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Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
16.05.2021 22:28 Forum: Das Tal

Avon schien zum Glück weitestgehend unverletzt. Er wirkte ein wenig durch den Wind, hatte sich aber bereits wieder aufgerappelt und stand mehr oder weniger sicher auf allen vier Pfoten. Die Leitfähe unterdrückte einen erleichterten Seufzer, denn seine Aktion hätte auch schiefgehen können. Stattdessen nickte sie Ayjana zu, die dem Ausgang der Jagd bereits optimistisch entgegensah. Ihr Lächeln wirkte ansteckend und bei einem kurzen Blick zu der strampelnden Wapiti-Kuh musste sie Ayjanas Optimismus stillschweigend teilen. Es wirkte nicht so, als könne hier noch viel schiefgehen. Und auch Avon war hier gut aufgehoben, denn inzwischen hatten sich noch Aarinath und Kachnik zu ihnen gesellt, die beide mehr oder minder besorgt um ihn wirkten. Sie wurde hier nicht mehr gebraucht.

„Dann lasst es uns zu Ende bringen“, erwiderte sie schlicht und trabte in zügigem Tempo zu den drei Rüden, die noch immer mit der sichtlich schwächer werdenden Kuh rangen.

Die Sandfarbene glaubte zwar nicht, dass sie wirklich ihre Hilfe benötigten, zumal sich inzwischen auch Shiro der Gruppe angeschlossen hatte, aber sie würde auch nicht einfach tatenlos zusehen, wie der Rest ihres Rudels sich abmühte. Schon war sie bei der nur noch schwach ausschlagenden Kuh angekommen und wollte beherzt zupacken. Da geschah es.



Foto © Eugene Beckes


Er hätte nicht hier sein dürfen. Es war zu früh, die Brunft lag noch in weiter Ferne. Er hätte mit den anderen Junggesellen umherziehen sollen, statt sich um irgendwelche Weiber zu scheren. Und doch war er hier. Die Natur hielt sich nicht immer an starre Vorgaben, manchmal stellte sie die Spielregeln auch einfach neu auf. So wie jetzt.

Mit lautem Krachen brach der Wapiti-Bulle aus dem Unterholz, die Augen rollten wild in seinem Schädel. Der Angstgeruch und die Klagelaute der sterbenden Kuh mussten ihn hergelockt haben. Er kam zu spät um sie zu retten, aber das würde ihn nicht daran hindern, seiner Wut freien Lauf zu lassen. Das Geweih, welches er im Winter abgeworfen hatte, war bereits zu beachtlicher Größe nachgewachsen. Noch war es mit weichem Bast überzogen, noch nicht ganz ausgehärtet, aber todbringend genug. Er war jung und stark, er verspürte keine Angst. Nur diese rasende Wut. Er röhrte und senkte das Geweih.


Es ging alles viel zu schnell – sie hatte nur wenige Herzschläge, um die Situation zu erfassen. Der Bulle, der sich gegen ihr Rudel wandte. Niyol, Yarok und Roghir, die mit der Kuh im Todeskampf verkeilt waren und unmöglich rechtzeitig beiseite springen konnten. Shiro, die gerade zum Todesbiss ansetzte. Der Rest des Rudels, zu weit hinter ihr, um eingreifen zu können. Ihr Kopf setzte aus und der pure Instinkt übernahm. Sie musste ihr Rudel schützen. Skadi sprang.

Der Aufprall presste ihr die Luft aus den Lungen. Sie spürte, wie etwas in ihrem Brustkorb barst, gleichzeitig brach auch ein Teil seines noch weichen Geweihs unter der Last des Aufpralls. Sie öffnete den Fang zu einem halb erstickten, triumphierenden Laut. Sie hatte ihn überrascht. Er hatte nicht damit gerechnet, dass einer der Wölfe ihn anfallen würde, und das verschaffte ihrem Rudel nun wertvolle Zeit. Der Bulle strauchelte und brüllte, ehe er den Kopf schwenkte und ihren Körper mühelos beiseite schleuderte. Instinktiv versuchte sie, sich aufzurappeln, aber ihre Läufe wollten ihr nicht mehr gehorchen. Sie konnte nicht einmal mehr dem Rest des Kampfes folgen. Stattdessen lag sie japsend auf der Seite, während ihr stechender Brustkorb immer enger wurde und ihr Atem immer schwerer ging. Ihr Blick verschwamm. Was passierte mit ihr?


Gold arcs through the sky
As a breeze lifts fallen leaves
And I leave my dream.



Vier neugeborene Welpen schmiegten sich ins weiche Bauchfell ihrer Mutter. Zwei von ihnen hatten grauen Pelz, das Dritte war schwarz und das Letzte sandfarben wie sie selbst. Träumte sie? Sie konnte die Mutter nicht erkennen, sie war nicht im Fokus dieses tröstlichen Bildes. Dafür waren die Welpen umso klarer. War sie einer davon? Ein Rückblick in die Vergangenheit, zurück zu den unbeschwerten Welpentagen, die sie mit ihren Brüdern und ihrer Mutter verbracht hatte?
Oder war sie selbst die Wölfin? Waren es ihre eigenen Welpen? Ein großer, grauer Kopf kam ins Sichtfeld, beugte sich über die fiependen Leiber und schnupperte stolz an ihnen. Der Vater des Wurfs. Plötzlich glaubte sie, Niyol in ihm zu erkennen. War es vielleicht doch keine Erinnerung, sondern ein flüchtiger Blick in die Zukunft? Ein Eindruck dessen, was hätte sein können? Was sie sich insgeheim vielleicht sogar wünschte?
Bilder, Gerüche, Erinnerungen und Hoffnungen wirbelten durch ihren Kopf. Sie spürte, es wurde Zeit, aber Skadi wollte noch nicht fort. Sie wollte hierbleiben und weiter auf die Welpen schauen, wollte versuchen, das Rätsel zu lösen. Außerdem, was war mit ihrem Rudel? Es brauchte sie doch! Ohne einen Leitwolf würden sie – „Es ist in Ordnung“, unterbrach eine Stimme ihre Gedanken. Sie war sanft und ruhig. „Ich werde jetzt auf sie aufpassen.“ Erleichterung durchströmte sie. Sie glaubte der Stimme. Plötzlich wusste sie, dass sie jetzt los lassen konnte. Und das tat sie.

Er hatte nicht damit gerechnet, dass einer dieser kleinen Wilden so verrückt sein würde, sich ihm entgegenzustellen, viel mehr noch, ihn anzuspringen und sich zu einem Geschoss zu machen. Wären sie auf einer Augenhöhe gewesen, so hätte er den Mut - oder die Verzweiflung - dieses wilden Hellbraunen sogar etwas bewundert. Aber das war fehl am Patz. Sie waren erbitterte Gegner, die nichts miteinander gemein hatten. Nachdem er das schwache Tier von sich geworfen hatte, verrauchte seine erste Wut wie von selbst. Heißer Atem stieß aus seinen Nüstern und er betrachtete die Szene weiter ab - seine Artgenossin schien ebenso schwer mitgenommen wie das Wolfsgetier, das er weggeworfen hatte. Und er wusste, er konnte nichts mehr für sie tun. Dieses Mal hatten sie gewonnen ... und verloren zugleich, aber das konnte ihm gleich sein. Nachdem sich seine Erzürnung gelegt hatte, trat er langsam ab und ließ sie alle zurück. Es sollte den Wilden eine Lehre sein, sich nicht noch einmal mit einem ihrer anzulegen, wenn sie nicht enden wollten wie das schwache hellbraune Ding, das leblos unweit des Ortes ihres Zusammenpralls lag wie hinfortgeworfen. Er verschwand wieder im Gestrauch. Dies war ihre blutige Quittung, eine Lektion, die sie alle nicht vergessen würden, auf beiden Seiten nicht ...

letzter Absatz von Takata
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
14.03.2021 20:06 Forum: Das Tal

Der Plan schien aufzugehen, zumindest mehr oder weniger. Die im Gebüsch abgestellten Wölfe schafften es, die Flanke zu schützen, so dass keine der beiden Kühe in den schützenden Wald fliehen konnte. Nur Avon wagte sich ein wenig zu weit vor und wurde prompt von einer Kuh umgerissen. Die Sandfarbene nahm nur aus den Augenwinkeln war, wie nun auch Shiro unvermutet aus dem Gebüsch brach und sich der Jagd anschloss. Glücklicherweise kam sie aus dem richtigen Winkel und so blieb zumindest eine der Kühe auf Kurs. Die Gefahr in allerletzter Sekunde ahnend, versuchte sie mit einem beherzten Sprung über die in der Senke lauernden Wölfe zu setzen, nur um sich direkt anschließend mit ihren langen Beinen im Gebüsch zu verheddern. Ein leichtes Ziel für die drei Rüden, die dort gelauert hatten.
Die zweite Kuh folgte leider nicht dem Beispiel ihrer Gefährtin, sondern schaffte es gerade noch, einen Haken zu schlagen und abzudrehen. Nach rechts, der Richtung, aus der Shiro und die anderen Fähen kamen, konnte sie sich schlecht wenden, also machte sie kehrt und rannte nun in vollem Lauf auf die Leitwölfin zu. Diese zögerte einen Herzschlag lang . Sollte sie das Tier allein anspringen? Wenn sie sie günstig an der Kehle zu packen bekäme, vielleicht... Nein. Ein einzelner Wolf gegen eine mehrere hundert Pfund schwere Karibukuh, das wäre mehr als töricht. Nicht einmal die Gier nach Beute und frischem Blut rechtfertigte so eine Aktion, zumal sie nur ein einzelnes Tier reißen mussten, um allesamt satt zu werden. Mit einem frustrierten Brummen wich sie zur Seite hin aus und ließ die Kuh ungehindert entkommen. Ein letzter, bedauernder Blick auf das fliehende Tier, dann sprang sie zu dem leicht ramponiert wirkenden Avon hinüber.

"Alles okay? Kannst du aufstehen?"

Sie stupste ihn nicht besonders sanft mit der Schnauze an, bereits mit einem Auge auf der verbliebenen Kuh, die ein Stückchen entfernt panisch im Gestrüpp hinter der Senke herumzappelte. Das Tier war so nah an ihrem Ziel und doch so weit davon entfernt - vielleicht noch ein, zwei Sprünge vom rettenden Wald entfernt, doch jeden Moment würden sich die drei Rüden auf sie stürzen. Damit sollte ihnen die Beute hoffentlich sicher sein.

[bei Avon, Rest des Rudels in unmittelbarer Nähe]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
17.01.2021 13:32 Forum: Das Tal

Sie lächelte ob Avons Vorschlag, der direkt ein Wisent erlegen wollte. Nun, vielleicht ein andermal. Mit einer noch uneingespielten Jagdgruppe schwebte ihr für den Anfang eher leichtere Beute vor.

"Nördlich von uns gibt es eine weitläufige Lichtung, auf der oft eine kleine Herde Wapitis grast. Kühe mit Kälbern und ein paar Jährlingen."

Es war die beste Jahreszeit zur Jagd auf Wapitis. Im Frühsommer, wenn die Kälber bereits geboren, aber die nächste Brunft noch in weiter Ferne lag. Zu dieser Zeit hatten die Bullen für gewöhnlich noch kein Interesse an den Kühen, und beide Geschlechter zogen in getrennten Gruppen umher. Sie hatten nun das Glück, dass eine dieser Weibergruppen ganz in ihrer Nähe lebte. Das Terrain würde ihnen zusätzlich in die Pfoten spielen.

***


Kurz bevor sie die Weidegründe der kleinen Wapiti-Herde erreichten, hatte Skadi die Jagdteilnehmer bereits in zwei Gruppen aufgeteilt. Angeführt von ihr selbst würden Avon, Aarinath, Ayjana und Kachnik versuchen, einen kleinen Teil der Herde oder am besten sogar eine einzelne Kuh oder ein Jungtier von ihren Artgenossen zu trennen und zum Rest des Rudels zu treiben. Mit Niyol, Roghir und Yarok hatte sie die kräftigsten Wölfe ausgewählt, die am Rande der Lichtung in einer schlecht einsehbaren Senke in Deckung lagen und dort die Beute überraschen sollten. Sofern alles glatt ging, würden sie eines der ahnungslosen Tiere anspringen und niederringen, während ihre eigene Gruppe von hinten aufschloss.
Inzwischen hatten sie sich bereits so weit an die Herde angepirscht, dass sie auf der Hut sein mussten, um sich nicht zu verraten. Vom Waldrand aus hatten sie die Tiere gut im Blick, welche sie noch nicht bemerkt hatten. Nun galt es, keine Zeit zu verlieren. Mit einem knappen Nicken bedeutete sie ihren Rudelgefährten, dass sie sich nun aufteilen sollten, um den Plan umzusetzen. Jeder kannte seine Rolle. Aus den Augenwinkeln nahm sie wahr, wie die drei Rüden in Richtung Senke pirschten, während ihr eigener kleiner Trupp durch die Böschung am Rande der Lichtung schlich, um sich in möglichst günstigen Positionen verteilen zu können. Etwaige Ausreißer könnten so leicht wieder auf die richtige Bahn gelenkt werden. Und das Glück war auf ihrer Seite:


Foto © Bob Denaro


Während sich die Kälber relativ sicher im Herzen der Herde aufhielten, weideten zwei junge Kühe ein wenig abseits. Auf der Suche nach dem saftigsten Gras hatten sie sich ein paar Schritte zu weit von der Herde entfernt - ein Fehler, den sie nun womöglich mit ihrem Leben bezahlen mussten. Ein letztes Mal ließ die Leitwölfin den Blick über die Böschung wandern, in der ihre Jagdgefährten verborgen waren. Kein Blättchen bewegte sich, kein Grashalm raschelte. Das konnte nur bedeuten, dass jeder bereits in Stellung war. Selbst Avon hatte es irgendwie geschafft, ohne die Herde aufzuscheuchen. Nun gab es kein Zurück mehr.
Mit lautem Rascheln brach sie aus der Böschung hervor und hetzte in Richtung der beiden Wapiti-Kühe. Der Effekt trat sofort ein wie erwartet - Panik und trommelnde Hufe überall um sie herum. Jetzt war jeder auf sich gestellt und sie konnte nur blind darauf vertrauen, dass der Rest des Rudels seine ihm zugedachte Aufgabe verrichtete. Ihr Winkel war günstig und statt sich der Herde anzuschließen, die sich wieder zu formieren versuchte und in die entgegengesetzte Richtung floh, flüchteten die beiden Kühe in Richtung Wald, wo sie wohl Deckung zu finden hofften. Dumm nur, dass es genau die Richtung war, in der sie Aarinath und Kachnik vermutete. Oder waren es gar die anderen beiden? Es spielte keine Rolle. Mit ein wenig Glück konnte das am günstigsten positionierte Rudelmitglied den flüchtenden Kühen nun den Weg abschneiden und damit ihren Kurs so weit korrigieren, dass sie wie geplant auf die Senke statt den Wald zuhielten.

[Lichtung nördlich des Mondscheinsees | Jagdgruppe]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
17.08.2020 21:00 Forum: Das Tal

Ob es nun betroffenes Schweigen war oder stumme Akzeptanz – die Sandfarbene hätte es nicht zu sagen vermocht. Doch während die Neuankömmlinge sich vorerst abwartend verhielten, war es ausgerechnet ein Wolf aus ihren eigenen Reihen, der nun Stimmung machte. Dass Takata direkt in Panik verfiel war die eine Sache, aber der anklagende Ton gefiel ihr ganz und gar nicht. Wieso sie sich nun ausgerechnet Shiro herauspickte, mochte der Himmel wissen, denn genau solche Schuldzuweisungen hatte sie eigentlich vermeiden wollen. Zumal ihr nicht so ganz klar war, worauf die Weiße überhaupt abzielte. Wollte sie den oder die Betroffenen nun lynchen oder fortjagen lassen? So ein Unsinn, das konnte und würde sie als Leitwolf nie dulden. Niyol rechnete sie es dagegen hoch an, wie er sich sofort vor den Rest des Rudels stellte, auch wenn sie sich leider ziemlich sicher war, dass seine Beschwichtigungsversuche bei einer hysterischen Takata nicht auf fruchtbaren Boden fallen würden. Da half wohl nur eines – absolute Transparenz. Wenn sie nackte Tatsachen wollte, dann sollte sie sie haben. Mit gekräuseltem Nasenrücken fixierte sie die Weiße.

„Unsinn“, fiel sie ihr scharf ins Wort. „Das halbe Rudel war in der Nähe des Kadavers, darunter auch Shiro. Aber auch Zita, Pilgrim, Marrok, Yarok und ich waren dort.“

Unwillkürlich straffte sie die Schultern und richtete sich noch eine Spur höher auf.

„Da hast du deine Namen. Und jetzt? Was ändert es nun? Wir wussten in diesem Moment noch nichts von einer ansteckenden Krankheit, auch jetzt wissen wir nur wenig. Vielleicht passiert gar nichts. Und wenn doch, nun … “

Sie machte eine kurze Pause und ließ den Blick von Takata über den Rest des Rudels schweifen.

„Es ist unmöglich zu sagen, wer von uns sich angesteckt haben könnte. Wir alle haben die gleiche Luft geatmet und aus dem gleichen Wasser getrunken. Und ich werde niemanden fortschicken, wenn er nun krank wird. In meinem früheren Rudel wurden Kranke gepflegt, bis sie entweder gesund waren oder gestorben sind, und ich habe nicht vor, das jetzt anders zu machen. Es stecken sich nie alle an, und die Starken sorgen für die Schwachen.“

So, jetzt war es heraus. Die Sandfarbene holte tief Luft und wappnete sich innerlich bereits gegen das, was nun kommen mochte. Sie würde niemanden dazu zwingen, hierzubleiben, aber umgekehrt würde sie auch niemanden verstoßen, schon gar niemanden, der krank und damit dringend auf die Pflege seiner Kameraden angewiesen war. Wer sagte denn, dass man von dieser Krankheit nicht genesen konnte? Himmel, wer sagte überhaupt, dass sie nun krank werden mussten? Momentan wusste sie nur eines mit Sicherheit – wer sich nicht dazu in der Lage fühlte, die kommenden Monde gemeinsam durchzustehen, der würde eben ohne sie weiterziehen müssen.
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
19.07.2020 18:11 Forum: Das Tal

Ihre Frage nach Zita und Pilgrim schien niemand so recht beantworten zu können. Der ein oder Andere hatte sie fortlaufen sehen, aber das warf lediglich weitere Fragen auf. Scheinbar hatten sie niemandem gegenüber irgendetwas erwähnt und das Heulen der Alpha bewusst ignoriert. Angesichts der Vorgeschichte schwante ihr nichts Gutes und eine Falte bildete sich auf ihrer Stirn, die dem aufmerksamen Beobachter nicht verborgen bleiben würde. Allerdings konnte sie hier wohl nun schlecht alles stehen und liegenlassen. Als Shiro unverhofft anbot, nach den Beiden zu suchen, nickte sie daher schlicht.

„Danke“, erwiderte sie und ließ den Blick über die besorgten Mienen gleiten, während Shiro bereits davon trabte.

Da alle fehlenden Wölfe ohnehin bereits Bescheid wussten, gab es keinen Grund, noch länger zu warten. Die Sandfarbene begann also zu berichten:

„Vor kurzem sind einige von uns bei einem Streifzug auf den Kadaver eines fremden Wolfes gestoßen. Es sah nach einem einzelnen Wanderer aus, der krank wurde und vermutlich zu geschwächt war, um sich allein durchzuschlagen. Er muss schon einige Zeit tot gewesen sein, daher haben wir dem Ganzen zunächst nicht besonders viel Bedeutung beigemessen. Als wir heute Yarok begegnet sind, hat er allerdings ebenfalls von einer Krankheit berichtet, die derzeit umgehen und ansteckend sein soll.“

Sie machte eine Pause und erwiderte einige Herzschläge lang stumm die Blicke, die noch immer auf sie geheftet waren.

„Da ist noch etwas“, fuhr sie dann mit einem stummen Seufzer fort. „Ich habe selbst erst vorhin davon erfahren. Einer von uns hat den Kadaver versehentlich berührt. Inzwischen hatte der Großteil des Rudels bereits mit ihm Kontakt.“

Sie hatte absichtlich keinen Namen genannt, weil sie Pilgrim keinen Anfeindungen aussetzen wollte. Ihn vom Rudel zu isolieren, würde seinen sicheren Tod bedeuten, dabei hatte er sich bestenfalls ja gar nicht erst angesteckt.

„Mit etwas Glück passiert nichts weiter und niemand hat sich angesteckt“, schloss sie schließlich. „Aber ich wollte es dennoch nicht vor euch verheimlichen. Wenn ihr nun weiterziehen wollt, statt euch unserer Jagd anzuschließen, wird euch das keiner übelnehmen.“

Ihr Blick blieb auf den vielen neuen Gesichtern hängen, die sich vielleicht auch ohne diese neue Information noch nicht sicher gewesen waren, ob sie bleiben oder weiterziehen wollten. Nun, sie konnte es ihnen nicht verdenken, auch wenn es nun vermutlich ohnehin bereits zu spät war. Sie alle waren jung und kräftig, aller Wahrscheinlichkeit nach konnte ihnen die Krankheit nichts anhaben, selbst wenn Pilgrim, Yarok oder sonst wer sich angesteckt haben sollte. Die Aussicht, zurück durch die Sümpfe und das karge Ödland ziehen zu müssen, würde dem ein oder anderen vermutlich deutlich mehr Angst einjagen. Diese Entscheidung würde allerdings jeder für sich treffen müssen.
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
24.05.2020 17:05 Forum: Das Tal

Es dauerte nicht lange, ehe sich alle Rudelmitglieder am Rande des Mondscheinsees versammelt hatten. Als schließlich gespanntes Schweigen einsetzte und sich alle Augen erwartungsvoll auf sie richteten, konnte und wollte sie es nicht länger aufschieben. In diesem Moment traf sie ihre Entscheidung – es wäre falsch, bis nach der Jagd zu warten. Falls jemand direkt aufbrechen und das Revier verlassen wollte, so wollte sie ihn nicht unter Vorspiegelung falscher Tatsachen daran hindern. Sie alle sollten wissen, woran sie waren.

„Eigentlich hatte ich eine gemeinsame Jagd geplant. Der Wind steht günstig, und in der Nähe haben wir Spuren von Rotwild entdeckt. Es gibt aber noch einen weiteren Grund, warum ich euch zusammengerufen habe. Denn wir haben etwas gefunden, von dem ihr alle wissen solltet.“

Sie machte eine kurze Pause und ließ den Blick über das Rudel schweifen. Die meisten schienen ihr mehr oder weniger interessiert zu lauschen, stellenweise machte sich womöglich auch schon etwas Unruhe breit. Allerdings konnte sie nicht umhin zu bemerken, dass sich nicht alle hier eingefunden hatten.

„Hat jemand Zita oder Pilgrim gesehen?“

Es betraf schließlich auch die beiden. Gerade Pilgrim. Seltsam, normalerweise folgten sie ihrem Ruf.

[Rudelplatz am Mondscheinsee | alle außer Zita & Pilgrim]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
20.04.2020 18:31 Forum: Das Tal

Vor der Jagd, nach der Jagd – wie sollte sie es nun am besten anfangen? Niyol war ihr nun wirklich keine besondere Hilfe, auch er wirkte unentschieden, auch wenn er immerhin versuchte, ein Lächeln aufzusetzen, das wohl aufmunternd wirken sollte. Am Ende würde ihr nichts anderes übrigbleiben, als einfach zu improvisieren und eine halbwegs passende Gelegenheit abzuwarten.

„Jeder, der sich zutraut, mitzuhelfen“, erwiderte sie auf seine Frage hin schlicht.

Pilgrim und Zita würden damit vermutlich rausfallen, der Rest wirkte allerdings fit genug. Sie würde allerdings niemanden zur Teilnahme an einer Jagd zwingen, der noch zu müde und erschöpft von der Reise war. Ein solcher Wolf wäre ihnen ohnehin keine große Hilfe und würde das Wild womöglich noch verschrecken. Die Jagd machte ihr allerdings noch die geringsten Sorgen. Wenn sie heute keine Beute machen sollten, dann würden sie es eben morgen nochmal versuchen müssen. Keiner hier stand kurz vor dem Hungertod, auch wenn sie ihre Kräfte natürlich nicht sinnlos vergeuden sollten. Doch nicht jede Jagd war auch erfolgreich, das lag nun mal in der Natur der Dinge. Weitaus größeres Kopfzerbrechen bereitete ihr da die Krankheit und wie die übrigen Wölfe diese Nachricht wohl aufnehmen würden.

Mit einem Heulen rief sie das Rudel am Ufer des Mondscheinsees zusammen. Dann warf sie Niyol einen kurzen, schiefen Blick zu, atmete tief durch und schritt dann mit gestrafften Schultern und ohne sich etwas anmerken zu lassen zu dem kleinen Grüppchen rund um Avon, das gerade recht animiert über irgendwas zu diskutieren schien. Gemeinsam würden sie warten, bis auch der Rest des Rudels sich einfand.

[Niyol, Ayjana, Aarinath, Avon, Kachnik]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
30.03.2020 18:36 Forum: Das Tal

Sie ignorierte seine Anspielung darauf, ob Pilgrim sie noch alle ins Grab bringen würde, und konzentrierte sich zunächst auf die einfachere seiner beiden Fragen. Die, auf die sie eine Antwort wusste.

„Auf seinem Streifzug mit Shiro, Marrok und Zita.“

Das war nun schon eine ganze Weile her. Lange genug jedenfalls, um sie alle anzustecken. Was dagegen die zweite Frage betraf … abermals hatte sie keine vernünftige Antwort, was sie vermutlich selbst deutlich am meisten ärgerte. Sie hätte so ziemlich jedwede andere Gefahr einer ominösen Bedrohung wie dieser vorgezogen – etwas, das man greifen, anpacken, lösen konnte. Die Krankheit war dagegen momentan noch so wenig greifbar wie ihre Schatten, die hinter ihnen zu einem einzigen verschmolzen und sich im Gras verloren.

„Als er diese Wölfin kennenlernte, war die Krankheit wohl bereits in fortgeschrittenem Zustand“, erwiderte sie schließlich. „Er sprach von einem gewissen Eigengeruch, den die Krankheit in diesem Stadium zu haben schien. Was allerdings die ersten Anzeichen betrifft, ist deine Vermutung genauso gut wie meine.“

Sie versuchte gar nicht erst, es irgendwie schönzureden. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie noch keinen blassen Schimmer, das war nun mal die nackte, hässliche Wahrheit. Auch darüber, wie es nun weitergehen sollte, war sie sich noch im Unklaren. Sie wollte zunächst abwarten. Sie würde niemanden einfach so verstoßen, der dann dort draußen allein sein Ende finden musste, schon gar nicht aufgrund bloßer Panikmache und womöglich vollkommen umsonst. Noch war Pilgrim so wohlauf wie immer. Und selbst wenn nicht, dann hatte sich die Krankheit in der Zwischenzeit sowieso schon ungehindert verbreiten können. Wie Niyol schon sagte – ihn jetzt fortzuschicken, machte ohnehin keinen Sinn mehr.

„Du kannst Yarok nachher selbst fragen“, ergänzte sie schließlich mit einem stummen Seufzen. „Ich hatte vor, zur Jagd zu rufen, und ihnen anschließend von unseren Entdeckungen zu berichten. Dann soll auch Yarok sprechen. Sie werden sicher einige Fragen haben.“

Mit bemüht neutraler Miene wartete sie auf seine Reaktion. Würde er ihr gleich sagen, dass es dumm war, nun noch gemeinsam zur Jagd aufzubrechen? Sollte man lieber gleich den Notstand ausrufen und jeden vor die Wahl stellen, zu fliehen, wenn sie wollten? Aber wohin? Und wozu, wenn es ohnehin schon zu spät war? Durfte sie diese Entscheidung überhaupt treffen? Oder war es richtig, sich vorerst weiter um Normalität zu bemühen, so wie sie es ursprünglich geplant hatte? Nicht zum ersten Mal schoss ihr durch den Kopf, wie viel einfacher alles wäre, wenn sie nicht an dieses Rudel gebunden wäre. Wenn sie wieder ein stinknormaler Wolf wäre, eine Wanderin, die sich um niemanden kümmern musste außer um ihre eigene Haut. Aber diese Zeiten waren vorbei. Und sie hatte nicht vor, ausgerechnet jetzt nun die Flucht zu ergreifend – weder vor der Krankheit, noch dem Rudel, noch vor sich selbst.
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
15.03.2020 19:12 Forum: Das Tal

Ein wenig ungeduldig spielte sie mit den Ohren, während Niyol genau die Fragen stellte, die sie selbst an Yarok gerichtet hatte. So albern der Graue mitunter auch tat, er bewies immer wieder, dass er nicht auf den Kopf gefallen war. Nur dass man damit einer Gefahr wie dieser ominösen Krankheit, die sich weder greifen noch völlig erfassen ließ, leider auch nicht beikam.

„Er sei in ihrer Nähe geblieben, bis sie gestorben ist. Ich weiß, was du jetzt denkst – “,

fuhr sie hastig fort, um ihm vorsichtshalber direkt das Wort abzuschneiden. Um dem Einspruch vorzubeugen, der jetzt kommen musste.

„Denn genau das Gleiche dachte ich mir auch. Wenn die Krankheit wirklich so ansteckend ist, hat er sie sich längst geholt. Aber es spielt keine Rolle mehr. Pilgrim hat den Kadaver berührt, und viele andere anschließend Pilgrim. Wir haben die gleiche Luft geatmet und das Wasser getrunken, in dem er gebadet hat. Es ist zu spät.“

Sie verstummte und versuchte in Niyols Miene nach Anzeichen aufkeimender Panik zu forschen. Noch hatte sie keine Idee, wie einer wie er auf diese Nachricht reagieren würde. Sie wusste im Grunde ja noch nicht mal selbst, was es nun zu tun galt. Vermutlich konnten sie lediglich Ruhe bewahren.

„Die meisten von uns sind jung und kräftig. Vielleicht steckt sich überhaupt niemand an und das alles ist nur blinde Panikmache. Aber wenn doch … nun, dann können wir nur auf unsere Körper vertrauen und darauf, dass möglichst viele gesund bleiben, die sich dann um die Kranken kümmern. Und dieser Yarok wirkt zumindest für den Moment noch putzmunter“, endete sie schließlich trocken. „Wir brauchen möglichst viele Wölfe, die im Notfall auch allein kleinere Beute reißen können.“

[Niyol]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
23.02.2020 18:38 Forum: Das Tal

Dass ihre Entscheidung Takata nicht gerade gefiel, war auch Skadi klar. Dennoch schien sie sie fürs Erste zu akzeptieren und das Thema auf sich beruhen zu lassen. Als die Weiße schließlich davontrabte, entwich die Luft mit einem Seufzer aus ihren Lungen. Komisch, sie hatte gar nicht gemerkt, dass sie sie angehalten hatte. Eben der selbe, unbestimmte Seufzer musste auch als Reaktion auf Niyols Einschätzung genügen. Wer hier klar im Kopf war oder auch nicht, war nun wirklich kein Thema, das sie nun unbedingt weiter erörtern wollte. Das andere, viel größere Problem bereitete ihr da doch deutlich mehr Kopfzerbrechen. Und als hätte er es geahnt, kam der Graue nun genau darauf zu sprechen.

„Die Leiche ist so tot wie jede andere Leiche. Aber sie stinkt nicht nur nach Zerfall, sondern auch nach Krankheit.“

Sie machte eine kurze Pause und zog missmutig wie gleichermaßen besorgt die Brauen zusammen.

„Yarok sagt, die Krankheit sei ansteckend. Er sei auf eine Wölfin getroffen, die ebenfalls krank war und ihm aus sicherer Entfernung mitgeteilt habe, dass er sich aus dem Staub machen soll. Am Ende habe sie dann das gleiche Schicksal ereilt wie unsere Leiche.“

Sie musterte ihn kurz und fragte sich, ob er ihn nun gleich vorwerfen würde, ihn dennoch zum Rudel gebracht zu haben. Ihn, der die Krankheit womöglich ebenfalls in sich trug. Dabei kannte er noch nicht mal das ganze Ausmaß der Misere.

„Er riecht gesund und kräftig. Ich glaube nicht, dass er sich angesteckt hat. Aber wenn ich ehrlich bin, selbst wenn er es hat, weiß ich nicht, welche Rolle das überhaupt noch spielt. Mehrere von uns sind dem Kadaver bereits viel zu nahegekommen. Womöglich tragen wir es alle bereits in uns.“

Sie versuchte nicht mal, es irgendwie positiv klingen zu lassen. Für Pilgrim, Zita, ja, selbst Takata hätte sie sich jetzt zusammengerissen. Bei Niyol musste sie das nicht. Es war ihr genauso egal, was er über diesen düsteren Bericht denken mochte, wie es umgekehrt ihm egal war, was sie von seinen ständigen Frotzeleien hielt. Diese schonungslose Ehrlichkeit, dieses „Sich-nicht-verstellen-müssen“, tat überraschend gut. Später, wenn sie es dem Rest des Rudels erzählte, würde sie ihre Worte deutlich sorgsamer abwägen müssen.

[bei Niyol]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
17.11.2019 11:40 Forum: Das Tal

Angesichts Takatas Vorschlag hatte sich eine Falte auf ihre Stirn geschlichen. Prinzipiell war nichts verkehrt daran, die Neulinge im Blick zu behalten. Als Alpha würde sie das ohnehin tun, und auch der Rest des Rudels musste ihnen nicht gleich vollumfänglich vertrauen. Sowas erwuchs erst mit der Zeit. So, wie Takata das allerdings klingen ließ, erzeugte das direkt eine ungute Vorahnung in ihr. Leider bestätige Niyol diese dann auch prompt.

„Sie sind unsere Gäste und ich werde keinen Spitzel auf sie ansetzen. Natürlich werde ich sie im Auge behalten und natürlich kann auch der Rest des Rudels sie im Auge behalten, aber ich möchte nicht, dass du sie das spüren lässt oder sie sich hier angefeindet fühlen müssen. Sie haben zumindest einen kleinen Vertrauensvorschuss verdient. Wenn sie Probleme machen sollten, werde ich eingreifen. Wenn es hinter meinem Rücken passiert, dann komm‘ zu mir. Aber gib ihnen wenigstens eine Chance.“

Sie musterte Takata fest und wartete schweigend auf ihre Reaktion. Ob sie das akzeptieren konnte? Konnte sie wenigstens versuchen, sich auf die Neuankömmlinge ein wenig einzulassen? Es gab schlechte Wölfe, die ihnen schaden könnten, das stimmte. Es war nie verkehrt, vorsichtig zu sein. Aber das hieß nicht, dass alle Wölfe so waren. Überhaupt war es unglaublich, wie enorm Takata sich gewandelt hatte. Von der naiven, offenherzigen Wölfin, die selbst in einem Tihar noch etwas Gutes sah und ihn um jeden Preis in ein Rudel integrieren wollte, welches er hasste, zu einem ängstlichen, misstrauischen Wolf, der hinter jeder Ecke Schlimmes und böse Absichten vermutete. Scheinbar schien es bei ihr keinen Mittelweg zu geben.

[bei Takata & Niyol]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
20.10.2019 08:02 Forum: Das Tal

Nachdenklich spielte sie mit den Ohren und versuchte sich dabei nicht anmerken zu lassen, dass sie Schwierigkeiten hatte, Takata zu folgen. Während sie ihre Bedenken bezüglich Kachnik klar geäußert hatte, druckste sie nun über Ayjana herum, ohne dabei klar zu sagen, woran sie sich nun konkret störte. Leichtgläubig? Nun, wenn das alles war, das war nun nicht unbedingt der größte Makel, den ein Wolf haben konnte. Worum ging es Takata also wirklich? Interessanterweise war Ayjana diejenige, die die Sandfarbene am harmlosesten eingeschätzt und von der sie am wenigsten Schwierigkeiten erwartet hätte.

„Was genau meinst du?“, fragte sie also offen. „Was stellt sie sich denn vor? Und welche Intentionen hat sie deiner Meinung nach?“

Sie versuchte es neutral zu formulieren, aber im Grunde war ihr schleierhaft, wie man von ‚ist etwas leichtgläubig und stellt sich das Rudel womöglich anders vor, als es ist‘ zu dem Schluss ‚ist potentiell böse‘ kommen konnte. Entweder Takata war nun vollends paranoid geworden, oder da war doch mehr und sie hatte nur Mühe, sich auszudrücken. Nun, wenn sie musste, dann würde sie es ihr halt Stück für Stück aus der Nase ziehen. Bemerkenswert war dabei jedoch vor allem, dass Niyol bislang still geblieben war und ihr nicht widersprochen hatte.

[Takata & Niyol]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
03.10.2019 17:30 Forum: Das Tal

Sie wartete, bis die anderen sich entfernt hatte, und lauschte dann Takatas eher zögerlichem Bericht mit gerunzelter Stirn. Als die Weiße schließlich endete, konnte sie sich allerdings nach wie vor kein klares Bild von der Situation machen. War das wirklich alles? Nichts davon erschien ihr sonderlich bedenklich, umgekehrt wollte sie allerdings auch Takata nicht das Gefühl geben, mit ihren Bedenken nicht zu ihr kommen zu können. Tja. Entweder, sie hatte nicht die ganze Geschichte erzählt und da war noch mehr, oder sie war womöglich ein wenig zu empfindlich. Shiros Gezeter fand sie umgekehrt allerdings genauso überzogen, ließ den Ausbruch aber unkommentiert und wartete lediglich, bis die Schwarze abgezogen war. Dass sie Takata nicht leiden konnte, war ja nichts Neues. Und zugegebenermaßen konnte Takatas Verhalten manchmal tatsächlich ziemlich befremdlich wirken.

„Solange es nur fehlende Manieren sind“, erwiderte sie schließlich. „Diesen Avon musste ich ja auch wieder einsammeln. Bisher kommt mir allerdings keiner der Neuen sonderlich problematisch vor, aber wir werden sie natürlich im Auge behalten.“

Natürlich war das nur eine erste, grobe Einschätzung. Gut möglich, dass sie das später wieder revidieren musste. Aber nichts von dem, was Takata ihr nun berichtet hatte, änderte daran vorläufig etwas. Fragte sich nur, was genau sie daran nun dermaßen beunruhigt hatte? War da noch mehr?

„Ist sonst noch etwas vorgefallen?“, fragte sie also offen und musterte Takata abwartend.


[Takata & Niyol]
Thema: Jetzt schlägt's 13 - 13 Jahre WdN
03.10.2019 17:01 Forum: Grundlegendes & Neues

Besser spät als nie, aber auch von mir vielen Dank für das Interview und das treffende Gedicht großes Grinsen
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
15.09.2019 09:29 Forum: Das Tal

Während die beiden Rüden Yarok freundlich begrüßten, schien Takata sich nicht unbedingt über den Neuankömmling zu freuen und wirkte recht steif. Vorerst registrierte sie diese Tatsache jedoch lediglich ohne jede Wertung, da sie sich schlicht nicht sicher war, ob das nun am Naturell der Weißen lag, oder an dem was auch immer in ihrer Abwesenheit hier vorgefallen sein mochte. Da Avon jedoch recht aufgeschlossen auf seinen neuen Kameraden zuging, entschloss sie sich diese Gelegenheit direkt zu nutzen. Sie nickte Yarok freundlich zu, als dieser sich höflich für die Aufnahme ins Rudel bedankte, und wandte sich dann an Avon.

"Avon, stellst du ihn bitte auch deinen Freunden vor? Wir kommen gleich nach."

Takata und Niyol wollte sie dagegen vorerst hier bei sich behalten. Das würde beiden die Gelegenheit geben, über das zu sprechen, was hier vorgefallen war. So zugeknöpft, wie Takata wirkte, wollte die Sandfarbene keinen der Neuankömmlinge bei diesem ersten Gespräch dabei haben, damit sie frei berichten konnte. Niyol gehörte dagegen zu ihnen, daher sah sie keinen Grund dazu, ihn ebenfalls wegzuschicken. Im Gegenteil, vielleicht konnte er das Ganze aus einem anderen Blickwinkel schildern oder ihm waren noch andere Dinge aufgefallen, so dass sie sich ein umfassenderes Bild machen konnte.

[Avon, Yarok, Takata, Niyol]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
25.08.2019 17:10 Forum: Das Tal

Shiro hielt sich weiterhin abwartend hinter ihnen, während die ersten Wölfe ihrem Ruf bereits gefolgt waren und nun auf sie zuhielten. Takata war die erste, die sie erreichte und überschwänglich begrüßte. Das war zwar ungewohnt, aber umso willkommener. Die Rute der Sandfarbenen begann nun ebenfalls sacht zu wedeln, gleichermaßen als Reaktion auf Takatas Begrüßung wie um Yarok zu demonstrieren, dass er nichts zu befürchten hatte. Doch schon die ersten Worte der weißen Fähe veranlassten sie dazu, besorgt aufzuhorchen.

„Schwierig?“, wiederholte sie mit gerunzelter Stirn, ehe sie hinzufügte: „Lass‘ uns gleich in Ruhe darüber sprechen.“

Inzwischen war nämlich auch Avon bereits zu ihnen gestoßen, und die Sandfarbene konnte nicht umhin sich zu fragen, ob er sich als der Kern des Problems herausstellen sollte. Zumal Takata plötzlich enorm verunsichert wirkte. Hing das mit Avons Aufkreuzen zusammen oder war es Yarok, den sie als Fremden als bedrohlich empfand? Das Thema würde allerdings noch einen Moment warten müssen.

„Das ist Yarok“, stellte sie den jungen Rüde an ihrer Seite vor. „Wir haben ihn unterwegs aufgelesen. Ähnlich wie wir selbst hat er bereits einiges hinter sich.“

Es war nicht unbedingt ihre Intention, ihn als Opfer darzustellen, aber es konnte umgekehrt auch nicht schaden, ihnen von vornherein klarzumachen, dass er kein gefährliches Untier war, sondern auf seiner Reise ähnliches erlebt hatte wie sie selbst. Ein Wolf, dem viel Pech widerfahren war und der sich nun in erster Linie nach Gesellschaft und Beständigkeit sehnte. Sie nickte freundlich in seine Richtung, um ihm die Gelegenheit zu geben, selbst das Wort zu ergreifen. Auf einen Neuankömmling mehr oder weniger kam es nun ohnehin nicht mehr an, oder?


[(Shiro), Yarok, Takata, Avon | Mondscheinsee)
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
11.08.2019 10:14 Forum: Das Tal

Schweigend lauschte sie seiner Erzählung, bis der junge Wolf wieder verstummte. Also hatte es trotz seiner Fürsorge kein Happy End für seine Schwester gegeben.

„Das tut mir leid“, erwiderte sie ehrlich.

Die Sandfarbene bohrte nicht weiter nach. Er hatte genug von sich erzählt und dabei stets offen gewirkt, so dass es keinen Grund gab, an seiner Geschichte oder seinen Intentionen zu zweifeln. In einträchtigem Schweigen legten sie den verbleibenden Weg zum Rudel gemeinsam zurück, bis schließlich die glitzernde Wasserfläche des Sees am Horizont auftauchte. Nicht lange darauf konnte man bereits die ersten Wolfssilhouetten vor dem Ufer ausmachen. Mit einem aufmunternden Lächeln wandte sie sich an Yarok.

„Bereit?“

Sie wartete allerdings nicht lange auf seine Antwort. Bereit oder nicht, die ersten Rudelmitglieder mussten sie inzwischen bereits erspäht haben. Mit einem gut vernehmbaren Wuffen machte sie die Artgenossen in der Nähe auf ihre Rückkehr aufmerksam.

[kehrt mit Yatok & Shiro zum Rest des Rudels zurück]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
29.07.2019 18:59 Forum: Das Tal

Shiro blieb weiterhin stumm, dafür antwortete Yarok ihr allerdings bereitwillig, während sie gemeinsam zurück zum Rudel trotteten. Seine Antworten befriedigten ihre Neugier allerdings nur wenig, sondern warfen im Gegenteil weitere Fragen auf.

"Warum hast du dich dann für die Einsamkeit entschieden?", erkundigte sie sich und streifte den jungen Rüden mit einem fragenden Seitenblick.

Es klang nicht so, als ob er die einsame Wanderschaft besonders genossen hatte. Bei ihr selbst war es damals anders gewesen - es hatte sie schon immer hinaus gezogen. Im Einklang mit der Natur hatte ihr nichts gefehlt, ihre eigene Gesellschaft war ihr genug gewesen. Was im Grunde genommen ziemlich seltsam war, wenn man ihren aktuellen Rang bedachte. Manchmal nahm das Leben eben überraschende Wendungen. Yarok hingegen schien die Gesellschaft anderer Wölfe durchaus vermisst zu haben. Warum hatte er also sein Heimatrudel verlassen?

Mittlerweile wurden die Fährten ihrer Rudelmitglieder langsam deutlicher, so dass auch ihrem Begleiter klar sein musste, dass sie sich nun dem Rudel näherten.

"Ich wäre dir übrigens dankbar, wenn du erstmal nichts von der Krankheit erwähnst. Ich möchte nicht, dass Panik ausbricht und die Geschichte immer abenteuerlicher wird, wenn sie ihre Runden macht. Ich werde es ihnen selbst sagen, nach der Jagd, wenn alle versammelt sind."

Sie würde ihrem Rudel diese Informationen nicht vorenthalten, aber sie wünschte sich dennoch eine halbwegs kontrollierte Situation, um ihnen davon zu berichten. Vor der Krankheit konnte sie nun ohnehin niemanden mehr schützen. Und falls sie alle bereits infiziert waren, dann war es klüger zusammenzubleiben, so dass die Starken den Schwachen helfen konnten, ehe Einzelne kopflos hinaus in die Eiswüste liefen und dort allein verendeten. Nach einer erfolgreichen Jagd wären sie dagegen satt und würdem ihr am ehesten zuhören, wie sie hoffte. Auch wenn letztendlich trotzdem jeder für sich entscheiden musste, wie er damit umgehen wollte und welche Konsequenzen er daraus zog.
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
19.06.2019 20:21 Forum: Das Tal

Sie hatte nach Shiros Ergänzung nichts mehr hinzuzufügen, also blieb ihr nichts außer auf die Reaktion des jungen Rüden zu warten. Er schien zunächst zu zögern, ehe ein entschlossener Zug auf seine Miene trat und er verkündete, sich ihnen dennoch anschließen zu wollen. Sie nickte ihm anerkennend zu, wandte sich dann halb um und schwenkte kurz einladend mit der Rute.

„Dann folge uns, wir bringen dich zu den Anderen.“

Sie hatte allerdings nicht vor, den ganzen Rückweg schweigend zu verbringen. Dafür war sie viel zu neugierig. Es dauerte also nicht lange, ehe sie ihn mit einem fragenden Seitenblick bedachte und abermals das Wort erhob.

„Wie lange warst du allein unterwegs, bevor du die Wanderin getroffen hast?“, erkundigte sie sich freundlich.

Sie hatte noch zig andere Fragen, wollte ihn aber nicht direkt überfordern, also beließ sie es erstmal bei dieser einen. Anstatt ihn ausschließlich selbst mit Fragen zu bombardieren, hatte so wenigstens auch Shiro die Gelegenheit, ihm ebenfalls ein bisschen auf den Zahn zu fühlen.

[macht sich mit Yarok & Shiro auf den Rückweg]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
19.05.2019 16:33 Forum: Das Tal

Als sie zurück zu Yarok traten, konnte man nicht viel in ihrer Miene lesen, das auf den Verlauf des Gesprächs hingedeutet hätte. Sie fragte sich, wie der junge Rüde wohl reagieren würde, ob es überhaupt einen Unterschied für ihn machte. Schließlich war er der Krankheit womöglich nähergekommen als jeder einzelne von ihnen. Dennoch hatte Shiro zumindest in einem Punkt recht – auch für das Rudel machte es keinen Unterschied, also konnten sie genauso gut von Anfang an mit offenen Karten spielen. Sie musterte ihn einige Herzschläge lang, ehe sie schließlich das Wort erhob:

„Du sollst wissen, dass eines unserer Rudelmitglieder den Kadaver berührt hat. Inzwischen hatten nun schon viele andere mit ihm Kontakt, und wieder andere mit ihnen.“ Sie schwieg einen Moment, um ihm Zeit zu geben, diese Botschaft zu verdauen, ehe sie fortfuhr. „Wir werden ihn auch nicht vertreiben – er kann nichts dafür, und vielleicht hat er sich ja auch gar nicht angesteckt.“

Und wenn doch, dann war es nun ohnehin bereits zu spät. Sie wusste lediglich eines mit Sicherheit – nie und nimmer würde sie Pilgrim verstoßen. Sie würde keinen alten, hilflosen Wolf in den sicheren Tod schicken, schon gar nicht wenn er krank war und sich allein nicht mehr versorgen konnte. So funktionierte das nicht in einem Rudel. Die Starken blieben ihrer Erfahrung nach fast immer gesund und kümmerten sich um die Schwachen und Kranken. Niemand sollte einsam und allein sterben müssen, wenn er nichts verbrochen hatte.

[Shiro & Yarok]
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