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Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
05.11.2017 15:51 Forum: Das Tal

Ein Blick in Zitas Augen genügte, um den Sturm zu sehen, der in ihr tobte. Marrok kannte die Vergangenheit dieses Rudels nicht, ein Tihar war ihm völlig fremd, ebenso wie alle anderen, die im Kreise um die Weiße standen als würden sie ein Urteil über ihr verhängen. Einst hatte er selbst in einem solchen Kreis gestanden, unter einem pechschwarzen Himmel, der ihn ebenso verdammt hatte wie sein eigenes Rudel. Er warf Takata einen langen Blick zu und für einen Moment sah er sich selbst dort stehen, umringt von Wölfen, die ihn aus tiefstem Herzen verachteten und fürchteten. Von den Ahnen verstoßen, von den Kameraden verjagt. Auch wenn er den Zorn Zitas spürte, der in der stillen Wölfin kochte und brodelte, auch wenn er Takata im Grunde gar nicht kannte, so wünschte er der Wölfin dennoch ein anderes Schicksal als das seine. Niemand sollte in einer Finsternis wandeln müssen, die kein Ende fand.

Sein Blick streifte Shiro, doch wieder folgte ein Name, an den er sich nicht erinnern konnte. Sie sprachen von einer Vergangenheit, die ihm fremd war und noch während Takatas Miene sich angesichts der Frage zu einer Maske kalten Ärgernisses wandelte, wusste Marrok, dass er nicht in diesem Kreise stehen sollte. Er urteilte nicht, nur für sich selbst, nur im Stillen; ungesehen und ungehört von allen. Seine Pfoten fanden einen Weg, vorbei an den anderen, vorbei an diesem tosenden Sturm, der in den Herzen der Fähen wütete und er folgte der Stille, die zuvor nicht dort gewesen war. Das Knacken und Knirschen hatte das gesamte Gespräch untermalt, als wären es die Bande zwischen den Wölfen, die reißen und brechen würden und nicht die Schale des Krustentieres, das Pilgrim erbeutet hatte.

Der alte Wolf starrte in die Leere, starrte in die Welt, die nur er sehen konnte und Marrok senkte respektvoll den Kopf, als er das Wort leise an ihn richtete.

„Pilgrim“, sprach er sanft und hoffte, dass seine Stimme den Weisen aus der Dunkelheit würde leiten können, in der zu versinken drohte. Tihar schien vieles zerstört zu haben und selbst nach seinem Tod hing eine Finsternis über diesem Rudel, die die Silhouette eines Wolfes auf den Boden malte.

Marrok wartete nicht. Er ging weiter, ging, bis der tosende Sturm hinter ihm nur mehr ein Flüstern war und fand Platz in ebensolcher Finsternis. Doch im Gegensatz zu jener, die das Rudel überschattete, waren es die Äste und Zweige eines Baumes, die sich auf sein Fell legten. Diese Finsternis klammerte und zog nicht minder an ihm als die andere, doch die Kälte, die ihm in die Knochen kroch, war seine eigene. Es war die Kälte eines Herzens, das zusah und abwartete, während andere Seelen brachen und an den Steinen zerschellten, die sie einander in den Weg warfen. Die Ahnen hatten kein Licht mehr für ihn, wie also sollte er ein Feuer für andere entzünden können? Er ließ sich am Fuße des Baumes nieder und starrte aus der Finsternis heraus in eine andere, deren Wispern ihm giftig in den Ohren stach.


[in der Nähe von Zita, Pilgrim, Skadi, Niyol und Takata | etwas abseits | Beerenwald]
Thema: Neuregelung der Aktivität und Konsequenzen
29.10.2017 11:56 Forum: Grundlegendes & Neues

Ich schließe mich meinen Vorrednern an und stimme für Vorschlag 3, weil ich den Eindruck habe, dass eine längere Frist uns allen gut tun würde und auch notwendig ist. 3 Verwarnungen vor endgültiger Löschung empfinde ich auch als fair, wobei wir uns auch darüber einigen sollten, wie lange so eine Verwarnung "gültig" ist, bis sie gelöscht wird. 6 Monate, vielleicht?

Außerdem wäre es mir lieb, wenn was an der Postingreihenfolge geändert würde bzw. wenn man sicherstellen würde, dass auch jeder wirklich immer weiß, wer dran ist. Mein Vorschlag im Chat wäre ja gewesen, eine Funktion zu implementieren, die es erlaubt, einen anderen User in einem Beitrag zu markieren, a la Twitter/Facebook/etc. Ich weiß, dass es möglich ist, das umzusetzen und vielleicht helfen Google und entsprechende Foren dabei, auch das "Wie" herauszufinden. Ich persönlich fände es nämlich schön, wenn wir User da ein bisschen Eigenverantwortung ergreifen und schlicht unseren Nachposter im jeweiligen RPG-Beitrag markieren könnten, sodass das nicht immer am Team hängen bleibt, das ja mitunter auch genug zu tun hat. Ich kenne die Funktion nämlich so, dass durch das Markieren eine PN an den markierten User gesendet wird, samt Link zum entsprechenden Beitrag und das dürfte nun wirklich niemandem mehr entgehen.
Die Reihenfolge auf der Forenstartseite könnte man ja trotzdem lassen - ich halte das für ne schöne Übersicht - und eben einmal die Woche aktualisieren.
Da ich aber nicht weiß, wie aufwendig die Funktion einzubauen wäre, könnte ich mir als Alternative noch vorstellen, dass wir schlicht einen Thread haben, indem der, der gerade gepostet hat, sich nochmal meldet und dabei denjenigen nennt, der nach ihm mit Schreiben dran ist. Oder man schreibt demjenigen ganz einfach ne PN :|
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
16.08.2017 09:54 Forum: Das Tal

Zitas Wunsch hallte ihm in den Ohren. Er hatte darauf nichts erwidert, hatte nicht gewusst, was. Ein besseres Leben als das hier? Oh, wenn sie wüsste, dass es bereits besser war, als er je hatte hoffen dürfen. Dieses "Besser" war nicht "gut", doch es war etwas. Es war zumindest ein Leben und er würde nicht klagen. Vielleicht war dieser seltsame Zusammenschluss von Wölfen, die sich so erschreckend uneins waren, genau das, was er verdient hatte. Keine Ruhe, keinen Frieden, nur endlose Meinungsverschiedenheiten und hitzige Gemüter. Er würde sich damit arrangieren können.

Während Zitas Erklärung an das Rudel, hielt Marrok sich im Hintergrund. Er hatte lange geahnt, dass sie die Geschichte erzählen wollte und er hatte auch geahnt, dass sie gewisse Dinge verschweigen würde. So sehr er Pilgrim auch schätze, die Tatsache, dass sie der Leitwölfin einen wichtigen Fakt verschwiegen, legte ihm ein unangenehmes Gefühl um den Magen. Dennoch, Skadi fragte nicht nach und Marrok glaubte beinahe, dass sie die Geschichte auf sich beruhen lassen würde - ein fataler, unverantwortlicher Fehler, seiner Meinung nach. Ein guter Alphawolf bestand stets darauf, sich ein eigenes Bild von der Situation zu machen. Er verließ sich nicht einfach auf die Berichte seiner Gefährten und tat die Erzählungen als harmlos ab.

Schweigend trat er neben Zita und blickte Skadi einen langen Moment an. Er kannte sie nicht gut genug, um in ihren Augen zu lesen, doch vielleicht hielt sie ihre Fragen nur im Angesicht des Rudels zurück. Ohnehin hatte er nicht vorgehabt, so direkt an sie heranzutreten, sondern zu schweigen und zu warten, sodass keiner der anderen seine neugierige Nase in diese Angelegenheit steckte. Zita war in ihrer Angst zu voreilig mit der Geschichte herausgeplatzt. Er hatte ihre Unruhe gespürt und er erinnerte sich noch dunkel an die Gründe, die sie einst aus diesem Rudel getrieben hatten. Die Sorge um Pilgrim und was aus ihm werden würde. Sie war unvernünftig gewesen, ja. Aber sie war ihrem Herzen gefolgt.

Sein Blick wanderte erst zu Takata, als diese nach einer langen Zeit des Schweigens endlich anfing zu sprechen. Tihar. Das erste Wort, das sie sagte, war ein Name, gefolgt von bitterer Stille. Er glaubte, ihn bereits einmal gehört zu haben, doch der Wolf zu diesem Namen verbarg sich in der Finsternis des Vergessens. War er ihm überhaupt je begegnet?
Marrok lauschte ihren Worten. Aufmerksam. Skeptisch.
Sie hatte einen Tod verschwiegen, der Erleichterung für das Rudel gebracht hätte. Wozu? Und warum sollte das eine gute Nachricht sein?
Still legte er den Kopf schief und betrachtete die Weiße abschätzend. Die Worte schienen ihr nur mühsam über die Lefzen zu kommen, fast, als steckten sie schon eine ganze Weile in ihrer Kehle fest. Sie hatte dieses Wissen wohl eine ganze Weile mit sich herumgetragen - und es hatte sie gequält.
Er empfand kein Mitleid für sie. Sie alle hatten Geschichten, die sie niemandem erzählten. Er selbst war dabei keine Ausnahme. Nein, er fühlte kein Mitleid - aber etwas, das entfernt an Verständnis erinnerte.

Tihar. Das Gesicht des Wolfes blieb verschleiert, aber er erinnerte sich an Worte. Nicht an die des Vergessenen, an andere. Sein Blick wanderte zu der Wölfin an seiner Seite.
Tihar - das Gespenst, das Zita verfolgte. Der Schrecken, der Pilgrim gebrochen hatte. Die dunkle Seele, die sie zusammengeführt hatte.

In seinen Augen glänzte bittere Ironie, doch er sagte nichts.
Das Leben, das er verdient hatte. Zweifellos.


[Skadi, Niyol, Jellin, Shiro, Zita, Pilgrim, Takata | Beerenwald]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
17.06.2017 16:11 Forum: Das Tal

Der Ruf schallte durch den Wald, getragen vom Wind und er drehte unwillkürlich die Ohren in die Richtung, aus der er kam. Die Stimme war ihm nicht unbedingt vertraut, doch auch nicht unbekannt. Skadi. Er hatte mit der Leitwölfin des Rudels noch nicht allzu viele Worte gewechselt, aber dennoch war ihr Ruf unverkennbar.

Er reagierte nicht sofort, warf stattdessen Zita einen flüchtigen Blick zu und suchte dann nach Pilgrim, der sich immer noch am See amüsierte. Erst, als der Weise wieder zurück in ihre Richtung stapfte und dabei seine kleine Beute präsentierte, erhob sich auch Marrok. Es war eine faszinierende wie bizarre Beobachtung, den alten Wolf so voller Leben und Tatendrang zu sehen. Wie eine junge Seele, die in einen alten Körper gefahren war. Welche Rolle die Ahnen ihm wohl zugedacht hatten? Marrok hatte noch keine Antwort darauf gefunden, doch wann immer sich offenbaren mochte, worin der Weg des Weisen bestand, würde er sich damit zu arrangieren wissen.

„Gut gemacht“, lobte er ihn, doch es lag kein ehrlicher Stolz in seiner Stimme.

Der Anblick des Kadavers hing immer noch in seinen Gedanken wie ein fein gewebtes Spinnennetz, das an seinen Pfoten haftete und sich nicht lösen wollte. Er wandte sich zu Zita um, die Ohren aufmerksam aufgestellt und in den Wald hineinlauschend. Ein zweiter Ruf kam nicht. Sie schienen sich nicht beeilen zu müssen. Dennoch wollte er nicht zu viel Zeit verlieren. Sie mussten Skadi berichten, was sie entdeckt hatten und je eher dies geschah, desto besser. Falls Shiro gedachte, diese Aufgabe zu übernehmen, wollte er wenigstens hören, wie sie die Lage schilderte. Gerne hätte er es Zita erspart, Pilgrim im Zusammenhang mit dem Toten zu erwähnen, doch selbst das Seewasser konnte den Geruch des Todes nicht gänzlich von seinen Pfoten waschen. Marrok glaubte, ihn immer noch im Pelz des Alten zu riechen.

„Wir sollten sie nicht warten lassen“, erklärte er an die Wölfin gewandt, doch als sein Blick ein weiteres Mal kurz zu Pilgrim huschte, spiegelten seine Augen die Bedeutung jener Gedanken wider, die ihm zuvor durch den Kopf gegangen waren: „Wir dürfen nicht darüber schweigen.“

Mit einem knappen, auffordernden Nicken wandte er sich zum Gehen und fand dabei Shiros Geruch wieder. Sie würden denselben Weg nehmen und sehen, ob die schwarze Wölfin bereits wieder zu den anderen gestoßen war.


[Zita, Pilgrim | Spiegellake]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
05.03.2017 14:15 Forum: Das Tal

Mit steinerner Miene sah er dabei zu, wie zunächst Zita einige Schritte ins Wasser trat und dann Pilgrim wie ein fröhlicher Welpe an ihr vorbeisprintete. Er würde diesen See künftig meiden. Niemand sollte länger aus diesem Wasser trinken, da war er sich sicher und er wusste, dass er niemanden in dieser Gruppe dazu ermahnen musste. Sie alle spürten den Tod, der an Pilgrims Pfoten haftete. Der Tod ließ sich nicht fortwaschen, doch die Überreste wurden von den Pfoten des Weisen gespült und würden zweifellos den See vergiften. Marrok hoffte, dass er nie wieder an diesen Ort würde zurückkehren müssen. Es würde schwierig genug werden, Skadi die Situation zu erklären – er wollte niemanden sonst darauf hinweisen müssen, was hier geschehen war.

Er zuckte zusammen, als Pilgrim stolperte, setzte eine Pfote nach vorne und verharrte dann doch mitten in der Bewegung, allein am sicheren Ufer. Seine Haltung versteifte sich nur noch mehr, als der Weise ihn dazu aufforderte, ihm ins Wasser zu folgen. Nein, ehe er nicht sah, ob die Fische ihre toten Bäuche präsentierten, würde er nicht einmal die Kralle in den See tauchen. Er setzte sich und rang sich ein wohlwollendes Nicken ab, während er Pilgrim nicht aus den Augen ließ. Es war Shiro, die seine Aufmerksamkeit auf sich zog, als sie das erste Mal, seit sie einander begegnet waren, das Gespräch mit ihm suchte.

Auf ihre Frage hin, neigte er leicht den Kopf. Er hatte nie geglaubt, dass sie hier alleine waren. Dafür war dieser Ort zu fruchtbar, zu lebendig. Es mochte einzelne Wölfe geben, die durch diese Wälder streiften und sich skeptisch vom Rudel fernhielten. Wer eine Eiswüste überlebt hatte, der würde sich in diesem warmen Paradies auch alleine zurechtfinden. Andererseits mochte die Anwesenheit dieses Kadavers auch der Grund dafür sein, dass sie bislang keinem anderen Wolf begegnet waren. Niemand konnte so recht sagen, wie lange er schon dort lag, doch es mochte sich um eine längere Zeitspanne handeln. Möglicherweise hatten seine Gefährten die Gefahr ebenso gespürt wie sie und diesen Ort verlassen, um ihr zu entgehen. Oder… Er schluckte hart, doch der Gedanke wollte nicht weichen und er zwang sich, ihn zu Ende zu führen: Oder der grausige Tod, der diesem Wolf des Lebens beraubt hatte, hatte auch sein Rudel dahingerafft.

Er warf der schwarzen Wölfin einen langen Blick zu, während er nach Worten suchte, die seinen düsteren Gedanken eine Gestalt geben würden.

„Möglicherweise“, sagte er dann leise. „Doch wenn nicht, war er vielleicht der Grund, warum sie diesen Ort verlassen haben.“

Der Gedanke war so bitter wie ironisch. Sie hatten einen Ort des Lebens gefunden, doch was, wenn dieser Ort ebenso tödlich war wie dieses Land aus Schnee und Eis, aus dem sie gekommen waren? Diesen Tod hatte man sehen und spüren können – doch das, was diesen Wolf dahingerafft hatte, schlich auf unsichtbaren Pfoten durch die Wälder und keiner von ihnen wusste, ob sein tödlicher Schatten sich nun an Pilgrims Gestalt geheftet hatte. So wenig, wie sie wussten, ob dieser Schatten nicht bereits die Klauen nach jedem von ihnen ausstreckte.

Es war ein kurzer Seitenblick, den er Zita schenkte, als sie aus dem Wasser auf ihn und Shiro zutrat. Sie wirkte bekümmert. Ein Ausdruck, der schon lange an ihrem Gesicht haftete und nie so recht verschwinden wollte, selbst wenn ihre Gedanken für den Moment nicht bei Pilgrim waren. Auf den Weisen aufzupassen tat ihr nicht gut, brachte viel Sorge mit sich und trotzdem ließ sie sich diese Aufgabe nicht nehmen. Es schien jene zu sein, die die Ahnen für sie auserkoren hatten und sie führte sie mit einer Konsequenz und Standhaftigkeit aus, die durchaus bemerkenswert war.

Es war dieser Moment, in dem Zita seine Nähe suchte, dass Shiro aufstand und sich flüchtig verabschiedete, um Skadi zu suchen. Ihren Entschluss nahm er mit einem knappen Nicken hin, verzichtete jedoch auf eine Erwiderung. Er hatte kein gutes Gefühl dabei, wenn sie sich nun, nach dieser erschreckenden Entdeckung trennten, doch er hielt Shiro nicht zurück. Zweifelsohne würde sie einen großen Bogen um den Kadaver des Fremden machen.


[Zita, Shiro, Pilgrim | Spiegellake]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
12.02.2017 21:50 Forum: Das Tal

Fort war die Ruhe; verschlungen von Unglauben und Entsetzen, die sich eisig über sein Herz legten. Marrok begriff nicht, was er da sah. Pilgrim, der naiv und ohne jede Vorsicht voranhuschte, die Gefahr weder roch noch fühlte und schließlich mit den Pfoten in den erschreckend unberührten Kadaver des fremden Wolfes tauchte. Er hatte die Weisen stets in Ehren gehalten. Ihr Wort war Geschichte; ihr Wort war ein Rat, der dem Wolf half, seinen Weg unter den Sternen zu finden; ihre hell leuchtenden Augen am Nachthimmel wachten über die, die mutig ihren Pfad beschritten – doch das hier… Das wollte er einfach nicht begreifen. Marrok ließ die Dinge geschehen, ohne einzuschreiten, ohne daran auch nur zu denken. Er stand da – starr und erschrocken – und erst Zitas zögerliche Bitte ließ ihn langsam verstehen, dass das, was er beobachtet hatte, kein Traum gewesen war. Sein Blick haftete an Pilgrim – gefasster als zuvor, doch starrte er ihn nun regelrecht an. All seine Sinne sagten es ihm: An dem Weisen haftete nun der Tod und den Tod konnte man nicht mit etwas Wasser fortspülen. Dennoch war er dankbar für Shiros Vorschlag. Sie gab ihm eine Möglichkeit, etwas zu tun – eine Beschäftigung, die Gedanken fesseln und seine Fassungslosigkeit für den Moment ersticken würde.

„Zum See“, sagte er leise, denn es war die einzige Möglichkeit, seine Stimme ruhig klingen und seine Gefühle nicht durchdringen zu lassen. Es war Shiro, die den Rückweg einschlug und als sie sich zurückfallen ließ, um mit Zita zu sprechen, setzte sich Marrok wortlos an die Spitze, um die kleine Gruppe in Richtung See zu führen. Er spürte, wie der Schock ihm immer noch in den Gliedern saß und mühte sich, nicht zurückzublicken, nicht in Pilgrims Richtung zu sehen, sondern sich ganz auf die Führung der Gruppe zu konzentrieren. Er wollte sich nicht eingestehen, dass ihm die Anwesenheit des Weisen nun Unbehagen bereitete, wollte nicht wahrhaben, dass seine Sinne immer noch „Gefahr“ schrien, obwohl der Gestank des Todes ihm so deutlich in der Nase juckte.

Er musste nicht nachdenken, als Shiro ihre Frage stellte. Sein Gefühl hatte ihn selten betrogen – es hatte ihn alleine in fremden Wäldern überleben lassen. Das hier war kein unbedeutender Zwischenfall, so viel stand für ihn fest. Jemand musste davon erfahren und er wusste sehr genau, wem er – wem sie alle – diese Nachricht schuldig waren.

„Skadi muss es erfahren“, antwortete er deshalb. „Überlassen wir es ihr, wie viel die anderen wissen sollen.“

Die Nachricht im Rudel zu verbreiten, mochte eine zweifelhafte Idee sein. Im schlimmsten Fall würde man Pilgrim – vielleicht auch sie alle – davonjagen. Er vermochte kaum zu sagen, ob es Bitterkeit war, die seinem Herz einen Stich versetzte, oder die Angst, erneut ein Ausgestoßener zu sein. Niemand hier kannte seine Geschichte, er hatte bewusst darüber geschwiegen. Möglicherweise hatte sein Schweigen an dem Schicksal, zu dem er verdammt war, nichts geändert. Er schluckte die Gedanken hinunter und ging weiter.


[Zita, Shiro, Pilgrim | Käferwald; auf dem Weg zur Spiegellake]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
13.11.2016 23:55 Forum: Das Tal

(Ich hoffe, ich greife jetzt nicht zu weit vor ^^")

Marrok hatte sich an die Spitze der kleinen Jagdgruppe gesetzt. Als erfahrener und begabter Jäger lag es nur in seiner Natur, an dieser Stelle die Führung zu übernehmen, zudem ihm auch keiner der anderen Wölfe das Gefühl gegeben hatte, sich ihnen unterordnen zu müssen.
Es hatte seine Zeit gedauert, doch endlich war er in diesem neuen Land angekommen, endlich konnte er glauben, dass der blaue Himmel und die wärmende Sonne kein Traum waren, der ihm in der Schneewüste, durch die sie gewandert waren, Trost spenden und ein umso grausameres Erwachen bescheren sollte. Selbst Wochen, nach denen sie hier angekommen waren, hatte er jeden Morgen damit gerechnet, sich ein weiteres Mal unter dem grauweißen Himmel wiederzufinden, der jedem von ihnen so viele Wunden beschert, so viel Angst in die Seele getrieben und sie beinahe hoffnungslos zurückgelassen hatte. Nun war die Sonne nicht länger ein ferner, verzweifelter Wunsch und er suchte immer öfter ihre Wärme auf, die auch den letzten Rest der Kälte aus seinen Gliedern trieb, welche er gelegentlich immer noch dort sitzen glaubte. Zum ersten Mal seit langer Zeit fühlte er sich nicht wie ein Fremder, der unter dem falschen Licht wandelte.

Zu Beginn hatte er nicht glauben wollen, dass der fremde Jungwolf sich tatsächlich dem Rudel anschließen würde - doch er war immer noch hier, man behandelte ihn wie ein vollwertiges Mitglied und das bedeutete, dass auch der vorlaute Jüngling bereit war zu lernen. Marrok hatte sich damals herausgehalten und beobachtete auch jetzt noch lieber aus der Ferne, anstatt sich mehr als nötig um ihn zu kümmern. Der Sommer mochte selbst aus seinen mürrischen Gliedern gelegentlich die düsteren Gedanken vertreiben, doch die Narben seiner Vergangenheit waren immer noch da und so hielt er sich lieber abseits des Rudels auf, beobachtete, antwortete, wenn er gefragt wurde, doch mischte er sich nicht weiter ein. Einzig die Jagd ließ ihn die Initiative ergreifen, indem er sich immer wieder still, aber freiwillig zu jenen gesellte, die aufbrachen, um das Rudel mit Nahrung zu versorgen. Vor langer Zeit war dies die erste Aufgabe gewesen, die er für sich entdeckt hatte und nun, da er nicht länger alleine durch die Wälder streifte, schien es ihn wieder in diese alte, ihm wohlvertraute Normalität zurückzuziehen.

Zita war die erste, die stehenblieb. Ihr Blick riss ihn aus seinen Gedanken, ließ ihn ebenfalls verharren, doch er folgte ihr nicht, als sie sich auf den Geruch, den er nun ebenfalls erkannt hatte, zubewegte. Auch Shiro trat vor und entdeckte den Ursprung, dem sich niemand nähern wollte. Mit einem Blick über die Schulter vergewisserte er sich, dass Pilgrim noch in ihrer Nähe war, dann schritt er an den beiden Fähen vorbei, vorsichtig eine Pfote vor die andere setzend - bis er mit einem Mal stehenblieb. All seine Instinkte schrien danach, sich keinen weiteren Schritt mehr zu nähern. Was dort lag, sollte besser unberührt bleiben und so starrte er in höchstem Maße beunruhigt auf den grausam stinkenden Körper, der dort unter dem toten Baum lag. Einige Augenblicke verstrichen, ehe er sich sicher war, dann wich er zurück und wandte sich an die beiden Wölfinnen. Er kümmerte sich nicht um schmückende Worte, sprach nur das aus, was er tatsächlich sah - und machte kurzerhand den Albtraum zur Wahrheit.

"Wolf."


[Pilgrim, Zita, Shiro | Käferwald]
Thema: Kapitel X – Tautropfen
07.06.2016 20:19 Forum: Das Tal

Kein Ruf, kein entferntes Rascheln, das auf eine Rückkehr schließen ließ, nichts erklang auf Skadis Heulen hin und Marrok befiel unweigerlich ein ungutes Gefühl. Misstrauisch drehte er eine Runde um den Platz, an dem sie ihre erste kurze Rast nach dieser schier endlosen Wanderung eingelegt hatten. Er nahm all die Gerüche des Rudels wahr, folgte jedem einzelnen zurück an die Stelle, an der jener Wolf ihren gemeinsamen Ankunftsort verlassen hatte – und erstarrte plötzlich. Ein leises, tiefes Grollen entrang sich seiner Kehle, als seine feine Nase einen Geruch wahrnahm, den er nicht zuzuordnen wusste. Er kannte dieses Rudel kaum, doch wenigstens den Geruch eines jeden hatte er sich mittlerweile eingeprägt und so zweifelte er keine Sekunde an seiner Erinnerung. Jemand war hier gewesen, hatte sich an ihrem Ankunftsort umgesehen und mit Sicherheit erkannt, dass sie nicht nur ein, zwei verirrte Wölfe waren. Unruhig lief er den Platz ab, suchte nach Spuren weiterer Fremdlinge, doch er fand nur die alten Spuren der anderen, die zur Jagd losgezogen waren und auch die von Lynx und Teyjen, die ebenfalls noch nicht wiedergekehrt waren. So machte er kehrt, trat zurück an die Stelle, an der er zuerst den Geruch des fremden Rüden entdeckt hatte und folgte ihm, bis die Spur zwischen den Büschen verschwand. Kurz lauschte er angespannt – doch nichts tat sich und so wandte er sich nun endgültig ab, um zu den anderen zurückzukehren. Neben Zita blieb er stehen, jedoch ohne sich wieder zu entspannen.

„Unsere Ankunft ist nicht unbemerkt geblieben“, verkündete er dann und ließ seinen Blick über die Anwesenden schweifen. Bei Skadi hielt er inne und fügte mit einem Nicken in Richtung der Stelle, an der sich die letzten Spuren des Fremden fanden, hinzu: „Er war allein. Doch das heißt nicht, dass er das auch sein wird, wenn er zurückkehrt.“

Ein Geräusch – Rascheln, Pfoten, die sich ihren Weg durch den Wald bahnten – schnitt ihm das Wort ab und sein Kopf zuckte alarmiert in die Richtung, aus der sich weitere Wölfe ankündigten. Seine Anspannung schwand nur leicht, als die weiße Fähe, die sich Takata nannte, auf den Platz trat. Zwar war Niyol nach wie vor bei ihr, doch brachten sie keinerlei Beute mit. Das war eine Enttäuschung. Gerade jetzt, wo sie alle immer noch ausgehungert und geschwächt von ihrer langen Wanderung waren, hätten sie die Beute dringend gebraucht. Rasch warf er einen Seitenblick auf Pilgrim. Dem Weisen schien es im Augenblick gut zu gehen, doch wenn frisches Fleisch noch länger ausblieb, konnte sich das nur zu bald wieder ändern. Ein wenig verärgert schüttelte er den Kopf, machte den beiden Jägern jedoch keinen Vorwurf. Das war nicht seine Aufgabe – und wie es schien, waren sie in ernsthafte Schwierigkeiten geraten, auch wenn Takatas Worte in seinen Ohren etwas aufgebauscht klangen. Niyol der Lebensretter? Er musterte den Wolf zweifelnd. Nun, es würde schon etwas dran sein, doch so oder so gab es keine Beute und keine Worte der Welt könnten daran nun etwas ändern.

Erneut sah er sich um. Die Besorgnis ob des fremden Rüden wollte nicht weichen – dennoch würde er sich hüten, alleine loszuziehen oder auch nur den Vorschlag zu machen, ihm zu folgen. Auf eigene Faust aufzubrechen und dabei möglicherweise einem fremden Rudel in die Pfoten zu laufen, das sie hier nicht haben wollte, war ihm zu riskant. Fehlende Markierungen hin oder her, er schloss immer noch nicht aus, dass noch ein weiteres Rudel hier war und es mochte viele Erklärungen geben, warum sie ihre Grenzen nicht erneuert hatten. Seinen Pelz zu riskieren, nur um sich Gewissheit zu verschaffen, war ihm die Sache nicht wert. So oder so würden sie es früher oder später merken, wenn sie alte Grenzen überschritten hatten.

[Skadi, Shiro, Catori, Niyol, Takata, Zita & Pilgrim | Beerenwald]
Thema: Kapitel X – Tautropfen
21.04.2016 20:48 Forum: Das Tal

Ihm entging nicht, dass Zita sich nach seinen Worten beunruhigt umsah. Ein leichter Anflug von schlechtem Gewissen machte sich in seinem Inneren breit, dennoch bereute er seine Worte nicht. Sich nun, in einer völlig fremden Gegend, vollkommen zu entspannen – so schön und friedlich sie auch wirkte – erschien ihm grundfalsch. Er würde sich erst wohler fühlen, wenn er dieses Gebiet ausreichend erkundet hatte und selbst dann würde er seine Vorsicht nie gänzlich ablegen. Mochten sie bislang auch noch nicht auf Spuren anderer Wölfe gestoßen sein, so bedeutete das nicht, dass sie nicht noch auf welche treffen könnten – und ein Paradies wie dieses, wer teilte das schon gern? Er fing Zitas Blick auf, als diese sich wieder zu ihm und Skadi wandte, vermochte jedoch nicht, Worte der Beruhigung zu finden. Ganz im Gegenteil… Sein misstrauisches Naturell drängte ihn sogar dazu, noch einmal seine Gedanken auszusprechen, wenn auch etwas leiser als zuvor. Es lag ihm fern, jemandem einreden zu wollen, er müsse sich vor dem Schatten der Bäume fürchten, doch er wollte auch nicht gänzlich verschweigen, dass er in diesem Land nicht nur die Rettung ihrer Leben sah. Das war sie, zweifellos, doch er hatte schon vor langer Zeit aufgehört daran zu glauben, dass an einer langen, beschwerlichen Reise ein gänzlich gutes Ende lag.

„Ob jemand ein Land wie dieses so bereitwillig mit Fremden teilen würde?“, gab er auf Shiros Antwort hin zu bedenken, erwartete jedoch keine Antwort. Die anderen hatten sehr deutlich gemacht, dass sie hier keine große Gefahr sahen und so wollte er nicht weiter auf Vorsicht pochen. Er würde die Augen offenhalten, doch mehr als eine Warnung würde er nicht aussprechen. Zwar hatte man ihn ohne jeden Widerwillen in diesem Rudel akzeptiert, doch waren sie die ganze Zeit über gewandert und kaum zur Ruhe gekommen. Nun, wo alles schien, als könne man sich hier ein neues Leben aufbauen, würde man sich auch zweifellos mehr miteinander beschäftigen, was durchaus zu Zwistigkeiten und Trennungen führen konnte. Er hatte vorrangig sein eigenes Wohlehrgehen im Blick, so hatte er die letzten Jahre überlebt und wenn es auch sonst niemand tun sollte, so würde er auf sein Gefühl und seine Erfahrung hören. Auch er mochte sich manches Mal irren, jedoch ließ er lieber Vorsicht walten als Sorglosigkeit zu bereuen.

Er neigte den Kopf zur Seite, eine Geste, aus der leichte Irritation sprach, als Skadi Lynx und Teyjen erwähnte. Er hatte den Eindruck gehabt, die beiden wären alleine losgezogen. Eigentlich hatte er angenommen, sie würden früher oder später wieder zur Gruppe stoßen, anstatt zunächst zu ihrem Ankunftsort zurückzukehren, um dort auf sie zu warten. Doch er kannte die beiden nicht und mochte sich irren. So schwieg er, stimmte mit einem leichten Kopfnicken zu und wandte sich ebenfalls in die Richtung, in die Skadi blickte.


[Catori, Zita, Pilgrim, Shiro, Skadi | Mondscheinsee]
Thema: Neuigkeiten & kleinere Meldungen
06.04.2016 13:00 Forum: Grundlegendes & Neues

Kein Problem, kann man ja mal vergessen ^^
Jetzt funktioniert alles, lieben Dank!
Und ich finde, es sieht auch wirklich absolut toll aus <3

Mir ist allerdings noch was aufgefallen (Entschuldigung, ich mecker gerade sehr viel ^^"), hat allerdings nichts mit dem Design zu tun: Auf der Startseite, das Bild zu Kapitel X verlinkt noch zu Kapitel IX.
Thema: Neuigkeiten & kleinere Meldungen
04.04.2016 20:48 Forum: Grundlegendes & Neues

Hmm ^^"
Jetzt wird mir die Option leider gar nicht mehr angezeigt:

Thema: Neuigkeiten & kleinere Meldungen
01.04.2016 20:08 Forum: Grundlegendes & Neues

Betriebssystem ist Windows 8.1
Firefox in der Version 45.0.1

Ah ja, richtig. Zu dem, was Jellin gepostet hat: Diese schwarze Fläche unter "Forumstandard" ist die Option, um auf das neue Design umzustellen. Das sieht bei mir auch so aus.
Thema: Neuigkeiten & kleinere Meldungen
01.04.2016 11:15 Forum: Grundlegendes & Neues

Der neue Stil sieht wirklich klasse aus! Ich mag auch die Schriftarten recht gern. Leider kann ich noch nicht alles beurteilen, mir werden nämlich einige Grafiken nicht angezeigt :/
Den Header seh ich, aber sonst sieht's bei mir so aus:


Und wenn ich mir einen Beitrag anzeigen lasse, zerreist's mir das Layout leider vollständig:


Ich benutze einen 12 Zoll-Bildschirm, vielleicht liegts auch daran... Aber ich wär recht dankbar, wenn man das noch beheben könnte ^^"
(Und noch eine Kleinigkeit: Die Postingreihenfolge ist hier auch nicht ganz aktuell, oder?)

Die Buttons für "Antwort erstellen", "Vorschau" und "Zurücksetzen" seh ich beim Posten übrigens. Scheint also nur die Startseite zu sein, die da Probleme mit den Grafiken macht.

EDIT: Nicht ganz. Mir ist grade aufgefallen, dass mir die Grafiken im "Kontrollzentrum", sprich beim Klicken auf "Profil", ebenfalls nicht angezeigt werden.
Thema: Kapitel X – Tautropfen
19.02.2016 23:27 Forum: Das Tal

Hin- und hergerissen zwischen der Sehnsucht nach etwas Ruhe und einem seltsamen Anflug von Pflichtgefühl, wankte Marrok tatsächlich etwas in seiner Entscheidung. Zwei Wölfe erschienen ihm reichlich wenig für eine Jagd, deren Beute sie alle sattmachen sollte – doch die Angelegenheit schien seine Gedanken nicht wert zu sein. Niyol wie auch Takata waren offenbar zuversichtlich genug, dass sie letztendlich alleine aufbrachen und es Marrok damit ersparten, seine Entscheidung doch noch zu ändern. Er beschränkte sich nun also darauf, an der Seite von Zita hinter Skadi und den anderen, die sich entschlossen hatten, die warmen Wälder zu erforschen, herzutrotten – ein Auge besah sich seiner Umgebung, das andere war wachsam auf Pilgrim gerichtet, dessen Lebensgeister ebenso wie das Land ringsum aufzutauen schienen.

Er war so damit beschäftigt, auf den Weisen zu achten, dass ihm Catoris plötzlicher Spieltrieb vollends entging. Erst als sie über den alten Wolf hinwegsetzte und Marrok, der sich eng in seiner Nähe gehalten hatte, damit erschreckte, wurde er der veränderten Stimmung schlagartig gewahr. Dennoch konnte er ein tiefes, drohendes Brummen nicht unterdrücken, das sich rein instinktiv seine Kehle hinaufdrängte, noch ehe er zu erkennen vermochte, dass die graue Wölfin ihn nicht etwa angriff, sondern vielmehr ihre Gefährten zum Spiel aufforderte. Wahrlich, er war keinesfalls zum Herumtollen aufgelegt, so wunderbar und verheißungsvoll dieses Land auch sein mochte. Er konnte nicht glauben, dass sie die einzigen Wölfe hier waren, auch wenn er bislang keinerlei Reviergrenzen wahrgenommen hatte. Dieses kleine Paradies umringt von trostloser Ödnis war zu schön, um wahr zu sein und obwohl er sich langsam zu entspannen begann, wollte er seine Vorsicht noch nicht fallen lassen. Dennoch ließ er seine drohende Haltung rasch wieder fallen, schüttelte nur leicht den Kopf und rang sich sogar durch, Catori etwas zuzuwerfen, das wie ein äußerst steifes Lächeln aussah. Er wollte niemanden verärgern und noch weniger wollte er sich Streit einhandeln – bei den Ahnen! Er wollte ja nichts weiter als ein bisschen Ruhe.
Das Lächeln verschwand umgehend wieder von seinen Lefzen, nachdem er sich sicher war, dass Catori es gesehen haben musste und er beschränkte sich darauf, ihr dabei zuzusehen wie sie umherschoss und ihrer neugewonnenen Heiterkeit freien Lauf ließ. Etwas entspannter, aber immer noch in altgewohnter Schweigsamkeit versunken, trabte er der Gruppe hinterher, wobei er sich bedächtig an Zitas Seite hielt und den alten Wolf, der wie ein kleiner Welpe im Wasser zu spielen begann, kaum dass sie das Seeufer erreicht hatten, keine Sekunde aus den Augen ließ.

Er beobachtete die beiden spielenden Wölfe immer noch, selbst als Zita sich zu Shiro und Skadi gesellte und er ihr gezwungenermaßen folgen musste, um nicht doch noch in ein Spiel hineingezogen zu werden, zu dem er sich im Augenblick nicht aufraffen konnte. Bedächtig hielt er sich etwas im Hintergrund, überließ seiner alten Freundin den Vortritt und musterte die beiden Wölfinnen aufmerksam. Wenngleich er Skadi bereits früh als die Alphawölfin erkannt hatte, so war er sich um den Rang der anderen alles andere als sicher. Selbst auf ihrer Reise, die sie als Rudel zurückgelegt hatten, war ihm nicht so recht klargeworden, wer an welcher Stelle stand. Aus diesem Grund trat er nur äußerst wachsam an die – ihm eigentlich noch völlig fremden – Fähen heran und als er letztendlich ansetzte, etwas zu sagen, huschte sein Blick immer wieder zwischen den Anwesenden hin und her, damit ihm keine Reaktion entging.

„Ich verderbe nur ungern die Stimmung“, begann er dann und wandte sich dabei besonders an Skadi, „aber ich bezweifle, dass nur wir diesen Ort gefunden haben. Wir sollten die Augen offenhalten – der Frieden hier mag trügerisch sein.“

Es fühlte sich seltsam an, diese Worte an andere Wölfe zu richten. Er hatte sich so sehr daran gewöhnt, alleine durch die Wälder zu ziehen, dass es beinahe unangenehm war Worte der Warnung, die er bislang immer nur für sich behalten hatte, anderen gegenüber auszusprechen. Es hatte nie jemanden gegeben, für den er sie hätte laut wiederholen müssen.


[bei Zita, Pilgrim, Catori, Shiro und Skadi; Mondscheinsee]
Thema: Kapitel X – Tautropfen
18.08.2015 18:28 Forum: Das Tal

Wie lange sie auch liefen, die Landschaft blieb weiß, weiß, weiß - wohin das Auge auch sah. Eine solche Umgebung war es nicht wert, genauer in Augenschein genommen zu werden und während er in monotonem Schritt hinter Skadi her trabte, verlor er sich in der düsteren Stille, die über der Gruppe lag. Er dachte nichts, sah nichts und sprach auch nicht. Marrok ging weiter, teilte seine verbliebene Kraft in einen gleichmäßigen und selbstsicheren Schritt, der sich am Tempo seines Vorderen maß und nahm die Wölfe, wenn er denn neben einem herging, nur am Rande wahr.

Immer öfter fand er sich wenige Schritte hinter Skadi wieder, allerdings beanspruchte er diesen Platz nicht gerade verbissen; immer wieder ließ er sich zurückfallen, schritt an Zitas, vor allem aber an Pilgrims Seite und stützte den alten Wolf, wann immer er den Eindruck hatte, seine Kräfte würden wieder schwinden. Marrok hatte viel Zeit an der Seite eines Alphawolfes verbracht und nun, wo er sich wieder als Teil eines Rudels fühlte, drängte ihn sein Instinkt zurück an diesen Platz. Dennoch blickte er vermutlich mehr zurück als dass er nach vorne sah und vielleicht dauerte es auch deshalb so lange, bis er den Frühling bemerkte, der sie nach und nach mit offenen Armen begrüßte.

Es war Takata, die als Erste die Stille durchbrach und die Wölfe aus ihrem immergleichen Trab brachte. Ihre Stimme in Erleichterung getränkt, sprach sie vom Storchenland und veranlasste Marrok dazu, sich nach einer sehr langen Zeit wieder umzusehen. Beinahe glaubte er, im Traum zu wandeln, wo er die Welt oft in Farben sah, die in den letzten Monaten nicht existiert hatten. Dann tauchte seine Pfote spritzend in geschmolzenes Eiswasser und zum ersten Mal fühlte er das Gras, auf dem er lief. Seine Schritte wurden langsamer, während seine Augen sich umso aufmerksamer und unruhiger umsahen und all die Farben aufnahmen: Grün und Braun in den verschiedensten Tönen, Schwarz und vereinzelt auch die letzten Reste sterbendes Weiß. Die Sterne hatten sie in den Frühling geführt und ihnen das Leben geschenkt.

Schließlich war er zum Stillstand gekommen und schloss nun die Augen, ehe er tief einatmete, seine Lungen mit frischer Luft füllte und sie in einem stillen, befreienden Seufzer wieder freigab. Etwas, das ein Lächeln hätte sein können, umspielte für einen kurzen Moment seine Lefzen, doch als er die Augen wieder öffnete, war davon nichts mehr zu sehen.

Er warf einen kurzen, prüfenden Blick auf Zita und Pilgrim, vergewisserte sich, dass beide wohlauf waren - soweit das nach einer solch beschwerlichen Wanderung überhaupt möglich war - und trat anschließend mit einem zustimmenden Nicken an Skadi heran. Ihr Vorschlag erschien ihm mehr als vernünftig und er kam nicht umhin, eine gewisse Vorfreude zu verspüren. Auch er wollte dieses neue Land sehen, in das die Sterne sie geführt hatten und das sich ihnen nach beschwerlicher Reise so verheißungsvoll eröffnete. Wenn er jedoch während der Jahre, in denen er bereits unter dem Licht der Sterne wandelte, eines gelernt hatte, dann dass alles irgendwo einen Haken hatte. Dieses Land wirkte einladend, gerade deshalb konnten sie doch unmöglich die einzigen sein, die es hierher verschlagen hatte. Wer konnte schon ahnen, was sie als nächstes erwartete? Vielleicht war dieser süße Traum nur eine bösartige Sinnestäuschung und ehe sie wussten, wie ihnen geschah, standen sie wieder mitten in einer Wüste aus Eis und Schnee. Es war beinahe zu schön, um wahr zu sein ... und ein einziges Mal seit einer sehr langen Zeit, kehrte Marrok all seinen Bedenken den Rücken zu. Sie waren endlich angekommen, vor ihnen lag ein neuer Morgen, hoffnungsvoller als alle anderen davor und er wollte in dieser lang vermissten Wärme baden. Dieses eine Mal und mochte es nur für einen Tag sein, wollte er vergessen, was lauernd in seinem Schatten hockte und die warmen Sonnenstrahlen dieses neuen Morgens ohne Hintergedanken genießen.

[bei Takata, Skadi, Teyjen, Zita, Catori, Pilgrim, Shiro und Lynx auf der Storchenhalbinsel am Rande des Beerenwaldes]
Thema: Kapitel IX – Neue Lande
26.06.2015 12:46 Forum: Das Tal

So wie Zita es ausdrückte, klang es mehr danach, als wäre Takata irgendwann einmal der letzte Strohhalm gewesen, an den sich das Rudel geklammert hatte. Es schien nicht gerade so, als wäre die Weiße damals auf natürlichem Wege zur Alpha aufgestiegen, vielmehr ließ Zitas Aussage ihn glauben, dass sie in einer Zeit der Not wohl der einzige Wolf gewesen war, der Hoffnung säen konnte, wo andere aufgegeben hatten. Keine schlechte Eigenschaft. Gerade Zita konnte so jemanden vermutlich gut gebrauchen. So sehr, wie sie sich um Pilgrim kümmerte, erschien es ihm ohnehin, als sei der Weise zu ihrem einzigen Lebenssinn geworden. Was mochte mit ihr geschehen, wenn der alte Wolf irgendwann zu den Ahnen aufstieg? Ob sie dann überhaupt noch einen Sinn darin sah, weiterzuwandern? Für ihn wirkte es im Augenblick tatsächlich so, als würde Zita diese ganze Wanderung nur für den Altwolf unternehmen, nicht für sich selbst, nicht für ihr eigenes Leben.

Und du?, fragte eine leise Stimme in seinem Kopf. Warum wanderst du, Ausgestoßener?
Er hatte sich diese Frage schon oft gestellt. Alleine zu wandern war einsam, man dachte zu viel nach. Zu viele erdrückende Gedanken, zu viele Fragen, auf die er keine Antwort fand, weil niemand da war, der ihm eine geben konnte. Doch diese hier, diese eine Frage, die ihn quälte, seit er aufgebrochen, seit er weggelaufen war - verletzt und gedemütigt - die hatte er sich beantworten können.
"Weil es nichts anderes gibt, das ich tun kann", dachte er. "Nur blind in der Finsternis nach dem Weg suchen, den die Sterne einst für mich gedacht hatten und den sie mir als Strafe nun in ewige Schwärze tauchen. Er ist noch da, doch ich muss ihn erst finden und dann hat auch diese blinde Suche ein Ende."

Seinen Weg doch irgendwann wiederzufinden, an das Ziel zu gelangen, das ihm vorbestimmt war - das war sein Lebenssinn, seine Hoffnung, wie es wohl Takata irgendwann einmal für dieses Rudel gewesen war, doch im Gegensatz zu dem dunklen Pfad, den er alleine beschritt, hatte sich hier offenbar etwas geändert. Etwas, das die einstige Hoffnungsträgerin in Zitas Augen zu etwas Unliebsamem, vielleicht sogar zu einem Feind gemacht hatte. Ob der Grund dafür tatsächlich nur dieser eine Wolf gewesen war, von dem sie ihm erzählt hatte?

Er schreckte aus seinen Gedanken, als eine ihm unbekannte Stimme das Wort ergriff. Zwar sanft, freundlich und ohne jede böse Absicht - nichtsdestotrotz zeigte es ihm, dass er unaufmerksam geworden war und das konnte er sich im Augenblick nicht leisten. Er kannte hier niemanden, außer Zita und die erschien ihm immer noch wie ein zum Leben erwachter Schatten aus seiner Erinnerung. Vertraut, geliebt wie eine gute alte Freundin und doch nicht zur Gänze greifbar, denn sie war nicht mehr die, die er einst kennengelernt hatte und auch er war lange nicht mehr derselbe.

Aufmerksam betrachtete er den Wolf vor sich. Weiß wie Schnee, ganz wie Takata, ein freundliches Gesicht. Lynx. Er nickte dem anderen zu, hielt sich jedoch mit weiteren Worten zurück und spielte stattdessen weiterhin den stillen Beobachter. Die Sandfarbene verhielt sich schon eher wie eine Anführerin - sie sprach für die anderen und machte mit ihrer Haltung deutlich, dass sie den dritten, bisher stillen Wolf, zu schützen gedachte. Dennoch war Marrok vorsichtig mit seiner Annahme und er entschied, dass Schweigen wohl besser war, als sich mit den falschen Worten an den falschen Wolf in eine ungünstige Lage zu bringen.

Er hatte sehr wohl bemerkt, dass sie seine Anwesenheit zwar zur Kenntnis genommen, sich selbst jedoch nicht vorgestellt hatte. Es war nichts, dass er ihr übelnahm. Zita hatte sie bereits beim Namen genannt, er hatte es gehört und gesehen, wen sie angesprochen hatte. Eine erneute Vorstellung war nicht nötig. Er hätte es vermutlich genauso gehandhabt. Wozu Dinge aussprechen, die ohnehin offensichtlich waren?

Letztendlich war Pilgrim der einzige, der die Stille brach, die sich für einen Moment über sie gesenkt hatte. Aus seinen Worten war nicht viel Sinnvolles herauszufiltern - er schien genau das zu sagen, was ihm gerade durch den Kopf schoss und für jemanden, der sie auf ihrer bisherigen Reise nicht begleitet hatte, würden seine Worte vermutlich noch weniger Sinn ergeben. Wer könnte schon erraten, was ein Mauswolf war?

Er warf einen kurzen Seitenblick auf Zita. Wie es aussah überließ sie es wohl Skadi, anhand ihrer eigenen Beobachtungen zu urteilen, wie gut es Pilgrim tatsächlich ging. Das Gespräch zwischen den beiden schien beendet, so wagte er vorsichtig zu urteilen, und es war recht offensichtlich, dass auf den wirren Worten des Weisen kein neues aufgebaut werden konnte. So beschloss er nun die Frage zu stellen, die für ihn im Augenblick die wichtigste war - jene, die seinen weiteren Weg bestimmen würde.

"Wenn ihr es gestattet", begann er und ließ den Blick durch die Runde der drei, ihm neuen, Wölfe schweifen, ehe er schließlich an Skadi hängen blieb, "dann würde ich mich euch anschließen."

Sie hatte seine Anwesenheit schweigend akzeptiert - doch das bedeutete nicht, dass sie ihm auch erlaubte zu bleiben und so wie sie sich ihm bisher präsentiert hatten, entschied er, dass Skadi im Augenblick diejenige war, die einer Alpha am nächsten kam.


[bei Pilgrim, Zita, Skadi, Shiro, Lynx, Niyol und Teyjen, etwas abseits Takata und Catori; Ende der Bergkette]
Thema: Kapitel IX – Neue Lande
29.03.2015 18:17 Forum: Das Tal

Die Fähe wirkte wie ausgewechselt, wie ein gänzlich anderer Wolf. Verwirrt und betreten stand sie da, sah von einem zum anderen, offenkundig die Bedeutung der an sie gerichteten Worte nicht begreifend. Wo zuvor noch Angst und Panik in ihren Augen standen, konnte Marrok nun nichts weiter als Irritation erkennen, beinahe, als könnte sie die unterschiedlichen Reaktionen auf ihr Verhalten nicht verstehen. Seine eigene Verwirrung wuchs noch weiter, als die Wölfin sich plötzlich, ohne irgendein Wort, in den Schnee fallen ließ und einfach dort liegen blieb. Marrok legte den Kopf schief und blickte die Fähe zweifelnd an, die da zu ihnen aufblickte und unsicher feststellte, dass sie wohl etwas „Komisches“ getan hatte. Plötzlich schüttelte sie den Kopf und Marrok fühlte sich, als hätte sie ihm soeben die Geste gestohlen. Die Fähe war ihm durchaus ein wenig seltsam erschienen, doch nie hatten ihr Verhalten und ihre Körpersprache derart stark geschwankt, wie in diesem Moment. Irgendetwas stimmte mit ihr nicht, doch hatte er ganz sicher nicht vor zu ergründen, was es war. Ein wenig ähnelte sie Pilgrim, dem Marrok jedoch so viel mehr zu verzeihen gewillt war, als dieser Fähe. Der Weise brauchte eine Stütze, auf die er sich verlassen konnte, Catori dagegen war kräftig genug, um sich alleine gegen das zu stemmen, was ihre Geister ihr einflüsterten. Jedoch war es nicht seine Aufgabe, daran Gedanken zu verschwenden, also entschied er, sich nicht eingehender als nötig mit dieser Sache zu beschäftigen, zumal die Fähe wohl ohnehin vorzog, rasch das Thema zu wechseln. Sollte sich jemand anders darum kümmern, das, was in ihrer Seele zerbrochen war, wieder zusammenzusetzen – er hatte andere Pläne und gewiss nicht vor, sich um jemanden zu sorgen, der ihm nichts bedeutete.

Die Augen voll Missbilligung und Ablehnung sah er sie an, als sie bekundete, nicht zu wissen, was da zuvor mit ihr losgewesen war. Belog sie sich nun selbst, oder hatte sie tatsächlich nichts von dem mitbekommen, was sie getan und gesagt hatte? Nun war es doch wieder an ihm, den Kopf zu schütteln. Sie hatte Freunde, die sie wiedersehen wollte, doch anstatt zu ihnen zu eilen, sobald sie ihren Geruch in der Nase hatte und ihre Gesichter in der Ferne erblickte, floh sie voller Angst vor dem Spuk in ihrem Kopf. Selbst jetzt noch, wo sie doch offensichtlich auf dem Boden der Wirklichkeit stand, zog sie es vor, wie ein Welpe im Schnee herumzuliegen, anstatt die Furcht zu vertreiben und aufzustehen. Seine Augen verengten sich und in einem Anflug von Misstrauen und Ärger legte er die Ohren leicht zurück. Ein junger Wolf wie sie gehörte in das Hier und Jetzt – es gab keine Entschuldigung für sie, sich vor ihren Geistern zu fürchten.

„Es bleibt keine Zeit, sich vor deinen Geistern zu fürchten, Catori“, brummte er auf ihre Entschuldigung hin. „Das Hier und Jetzt ist gefährlicher als jeder einzelne deiner Geister.“

Für einen Moment hielt er inne, betrachtete die Wölfin, die langsam und unsicher wieder auf die Beine kam, wie ein junges Reh und erinnerte sich an die Verwirrung, die ob seiner letzten Worte in ihre Augen getreten war. Seine Lefzen verzogen sich entnervt, während er nach den richtigen Worten suchte, um die Bedeutung dessen, was er soeben gesagt hatte, klar und unmissverständlich in ihren Verstand zu bringen. Glaubend, den passenden Satz gefunden zu haben, blickte er die Fähe wieder an und sagte im selben, ärgerlichen Tonfall:

„Reiß dich zusammen!“

Noch nicht gänzlich überzeugt, dass sie diesmal verstanden hatte, warf er der Wölfin einen prüfenden Blick zu, vermochte jedoch noch nicht zu sagen, ob damit die Wirkung erreicht war, die er sich erhoffte.

Ihr Vorschlag, sich zu den anderen zu gesellen, glich recht eindeutig einer Frage und er wunderte sich, ob sie die Wölfe dort überhaupt erkannte. Wozu sollte jemand, der mit allen anderen sehr wohl bekannt war, sonst andeuten, dass er lieber in Begleitung weitergehen wollte? Sie hatte vor ihren Freunden nichts zu befürchten, es sei denn, sie zog es erneut vor, lieber auf ihre Geister zu hören, als mit den eigenen Augen zu sehen. Er seufzte und warf einen Blick zu Zita und Pilgrim – und der fremden Weißen – zu denen er sich zuvor noch hatte gesellen wollen.

„Geh schon“, sagte er ruhig und tat einige Schritte in Richtung der drei, um anzudeuten, dass er gewillt war, sie zu begleiten. Dann erst wanderte sein Blick zu der schwarzen Wölfin, die offenkundig nicht so wirkte, als würde sie sich ihnen anschließen wollen. Natürlich, sie hatte nie vorgehabt, sie bis hierher zu begleiten – ein Wiedersehen mit denen, die sie ursprünglich zurücklassen wollte, hatte ihr nie im Sinn gestanden. Vermutlich suchte sie immer noch nach einem Weg, der sie fort von hier und gleichzeitig fort von diesem Rudel bringen würde – einen Weg, der nicht existierte.

„Wenn es einen anderen Weg gäbe“, begann er und blickte an der Schwarzen vorbei in die weiße, todbringende Landschaft, „dann hätten wir ihn vermutlich schon gefunden.“


[bei Shiro und Catori; in der Nähe: Takata, Zita und Pilgrim, Skadi, Lynx, Teyjen und Niyol]
Thema: Kapitel IX – Neue Lande
13.03.2015 23:27 Forum: Das Tal

Wie lange, scharfe Klauen ragten die Berge neben ihnen auf, reckten sich dem Himmel entgegen und warteten nur auf einen Moment, ihn mit brutaler Gewalt entzwei zu reißen. Marrok fühlte sich nicht wohl, die hohe Felswand neben sich zu haben, die grausam tief in den Himmel stach. Wie alles andere, selbst die nackten Bäume, wirkten auch Stein und Fels bedrohlich und nach dem Blute Verirrter lechzend, die sich zu weit in diese kalte, tote Landschaft gewagt hatten. Seine Schritte waren schnell, während sie wanderten, manches Mal so schnell, dass er gar die Führung übernahm und, sich an den geschwächten Pilgrim erinnernd, musste er dem beklemmenden Gefühl trotzen, sich zurückfallen lassen und eine Weile lang an der Seite des Alten wandern, während er sich darauf verließ, dass Niyol den richtigen Weg fand und die Schwarze Einspruch erhob, wenn sie abzukommen drohten. Oft genug wanderte sein Blick des Nachts gen Himmel, wie um zu prüfen, ob die Ahnen dieselbe Richtung zeigten und obwohl der hellste Stern am Firmament nicht immer dort lag, wohin der andere sie führte, schwieg der Verstoßene und ließ seine Zweifel ungehört in der kalten Luft verklingen.

Alsbald erschien ihm die stille Wanderung wie ein eisiger Traum aus Schwarz und Weiß, in dem sie im Schatten der klauenhaften Finsternis wandelten, die einzigen grauen Flecken in einer zweigeteilten Welt. Irgendwann begannen die Farben jedoch zu wandern. Gestein bröckelte, Schnee rutschte in dicken Wellen über das kantige Schwarz, ein Rauschen, ein dumpfer Schlag – und der Traum färbte sich rot.
Als er sich umdrehte war die Welt bereits wieder in zwei Farben zerteilt. Seine Augen streiften die Gesichter seiner Begleiter, beobachteten, prüften und nicht gänzlich ohne Schrecken stellte er fest, dass zwei ihm fehlten. Für einen Augenblick dachte er, die verängstigte Wölfin, Zitas Freundin Catori, sei der schwarzen Gewalt zum Opfer gefallen, doch da erspähte er sie, heftig atmend im Schnee liegend, schockiert von dem Tod, dem sie um Haaresbreite aus den Fängen gesprungen war. Doch ein Leben fehlte immer noch. Er sah sich um, suchte nach Luca, fand sie nicht – und wusste, dass die Ahnen sie zu sich gerufen hatten. Kein Wort kam über seine Lefzen, doch betrachtete er lange das Geröll, unter dem sie zweifellos begraben lag, wie um sich zu vergewissern, dass sie sich nicht doch plötzlich zwischen den Steinen hervorschob. Doch die Felsen blieben stumm und so wandte sich auch Marrok schließlich schweigend ab.

Der Geruch der anderen brachte wieder etwas Leben in diese Gruppe, die so trostlos und still war wie die Landschaft, durch die sie zogen. Endlich. Endlich hatten sie gefunden, wonach sie tagelang gesucht hatten. Marrok gestattete sich, für einen Moment etwas wie Erleichterung zu verspüren. Das beklemmende Gefühl, das die Berge hervorgerufen hatten, war Stück für Stück gewichen, während der salzige Geruch des Meeres an Intensität gewann. Dennoch, so recht entspannen konnte er sich trotz allem nicht, schließlich konnte er nicht sagen, wie die Gruppe auf sie – insbesondere ihn, da er doch ein Fremder war – reagieren würde. Es dauerte nicht lange, da wurden auch die anderen auf sie aufmerksam und das Heulen, das ihnen zur Begrüßung erklang, wirkte keinesfalls feindselig. Nach wie vor hielt sich Marrok jedoch im Hintergrund, um der Wiedersehensfreude – so es sie denn gab – stillschweigend beizuwohnen, ehe es Zeit wurde, sich vorzustellen. Zunächst wollte er beobachten, wen sie da eigentlich aufgesucht hatten und abschätzen, ob es sich lohnen würde, mit diesen Wölfen weiterzuziehen. Mit einem Mal jedoch, zerstreuten sich seine Begleiter. Niyol stürmte voran, den anderen entgegen und war bald aus seinem Sichtfeld verschwunden, während Pilgrim einer Maus hinterherjagte, gefolgt von Zita, die ihm hinterher setzte, nachdem seine Beine unter ihm wegknickten. Auch Marrok wollte ihnen, aus reinem Pflichtgefühl heraus folgen, als plötzlich jemand gegen ihn stieß und er einige Schritte zur Seite weichen musste, um das Gleichgewicht zu halten. Es war Catori, die ihn anstarrte, als hätte er ihr soeben mit dem Tode gedroht. Er schnaubte gereizt und schüttelte irritiert den Kopf. Die Wölfin schien ebenso in ihrer eigenen Welt zu leben, wie Pilgrim es tat, nur spiegelten sich ihre Geister wohl im Antlitz jener wider, die vor ihr standen. Dass sie Angst vor ihm hatte, kümmerte ihn wenig, was ihm jedoch sehr wohl missfiel war die Tatsache, dass noch ein Wolf dem Hier und Jetzt entsagt hatte, um vor sich hin zu träumen. Pilgrim machte er dabei keinen Vorwurf. Er war alt und es war kein Wunder, dass die Sterne ihn bereits riefen, obwohl sein Herz noch schlug. Catori dagegen war jung und sie konnten jeden wachen Geist gebrauchen, um diesen Winter zu überstehen. Was auch immer sie in ihren Träumen verfolgte, sie täte gut daran, es zu beseitigen, ehe sie einem noch viel realeren Alptraum in die Fänge lief.

Während die schwarze Wölfin noch mit vorsichtiger Freundlichkeit versuchte, sie von ihrer Träumerei abzulenken, begegnete Marrok dem Vorfall ruhig und direkt. Sie einfach zu ignorieren würde Geister nicht vertreiben. Ihnen in die Augen zu blicken wird sie auch nicht auslöschen, dachte er bitter und für einen Moment sah er seine eigenen Geister und die Narbe in seinem Gesicht begann zu jucken und zu brennen. Er fuhr mit der Pfote darüber und wischte die durchsichtigen Gespinste mit den Krallen beiseite. Jetzt war nicht die Zeit, sich in schwindenden Erinnerungen zu verlieren.

„Du bist mit dem Kopf in den Wolken“, ergriff er nun das Wort, die Stimme sachlich und kühl, ohne Vorwurf. Er stellte nur fest, was er sah, nicht was er davon hielt.

„Achte lieber auf das, was wahrhaft vor dir steht, anstatt dich vor deinen Träumen zu fürchten“, sagte er nicht unfreundlich und mit einem kurzen Blick auf Pilgrim fügte er noch etwas leiser hinzu: „Es reicht, wenn einer von uns sich selbst verliert.“


[bei Shiro und Catori; in der Nähe: Takata, Zita und Pilgrim, Skadi, Lynx, Teyjen und Niyol; Ende der Bergkette]
Thema: Kapitel IX – Neue Lande
11.01.2015 23:23 Forum: Das Tal

Sein gesamter Körper spannte sich an und er ertappte sich dabei, wie er insgeheim hoffte, nein, erwartete, dass seine Gefährten ihm folgen würden. Tatsächlich war Niyol jedoch der einzige, der zu ihm aufschloss, während Catori sich beinahe panisch in die Richtung des Weisen begab, der seinen eigenen Weg zu gehen schien, und Zita … nun, Zita war offenbar gewillt, das fortzusetzen, was Niyol vorhin aufgegeben hatte. Er konnte nicht verhindern, dass ein ärgerliches Brummen über seine Lefzen kam, doch schenkte er den anderen nicht mehr als einen kurzen Blick, der dennoch aussagekräftiger war, als jedes Wort.

Nachdem Niyol fröhlich ausgeplaudert hatte, dass dieser Tihar nicht länger im Rudel verweilte, stand Zita für einen Augenblick neben sich – möglicherweise erklärte das ihr, wie Marrok fand, völlig irrationales Verhalten. Hatte sie wahrlich nicht erschließen können, dass die Fremde offenkundig alleine weiterziehen wollte, oder verblendete der Schock über die Abwesenheit Tihars ihren Verstand? So, wie sie von ihm gesprochen hatte, hatte Marrok doch etwas mehr Erleichterung bei dieser Nachricht erwartet. Stattdessen hatten Niyols Worte die Fähe vollkommen aus der Bahn geworfen. Nun, sollte sie ihr Glück versuchen, wenn sie denn unbedingt meinte, ihre Worte würden irgendetwas bezwecken. Vielleicht gelang es ihr ja tatsächlich, etwas zu erreichen und wenn nicht, offenbarte sich ihr Tun nur als vergebliche Liebesmüh. Etwas, über das sie sich anschließend selbst ärgern durfte. Marrok war nicht länger gewillt, weiterhin auf die anderen zu warten. Die Zeit verstrich, selbst wenn sie nur stumpf im Schnee herumstanden und nichts taten – und mit der Zeit kam auch der Wind und der Wind würde den Schnee herantreiben, der ihre einzige Spur zum Rudel auslöschen konnte. Wer dieses Risiko eingehen wollte, der sollte tun, was ihm im Sinn stand; er selbst hatte beschlossen, diese Wölfe zu finden, ob mit oder ohne die anderen.

Zita, Niyol und Catori walten zu lassen, wie es ihnen gefiel, war nicht schwer für ihn. Anders war es bei Pilgrim, dem gegenüber er doch eine gewisse Verpflichtung hatte. Der Alte sah nur noch seinen eigenen Weg und nicht mehr den, den die Gruppe einschlagen würde. Er lief, wohin sein Herz ihn trug, doch offenkundig war es nicht die Richtung, die ihnen die größten Chancen bieten würde. Aber wer konnte schon sagen, ob sein Herz nicht einen weitaus besseren Weg kannte? Traurigerweise konnten sie es sich nicht leisten, auf eine innere Stimme zu hören, denn was man hörte und was man daraus schloss, konnten zwei völlig verschiedene Dinge sein. Blindes Vertrauen dem Weisen gegenüber konnte ihnen einen neuen Weg offenbaren – aber er konnte sie, und insbesondere Pilgrim, auch ins Verderben führen. Sie mussten dem folgen, was deutlich vor ihren Augen lag und hätte Marrok selbst nun auf diese innere Stimme gehört, so wäre er Niyols Worten gefolgt und hätte den Weisen zurück auf den Weg der Gruppe geführt, doch er traute dieser Stimme nicht mehr. Er griff nach dem, was er fassen konnte – nach den Dingen, die das Licht der Sterne ihm offenbarten. Sein eigenes Licht war ausgelöscht, vom Himmel gefallen und verbrannt und von der Finsternis verschlungen. Er durfte nur noch dem trauen, was er mit den Augen sah und nicht das, was sein Geist zu hören glaubte. Mit einem weiteren, kurzen Blick auf Pilgrim erwiderte er deshalb nur:

„Ich denke, zwei Wölfe sind mehr als genug, um Pilgrim zurück auf unseren Weg zu bringen.“

Sein Blick wanderte für einen Moment zu Zita und der Fremden.

„Wenn ihr unbedingt warten wollt, dann tut das“, fügte er hinzu, sah Niyol an und neigte dann leicht den Kopf.

„Wenn ihr sie lieber zur Vernunft bringen wollt“, fuhr er anschließend fort, „dann tut das. Eure Entscheidung.“

Damit wandte er sich nun auch von Niyol ab, setzte seinen Weg fort, doch dieses Mal, wie er sehr genau wusste, alleine.

„Ich werde mir ansehen, was uns erwartet.“

Der Wind trieb seine letzten Worte über seine Schulter, zurück an die Ohren des anderen, während er Schritt um Schritt weiterging. Seine Pfoten brachen schwer durch den Schnee, doch seine Kraft hätte es ihm erlaubt, in geringer Zeit dem Sichtfeld der anderen zu entschwinden. Stattdessen jedoch, waren seine Schritte zwar bestimmt, doch langsam, beinahe schon bedächtig, seine Ohren zurückgedreht, als horche er auf etwas, das der Wind in seinem Rücken flüsterte. Allerdings sprach der Wind nicht, er wehte kaum noch, schien fürs erste fast vollständig verebbt zu sein – nicht so der körperlose Singsang, der immerzu in seinem Inneren erklang, heimtückisch wisperte und obwohl weggeschlossen und ignoriert, so blieb doch nicht jedes seiner Worte ungehört.


[in der Nähe von Shiro, Niyol, Luca, Pilgrim, Zita und Catori; nahe der Küste vor der Eisschlucht]
Thema: Kapitel IX – Neue Lande
13.12.2014 13:53 Forum: Das Tal

Nur undeutlich wehte ihm der Wind einzelne Worte herüber. Zu wenig, um herauszuhören, was gesprochen wurde, zu viel, um nicht doch etwas neugierig zu werden. Für einen Moment überlegte er, ein paar kleine Schritte in jene Richtung zu gehen, in der Niyol noch immer versuchte, die Fremde umzustimmen, da wurde er sich Bewegungen am Rande seines Sichtfelds gewahr. Pilgrim hatte sich von den beiden Fähen etwas abseits gelöst und stapfte nun, immer noch mit den abgenagten Überresten des Hasen im Maul, auf ihn zu. Rasch warf er Zita einen Seitenblick zu, prüfend, um zu sehen, ob sie und Catori ihre Angelegenheiten geklärt hatten, ehe er sich wieder dem Weisen zuwandte und leicht den Kopf neigte, zum Zeichen des Respekts.

Er hatte bereits erkannt, dass er wohl der einzige war, der in ihm mehr sah, als einen hilfsbedürftigen, verwirrten, alten Wolf – eine Last, die niemand zu tragen bereit war, die niemand tragen konnte, weil jeder unter seiner eigenen Geschichte litt, sich mit wackligen Läufen voranschleppte und drohte, unter dem Gewicht seiner eigenen Dunkelheit zu zerbrechen. Sie hatten recht, wenn sie so dachten. Ihm erging es nicht anders und doch war es seine Pflicht, dem alten Wolf Respekt und Anerkennung zu zollen. Auch er trug seine Geschichte unter dem gestrengen Blick der Ahnen und nur die Jahre wussten, wie schwer seine Bürde war. Dass sie mehr wog als seine Finsternis, dessen war sich Marrok sicher – und doch stemmte er dieses Gewicht Mal um Mal, wenn seine dürren Läufe einknickten und schritt voran. Sein Blick war fern der Welt und trotz allem musste er etwas sehen, das ihm Kraft gab, seinen Weg fortzusetzen. Vielleicht barg dieser alte Wolf gar eben jenes Licht, das sie brauchten, um ihr Ziel, das tief in Dunkelheit und Kälte verborgen lag, zu finden.

Es war still geworden. Zita und ihre Freundin schienen geklärt zu haben, was auf ihren Seelen brannte und auch Niyol hatte offenbar von seinem Vorhaben abgesehen und kehrte zur Gruppe zurück. Seine Worte überraschten ihn, war ihm der Wolf doch ebenso stur erschienen wie die Fremde, von der er nun endlich abgelassen hatte. Schweigend erwiderte Marrok sein Nicken und begab sich, nach einem flüchtigen Blick über die Schulter, an seiner Seite zurück zu den Fähen. Immer noch vermochte er nicht, das Denken der Fremden vollständig zu verstehen. Sie schien der festen Meinung zu sein, dass der Weg ins Nichts, der hinter ihnen lag, vielversprechender aussah, als das, was sie im Unbekannten erwartete. Vielleicht hatte sie recht und was immer sie auf ihrem Weg sehen würden, mochte schlimmer sein, als der weiße Tod, vor dem sie flohen, doch wie konnten sie das wissen, wenn sie es nicht mit eigenen Augen sahen? Der Weg nach vorne war die einzige Option, die ihnen blieb, selbst wenn sie sich als eine weitere Unendlichkeit aus Eis und Schnee herausstellte. Die Ungewissheit darüber, was vor ihnen lag, war alles, was ihre naiven Hoffnungen auf eine warme, lebendige Welt irgendwo dort draußen, zu stützen vermochte.

Schweigend lauschte er Niyols Worten, als dieser den Fähen berichtete, was er eben in Erfahrung gebracht hatte. Er bedeutete ihnen, sich zu beeilen, aufzubrechen und der Spur der Fremden zu folgen, ehe Wind und Schnee ihren Weg unkenntlich machen konnten. Dabei machte er selbst jedoch keinerlei Anstalten, voranzugehen und die Gruppe in Bewegung zu setzen. Mit seiner Geduld am Ende, mischte sich Marrok nun doch in den Bericht des anderen ein, die Stimme ruhig und kühl, doch vermochte ein jeder herauszuhören, dass er nicht gewillt war, noch länger zu warten:

„Niyol hat recht. Jetzt ist nicht die Zeit für lange Worte – brechen wir auf, ehe der Schnee uns einholt.“

Ohne die Reaktion der anderen abzuwarten, wandte er sich der Fährte zu, die die Fremde ihnen hinterlassen hatte. Die Kälte, die sich vom langen Stehen in seine Glieder gefressen hatte, ließ seinen Körper bei jeder Bewegung schmerzen, brennend wie inneres Feuer, das gierig an seinen Knochen nagte. Jeder seiner Schritte wirkte ungelenk, doch ließ er sich davon nicht stören. Anmut war kein Zeichen von Stärke und sie war in einer Zeit wie dieser auch völlig unerheblich. Was zählte, waren die Schritte die er tat, denn sie brachten ihn weiter den Weg entlang, an dessen Ende vielleicht die Hoffnung stand – oder nur eine weitere Ewigkeit aus Eis und Schnee und kaltem Tod.


[bei Shiro, Niyol, Luca, Pilgrim, Zita und Catori; nahe der Küste vor der Eisschlucht]
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