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Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
18.03.2024 11:04 Forum: Das Tal

Valdi .... Valdis ... Vi-Va-Valdis ... hach, wunderschön und passend zu diesem edlen Geschöpf, dass ihm das Schicksal da vor die Pfoten gesetzt hatte! Der Timberwolf lächelte berührt und zeigte sich im Profil, während seine Rutenspitze sacht zuckte. Lange nicht mehr war ihm so ein hübsches und liebenswertes Getier untergekommen wie dieses hier! Sie nahm das Fressen nicht sofort an, was ihn in leichteres Grübel versetzte – hatte sie Sorge, dass es mit dieser ominösen Krankheit durchsetzt sein konnte? Nun, da konnte er sie beruhigen, denn Avon lebte noch und er hatte selbstverständlich vorher gekostet.
Mit einem Mal aber machte sein Herz ein Sprung wie ein Poltern. Roghir ... war was?! O-okay? Welch' feistes Oxymoron! Offenbar hatte er soeben einen Hörsturz erlitten. Er schielte nach oben auf sein aufrechtes Ohrenpaar und schalt sie dafür, ihm derartig böse Streiche zu spielen. Natürlich hatte sie so etwas nicht geäußert! Ein Jeder wusste, dass diese rohe Gier brandgefährlich war und dass man Abstand halten musste von einem wie dem, krank oder nicht! Aber zum Glück hatte es sich nur um einen Knick in der Akustik gehandelt, denn natürlich hatte sie so etwas geäußert wie Roghir ist echt fies oder Roghir ist ein giftig-grantiger Gnom oder ...
Dann ging es auf einmal um diese Krankheit und Takata. Diese harmonisch zueinander passenden Begriffe, die allenfalls durch dumme Gewitterziege übertroffen worden wären und den richtigen Eindruck von diesem weißen Ungeheuer vermittelten. Es interessierte ihn auch nicht, wo diese Wölfin abgeblieben war, sollte sie bleiben, wo die Diestel wuchs. Interessant war nur, dass es sehr wohl weibliche Wolfsgeschöpfe geben konnte, die selbst einen Charmeur wie Avon nicht die Bohne interessierten. Er würde sogar so weit gehen zu sagen, dass ihm ein knuffiger Grummelkachnik lieber war als die, vor der man sich fürchten musste.
Das Einzige, was für ihn gerade zählte war, dass Fählein Valdi .. Valdis auch ein Auge auf ihn geworfen hatte ...ehr ... trotzdem besaß sie ihre beiden natürlich noch ... brr, welch ekelerregende Vorstellung (ein Ein-Ohr-Wolf war ihm beileibe genug gewesen). Langsam erlaubte er sich, etwas näher an sie zu tippeln, dabei die Rute sacht hin- und herschlagend, um sie zu einem kleinen Rundgang einzuladen.

„Ehm ... du ... Valdis. Hättest du nicht Lust, dass ich dir unser Revier zeige?“ Er verschob seine Lefzen zu einem schiefen Grinsen und wackelte mit den Ohren. Konnte man solch einem verlockenden Angebot widerstehen? Er sah kurz nach unten auf das Präsent, das er ihr gemacht hatte und meinte eher beiläufig. „Du kannst ja noch im Gehen essen", denn er hatte gewiss nicht die Geduld zu warten, bis sie alles heruntergewürgt hatte. Wer wusste schon, wer bis dahin noch alles zu ihnen stieß und welch grauenhaften Themen neben Okay-nicht-Okay-Roghir, taube Nuss Takata und Krankheit noch zur Sprache kommen würden!
Wie ein begeisterter Welpe schwang er seinen athletischen Leib herum, um ihr den Weg zu zeigen, eh sie auch nur an eine Art Widerspruch hätte denken ... oh oh ... Zu spät erst bemerkte er, dass er mit seinem Dickschädel voll gegen Kachniks Kopf geprallt war, als er voller Elan versucht hatte, seine Angeherzte mit auf einen Ausflug zu nehmen.

„Autsch!“, winselte er und hielt sich den Kopf mit der Pfote, eh er verärgert zu murmeln begann. „Sapperlotnocheins! Steh' doch nicht irgendwo rum!"

Genau, Kachnik! Steh doch nicht ir-gend-wo herum. Sei am besten gar nicht, denn dann musste er sich nicht Gedanken darüber machen, ob er vermutlich mit seinem unansehnlichen Müffelleib in Kontakt kommen würde. Der leichte Schmerz hielt noch etwas an und verging auch nicht, nachdem er sich kurz schüttelte und mit den Augen blinzelte. Dämlack, elender. Und er? Er war jetzt ganz übel kontaminiert und musste sich erstmal ausgiebig in Aas suhlen, um diesen furchtbaren Geruch wieder loszuwerden. Brr.

(Mondscheinsee |direkt bei Valdis und Kachnik (stößt mit ihm zusammen), Aarinath, Ayjana, Shiro, Kachnik, Yarok & Pantalaimon)
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
04.11.2023 13:53 Forum: Das Tal

Zum Glück verschreckte Kachelnik die Neuankömmlinge nicht gleich durch seinen Geistesblitz! Sie blieben noch etwas und gaben ihnen gewissermaßen eine zweite Chance. Innerlich atmete er durch. Dennoch ... dass ausgerechnet von Roh-Gier die Rede war, beunruhigte ihn. Er hatte es eigentlich genossen, dass sich dieser unangenehme Zeitgenosse mal verdrückt hatte. Wenn es nach ihm geht, konnte er auch dort bleiben ... wo der Schnee fiel! Und dann kam von dem hübschen jungen Ding eine Antwort auf Lerios unmögliche Frage. Avon sah an sich zurück, als die Rede davon war, dass der aggressive Rüde bunte Farben hasste. Ob er ihm vielleich einfach zu bunt gewesen war? Für einen Moment dachte der Timber angestrengt nach, bis ihm einfiel, dass das vermutlich eine genauso dämliche Antwort darstellen sollte, wie es die Frage gewesen war. Avonasac wedelte mit der Rute, riss das Maul auf und kniff die Augen zusammen. Dazu tat er einige vielsagende Laute.

„Ha. Ha. Ha-ha. Ha.“

Ob man das als angemessenes Lachen über eine wenig ernst gemeinte Antwort durchgehen lassen konnte oder ob es ein Auslachen über eine so dämliche Frage darstellte, durfte sich jeder Anwesende selbst aussuchen. Dass Roghir bunt hasste, glaubte er gern. Sein Pelz war dunkel wie die Nacht und so auch seine finstere Seele ... falls er überhaupt eine hatte. In seinen Augen war das der Beweise schlechthin, dass die Neulinge auf den Grantigen gestoßen waren. Aber nicht nur den. Plötzlich fiel auch noch der Name Takata! Wunderfein. Da hatten sich ja zwei gefunden. Sollten sie glücklich werden und irgendwo weiiit weg eine eigene Familie gründen. Wenn lauter kleine Roghirs und Takatas herumstolperten, wollte er besser ganz weit weg sein. Den Namen Lynx überhörte er gekonnt, denn mit ihm hatte er nie viel zu tun gehabt.
Als die junge Schönheit dann mit einem Mal die Sprache auf ihn brachte, glaubte er sich erst zu verhören. Er sah nach rechts und nach links und suchte nach dem, von dem hier die Rede war, denn er konnte es doch unmöglich sein! Seit wann interessierte sich denn eine Fähe für i-i-ihn? Nun ja. Bei seinem Blick nach links sah er nur Müffelwolf Kuchnik, von dem gewiss nicht die Rede sein konnte. Er rümpfte die Nase und tat einen Schritt weg von dem da.

„Schon gut, Lerio. Friss dein Gesundheitskraut und beruhige dich wieder!“

Kachnik war die geballte Einfältigkeit in Wolfsform. Diesen Rüden wollte er besser fernhalten von einer hübschen Wölfin wie der Valdis da. Also stellte er sich etwas vor ihn und damit etwas näher an die Fremde heran, die ihn sofort in ihren Bann gezogen hatte.

„M-meinst du ... m-mich?“ Er sah verunsichert hin und her, seine Ohrinnenseiten liefen rot an, während seine Rute leicht schwenkte. „Also ich bin ...“ räusper „... Mein Name ist Avonasac. Aber gute Freunde nennen mich Avon!“

Hierzu grinste er stolz über alle Backen und wedelte doller mit der Rute.

„W-w-warte einen Moment!“, entschuldigte er sich dann und setzte zurück, um etwas zu holen.

Avon lief zur Beute, deren Besorgung er maßgeblich mit geleistet hatte und riss ein Stück davon heraus - es mochte vielleicht etwas Leber sein, so genau wusste er das nicht - eh er damit nach vorn sprang und sich Valdis zaghaft näherte. Ganz sacht und äußerst bedächtig legte er es vor ihren Pfoten ab und sah sie freundlich wedelnd an. Aber bevor sie ihren grenzenlosen Dank über seine großzügige Spende zum Ausdruck bringen konnte, musste er noch etwas korrigieren ... Der Rüde wollte den Beuteteil in zwei Stücke teilen, was ihm auch gelang. Das zweite Stück warf er hastig in die Nähe Pantalaimons, schließlich wollte er ihn nicht gänzlich außenvor lassen. Dass dieses zweite Stück maximal die Größe einer Wolfspfote besaß, während Valdis das Kopf-große Stück bekam, ließ man besser einmal außer Acht. Avon war noch nie gut in Geometrie gewesen.
Nun stand er aber erwartungsvoll wedelnd vor der jungen Schönheit und war bereit, sich in Dankbarkeit zu baden.

Schneller als erwartet, war der Teil des Rudels zurück, der mit Shiro anfing und mit Ayjana und Aarinath aufhörte. Das war ihm jetzt aber höchst unangenehm! Hatte er doch bis zuletzt ein Auge auf Ayjana geworfen, doch hatte er dies mit einem schweren Trauma bezahlt. Denn dieser Roghir hieß es nicht gut, wenn sich jemand seinen beiden weißen Engeln näherte, sodass er Abstand davon nehmen würde, weiterhin irgendwelche Körperteile auf diese Fähen zu werfen. Er tat eine entschuldigende Geste in Richtung der drei Weibchen und lächelte verschmitzt.

„H-hallo.“ Drei Engeln für Ch- Roghir. Wobei fraglich war, ob sich eine wie Shiro von Roghir unterbuttern lassen würde. Sie würde schwer genießbar sein für einen Grantwolf wie dem! Ha.

[Yarok, Kachnik, Pantalaimon, Valdis, Aarinath, Ayajana, Shiro | am Ufer des Mondscheinsees]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
27.09.2023 08:51 Forum: Das Tal

Schneller als erhofft, hatte sich die Konkurrenz auch schon aus dem Nebel geschält! Avon war nicht unbedingt von der ganz ängstlichen Sorte ... also nicht gaanz so gaanz. Nur ein bisschen umsichtiger als der Rest. Zum Beispiel Wetterfrosch Kachnikmann, der es offenbar gar nicht erwarten konnte, den Fremden in die Fänge zu stürzen. Auch Yarok zeigte sich unerschütterlich und baute sich auf wie ein Fels in der Brandung. Er staunte über so viel Courage. War nur eine Frage der Zeit, bis auch ihm ein Ohr abge- urks ... das erinnerte ihn voller Übelkeit an Fraser. Wie ich mein Ohr verlor.
Ohne es so recht zu bemerken, hatte er sich immer weiter hinter Kachnik positioniert, der wiederum ein Stück hinter Superwolf Yarok stand. Was tat er denn da? Oha, so ein Kachnik von hinten war aber auch mal interessant, zumindest, wenn von vorn potentielle Gefahr drohte. Für den Fall, dass sich das Schmierauge über sein Verhalten wunderte - was einem erfahrenen Artgenossen bei Avon eigentlich nicht mehr passieren sollte -, hatte er auch schon eine perfekte Antwort parat, begleitet von einem verschmitzten Lächelwedeln.

„Ehr ... ich ... will nur aufpassen, dass dein Hintern ... also ... dass hinter dir ... dass da ... ich halte dir den Rücken frei! Den Hintern, also ... räusper.“

Der Timber schwenkte den Blick zur Seite und schüttelte über sich selbt den Kopf. Ein Glück, dass es hier nur um Kuchnik ging und nicht um irgendeine Angebetete, wie seinerzeit Thyca und Laina ... was wohl aus ihnen geworden war?

Apropos Wölfe. Schon wenige Augenblicke später offenbarte sich ihnen drei Rüden die Gestalt der beiden Fremden. Da wäre zum einen ein dunkler Rüde, der sich ihnen als schwarzer Panter .. nee, falsch. Ein schwarzer Rüde Namens Panter ... Pantalaimon! Jetzt aber. ... vorstellte sowie Valdi. Valdis. Und ... ohh ... sie war zwar noch ein bisschen jung, aber eine Schönheit von einem Wolf! Ebenso reflexartig, wie er Deckung hinter dem wenig ansehnlichen Schleieraugenwolf genommen hatte, schlich er nun langsam wieder hervor, an eben jener schlechten Laune der Natur vorbei, bis er ihn ganz verdeckte und besah die graue Jungfähe voller ... Begierde. Was für ein hübsches junges Ding! Hing ... hing ihm da seitlich die Zunge raus? Schnell rein damit, so was gehörte sich doch nicht.

„Ha- hallo, Valdis.“ Er schloss das Maul und offenbarte ein charmantes Grinsen, während er den Kopf leicht schief legte und sacht mit der Rute schwenkte. „Äh ... und Panter. Pantalaimon ... hallo!“

Doch dann geschah es! Sie waren im Auftrag eines gewissen Roh-gier hier! Dem Timber stockte der Atem und seine Augen sahen geschockt geradeaus. Bitte was? War das ein schlechter Witz? Er musste die Erinnerung an diesen Tunichtgut erst einmal vom Misthaufen gedanklich ausgesonderter sozialer Kontakte exhumieren, bis die Bilder wieder in ihm auftauchten. Wasser. Hilfe. Ayjana in Gefahr. Rettung. Noch mehr Wasser. ROGHIR. Drohung. Angst. Angst ... Angst ...!
Langsam schlich er wieder zurück, bis er auf Höhe seines besten Feindes angekommen war und sich wieder so kleinlaut gab, wie er eigentlich war.
Apropos Lieblingsfeind. Was stammelte er da? Er traute ihnen nicht? Er meinte, sie dachten sich das mit Roghir nur aus? Er legte den Kopf in die andere Richtung schief und dachte nach. Ganz blöd war das ja nicht. Roghir als Zugangscode für ihr Rudel, hin zum unanfechtbaren Alphaposten? Verworrene Idee. Manchmal war Kachniks Kopf zu erstaunlichen Höhenleistungen im Stande ........ nur um daraufhin alle Sicherungen durchknallen zu lassen und als verkohltes Resthirn in mickriger Form vor ihren Pfoten zu landen. Lieblingsfarbe? Was war denn das für eine bescheuerte Frage? Avon besah seinen Nebenwolf mit einem sträflichen Blick. So etwas Abwegiges konnte auch nur von einem Nobelpreisträger geistigen Totalausfalls kommen! Wieso fragte er nicht gleich, wie viele Fellhaare dieser Roghir haben mochte? Was sollte schon die Lieblingsfarbe eines Roghirs sein? Blutrot? Verkohltes Schwarz? Blödsinn. Es gab eh nur Blau und Weiß.
Kopfschüttelnd stand er da und rollte mit den Augen.

[Yarok und Kachnik, Pantalaimon & Valdis | am Ufer des Mondscheinsees]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
29.08.2023 15:08 Forum: Das Tal

Er hatte ja fast schon vergessen, wie geil frisches und noch warmes Fleisch schmeckte! Eine köstliche Delikatesse, so ein Rehrücken. Dabei fiel ihm gar nicht auf, dass er schon eine ganze Menge davon gefressen hatte. Das war aber nur gerecht, immerhin hatte er das Tier ja zu Fall gebracht. Dass er beim Fressen auch den anderen Rüden näherkam, insbesondere Kuchelkachnik, entging ihm nicht mehr, als er dessen muffigen Geruch wahrnahm. Für einen Moment stellte sich der Timber vor, es gab Tiere, die sie fraßen, so wie sie es mit den Rehen taten. Zum Beispiel ... ehm ... die großen Langohrschwanzfüßler. Also wenn er jetzt so ein Langohrschwanzfüßler gewesen wäre und seine allererste Mahlzeit wäre so ein Kachnik-Wolf gewesen, so eine Art wenig schmackhafte Bitterlimone ... er wäre glatt Vegetarier geworden! Nun gab es natürlich auch Wölfe zum Anbeißen – Ayjana zum Beispiel, aber so etwas Schönes wollte er gewiss nicht trüben, auch als gestandener Langohrschwanzfüßler nicht. Wölfe wie Roghir waren auf eine andere Art ungenießbar, sodass er über kurz oder lang verhungert wäre. Eine kurze Geschichte vom Aussterben der Langohrschwanzfüßler.
Yaroks Frage riss ihn aus seinen chaotischen Gedanken. Offenbar amüsierte den Grauen die Vorstellung, das Reh mochte über ihn g-e-s-t-o-l-p-e-r-t sein. Welch absurde Vorstellung! Ein Reh wäre doch nicht so dämlich, über seinen eigenen Fressfeind ... ehr ... also rein theoretisch. Das ganze klang jetzt aber weit weniger heldenhaft, als sein Gegenüber es darstellte, was auf Avons Schnauze einige Falten der Eingeschnapptheit hervorrief. Er konnte nun kontern, dass man auch nach solch einem Ereignis noch gute Reflexe unter Beweis stellen musste, indem man das Reh zu fassen bekam, eh es seinen Fauxpax bemerkte und wieder Reißaus nahm, aber das war überflüssig.

„Na- natürlich nicht!“, protestierte er energisch und bewies echte Avon'che Glaubwürdigkeit. Er stellte sich stolz auf und verkündete. „Das war Kalk. Das war kalkuliert! Ich habe mich so positioniert, dass das Reh gar nicht anders konnte, als mit seinen Läufen “ ... über seinen Kopf zu trommeln. Ehm, ja.

Zum Glück – oder leider – krähte aber bereits wieder Kichererbsennick dazwischen und erinnerte sie daran, dass die Aufnahme von Frischfleisch auch seine Existenz für eine Weile verlängert haben würde. Hm.
Abgemacht?
Der Timber sah entgeistert auf den schwer ergründbaren Zellhaufen mit der Ansammlung von Fell drumherum vor sich. Was zum Geier ...?! Mit wem hatte er was abgemacht? Er sah sich nervös um. Ob dies der Moment war, indem sich Kachniks seltsame Daseinsberechtigung offenbarte und weitere seiner Art, die Kichererbsenbande, aus ihren Verstecken hervorgesprungen kam, um sich auf sie zu stürzen und ihren Pakt mit den Langohrschwanzfüßlern, die sie alle verschlingen würden, zu offenbaren? Oder gehörte all dieses konfuse Gedankenwirrwarr bereits zu den ersten Begleiterscheinungen der ominösen Krankheit?

„Wer hat was abgemacht? Was ... und wovon? Von dir?“

Er lästerte, denn Avon wusste nicht, wie er in solch einem Moment reagieren sollte. Vermutlich unterhielt sich Kachnik nur mit seinem imaginären Freund, was ja fast schon belächelnswert wäre. Aber noch bevor er sich weiteren Wirr-Gedanken hingeben konnte, vernahm er den Geruch teilweise bekannter wie auch weniger bekannter Wölfe, die ganz in der Nähe sein mussten. Erschrocken hielt der Rüde inne, spitzte die Ohren und winselte leise.

„Oh nein ... Konkurrenz!“

Noch eh er länger darüber nachdenken konnte, vergrub er seine blutige Schnauze erneut in der offenen Bauchdecke des Stolperrehs, um so viel wie möglich in sich hineinzuschlingen, eh die besten Stücke wieder im Magen eines gewissen Roghir landen würden. Bei so viel roher Gier wusste man schließlich nie, was am Ende für kleine schwache Wölfe wie ihn oder Lerio übrig blieb!

[Yarok und Kachnik | Pantalaimon & Valdis in der Nähe | am Ufer des Mondscheinsees]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
04.07.2023 12:29 Forum: Das Tal

Aufgeblähte Leiber. Schiefe Nasen. Ungleichmäßig geweitete Pupillen in verschobenen Augenschlitzen. Unterschiedlich weit gedehnte Ohren und verkrüppelte Extremitäten. Avon malte sich mit der Fantasie eines echten Könners aus, welche Folgen diese ominöse Krankheit haben mochte. Aber so ganz schien das ja nicht zu stimmen, denn die Einzige, die er kennen gelernt hatte, die diese Krankheit vielleicht gehabt hatte, war ausgerechnet ihre Alphawölfin gewesen. Und wie hatten die Symptome ausgeschaut? Sie roch anders. Also nach dem Verenden. Es war ja nicht so, dass tote Geschöpfe überhaupt irgendwie gut rochen, allenfalls normal ... also irgendeiner Norm entsprechend, einem Durchschnitt. Apropos Durchschnitt. Wie sah es eigentlich im Innern eines erkrankten Tieres aus, das den Klauen der Krankheit anheim gefallen war? Bildeten sich befallene Organe grünviolettorangerot aus oder blieben sie so unförmig und glitschig, wie sie sonst auch waren?
Er sah hernieder auf das tote Reh und schnüffelte daran. Roch eigentlich normal tot. Wunderbar. Dann konnten sie ja ... und da geschah es auch schon! Dieser vorlaute Ka- nee, nicht Kachnik. Es war Yarok, der ihnen die Bürde abnahm, den Vorkoster zu spielen. Der Timber legte ein Ohr schief, eh er noch wuffte.

„N-nich-!“

Zu spät. Da kaute er schon auf dem ersten Hautfetzen herum wie ein vorlauter Jungwolf, der irgendeiner feinen Wolfsdame gefallen wollte. Wollte er ihnen damit auch etwas beweisen? Hej hej, ich bin der coole Yarok. Ich hab's drauf und trau' mich was! Yarok rockt. Hm. Bis jetzt jedenfalls wuchsen ihm keine Pilzfäden aus Ohren und Nasenlöchern, doch war es vielleicht nur eine Frage der Zeit, bis er sie im Schlaf anfiel und auch zu Kranken zu machen versuchte. Verrückte Vorstellung. Dabei hatte er Yarok bisher immer den Vernünftigen zugeschrieben.
Kachnik war dagegen naturgemäß nicht glücklich über seinen Versuch, ihn zum Vorkoster zu degradieren. Die Angst, die er um einen wie Yarok hatte, so musste Lerio annehmen, hatte er um ihn nicht, weil er ... ja, warum eigentlich? Weil er nicht das hellste Glühwürmchen am Abendhimmel war? Weil er mit ihm eine andauernde Fehde austrug, die vom Niveau her irgendwo tief unter dem Grundwasser verortet war, so mittlere Nähe zum Erdkern? Ein bisschen schämte er sich ja. Er wollte doch nicht wirklich, dass Kachnik irgendwelche Pilze aus denn Körperöffnungen wuchsen ... er war doch so schon gestraft genug mit seiner Erscheinung, dieses Milchauge.
Als der Vorkoster ihrer Dreier-Gruppe plötzlich dazu überging, ein lautes Heulen auszustoßen, zuckte Avon unfreiwillig zusammen. Ja, sapperlot, was denn jetzt los?! Gehörte das mit zu den ersten Anzeichen furchteinflößenden Krankseins? War das der Kriegsruf eines Pilzwolfes, kurz bevor er seine Reißzähne in den Hals eines noch gesunden Artgenossen vergrub? Er legte die Ohren an und zog den Kopf ein. Überraschenderweise schloss sich ihm Kuchelkachnik aber im nächsten Moment an und sie heulten um die Wette – dabei hatte der zerlumpte Artgenosse noch gar nichts verköstigt von dem erlegten Reh. Erstmalig dämmerte es dem Rüden, dass seine Sorge vor der Ansteckung durch ein Beutetier übertrieben sein mochte. Nach einem Riss zu heulen und die übrigen Rudelmitglieder zu verständigen, gehörte zum natürlichen Repertoire des Wolf-Seins. Ein wenig beschämt legte er die Ohren zurück und lächelte entschuldigend, bevor auch er sich schwanzwedelnd dem Heulen anschloss und in den Chor einstimmte ...
... bevor ihm klar wurde, dass es hier gleich nur so wimmeln würde vor hungrigen Wölfen, die allesamt sein Reh verknusen wollten, weshalb er sein Heulen abgehackt unterbrach und noch vor dem Ende des Heulens der anderen beiden Kerle die Zähne ins noch warme Fleisch schlug, um einen kräftigen Bissen zu tun. Immerhin war die Beute sein Verdienst und nicht nur die Vorstellung, er mochte krank werden durch sie, missfiel ihm, vor allem das mögliche Szenario, er würde dadurch indirekt Schuld sein, wenn sie in Kürze alle infiziert waren.
Pilzwölfe. Lange Fäden hingen ihnen aus den Ohren und Nasen. Wankend über den Platz, speichelnd, grunzend. Ein neues Stadium evolutionärer Entwicklung, Wolf 2.0, jetzt mit weniger Hick und Hack, dafür mit ganz viel Grunz und Schlurf. Na klasse.

[Yarok und Kachnik | am Ufer des Mondscheinsees]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
27.05.2023 18:24 Forum: Das Tal

Rehlein Rehlein, du musst wandern ... von dem einen Ohrlein zu dem ander'n! Oh sieh, die lustig kreisenden Rehe über meinem Kopf. Wenn du sie zählst, wirst du bald einschlafen. Konnten Rehe eine Wolfsschnauze hinunterrutschen? Nun, diese hier taten es zumindest. Huiii ... verschwunden. Huii .. noch eines. Wo flogen sie denn hin? Er blinzelte geschlagen auf sein Pfotenpaar. Gesetzt dem Fall, Rehe konnten tatsächlich Wolfsschnauzen hinunterrutschen, so sollten sich dort unten jetzt ein Haufen kleiner Rehe stapeln, zwischen seinen Pfoten. Da! Da war auch eines. Uh, das sah aber gar nicht gut aus. Es war ja voller Dreck. Nein, das war Dreck! Wie konnte er nur Dreck für ein Reh halten? Er wollte doch keinen Dreck fressen. Drecksreh, vermaledeites! Was war denn nun mit dem Reh? Ein erneuter Blick vor seine Augen verriet, dass die lustige Reh-Rutsch-Partie vorerst beendet war. Alle Rehe waren verschwunden und seine Schnauze wurde nicht länger für irgendwelche Reh-Orgien missbraucht. Gut so. Aber was war denn nun mit dem Reh, das er so heroisch geschlagen hatte? Wenn das jetzt auch seine Nase hinunterrutschte, wurde er aber ...! Nein. Nicht doch. Es lag immer noch friedlich neben seinem aufgeheizten Leib und schlummerte den Schlaf der Ewigkeit. Fein. Die Naturgesetze fanden zu ihrer alten Gültigkeit zurück. Wolfsnasen blieben rehfrei und Beute blieb nach dem Schlagen tot. Alles im Lot, oder? Aber sein Kopf brummte noch immer.
Langsam klarte sich sein Horizont auf und statt tanzender Rehe auf seiner Nase sah er einen Wolf. Das mochte Yarok sein. Dann war da noch eine Gestalt, die zumindest entfernt an einen Wolf erinnerte – das mochte Kachel-Kachnik sein. Wunderfein. Die Welt hatte ihn wieder. Avon wedelte sacht mit der Rute, weil ihm klar wurde, dass er ... bitte fürs Protokoll noch mal – dass er, allein er das Reh zur Strecke gebracht hatte! Was war er doch für ein Meister seines Fachs! Der Gedanke, dass er geschafft hatte, was zuvor ein ganzes Rudel nicht zufriedenstellend hinbekommen hatte, erfüllte ihn mit einem Stolz, der alles wieder wettmachte ........ und dann kam Kuchen-Kachnik. Ob sich jemand dem Tode nahefühlte, krakeelte der unrühmliche Hilfswolf. Haha. Äh, wieso jetzt? Weil er sich so schämte, dass er es nicht geschafft hatte, das Reh zu schlagen? Nein, du Hohlbirne. Weil das Reh nicht das erste Beutetier wäre, das von einer schrecklichen Krankheit erfüllt ist und deshalb – wie das Huftier bei Skadis letzter Jagd – besser nicht gefressen werden sollte, wenn es nicht deine Henkersmahlzeit sein sollte. Schlauer Gedanke. Aber ... von einem ... wie Kachnik?
Blitzartig sprang Avon auf und nahm vom Reh Abstand.

„Iheehhehe ... w-wie .,.. w-was? T-T-T-To-To-Tohood?“

Ieh, welch fruchtbarer Begriff! Er drehte sich mehrmals im Kreis, als versuchte er, den Gedanken an Alter, Krankheit, Tod und Verderben abzuschütteln. Wo war der nächste Jungbrunnen, in den er springen konnte? Musste ihm Lerio alles vermiesen? Konnte er ihn nicht für einen Moment auch mal auf Wolke 7,5 schweben lassen? Insgeheim ärgerte er sich, doch sah er ein, dass der Milchaugenwolf leider nicht Unrecht hatte. Wie konnte dieser behelfsmäßige Wolf mit so einem wichtigen Gedanken aufkommen? Hatte er über Nacht einen Fernkurs in Schlaumeierei gemacht? Das war aber nicht mehr der Lieblingsfeind, den er so sehr schätzte!
Avon zwang sich zur Ruhe. Jetzt bloß keine Unsicherheit anmerken lassen. Er trat zwei Schritte zurück und gab das Reh frei. Räuspernd sah er insbesondere auf seinen angeherzten Lieblingsgegner und schloss die Augen, während er meinte.

„Ehem ... ich ... lasse dir den Vortritt, Le- ehr ... Lehrnick. Du siehst so aus, als könntest du etwas vertragen.“ Der Timber scharrte mit einer Pfote und gab den Höflichen. „Nur zu. Friss und werde groß und stark.“ Er grinste über alle Backen und schlug mit der Rute gegen die Sträucher.

Hatte er mal für einen Moment darüber nachgedacht, was war, wenn es seinen Lieblings-Gegenspieler wirklich traf? Wenn er dahinging wie einst ihrer aller Alphawolf? Ach was. Das passierte schon nicht. Wie hieß es doch so schön? Unkraut verging nicht!

Yarok und Kachnik (auf der anderen Seite des Rehs) | am selben Ufer des Mondscheinsees]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
24.04.2023 19:02 Forum: Das Tal

Piep - dideliditi - piep piep - bing - died biep.
Was für ein Chaos! Alles durcheinander. Das Programm spielt verrückt. Wir müssen ihn neu starten.
Neu starten? Den alten Jungen? Der fährt dort nicht wieder hoch!
Es ist unsere einzige Möglichkeit. Seht, General Steinbeiß - die Sicherungen sind durchgebrannt. Da ist nichts mehr zu machen ...
Wir sollten das Oberkommando informieren. Dass man uns überhaupt mit einem derart defekten Gerät arbeiten lässt, ist eine Zumutung! Versuchen Sie es noch einmal.
In Ordnung. Ich gebe mein Bestes. Alles, was noch funktioniert, sind Weiberwahn, Selbstüberschätzung und natürlich das KVP – das Kachnik-Verachtungs-Programm. Ich hatte ja schon viele Bluescreens, aber das hier übersteigert all meine Befürchtungen ...
Wie konnte das überhaupt passieren, Leutnant Floh-im-Pelz?
Also ... so weit mir mitgeteilt wurde, hat sich ein übles Virus eingeschlichen ...
Das war doch sicher dieser Kichererbsennick!
Nein, Kachnik ist selbst so ein Montagsgerät und läuft seit Jahren ohne gültige Zulassung. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der die Hufe - respektive die Pfoten hochreißt und aus dem Verkehr gezogen wird. Viel mehr soll ein Reh Schuld an seinem Absturz sein.
Ein Reh? So was ist mir ja in meiner ganzen Laufbahn noch nicht untergekommen. Sollte ein Gerät der Klasse Raubtier nicht immun gegen vermeintliche Angriffe durch Gänseblümchen-Verknuser sein?
Ja, Herr General. Normale Geräte der Klasse Raubtier. Wir aber haben nur die abgespeckte Version mit eingebauter Mimosen-Schaltung. Erinnern Sie sich an den Angriff des stattlichen Modells Roghir vor einiger Zeit? Der hat die Firewall nachhaltig beschädigt. Seinerzeit fuhren alle Programme runter und der Schwanz wurde eingeklemmt. Seitdem läuft hier nichts mehr, wie es soll ...
Da muss man doch was machen können ...
In Ordnung. Ich versuche jetzt einen Reh-Boot. Drücken Sie mir die fünften Krallen!


Wie Tore öffneten sich seine Augen und fieses Sonnenlicht stach in seine Guckerchen. Was zum ...?! Die Ohren richteten sich auf, die Fahrgestelle fuhren aus und bereiteten die 90°-Drehung vor - zurück auf alle Viere. Energie zwängte sich durch die schmalen Verbindungen in seinem Körper, immer mehr davon, bald wurde es so viel, dass er nicht länger konnte, als ... Avon sprang auf - die Welt hatte ihn zurück! Die Glückliche!
Geistesgegenwärtig warf er sich wie ein Berserker auf das braune Tier neben ihn. Roghir! Du gemeiner Wildschweindieb und Fähenverschrecker! Jetzt zeig' ich's dir!
Er drückte dem Tier den Hals zu, ignorierte das Schlagen seiner Hufe gegen seine Schulter und zeigte Ambitionen eines richtigen Raubtiers. Mit zu Schlitzen verengten Augen und Hitze in seinen Muskeln drückte er so fest zu, wie er nur konnte. Sind wir ein Raubtier, oder was?!
Das Opfer wehrte sich. Es versuchte seinem Griff zu entkommen. Aber das stachelte ihn nur an, durchzuhalten. Fester drücken, fester ... bis sich seine Zähne durch das Fleisch bohrten und auf der anderen Seite wieder trafen. Kein Erbarmen mit dem angriffslustigen Reh. Roghir, mach' dich auf was gefasst! Kein Versager, kein Trottel, der über seine eigenen Läufe stolperte, sondern ein echtes Raubtier mit dem Drang zu töten! Die Welt sollte ihn kennen lernen, jetzt oder nie!
Nach wenigen Augenblicken war alles vorbei. Das Reh gab jeden Widerstand auf und erschlaffte. Doch er dachte nicht daran, loszulassen. Kranke Wapitis, die ihre Alpha umbrachten, fiese Schwäne, die ihn bewusstlos schlugen, Rehe, die ihn überrannten ... es wurde Zeit, die Gesetzmäßigkeiten der Wildnis wieder gerade zu rücken und er war bereit, seinen Part dafür zu tun. Dieses Beutetier würde ihn nicht zum Narren halten, würde ihn nicht austricksen à la haha, ich bin ja noch gar nicht tot! Er drückte so lange zu, wie er konnte und wenn es dauerte, bis der Verwesungsprozess einsetzte. Vorher aber ging dem vom Adrenalin geküssten Timber die Luft aus, denn auch er musste atmen und er ließ notgedrungen ab, bevor er sich gleich neben das tote Reh packen konnte. Avonasac erwachte aus einem schrecklich-schönen Delirium, das ihm die Kräfte eines Superhelden verliehen hatte, holte lauthals tief Luft, eh er hinten überfiel und hechelnd liegenblieb. Fenris, hatte er eben beinahe sein eigenes Leben gegeben, um ein Reh zur Strecke zu bringen? Er musste des Wahnsinns sein ...

Yarok und Kachnik (auf der anderen Seite des Rehs) | am selben Ufer des Mondscheinsees]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
20.03.2023 16:33 Forum: Das Tal

Entspanntes Rehe-Beobachten war nicht unbedingt die anstrengendste Art von Arbeit, die man abbekommen konnte. Dabei lag der Verdinest allein auf seiner Seite, denn er war schnell und gewitzt genug gewesen, diesen Posten zu ergreifen, eh Ja-Sage-Yarok oder Kachelkuchnik ihm zuvorkommen konnten. Statt – wie er gerade – gemütlich auf dem Moos zu liegen und dem Reh beim Grasen zuzuschauen … mehr oder weniger, denn durch das dichte Gestrüpp sah er nicht viel … mussten sie durch Disteln und Dornbüsche kriechen und sich ihre Pelze in Fetzen reißen lassen, um ihre Position zu erreichen. Gut, bei Lerio würde das gar nicht auffallen, der sah eh immer zerlumpt aus wie ein Wolf mit Mauser, aber um Yarok tat es ihm fast schon etwas Leid. Fast. Er musste mit einem Stinkstiefel wie Lerio Lachkrampf kooperieren, was einer Strafe schon sehr nahekam.
Fast war Avon versucht, sich ein Ründchen hinzulegen – er würde schon mitbekommen, wenn es losginge und bis die beiden Artgenossen ihre Stelle erreicht hatten, würde es noch etwas dauern. Andererseits sollte er wohl aufmerksa-

„Gääääähn“

Moment. Hatte er gerade eine Fliege verschluckt? War ja nett, dass das Futter jetzt schon freiha- … freimaul kam, aber eine Fliege war dann doch etwas wenig und überhaupt war die Vorstellung, dass ein Insekt in seinem Innern umherschwirrte…

„Jiaahhkrkaksakkmanmoman!“

Es kam nicht oft vor, dass ein Wolf von einem Reh überrannt wurde, doch heute war so ein Tag. Und dieser Wolf – das war er (wer auch sonst?). Jaulend, fiepend und sich die Pfoten vors Gesicht haltend, landete er auf der Seite im Dreck und seine Läufe flogen wie Ballast hinter ihm her. Seit wann bitte griffen Rehe Wölfe an? Wie konnte es sein, dass ein Reh – ein Reh! – derart massiv gegen die Spielregeln der Wildnis verstoßen durfte? Für einen Moment blitzten in ihm die Bilder von Skadi auf … auch sie war von einem Huftier erledigt worden und nachträglich kehrte eine eiskalte Angst in seine Glieder, die ihn für einen Moment bewegungsunfähig machte. Während er geschockt und fassungslos darüber, wie knapp er dem Tod entronnen war, ins Nichts sah, bekam er nicht mit, dass das Kamikaze-Reh nur eine halbe Wolfslänge neben ihm lag und über einen verstauchten Lauf klagte …


[Yarok und Kachnik (auf der anderen Seite des Rehs) | am selben Ufer des Mondscheinsees]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
19.02.2023 17:45 Forum: Das Tal

„Her-vor-ragende Idee“,
stimmte Avon dem Neuling zu und wedelte. Eigentlich war seine plötzliche Motivation viel mehr durch den Hunger angefeuert, der seinen Magen belastete. Yarok hätte auch den Vorschlag unterbreiten können „Avon, du wirfst dich von hier auf das Reh und hältst es fest, während ich die Raben abwehre und Kachnik über dem Geschehen kreist“ - es wäre ihm einerlei gewesen ... so lange sie nur endlich an-fing-en! Ungeduldig tippelte er auf seiner Stelle und leckte sich die Nase, sah immer wieder auf das fragile Rehlein am anderen Ufer. Wie lange würde es dort noch bleiben? Wie lange wollten sie ihr weiteres Vorgehen noch diskutieren? Wollten sie warten, bis das Reh jeden Grashalm einzeln zermahlen hatte?

„Du hast - wie immer - Recht. Du mit Kachnik, als ... Verstärkung. Und jetzt los!“

Damit drehte er um und lief in seine Richtung los ... wobei, was bedeutete in seine Richtung? Und welche war die andere? Ganz klar, wenn sie das Beutetier wie im Zangengriff von zwei Seiten packen wollten, musste eine Richtung die seine sein, während die anderen beiden Rüden von der anderen Seite herkamen. Irgendwer sollte dann noch aus dem Wald kommen, aber das würden die Zwei unter sich ausmachen. Avon beneidete Yarok nicht, der nicht nur jagen, sondern auch noch Kindermädchen für einen milchäugigen Riesenwelpen spielen musste. Wären Rehe Fleischfresser gewesen, hätte man den Müffelpelz als Köder anbieten können, doch stand zu befürchten, dass das in diesem Fall eher den gegenteiligen Effekt ausgelöst hätte. Ob man Lerio als abschreckendes Beispiel verwenden konnte? Es bestand Hoffnung, dass sich das Reh freiwillig in Avons und Yaroks Mäuler „rettete“, wenn es ihn erblickte. Hach, welch köstlicher Gedanke! Apropos köstlich. Jetzt aber los, ihm hing die Sabber schon bis zu den Pfoten. Also beschleunigte Avonasac immer mehr, umrundete den See, setzte dabei über Stock und Stein. Der See war größer, als erwartet, zumal es keinen wirklich direkten Weg gab. Er beschleunigte, stolperte dabei, hielt sich aber noch auf den Pfoten. Der Hunger trieb ihn zu Höchstleistungen an. Wenn Yarok und Kachelnik einmal was richtig taten, kamen sie jetzt von der anderen Seite. Er würde verhindern, dass das Rehlein irgendwelche Dummheiten tat ... zum Beispiel ... überleben. Mit wässrigem Maul und schlagender Rute näherte er sich der Stelle, wo das Reh stehen musste. Er konnte es jedoch durch die Sträucher nicht sehen, aber seine Nase verriet ihm, dass es dort drüben sein musste. Rasch ging er in Deckung und wartete ab, dass auch die anderen Zwei ihre Positionen bezogen, eh die eigentliche Jagd begann ...

[Yarok und Kachnik (etwas entfernter) | am anderen Ufer des Mondscheinsees]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
31.12.2022 13:41 Forum: Das Tal

Das Gute war, das Schicksal meinte es endlich einmal gut mit ihnen. Nachdem es ihnen ihre Alphawölfin genommen hatte, schenkte es ihnen ein Reh, das sie nur noch fangen und verspachteln brauchten. Das Schlechte jedoch war, sie waren mit einem Wolf Namens Kachnik beehrt, der ihnen genau dieses Geschenk vermasseln würde. Nicht, dass er selbst der große Jäger vor dem Herrn war, aber wie ein Lerio stellte er sich nun auch wieder nicht an. Dieser stellte auch sofort unter Beweis, dass er mächtig einen an der Klatsche hatte und offenbarte ihm seinen ,Plan', als ob er sich dafür nicht schämen müsste. Der Timber knickte ein Ohr ein und legte den Kopf schief. Bitte ...was? Hinterhältigkeit? Dein ... Ding? Verspeisen? Also was das mit dem Verspeisen anging, war er gar nicht mal so weit von Kachnik. Dieser sollte sich doch bitte einfach die Unterlefzen hochziehen und sich dann selbst verschlucken, damit wäre ihnen allen am meisten gedient! Dankeschön.
Die Frage war ja sowieso viel mehr, was ein kompetenter Rüde wie Yarok von der Sache hielt. Gut, er wusste jetzt nicht, ob dieser irgendwelche auszeichnungsverdächtigen Leistungen in der Rehjagd errungen hatte, aber ein Vollkachnik war er jedenfalls auch nicht und das ... war im Grunde alles, was zählte. Der Rüde sah daher im nächsten Moment abwartend auf den Grauen und war bereit, seinen Instruktionen zu folgen ... aber da kamen keine. Er überlegte wohl noch oder verarbeitete gerade den geistigen Totalausfall dieses irregewordenen Zeitgenossen da drüben. Also musste Avon das übernehmen , was er dann auch notgedrungen tat. Nur die Ruhe bewahren ... dass Kachniks Intelligenz winzig klein und schwer festzustellen war, hieß nicht, dass sie nicht existierte. Er verbarg sie halt nur gut und das ... war ja auch etwas. Räuspernd wandte er sich an seinen Lieblingsrivalen, versuchend, es nicht jetzt schon wie einen kompletten Anschiss aussehen zu lassen.

„Le- ... ich meine .. Kachnik. Dein Plan ist fabelhaft. Hast du dir den allein ausgedacht? Ich staune über deine enormen geistigen Leistungen. Vermutlich treibt dich der Hunger zu solchen Höhenflügen an, nicht?“ Er schmulte kurz über den See, ob das Objekt der Begierde immer noch dort stand und einen Kahlschlag an den Pflänzchen übte, die das Ufer zierten. „Aber hör mal, Kuchnik.“ Verzeih, der Hunger! „Wir müssen jetzt alles daran setzen, dass wir es nicht erneut vermasseln. Das Reh bietet so viel Fleisch, dass das ganze Rudel davon zehren wird und das ... hatte in letzter Zeit nicht all zu viel zum Beißen", meinte er betroffen und legte kurz die Ohren an bei dem Gedanken, dass sie ein Wapiti hatten kriegen wollen und eine Alpha hatten geben müssen - ohne Wapiti. „Daher schlage ich vor, dass du aufs Wasser hinausschwimmst, während Yarok und ich uns dem Rehlein von links und rechts nähern und ihm den Weg abschneiden. Weil ... du ...“, er betrachtete ihn musternd, „du ... hast ja auch ... also deine Augen ... du darfst sie nicht überanstrengen, sonst gehen sie irgendwann gar nicht mehr...“ und dein Müffelpelz ist abschreckend genug, sicherzugehen, dass das Reh nicht an eine Flucht aufs Wasser hinaus wagen würde, dachte er im Stillen. Zumal ... ein richtiges Bad tat dem verflohten Kerl sicher nur gut. Er grinste innerlich bei dem Gedanken, wobei das eifrige aber unbemerkt bleibende Schwenken seiner Rute verriet, dass er den Rüden an der Nase herumführte und plante, ihn für die Dauer der Hatz irgendwo zu parken, damit er ein Mal nichts Dummes anstellte. Kachnik raus, Reh rein ... so einfach konnte Jagen sein.
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
19.11.2022 16:57 Forum: Das Tal

Sein Freund Yarok lief jedenfalls zur Höchstform auf. Man, so hatte er den Kerl ja noch nie erlebt! Der Timber zog den Kopf etwas ein und legte die Ohren an. Dass sein Kumpel so zornig wurde, war einzig und allein Kachniks - Halt. Gedankenstopp. Das war es ja gerade, was der Graue kritisierte. Avonasac ließ sich davon verleiten, die Schuld in anderer Wölfe Fersen zu schieben. Damit wollte er doch aufhören. Aber in wessen Fersen denn dann? Na in die der Schwänin natürlich! Gehörte es sich etwa für ein Beutetier, sich zur Wehr zu setzen und seinen Schnabel auf den Schädel des Jägers zu hacken? Die dumme Gan- Schwänin hatte gefälligst Reißaus zu nehmen, statt ihre Brut zu verteidigen. Das würde er dem Beutetier das nächste Mal haarklein erklären. Ein Programmierfehler in der Ernährungspyramide, für die Keif-Kachnik nun wirklich nichts konnte. ... Spaß.
Der Braune war ein Maulheld, der sich für etwas Besseres hielt und noch nicht einmal eine Fliegen fangen würde, wenn sie sich auf seine Nase setzte,. weil er so ungeschickt war, dass er über seine eigenen Pfoten stolperte, weil nicht nur seine Augen milchig trüb waren, sondern vor allem sein verstand, der ... Uff. Es war so schön, jemand Greifbaren zu haben, bei dem man all den Ärger abladen konnte.
Es noch mal neu versuchen, für die Anderen. Ja, auf jeden Fall. Sobald sich seine Kopfschmerzen beruhigt hatten. Nur Kachnik sollte davon ausgenommen werden, andernfalls fürchtete Avon, das nicht zu überleben. Noch einmal würde er nicht seinen Kopf hinhalten!

„Kachnik ist das Chaos ...", murmelte er unzufrieden und sah nur aus den Augenwinkeln auf das Milchauge.

Laut diesem war er also der Dummbatz, weil er so gutmütig gewesen war, Beute zu organisieren. Wenn auch nur kleine. Und dass ausgerechnet das Milchauge ihm vorwarf, was mit den Augen zu haben, war auch zum Wuffen. Doch halt ... wenn er glaubte, das war schon der Gipfel der Lächerlichkeit, dann sollte er erst mal abwarten, was Lerio noch draufhatte. Wenn er einen Wurm fand ... dann war das seiner. Avon warf sich ungeniert auf den Boden und vergaß Yaroks Standpauke so schnell, wie sie abgehalten wurde. Der Rüde amüsierte sich prächtig und wedelte mit dem Schwanz, während er herumkullerte. Da störte es ihn auch nicht, dass der Verursacher dieses Spaßes abzog wie eine Gewitterwolke. Kachnik und sein Wurm. Das klang fast schon romantisch ... endlich zwei, die sich auf Augenhöhe begegneten. Der Rüde kläffte aufgeregt und amüsiert wie lange nicht mehr und wurde erst von seinen Kopfschmerzen zurück ins Hier und Jetzt geholt und ... einer überraschenden Neuigkeit! Seine Position vom Boden aus ließ ihn etwas erblicken, dass bis eben vollkommen außerhalb seiner Wahrnehmung gelegen hatte - ein Reh! Das Huftier glaubte sich in Sicherheit und süffelte den See vom anderen Ufer aus leer. Augenblicklich sprang der Wolf auf und stolperte zu Yarok.

„D-da ... DA!“ Er stand erwartungsfreudig am Ufer und wedelte mit der Rute. „Unsere Beute!“, lechzte er gierig. Für den Moment war nicht nur der Kopfschmerz, sondern auch der Ärger von zuvor und sogar der unrühmliche Abgang ihrer Alphawölfin kurz vergessen.

Der Timberwolf wandte sich an Yarok und meinte voller Enthusiasmus.

„Das ist unsere Chance!“

Aber ihm wurde klar, dass ihre Chancen zu zweit nicht so gut standen. Für gewöhnlich brauchte es ein ganzes Rudel, um Beutetiere dieser Größe zu Fall zu bringen. Immerhin hatte das Reh keine Hörner, mit denen es sie ... urks. Allein diese Bilder loszuwerden, würde mehr als ein Wolfsleben brauchen. Also schluckte er und tippelte nur oberflächlich reumütig auf Kachnik zu, um ihn anzuschicken, sie zu begleiten.

„Ehrm ... Le- ich meine ... Kachnik“, meinte er mit respektvoller Distanz aber auch reichlich ungeduldig. Immerhin hatten Rehe Beine und das Viech konnte ebenso schnell wieder verschwinden, wie es aufgetaucht war. „Ich ... eh ... es tut mir Leid. Du ... hast sicher nur dein Bestes gegeben und ich ... also entschuldige!“ Er sah kurz zurück auf das Reh. „Kommst du mit zur Jagd?“ ... wir brauchen noch eine abschreckende Fratze, die das Huftier in unsere Fänge treibt.

Voller Vorfreude auf eine richtige Jagd wedelte er, dass die Rute die Schenkel berührte. Jetzt endlich konnte er zeuigen, was wirklich in ihm steckte!

[Yarok, Kachnik und das Reh| Mondscheinsee]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
11.10.2022 11:58 Forum: Das Tal

Wie … tut dein Kopf noch weh ? Hatte Yarok etwa den Eindruck, er hatte was am Kopf? Aber nein. Das war ganz normal … bei ihm. Quatsch. Der neue Wolf, den er anfangs so herzlich begrüßt hatte, machte sich nur ernstlich Sorgen um seinen Gesundheitszustand. Weil er eins auf den Deckel bekommen hatte von einem …. Schwan. Aber es war alles noch einmal gut gegangen, er hatte Schwan gehabt .. uhm ... Schwein gehabt und durfte noch etwas unter den Lebenden weilen. Also auch unter den Kachniks dieser Welt. Nicht unbedingt eine Auszeichnung, aber zumindest ein Anfang. Es gab ja auch noch andere Wölfe auf Erden … Roghir zum Beispiel. Urks.
Der Rüde, der sich nach seinem Wohlsein erkundet hatte, verschlang das Stück vom Küken und war satt … für die nächsten drei Atemstöße.
Ja, ja, da brauchte dieser elende Kichnik gar nicht so verstohlen aus seinen feuchtglänzenden, brillierend-schimmernden … Milchaugen … funkeln. Er würde nichts von der satten Beute – ein ganzes Küken immerhin – abbekommen … und wenn er Kopfstand machte! Manchmal war es sowieso schwer zu deuten, wo bei ihm Kopf und wo der Hintern war. Pah.
Aber da begann sich Avon schon fast ein zweites Mal an dem Küken zu verschlucken. Er … war … zu … feige?! Ja, sapperlot! Wie konnte er ihm so etwas unterstellen? Avonasac hatte doch überhaupt erst Einsatz gezeigt und während Kichererbsen-nik wie ein Welpe feuchtfröhlich am Ufer geplanscht hatte, hatte er sich in die Schlacht mit einem schwadronierenden Schwan begeben und vollen Einsatz gezeigt. Er hatte die Beute besorgt, während Kuchnik seine Chance auf satte Beute hatte entkommen lassen!

„Man kann Wasser gar nicht atmen!“, fauchte er stattdessen voller Erregung und spuckte Reste des Seewassers über den Platz. So, das musste mal gewufft werden! Das brachte doch nur zum Ausdruck, wie wenig Ahnung Lerio von den phuseligen … phukalischen … physiokalischen Gesetzen hatte!
Erst Kachniks nächste geistlose Äußerung brachte Avon noch einmal dazu, unfreiwillig innezuhalten und die Ohren zu spitzen. Was gab er da von sich? Er hatte sein … das war ja unverschämt!

„Ich hab wenigstens Hirn, du Küken-Klauer!“, jaulte er cholerisch und wippte dabei mit der Rute, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren.

Avons Lefzen bebten. Er stand kurz davor, dem Müffelwolf an den Kragen zu gehen. Er ertrug es nicht, beschuldigt zu werden, nachdem er sein Leben fast eingebüßt hatte in dem Wasser. Wäre er nicht rechtzeig wieder aufgewacht, wäre er ertrunken. Und er hätte Yarok zugetraut, ihm zu helfen, nicht aber dem Milchauge, der nur am Rand der Szene gestanden und wirres Zeug gefaselt hatte. Es verärgerte den Timber wie noch nie etwas zuvor, von ihm so gedemütigt zu werden … so stehen gelassen worden zu sein … dass er ihm nicht aktiv geholfen hatte .. weil er sich doch insgeheim immer gewünscht hatte, sie würden mal so etwas … wie Freunde werden.

„Ja, ja, geh nur. Such dir deine eigene Beute, Dicker“, maulte er verärgert und ernsthaft enttäuscht, bevor er sich weiter dem Rupfen des Kükens zuwendete, das in diesem Moment für all seinen Frust und seine Enttäuschung herhalten musste.
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
08.09.2022 11:32 Forum: Das Tal

Noch immer hechelte er wie verrückt und dankte Mutter Natur, dass er noch ein bisschen unter den Lebenden weilen durfte. Wie schnell das ging, dass man bei der täglichen Jagd auf Fleisch sein eigenes Leben ließ, hatte erst vor kurzem der Abgang ihrer Rudelalpha gezeigt. Und allein der Gedanke, vor den Pfoten der anderen zu liegen ... langsam zu stinken anzufangen und zu verfaulen ... brrr, äußerst unschön.
Und doch war all das nicht umsonst gewesen. Hatte die Kooperation des Milchauges auch zu wünschen übrig gelassen, er hatte zumindest eines der fluffigen Schwanenküken erledigt, unter Einsatz seines Lebens, und konnte nun ...
Abtreiben? Was zum Geier passierte da? War es möglich, dass tote Küken einfach weiter schwammen und die Nähe schon lebendig gammelnder Wolfsrüden suchten? Avons Herz macht einen Überschlag und er begann in Schnappatmung zu verfallen, als ihm klar wurde, dass seine Beute gerade in die Fänge dieses Tunichtguts fielen, der .. was eigentlich genau tat? Spielte er mit dem anderen Küken? Ja ... wieso erledigte er es denn nicht? W-was? Jetzt setzte er es zurück ins Wasser und faselte irgendein leichtflüssiges Darmprodukt?!
Blitzartig schoss er am Ufer nach drüben zu Kachnik und schnappte sich sein totes Küken, eh er auf die Idee kam, die Beute für sich zu beanspruchen. Frechheit! Unverschämtheit!
Voller Erregung und vor allem mit vollgestopftem Maul begann er zu protestieren, wobei seine Rute heftig auf die Wasseroberfläche peitschte.

„Daff iff mein Kükfen! Daff habe iff gefangen!“

Er spuckte es ans Ufer, eh er sich noch einmal an Schwanenkindern verschluckte. Nun lag es unweit von Yarok.

„Was fällt dir eigentlich ein, du zu groß geratener Krabbelkäfer?! Du ... hecheln ... lässt die Beute .. entkommen ... und glaubst, meine Beute ... hecheln ... sei deine?“

Patschtend trat er ans Ufer und las sein Küken wieder auf, eh noch jemand auf die Idee kam, ihm seinen Fang streitig zu machen. Von der Tatsache, dass Kachnik ihm im Gegensatz zu Yarok nicht zu Hilfe gekommen war, einmal ganz abgesehen!
Etwas abseits begann er das tote Tier zu rupfen, ihm die Flügel auszureißen und was man halt so mit Beute tat. Als er ein Stück davon abgetrennt hatte, lief er damit in Yaroks Richtung, machte in respektvollem Abstand Halt und legte es vor ihn. Er als sein Lebensretter hatte Anspruch auf einen Teil der Beute, doch Lerio war in seinen Augen gestorben.

[Kachnik & Yarok | Mondscheinsee]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
02.08.2022 11:43 Forum: Das Tal



Leicht wie eine Feder setzte er über die kristallene Sternenbahn hinweg. Hie und da zogen liebliche Sternenschnuppen an ihm vorbei und unterstrichen die Bilder, die die Galaxie malte, mit einer nie dagewesenen Leichtigkeit. Immer höher wurden die Sprünge, die der Grau-Braune tat, immer weniger vermochte die Schwerkraft es, ihn am Boden zu halten. Vielleicht war es ein Irrtum und er sprang gar nicht auf der Sternenstraße entlang, sondern bewegte sich nur wie eine grazile Antilope über die nächtliche Wasseroberfläche, die das Sternenbild geradezu perfekt widerspiegelte. Ja, so musste es sein! Denn mit jedem Schritt, mit jedem Herzenssprung, den er tat, breiteten sich sachte Wellen aus und markierten die Stellen, wo er aufgekommen war. Er spürte die Schwere seines Körpers gar nicht mehr, sondern wurde eins mit dem Raum, durch den er schwebte ... hatte er den Zustand der Transzendenz erreicht? Eine Roghir-freie Welt, in der ihm keiner ein Wildschwein streitig machen würde? Wer wusste schon sicher zu sagen, dass seine furchterregende Grimasse nicht an der nächsten Ecke, hinter der nächsten Sternenwolke auf ihn wartete? Sternbild Roghir? Ein schwarzes Loch in Form von Takatas weit geöffnetem Maul, das ihn zu verschlingen drohte? Schreck lass nach! Lieber genoss er noch eine Weile die Leichtigkeit des Nichtseins und bewegte sich mit einer Eleganz über die snst so stille und im Finstern liegende Wasseroberfläche wie ein Schwan ... Moment. Wie ein Schwan? Das war das Stichwort!
Im nächsten Moment spürte er nicht mehr nur den anhaltenden Schmerz an und in seinem Kopf, sondern auch, wie er durchgeschüttelt wurde wie eine Baumkrone samt überreicher Früchte. Was zum Geier ...?


Avon spotzte und drückte eine regelrechte Wasserfontäne samt des toten Schwanenkükens aus seinen Lungenflügeln, die zufällig ihren Weg in das Gesicht des Milchauges fanden. Als nächstes holte er so tief Luft, dass seine Lungen fast zu platzen drohten. Er riss die Augen auf und sah ... die Schwänin! Aber er spürte auch das Ziehen an seinem Nacken und wie er mit Gewalt über Wasser gehalten wurde. Das hinderte ihn auch an nennenswerter Ausübung jeglicher Bewegung und er hing da wie ein Beutetier. Sein Glück war es, dass ... nicht etwa, dass Yarok ihm den Arsch gerettet hatte, beziehungsweise den Kopf gerade, sondern vor allem, dass die Schwänin den Weg zurück antrat, um sich nun offenbar doch ihrer restlichen Brut anzunehmen, bevor sich noch eines von ihren Küken in sein Maul verirrte.
Nochmals und nochmals schnappte der Timber nach Luft und sicherte sein Fortbestehen für die nächste Weile. Nicht auszudenken, wenn ... er rollte die Augen und sah auf das graue Fell seines selbsterklärten Freundes, während er gleichzeitig wieder Schwimmbewegungen unternahm, die ihn über Wasser halten würden. Yarok? Der unscheinbare Neuzugang? Er hatte ihm das Leben gerettet? Nicht zu fassen. Doch hielt sein Schock an und nahm ihm die Möglichkeit, sich unweit der Gefahr und noch immer im kühlen Nass angemessen zu bedanken. Stattdessen nutzte er die letzte verbliebene Kraft, um so weit ans Ufer zu schwimmen, bis er wieder stehen konnte. Erschöpft und triefend nass wie ein Pudelwolf holte er noch ein paar Mal Luft. Er schüttelte seinen Pelz aus und sprengte damit nicht nur die Pflanzen des Ufers, sondern auch mögliche Wölfe in seiner Nähe. Noch immer fassungslos über den Beinahe-Tod seinerseits sah er apathisch auf das tote Küken, das er fast zum Preis seines eigenen Lebens bekommen hatte ... zukünftig würde er auf Beeren umsteigen, wenn die Jagd tote Leitfähen und ertrunkene Avons bedeutete ... Fleisch fressen, voll aus der Mode!

Der tote Julian dagegen bekam von alledem nichts mehr mit. Symbolträchtig trieb der kleine Schwanenkörper dem Leib des Milchauges zu, bis es an dessen Lauf stieß und seine unfreiwillige Totenreise über das Uferwasser beendete.

Milchstraße Sterne Nachthimmel © Felix Mittermeier
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
27.06.2022 13:55 Forum: Das Tal

Wie ein richtiges Seeungeheuer schnappte der Timber nach den Jungtieren. Sie versuchten ihm zu entkommen, aber sie schafften es ... auch. Sie waren klein und wendig und es wolfte ihn, dass sie schon besser im Schwimmen waren als er. Also versuchte auch er sich umzudrehen, um einem der Küken zu folgen, die aufgeregt piepsend in Richtung ... ach du liebes Lieschen ... war diese weiße Unwetterwolke mit dem Blick des Zorns dort die Mutter? Wie konnte ein Vogel so wütend werden? Sie hatte doch noch andere Küken, konnte sie ihnen nicht eines abgeben? Bald würde das Kleine seine Mutter erreicht haben. War es nicht Lerios Aufgabe gewesen, den Muttervogel aufzuhalten, damit er in der Zwischenzeit das Baabeehkju anrichten konnte? Wie von der wilden Tarantel gestochen, machte Avon einen Happs nach vorn und verschlang das kleine Küken mit Haut und ... Federn. Sofort drückte er geistesgegenwärtig zu, eh das Kleine in seinem Maul noch Laufen lernte. Das Thema Küken war damit ... gegessen, blieb nur noch der bevorstehende Zusammenstoß mit Mutter Schwan. Obgleich er auszuweichen versuchte, entkam er ihrem mütterlichen Zorn doch nicht.



Zu spät! Zu spät! Die Landratten hatten Julian ermordet! Sie hatte das Verbrechen sehen, aber nicht verhindern können, denn obwohl sie sich auf dem Wasser schnell vorwärts bewegte, indem sie mit den Flossen paddelte, die Distanz war zu groß gewesen. Wie lange konnte ein Schwanenkind in einem stinkenden Wolfsmaul überleben? Sie musste alles daran setzen, das festzustellen und begann unverzüglich, den Schnabel voller Wucht auf den hohlen Wolfsschädel einzuhacken, ungeachtet seiner Quietsch- und Jauellaute, die über den ganzen See reichten. Immer wieder hackte sie und hoffte, das Monster zum Ausspucken zu bewegen, damit Julian noch eine Chance hatte ...

Ich seh' den Steernenhimmel ... Steeernenhimmel ... oh oh ... Ja, war es denn schon wieder Nacht geworden? Überall kreisten kleine Sternlein und Sternschnüppchen durch sein finsteres Hirn, die ihn einluden zu ertrinken. Denn der betäubende Schmerz ließ seine Sinne schwinden und mit ihnen das Rest-Bewusstsein, das er sich bis eben bewahrt hatte. Avon wollte das Küken, das sein Maul regelrecht verstopfte, ausspucken, aber da glitt er schon ab und gab sich dem sanften Schlaf im seichten Wellengang hin ...



Unterdessen hatte sich der Rest der Brut über den See verstreut. Nur einer suchte weiterhin die Nähe der Mutter, die allerdings gerade ganz andere Sorgen hatte. Das Verschwinden seines kleinen Schlüpfgeschwisters hatte er gar nicht mitbekommen, denn neben der Sorge, gefressen zu werden, gesellte sich auch eine ungesunde Portion Neugier mit hinzu. Was waren das für seltsame Kreaturen, die in ihr wässriges Reich eindrangen und ihnen den Kampf ansagten? Was für seltsame Schnäbel hatten sie und was waren das für spitze Dinger auf ihren Köpfen? Kommunizierten sie über diese Auswüchse, etwa über irgendeine Frequenzwelle? Er schwamm vorsichtig näher an eines dieser Wesen, das gerade außenvor schien und sich im Wasser bewegte wie ein Fisch in der Luft. Der seltsam anmutende Landsäuger hatte ganz milchige Augen und würde ihn sowieso nicht richtig sehen. Was hatte er da für ein merkwürdiges Gefieder? Von einer ungeheuren Neugier getrieben schwamm er näher heran, um es einmal zu untersuchen. Er stupste ganz zart mit dem kleinen Schnäbelchen an die Flanke des Landungeheuers, bevor er wieder etwas Abstand nahm und ihn betrachtete ... willst du ... mein Freund sein?

[ Kachnik & Yarok | Mondscheinsee ]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
15.04.2022 14:59 Forum: Das Tal

Ein Bisschen machte es ihn ja schon stolz, dass er eine Methode gefunden hatte, effektiv nach Beute zu suchen, die offenbar von einem anerkannten Rudelmitglied und Wolf wie Yarok anerkannt wurde. Gut, was hieß schon effektiv. Noch hatten sie damit nichts gefangen, denn wenn Avon richtig mit einem halben Auge nach drüben schielte, hatte Yarok auch noch nichts in den besagten Erdlöchern gefunden. Vermutlich war ihre Nase auch nicht lang genug dafür und sie hätten so eine Art Rüssel gebraucht, um in geeigneter Tiefe auch etwas zu stoßen. Immerhin war das weit mehr, als andere Wölfe zu Stande brachten. Lerio beispielsweise jagte allenfalls seinen eigenen Schwanz, bis er mit Schwindelgefühlen umkippte, nur dass den am Ende niemand essen wollte. Wirklich zum Augenrollen. Daher versuchte der Timber es noch einmal weiter drüben. Am Stamm eines Baumes entdeckte er eine Ameisenstraße. Schon putzig, die kleinen Tiere, wie sie in beide Richtungen aneinander vorbeimanövrierten und Blätter und Tannennadeln transportierten. Wie machten sie es nur, dass sie nicht miteinander zusammenstießen? Doch als Beute schienen sie ungeeignet. Die Vorstellung, dass sie ihren Verkehr in seinem Bauch fortführten, war nicht gerade verlockend, sodass der mutige Großwildjäger entschied, sich lieber auf etwas anderes zu konzentrieren ... etwa .. Vögel? Er drehe sich blitzartig um, als er das Fauchen weiter hinten hörte. Es schien, als machte sich Achnik-Krachnik gerade neue Freunde, was ihn wirklich zu einem amüsierten Ruteschlagen veranlasste. Allem Anschein nach passte dem majestätischen Wasservogel die Visage des Milchauges nicht, was ihn nicht überraschte. Der Schwan hatte auch noch ein paar Jungvögel dabei. Avon leckte sich unweigerlich das Maul. Ohne lange zu zögern und ungeachtet Yaroks Warnruf, hüpfte er galant wie ein Nilpferd herüber zu der Stelle, an der Kachnik die Beute ausgemacht hatte. Zwar besaß der jüngere Rüde die Intelligenz eines Gänseblümchens, doch dieses Mal hatte den richtigen Blick für eine potentielle Mahlzeit gehabt ... tja, auch ein blindes Korn findet mal ein Huhn.

„Halt es in Schach, Kich- ehr, Kachnik!“, japste er ehrlich aufgeregt und voller Vorfreude.
Nun konnten sie endlich mal zeigen, was in ihnen steckte! Der Gedanke, dass ein ganzes Rudel bei dem Versuch, Beute zu schlagen, versagt und eine weise Alphawölfin darüber hinweg weggestorben war, animierte ihn erst recht, jetzt für etwas Nahrhaftes zu sorgen. Er sprang Kachnik ungewöhnlich nahe herbei und wuffte.

„Du kümmerst dich um die Glucke, ich hole uns die Happen!“

Kachnik zeigte ungewöhnlich mutig Einsatz und stürzte sich voller Elan in das Wasser, um den Muttervogel auf Abstand zu halten. Noch nie zuvor hatte er so großen Spaß dabei, einer Beute nachzustellen. Und es reizte ihn, sie mit Lerios Hilfe zu stellen, denn insgeheim war ihm klar, dass sie beide ein Schicksal teilten: Sie waren eher das Schlusslicht des Rudels und mussten besonders viel aufwenden um den anderen zu beweisen, dass sie nicht überflüssig waren. Mit ganzem Mut setzte er an Kachnik und dem Mutterschwan (der -schwänin?) vorbei, um die kleinen Küken zu erhaschen. Im flachen Ufer ging das noch ganz gut, obwohl er sich im Wasser nicht ganz so schnell fortbewegen konnte. Während die Schwänin mit dem Milchauge beschäftigt war und er ihr hoffentlich den Kopf abbiss, schnappte er sich die kleinen Happen. Das Erste ... entwischte ihm ... das zweite ... er musste nur etwas weiter raus ... bald schon musste Avon in Schwimmbewegungen übergehen, um nach den nächsten zu haschen. Zumindest konnten die Küken noch nicht richtig fliegen, sodass er eine Chance hatte ... wenn Kachnik nur weiter machte und die fiese Mama in Schach hielt ... jetzt kam es darauf an!




Es hätte so einfach sein können. Ein gemeiner Landräuber, der ihrem Revier zu nahe gekommen war. Aber dieser verfiel in ungeahnt unkoordinierte Bewegungen. Sie musste sich in Acht nehmen, denn diese Tiere hatten richtige Zähne, die ihrem Hals schnell gefährlich werden konnten. Es war nur die Frage, wer schneller war. Mit einer Vielzahl empörter Gesten versuchte sie das Landsäugetier auf Abstand zu halten, doch vergebens. Er haschte nach ihr und sie flatterte mit den Flügeln auf, um der Bewegung zu entkommen. Jetzt wurde sie aber so richtig böse. Sie hackte in die Richtung des Fremdlings und legte es darauf an, ihm auf schmerzhafte Weise klar zu machen, dass mit ihr nicht zu spaßen war. Aber als der dicke Landsäuger mit einem Mal heruntergerollt kam und halb ins Wasser klatschte, näherten sie sich unverhofft schnell an. Sie breitete nochmals die Flügel aus und präsentierte ihre beeindruckende und majestätische Größe. Da der Vorderleib des männlichen Tiers nun schon weiter unten lag, konnte sie nun erstmalig zum eigentlichen Angriff ausholen und hackte mit dem Schnabel drei- vier Mal auf seinen Schädel. Das setzte ihm hoffentlich zu und machte ihm deutlich, dass er soeben in ihr ... doch was war das? Ein weiterer Landsäuger war längst in ihr Reich eingedrungen und machte sich an ihrem Jungbestand zu schaffen. Aufgeregt fauchend ließ sie daher vom Ersten ab und schwamm geschwind herüber zum zweiten Räuber, um ihn von der schrecklichen Tat abzuhalten. Sie langte nach seinem Körper, erreichte ihn aber nur knapp an der Seite, da sie sich nicht nahe genug heranwagte. Sie musste Acht geben, denn gegen zwei dieser Prädatoren kam sie nur schwer an. Trotzdem setzte sie alles daran, ihren Nachwuchs zu verteidigen.

[ Kachnik & Yarok | Mondscheinsee ]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
09.03.2022 19:04 Forum: Das Tal

Avons Hoffnung befand sich im freien Fall und zerschmetterte mit Lichtgeschwindigkeit auf dem Boden der Tatsachen, als Yarok seine Idee, sich aufzuteilen, ablehnte. Na ja, immerhin wusste er, was er wollte und brachte es mit der Betonung einer Frage zum Ausdruck. Der Timberwolf übte sich in einer minimalen Geste als Zeichen, dass er verstanden hatte, schließlich hatte er selbst doch zuvor zum Ausdruck gebracht, wie sehr er sich nach einer starken Führungspersönlichkeit sehnte, die wusste, wo es langging. Und Yarok hatte gezeigt, dass er sie beide ein Stück weit lenken konnte. Natürlich ging das mit dem Gehorsam nicht so weit, dass er Kichi-Kachnik jetzt auf Yaroks Befehl hin einen Zungenschlecker verpassen würde. Er hätte auch gar nicht gewusst, wohin, denn dieser müffelnde Rüde war hinten wie vorne unansehnlich und als ob er das selbst nur all zu gut wusste, besah er sich selbst von beiden Seiten, bevor er wieder zu ihnen sah. Tja, Kachnik, in dem Körper steckst du nun mal, da können wir dir auch nicht helfen.
Völlig übertrieben begann der Timberwolfrüde, seinen Pelz sauberzulecken und der Natur insgeheim dafür zu danken, dass er ... ja dass er ... der elegante und ansehnliche, die Fähen verlockende, überaus anbeißliche ... ehr ... wie? Sie sollten nach rechts gehen. Ja, ja, von ihm aus. Und dann begann Lerio zu stammeln, der noch meinte, er würde sie im Auge, im Ohr oder in der Nase oder sonst wo behalten ... ihm ... etwas Böses wollen? Avon musste sich zusammenreißen, nicht zu kichern. Wie konnte man einem heldenhaften Wolf wie Kuchnik etwas Böses wollen? Er war doch für ihn der hellste Stern an seinem Firmament ... eh, ein Glühwürmchen im Abendhimmel, das sich das Hinterteil verbrannt hatte. Tu das, Kachnik. Aber halt bloß dein vorlautes Maul.

„Aber Kachnik“, höhnte er mit geschlossenen Augen und aufrechtem Kopf. „Wer könnte einem wie dir ... etwas Böses wollen? Du bist doch unser Lieblings- ... ehr ... wolf?“, meinte er mit einem nahezu angriffslustigen Grinsen, was jedoch schon an realitätsfremden Euphemismus grenzte. Aber Avonasac, der ja selber nur all zu oft mit den Roghirs dieser Welt aneinandergeriet, hatte ebenso ein Herz für die Verstoßenen, Ausgegrenzten und Selbstüberheblichen wie Kachnik.

Mit Yaroks Ankündigung liefen sie los nach rechts. Ob sie wirklich so etwas wie Beute schlagen würden, blieb abzuwarten, denn mit einem Trampeltier wie dem Milchauge da würde jedes potentielle Beutetier früh gewarnt werden. Er hätte seine Augen und Ohren also weniger verwenden sollen, um sie beide darin zu behalten, als mehr, um mit ihnen nach Rehen und so ein Zeug Ausschau halten zu sollen.

Einen Fang wie Skadi und das Rudel würden sie wohl nicht machen, doch dafür durften sie vielleicht noch etwas leben. Und vor dem Gedanken, dass auch ein mögliches Beutetier diese ... Krankheit in sich tragen konnte, war das vielleicht auch besser so. Sie sollten lieber etwas bescheidener agieren und sich mit Kleinvieh zufrieden geben ... Avon untersuchte daher alle den See umgebenden Bäume mit ihren Wurzeln, da dort oftmals die Erdlöcher von Mäusen oder Maulwürfen zu finden waren. Doch im Moment schien da drin keiner zu wohnen. Er steckte seine Nase in das dunkle Nichts und tauchte mit einem sandigen Riechkolben wieder auf, den er verschmitzt grinsend Yarok entgegenhielt in der Hoffnung, er mochte mehr Glück haben.




Nicht weit vom Ufer entfernt schob sich der große weiße Vogel mit dem Jungtier im Gefolge - es waren vier an der Zahl - über die ruhige Wasseroberfläche, dass es aussah wie Schweben. Das Spiegelbild konnte die Schönheit der Schwanenmutter nur ungefähr wiedergeben, leuchtete es doch nicht mit derselben Strahlkraft, die das weiße Gefieder in echt zu bieten hatte. Wie ein Geist des Wassers wanderte der elegante Vogel mit dem markanten Gesichtszug über die Wasseroberfläche, eh er die drei Landgestalten am Ufer ausmachte. Räuber! Sie waren eine potentielle Bedrohung für den Nachwuchs und sollten sich besser vom Acker machen. Es würde ihr ein Leichtes sein, wenigstens einem von ihnen eines dieser glubschigen Sehorgane auszuhacken. Mit einer schwer definierbaren Entschlossenheit und dem festen Willen, die Brut vor den potentiellen Fressfeinden zu schützen, hielt sie auf das unebene Ufer zu. Bis sie es erreichte, waren zwei der Drei schon fast außer Reichweite, doch der letzte, ein eher heruntergekommen wirkender Wolfling, würde die Botschaft schon an die anderen Zwei weitertragen, dass sie hier unwillkommen waren und am Wasser nichts zu suchen hatten. Entschlossen segelte sie über die spiegelglatte Wasseroberfläche, bis sie nur noch zwei Wolfslägen Abstand zum sandigen Ufer hatte. Dort vollzog sich ihr Schauspiel und sie fauchte den Heruntergekommenen mit den Milchaugen zornig an, auf dass er sich verziehen möge, eh er der Erste war, der ihren scharfen Schnabel zu spüren bekam! Fff, fff! Verschwinde, unglücklicher Landbewohner! Halte Abstand von meinen Jungtieren, eh das Ufer dein Unglück wird!

[ Kachnik & Yarok | Mondscheinsee ]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
31.01.2022 13:28 Forum: Das Tal

Es fühlte sich gut an, in Gesellschaft eines gesunden und selbstbewussten Wolfs wie Yarok zu sein. Nun, er war noch relativ neu und sie wussten alle nicht viel über ihn. Und sicher hatte er nicht das Selbstbewusstsein, dass ihre Skadi innegehabt hatte, doch im Vergleich zu ihm war er es schon ... selbstbewusst, selbstsicher, von sich überzeugt, ohne dabei zu übertreiben wie ein Wolf ... Namens Roh-Gier!
Der Timber stellte sich darauf ein, dass Yarok ihm mitteilte, was zu tun war, so wie er es gewohnt war. Er konnte es nicht beschreiben, dennoch vertraute er diesem Wolf. Er strahlte so etwas aus, das ihm etwas Sicherheit verschaffte in dieser brüchigen Zeit nach Skadis Ableben. Und es war nicht nur das Ableben, es war die allgemeine Unsicherheit, denn zu allem Überfluss hatte Skadis Kadaver Anzeichen der Krankheit gezeigt, was ihn echt unruhig werden ließ. Hatte das weiße Plüschmonster am Ende sogar Recht gehabt? Er schüttelte sich innerlich bei dem Gedanken, dass ausgerechnet die hübsche Gewitterziege ungeschoren davonkam, während sie alle an der Pathogenen Stinkus Skadensus zugrunde gingen. Brrr, kein schöner Gedanke. Moment, deutete sich da so etwas wie Schadenfreude bei ihm an? Wäre es ihm lieber gewesen, dieses aggressive Plüsch wäre mit ihnen an der Krankheit zugrunde gegangen? Oder wäre es nicht noch besser, sie hätte anstelle der ehrwürdigen Skadi dort unten gelegen und sich starr gekrümmt? Er rollte mit den Augen nach oben und kostete diesen verführerisch bösen Gedanken, als ... wuah! Was war das? Blitzartig drehte er sich um und zuckte zusammen. Eine tote Skadi konnte nicht unheimlicher sein als ein scheinlebendiger Kichnik! Erst im nächsten Augenblick sackte er in sich zusammen und holte tief Luft. Stimmt, er hatte das Milchauge ja zum Mitkommen aufgefordert. Was war los mit ihm? Hatten ihm die üblen Gerüche der Krankheit den Verstand vernebelt? Ohne Yaroks dankbaren Hinweis wäre ihm das vermutlich nicht aufgefallen und der Rüde hätte sich an seinen Leib geschmiegt wie Krätze. Nicht auszudenken.
Avon lächelte verschmitzt, er durfte sich jetzt nicht ungerecht geben, immerhin hatte er nicht gewollt, dass Kachnik zurückblieb ... also physisch ... das psychische war ... ja nicht mehr zu ändern. Yaroks Frage war berechtigt aber sinnlos. Was für eine Spur sollte das sein? Er zog eine Augenbraue hoch und musterte das wölfische Anhängsel ihres Dreiergespanns. Ja, hast du was gefunden, was uns sattmacht, Lerio? Zum Glück enttäuschte er sie nicht. Das war das Tolle an Kachnik. Auf ihn war unerschütterlich Verlass. Er vergeigte es noch immer mit todsicherer Garantie. Einen ... einen ... Wurm? Avon legte betroffen ein Ohr zurück. Moment ... worum ging es jetzt gerade? Es war der Augenblick, in dem ein Wolf das Fremdschämen für sich entdeckte. Kachniks Äußerungen ließen erschüttern und er wollte nicht wissen, was er als nächstes entdecken würde. Allein die Vorstellung, es hätte Tiere gegeben, die Wölfe als Beute betrachteten wie sie beispielsweise das Rehwild und der eine würde den anderen fragen ... hast du einen schmackhaften Wolf entdeckt ... und der andere würde antworten ... viel besser - einen Kachnik! ... grauenvolle Vorstellung. Bittere Ironie, aber er selbst hätte diesen Wolfsfressen nahegelegt, ihn, Avon, zu fressen, denn auch wenn man gemeinhin vom Fressfeind sprach, keinem Feind gönnte er eine derartige Magenverstimmung! Wurm. Avonasac kämpfte hart mit sich, das Bild aus dem Kopf zu bekommen, bei dem er gezwungen war, das eine Ende des Wurms zu nagen, während Kachnik am anderen kaute, bis sie sich in der Mitte ... ihekrswrr, ein Küsschen gaben.
Und dann diese unschuldige Frage hinterher, ob sie schon was gefunden hatten. Doch, ja, doch, schon.

„Also ich finde ...“, begann Avon gespielt selbstsicher und kniff die Augen zu Schlitzen zusammen. „Ich finde, wir sollten uns aufteilen. Wir umrunden den See von der linken und von der rechten Seite und ... ehrm, Kachnik ... du ... also ... das wurmt mich jetzt, aber ich weiß nicht wo du hinkönntest.“

Vielleicht blieb er am Ufer zurück und sah mal auf die Wasseroberfläche? Womöglich würde er umfallen, wenn er das täte. Dann musste einer hierbleiben und ihn vor dem Ertrinken bewahren. Denn auch wenn es hier nur um Kachnik ging, Avon ertrug es nicht, wenn sie am selben Tage noch einen weiteren Wolf aus ihrem Rudel verloren.

[Kachnik & Yarok | Richtung Mondscheinsee]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
31.12.2021 13:02 Forum: Das Tal

Es war ein eigenartiges Gefühl, jetzt einfach so zu tun, als wäre nichts geschehen. Das konnte man sogar im doppelten Sinne sehen, denn nicht nur, dass ihnen der Kopf des Rudels abhanden gekommen war - das hörte sich ja schon so bescheuert an, wie es auch war - auch hatten sie eben eigentlich ein Festmahl erlegt, das sie nun einfach liegen und verderben lassen mussten. Eine Schande! Avon fühlte sich bei all dem, was er gerade tat, unwohl. Ihm fehlte ein klares Signal ihrer großartigen Alpha, die immer gewusst hatte was zu tun war, die Ansehen in der Gruppe genossen hatte - und die einzigen, die sie nicht respektiert hatten, waren gegangen! - was jetzt alles nur schwieriger machte. Ihm war aufgefallen, wie sich diese schwarze Wölfen ... Shiro hieß sie doch, oder nicht? ... den beiden Fortgehenden hinterhergeheult hatte. Aber in ihrer Stimme war mehr erklungen als nur die Sorge darüber, ob sie zurückkommen würden, es hatte fast etwas gehabt, das ihnen gar vorschrieb, dass sie unversehrt wiederkehren mussten. Obgleich Avon und wohl auch Yarok schon im Gehen begriffen waren, hatte er das noch mit einem halben Öhrchen mitbekommen. Aber im Gehen merkte er wieder, wie seine Glieder ganz schwer waren, wie es ihn zu Boden zog. Er hatte so etwas noch nie erlebt, nicht einmal, als er seine Eltern hatte zurücklassen müssen und das war gefühlt ewig her. Obgleich er die Sandfarbene ja noch nicht lange gekannt hatte, so hatte sie doch fast etwas Mütterliches an sich gehabt, das keine Zweifel offengelassen hatte, dass sie stets wusste, was sie tat. Der Timber seufzte schwer, als er schon von seinem selbst ausgewählten Kumpel Yarok überholt wurde, dessen Nase offenbar bereits eine Spur hatte. Avon versuchte es ihm gleich zu tun und hielt den Riechkolben ebenso in den kühlen Wind. Sein Kopf zuckte mit der Schnauze durch das laue Gelüft. Ein seltsamer Geruch lag in der Luft, der anders war als der der ersten Beute oder der Skadis, die am Ende gar krank gewesen war. Dieser Geruch hier hatte eher etwas von Fell, das schlecht durchlüftet worden war, von Pfoten, die ewig nicht mehr in Kontakt mit Wasser gekommen waren oder von verfaultem Moo- ... Moment. Sein Blick blieb mit einem Mal auf dem Milchauge hängen, eh ihm sein peinliches Missgeschick bewusst wurde. Den konnte Yarok ja wohl schlecht gemeint haben, zumal es ihm ferner lag als irgendetwas anderes, einen wie Kachnik anzuknabbern. Ob er am Ende auch krank war? Eine Ahnung von Mitleid kam in ihm auf. Armes Nebelauge. Immerhin hatte er den Anschluss zu ihnen gefunden und nahm das Angebot an, sich mit ihnen gemeinsam auf die Suche nach Nahrung zu machen, auch wenn Avon noch nicht sicher war, ob er etwas fressen wollte, dass Leriokachnik vorher mit seiner Zunge berührt hatte. Schütteln. Er warf dem Zauselpelz ein kindisches Grinsen herüber als formales Dankeschön, dass er seiner Einladung gefolgt war, eh er sich umdrehte und den Pfotenstapfen Yaroks nachfolgte. Rasch schloss er zu dem Nasenbalsam aka Yarok auf, um ihn zu fragen.

„Ha- hast du eine ... Spur ... ein Tier ... Beute?“

Er sah unsicher zu ihm. Eigentlich war er ja derjenige, der länger in diesem Rudel lebte ... so ... zwei Tage ... und die Richtung vorgeben hätte müssen ... Aber wenn der Graue einen guten Einfall hatte und ihnen am Ende Beute bescherte, war ihm das nur recht. Denn Avonasac war alles andere als eine Führungspersönlichkeit. Im Gegenteil. Er brauchte jemanden, der wusste, wo es lang ging. Einen, der nicht tot war wie Skadi, der nicht fies war wie Tukuta oder wie auch immer die hieß und der nicht müffelte wie Kichnik. Der Timberwolf warf Yarok ein ehrliches Lächeln zu und wartete auf klare Instruktionen.

Yarok & Kachnik | Lichtung nördlich des Mondscheinsees, Ri Mondscheinsee ]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
02.12.2021 15:53 Forum: Das Tal

Es tat gut, Abstand zu gewinnen. Der Schock saß ihm noch immer in den Gliedern und er übertraf das Intermezzo mit einem Roghir oder den Sturz vor die Füße einer Alpha um Längen. Er konnte sich nicht erinnern, wann er sich das letzte Mal so niedergeschlagen gefühlt hatte. Denn mit Skadi war nicht nur der Kopf des Rudels gegangen, sondern auch eine Bezugsperson, eine Vertrauenswölfin ... eine ... Mutter? Avon konnte sich an seine Mutter nur noch schemenhaft erinnern, denn es war eine gefühlte Ewigkeit her. In Situationen wie diesen brauchte er jemanden, an dessen Schulter er sich stützen konnte und da gab es ... niemanden? Er hatte Ayjana vor den Kopf gestoßen und wagte ihr noch immer kaum unter die Augen zu treten. Irgendwann musste er seinen Mut zusammen nehmen und auf sie zugehen, um die Sache zu klären. Der Timber hatte sich wie ein Volltrottel benommen und es brauchte einiges, um das wieder gut zu machen.
Fast zielstrebig lief er auf Yarok zu, den er zu seinem neuen Kumpel hatte machen wollen, in dem er ihm das Rudel vorgestellt hatte und stupste ihn unverhohlen an. Er kannte nicht viele unbeschriebene Blätter in diesem Rudel, die er einfach so unverfänglich anstoßen konnte, ohne dass dies eine Reihe von Konsequenzen nach sich gezogen hätte ... Knurren, Bisse, Gelächter, Ausgrenzung ... aber Yarok schien in Ordnung, oder zumindest redete er sich das ein.

„Kommst du ... mit?“, piepste er noch immer sichtlich getroffen. „Hast du auch so 'nen Bärenhunger wie ich?“ Fast sah er ihn etwas unterwürfig an, legte die Ohren zurück und hoffte, dass er ihm noch immer gut gesinnt war.

Vielleicht klappte es und auch ein Avon konnte mal einen Rudel- und Artgenossen ganz unverbindlich zur Nahrungssuche auffordern, ohne dass ihm dafür gleich die Nase abgebissen wurde. Nun war ja da auch keine Alpha mehr, die das Ruder an sich reißen konnte, die vorgab, was zu jagen war und wann man das tat. Die Alpha ... lag tot zu ihren Füßen, unwürdig wie ein Stück Dreck, dass es ihm im Herzen wehtat. Das kleine Kind in ihm wollte nicht verstehen, nicht akzeptieren ... wollte noch immer zu ihr hin, sie anstupsen, ihr Fell zwischen die Zähne nehmen und sie zum Aufstehen auffordern. Aber der erwachsene Avon wusste nicht nur, dass das hinfällig war, er war sich sogar im Klaren, dass er sich dann womöglich gleich dazulegen und mit totsein konnte, denn Skadi hinterließ mit ihrem biologischen Überrest ein böses Erbe, dass sie alle mit in den Abgrund zu reißen drohte. Es ziemte sich nicht, sich an einen toten Pelz zu schmiegen, erst recht nicht, wenn sein Leib verseucht war. Schluck.
Rasch drehte er ab und schlug wieder die Richtung ein, die von hier fort führte, vielleicht hin zum Mondscheinsee. Womöglich hüpfte ihnen ein Frosch ins Maul ... besser als nichts. Vor allem aber suchte er Ablenkung, etwas, das ihn abbrachte von diesen furchtbaren Gedanken, dass ihre Alpha nicht mehr war und dass sie alle womöglich in höchster Gefahr schwebten ... in einer, die unsichtbar war oder die erst sicht- und spürbar wurde, wenn es zu spät ist. Glückliche Skadi. Sie musste das nicht mehr miterleben. Es war zum Lachen. Sie hatte es in sich getragen, ohne davon Kenntnis zu haben. Sie starb, bevor es sie zerstören konnte. Hätte die Fähe doch nur geahnt, dass sie einmal als verseuchter Klumpen zu ihren Pfoten liegen würde, gemieden wie Abfall. Eine grauenvolle Vorstellung, die der tapferen Alpha nun erspart blieb.
Auf seinem Weg, der ihn fort von diesem traumatischen Ort führte, erspähte er im Blickwinkel den muffigen Graubraunen, Lerio aka Kachnik. Sein Lieblingsrivale, der ein Pfötchen fürs Unglück hatte, etwas, das ihn unweigerlich mit dem Timberwolf verband, ob sie beide das wollten oder nicht. Avon schluckte erneut, eh er einen Schlenker tat, der ihn näher an das Milchauge heranführte. Mit einem knappen Blick und nur schwer verständlicher Stimme brummte er.

„Kommst du mit? Wir stopfen uns den Magen voll.“

Damit lief er weiter, wartete nicht, denn egal wie die Entscheidung Yaroks oder Kachniks ausfiel - er musste weg hier, andernfalls drehte er durch, also richtig durch, nicht so wie gewohnt.

Yarok & Kachnik (?)| Lichtung nördlich des Mondscheinsees, Ri Mondscheinsee ]
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