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Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
18.08.2024 17:32 Forum: Das Tal



Es war genau der Grund, für den er die Spitzohren so verabscheute! Sie waren klein, wendig und unendlich nervig. Allen voran das weiße Exemplar schien sich einen Spaß daraus zu machen, ihn zu drangsalieren und zu quälen, einen verdienten Bären um seine Winterruhe zu bringen. Es erzürnte den Braunpelz, auch wenn sich der Störer vom Anfang inzwischen entfernt hatte, ebenso dessen Begleiterin. Nicht, dass ihn das kümmerte, aber die Wölfe agierten nicht wie eine geschlossene Einheit, nicht, wie man es sonst von ihnen kannte. Diese vier hier waren kein Rudel, sie schienen zwei Zweiergespanne zu sein und mit dem Schneepelz vor sich schien er nun wieder das ganz große Los gezogen zu haben. Mehrmals holte er aus und versuchte dem Weibchen eins auszuwischen. Einmal langte seine schwere Pranke mit den scharfen Krallen so dicht über ihren Kopf, dass er die Ohren berührte. Es war ihm egal, welchen Schaden sie dabei nahmen, solange sie nur aufhörten und ihn in Ruhe ließen. Auch das dunkle Exemplar schwirrte herum, schien etwas mehr Abstand zu halten, aber er hatte mindestens ebenso eine vorlaute Schnauze und kläffte herum, dass ihm die emfindlichen Bärenlauscher wehtaten. Konnten sie nicht endlich stillhalten?! Das war ja nicht auszuhalten! Am liebsten hätte er die Weiße gepackt und auf den Dunklen geschleudert, auf dass ihre nutzlosen Schädel zusammenprallten und beide endlich Ruhe gaben. Aber mit den Vorderpranken war er nicht so geschickt. Was er dagegen gut beherrschte, waren seine Zähne. Sein Maul fuhr in Richtung der Weißen, auch einmal in Richtung des Männchens, zumindest andeutungsweise, damit sie wussten, was ihnen blühte, wenn sie nicht endlich abließen. Das wurde alles noch viel schlimmer, als der Schneepelz anfing, laut zu heulen. Er wollte sie am liebsten die Ohren zuhalten und laut brüllen Schnauzeee! ... stattdessen geriet er zunehmend in Rage und war bereit, schwerste Verluste auf Seiten der Wölfe hinzunehmen, wenn es ihm nur endlich seine heißgeliebte Ruhe wieder einbrachte.


Es tat ja so gut, Abstand zu bekommen. Mit jedem Schritt, den er zwischen sich und Petzi-Petz brachte, fühlte er sich sicherer. Zu seinem Glück, hatte sich auch Valdis der Flucht angeschlossen und sie rannten nun zu zweit ... in den Sonnenuntergang. Na ja, so ähnlich zumindest. Als er fürs Erste nicht mehr konnte, blieb er hechelnd stehen und sah wedelnd zu ihr herüber.

„Alles in Ordnung, Valdis? Bist du auch ja unversehrt?“

Als sie dann auch noch begann, ihn ein bisschen zu lobhuldigen, kam er nicht umhin, sich einem eingebildeten Grinsen hinzugeben und sich von seiner besten Seite zu präsentieren. Natürlich war er dem Schlag ausgewichen, er war doch nicht senil! Er wollte gerade offenbaren, dass das natürlich eine seiner leichtesten Übungen gewesen war, als ihm erst mal auffiel, dass Takata und Roghir eben nicht die Flucht angetreten hatten. Viel mehr zuckte er erschrocken zusammen, als das hysterische Wolfsweib in Weiß ihre Keifstimme erhob und ein Heulen ausschickte. Was denn ..?! Hatte es Roghir ..? Er lief ein paar wenige Schritte zurück - Betonung auf wenige - bis er einen Blick aus der sicheren Entfernung erspähen konnte. Nee, Roghir ging es gut. Der tänzelte herum und beschwerte sich beim Bären über dessen Existenz. Viel alberner noch aber war, wie sich die sabbernde Weiße gebar. Sie hetzte um den Riesen herum wie eine Fliege und stachelte ihn erst richtig an. Ja, war sie denn von allen guten Flöhen verlassen?! Warum rannten sie denn nicht weg, etwa in die andere Richtung, damit der Bär verwirrt war, weil er nicht wusste, wem er folgen sollte? Stattdessen gab sie sich als leichtes Ziel, spielte Fangen mit einem überstarken Raubtier und wartete nur darauf, bis sie sich eine fing. Hui, das war knapp. Mit jedem Prankenhieb zog er den Kopf etwas ein und legte die Ohren an. Er klammerte sich mit den Vorderpfoten an einen umgestürzten Baumstamm, der die Grenze zum sicheren Hinterland markierte und beobachtete das Schauspiel mit zunehmender Begeisterung. Seine Rute zuckte teilnehmend, wie er beobachtete, wie sie den Bären an der Nase herumführten. Was die Weiße mit Tihar meinte, verstand er nicht, er machte sich jedoch auch keine Gedanken darüber.

„Ich glaube ja“, meinte er mit einem kurzen Blick auf Valdis, „dass der Bär gewinnt.“
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
22.07.2024 13:46 Forum: Das Tal



Honig! Flüsse aus Honig. Blätter und Stämme aus Wachs. Honigduft liegt in der Luft. Und das entspannte Summen fleißiger Bienchen, die eifrig dabei waren, noch mehr von seinem heißgeliebten Honig zu produzieren. Er hatte es gefunden. Das Bäradies. Alle seiner Art träumten davon, es eines Tages zu finden. Jeder konnte sich glücklich schätzen, eines Tages in das Reich des strömenden Honigs einzutreten, der freundlichen Bienen und des schmackhaften Zuckers, dort, wo jeder Bär ein glücklicher Bär war. War sein Körper in der normalen Welt eher schwer und ungelenk, fühlte er sich an diesem Ort leicht wie eine Feder und er brauchte nur das Maul öffnen und schon strömte der saftig gelbe Honig in seinen Schlund, um ihm das warme Gefühl der Glückseligkeit zu spendieren. Im Bäradies gab es schlicht alles, was Ursus Ursus zum Leben brauchte ... Bienen en masse, leckere Häschen, unvorsichtige Vögelchen, saftige Beeren und laute Wölfe. Moment. Laute Wölfe? Ieh. Nee. Wölfe gehörten natürlich überhaupt nicht ins Bäradies. Was zum Bärserker taten diese Plagegeister hier?! Er hatte sich wohl verhört. Und ... he, was war das? Der Honig floss ab wie Wasser durch ein Abflussloch. Hinfort das süße Gelb! Auch die Bienen taten's nicht mehr lange, hielten an und fielen zu Boden wie vertrocknete Krümelchen. Die leckeren Häschen zerfielen zu Staub und aus schmackhaften Brombeeren wurden unappetitliche Kieselsteine. Über alle dem tronte ... die Wolfsfratze! Sapperlot! Was ging hier vor?!
Schwarz. Natürlich. Er lag noch immer zusammengekauert in seiner Höhle, in welcher es naturgemäß eher dunkel war. So weit so gut. Aber seine Ohren vermeldeten das aufgeregte Gejaule dieser unausstehlichen kleinen Nervensägen mit den spitz zulaufenden Ohren. Ein tiefes Grummeln drang aus dem Resonanzbraum seiner Brust. Ja, hatten sie noch alle Flöhe im Pelz, ihn in seiner wohlverdienten Winterruhe zu stören?! Aus dem Grummeln wurde ein Brummen, welches in ein erregtes Donnern mündete. Langsam bewegte er Kopf und Gliedmaßen und aus einer harmlosen großen Kugel wurde wieder ein gefährliches Raubtier. Erste Lichtreflektionen erreichten seinen dunklen Pelz und er streckte seine noch empfindlichen Sehorgane in Richtung des Ausgangs. Es war eindeutig- Wölfe belagerten seinen Unterschlupf wie ungehorsame Jungtiere, die ihren alten Herrn zu drangsalieren versuchten. Aber das würden sie büßen! Den Ersten, den er zu fassen bekam, würde er zu Kaninchenfutter verarbeiten. Ursus entsandte ein zweites lautes Donnern, das von dem schmalen Gang der Höhle, durch den er sich zuvor gequetscht hatte, verstärkt wurde wie durch eine Flüstertüte und seine geballte Kraft vor die Stelle der Behausung verlagerte. Ohne länger zu warten, polterte er durch den engen Gang, eckte hier und da an und beförderte uralten Staub und etwas Geröll zu Boden, eh der Höhlenmund auch das erboste Raubtier selbst ausspuckte. Ihr Glück, dass sich seine Sehorgane erst an das fiese Tageslicht gewöhnen mussten, das hier herrschte und dass er zunächst seine Gliedmaßen und seine Wirbelsäule durchstrecken musste, eh er den ersten ihrer Art verdienter Weise aufspießen konnte wie ein Insekt. Ein drittes Grollen drang aus seinem Maul, begleitet von appetitlichen Speichelfäden, die sich von einem gelblichen Zahn zum nächsten hangelten. Sie wagten es, ihn aus seinem Bäradies zu holen und ihre Späße mit ihm zu treiben?! Das würde er sich nicht bieten lassen!
Er sah zwei von diesen Geschöpfen in unmittelbarer Höhlennähe, wobei eines - das Weibchen - gerade zu flüchten versuchte. Zwei weitere - ebenfalls Weibchen und Männchen, dem Geruch nach - standen weiter ab und schienen sich wohl in Sicherheit zu wiegen. Ursus fackelte nicht länger, richtete sich auf und verteilte einen Hieb mit seiner Pranke. Es sollte den Ersten treffen, den Buntpelz, der so dämlich dreinsah und vermutlich der Urheber dieser Störaktion war. Na wartet, jetzt gab es Wolfsmatsch!



Als ob die räumliche Nähe zu Fräulein Schlechtgelaunt und Herrn Dessen-Name-man-nicht-nennen-darf nicht schon genügt hätte, wurde diese ohnehin schon skurrile Szene als nächstes auch noch durch die Anwesenheit eines Bären bereichert. Nein, keine leckeren Beeren. Was sie hatten, war einen BÄREN! Ein großer schwerer Bär, nicht von der Erklärbär-Sorte, eher von der Ich-reiß-euch-den-Kopf-ab-und-stecke-ihn-auf-einen-Stock-Sorte. Urks. Valdis machte es richtig. Sie verfiel in heillose Panik und sengte ihre Trommelfelle. Gut so. Als nächstes ergriff sie dann aber auch die Flucht, was irgendwie nahelag. Aber Avonasac hatte ja einen anderen Plan. Irgendwie schien es zu stimmen, was die Anderen über ihn behaupteten- schwere Denkstörung in seinem Denkschwamm da oben. Wie kam er nur drauf, sich an so etwas zu versuchen?
Als das Monstrum mit dem Zottelfell ans Tageslicht trat, holte dieser sogleich mit der Pranke aus und versuchte ihm eine zu wischen. Aber nicht mit ih-hi-him! Man mochte ja viel über ihn behaupten, aber von der verkalkten Sorte war er nicht. Avon wich gekonnt aus, indem er den Wolfskopf einzog und die Ohren anlegte, eh er Reißaus nahm und auf die beiden Besucher zusteuerte.

„H-hej Roghir“, kläffte er und hüpfte ungewohnt eilig zu ihm herüber. Er umkreiste ihn einmal und ebenso die verdutzte Weiße wie eine 8. „Wie geht's euch?“
Anschließend drängte es ihn, nicht nur die Nähe dieses teuflischen Pärchens zu verlassen, sondern vor allem auch das Pelzungetüm hinter sich zu lassen. So jedenfalls hatte er zwei ungebetene Wölfe zwischen sich und den Bären gebracht und vor allem die Spur von Valdis abgelenkt, die nun in Rühe fliehen konnte. In mittlerer Distanz hielt er noch einmal an und wuffte.

„I-ihr ... kommt k-klar, o-oder? Ich bin dann mal weg.“

Nach dieser kurzen Erklärung suchte er endgültig das Weite und eilte in die Richtung, aus der die beiden gekommen waren - zumindest ein Stück weit.

(Roghir & Takata, weiter weg- Valdis, Bär / in der Nähe vom Mondscheinsee)
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
07.06.2024 20:38 Forum: Das Tal

Stolz verharrte er unweit der neuen Fähe und grinste wie ein Honigkuchenpferd. Jetzt gerade fühlte er sich wie ein jugendlicher Aufreißer, ein kecker Jungwolf, der seine neue Flamme das erste Mal mit auf einen spannenden Ausflug nahm. Sie beide kitzelte es nach Nerven, man konnte in diesem Zusammenhang auch schlicht von einem Nervenkitzel reden und Valdis wollte gleich wissen, was er dabei empfand. Äh, nee. Sie fragte, ob ihm die Dunkelheit der finsteren Höhle Angst einjagte. Natürlich ni- nee, fragte sie ja gar nicht. Sie wollte wissen, wie er die Aussicht fand. Bitte? Der Timber streckte den Hals, bis er ungefähr an ein fernab lebendes Tier erinnerte und versuchte über die Höhle hinweg zu schmulen. War es schon wieder Sonnenuntergang? Konnte sie höher sehen als er und meinte die sacht im Wind wippenden Baumspitzen? Nö. Sie meinte die kahle dunkle Höhle, die wie ein Totenschädel vor ihnen lag und sie angähnte. Ja, wie sollte er diese Aussicht denn finden? Romantisch traf es nicht ganz, viel mehr lag vor ihnen ein Abenteuer, das nur die Mutigsten unter den Mutigen ... Draufgängern eingehen würden. Wie war das doch gleich mit Ladies first?

„Weißt du, die Aussicht macht mir nichts aus. Ich würde sogar behaupten, diese Aussicht berührt mich nicht mal. Sie lässt mich kalt, kalt wie einen Kada- ehr, kalt wie Schneckenschleim ... ich meine ...“

Oh Fenris. Wieso nur zwang diese Wölfin ihn, irgendetwas zu äußern? Er wusste, dass er sich mit jedem Laut nur um Kopf und Kragen brachte. Konnten sie nicht einfach still und schweigsam diese ... öhem, Aussicht genießen und sich zusammen fürchten? Er beschloss, dass das ging und grinste sie mutmachend an ... von dem er selbst nicht viel hatte. Aber Avon ahnte auch, dass das nicht reichen würde. Gesetz dem Fall, seine Nase trog ihn nicht und da wohnte tatsächlich ein Bär ... ein Bär?! ... oh nein, was für eine Vorstellung! Er konnte doch seine Angeherzte nicht direkt in die Klauen eines bösartigen Bären treiben! Aber wenn er sich für sie opferte, hatte er auch nichts mehr von ihrer Bewunderung? Was tat man denn nur in so einem vertrackten Moment? Gäbe es doch nur jemanden, den man besten Gewissens vorschicken ... huha, was war das? Seine Nase folgte dem Geruch zweier ihm wohl bekannter Wölfe. Nette Vorstellung, tatsächlich. Wenn dieses teuflisch-fürchterliche Pärchen jetzt wirklich hier wäre und nicht nur Einbildung ... halt mal. Das roch viel zu echt, um nur seinem spatzigen Hirn zu entspringen.

„Wi- witterst du das auch? Diesen .. Gestank?“

Nein, er spielte nicht auf Ursus Ursus an. Viel schlimmer noch als die mögliche Nähe eines Braunbären war die zweier ihm so ungewollter, ungeliebter, abgelehnter Wölfe ... wie Roghir und Takata! Das Dämonenpaar hatte zueinander gefunden und kam, um sie heimzuholen! Rasch sprang er vor seine Angebetete und baute sich auf, als würde er sie gleich gegen drei Bären verteidigen müssen.

„Keine Angst, Valdis! Ich rette dich!“

Avon übte sich in der finstersten Miene, die er nur aufbringen konnte, senkte den Kopf, legte die Ohren an und zuckte voller Erwartung mit der mittelmäßig erhobenen Timberwolfrute. Es war das erste Mal, dass er sich vor Roghir nicht zu fürchten brauchte ... denn er hatte einen schändlich-schönen Plan.

(bei Valdis, Nähe Roghir & Takata)
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
08.04.2024 17:00 Forum: Das Tal

Sein Schädel brummte noch immer und das nicht, weil er am Abend zuvor von dem lecker abgestandenen Sumpfwasser verköstigt hatte. Hinter seiner Stirn hämmerte die fatale Begegnung mit einem echten K A C H N I K gegen den Knochen und erinnerte ihn daran, dass ... ja, dass er nicht aufgepasst hatte. Lerio seinerseits hatte es ebenso schwer getroffen, was ihm ja insgeheim ein kleines Grinsen entlockte. Andererseits ärgerte er sich fürchterlich, obwohl er dieses Mal keine Kraftausdrücke verwendete. Der Timberwolf sah entschuldigend auf seine Angeherzte und schlingerte kurz mit der Rute. Ob er nichts Besseres vorhatte? Doch, und wie er das hatte! Er würde jetzt seine neue Flamme entführen und ein paar schöne Momente mit ihr verbringen. Das Letzte was er da gebrauchen konnte, war diesen verstaubten Flohexpress mit den Milchau- au au. Das war aber gar nicht nett, Herr Avon! Ja, natürlich wusste er, was sich gehörte und rollte mit einem verunsicherten Blick zu dem süßen Neuzugang herüber. Was bitte tat er hier? Er konnte doch nicht vor ihren Augen den Grantwolf heraushängen lassen und eine arme minderbemittelte Kreatur wie Kachnik zusammenstauchen. Wenn dieser doch schon gestraft genug war durch sein Schicksal, das ihm Mutter Natur auferlegt hatte ...

„Scho- schon in Ordnung, Le- ich meine, Kachnik. Das hast du bestimmt nicht böse gemeint. Ich verzeihe dir. Pass das nächste Mal einfach besser auf, alter Freund, ja?“

Puh, das alter Freund hatte ihm eine Menge abverlangt. Ob das hübsche Fräulein davon angetan war, dass er seine Probleme mit anderen Wö- ... mit anderen Wölfen und solchen, die es auch gern wären, so erwachsen aus der Welt schaffte? Mit dem Pfote-Reichen wurde es nun zwar nichts, aber er grinste den Müffelwolf noch einmal verstohlen an, eh er sich wieder auf- und davonmachte, schließlich hatte Valdis schon verlockend nach ihm gerufen.

„Jaha, ich komme!“



Die beiden Wölfe schlenderten unbeschwert durch das sie umgebende Revier wie zwei verspielte Schmetterlinge an einem milden Frühlingstag. Doch war es weder Frühling, noch war die Zeit unbeschwert.
Avon sah das jedoch nicht, sondern versuchte seinem Gegenüber schöne Augen zu machen. Sie liefen weiter am Ufer des Mondscheinsees entlang und Avon erklärte.

„Also ... das ist ein See. Er ist der größte in unserem Revier. Er ist ...“

... der Ort, an dem Roghir dich fast ertränkt hätte!

„eh ... ist aber auch nicht so wichtig. Lass uns lieber weiter in Richtung des Waldes gehen. Es gibt ja auch noch andere schöne Ecken.“

Eines musste man dem Rüden lassen - er war ein Steh-auf-Männchen und schaffte es immer wieder, neuen Mut zu schöpfen. Die Frage war nur, wie er der jungen Fähe den Todesplatz ihrer ehemaligen Alpha als etwas Schönes verkaufen sollte, oder all die anderen Orte, an denen sich unschöne Szenen abgespielt hatten.

„Wir haben hier Bäume!“ Wao. „Ganz viele. Außerdem gibt es Sträucher, das kann wichtig sein ... eh, du weißt schon. Außerdem ...“ Da fiel ihm etwas ins Auge, das ihm selbst bisher stets entgangen war. Immerhin hatten sie sich nun auch schon so weit von den anderen entfernt, dass kein Sichtkontakt mehr bestand. Auch war das eifrige Stimmgewirr fürs Erste verstummt.

„Und ... oh ja! Wir haben dort eine Höhle. Die ist ... einzigartig! Wollen wir sie uns mal ansehen?“

Ohne ihre Ablehnung abzuwarten, trabte er auf den offenen Höhleneingang zu. Die Steinformation, die etwa einen kleinen Kamm in der Landschaft bildete und stellenweise stark bewachsen war, offenbarte einen Höhleneingang wie ein großes Maul. Für eine Höhle war sie vermutlich allenfalls von mittlerer Größe, doch für sie beide würde sie genug Platz bieten. An mögliche Gefahren, die mit ihr verbunden waren, dachte er nicht ... etwa im Zusammenhang mit dem bärenstarken Geruch, der von ihr herüberwehte ...

(Valdis | Beerenwald / Höhle)
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
18.03.2024 12:04 Forum: Das Tal

Valdi .... Valdis ... Vi-Va-Valdis ... hach, wunderschön und passend zu diesem edlen Geschöpf, dass ihm das Schicksal da vor die Pfoten gesetzt hatte! Der Timberwolf lächelte berührt und zeigte sich im Profil, während seine Rutenspitze sacht zuckte. Lange nicht mehr war ihm so ein hübsches und liebenswertes Getier untergekommen wie dieses hier! Sie nahm das Fressen nicht sofort an, was ihn in leichteres Grübel versetzte – hatte sie Sorge, dass es mit dieser ominösen Krankheit durchsetzt sein konnte? Nun, da konnte er sie beruhigen, denn Avon lebte noch und er hatte selbstverständlich vorher gekostet.
Mit einem Mal aber machte sein Herz ein Sprung wie ein Poltern. Roghir ... war was?! O-okay? Welch' feistes Oxymoron! Offenbar hatte er soeben einen Hörsturz erlitten. Er schielte nach oben auf sein aufrechtes Ohrenpaar und schalt sie dafür, ihm derartig böse Streiche zu spielen. Natürlich hatte sie so etwas nicht geäußert! Ein Jeder wusste, dass diese rohe Gier brandgefährlich war und dass man Abstand halten musste von einem wie dem, krank oder nicht! Aber zum Glück hatte es sich nur um einen Knick in der Akustik gehandelt, denn natürlich hatte sie so etwas geäußert wie Roghir ist echt fies oder Roghir ist ein giftig-grantiger Gnom oder ...
Dann ging es auf einmal um diese Krankheit und Takata. Diese harmonisch zueinander passenden Begriffe, die allenfalls durch dumme Gewitterziege übertroffen worden wären und den richtigen Eindruck von diesem weißen Ungeheuer vermittelten. Es interessierte ihn auch nicht, wo diese Wölfin abgeblieben war, sollte sie bleiben, wo die Diestel wuchs. Interessant war nur, dass es sehr wohl weibliche Wolfsgeschöpfe geben konnte, die selbst einen Charmeur wie Avon nicht die Bohne interessierten. Er würde sogar so weit gehen zu sagen, dass ihm ein knuffiger Grummelkachnik lieber war als die, vor der man sich fürchten musste.
Das Einzige, was für ihn gerade zählte war, dass Fählein Valdi .. Valdis auch ein Auge auf ihn geworfen hatte ...ehr ... trotzdem besaß sie ihre beiden natürlich noch ... brr, welch ekelerregende Vorstellung (ein Ein-Ohr-Wolf war ihm beileibe genug gewesen). Langsam erlaubte er sich, etwas näher an sie zu tippeln, dabei die Rute sacht hin- und herschlagend, um sie zu einem kleinen Rundgang einzuladen.

„Ehm ... du ... Valdis. Hättest du nicht Lust, dass ich dir unser Revier zeige?“ Er verschob seine Lefzen zu einem schiefen Grinsen und wackelte mit den Ohren. Konnte man solch einem verlockenden Angebot widerstehen? Er sah kurz nach unten auf das Präsent, das er ihr gemacht hatte und meinte eher beiläufig. „Du kannst ja noch im Gehen essen", denn er hatte gewiss nicht die Geduld zu warten, bis sie alles heruntergewürgt hatte. Wer wusste schon, wer bis dahin noch alles zu ihnen stieß und welch grauenhaften Themen neben Okay-nicht-Okay-Roghir, taube Nuss Takata und Krankheit noch zur Sprache kommen würden!
Wie ein begeisterter Welpe schwang er seinen athletischen Leib herum, um ihr den Weg zu zeigen, eh sie auch nur an eine Art Widerspruch hätte denken ... oh oh ... Zu spät erst bemerkte er, dass er mit seinem Dickschädel voll gegen Kachniks Kopf geprallt war, als er voller Elan versucht hatte, seine Angeherzte mit auf einen Ausflug zu nehmen.

„Autsch!“, winselte er und hielt sich den Kopf mit der Pfote, eh er verärgert zu murmeln begann. „Sapperlotnocheins! Steh' doch nicht irgendwo rum!"

Genau, Kachnik! Steh doch nicht ir-gend-wo herum. Sei am besten gar nicht, denn dann musste er sich nicht Gedanken darüber machen, ob er vermutlich mit seinem unansehnlichen Müffelleib in Kontakt kommen würde. Der leichte Schmerz hielt noch etwas an und verging auch nicht, nachdem er sich kurz schüttelte und mit den Augen blinzelte. Dämlack, elender. Und er? Er war jetzt ganz übel kontaminiert und musste sich erstmal ausgiebig in Aas suhlen, um diesen furchtbaren Geruch wieder loszuwerden. Brr.

(Mondscheinsee |direkt bei Valdis und Kachnik (stößt mit ihm zusammen), Aarinath, Ayjana, Shiro, Kachnik, Yarok & Pantalaimon)
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
04.11.2023 14:53 Forum: Das Tal

Zum Glück verschreckte Kachelnik die Neuankömmlinge nicht gleich durch seinen Geistesblitz! Sie blieben noch etwas und gaben ihnen gewissermaßen eine zweite Chance. Innerlich atmete er durch. Dennoch ... dass ausgerechnet von Roh-Gier die Rede war, beunruhigte ihn. Er hatte es eigentlich genossen, dass sich dieser unangenehme Zeitgenosse mal verdrückt hatte. Wenn es nach ihm geht, konnte er auch dort bleiben ... wo der Schnee fiel! Und dann kam von dem hübschen jungen Ding eine Antwort auf Lerios unmögliche Frage. Avon sah an sich zurück, als die Rede davon war, dass der aggressive Rüde bunte Farben hasste. Ob er ihm vielleich einfach zu bunt gewesen war? Für einen Moment dachte der Timber angestrengt nach, bis ihm einfiel, dass das vermutlich eine genauso dämliche Antwort darstellen sollte, wie es die Frage gewesen war. Avonasac wedelte mit der Rute, riss das Maul auf und kniff die Augen zusammen. Dazu tat er einige vielsagende Laute.

„Ha. Ha. Ha-ha. Ha.“

Ob man das als angemessenes Lachen über eine wenig ernst gemeinte Antwort durchgehen lassen konnte oder ob es ein Auslachen über eine so dämliche Frage darstellte, durfte sich jeder Anwesende selbst aussuchen. Dass Roghir bunt hasste, glaubte er gern. Sein Pelz war dunkel wie die Nacht und so auch seine finstere Seele ... falls er überhaupt eine hatte. In seinen Augen war das der Beweise schlechthin, dass die Neulinge auf den Grantigen gestoßen waren. Aber nicht nur den. Plötzlich fiel auch noch der Name Takata! Wunderfein. Da hatten sich ja zwei gefunden. Sollten sie glücklich werden und irgendwo weiiit weg eine eigene Familie gründen. Wenn lauter kleine Roghirs und Takatas herumstolperten, wollte er besser ganz weit weg sein. Den Namen Lynx überhörte er gekonnt, denn mit ihm hatte er nie viel zu tun gehabt.
Als die junge Schönheit dann mit einem Mal die Sprache auf ihn brachte, glaubte er sich erst zu verhören. Er sah nach rechts und nach links und suchte nach dem, von dem hier die Rede war, denn er konnte es doch unmöglich sein! Seit wann interessierte sich denn eine Fähe für i-i-ihn? Nun ja. Bei seinem Blick nach links sah er nur Müffelwolf Kuchnik, von dem gewiss nicht die Rede sein konnte. Er rümpfte die Nase und tat einen Schritt weg von dem da.

„Schon gut, Lerio. Friss dein Gesundheitskraut und beruhige dich wieder!“

Kachnik war die geballte Einfältigkeit in Wolfsform. Diesen Rüden wollte er besser fernhalten von einer hübschen Wölfin wie der Valdis da. Also stellte er sich etwas vor ihn und damit etwas näher an die Fremde heran, die ihn sofort in ihren Bann gezogen hatte.

„M-meinst du ... m-mich?“ Er sah verunsichert hin und her, seine Ohrinnenseiten liefen rot an, während seine Rute leicht schwenkte. „Also ich bin ...“ räusper „... Mein Name ist Avonasac. Aber gute Freunde nennen mich Avon!“

Hierzu grinste er stolz über alle Backen und wedelte doller mit der Rute.

„W-w-warte einen Moment!“, entschuldigte er sich dann und setzte zurück, um etwas zu holen.

Avon lief zur Beute, deren Besorgung er maßgeblich mit geleistet hatte und riss ein Stück davon heraus - es mochte vielleicht etwas Leber sein, so genau wusste er das nicht - eh er damit nach vorn sprang und sich Valdis zaghaft näherte. Ganz sacht und äußerst bedächtig legte er es vor ihren Pfoten ab und sah sie freundlich wedelnd an. Aber bevor sie ihren grenzenlosen Dank über seine großzügige Spende zum Ausdruck bringen konnte, musste er noch etwas korrigieren ... Der Rüde wollte den Beuteteil in zwei Stücke teilen, was ihm auch gelang. Das zweite Stück warf er hastig in die Nähe Pantalaimons, schließlich wollte er ihn nicht gänzlich außenvor lassen. Dass dieses zweite Stück maximal die Größe einer Wolfspfote besaß, während Valdis das Kopf-große Stück bekam, ließ man besser einmal außer Acht. Avon war noch nie gut in Geometrie gewesen.
Nun stand er aber erwartungsvoll wedelnd vor der jungen Schönheit und war bereit, sich in Dankbarkeit zu baden.

Schneller als erwartet, war der Teil des Rudels zurück, der mit Shiro anfing und mit Ayjana und Aarinath aufhörte. Das war ihm jetzt aber höchst unangenehm! Hatte er doch bis zuletzt ein Auge auf Ayjana geworfen, doch hatte er dies mit einem schweren Trauma bezahlt. Denn dieser Roghir hieß es nicht gut, wenn sich jemand seinen beiden weißen Engeln näherte, sodass er Abstand davon nehmen würde, weiterhin irgendwelche Körperteile auf diese Fähen zu werfen. Er tat eine entschuldigende Geste in Richtung der drei Weibchen und lächelte verschmitzt.

„H-hallo.“ Drei Engeln für Ch- Roghir. Wobei fraglich war, ob sich eine wie Shiro von Roghir unterbuttern lassen würde. Sie würde schwer genießbar sein für einen Grantwolf wie dem! Ha.

[Yarok, Kachnik, Pantalaimon, Valdis, Aarinath, Ayajana, Shiro | am Ufer des Mondscheinsees]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
27.09.2023 09:51 Forum: Das Tal

Schneller als erhofft, hatte sich die Konkurrenz auch schon aus dem Nebel geschält! Avon war nicht unbedingt von der ganz ängstlichen Sorte ... also nicht gaanz so gaanz. Nur ein bisschen umsichtiger als der Rest. Zum Beispiel Wetterfrosch Kachnikmann, der es offenbar gar nicht erwarten konnte, den Fremden in die Fänge zu stürzen. Auch Yarok zeigte sich unerschütterlich und baute sich auf wie ein Fels in der Brandung. Er staunte über so viel Courage. War nur eine Frage der Zeit, bis auch ihm ein Ohr abge- urks ... das erinnerte ihn voller Übelkeit an Fraser. Wie ich mein Ohr verlor.
Ohne es so recht zu bemerken, hatte er sich immer weiter hinter Kachnik positioniert, der wiederum ein Stück hinter Superwolf Yarok stand. Was tat er denn da? Oha, so ein Kachnik von hinten war aber auch mal interessant, zumindest, wenn von vorn potentielle Gefahr drohte. Für den Fall, dass sich das Schmierauge über sein Verhalten wunderte - was einem erfahrenen Artgenossen bei Avon eigentlich nicht mehr passieren sollte -, hatte er auch schon eine perfekte Antwort parat, begleitet von einem verschmitzten Lächelwedeln.

„Ehr ... ich ... will nur aufpassen, dass dein Hintern ... also ... dass hinter dir ... dass da ... ich halte dir den Rücken frei! Den Hintern, also ... räusper.“

Der Timber schwenkte den Blick zur Seite und schüttelte über sich selbt den Kopf. Ein Glück, dass es hier nur um Kuchnik ging und nicht um irgendeine Angebetete, wie seinerzeit Thyca und Laina ... was wohl aus ihnen geworden war?

Apropos Wölfe. Schon wenige Augenblicke später offenbarte sich ihnen drei Rüden die Gestalt der beiden Fremden. Da wäre zum einen ein dunkler Rüde, der sich ihnen als schwarzer Panter .. nee, falsch. Ein schwarzer Rüde Namens Panter ... Pantalaimon! Jetzt aber. ... vorstellte sowie Valdi. Valdis. Und ... ohh ... sie war zwar noch ein bisschen jung, aber eine Schönheit von einem Wolf! Ebenso reflexartig, wie er Deckung hinter dem wenig ansehnlichen Schleieraugenwolf genommen hatte, schlich er nun langsam wieder hervor, an eben jener schlechten Laune der Natur vorbei, bis er ihn ganz verdeckte und besah die graue Jungfähe voller ... Begierde. Was für ein hübsches junges Ding! Hing ... hing ihm da seitlich die Zunge raus? Schnell rein damit, so was gehörte sich doch nicht.

„Ha- hallo, Valdis.“ Er schloss das Maul und offenbarte ein charmantes Grinsen, während er den Kopf leicht schief legte und sacht mit der Rute schwenkte. „Äh ... und Panter. Pantalaimon ... hallo!“

Doch dann geschah es! Sie waren im Auftrag eines gewissen Roh-gier hier! Dem Timber stockte der Atem und seine Augen sahen geschockt geradeaus. Bitte was? War das ein schlechter Witz? Er musste die Erinnerung an diesen Tunichtgut erst einmal vom Misthaufen gedanklich ausgesonderter sozialer Kontakte exhumieren, bis die Bilder wieder in ihm auftauchten. Wasser. Hilfe. Ayjana in Gefahr. Rettung. Noch mehr Wasser. ROGHIR. Drohung. Angst. Angst ... Angst ...!
Langsam schlich er wieder zurück, bis er auf Höhe seines besten Feindes angekommen war und sich wieder so kleinlaut gab, wie er eigentlich war.
Apropos Lieblingsfeind. Was stammelte er da? Er traute ihnen nicht? Er meinte, sie dachten sich das mit Roghir nur aus? Er legte den Kopf in die andere Richtung schief und dachte nach. Ganz blöd war das ja nicht. Roghir als Zugangscode für ihr Rudel, hin zum unanfechtbaren Alphaposten? Verworrene Idee. Manchmal war Kachniks Kopf zu erstaunlichen Höhenleistungen im Stande ........ nur um daraufhin alle Sicherungen durchknallen zu lassen und als verkohltes Resthirn in mickriger Form vor ihren Pfoten zu landen. Lieblingsfarbe? Was war denn das für eine bescheuerte Frage? Avon besah seinen Nebenwolf mit einem sträflichen Blick. So etwas Abwegiges konnte auch nur von einem Nobelpreisträger geistigen Totalausfalls kommen! Wieso fragte er nicht gleich, wie viele Fellhaare dieser Roghir haben mochte? Was sollte schon die Lieblingsfarbe eines Roghirs sein? Blutrot? Verkohltes Schwarz? Blödsinn. Es gab eh nur Blau und Weiß.
Kopfschüttelnd stand er da und rollte mit den Augen.

[Yarok und Kachnik, Pantalaimon & Valdis | am Ufer des Mondscheinsees]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
29.08.2023 16:08 Forum: Das Tal

Er hatte ja fast schon vergessen, wie geil frisches und noch warmes Fleisch schmeckte! Eine köstliche Delikatesse, so ein Rehrücken. Dabei fiel ihm gar nicht auf, dass er schon eine ganze Menge davon gefressen hatte. Das war aber nur gerecht, immerhin hatte er das Tier ja zu Fall gebracht. Dass er beim Fressen auch den anderen Rüden näherkam, insbesondere Kuchelkachnik, entging ihm nicht mehr, als er dessen muffigen Geruch wahrnahm. Für einen Moment stellte sich der Timber vor, es gab Tiere, die sie fraßen, so wie sie es mit den Rehen taten. Zum Beispiel ... ehm ... die großen Langohrschwanzfüßler. Also wenn er jetzt so ein Langohrschwanzfüßler gewesen wäre und seine allererste Mahlzeit wäre so ein Kachnik-Wolf gewesen, so eine Art wenig schmackhafte Bitterlimone ... er wäre glatt Vegetarier geworden! Nun gab es natürlich auch Wölfe zum Anbeißen – Ayjana zum Beispiel, aber so etwas Schönes wollte er gewiss nicht trüben, auch als gestandener Langohrschwanzfüßler nicht. Wölfe wie Roghir waren auf eine andere Art ungenießbar, sodass er über kurz oder lang verhungert wäre. Eine kurze Geschichte vom Aussterben der Langohrschwanzfüßler.
Yaroks Frage riss ihn aus seinen chaotischen Gedanken. Offenbar amüsierte den Grauen die Vorstellung, das Reh mochte über ihn g-e-s-t-o-l-p-e-r-t sein. Welch absurde Vorstellung! Ein Reh wäre doch nicht so dämlich, über seinen eigenen Fressfeind ... ehr ... also rein theoretisch. Das ganze klang jetzt aber weit weniger heldenhaft, als sein Gegenüber es darstellte, was auf Avons Schnauze einige Falten der Eingeschnapptheit hervorrief. Er konnte nun kontern, dass man auch nach solch einem Ereignis noch gute Reflexe unter Beweis stellen musste, indem man das Reh zu fassen bekam, eh es seinen Fauxpax bemerkte und wieder Reißaus nahm, aber das war überflüssig.

„Na- natürlich nicht!“, protestierte er energisch und bewies echte Avon'che Glaubwürdigkeit. Er stellte sich stolz auf und verkündete. „Das war Kalk. Das war kalkuliert! Ich habe mich so positioniert, dass das Reh gar nicht anders konnte, als mit seinen Läufen “ ... über seinen Kopf zu trommeln. Ehm, ja.

Zum Glück – oder leider – krähte aber bereits wieder Kichererbsennick dazwischen und erinnerte sie daran, dass die Aufnahme von Frischfleisch auch seine Existenz für eine Weile verlängert haben würde. Hm.
Abgemacht?
Der Timber sah entgeistert auf den schwer ergründbaren Zellhaufen mit der Ansammlung von Fell drumherum vor sich. Was zum Geier ...?! Mit wem hatte er was abgemacht? Er sah sich nervös um. Ob dies der Moment war, indem sich Kachniks seltsame Daseinsberechtigung offenbarte und weitere seiner Art, die Kichererbsenbande, aus ihren Verstecken hervorgesprungen kam, um sich auf sie zu stürzen und ihren Pakt mit den Langohrschwanzfüßlern, die sie alle verschlingen würden, zu offenbaren? Oder gehörte all dieses konfuse Gedankenwirrwarr bereits zu den ersten Begleiterscheinungen der ominösen Krankheit?

„Wer hat was abgemacht? Was ... und wovon? Von dir?“

Er lästerte, denn Avon wusste nicht, wie er in solch einem Moment reagieren sollte. Vermutlich unterhielt sich Kachnik nur mit seinem imaginären Freund, was ja fast schon belächelnswert wäre. Aber noch bevor er sich weiteren Wirr-Gedanken hingeben konnte, vernahm er den Geruch teilweise bekannter wie auch weniger bekannter Wölfe, die ganz in der Nähe sein mussten. Erschrocken hielt der Rüde inne, spitzte die Ohren und winselte leise.

„Oh nein ... Konkurrenz!“

Noch eh er länger darüber nachdenken konnte, vergrub er seine blutige Schnauze erneut in der offenen Bauchdecke des Stolperrehs, um so viel wie möglich in sich hineinzuschlingen, eh die besten Stücke wieder im Magen eines gewissen Roghir landen würden. Bei so viel roher Gier wusste man schließlich nie, was am Ende für kleine schwache Wölfe wie ihn oder Lerio übrig blieb!

[Yarok und Kachnik | Pantalaimon & Valdis in der Nähe | am Ufer des Mondscheinsees]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
04.07.2023 13:29 Forum: Das Tal

Aufgeblähte Leiber. Schiefe Nasen. Ungleichmäßig geweitete Pupillen in verschobenen Augenschlitzen. Unterschiedlich weit gedehnte Ohren und verkrüppelte Extremitäten. Avon malte sich mit der Fantasie eines echten Könners aus, welche Folgen diese ominöse Krankheit haben mochte. Aber so ganz schien das ja nicht zu stimmen, denn die Einzige, die er kennen gelernt hatte, die diese Krankheit vielleicht gehabt hatte, war ausgerechnet ihre Alphawölfin gewesen. Und wie hatten die Symptome ausgeschaut? Sie roch anders. Also nach dem Verenden. Es war ja nicht so, dass tote Geschöpfe überhaupt irgendwie gut rochen, allenfalls normal ... also irgendeiner Norm entsprechend, einem Durchschnitt. Apropos Durchschnitt. Wie sah es eigentlich im Innern eines erkrankten Tieres aus, das den Klauen der Krankheit anheim gefallen war? Bildeten sich befallene Organe grünviolettorangerot aus oder blieben sie so unförmig und glitschig, wie sie sonst auch waren?
Er sah hernieder auf das tote Reh und schnüffelte daran. Roch eigentlich normal tot. Wunderbar. Dann konnten sie ja ... und da geschah es auch schon! Dieser vorlaute Ka- nee, nicht Kachnik. Es war Yarok, der ihnen die Bürde abnahm, den Vorkoster zu spielen. Der Timber legte ein Ohr schief, eh er noch wuffte.

„N-nich-!“

Zu spät. Da kaute er schon auf dem ersten Hautfetzen herum wie ein vorlauter Jungwolf, der irgendeiner feinen Wolfsdame gefallen wollte. Wollte er ihnen damit auch etwas beweisen? Hej hej, ich bin der coole Yarok. Ich hab's drauf und trau' mich was! Yarok rockt. Hm. Bis jetzt jedenfalls wuchsen ihm keine Pilzfäden aus Ohren und Nasenlöchern, doch war es vielleicht nur eine Frage der Zeit, bis er sie im Schlaf anfiel und auch zu Kranken zu machen versuchte. Verrückte Vorstellung. Dabei hatte er Yarok bisher immer den Vernünftigen zugeschrieben.
Kachnik war dagegen naturgemäß nicht glücklich über seinen Versuch, ihn zum Vorkoster zu degradieren. Die Angst, die er um einen wie Yarok hatte, so musste Lerio annehmen, hatte er um ihn nicht, weil er ... ja, warum eigentlich? Weil er nicht das hellste Glühwürmchen am Abendhimmel war? Weil er mit ihm eine andauernde Fehde austrug, die vom Niveau her irgendwo tief unter dem Grundwasser verortet war, so mittlere Nähe zum Erdkern? Ein bisschen schämte er sich ja. Er wollte doch nicht wirklich, dass Kachnik irgendwelche Pilze aus denn Körperöffnungen wuchsen ... er war doch so schon gestraft genug mit seiner Erscheinung, dieses Milchauge.
Als der Vorkoster ihrer Dreier-Gruppe plötzlich dazu überging, ein lautes Heulen auszustoßen, zuckte Avon unfreiwillig zusammen. Ja, sapperlot, was denn jetzt los?! Gehörte das mit zu den ersten Anzeichen furchteinflößenden Krankseins? War das der Kriegsruf eines Pilzwolfes, kurz bevor er seine Reißzähne in den Hals eines noch gesunden Artgenossen vergrub? Er legte die Ohren an und zog den Kopf ein. Überraschenderweise schloss sich ihm Kuchelkachnik aber im nächsten Moment an und sie heulten um die Wette – dabei hatte der zerlumpte Artgenosse noch gar nichts verköstigt von dem erlegten Reh. Erstmalig dämmerte es dem Rüden, dass seine Sorge vor der Ansteckung durch ein Beutetier übertrieben sein mochte. Nach einem Riss zu heulen und die übrigen Rudelmitglieder zu verständigen, gehörte zum natürlichen Repertoire des Wolf-Seins. Ein wenig beschämt legte er die Ohren zurück und lächelte entschuldigend, bevor auch er sich schwanzwedelnd dem Heulen anschloss und in den Chor einstimmte ...
... bevor ihm klar wurde, dass es hier gleich nur so wimmeln würde vor hungrigen Wölfen, die allesamt sein Reh verknusen wollten, weshalb er sein Heulen abgehackt unterbrach und noch vor dem Ende des Heulens der anderen beiden Kerle die Zähne ins noch warme Fleisch schlug, um einen kräftigen Bissen zu tun. Immerhin war die Beute sein Verdienst und nicht nur die Vorstellung, er mochte krank werden durch sie, missfiel ihm, vor allem das mögliche Szenario, er würde dadurch indirekt Schuld sein, wenn sie in Kürze alle infiziert waren.
Pilzwölfe. Lange Fäden hingen ihnen aus den Ohren und Nasen. Wankend über den Platz, speichelnd, grunzend. Ein neues Stadium evolutionärer Entwicklung, Wolf 2.0, jetzt mit weniger Hick und Hack, dafür mit ganz viel Grunz und Schlurf. Na klasse.

[Yarok und Kachnik | am Ufer des Mondscheinsees]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
27.05.2023 19:24 Forum: Das Tal

Rehlein Rehlein, du musst wandern ... von dem einen Ohrlein zu dem ander'n! Oh sieh, die lustig kreisenden Rehe über meinem Kopf. Wenn du sie zählst, wirst du bald einschlafen. Konnten Rehe eine Wolfsschnauze hinunterrutschen? Nun, diese hier taten es zumindest. Huiii ... verschwunden. Huii .. noch eines. Wo flogen sie denn hin? Er blinzelte geschlagen auf sein Pfotenpaar. Gesetzt dem Fall, Rehe konnten tatsächlich Wolfsschnauzen hinunterrutschen, so sollten sich dort unten jetzt ein Haufen kleiner Rehe stapeln, zwischen seinen Pfoten. Da! Da war auch eines. Uh, das sah aber gar nicht gut aus. Es war ja voller Dreck. Nein, das war Dreck! Wie konnte er nur Dreck für ein Reh halten? Er wollte doch keinen Dreck fressen. Drecksreh, vermaledeites! Was war denn nun mit dem Reh? Ein erneuter Blick vor seine Augen verriet, dass die lustige Reh-Rutsch-Partie vorerst beendet war. Alle Rehe waren verschwunden und seine Schnauze wurde nicht länger für irgendwelche Reh-Orgien missbraucht. Gut so. Aber was war denn nun mit dem Reh, das er so heroisch geschlagen hatte? Wenn das jetzt auch seine Nase hinunterrutschte, wurde er aber ...! Nein. Nicht doch. Es lag immer noch friedlich neben seinem aufgeheizten Leib und schlummerte den Schlaf der Ewigkeit. Fein. Die Naturgesetze fanden zu ihrer alten Gültigkeit zurück. Wolfsnasen blieben rehfrei und Beute blieb nach dem Schlagen tot. Alles im Lot, oder? Aber sein Kopf brummte noch immer.
Langsam klarte sich sein Horizont auf und statt tanzender Rehe auf seiner Nase sah er einen Wolf. Das mochte Yarok sein. Dann war da noch eine Gestalt, die zumindest entfernt an einen Wolf erinnerte – das mochte Kachel-Kachnik sein. Wunderfein. Die Welt hatte ihn wieder. Avon wedelte sacht mit der Rute, weil ihm klar wurde, dass er ... bitte fürs Protokoll noch mal – dass er, allein er das Reh zur Strecke gebracht hatte! Was war er doch für ein Meister seines Fachs! Der Gedanke, dass er geschafft hatte, was zuvor ein ganzes Rudel nicht zufriedenstellend hinbekommen hatte, erfüllte ihn mit einem Stolz, der alles wieder wettmachte ........ und dann kam Kuchen-Kachnik. Ob sich jemand dem Tode nahefühlte, krakeelte der unrühmliche Hilfswolf. Haha. Äh, wieso jetzt? Weil er sich so schämte, dass er es nicht geschafft hatte, das Reh zu schlagen? Nein, du Hohlbirne. Weil das Reh nicht das erste Beutetier wäre, das von einer schrecklichen Krankheit erfüllt ist und deshalb – wie das Huftier bei Skadis letzter Jagd – besser nicht gefressen werden sollte, wenn es nicht deine Henkersmahlzeit sein sollte. Schlauer Gedanke. Aber ... von einem ... wie Kachnik?
Blitzartig sprang Avon auf und nahm vom Reh Abstand.

„Iheehhehe ... w-wie .,.. w-was? T-T-T-To-To-Tohood?“

Ieh, welch fruchtbarer Begriff! Er drehte sich mehrmals im Kreis, als versuchte er, den Gedanken an Alter, Krankheit, Tod und Verderben abzuschütteln. Wo war der nächste Jungbrunnen, in den er springen konnte? Musste ihm Lerio alles vermiesen? Konnte er ihn nicht für einen Moment auch mal auf Wolke 7,5 schweben lassen? Insgeheim ärgerte er sich, doch sah er ein, dass der Milchaugenwolf leider nicht Unrecht hatte. Wie konnte dieser behelfsmäßige Wolf mit so einem wichtigen Gedanken aufkommen? Hatte er über Nacht einen Fernkurs in Schlaumeierei gemacht? Das war aber nicht mehr der Lieblingsfeind, den er so sehr schätzte!
Avon zwang sich zur Ruhe. Jetzt bloß keine Unsicherheit anmerken lassen. Er trat zwei Schritte zurück und gab das Reh frei. Räuspernd sah er insbesondere auf seinen angeherzten Lieblingsgegner und schloss die Augen, während er meinte.

„Ehem ... ich ... lasse dir den Vortritt, Le- ehr ... Lehrnick. Du siehst so aus, als könntest du etwas vertragen.“ Der Timber scharrte mit einer Pfote und gab den Höflichen. „Nur zu. Friss und werde groß und stark.“ Er grinste über alle Backen und schlug mit der Rute gegen die Sträucher.

Hatte er mal für einen Moment darüber nachgedacht, was war, wenn es seinen Lieblings-Gegenspieler wirklich traf? Wenn er dahinging wie einst ihrer aller Alphawolf? Ach was. Das passierte schon nicht. Wie hieß es doch so schön? Unkraut verging nicht!

Yarok und Kachnik (auf der anderen Seite des Rehs) | am selben Ufer des Mondscheinsees]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
24.04.2023 20:02 Forum: Das Tal

Piep - dideliditi - piep piep - bing - died biep.
Was für ein Chaos! Alles durcheinander. Das Programm spielt verrückt. Wir müssen ihn neu starten.
Neu starten? Den alten Jungen? Der fährt dort nicht wieder hoch!
Es ist unsere einzige Möglichkeit. Seht, General Steinbeiß - die Sicherungen sind durchgebrannt. Da ist nichts mehr zu machen ...
Wir sollten das Oberkommando informieren. Dass man uns überhaupt mit einem derart defekten Gerät arbeiten lässt, ist eine Zumutung! Versuchen Sie es noch einmal.
In Ordnung. Ich gebe mein Bestes. Alles, was noch funktioniert, sind Weiberwahn, Selbstüberschätzung und natürlich das KVP – das Kachnik-Verachtungs-Programm. Ich hatte ja schon viele Bluescreens, aber das hier übersteigert all meine Befürchtungen ...
Wie konnte das überhaupt passieren, Leutnant Floh-im-Pelz?
Also ... so weit mir mitgeteilt wurde, hat sich ein übles Virus eingeschlichen ...
Das war doch sicher dieser Kichererbsennick!
Nein, Kachnik ist selbst so ein Montagsgerät und läuft seit Jahren ohne gültige Zulassung. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der die Hufe - respektive die Pfoten hochreißt und aus dem Verkehr gezogen wird. Viel mehr soll ein Reh Schuld an seinem Absturz sein.
Ein Reh? So was ist mir ja in meiner ganzen Laufbahn noch nicht untergekommen. Sollte ein Gerät der Klasse Raubtier nicht immun gegen vermeintliche Angriffe durch Gänseblümchen-Verknuser sein?
Ja, Herr General. Normale Geräte der Klasse Raubtier. Wir aber haben nur die abgespeckte Version mit eingebauter Mimosen-Schaltung. Erinnern Sie sich an den Angriff des stattlichen Modells Roghir vor einiger Zeit? Der hat die Firewall nachhaltig beschädigt. Seinerzeit fuhren alle Programme runter und der Schwanz wurde eingeklemmt. Seitdem läuft hier nichts mehr, wie es soll ...
Da muss man doch was machen können ...
In Ordnung. Ich versuche jetzt einen Reh-Boot. Drücken Sie mir die fünften Krallen!


Wie Tore öffneten sich seine Augen und fieses Sonnenlicht stach in seine Guckerchen. Was zum ...?! Die Ohren richteten sich auf, die Fahrgestelle fuhren aus und bereiteten die 90°-Drehung vor - zurück auf alle Viere. Energie zwängte sich durch die schmalen Verbindungen in seinem Körper, immer mehr davon, bald wurde es so viel, dass er nicht länger konnte, als ... Avon sprang auf - die Welt hatte ihn zurück! Die Glückliche!
Geistesgegenwärtig warf er sich wie ein Berserker auf das braune Tier neben ihn. Roghir! Du gemeiner Wildschweindieb und Fähenverschrecker! Jetzt zeig' ich's dir!
Er drückte dem Tier den Hals zu, ignorierte das Schlagen seiner Hufe gegen seine Schulter und zeigte Ambitionen eines richtigen Raubtiers. Mit zu Schlitzen verengten Augen und Hitze in seinen Muskeln drückte er so fest zu, wie er nur konnte. Sind wir ein Raubtier, oder was?!
Das Opfer wehrte sich. Es versuchte seinem Griff zu entkommen. Aber das stachelte ihn nur an, durchzuhalten. Fester drücken, fester ... bis sich seine Zähne durch das Fleisch bohrten und auf der anderen Seite wieder trafen. Kein Erbarmen mit dem angriffslustigen Reh. Roghir, mach' dich auf was gefasst! Kein Versager, kein Trottel, der über seine eigenen Läufe stolperte, sondern ein echtes Raubtier mit dem Drang zu töten! Die Welt sollte ihn kennen lernen, jetzt oder nie!
Nach wenigen Augenblicken war alles vorbei. Das Reh gab jeden Widerstand auf und erschlaffte. Doch er dachte nicht daran, loszulassen. Kranke Wapitis, die ihre Alpha umbrachten, fiese Schwäne, die ihn bewusstlos schlugen, Rehe, die ihn überrannten ... es wurde Zeit, die Gesetzmäßigkeiten der Wildnis wieder gerade zu rücken und er war bereit, seinen Part dafür zu tun. Dieses Beutetier würde ihn nicht zum Narren halten, würde ihn nicht austricksen à la haha, ich bin ja noch gar nicht tot! Er drückte so lange zu, wie er konnte und wenn es dauerte, bis der Verwesungsprozess einsetzte. Vorher aber ging dem vom Adrenalin geküssten Timber die Luft aus, denn auch er musste atmen und er ließ notgedrungen ab, bevor er sich gleich neben das tote Reh packen konnte. Avonasac erwachte aus einem schrecklich-schönen Delirium, das ihm die Kräfte eines Superhelden verliehen hatte, holte lauthals tief Luft, eh er hinten überfiel und hechelnd liegenblieb. Fenris, hatte er eben beinahe sein eigenes Leben gegeben, um ein Reh zur Strecke zu bringen? Er musste des Wahnsinns sein ...

Yarok und Kachnik (auf der anderen Seite des Rehs) | am selben Ufer des Mondscheinsees]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
20.03.2023 17:33 Forum: Das Tal

Entspanntes Rehe-Beobachten war nicht unbedingt die anstrengendste Art von Arbeit, die man abbekommen konnte. Dabei lag der Verdinest allein auf seiner Seite, denn er war schnell und gewitzt genug gewesen, diesen Posten zu ergreifen, eh Ja-Sage-Yarok oder Kachelkuchnik ihm zuvorkommen konnten. Statt – wie er gerade – gemütlich auf dem Moos zu liegen und dem Reh beim Grasen zuzuschauen … mehr oder weniger, denn durch das dichte Gestrüpp sah er nicht viel … mussten sie durch Disteln und Dornbüsche kriechen und sich ihre Pelze in Fetzen reißen lassen, um ihre Position zu erreichen. Gut, bei Lerio würde das gar nicht auffallen, der sah eh immer zerlumpt aus wie ein Wolf mit Mauser, aber um Yarok tat es ihm fast schon etwas Leid. Fast. Er musste mit einem Stinkstiefel wie Lerio Lachkrampf kooperieren, was einer Strafe schon sehr nahekam.
Fast war Avon versucht, sich ein Ründchen hinzulegen – er würde schon mitbekommen, wenn es losginge und bis die beiden Artgenossen ihre Stelle erreicht hatten, würde es noch etwas dauern. Andererseits sollte er wohl aufmerksa-

„Gääääähn“

Moment. Hatte er gerade eine Fliege verschluckt? War ja nett, dass das Futter jetzt schon freiha- … freimaul kam, aber eine Fliege war dann doch etwas wenig und überhaupt war die Vorstellung, dass ein Insekt in seinem Innern umherschwirrte…

„Jiaahhkrkaksakkmanmoman!“

Es kam nicht oft vor, dass ein Wolf von einem Reh überrannt wurde, doch heute war so ein Tag. Und dieser Wolf – das war er (wer auch sonst?). Jaulend, fiepend und sich die Pfoten vors Gesicht haltend, landete er auf der Seite im Dreck und seine Läufe flogen wie Ballast hinter ihm her. Seit wann bitte griffen Rehe Wölfe an? Wie konnte es sein, dass ein Reh – ein Reh! – derart massiv gegen die Spielregeln der Wildnis verstoßen durfte? Für einen Moment blitzten in ihm die Bilder von Skadi auf … auch sie war von einem Huftier erledigt worden und nachträglich kehrte eine eiskalte Angst in seine Glieder, die ihn für einen Moment bewegungsunfähig machte. Während er geschockt und fassungslos darüber, wie knapp er dem Tod entronnen war, ins Nichts sah, bekam er nicht mit, dass das Kamikaze-Reh nur eine halbe Wolfslänge neben ihm lag und über einen verstauchten Lauf klagte …


[Yarok und Kachnik (auf der anderen Seite des Rehs) | am selben Ufer des Mondscheinsees]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
19.02.2023 18:45 Forum: Das Tal

„Her-vor-ragende Idee“,
stimmte Avon dem Neuling zu und wedelte. Eigentlich war seine plötzliche Motivation viel mehr durch den Hunger angefeuert, der seinen Magen belastete. Yarok hätte auch den Vorschlag unterbreiten können „Avon, du wirfst dich von hier auf das Reh und hältst es fest, während ich die Raben abwehre und Kachnik über dem Geschehen kreist“ - es wäre ihm einerlei gewesen ... so lange sie nur endlich an-fing-en! Ungeduldig tippelte er auf seiner Stelle und leckte sich die Nase, sah immer wieder auf das fragile Rehlein am anderen Ufer. Wie lange würde es dort noch bleiben? Wie lange wollten sie ihr weiteres Vorgehen noch diskutieren? Wollten sie warten, bis das Reh jeden Grashalm einzeln zermahlen hatte?

„Du hast - wie immer - Recht. Du mit Kachnik, als ... Verstärkung. Und jetzt los!“

Damit drehte er um und lief in seine Richtung los ... wobei, was bedeutete in seine Richtung? Und welche war die andere? Ganz klar, wenn sie das Beutetier wie im Zangengriff von zwei Seiten packen wollten, musste eine Richtung die seine sein, während die anderen beiden Rüden von der anderen Seite herkamen. Irgendwer sollte dann noch aus dem Wald kommen, aber das würden die Zwei unter sich ausmachen. Avon beneidete Yarok nicht, der nicht nur jagen, sondern auch noch Kindermädchen für einen milchäugigen Riesenwelpen spielen musste. Wären Rehe Fleischfresser gewesen, hätte man den Müffelpelz als Köder anbieten können, doch stand zu befürchten, dass das in diesem Fall eher den gegenteiligen Effekt ausgelöst hätte. Ob man Lerio als abschreckendes Beispiel verwenden konnte? Es bestand Hoffnung, dass sich das Reh freiwillig in Avons und Yaroks Mäuler „rettete“, wenn es ihn erblickte. Hach, welch köstlicher Gedanke! Apropos köstlich. Jetzt aber los, ihm hing die Sabber schon bis zu den Pfoten. Also beschleunigte Avonasac immer mehr, umrundete den See, setzte dabei über Stock und Stein. Der See war größer, als erwartet, zumal es keinen wirklich direkten Weg gab. Er beschleunigte, stolperte dabei, hielt sich aber noch auf den Pfoten. Der Hunger trieb ihn zu Höchstleistungen an. Wenn Yarok und Kachelnik einmal was richtig taten, kamen sie jetzt von der anderen Seite. Er würde verhindern, dass das Rehlein irgendwelche Dummheiten tat ... zum Beispiel ... überleben. Mit wässrigem Maul und schlagender Rute näherte er sich der Stelle, wo das Reh stehen musste. Er konnte es jedoch durch die Sträucher nicht sehen, aber seine Nase verriet ihm, dass es dort drüben sein musste. Rasch ging er in Deckung und wartete ab, dass auch die anderen Zwei ihre Positionen bezogen, eh die eigentliche Jagd begann ...

[Yarok und Kachnik (etwas entfernter) | am anderen Ufer des Mondscheinsees]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
31.12.2022 14:41 Forum: Das Tal

Das Gute war, das Schicksal meinte es endlich einmal gut mit ihnen. Nachdem es ihnen ihre Alphawölfin genommen hatte, schenkte es ihnen ein Reh, das sie nur noch fangen und verspachteln brauchten. Das Schlechte jedoch war, sie waren mit einem Wolf Namens Kachnik beehrt, der ihnen genau dieses Geschenk vermasseln würde. Nicht, dass er selbst der große Jäger vor dem Herrn war, aber wie ein Lerio stellte er sich nun auch wieder nicht an. Dieser stellte auch sofort unter Beweis, dass er mächtig einen an der Klatsche hatte und offenbarte ihm seinen ,Plan', als ob er sich dafür nicht schämen müsste. Der Timber knickte ein Ohr ein und legte den Kopf schief. Bitte ...was? Hinterhältigkeit? Dein ... Ding? Verspeisen? Also was das mit dem Verspeisen anging, war er gar nicht mal so weit von Kachnik. Dieser sollte sich doch bitte einfach die Unterlefzen hochziehen und sich dann selbst verschlucken, damit wäre ihnen allen am meisten gedient! Dankeschön.
Die Frage war ja sowieso viel mehr, was ein kompetenter Rüde wie Yarok von der Sache hielt. Gut, er wusste jetzt nicht, ob dieser irgendwelche auszeichnungsverdächtigen Leistungen in der Rehjagd errungen hatte, aber ein Vollkachnik war er jedenfalls auch nicht und das ... war im Grunde alles, was zählte. Der Rüde sah daher im nächsten Moment abwartend auf den Grauen und war bereit, seinen Instruktionen zu folgen ... aber da kamen keine. Er überlegte wohl noch oder verarbeitete gerade den geistigen Totalausfall dieses irregewordenen Zeitgenossen da drüben. Also musste Avon das übernehmen , was er dann auch notgedrungen tat. Nur die Ruhe bewahren ... dass Kachniks Intelligenz winzig klein und schwer festzustellen war, hieß nicht, dass sie nicht existierte. Er verbarg sie halt nur gut und das ... war ja auch etwas. Räuspernd wandte er sich an seinen Lieblingsrivalen, versuchend, es nicht jetzt schon wie einen kompletten Anschiss aussehen zu lassen.

„Le- ... ich meine .. Kachnik. Dein Plan ist fabelhaft. Hast du dir den allein ausgedacht? Ich staune über deine enormen geistigen Leistungen. Vermutlich treibt dich der Hunger zu solchen Höhenflügen an, nicht?“ Er schmulte kurz über den See, ob das Objekt der Begierde immer noch dort stand und einen Kahlschlag an den Pflänzchen übte, die das Ufer zierten. „Aber hör mal, Kuchnik.“ Verzeih, der Hunger! „Wir müssen jetzt alles daran setzen, dass wir es nicht erneut vermasseln. Das Reh bietet so viel Fleisch, dass das ganze Rudel davon zehren wird und das ... hatte in letzter Zeit nicht all zu viel zum Beißen", meinte er betroffen und legte kurz die Ohren an bei dem Gedanken, dass sie ein Wapiti hatten kriegen wollen und eine Alpha hatten geben müssen - ohne Wapiti. „Daher schlage ich vor, dass du aufs Wasser hinausschwimmst, während Yarok und ich uns dem Rehlein von links und rechts nähern und ihm den Weg abschneiden. Weil ... du ...“, er betrachtete ihn musternd, „du ... hast ja auch ... also deine Augen ... du darfst sie nicht überanstrengen, sonst gehen sie irgendwann gar nicht mehr...“ und dein Müffelpelz ist abschreckend genug, sicherzugehen, dass das Reh nicht an eine Flucht aufs Wasser hinaus wagen würde, dachte er im Stillen. Zumal ... ein richtiges Bad tat dem verflohten Kerl sicher nur gut. Er grinste innerlich bei dem Gedanken, wobei das eifrige aber unbemerkt bleibende Schwenken seiner Rute verriet, dass er den Rüden an der Nase herumführte und plante, ihn für die Dauer der Hatz irgendwo zu parken, damit er ein Mal nichts Dummes anstellte. Kachnik raus, Reh rein ... so einfach konnte Jagen sein.
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
19.11.2022 17:57 Forum: Das Tal

Sein Freund Yarok lief jedenfalls zur Höchstform auf. Man, so hatte er den Kerl ja noch nie erlebt! Der Timber zog den Kopf etwas ein und legte die Ohren an. Dass sein Kumpel so zornig wurde, war einzig und allein Kachniks - Halt. Gedankenstopp. Das war es ja gerade, was der Graue kritisierte. Avonasac ließ sich davon verleiten, die Schuld in anderer Wölfe Fersen zu schieben. Damit wollte er doch aufhören. Aber in wessen Fersen denn dann? Na in die der Schwänin natürlich! Gehörte es sich etwa für ein Beutetier, sich zur Wehr zu setzen und seinen Schnabel auf den Schädel des Jägers zu hacken? Die dumme Gan- Schwänin hatte gefälligst Reißaus zu nehmen, statt ihre Brut zu verteidigen. Das würde er dem Beutetier das nächste Mal haarklein erklären. Ein Programmierfehler in der Ernährungspyramide, für die Keif-Kachnik nun wirklich nichts konnte. ... Spaß.
Der Braune war ein Maulheld, der sich für etwas Besseres hielt und noch nicht einmal eine Fliegen fangen würde, wenn sie sich auf seine Nase setzte,. weil er so ungeschickt war, dass er über seine eigenen Pfoten stolperte, weil nicht nur seine Augen milchig trüb waren, sondern vor allem sein verstand, der ... Uff. Es war so schön, jemand Greifbaren zu haben, bei dem man all den Ärger abladen konnte.
Es noch mal neu versuchen, für die Anderen. Ja, auf jeden Fall. Sobald sich seine Kopfschmerzen beruhigt hatten. Nur Kachnik sollte davon ausgenommen werden, andernfalls fürchtete Avon, das nicht zu überleben. Noch einmal würde er nicht seinen Kopf hinhalten!

„Kachnik ist das Chaos ...", murmelte er unzufrieden und sah nur aus den Augenwinkeln auf das Milchauge.

Laut diesem war er also der Dummbatz, weil er so gutmütig gewesen war, Beute zu organisieren. Wenn auch nur kleine. Und dass ausgerechnet das Milchauge ihm vorwarf, was mit den Augen zu haben, war auch zum Wuffen. Doch halt ... wenn er glaubte, das war schon der Gipfel der Lächerlichkeit, dann sollte er erst mal abwarten, was Lerio noch draufhatte. Wenn er einen Wurm fand ... dann war das seiner. Avon warf sich ungeniert auf den Boden und vergaß Yaroks Standpauke so schnell, wie sie abgehalten wurde. Der Rüde amüsierte sich prächtig und wedelte mit dem Schwanz, während er herumkullerte. Da störte es ihn auch nicht, dass der Verursacher dieses Spaßes abzog wie eine Gewitterwolke. Kachnik und sein Wurm. Das klang fast schon romantisch ... endlich zwei, die sich auf Augenhöhe begegneten. Der Rüde kläffte aufgeregt und amüsiert wie lange nicht mehr und wurde erst von seinen Kopfschmerzen zurück ins Hier und Jetzt geholt und ... einer überraschenden Neuigkeit! Seine Position vom Boden aus ließ ihn etwas erblicken, dass bis eben vollkommen außerhalb seiner Wahrnehmung gelegen hatte - ein Reh! Das Huftier glaubte sich in Sicherheit und süffelte den See vom anderen Ufer aus leer. Augenblicklich sprang der Wolf auf und stolperte zu Yarok.

„D-da ... DA!“ Er stand erwartungsfreudig am Ufer und wedelte mit der Rute. „Unsere Beute!“, lechzte er gierig. Für den Moment war nicht nur der Kopfschmerz, sondern auch der Ärger von zuvor und sogar der unrühmliche Abgang ihrer Alphawölfin kurz vergessen.

Der Timberwolf wandte sich an Yarok und meinte voller Enthusiasmus.

„Das ist unsere Chance!“

Aber ihm wurde klar, dass ihre Chancen zu zweit nicht so gut standen. Für gewöhnlich brauchte es ein ganzes Rudel, um Beutetiere dieser Größe zu Fall zu bringen. Immerhin hatte das Reh keine Hörner, mit denen es sie ... urks. Allein diese Bilder loszuwerden, würde mehr als ein Wolfsleben brauchen. Also schluckte er und tippelte nur oberflächlich reumütig auf Kachnik zu, um ihn anzuschicken, sie zu begleiten.

„Ehrm ... Le- ich meine ... Kachnik“, meinte er mit respektvoller Distanz aber auch reichlich ungeduldig. Immerhin hatten Rehe Beine und das Viech konnte ebenso schnell wieder verschwinden, wie es aufgetaucht war. „Ich ... eh ... es tut mir Leid. Du ... hast sicher nur dein Bestes gegeben und ich ... also entschuldige!“ Er sah kurz zurück auf das Reh. „Kommst du mit zur Jagd?“ ... wir brauchen noch eine abschreckende Fratze, die das Huftier in unsere Fänge treibt.

Voller Vorfreude auf eine richtige Jagd wedelte er, dass die Rute die Schenkel berührte. Jetzt endlich konnte er zeuigen, was wirklich in ihm steckte!

[Yarok, Kachnik und das Reh| Mondscheinsee]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
11.10.2022 12:58 Forum: Das Tal

Wie … tut dein Kopf noch weh ? Hatte Yarok etwa den Eindruck, er hatte was am Kopf? Aber nein. Das war ganz normal … bei ihm. Quatsch. Der neue Wolf, den er anfangs so herzlich begrüßt hatte, machte sich nur ernstlich Sorgen um seinen Gesundheitszustand. Weil er eins auf den Deckel bekommen hatte von einem …. Schwan. Aber es war alles noch einmal gut gegangen, er hatte Schwan gehabt .. uhm ... Schwein gehabt und durfte noch etwas unter den Lebenden weilen. Also auch unter den Kachniks dieser Welt. Nicht unbedingt eine Auszeichnung, aber zumindest ein Anfang. Es gab ja auch noch andere Wölfe auf Erden … Roghir zum Beispiel. Urks.
Der Rüde, der sich nach seinem Wohlsein erkundet hatte, verschlang das Stück vom Küken und war satt … für die nächsten drei Atemstöße.
Ja, ja, da brauchte dieser elende Kichnik gar nicht so verstohlen aus seinen feuchtglänzenden, brillierend-schimmernden … Milchaugen … funkeln. Er würde nichts von der satten Beute – ein ganzes Küken immerhin – abbekommen … und wenn er Kopfstand machte! Manchmal war es sowieso schwer zu deuten, wo bei ihm Kopf und wo der Hintern war. Pah.
Aber da begann sich Avon schon fast ein zweites Mal an dem Küken zu verschlucken. Er … war … zu … feige?! Ja, sapperlot! Wie konnte er ihm so etwas unterstellen? Avonasac hatte doch überhaupt erst Einsatz gezeigt und während Kichererbsen-nik wie ein Welpe feuchtfröhlich am Ufer geplanscht hatte, hatte er sich in die Schlacht mit einem schwadronierenden Schwan begeben und vollen Einsatz gezeigt. Er hatte die Beute besorgt, während Kuchnik seine Chance auf satte Beute hatte entkommen lassen!

„Man kann Wasser gar nicht atmen!“, fauchte er stattdessen voller Erregung und spuckte Reste des Seewassers über den Platz. So, das musste mal gewufft werden! Das brachte doch nur zum Ausdruck, wie wenig Ahnung Lerio von den phuseligen … phukalischen … physiokalischen Gesetzen hatte!
Erst Kachniks nächste geistlose Äußerung brachte Avon noch einmal dazu, unfreiwillig innezuhalten und die Ohren zu spitzen. Was gab er da von sich? Er hatte sein … das war ja unverschämt!

„Ich hab wenigstens Hirn, du Küken-Klauer!“, jaulte er cholerisch und wippte dabei mit der Rute, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

Avons Lefzen bebten. Er stand kurz davor, dem Müffelwolf an den Kragen zu gehen. Er ertrug es nicht, beschuldigt zu werden, nachdem er sein Leben fast eingebüßt hatte in dem Wasser. Wäre er nicht rechtzeig wieder aufgewacht, wäre er ertrunken. Und er hätte Yarok zugetraut, ihm zu helfen, nicht aber dem Milchauge, der nur am Rand der Szene gestanden und wirres Zeug gefaselt hatte. Es verärgerte den Timber wie noch nie etwas zuvor, von ihm so gedemütigt zu werden … so stehen gelassen worden zu sein … dass er ihm nicht aktiv geholfen hatte .. weil er sich doch insgeheim immer gewünscht hatte, sie würden mal so etwas … wie Freunde werden.

„Ja, ja, geh nur. Such dir deine eigene Beute, Dicker“, maulte er verärgert und ernsthaft enttäuscht, bevor er sich weiter dem Rupfen des Kükens zuwendete, das in diesem Moment für all seinen Frust und seine Enttäuschung herhalten musste.
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
08.09.2022 12:32 Forum: Das Tal

Noch immer hechelte er wie verrückt und dankte Mutter Natur, dass er noch ein bisschen unter den Lebenden weilen durfte. Wie schnell das ging, dass man bei der täglichen Jagd auf Fleisch sein eigenes Leben ließ, hatte erst vor kurzem der Abgang ihrer Rudelalpha gezeigt. Und allein der Gedanke, vor den Pfoten der anderen zu liegen ... langsam zu stinken anzufangen und zu verfaulen ... brrr, äußerst unschön.
Und doch war all das nicht umsonst gewesen. Hatte die Kooperation des Milchauges auch zu wünschen übrig gelassen, er hatte zumindest eines der fluffigen Schwanenküken erledigt, unter Einsatz seines Lebens, und konnte nun ...
Abtreiben? Was zum Geier passierte da? War es möglich, dass tote Küken einfach weiter schwammen und die Nähe schon lebendig gammelnder Wolfsrüden suchten? Avons Herz macht einen Überschlag und er begann in Schnappatmung zu verfallen, als ihm klar wurde, dass seine Beute gerade in die Fänge dieses Tunichtguts fielen, der .. was eigentlich genau tat? Spielte er mit dem anderen Küken? Ja ... wieso erledigte er es denn nicht? W-was? Jetzt setzte er es zurück ins Wasser und faselte irgendein leichtflüssiges Darmprodukt?!
Blitzartig schoss er am Ufer nach drüben zu Kachnik und schnappte sich sein totes Küken, eh er auf die Idee kam, die Beute für sich zu beanspruchen. Frechheit! Unverschämtheit!
Voller Erregung und vor allem mit vollgestopftem Maul begann er zu protestieren, wobei seine Rute heftig auf die Wasseroberfläche peitschte.

„Daff iff mein Kükfen! Daff habe iff gefangen!“

Er spuckte es ans Ufer, eh er sich noch einmal an Schwanenkindern verschluckte. Nun lag es unweit von Yarok.

„Was fällt dir eigentlich ein, du zu groß geratener Krabbelkäfer?! Du ... hecheln ... lässt die Beute .. entkommen ... und glaubst, meine Beute ... hecheln ... sei deine?“

Patschtend trat er ans Ufer und las sein Küken wieder auf, eh noch jemand auf die Idee kam, ihm seinen Fang streitig zu machen. Von der Tatsache, dass Kachnik ihm im Gegensatz zu Yarok nicht zu Hilfe gekommen war, einmal ganz abgesehen!
Etwas abseits begann er das tote Tier zu rupfen, ihm die Flügel auszureißen und was man halt so mit Beute tat. Als er ein Stück davon abgetrennt hatte, lief er damit in Yaroks Richtung, machte in respektvollem Abstand Halt und legte es vor ihn. Er als sein Lebensretter hatte Anspruch auf einen Teil der Beute, doch Lerio war in seinen Augen gestorben.

[Kachnik & Yarok | Mondscheinsee]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
02.08.2022 12:43 Forum: Das Tal



Leicht wie eine Feder setzte er über die kristallene Sternenbahn hinweg. Hie und da zogen liebliche Sternenschnuppen an ihm vorbei und unterstrichen die Bilder, die die Galaxie malte, mit einer nie dagewesenen Leichtigkeit. Immer höher wurden die Sprünge, die der Grau-Braune tat, immer weniger vermochte die Schwerkraft es, ihn am Boden zu halten. Vielleicht war es ein Irrtum und er sprang gar nicht auf der Sternenstraße entlang, sondern bewegte sich nur wie eine grazile Antilope über die nächtliche Wasseroberfläche, die das Sternenbild geradezu perfekt widerspiegelte. Ja, so musste es sein! Denn mit jedem Schritt, mit jedem Herzenssprung, den er tat, breiteten sich sachte Wellen aus und markierten die Stellen, wo er aufgekommen war. Er spürte die Schwere seines Körpers gar nicht mehr, sondern wurde eins mit dem Raum, durch den er schwebte ... hatte er den Zustand der Transzendenz erreicht? Eine Roghir-freie Welt, in der ihm keiner ein Wildschwein streitig machen würde? Wer wusste schon sicher zu sagen, dass seine furchterregende Grimasse nicht an der nächsten Ecke, hinter der nächsten Sternenwolke auf ihn wartete? Sternbild Roghir? Ein schwarzes Loch in Form von Takatas weit geöffnetem Maul, das ihn zu verschlingen drohte? Schreck lass nach! Lieber genoss er noch eine Weile die Leichtigkeit des Nichtseins und bewegte sich mit einer Eleganz über die snst so stille und im Finstern liegende Wasseroberfläche wie ein Schwan ... Moment. Wie ein Schwan? Das war das Stichwort!
Im nächsten Moment spürte er nicht mehr nur den anhaltenden Schmerz an und in seinem Kopf, sondern auch, wie er durchgeschüttelt wurde wie eine Baumkrone samt überreicher Früchte. Was zum Geier ...?


Avon spotzte und drückte eine regelrechte Wasserfontäne samt des toten Schwanenkükens aus seinen Lungenflügeln, die zufällig ihren Weg in das Gesicht des Milchauges fanden. Als nächstes holte er so tief Luft, dass seine Lungen fast zu platzen drohten. Er riss die Augen auf und sah ... die Schwänin! Aber er spürte auch das Ziehen an seinem Nacken und wie er mit Gewalt über Wasser gehalten wurde. Das hinderte ihn auch an nennenswerter Ausübung jeglicher Bewegung und er hing da wie ein Beutetier. Sein Glück war es, dass ... nicht etwa, dass Yarok ihm den Arsch gerettet hatte, beziehungsweise den Kopf gerade, sondern vor allem, dass die Schwänin den Weg zurück antrat, um sich nun offenbar doch ihrer restlichen Brut anzunehmen, bevor sich noch eines von ihren Küken in sein Maul verirrte.
Nochmals und nochmals schnappte der Timber nach Luft und sicherte sein Fortbestehen für die nächste Weile. Nicht auszudenken, wenn ... er rollte die Augen und sah auf das graue Fell seines selbsterklärten Freundes, während er gleichzeitig wieder Schwimmbewegungen unternahm, die ihn über Wasser halten würden. Yarok? Der unscheinbare Neuzugang? Er hatte ihm das Leben gerettet? Nicht zu fassen. Doch hielt sein Schock an und nahm ihm die Möglichkeit, sich unweit der Gefahr und noch immer im kühlen Nass angemessen zu bedanken. Stattdessen nutzte er die letzte verbliebene Kraft, um so weit ans Ufer zu schwimmen, bis er wieder stehen konnte. Erschöpft und triefend nass wie ein Pudelwolf holte er noch ein paar Mal Luft. Er schüttelte seinen Pelz aus und sprengte damit nicht nur die Pflanzen des Ufers, sondern auch mögliche Wölfe in seiner Nähe. Noch immer fassungslos über den Beinahe-Tod seinerseits sah er apathisch auf das tote Küken, das er fast zum Preis seines eigenen Lebens bekommen hatte ... zukünftig würde er auf Beeren umsteigen, wenn die Jagd tote Leitfähen und ertrunkene Avons bedeutete ... Fleisch fressen, voll aus der Mode!

Der tote Julian dagegen bekam von alledem nichts mehr mit. Symbolträchtig trieb der kleine Schwanenkörper dem Leib des Milchauges zu, bis es an dessen Lauf stieß und seine unfreiwillige Totenreise über das Uferwasser beendete.

Milchstraße Sterne Nachthimmel © Felix Mittermeier
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
27.06.2022 14:55 Forum: Das Tal

Wie ein richtiges Seeungeheuer schnappte der Timber nach den Jungtieren. Sie versuchten ihm zu entkommen, aber sie schafften es ... auch. Sie waren klein und wendig und es wolfte ihn, dass sie schon besser im Schwimmen waren als er. Also versuchte auch er sich umzudrehen, um einem der Küken zu folgen, die aufgeregt piepsend in Richtung ... ach du liebes Lieschen ... war diese weiße Unwetterwolke mit dem Blick des Zorns dort die Mutter? Wie konnte ein Vogel so wütend werden? Sie hatte doch noch andere Küken, konnte sie ihnen nicht eines abgeben? Bald würde das Kleine seine Mutter erreicht haben. War es nicht Lerios Aufgabe gewesen, den Muttervogel aufzuhalten, damit er in der Zwischenzeit das Baabeehkju anrichten konnte? Wie von der wilden Tarantel gestochen, machte Avon einen Happs nach vorn und verschlang das kleine Küken mit Haut und ... Federn. Sofort drückte er geistesgegenwärtig zu, eh das Kleine in seinem Maul noch Laufen lernte. Das Thema Küken war damit ... gegessen, blieb nur noch der bevorstehende Zusammenstoß mit Mutter Schwan. Obgleich er auszuweichen versuchte, entkam er ihrem mütterlichen Zorn doch nicht.



Zu spät! Zu spät! Die Landratten hatten Julian ermordet! Sie hatte das Verbrechen sehen, aber nicht verhindern können, denn obwohl sie sich auf dem Wasser schnell vorwärts bewegte, indem sie mit den Flossen paddelte, die Distanz war zu groß gewesen. Wie lange konnte ein Schwanenkind in einem stinkenden Wolfsmaul überleben? Sie musste alles daran setzen, das festzustellen und begann unverzüglich, den Schnabel voller Wucht auf den hohlen Wolfsschädel einzuhacken, ungeachtet seiner Quietsch- und Jauellaute, die über den ganzen See reichten. Immer wieder hackte sie und hoffte, das Monster zum Ausspucken zu bewegen, damit Julian noch eine Chance hatte ...

Ich seh' den Steernenhimmel ... Steeernenhimmel ... oh oh ... Ja, war es denn schon wieder Nacht geworden? Überall kreisten kleine Sternlein und Sternschnüppchen durch sein finsteres Hirn, die ihn einluden zu ertrinken. Denn der betäubende Schmerz ließ seine Sinne schwinden und mit ihnen das Rest-Bewusstsein, das er sich bis eben bewahrt hatte. Avon wollte das Küken, das sein Maul regelrecht verstopfte, ausspucken, aber da glitt er schon ab und gab sich dem sanften Schlaf im seichten Wellengang hin ...



Unterdessen hatte sich der Rest der Brut über den See verstreut. Nur einer suchte weiterhin die Nähe der Mutter, die allerdings gerade ganz andere Sorgen hatte. Das Verschwinden seines kleinen Schlüpfgeschwisters hatte er gar nicht mitbekommen, denn neben der Sorge, gefressen zu werden, gesellte sich auch eine ungesunde Portion Neugier mit hinzu. Was waren das für seltsame Kreaturen, die in ihr wässriges Reich eindrangen und ihnen den Kampf ansagten? Was für seltsame Schnäbel hatten sie und was waren das für spitze Dinger auf ihren Köpfen? Kommunizierten sie über diese Auswüchse, etwa über irgendeine Frequenzwelle? Er schwamm vorsichtig näher an eines dieser Wesen, das gerade außenvor schien und sich im Wasser bewegte wie ein Fisch in der Luft. Der seltsam anmutende Landsäuger hatte ganz milchige Augen und würde ihn sowieso nicht richtig sehen. Was hatte er da für ein merkwürdiges Gefieder? Von einer ungeheuren Neugier getrieben schwamm er näher heran, um es einmal zu untersuchen. Er stupste ganz zart mit dem kleinen Schnäbelchen an die Flanke des Landungeheuers, bevor er wieder etwas Abstand nahm und ihn betrachtete ... willst du ... mein Freund sein?

[ Kachnik & Yarok | Mondscheinsee ]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
15.04.2022 15:59 Forum: Das Tal

Ein Bisschen machte es ihn ja schon stolz, dass er eine Methode gefunden hatte, effektiv nach Beute zu suchen, die offenbar von einem anerkannten Rudelmitglied und Wolf wie Yarok anerkannt wurde. Gut, was hieß schon effektiv. Noch hatten sie damit nichts gefangen, denn wenn Avon richtig mit einem halben Auge nach drüben schielte, hatte Yarok auch noch nichts in den besagten Erdlöchern gefunden. Vermutlich war ihre Nase auch nicht lang genug dafür und sie hätten so eine Art Rüssel gebraucht, um in geeigneter Tiefe auch etwas zu stoßen. Immerhin war das weit mehr, als andere Wölfe zu Stande brachten. Lerio beispielsweise jagte allenfalls seinen eigenen Schwanz, bis er mit Schwindelgefühlen umkippte, nur dass den am Ende niemand essen wollte. Wirklich zum Augenrollen. Daher versuchte der Timber es noch einmal weiter drüben. Am Stamm eines Baumes entdeckte er eine Ameisenstraße. Schon putzig, die kleinen Tiere, wie sie in beide Richtungen aneinander vorbeimanövrierten und Blätter und Tannennadeln transportierten. Wie machten sie es nur, dass sie nicht miteinander zusammenstießen? Doch als Beute schienen sie ungeeignet. Die Vorstellung, dass sie ihren Verkehr in seinem Bauch fortführten, war nicht gerade verlockend, sodass der mutige Großwildjäger entschied, sich lieber auf etwas anderes zu konzentrieren ... etwa .. Vögel? Er drehe sich blitzartig um, als er das Fauchen weiter hinten hörte. Es schien, als machte sich Achnik-Krachnik gerade neue Freunde, was ihn wirklich zu einem amüsierten Ruteschlagen veranlasste. Allem Anschein nach passte dem majestätischen Wasservogel die Visage des Milchauges nicht, was ihn nicht überraschte. Der Schwan hatte auch noch ein paar Jungvögel dabei. Avon leckte sich unweigerlich das Maul. Ohne lange zu zögern und ungeachtet Yaroks Warnruf, hüpfte er galant wie ein Nilpferd herüber zu der Stelle, an der Kachnik die Beute ausgemacht hatte. Zwar besaß der jüngere Rüde die Intelligenz eines Gänseblümchens, doch dieses Mal hatte den richtigen Blick für eine potentielle Mahlzeit gehabt ... tja, auch ein blindes Korn findet mal ein Huhn.

„Halt es in Schach, Kich- ehr, Kachnik!“, japste er ehrlich aufgeregt und voller Vorfreude.
Nun konnten sie endlich mal zeigen, was in ihnen steckte! Der Gedanke, dass ein ganzes Rudel bei dem Versuch, Beute zu schlagen, versagt und eine weise Alphawölfin darüber hinweg weggestorben war, animierte ihn erst recht, jetzt für etwas Nahrhaftes zu sorgen. Er sprang Kachnik ungewöhnlich nahe herbei und wuffte.

„Du kümmerst dich um die Glucke, ich hole uns die Happen!“

Kachnik zeigte ungewöhnlich mutig Einsatz und stürzte sich voller Elan in das Wasser, um den Muttervogel auf Abstand zu halten. Noch nie zuvor hatte er so großen Spaß dabei, einer Beute nachzustellen. Und es reizte ihn, sie mit Lerios Hilfe zu stellen, denn insgeheim war ihm klar, dass sie beide ein Schicksal teilten: Sie waren eher das Schlusslicht des Rudels und mussten besonders viel aufwenden um den anderen zu beweisen, dass sie nicht überflüssig waren. Mit ganzem Mut setzte er an Kachnik und dem Mutterschwan (der -schwänin?) vorbei, um die kleinen Küken zu erhaschen. Im flachen Ufer ging das noch ganz gut, obwohl er sich im Wasser nicht ganz so schnell fortbewegen konnte. Während die Schwänin mit dem Milchauge beschäftigt war und er ihr hoffentlich den Kopf abbiss, schnappte er sich die kleinen Happen. Das Erste ... entwischte ihm ... das zweite ... er musste nur etwas weiter raus ... bald schon musste Avon in Schwimmbewegungen übergehen, um nach den nächsten zu haschen. Zumindest konnten die Küken noch nicht richtig fliegen, sodass er eine Chance hatte ... wenn Kachnik nur weiter machte und die fiese Mama in Schach hielt ... jetzt kam es darauf an!




Es hätte so einfach sein können. Ein gemeiner Landräuber, der ihrem Revier zu nahe gekommen war. Aber dieser verfiel in ungeahnt unkoordinierte Bewegungen. Sie musste sich in Acht nehmen, denn diese Tiere hatten richtige Zähne, die ihrem Hals schnell gefährlich werden konnten. Es war nur die Frage, wer schneller war. Mit einer Vielzahl empörter Gesten versuchte sie das Landsäugetier auf Abstand zu halten, doch vergebens. Er haschte nach ihr und sie flatterte mit den Flügeln auf, um der Bewegung zu entkommen. Jetzt wurde sie aber so richtig böse. Sie hackte in die Richtung des Fremdlings und legte es darauf an, ihm auf schmerzhafte Weise klar zu machen, dass mit ihr nicht zu spaßen war. Aber als der dicke Landsäuger mit einem Mal heruntergerollt kam und halb ins Wasser klatschte, näherten sie sich unverhofft schnell an. Sie breitete nochmals die Flügel aus und präsentierte ihre beeindruckende und majestätische Größe. Da der Vorderleib des männlichen Tiers nun schon weiter unten lag, konnte sie nun erstmalig zum eigentlichen Angriff ausholen und hackte mit dem Schnabel drei- vier Mal auf seinen Schädel. Das setzte ihm hoffentlich zu und machte ihm deutlich, dass er soeben in ihr ... doch was war das? Ein weiterer Landsäuger war längst in ihr Reich eingedrungen und machte sich an ihrem Jungbestand zu schaffen. Aufgeregt fauchend ließ sie daher vom Ersten ab und schwamm geschwind herüber zum zweiten Räuber, um ihn von der schrecklichen Tat abzuhalten. Sie langte nach seinem Körper, erreichte ihn aber nur knapp an der Seite, da sie sich nicht nahe genug heranwagte. Sie musste Acht geben, denn gegen zwei dieser Prädatoren kam sie nur schwer an. Trotzdem setzte sie alles daran, ihren Nachwuchs zu verteidigen.

[ Kachnik & Yarok | Mondscheinsee ]
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