauchten.

Also drehte er um, trabte zur Lichtung zurück und wollte Jellin seinen Fang stolz präsentieren. Doch der war gar nicht da. Fraser runzelte ein wenig missmutig die Stirn. War er schon zu den anderen gelaufen? Oder noch unter der Erde? Ungeduldig tappste er zu einem der Ausgänge zurück, legte den Kadaver daneben ab und lauschte mich dem verbliebenen Ohr nach unten.

„Jellin? Kannst raufkommen, ich hab einen!“

Dass irgendwo ein Teil des unterirdischen Ganges eingestürzt war, hatte der Weiße nicht mitbekommen.

[Jellin | Storchenhalbinsel | Lichtung]
Thema: Kapitel VIII – Gefahrenwege
02.02.2014 15:22 Forum: Das Tal

Natürlich hatte Jellin seinen Scherz nicht verstanden – er war ja wohl auch noch ein bisschen zu jung dafür. Trotzdem war Fraser ein wenig enttäuscht, dass der Welpe ihm offensichtlich nicht einmal wirklich zugehört hatte. Meine Fresse... der war ja bitterernst für sein Alter. So verklemmt. Das war nicht gut, das würde er ihm austreiben müssen. Wie konnte er denn sein Leben genießen, wenn er so angespannt und unlustig war? Dem Weißen entging auch nicht, dass Jellin offenbar wenig begeistert davon war unter die Erde zu müssen. Aber hey, was sollte er denn machen? Er war ungefähr dreimal so groß wie der junge Wolf und würde daher unter Garantie nicht in diese Löcher passen – selbst wenn er sich extrem dünn machen würde. Dick war er ja nicht, aber diese großen Knochen würden nicht in einen Kaninchenbau passen. Das hatte sich Fraser zwar oft gewünscht, aber der Wunsch war nie erhört worden, schon gar nicht,wenn er unglaublichen Hunger hatte. Das war eine Eigenschaft, die er mit seinen Namensgebern den Flüssen nicht teilte – die konnten ja in jedes Loch kriechen.

„Vier? Wo ist denn der Vierte?“

Fraser blickte sich auf Jellins Frage hin ein wenig verdutzt um, aber den vierten Ausgang konnte er bei aller Liebe und genauem Hinsehen nicht entdecken. Der Weiße drehte das heile Ohr hin und her, als ob es ein Radar für versteckte Löcher war.

„Ich teile mich einfach in vier Teile. Die vordere linke Hälfte kommt ans eine Loch, die vordere rechte an das zweite da drüben. Meinen linken Hintern lasse ich hier stehen und der rechte Teil kommt an das Loch, das du mir gleich noch zeigen wirst.“

erwiderte er dann, in einem trockenen Tonfall und verdrehte die Augen. Dieser Welpe war wirklich ein wenig seltsam. Natürlich konnte er nicht an allen vier Ausgängen stehen, das lag doch wohl auf der Pfote oder nicht?

„Ich werde nur an einem stehen, aber die anderen im Auge behalten. Und wenn dort etwas rausflitzt, dann spurte ich hinterher. Kann ich gut, weißte. Immerhin hab ich eurer entwischtes Langohr ja auch gekriegt, nech?!“

Das war absolut keine Lüge. Fraser war wirklich ein guter Jäger, sonst hätte er bisher wohl kaum überlegt. Geschickt und schnell, nicht immer lautlos, aber wenn der Hase ohnehin aufgescheucht war, würde das ohnehin keinen Unterschied mehr machen. Der versteckte Ausgang wäre ein Problem geworden – aber dafür hatte er ja Jellin. Braver Welpe.

[Jellin | Storchenhalbinsel | Lichtung]
Thema: Kapitel VIII – Gefahrenwege
21.01.2014 14:47 Forum: Das Tal

Fraser hatte bisher noch recht wenig mit Welpen zu tun gehabt – er war ja selbst fast noch einer. Dementsprechend ungeschickt stellte er sich an. Der Weiße wusste einfach nicht, wie man mit den kleinen Fellknäulen redete ohne sie zu beleidigen oder ihnen das Gefühl zu geben, dass sie eben genau das waren: Klein. Der Rüde versuchte sich ins Gedächtnis zu rufen, wie er als junger Wolf darauf reagiert hatte, wenn man ihn als klein bezeichnet oder für dumm gehalten hatte. Wahrscheinlich ähnlich pikiert, aber im Gegensatz zu Jellin hatte er wenigstens den Fang aufgemacht und gesagt, was er davon hielt. Das konnte also ein heiteres Gedanken-Raten werden, mit ihnen beiden. Aber immerhin zeigte sich der junge Wolf nun durchaus kooperationsbereit und erklärte sich bereit ihn zu der Lichtung zu führen. Das war doch ein Anfang! Fraser ließ das heile Ohr nach vorn schnippen und folgte Jellin recht mühelos. Seine Schrittlänge war eben doch ein wenig größer als die des jungen Wolfes. Nichtsdestotrotz zeigte Jellin keinerlei Anzeichen von Schwäche oder gar Müdigkeit, obwohl ihn die ganze Aufregung doch sicherlich erschöpft haben musste. Es dauerte nicht lange, da hatten sie den gesuchten Ort erreicht. Fraser hielt einmal prüfend die Nase in den kalten Wind. Ja, das roch tatsächlich nach etwas Langohrigem. Allerdings eher recht schwach.

“Wie kommst du darauf? Meinst du, ihr habt den Rest vertrieben, als ihr das eine Tier vorhin herausgescheucht habt?“

Aber Jellin war schon vorausgeeilt, um sich auf der Lichtung umzusehen. Fraser fluchte lautlos über den eigensinnigen Begleiter, beeilte sich dann aber selbst um den jungen Wolf nicht aus den Augen zu verlieren. Der Weiße blickte sich nebenbei genau um, ob er eine Bewegung wahrnahm, die nicht von ihm oder dem jungen Wolf stammte. Aber da war nichts zu entdecken. Lediglich die drei beinahe unscheinbaren Löcher im Boden fielen ihm ins Auge.

„Erdloch, ja? Schaust du noch einmal nach, ob sich noch jemand darin verkrochen hat? Nur, um auf Nummer sicher zu gehen. Selbst, wenn hier nichts mehr ist.... wir sollte in der Umgebung nach weiteren Löchern suchen. Ich glaube nicht, dass unser kleines Langohr das Einzige hier war. Heißt ja nich' umsonst, vermehren wie die Kaninchen, nech?“

Er lachte kurz über seinen Scherz, erinnerte sich aber schnell daran wie ernst die Situation war und verstummte abrupt. Stattdessen trabte er leichtpfotig zu den Erdlöchern hinüber und platzierte sich an einem der Ausgänge. Natürlich konnte er nicht alle gleichzeitig bewachen. Aber Fraser war flink, irgendwas würde er schon erwischen. Und immerhin hatte er ja einen entschlossenen Begleiter. Den sah er nun an und nickte ihm zu zum Zeichen, dass er bereit war.

[Jellin | Storchenhalbinsel]
Thema: Kapitel VIII – Gefahrenwege
03.01.2014 18:02 Forum: Das Tal

Was hatte er denn nun gemacht? Hatte er was Falsches gesagt? Fraser konnte sich den verletzten Blick des Welpen nicht so recht erklären. Aber statt den Weißen darüber in Kenntnis zu setzen, was ihn so aufregte, trottete das kleine Fellbündel stur weiter. Na toll, das konnte ja eine heitere Jagd werden. Ein Welpe, der nicht mit ihm kommunizieren wollte, sollte mit ihm Futter für einen besorgen, der ihn nicht hier haben wollte. Das war eine der deprimierendsten Situationen auf seiner bisherigen Reise, so kam es ihm vor. Aber Fraser wäre nicht Fraser, wenn er den Kopf in den Sand stecken würde. Flüsse blieben nicht stehen. Sie mogelten sich durch jedes Hindernis. Und wenn es sich nicht umgehen ließ, wurde es einfach mit Kraft und Tatendrang davongespült.

Während sie schweigend vor sich hintrotteten, streckte der Rüde die Nase in die Luft, um Witterungen aufzunehmen zu können. Leider war da nichts, was ihn aufmerksam werden ließ. Mit etwas Großem würden sie ohnehin keinen Erfolg haben. Fraser konnte, obwohl er kräftig war, kein großes Beutetier allein erlegen, schon gar nicht mit leerem Magen und nach dem Gewaltmarsch, den er hinter sich hatte. Sie würden sich wohl auf Enten, Hasen und sonstiges Kleingetier beschränken müssen. Aber das würde auch gehen, jedenfalls wenn Jellin sich entschloss nicht mehr eingeschnappt zu sein. Und das tat er dann auch, ganz überraschend. Zunächst war Fraser ein wenig verwirrt von dem „Nein“, das der junge Wolf ihm entgegenschmettert. Es dauerte einen Moment, bis sich der Weiße erinnerte, welche Frage das Wort beantwortete. Jellin hatte also noch nicht gejagt, na gut.

„Macht nichts. Dann lernste es, du bist ja ein starker Bursche, nich'?“

Es war der dumpfe Versuch, die Stimmung ein wenig aufzuheitern. Fraser hatte noch nie viel mit jungen Wölfen am Hut gehabt und der Umgang mit ihnen fiel ihm schwer. Aber da viel Wahrheit in seinen Worten steckte, würde Jellin hoffentlich nicht noch einmal so böse sein.

„Weißt du noch, wo ihr vorhin den Hasen gesehen habt? Meinste, da verstecken sich vielleicht noch mehr? Wir müssen bei kleinen Tieren bleiben. Nen Hirsch oder ein Reh können wir beide allein nich' erlegen. Also brauchen wir viel kleine Beute, damit wir alle satt werden.“

Erklärte er kurz während er immer weiter lief. Seinen Kopf hatte er aufmerksam dem jungen Rüden zugewandt. Er sah wirklich nicht so schmächtig aus und ein Dummerchen schien er auch nicht zu sein. Irgendwie schien er mehr Grips und Verantwortungsgefühl zu haben als... na ja, das brachte ja nichts. Das erhaltene Ohr spielte leicht, weil er auf eine Antwort wartete. Und wenn Jellin mitmachte, hatte Fraser auch schon einen Plan, wie sie beide die leeren Mägen füllen konnten.

[Jellin | Storchenhalbinsel]
Thema: Kapitel VIII – Gefahrenwege
03.12.2013 13:05 Forum: Das Tal

Es dauerte einen Augenblick, bis der weiße Rüde sich einen genauen Überblick verschafft hatte. Avon schien noch lebendig zu sein - so lebendig eben ein hungriger Wolf sein konnte, der gerade in eiskaltes Wasser geplumpst war und dabei vollkommen durchnässt wurde. Immerhin atmete er und seltsame Bemerkungen konnte er auch schon wieder machen. Fraser konnte nicht umhin ein wenig erleichtert zu lächeln. Er vergaß sogar ein paar Spitzfindigkeiten herauszuholen, um sie Avon auf seine Nachfrage entgegenzuwerfen. Stattdessen begnügte sich der Rüde mit einem:

"Ja, ich dachte du brauchst vielleicht Hilfe. Aber offenbar war da schon jemand andres schneller."

als Antwort. Sein Blick fiel auf Laina, die ein wenig erschöpft zu sein schien und Avon nun mitteilte, dass die Enten (welche Enten um Himmels Willen?) sich schon aus dem Staub gemacht hatten. Nun, sie würden sicher noch mehr Beute finden. Fraser war was das anging relativ optimistisch. Was nutzte es auch zurückzuschauen und zu bedauern? Wo sich innerhalb kürzester Zeit ein Hase und Enten sichten ließen, da würden auch noch weitere Beutetiere zu ergattern sein. Jetzt galt es erst mal Laina und Avon wieder trocken zu kriegen. Bei der Kälte würden die beiden sich sonst noch den Tod holen. Fraser mochte keine toten Wölfe. So etwas wünschte man nicht einmal seinem Todfeind. Er begann darüber nachzusinnen, was sie mit den beiden am besten anstellen konnten,um sie zu wärmen. Der Weiße war so in Gedanken versunken, dass er nicht einmal bemerkte, wie Laina zu ihm kam und -platsch- sich an ihn lehnte. Erst als es an seiner Seite plötzlich kalt und nass wurde, schreckte er auf und machte entsetzt einen Schritt zu Seite.

"Hee, hee... nich' doch. Wenn wir alle klatschnass und durchgefroren sind, wer soll denn dann noch auf die Jagd gehen?!"

Es war eine ganz wunderbare Ausrede um Laina nicht als Stütze dienen zu müssen. Unter anderen Umständen hätte er das vielleicht gerne getan. Immerhin waren sie Jugendfreunde und eine vertraute Berühung konnte einem Wolf selbst in einem fremden Land ein wunderbares Gefühl von Geborgenheit geben. Doch im Moment kam es ihm falsch vor - sei es wegen seines Magens, der klammen Kälte oder Avon, dem es sicher wenig gefallen würde, dass Laina sich an seinen vermeintlichen Rivalen kuschelte. Zum Glück gab es da noch Jellin. In diesem Moment liebte Fraser den Welpen einfach dafür, in einer solchen Situation eine Ablenkung zu schaffen - und die war nicht mal dumm.

"Gut, das machen wir... warte!"

Die Idee zu jagen, um die leeren Mägen zu füllen und das Blut so wieder ein wenig in Wallung zu bringen, war ja schön und gut. Aber dass der Welpe nun selbst jagen wollte, irriterte Fraser doch ein wenig. Er warf Laina einen entschuldigenden Blick zu, dann machte der Weiße auf dem Absatz kehrt und folgte dem jungen Rüden. Das war nicht sonderlich schwer. Frasers Pfoten waren viel größer und er viel schneller als der junge Wolf, so dass er ihn zügig eingeholt hatte.

"Warte doch mal, weißt du überhaupt wie man jagt? Versteh' mich nich' falsch... die Idee ist toll und alles. Aber Jagen is' kein Spiel. Wir müssen Erfolg haben, wenn wir den beiden helf'n wollen."

Er sah den jungen Jellin kurz von der Seite an, mit einem Blick der die Ernsthaftigkeit verriet, mit der er gerade sprach. Auf einmal kam ihm der Wettkampf mit Avon ziemlich lächerlich vor.

[Jellin | Avon und Laina | Storchenhalbinsel]
Thema: Kapitel VIII – Gefahrenwege
11.11.2013 16:52 Forum: Das Tal

Rauschen, nichts als Rauschen war in seinem Kopf zu hören. Wie von einem Fluss, erst leise, dann wurde es immer lauter. Am lautesten würde es sein, wenn er jagte. Wenn er seine Pfoten in Bewegung setzte und sein Herzschlag synchron mit seinem Lauf ertönen würde. Wenn er die Beute hetzte und nur noch wenige Atemzüge vom Triumpf des Beuteerlegens entfernt sein würde. Dagegen war das leichte Rauschen nun eher ein leises Dahinplätschern, aber das sorgte Fraser nicht. Er war erst am Anfang und er war unglaublich konzentriert. Er war erst einige wenige Schritte gelaufen. Sein Plan war es in der Richtung zu suchen, aus der der Hase von vorhin gekommen sein musste. Doch eine Stimme riss ihn abrupt aus seiner Konzentration. Da war Avon, der nicht weit entfernt war und ihm irgendetwas Wirres an den Kopf warf. Konnte dieser Wolf nicht einmal einen vernünftigen Satz bilden? Einen, der nicht aus dem Zusammenhang gerissen war und bei dem er wusste, was gemeint war? Nun, der Weiße sortierte einfach Stück für Stück und realisierte einige Sekunden später, dass Avon offenbar von ihm wollte, dass er ihm Beute zuhetzte. Ha, dass er nicht lachte. Das wäre ja ein schöner Wettkampf. Fraser schüttelte nur dumpf den Kopf als Zeichen, dass er mit der kleinen provokanten Aktion des anderen Rüden nicht einverstanden war. Wie ihre Zusammenarbeit geklappt hatte, hatte man ja zuvor schon wunderbar erlebt. Nichtsdestotrotz ging Fraser trotzdem in die von Avon vorgeschlagene Richtung. Zum einen hatte er sie eh im Visier gehabt, zum anderen war es der bestmögliche Weg nicht erneut mit Avon auf der Jagd aneinander zu geraten. Also schob er die Nase an den Boden und suchte schnellen Schrittes weiter nach einer Fährte.

Nur wenige Minuten später war es Fraser, als hörte er erneut Avons Stimme. Aber da beim ersten Anlauf schon nur Unsinn herausgekommen war, glaubte er nicht daran, dass es diesmal etwas Ernstes sein könnte. Er drehte die Ohren also lieber nach vorn und ignorierte das Geschrei – bis er plötzlich Lainas Stimme hörte und auch Jellin irgendetwas schrie. Das war dann doch zu verdächtig. Fraser hob den Kopf und lauschte. Aber er verstand nichts. Nur sein Gefühl sagte ihm, dass er sich lieber beeilen sollte. Der Weiße machte auf dem Absatz kehrt und lief zurück so schnell er konnte. Nur für einen Moment blieb er stehen um sich zu orientieren, immerhin kannte er sich nicht aus. Da hörte er Wasser platschen (Wasser! Wie könnte er je Wasser überhören?) und wusste, wohin er sich wenden musste. Den Abhang übersah er fast. Kurz vorher bremste er ab. Das verhinderte aber dennoch nicht, dass er recht unelegant zum See hinunterschlitterte und nur um haaresbreite an Jellin vorbeirutschte.

„Was ist passiert?“

fragte er den jungen Wolf atemlos. Das Gerenne hatte ihn ausgelaugt, ganz zu schweigen von der Rutschpartie und es dauerte einen Augenblick, bis er selbst sich ein Bild von der Situation machen konnte. Avon und Laina im Wasser. Sie hatte ihn am Nacken gepackt und zog ihn zum Ufer. Er musste hineingefallen sein. Fraser gab Jellin einen Stups mit der Pfote.

„Komm,wir müssen ihnen helfen. Näher zum Ufer, na los Kleiner. Steh nicht so starr da rum!“, forderte er den Jungrüden auf, bevor er selbst ans Ufer eilte, bis er mit den Vorderpfoten drin stand. „Laina, schaffst du ihn allein?

Er wollte nicht unbedingt in das kalte Wasser, wenn es nicht sein musste. Aber er würde springen, wenn es sein musste. Natürlich würde er das. Auch, wenn es Avon war, den er retten musste. Es war egal. Hier ging es um einen Wolf, hier ging es um ein Leben. Und da hatten dumme Plänkeleien zwischen Rüden nichts mehr zu suchen.

[See | Avon, Laina, Jellin]
Thema: Kapitel VIII – Gefahrenwege
16.10.2013 00:29 Forum: Das Tal

Kaum hatte er sich dem Wettbewerb eifrig angeschlossen, da ebbte die Begeisterung auch schon wieder ab. Worauf hatte er sich da nur gerade eingelassen? Er war heute bereits viele Kilometer gelaufen, hatte nichts Vernünftiges im Magen und bereits eine Jagd hinter sich. Eventuell, so schlich es sich in den Kopf des Weißen, war so ein Wettkampf doch nicht die beste Idee. Zurückziehen gehörte nur leider nicht zu Frasers Stärken und so behielt der sonst so offene Wolf seine Zweifel über Sinn und Unsinn des Unterfangens lieber für sich. Als Avon aber auf die Idee kam Laina als Schiedsrichterin für ihre kleine Streiterei mit einzubeziehen, verzog der Weiße kurz unbegeistert die Miene. Natürlich, jetzt musste dieser graue Kasper auch noch versuchen, die Dame zu beeindrucken. Langsam dämmerte Fraser, worum es hier eigentlich ging.

Als Laina nach seinem Ohr schnappte, schüttelte er den Kopf und unterdrückte ein Aua. Was war das denn für eine Begrüßung? Oder gehörte es zum guten Ton ihm Haare auszureißen? Aber offenbar war sie nur aufgeregt und übermütig erfreut. Die Aussicht auf eine Jagd schien hier allen das Blut in die Venen und ein Leuchten in die Augen zu jagen. Wenn das so war, würde er sich nicht mit schlechter Laune dagegen wehren. Avons Rutenpeitscher in sein Gesicht ignorierte der Weiße gekonnt, stattdessen schloss er die Augen und witterte, noch als Laina das Startsignal bereits gegeben hatte. Der Weiße versuchten einen Geruch auszumachen und als ihm das nicht gelang, begann er den Wind einzuschätzen. Dieser gehörte zu den wichtigsten Faktoren der Jagd und er würde sich seinen Erfolg keineswegs kaputt machen, in dem er die Dummheit beging mit dem Wind zu wandern.

Als Fraser die Augen wieder aufschlug, ließ er die Ohren – nun, ein Ohr und das, was von dem anderen übrig war, spielen und blickte skeptisch auf Avon. Sollte er ihn vorgehen lassen, nur um sicher zu gehen, dass sie sich nicht wieder in die Quere kamen? Wahrscheinlich würde das auch ziemlich lässig wirken – dem Gegner einen Vorsprung geben, quasi. Doch Frasers Magen und die Müdigkeit in seinen Knochen signalisierten ihm, dass Warten nicht unbedingt die beste Idee war. Er zwinkerte Laina also verschmitzt zu, bevor er dann aufbrach – gegen den Wind, verstand sich. Auf Sticheleien gegen Avon, verzichtete er lieber.

[Storchenhalbinsel | Avon, Laina, Jellin | Auf dem Weg zur Jagd]
Thema: Tierpark Kunsterspring (bei Neuruppin)
11.10.2013 11:29 Forum: Zoos und Wildparks

Juri heißt der dritte Wolf smile
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