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Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
13.03.2022 22:13 Forum: Das Tal

Lynx kam bei seinen Aufstieg nur langsam voran. Die eigenen Zweifel ob es richtig war den Befehl seiner Alpha zu ignorieren kämpfte mit seiner Sorge um seine Freundin und dem Bedürfnis ihr zu helfen. Nicht zu vergessen die Angst die unter allem anderen leise vor sich hin köchelte seit er den Steilhang wieder erblickt hatte. Das er ganz nebenbei gar keine Ahnung hatte wie er Takata helfen sollte, konnte wenn er sie erreicht hatte, versuchte er zunächst zu verdrängen. Es war ohnehin einfach alles zuviel. Seine Emotionen taumelten nur so durcheinander und am liebsten hätte er sich einfach nur irgendwo auf dem Boden gekauert und der Dinge geharrt die da kommen. Doch er hatte bereits Teyjen verloren weil er zu langsam gewesen war, weil er nicht kräftig genug gewesen war. Er konnte nicht einfach tatenlos am Fuß des Steilhangs sitzen und abwarten ob Takata sicher von dem Steilhang herunterkommen würde.

Schnaubend schüttelte Lynx sich eine Ladung Schnee von der Schnauze. Wo war der denn plötzlich hergekommen? Es hatte gerade doch noch nicht geschneit. Furcht ließ ihn nach oben starren. War der Schnee von Takata oder dem Reh losgetreten worden? Doch leider, leider war dem nicht so. Der Blick des Weißen wurde auf das Geschehen noch weiter oberhalb seiner Leitwölfin gezogen. Eine Lawine.

Hätte er doch nur auf Takata gehört. Hätte er doch nur gebettelt dass sie den verfluchten Steilhang dem Rücken kehrten. Doch der Hunger hatte sie gezwungen dem Reh zu folgen. Und hier waren sie nun. Wieder am Steilhang und wieder fiel ihnen wortwörtlich der Himmel auf den Kopf.

„Takata! Achtung!“, bellte Lynx so laut er nur konnte. Doch er hatte keine Zeit sicherzustellen, dass die Weiße ihn gehört hatte. Er war sich nicht einmal sicher, ob Takata so oder so die Zeit und Möglichkeit hätte, den Schneemassen zu entgehen. Lynx war weiter unten am Hang, hatte es früher gesehen. Doch selbst er brauchte jedes Fünkchen Glück sich aus dem Schlamassel zu retten.
Lynx wandte sich auf der Hinterhand um und stürzte sich förmlich die Steilwand hinunter. Schnell musste jetzt alles gehen. Schnell, schnell, schnell. Mehrmals kam er ins Stolpern und schlitterte am Ende mehr als sonst etwas das letzte Stück hinunter. Ein Teil von ihm wollte stur weiter gerade aus rennen und den Steilhang so weit wie möglich hinter seinen Rücken lassen. Doch in diese Richtung war der Wand tief. Er wäre zu langsam. Viel zu langsam. Also wandte er sich seitlich und rannte an der Steilwand entlang weiter von Takata fort.
Der Lärm hinter ihm wurde lauter und lauter und ein Teil von ihm, wollte sich umwenden, wollte nach Takata schauen. Hatte die Lawine sie erwischt? Doch er konnte nicht, konnte es nicht riskieren. Wenn die Lawine sie beide erwischte…

Und dann traf ihn der Schnee wie ein Tritt und riss ihn die Pfoten unter den Füßen weg. Er ging zu Boden und gleichzeitig schien ihn der Schnee mit sich zu reißen. Lynx überschlug sich und überall war Weiß und Schnee und er wusste weder wo oben noch unten war. Es war zu laut und alles bewegte sich zu schnell und dann war es so plötzlich vorbei wie es angefangen hatte.
In der Hoffnung, dass er sich nicht weiter in den Schnee drückte, stemmte er sich gegen den wenigen Halt den seine Pfoten zu finden vermochten. Und tatsächlich brach sein Rücken aus dem Schnee aus und nach einmal schütteln, blinzelte Lynx die letzten Flocken aus seinen Augen. Ein Blick zurück zeigte ihm, dass er wohl nur vom Rand der Lawine erwischt worden war. Glück im Unglück. Doch was war mit Takata?

„Takata?! Takata!?“, rief er nach seiner Freundin, während er sich aus mit gebeutelten Knochen durch den Schnee schob. Wie sollte er die Weiße in dem Meer aus Weiß finden? Rufend und immer wieder die Schnauze in den Schnee stecken, machte er sich langsam auf den Weg. Wenn er davon ausging, dass Takata geradewegs vom Steilhang herabgefegt worden war, dann müsste sie ein ganzes Stück weiter vorn vergraben sein. Es war pure Vermutung, doch irgendwo musste er ja anfangen zu suchen. Auf gut Glück scharrte er aller paar Schritte im Schnee. Jetzt brauchte er nur noch etwas mehr Glück. Lynx hatte seinen Meister verloren, hatte Teyjen verloren. Wenn ihn die Götter jemals geliebt hatten, dann würden sie ihm jetzt doch sicherlich nicht im Stich lassen. Er konnte nicht auch noch Takata enttäuschen.


[Takata | am Fuß der Eisschlucht des Todes, Polarwüste]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
09.02.2022 21:57 Forum: Das Tal

Takata versank beinahe im Schnee und doch schob sie sich immer weiter vor. Lynx runzelte etwas die Schnauze, aber folgte seiner Freundin in die weißen Massen. Das Gefühl von allen Seiten von dem kalten Weiß umschlossen zu sein, behagte ihn ganz und gar nicht. Es war nicht so feucht wie im Fluss und auch riss keine reisende Strömung an ihm und doch hatte er das Gefühl von einer erstickenden Macht umgeben zu sein, der er im Fall der Fälle nichts entgegen zu setzten hätte. Und dann kamen natürlich noch die Erinnerungen an den Steinschlag hinzu. Doch es war nicht Takatas Schuld, dass es ihre Beute ausgerechnet hierher verschlagen hatte. Und noch mehr als davor dass sich die Vergangenheit wiederholte, war die weiße Fähe zu verlieren. Sie war alles was ihm noch geblieben war. Und es war gar nicht so leicht sie in den Schneemassen nicht aus den Augen zu verlieren.
Und dann plötzlich sprang Takata in Richtung der Steilwand. Offensichtlich hatte sie etwas gesehen. Also ließ Lynx seinen Blick über die Steilwand gleiten und tatsächlich fiel ihm eine Bewegung ins Auge. War das Reh tatsächlich so verzweifelt, dass es versuchte die Steilwand hinaufzuklettern? Wenn er es nicht mit eigenen Augen sehen würde, würde er es nicht glauben. Kurz darauf bellte die Weiße den Befehl zum Angriff. Wollte die Weiße dem Reh tatsächlich dort hinauf folgen? So wirklich begeistert war Lynx von dieser Aussicht nicht. Aber er konnte Takata ja jetzt auch schlecht im Stich lassen. Als Rudel mussten sie immerhin zusammen halten.
Also raffte Lynx sich zusammen und setzte der Weißen hinterher. Bis er die Steilwand erreicht hatte, hatte Takata bereits begonnen hinaufzuklettern. Der Weiße schluckte schwer als er seiner Freundin hinterher sah. Da sollte er rauf? Was wenn die Steilwand sich wieder entschied Felsen auf sie herunter regnen zu lassen? Und wie sollten sie hier ein Reh zur Strecke bringen? Das war keine Art der Jagd, die man Lynx gelehrt hatte. Doch Takata schien sich über all das keine Gedanken zu machen. Oder vielleicht war sie auch einfach zuversichtlicher?
Etwas zögerlich setzte Lynx die Pfote auf die felsige Wand und suchte nach Halt für den Aufstieg. Da rauf zu klettern war wirklich das Letzte was er wollte. Na gut, vielleicht nicht wirklich das Letzte. Aber es war schon ziemlich weit oben auf der Liste der Dinge, die er nicht tun wollte. Doch Takata war nun einmal vorausgegangen.
Gerade als er sich auf den ersten Absatz hinaufziehen wollte, fiel ihm der Himmel auf den Kopf – oder eher Schnee. Schnaubend wich er zurück schüttelte das weiße Nass aus seinem Gesicht. Besorgt sah er nach oben, um festzustellen, ob mit Takata alles in Ordnung war. Nun ja, jedenfalls war sie noch immer oben an der Felswand und nicht abgestürzt.
Lynx war sich nicht so sicher, ob er erleichtert darüber sein sollte, als die Weiße ihn befahl unten zu warten. Immerhin war das unterfangen, dass Takata sich da vornahm nicht ungefährlich. Und wenn er unten blieb, war sie dort oben ganz allein. Doch Befehl war Befehl. Lynx hatte sich Takata als Rudelführer ausgesucht und nun musste er auf ihre Entscheidung vertrauen. Außerdem, bei ihrem Glück würde das Reh einen Absturz tatsächlich überleben und ihnen dann doch wieder davonlaufen, wenn Lynx nicht unten blieb, um es abzufangen. Unruhig leckte sich der Weiße über die Lefzen und beobachtete mit nach oben gereckten Kopf, wie Takata die Verfolgung des Rehs aufnahm.
Und dann hatte sie es geschafft und packte das Reh am Hinterlauf. Es versuchte Takata abzuschütteln, doch es gelang ihm nicht. Doch genauso wenig schien es der Weißen möglich, das Reh zu Fall zu bringen. Und so hingen die beiden dort oben und Lynx… Lynx wusste nicht was er tun sollte. Einerseits hatte Takata einen eindeutigen Befehl gegeben. Andererseits konnte er Takata doch da oben nicht einfach so hängen lassen. Was wenn die Weiße mit dem Reh abstürzte?
Es wäre eine verdammte Schande, wenn ihnen das Reh wieder durch die Lappen ging, doch Takata war sein Rudel, seine Freundin. Das war bei weitem wichtiger als ein dämliches Reh oder den Bammel, denn er vor dem Aufstieg hatte. Suchend tastete er den Steilhang vor sich mit seinen Vorderpfoten ab, bis er Halt fand und begann seinen Aufstieg.


[Takata | an der Außenwand der Eisschlucht des Todes, Polarwüste]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
06.01.2022 19:07 Forum: Das Tal

Pure Erleichterung durchströmte Lynx als er spürte wie Takata unter seinem Griff wieder auf die Pfoten kam. Einen Moment länger als unbedingt nötig hielt er ihr Nackenfell gepackt, um sicherzugehen, dass Takata sicher auf den Pfoten stand und ihm nicht wieder zusammen klappte. Doch die Weiße schien sich wieder gefangen zu haben. Langsam aber beständig nahm sie den Marsch wieder auf und Lynx folgte ihr ohne zu zögern weiter hinaus in die Eiswüste.
Auf Außenstehende mochte das ganze Unterfangen wahnwitzig wirken. Waren sie vor nicht allzu langer Zeit aus der Eiswüste geflohen - Mangel an Beute und die schlechte Witterung hatte sie vertrieben -, nur um nun wieder auf der Jagd nach Beute zurück zu kehren. Es wurde immer schwieriger die Duftspur aufzunehmen, doch Lynx hatte Vertrauen und folgte Takata ohne zu zögern. Ähnlich wie auf dem Weg aus der Eiswüste, als er der Geschichte über die Störche geglaubt und dem Rudel gefolgt war. Aber was brachten Zweifel einen von den beiden in dieser Situation. Sie brauchten Beute, sie hatten eine Spur - auch wenn sie schwächer zu werden schien. Nun galt es einander und ihren Instinkten zu vertrauen.

So sehr der Weiße auch versuchte seine Gedanken ganz auf das Wesentliche zu konzentrieren, so langsam kam ihm seine Umgebung fast schon schmerzlich bekannt vor. Lynx versuchte krampfhaft nicht an das Letzte Mal zu denken als er hier gewesen war. Mit Skadi und Teyjen und dem Rest vom Rudel. Damals war alles so viel leichter gewesen. Gut, sie hatten damals Tihar verloren, doch der Schwarze hatte ziemlich deutlich gemacht, dass er nicht zum Rudel gehören wollte. Und obwohl der Verlust traurig war, so hatte Lynx den Schwarzen kaum gekannt. Nicht wie Teyjen. Und schon gar nicht war er für Tihar verantwortlich gewesen. Sie waren hungrig gewesen, aber die Hoffnung hatte sie vorangetrieben. Jetzt hatte er sein Rudel verloren, Teyjen gegenüber versagt und auf was sollte er eigentlich hoffen als auf seine nächste Mahlzeit? Wenigstens hatte er Takata in all dem Schlamassel gefunden. Ohne die Weiße hätte er sich wohl schon längst aufgegeben.

Okay, also war vielleicht nicht alles schlecht. Immerhin hatte er noch ein Rudel, auch wenn es merklich geschrumpft war. Zwar hatte er gegenüber Teyjen und Skadi und vielleicht dem ganzen Rudel versagt, aber Takata hatte er wenigstens geholfen.

Takatas Stimme riss Lynx aus seinen Gedanken. Bei dem Wort Falle, leckte er sich nervös über die Lefzen. Natürlich meinte sie das Reh, doch bei dem Anblick der Steinwände überkam ihm erneut die Erinnerung als die Felsbrocken scheinbar vom Himmel herabgestürzt waren und das Rudel getrennt hatte. Trotz Müdigkeit beschleunigte Lynx seine Schritte und schloss weiter zu der Weißen auf bis ihre Felle sich berührten. Auf keinen Fall wollte er von Takata getrennt werden.

„Na... hoff-entlich… nur.. es.“, murmelte Lynx und ließ seinen Blick nervös die steilen Wände hinaufgleiten. Doch es brachte ja alles nichts. Das Reh war nun einmal hierher geflohen und sie beide hatten eine Mahlzeit mehr als nötig. „Dann bringen wir es hinter uns.“


[Takata | an der Grenze vom Beerenwald zur Polarwüste]
Thema: Neujahrschat ?
08.12.2021 17:36 Forum: Grundlegendes & Neues

Ich bin auch gern wieder mit dabei. Mir sind ebenfalls beide Termine recht.
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
27.10.2021 20:42 Forum: Das Tal

Stur gerade aus. Immer eine Pfote vor die andere. Ein Auge und Ohr immer auf Takata gerichtet, während seine Nase der Duftspur folgte. Immer eine Pfote vor die andere. Immer stur gerade aus. Lynx wusste nicht wie lange sie schon liefen und hier draußen in der Eiswüste gab es auch wirklich wenig an dem er schätzen könnte was für eine Strecke sie mittlerweile hinter sich gelassen hatten. In der ganzen Monotonie hätte der Weiße eigentlich mehr als genug Zeit und Muse sich über dies und jenes den Kopf zu zerbrechen. Den Zweifel und die Sorgen in seinen Kopf hin und her zu wiegen und sich dabei letztlich doch immer nur im Kreis zu drehen. Doch Lynx dachte eigentlich über nichts anderes nach als die Duftspur, der sie folgten und eine Pfote vor die andere zu setzten während er Takata folgte. So hatte sein Meister es Lynx beigebacht. An nichts denken als die eigenen Pfoten und der Spur der man folgte. Alles andere einfach für den Moment vergessen. So konnte ein Wolf ewig laufen – zumindest hatte sein Meister das immer behauptet. Lynx hatte nie wirklich die Gelegenheit gehabt die Theorie auszutesten. Egal wie lange seine Wanderungen bislang gewesen waren, irgendwann war er immer angekommen. Und so wohl auch dieses mal. Früher oder später würden Takata und er irgendwo ankommen.

Als die Weiße dann tatsächlich ruckartig zum stehen kam, brauchte Lynx zwei Schritte bis er kapierte, dass Takata angehalten hatte. Fast wäre er der Weißen hinten aufgelaufen. Nicht das es seine Schuld gewesen wäre. Ein weißer Pelz war wirklich nicht so leicht von der Umgebung zu unterscheiden, wenn man eine halbe Ewigkeit durch Eis und Schnee lief. Und auf so kurze Distanz konnte ihn nicht mal seine Nase vorwarnen, ob Takatas Geruch näher gekommen war. Immerhin war er die ganze Zeit da und Lynx hatte ihn die meiste Zeit für die Duftspur des Rehs ignoriert.

Takata wandte sich um und Lynx spitzte die Ohren, doch dann wandte sich die Weiße auch schon wieder nach vorn und setzte sich erneut in Bewegung. Seltsam. Doch mit einen Ohrenschnippen tat Lynx den Vorfall ab und folgte einfach weiterhin Takata. Was gab es mehr für ihn zu tun?

Dann allerdings dauerte es nicht lange und die Weiße brach zum ersten mal seit geraumer Zeit die Stille zwischen den zweien mit Worten. Nur schienen ihre Worte nicht so ganz mit ihren Taten übereinzustimmen, denn obwohl die Weiße verkündete, dass die Beute nicht mehr weit war, sackte sie in den Schnee – wo sie so gut wie gar nicht mehr zu sehen war. Nicht das er Takata verübeln wollte, dass sie erschöpft und müde war. Lynx erging es kaum anders, doch wenn er sich jetzt neben die Weiße legte, würden sie am Ende gar nicht mehr auf die Pfoten kommen. Sie mussten weiter.

Lynx stellte sich dich neben die Weiße und stupste sie auffordernd in die Schulter. „Nicht wenn wir uns schlafen legen.“, murmelte er und auch aus seiner Stimmte konnte man die Erschöpfung und Müdigkeit heraushören, „Verlockend mag es sein, aber wir können uns doch jetzt nicht von dem Reh abhängen lassen. Das wäre ja ganz schön peinlich, wenn es uns wieder durch die Pfoten geht.“

Der Weiße drückte die Beine durch und zwang sich stehen zu bleiben. Er war sich ziemlich sicher, dass ihm nichts mehr auf die Pfoten bringen würde, würde er jetzt dem Sirenengesang der Erschöpfung folge leisten. Und Lynx durfte nicht zulassen, dass Takata es tat. Immerhin hatte sie ihn auch aufgescheucht als er am Fluss zu sehr in seiner Trauer gefangen gewesen war, um Teyjen gehen zu lassen.

„Komm schon, ich helf dir. Einfach die Läufe durchdrücken.“, versuchte er die Weiße zu motivieren, doch seine Stimme fiel flach und monton wie Eiswüste um sie herum. Dennoch senkte er den Kopf und packte Takata vorsichtig am dicken Nackenfell und versuchte sie so gut es ging nach oben zu ziehen.


[Takata | An der Grenze vom Beerenwald zur Polarwüste]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
11.10.2021 18:22 Forum: Das Tal

Einen Augenblick lang sag Lynx der Weißen nach wie sie mit einem Lächeln und fast schon beschwingt lostrabte auf der Suche nach Beute. Die angespannte Luft zwischen den beiden war verflogen und es schien ganz als wäre die Krise für den Moment überstanden. Schnell rappelte sich auch der Weiße auf und folgte Takata. Lynx folgte mit einem klaren Ziel vor Augen. Die zwei Weißen waren wieder auf der Suche nach Beute. Reh, sollte es sein. Takata hatte die Entscheidung gefällt und Lynx folgte. Und alles war gut.

"Reh, also.", bestätigte Lynx und konnte dann doch nicht anders als vor sich hinzuschmunzeln. "Das hat das letzte Mal ja auch so gut funktioniert.", witzelte der Weiße als er daran zurück dachte, wie sich die beiden wiedergefunden hatten.

Beide hatten das gleiche Reh zur Beute auserkoren, doch am Ende war es entkommen und die beiden weißen Wölfe waren auf eine Jagd der ganz anderen Art gegangen. Natürlich war Lynx bewusst, dass es damals so schief gegangen war, weil sich die beiden im entscheidenden Moment ins Fell gekommen waren, als sie plötzlich mit einem vermeintlichen Futterrivalen konfrontiert worden waren. Dieses Mal würden sie jedoch zusammen arbeiten. Sicherlich würde dann die Jagd ein besseres Ende nehmen. Und wenn ihre Mägen erst Mal gefüllt wären, würde auch die letzten Reste der dicken Luft zwischen den beiden verfliegen. Ein voller Magen brachte gute Laune und friedliche Gemüter mit sich - zumindest in der Erfahrung des Weißen.

Kurz schweiften seine Gedanken zu dem anderen Rudel ab, dass wohl nicht allzuweit entfernt war. Ein Rudel zu dem er einmal gehört hatte und dem er sich nicht stellen wollte, konnte. Nicht nicht. Und dennoch kamen Fragen auf. Fragen wie, wie ging es Skadi? Hatte die braune Fähe Lynx vermisst? Hatte sie nach ihm gesucht? Wie erging es Shiro? Niyol? Fragen die er sich fast ebenso fürchtete sie zu stellen. Nicht nur weil er die Antwort nicht ungeschehen machen konnte, auch wenn sie ihm nicht gefiel. Sondern auch weil er sich letztlich fragen müsste, ob Takata log oder nicht. Sie hatte einmal gelogen - sie könnte wieder lügen.

Lynx wollte nicht an Takata zweifeln. Immerhin war sie sein Rudel. Er sollte ihr vertrauen. Sie mussten sich aufeinander verlassen können.

Sie hat gelogen weil sie nicht zurück wollte, konnte. Sie hat nur über das andere Rudel gelogen - nicht über unseres., versuchte Lynx sich gut zuzureden. Takata hatte keinen Grund Lynx anzulügen wenn es um etwas anderes ging als im Skadis Rudel. Also durfte Lynx es einfach nicht ansprechen. Dann würde Takata nicht wieder lügen und Lynx konnte anfangen zu vergessen dass sie es jemals hatte.


[Takata | Am Rand des Beerenwaldes, etwas weiter weg vom Fluss]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
30.08.2021 20:19 Forum: Das Tal

Lynx hatte es geschafft. Er hatte es tatsächlich geschafft. Irgendwie hatte er die richtigen Worte gefunden um Takata zu beruhigen. So ganz war er sich nicht sicher, ob damit das Problem gelöst war. Konnte es so einfach sein? Hatte sich Takata nur schuldig gefühlt, weil sie gelogen hatte wegen dem Rudel und fürchtete das Geständnis würde den Weißen davon treiben? Wenn das ganze nicht so tragisch wäre, hätte Lynx vielleicht gelacht. Die beiden waren sich einfach so ähnlich. Beide hatten gelogen, beide hatten gestanden und beide hatten furchtbare Angst, dass der andere ging. Der Unterschied war nur, dass sich Takata vor dem letzteren gar nicht zu fürchten hatte. Lynx hatte nicht vor zuzulassen, dass er sein Rudel ein drittes Mal verlor. Takata würde ihn mit Zähnen und Klauen davonjagen müssen und selbst dann war sich Lynx nicht sicher, ob er nicht doch wiederkommen würde. Lynx hatte gemeint, was er gesagt hatte. Takata war alles was er brauchte – und alles was er hatte. Sein Rudel. Wenn er die Weiße nicht hätte, hätte er niemanden.

Und was wenn sie darüber auch gelogen hat?

Lynx erstarrte, als ihm dieser Gedanke durch den Kopf schoss. Es war eine Sache, wenn Takata gelogen hatte als sie sagte, dass sie das Rudel verloren hatte – immerhin hatte sie nicht behauptet die anderen wären alle tot oder etwas ähnliches. Es war unnötig gewesen und wenn der Weiße ganz ehrlich zu sich war, nagte es etwas an ihm, dass Takata es für nötig gehalten hatte zu lügen. Denn wenn Takata einmal gelogen hatte – was wenn sie es noch einmal tat? Oder bereits getan hatte? Was wenn sie gelogen hatte, als sie sagte die zwei wären ein Rudel? Konnte das sein?

Nein, natürlich nicht. Takata hatte sich so seltsam benommen, weil sie sich schuldig wegen der Lüge gefühlt hatte. Und jetzt wo sie die Wahrheit gesagt hatte und Lynx trotzdem geblieben war, hatte sich die Weiße wieder beruhigt. Wedelte sogar mit dem Schwanz und bedankte sich bei ihm. Es schien ganz so als wäre die Last von ihren Schultern genommen. Also gab es keine weitere Lügen mehr. Nichts was die Weiße weiter belastete.

Oder?

Es hatte eine ganze Weile gedauert zwischen der ursprünglichen Lüge und dem Geständnis. Was wenn der große Knall noch kam? Was wenn Lynx noch immer alles verlieren konnte?

Frag sie., drängte die Stimme in seinen Kopf. Und Lynx öffnete bereits die Schnauze um genau das zu tun, doch dann klappte er sie wieder zu. Er traute sich nicht. Denn wenn man fragte bekam man eine Antwort und die konnte man nun einmal nicht zurücknehmen nur weil sie einem nicht gefiel. Und außerdem war es unnötig. Takata hatte sich die Last vom Gewissen geredet. Jetzt konnten sie zur Tagesordnung zurück gehen.

Frag oder du wirst dich immer wundern.

Erneut öffnete Lynx die Schnauze: „Also… Hase oder Wildschwein?“

Takata war nicht die einzige die Lügen konnte. Auch wenn sie beide den gleichen belogen.


[Takata | Am Rand des Beerenwaldes, etwas weiter weg vom Fluss]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
07.08.2021 19:53 Forum: Das Tal

Lynx wusste, dass etwas nicht stimmte auch wenn er nicht so sicher war was genau. Das Takata ihn nicht ansehen wollte, erschien ihn jedoch wie ein schlechtes Omen. Was wenn er das Problem nicht lösen konnte, wenn er der Weißen nicht helfen konnte? Würde Takata dann gehen? Lynx hatte sein Rudel bereits zweimal verloren und er wusste nicht, ob er das ganze noch ein drittes mal durchstehen könnte. Es war beinahe wie ein Wunder gewesen, dass Takata ihn nicht weggeschickt hatte nachdem er sein Versagen gebeichtet hatte. Lynx hatte damit nicht gerechnet. Er hatte damit gerechnet fortgejagt zu werden. Doch Takata hatte es ihm verziehen, hatte gesagt sie wären ein Rudel und hatte ihm bei der Suche geholfen. Und nun…

Sie hatte gelogen. Takata hatte gelogen. Das waren ihre Worte. Lynx rutschte das Herz in die Pfoten. Ein Teil von ihm wollte die Weiße unterbrechen, wollte die Wahrheit gar nicht hören. Denn wenn er die Wahrheit nicht kannte, konnte er die Lüge leben. Und in dieser Lüge hatte er noch ein Rudel und einen Platz in der Welt. Doch jetzt wo das Geständnis schon halb ausgesprochen war, würde es immer zwischen ihnen stehen. Lynx würde sich immer wundern, über was genau Takata gelogen hatte und ob sie es wieder tun würde. Und was wenn die Weiße keinen Grund mehr hatte zu lügen und ihn einfach stehen ließ?

Am Ende traf seine Unsicherheit die Entscheidung. Doch als Takata weitersprach, verstärkte sich Lynx Unsicherheit nur noch. Es war nicht was er befürchtet hatte und dennoch wusste er nicht so recht wie er damit umgehen sollte. Als er nach dem Einbruch auf dem Eis vom Fluss an Land gespült worden war, hatte er den Gedanken sein altes Rudel zu suchen, verworfen. Er hatte nicht geglaubt, dass ihn einer der anderen nach seinem Versagen zurücknehmen würden. Takata zu treffen hatte bedeutet, dass er sich alledem stellen musste vor dem er weggelaufen war. Doch dann hatte Takata gesagt sie hätte das Rudel verloren und der Weiße war erleichtert gewesen. Es war schwer sich vorzustellen wie alles abgelaufen wäre, wenn Takata nicht gelo… wenn sie die Wahrheit gesagt hätte. Wäre er mit ihr zum Rudel zurück? Nein, Takata hatte nicht zurück gewollt. Sie hatte selbst gesagt, dass es sie es nicht mehr beim Rudel ausgehalten hatte. Also hätte Lynx allein zurück gemusst. Allein zu einen Haufen von Wölfen, die ihm Vorwürfe machen würden. Wäre er zurück zu Skadi und den anderen gegangen? Hätte er den Mut gehabt sich dem allen zu stellen? Oder hätte er Takatas Angebot ihm bei der Suche zu helfen trotzdem angenommen?

Lynx warf einen Blick zurück zum Fluss. Der Ort an dem er zweimal alles verloren hatte. Er würde nicht noch einmal alles verlieren.

Takata fiepte eine Entschuldigung und als sich Lynx ihr wieder zuwandte, lag sie wie ein elender Haufen am Boden. Für einen Moment wunderte er sich, ob Takata sich wohl genauso davor fürchtete Lynx zu verlieren wie der Weiße fürchtete Takata zu verlieren. Dann schob er den Gedanken zur Seite. Jetzt galt es erst einmal seine Rudelgefährtin aufzumuntern.

Lynx lies sich neben der Weißen auf den Boden nieder und drückte seine Flanke gegen die ihre. „Auch wenn du mir gesagt hättest wo das Rudel ist… es hätte nichts geändert. Ich wäre trotzdem mit dir gegangen.“, versicherte er ihr und vergrub seine Schnauze in ihrem Nackenfell. „Und wir müssen auch nicht zurück zu den anderen, wenn du das nicht willst.“ Vermutlich würde er sich früher oder später Skadi und den anderen stellen müssen, würde ihnen erzählen müssen, was passiert war. Doch jetzt noch nicht. Jetzt war Takata wichtiger. „Wir sind ein Rudel – und das ist mehr als genug. Du bist mir mehr als genug.“


[Takata | Am Rand des Beerenwaldes, neben dem Fluss]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
08.07.2021 20:27 Forum: Das Tal

Was Lynx von Takata erwartet hatte, war eine Entscheidung oder zumindest einen Hinweis darauf was er nun tun sollte. Test hin oder her, immerhin jagten sie als Rudel und dann musste jeder schon wissen was zu tun war. Noch besser hätte ihm natürlich eine klare Anweisung oder gar Befehl gefallen. Es hätte im Sicherheit gegeben. Das Gefühl so offensichtlich getestet zu werden lies ihn nur nervöser werden als er eigentlich sein müsste. Es fühlte sich so an als wäre er wieder auf dem Eis und der Boden unter seinen Pfoten gab plötzlich nach. Doch mal abgesehen davon, dass Takata als sie die Stimme erhob, selbst so unsicher klang wie ein Welpe, machten ihre Worte nicht wirklich Sinn. Den Hasen sein lassen? Takata hatte jagen gehen wollen. Es war ihre Idee gewesen. Sie hatte Lynx aufgefordert der Spur zu folgen. Und jetzt… wollte sie abbrechen? Sicherlich hatte er da etwas falsch verstanden. Oder war es nur ein weiterer Test. Reichlich bedröppelt, stand Lynx für einen Moment einfach nur da und starrte die Weiße an. Wartete, ob Takata vielleicht noch etwas hinzufügen würde, etwas, dass dem ganzen wieder einen Sinn gab oder was das Missverständnis aufklären könnte. Doch die Weiße sah einfach nur stur vor sich auf den Boden.

Lynx hatte Takata nicht wirklich gut gekannt, bevor er vom Rudel getrennt worden war. Doch so langsam ging ihm auf, dass mit der Weißen irgendetwas ganz und gar nicht stimmte. So ganz konnte er nicht die Pfote drauf legen, was denn nun eigentlich los war, aber das Gefühl lies ihn dennoch nicht los. Und da der Weiße sonst nichts hatte mit dem er arbeiten konnte, vertraute er auf das Gefühl. Nur verriet ihm das Gefühl nicht, was er denn tun sollte damit Takata wieder normal wurde. Er wusste ja nicht einmal was genau falsch mit ihr war.

„O… kay.“, stimmte Lynx schließlich zu. So wenig Sinn es auch machte, Takata die Anführerin ihres kleinen Rudels. Er musste einfach darauf vertrauen, dass die Weiße einen Grund hatte. Und wenn nicht, dann nur weil etwas mit ihr nicht in Ordnung war. Und dann wäre es wiederum Lynx Aufgabe es wieder richtig zu machen – oder zumindest dabei zu helfen. Dafür war ein Rudel immerhin da. „Möchtest du lieber Wildschwein?“, fragte er die erste dämliche Frage, die ihm in den Sinn kam. Die Stille zwischen den beiden fühlte sich einfach so falsch an und Lynx wollte sie unbedingt vertreiben. Außerdem schien es fast, als würde Takata ihn so gar nicht richtig wahrnehmen, wie sie da so vor sich hin starrte. Wenn er der Weißen doch nur eine, irgendeine Reaktion entlocken könnte.

„Takata… Ist etwas? Du bist so… anders.“ Lynx konnte die Sorge um seine Rudelgefährtin nicht komplett aus seiner Stimmer heraushalten. Aber es war nicht nur Sorge, sondern auch Angst. Angst Takata zu verlieren – auf welche Art auch immer. Er konnte nicht schon wieder sein Rudel verlieren. „Du machst mir Angst.“, flüsterte er.


[Takata | Am Rand des Beerenwaldes, neben dem Fluss]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
09.06.2021 22:38 Forum: Das Tal

Leicht unsicher wartete Lynx auf Takatas Entscheidung. Und je mehr sich die Weiße Zeit lies, desto mehr nervöser wurde der Weiße. Hatte er sich so grandios geirrt? Oder war Takata nicht zufrieden mit einem Kaninchen als Beute? Wäre ihr ein Reh lieber gewesen? Aber Lynx konnte es schlecht aus dem Fell hervorziehen. Oder vielleicht hätte er es nur nicht vorschlagen sollen, sondern einfach ignorieren? Es war ihm zumindest als keine schlechte Idee erschienen, als er es angesprochen hatte. Doch je länger Takata schwieg, desto mehr begann Lynx an sich zu zweifeln. Und als Takata dann sprach, waren es nicht die gezielten Befehle mit denen der Weiße gerechnet hätte, sondern ein einfaches ‚Na, dann los‘. Was natürlich streng genommen ein Befehl an sich war. Und natürlich machte es Sinn, dass Takata wage blieb, wenn sie ihn wirklich testen wollte. Und wenn dem so war, dann musste Lynx zeigen was er konnte, was sein Meister ihn einst gelehrt hatte. Immerhin könnte Takata sonst entschieden, dass er nicht gut genug war, dass es besser wäre, wenn sie getrennte Wege ginge. Und nichts wollte Lynx weniger als das. Auf keinen Fall wollte er auch noch Takata verlieren. Nicht nach allem…

Takata machte ein paar Schritte nach vorne und die plötzliche Bewegung riss Lynx aus seinen Gedanken. Gut, so. Immerhin musste er jetzt zeigen was er konnte. Nase voran setzte sich der Weiße in Bewegung und versuchte dabei so leichtfüßig wie möglich aufzutreten, während er die schwache Fährte verfolgte. Lynx versuchte dabei ein Ohr auf Takata gerichtet zu behalten – nicht dass ihm die Weiße doch noch abhanden kam. Doch bald schon wurde es schwierig sich auf mehrere Sachen gleichzeitig zu konzentrieren. Immerhin durfte er nicht nur nicht die Fährte verlieren – das hätte sicherlich einen schlechten Eindruck auf Takata gemacht – sondern versuchte sich auch noch an alles zu erinnern, was sein Meister ihn über die Jagd auf Kaninchen beigebracht hatte. Er durfte es auf keinen Fall vermasseln.

Er musste einfach nur ein Loch im Boden finden. Natürlich hatte ein Kaninchenbau immer mehr als einen Ausgang – was die ganze Sache nicht leichter machte. Allerdings verrichteten Kaninchen ihr Geschäft immer an bestimmten Plätzen. Wenn sie mindestens einen Eingang finden könnten, würde ein solcher Platz nicht allzu weit sein. Und dann könnten sie sich einfach auf die Lauer legen. So hatte Lynx tatsächlich seine Anfänge als Jäger gemacht. Lynx warf einen Seitenblick zu Takata, unsicher ob er etwas davon erzählen sollte oder nicht. Wollte Takata sehen wie viel er wusste, was sein Meister ihn beigebracht hatte? Oder war das alles unnötig und die Weiße wollte ihn eher in Aktion sehen? Eher geneigt die Situation zu ignorieren, wandte er den Kopf wieder ab und dabei erhaschte er aus dem Augenwinkel einen Blick auf etwas das vielversprechend aussah. Lynx hielt inne um es sich genauer anzusehen. Und tatsächlich war es ein Eingang zu einen Kaninchenbau.

„Takata.“, bellte Lynx gerade laut genug damit Takata ihn hören konnte. Erneut warf er der Weißen einen Blick zu und hoffte wirklich auf einen Hinweis ihrerseits was er nun tun sollte. „Und nun? Ich meine… wir könnten versuchen sie auszubuddeln oder… oder wir legen uns auf die Lauer? Oder… oder wir suchen ob eins oberirdisch ist?“


[Takata | Am Rand des Beerenwaldes, neben dem Fluss]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
28.05.2021 21:29 Forum: Das Tal

Auf seinen Zuruf, wandte sich die Weiße Lynx zu und hielt die Nase in den Wind, bevor sie die wenigen Schritte zwischen ihnen zurücklegte und neben ihn stehen blieb. Suchend sah sie sich in alle Richtungen um, als könnte sie die Beute erspähen. Und dann kam die Nachfrage und fast augenblicklich rutschte Lynx das Herz in die Pfoten und Unsicherheit kribbelte unter seinem Pelz. Unvermittelt fühlte er sich wieder als Einjähriger Jagdanfänger, der vor dem kritischen Blick seines Meisters stand und sich am liebsten die Rute unter den Bauch geklemmt hätte. Damals hatte sein Meister ihn alle Kniffe und Tricks der Jagd gelehrt, die er kannte. Und Lynx hatte sich eigentlich gar nicht so schlecht angestellt – hatte der Jungwolf zumindest fest geglaubt, bis der Altwolf nachgefragt hatte. Und dann war er jedes mal ins Straucheln gekommen. Aber konnte man es ihm wirklich verübeln, wenn es so schien als würde ein Wolf mit so viel mehr Jahren Erfahrung an dem Jungwolf zweifeln? Doch obwohl Takata nun seine Leitwölfin war, war sie gar nicht so viel älter als Lynx. Zumindest war der Altersunterschied nicht so groß wie zu seinem Meister damals. Und dennoch war sie älter, hatte etwas mehr Erfahrung und die Weiße schien die Fährte nicht gerochen zu haben. Und der Zweifel war wieder da. Hatte er sich geirrt? Oder wollte die Weiße ihn genauso auf die Probe stellen wie damals sein Meister? Wollte sich sicherstellen, dass Lynx tatsächlich etwas zum Rudel beitragen konnte?

Möglichst unauffällig schnupperte er noch ein paar Mal um sich zu vergewissern. Doch da war sie. Nicht allzu stark und sicherlich nicht so frisch wie es wünschenswert gewesen wäre. Aber sie waren beide hungrig und nach all der Zeit allein war Lynx nicht sonderlich wählerisch. Seiner Meinung nach wäre es zumindest einen Versuch wert. Aber es war und blieb Takatas Entscheidung.

So ganz konnte er die Unsicherheit jedoch nicht abschütteln, selbst als er den Hals reckte und mit der Nase auf die Stelle richtete.

„Hier. Sie ist schon etwas alt, aber…“

Etwas unsicher verlagerte er das Gewicht von Pfote zu Pfote während er auf die Entscheidung der Weißen wartete, unschlüssig ob er noch mehr sagen sollte. Was hätte sein Meister noch hören wollen?

„Mit etwas Glück war es ein Kaninchen. Und dann ist sein Bau wahrscheinlich nicht allzu weit. Selbst wenn er hier nicht so oft vorbeikommt.“

Er kam ins plappern. Takata wusste sicherlich alles über Kaninchen und Baue. Sie brauchte nicht Lynx der ihr das alles erzählte. Außer natürlich sie wollte ihn tatsächlich testen. Die Unsicherheit prickelten über seine Schultern und ab liebsten hätte der Weiße sich ausgiebig gekratzt. Einfach um diese Anspannung etwas los zu werden. Stattdessen zwang er sich die Schnauze geschlossen zu halten und einfach für den Moment auszuharren und abzuwarten.


[Takata | Am Rand des Beerenwaldes, neben dem Fluss]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
01.05.2021 20:38 Forum: Das Tal

Jeder Schritt fort vom Fluss und von dem was einst Teyjen gewesen war, fühlte sich an als würde Lynx gegen eine unsichtbare Kraft stemmen, die seine Pfoten zurückziehen wollte. Jeder nächster Schritt fühlte sich unmöglich an und doch setzte Lynx eine Pfote vor die andere. Es war leichter als das letzte mal, als er das was sein Meister gewesen war hinter sich zurück lies. Es war leichter, weil er sich dieses Mal nicht mit der wagen Hoffnung selbst antreiben musste, dass er irgendwann vielleicht einmal ein Rudel finden würde. Dieses Mal hatte er Takata. Er hatte ein Rudel, so klein es auch sein mochte.

Beim dem Wort Fressen, spitzte Lynx die weißen Lauscher und seine ganze Aufmerksamkeit ruhte auf Takata. Zu lang hatte der Weiße seinen Magen ignoriert bei der vergeblichen Suche nach Teyjen. Schon bevor Lynx die Weiße wiedergefunden hatte, hatte sein Magen wütend gegen die Vernachlässigung protestiert. Doch Teyjen zu finden hatte nun einmal Vorrang gehabt. Und immerhin hatte das alles Lynx zu Takata geführt, also war das Warten es definitiv Wert gewesen. Doch jetzt gab es keinen Grund mehr die Angelegenheit aufzuschieben. Sie hatten Teyjen gefunden, auch wenn es zu spät gewesen war, und hatten sich verabschiedet. Lynx hatte Takata wiedergefunden und damit ein Rudel. Jetzt war sein Magen dran – der sich zugleich zu Wort meldete und zustimmend knurrte.

"Und wie.", stimmte Lynx zu. Es war schon schade gewesen, dass Takata und er das Reh nicht erwischt hatten. Andererseits, was wollten zwei Wölfe mit einem Reh? Ein Hase würde es genauso tun. Mit dieser Größenordnung von Beute hatte der Weiße ohnehin mehr Erfahrung. Und Takata würde natürlich helfen. Damit war der Erfolg doch so gut wie sicher. Immerhin hätten sie das Reh auch gehabt wenn sie sich nicht zwischen die Pfoten gelaufen wären. Aber Lynx würde sich ohnehin lieber einen Hasen mit Takata teilen als ein Reh für sich allein zu haben.

Takata ging voraus und senkte immer wieder den Kopf auf der Suche nach einer Fährte. Lynx folgte ihr und tat es ihr gleich. Nach dem ganzen emotionalen Tumult, war die Suche nach einer möglichen Duftspur fast schon meditativ. Es gab nicht viel worüber sich der Weiße dabei den Kopf zerbrechen musste. Seine Nase war dafür gemacht auch den leisesten Hauch aufzufangen. Er musste nur auf das Hören was seine Instinkte ihm sagten. Ein Ohr hielt er immer auf Takata gerichtet. Zum einen damit er mitbekam, sollte die Weiße zuerst auf eine Spur stoßen, aber auch um sich zu vergewissern, dass sie ihm nicht abhanden kam.

Und dann fing seine Nase den Geruch von Beute auf. Nicht mehr ganz frisch, aber auch noch nicht abgestanden. Konzentriert folgte er der Fährte ein paar Schritte um sich sicher zu sein, dann hob er den Kopf und sah sich nach Takata um.

„Takata. Ich glaub ich hab was.“, sagte er gerade laut genug, dass die Weiße ihn hören würde.



[Takata | Am Rand des Beerenwaldes, neben dem Fluss]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
20.04.2021 19:59 Forum: Das Tal

Lynx hatte alles gesagt, hatte alles offen gelegt und doch weigerte sich Takata sich von ihm abzuwenden. Sie sprach mit Bestimmtheit und mit Strenge und trotzdem war da ein Teil in dem Weißen, der widersprechen wollte. Vielleicht weil dieser Teil auch glaubte, dass man ihm nur nach einer erfolgten Bestrafung vergeben würde. Doch bevor der Weiße etwas sagten konnte, rammte ihn Takata den Schädel in die Seite. In gewisser Weise war es eine Rüge, eine Schelte. Doch nicht wegen seinem Versagen. So ganz verstand Lynx nicht warum er wegen der Wahrheit gerügt wurde, doch es war deutlich, dass es Takata ernst war. Also hielt er den Mund.

Er beobachte wie die Weiße mit angelegten Ohren auf Teyjen herabsah und er hörte wie sie sich verabschiedete. Lynx hatte es lange nicht wahrhaben wollen, obwohl er es sehr wohl gewusst hatte. Takata hatte es ihn auch schon gesagt, auch wenn er es nicht hatte hören wollen. Doch Takata hatte gesagt Schluss jetzt. Schluss jetzt mit dem sich selbst etwas vormachen. Es war Zeit sich der Wirklichkeit zu stellen.

Lynx sah auf die Gestalt unter dem Eis hinunter. Er wusste das dort kein Leben mehr unter dem Fell war – so wie er es einst auch bei seinem Meister gewusst hatte. Lynx hatte sein bestes gegeben für den Altwolf zu sorgen, doch es war nicht genug gewesen. Am Ende hatte er den Tod nicht aufhalten können, kein Wolf konnte das. Teyjen war so viel jünger gewesen und doch hatte Lynx alles getan was er konnte. Vielleicht hätte er nach dem Rudel heulen können, sollen. Doch wer konnte wissen ob sie rechtzeitig gekommen wären, um zu helfen? Der Tod war auf den See gekommen, war zu Teyjen gekommen, und Lynx hatte ihn nicht aufhalten können. Takata war nun sein Rudel und seine Rudelführerin und sie hatte entschieden, dass es genug war. Sie sprach ihn von der Schuld frei und Lynx musste das genauso akzeptieren wie er eine Bestrafung hätte akzeptieren müssen. Teyjens Verlust würde immer schmerzen – so wie der Verlust seines Meisters immer noch schmerzte. Alles was jetzt noch blieb war der Abschied – das war er dem Jungwolf noch schuldig. Ein letztes Mal beugte Lynx den Kopf zu dem herab, was einst Teyjen gewesen war.

„Lauf, Bruder, mit leichten Pfoten und Herz / Lauf, Bruder, denn zurück bleibt der Schmerz / Lauf, Bruder, in einen neuen Morgen / Lauf, Bruder, geflügelt ohne Sorgen / Lauf voran Bruder, eines Tages sehen wir uns wieder.“

Es waren die Worte die sein Meister Lynx einst gelehrt hatte, damit der Jungwolf den Altwolf so verabschieden konnte wie es sich gehörte. Der Weiße wusste nicht ob es für einen so jungen Wolf wie Teyjen auch geeignete Worte waren, doch es war alles was er hatte. Dann sah er zu Takata auf, die sich bereits abgewendet hatte und ein paar Schritte vom Ufer entfernt, sich zu Lynx umsah. Für einen Moment fürchtete Lynx, dass sie ohne ihn gehen würde. Das nach allem was sie gesagt und getan hatte, ihn nun doch nicht haben wollte. Doch dann sprach sie und sagte wir, sagte uns. Erleichterung ließ Lynx Herz leicht werden und er neigte gehorsam den Kopf.

„Ja, Alpha.“

Es fühlte sich fast so an, als würde eine schwere Last von ihm gleiten, als er sich auf seine Pfoten stemmte und Takata nachfolgte. Ein Teil von ihm wollte sich umdrehen, nur um noch einen weiteren Blick auf Teyjen zu werfen, doch Lynx zwang sich seinen Blick auf Takata ruhen zu lassen. Es wusste, wenn er jetzt zurück sah, dann würde er sich doch nie von diesem Ufer entfernen. Außerdem hatte sein Meister ihn gelehrt, dass er nachdem Lynx die Abschiedsworte gesagt hatte sich nicht umwenden dürfen, dass er genauso laufen musste wie er den verstorbenen Wolf angehalten hatte. Es war bei weitem leichter der Versuchung zu widerstehen, als damals. Vielleicht weil er nicht allein war. Das Rudel – so klein es auch war – gab ihn Kraft.

„Wohin gehen wir?“, fragte er Takata, obwohl es ihn nicht sonderlich interessierte. Er würde der Weißen überallhin folgen.


[Takata | Am Rand des Beerenwaldes, neben dem Fluss]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
23.03.2021 15:49 Forum: Das Tal

Ein Zwicken in seiner Flanke, ließen Lynx herumfahren. Nicht aggressiv oder defensiv mit offenen Maul, bereit selbst zuzuschnappen, sondern mit einem empört, verwirrten Hey. Es brauchte einen Moment, bis er kapierte, dass es Takata gewesen war, die ihn aus irgendeinen unersichtlichen Grund einfach so in die Seite gekniffen hatte. Aber nur weil Lynx nicht verstand, was die Weiße tat, hieß es noch lange nicht, dass sie keinen Grund hatte. Doch statt einen Vorschlag zu machen, wie sie Teyjen helfen konnte, wollte die Weiße ihn doch glatt dazu überreden aufzugeben. Als ob! Er konnte doch nicht einfach aufgeben und Teyjen dem Eis überlassen. Immerhin war Lynx für ihn verantwortlich. Er hatte es doch versprochen. Und Teyjen hatte sich auf ihn verlassen.

Lynx wandte sich wieder Teyjen zu und gerade als er den Kopf senkte, um ihn zu packen und einfach unter dem Eis hervorzuziehen, wie er es auf dem See so vergeblich versucht hatte, als er eine weitere Berührung an der Flanke spürte. Doch dieses Mal war es kein Kniff, kein Zwicken, nicht einmal ein Stupser. Nein, Takata rieb ihre Schnauze in sein Fell und es war eine so offensichtlich als tröstend gedachte Geste, dass es Lynx erstarren lies. Es gab nur einen Grund warum Takata meinte ihn trösten zu müssen. Nur einen, der den Weißen einfallen wollte, egal wie sehr seine Nervenzellen sich in Kreisen drehten.

Nein, nein, nein.

Doch. Doch. Doch.

Doch Takata sprach weiter in einen beruhigenden, tröstenden Ton und langsam drangen ihre Worte auch zu ihm durch und mit ihnen etwas von der Wirklichkeit vor der er so gern die Augen verschlossen hätte. Aber was er da hörte. Nicht seine Schuld? Doch natürlich war es seine Schuld und natürlich wäre Teyjen… okay, vielleicht wäre er nicht böse, aber sicherlich doch enttäuscht. Immerhin hatte er an Lynx geglaubt, hatte vehement widersprochen, als Lynx versucht hatte zu warnen. Und egal wie viel er gegeben hatte, egal wie sehr er versucht hatte es zu verhindern, er hatte versagt. Seine Schuld. Ganz allein seine Schuld. Und jetzt sollte er an einem besseren Ort sein? Besser als die Storchenhalbinsel? Besser als bei seinem Rudel? Was für einen bessern Platz konnte es für einen Wolf geben?

„Nein.“, protestierte Lynx leise und schüttelte den Kopf. Tränen vor Trauer und Wut brannten ihm in den Augen. Nicht auf Takata, sondern auf sich selbst. Doch egal wie oft er es der Weißen gesagt hatte, sie schien es nicht begreifen zu wollen. Seine Gedanken schwirrten. Er musste es ihr begreiflich machen. Sie war sein Rudel und seine Rudelführerin. Mit Tejyen verloren, mit Skadi und den anderen verschollen, war sie das einzige was er noch hatte. Er wollte, konnte sie nicht verlieren und doch hatte sie ein Recht auf die Wahrheit. Lynx schluckte schwer. Er wusste mit der Wahrheit würde er Takata verlieren. Vielleicht nicht auf die gleiche Weise wie Teyjen oder seinen Meister, aber am Ende doch genauso endgültig. Die Wahrheit, vier Worte. Vier Worte und Lynx würde seine ganze Welt verlieren.

Und dennoch...

„Ich hab ihn losgelassen.“


[Takata | Am Rand des Beerenwaldes, neben dem Fluss]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
16.03.2021 13:33 Forum: Das Tal

Angst ließ Lynx an Ort und Stelle verharren, während Takata langsam auf den Fleck aus Braun und Grau zuging. Lähmende Angst konnte das Ende für einen Wolf bedeuten, doch Lynx fürchtete sich nicht vor dem Fleck weil er befürchtete, dass was auch immer dort halb unter Eis und Schnee lag, ihm gefährlich werden könnte. Nein, Lynx fürchtete sich davor, genau das zu finden, was es war. Denn wenn es wirklich Teyjen war, dann war alle Hoffnung verloren. Dem Weißen fehlten die Worte Takata zu fragen, was sie denn nun entdeckt hatten, doch die brauchte er auch nicht. Die Körpersprache der Weißen war allzu deutlich. Er konnte an ihrer hängenden Rute und den angelegten Ohren sehen, dass sie was auch immer da lag, für Teyjen hielt.

Nein, nein, nein.

Takata wandte sich zu ihm um und obwohl es keine verbale Aufforderung folgte, rappelte sich Lynx auf seine Pfoten und kam auf unsicheren Beinen näher. Genauso unsicher war sich Lynx ob er wirklich sehen wollte, was Takata da gefunden hatte. Immerhin, wenn er es sah, dann war es Wirklichkeit und nichts mehr daran zu rütteln. Einen Moment verharrte er neben Takata und atmete tief durch. Doch da war nur Takatas warmer Geruch, der mittlerweile Heimat für Lynx bedeutete, und der nichtssagende Geruch von Eis und Schnee. Doch da war nichts, was das Grau und Braune Ding als Teyjen identifizierte. Und doch, doch…

Nein, nein, nein.

Doch Lynx wusste genauso gut wie Takata was, wer da vor ihm lag.

„Teyjen!“, entfuhr es dem Weißen und machte einen erschrockenen Satz auf das Bündel Fell, auf Teyjen zu. Sie mussten etwas tun, konnten ihn doch nicht einfach so unter dem Eis liegen lassen. Mit seinen Krallen versuchte er sich durch das Eis zu graben, doch schon nach wenigen Kratzern, erkannte er wie sinnlos das vorhaben war. Seine Krallen schabten lediglich weiße Flocken ab.

„Teyjen.“, wiederholte Lynx erneut und ging dazu über den Jungwolf anzustupsen in der Hoffnung der Braune würde aufwachen oder sonst ein Lebenszeichen von sich geben.


[Takata | Am Rand des Beerenwaldes, neben dem Fluss]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
03.03.2021 22:04 Forum: Das Tal

Auf Takatas Worte legte der Weiße verwirrt den Kopf schief. So ganz verstand er nicht, warum sie sich bei ihm entschuldigte. Immerhin war es nicht ihre Schuld, dass Lynx sich auf die Schnauze gelegt hatte. Nein, dass war nun wirklich ganz allein seine Schuld. Noch mehr verwirrte ihn wie Takata mit eingeklemmter Rute und gesenkten Kopf vor ihm stand. Lynx ging in Gedanken die letzten Momente durch bevor er gestolpert war und Takata sich scheinbar aus dem Nichts entschieden hatte sich bei ihm zu entschuldigen. Doch so viel Mühe er sich auch gab, konnte Lynx keinen logischen Zusammenhang finden. Hatte er etwas verpasst? War ihm etwas entscheidendes entgangen. Oder ging es darum was Takata etwas verpasst hatte? Lynx hatte sich seine Erschöpfung nicht wirklich anmerken lassen wollen. Immerhin war es ohnehin wichtiger Teyjen zu suchen. Rasten konnte er auch nachdem sie den Jungwolf gefunden hatten. Mal abgesehen von der vollkommen unbegründeten Angst, dass bei einer Andeutung seitens Lynx, Takata ihn stehen gelassen hätte mit der Aufforderung sich auszuruhen während sie allein weitersuchte. Nein, Lynx würde die Weiße so schnell nicht aus den Augen lassen. Allzu leicht konnte sie dann verschwinden wie Teyjen und der Rest seines ehemaligen Rudels. Dafür war Takata zu wichtig, als das er dergleichen riskieren würde.

„Es ist nichts. I-ich meine… es ist nicht so schlimm. Nur… müde. A-aber das ist unwichtig. W-wir müssen T-teyjen finden.“, versuchte Lynx auf gut Glück irgendwie die Schuld von Takata zu nehmen, die sich so plötzlich und aus unerfindlichen Gründen auf ihre Schultern gelegt hatte. Lynx mochte nicht verstehen woher die Schuld kam und warum Takata sie sich aufbürdete, aber er würde es nicht auf sich beruhen lassen. Wenn jemand Schuld hatte, dann ja wohl ohnehin Lynx. Das alles war seine Schuld.

Und dann hob Takata den Kopf und starrte über das Eis. Einen Moment starrte Lynx die Weiße einmal mehr leicht verdattert an, dann folgte er ihren Blick. Es brauchte einen weiteren Moment, bis seine Augen sich auf einen Fleck Grau fokussierten. Und noch einen Moment länger bevor er die Verbindung zog. Konnten sie tatsächlich schon weit genug gelaufen sein? Wie lange hatte er gebraucht bis er vom Fluss bis zu Takata gefunden hatte? Lang, viel länger. Allerdings war Lynx auch ziemlich herumgeirrt und in Kreisen gelaufen. Ruckartig setzte er sich auf.

„T-teyjen?“, hauchte er und dann etwas lauter: „Teyjen!“

Ein Teil von Lynx wollte aufspringen und zu dem grauen Fleck eilen, um sich sicher zu sein, um zu sehen ob es wirklich Teyjen war und wie es dem Jungwolf ging. Doch was wenn es nicht Teyjen war? Oder was wenn er es war und… Hilfe- und Orientierungssuchend wandte er sich Takata.

„I-ich w-weiß nicht… ob... o-ob es schon... ob w-wir da sind.“, versuchte er seine Gedanken in Worte zu fassen und vielleicht etwas zu der Entscheidungsgrundlage der Weißen beizutragen.


[Takata | Am Rand des Beerenwaldes, neben dem Fluss]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
16.02.2021 21:15 Forum: Das Tal

Immer wieder warf er der Weißen einen Blick von der Seite zu. Er konnte einfach nicht anders. Er musste sich immer wieder versichern, dass Takata noch da war, genau neben ihn, wo sie hingehörte. Immerhin waren die beiden ein Rudel. Sie hatte es gesagt. Daran klammerte sich Lynx mit aller Kraft die noch in ihm steckte. Die letzten Wochen hatte ihn körperlich und geistig ausgezehrt. Kaum Nahrung und Schlaf hatten ihre Spuren hinterlassen. Jeder Schritt, denn die beiden schweigend taten, kam Lynx wie das nächste Ding der Unmöglichkeit vor. Die Kräfte und Energie, die das Wiedersehen mit Takata in ihn geweckt hatten, schienen nun doch wieder verbraucht. Doch er zwang sich weiter. Sie waren ein Rudel und Takata wollte Teyjen suchen. Mal abgesehen davon, dass es ohnehin Lynx Aufgabe war nach dem braunen Jungwolf zu finden, wo er ihn doch verloren hatte. Und wer wusste schon, ob wenn sich Lynx weigerte, Takata nicht ihre Zusage zurücknahm und ihn einfach stehen lies. Lynx brachte reichlich wenig mit was seinem oder einem Rudel nutzen konnte. Eine Aufgabe hatte er gehabt, eine einzige, und er hatte versagt.

Takata hatte an ihre Zusage, dass sie ein Rudel seien, keine Bedingungen angeknüpft. Hatte im Gegenteil sogar versprochen, dass Lynx auf die Weiße zählen könnte. Und dennoch fühlte sich das Band zwischen den beiden weißen Wölfen für Lynx noch sehr zerbrechlich und fragil an. Sie waren einst ein Rudel gewesen und obwohl die Weiße damals nicht so wichtig für den Rüden gewesen war, wie Skadi und Teyjen, so hatten sie dennoch zusammengehört. Lynx hatte Teyjen verloren, hatte auf ganzer Linie versagt und damit seinen Platz im Rudel verloren. Und damit auch Takata. Oh, und Niyol und Shiro und Skadi und… wie hatten die anderen noch alle geheißen? Bislang war ihn das noch gar nicht in den Sinn gekommen, aber es stimmte. Lynx hatte mit seinem Versagen sein komplettes Rudel verloren und es war ein Wunder gewesen, dass er einen zumindest wiedergefunden hatte. Und immerhin hatte Takata ihm verziehen und ihn wieder aufgenommen. Hatte ihn Rudel genannt und Lynx wollte die Weiße nun auf keinen Fall mehr missen. Mit ihrer Zusage und ihrem Versprechen war die Weiße der wichtigste Wolf auf der Welt für Lynx geworden. Ob sich die Weiße dessen bewusst war? Es war vermutlich nichts was man jemand anderen auf die Nase band.

Noch einmal warf Lynx einen Blick auf Takata zurück, vergewisserte sich einmal mehr, dass sie noch da war. Dabei stolperte er natürlich über einen Stein oder Zweig, weil er bei jedem müden Schritt, die Pfoten weniger und weniger hob, bis er mehr schlurfte als ging. Ausgelaugt wie er war, wollten seine Läufe ihn nicht aufrecht halten und so plumpste Lynx auf den Boden – und blieb da für den Moment.

„Uff.“, entfleuchte es ihm, bevor er entschuldigend zu Takata aufsah.


[Takata | Am Rand des Beerenwaldes, neben dem Fluss]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
28.01.2021 21:52 Forum: Das Tal

Vermutlich war es gar nicht so lange bis Takata ihm auf seine Frage antwortete. Doch für den Weißen fühlte es sich wie eine kleine Ewigkeit an. Und diese Ewigkeit verbrachte sein Magen damit sich selbst vor Angst zu verknoten, während sein Gehirn versuchte sich selbst davon zu überzeugen, dass Takata ihn auslachen und dann davonjagen würde. Warum sollte die Weiße auch Lynx als Rudelmitglied wollen nachdem er Teyjen verloren hatte? Lynx wusste nicht einmal ob er sich selbst als Rudelmitglied wollen würde. Skadi hätte ihn vermutlich auch davon gejagt. Eine einzige Aufgabe und der Weiße hatte auf ganzer Linie versagt.

Doch Takata schien entweder verzweifelt oder gnädig genug Lynx seine Verfehlungen nachzusehen, denn entgegen aller Wahrscheinlichkeit, bejahte sie die Frage des Weißen. Es war als würde die Fähe damit eine Last von Lynx Schultern nehmen, die er vorher nicht einmal bemerkt hatte. Wer wusste schon wie lange er sie mit sich rumgeschleppt… oh, natürlich seit er Teyjen verloren hatte. Sein großes Versagen. Was sonst könnte eine solche Last auf seine Schultern geladen haben? Doch nun konnte Lynx erleichtert durchatmen. Seine Rute schwang sacht hin und her. Er war nicht mehr allein und hatte endlich wieder ein Rudel. Es war die beste Nachricht seit langem. Es war wie ein kleines Wunder. Das war es eigentlich schon damals gewesen, als er das Rudel um Skadi zum ersten Mal gefunden hatte. Doch dass Takata nach allem trotzdem den Weißen nach ansehen konnte und ihn Rudel nennen, war… Lynx hatte keine Worte dafür.

Und er hatte auch nicht allzu viel Zeit sich weiter darüber Gedanken zu machen, denn Takata gab den Befehl zum Aufbruch. Folgsam setzte sich Lynx in Bewegung und schloss zu der Weißen auf. Neben der Weißen zögerte er einen Moment, da er davon ausging, dass sie logischerweise die Führung übernehmen würde - bis ihm einfiel, dass er ja angeboten hatte Takata zu zeigen wo er Teyjen verloren hatte. Und das bedeutete, dass er die Führung würde übernehmen müssen. Leicht verlegen machte er einen kleinen Satz nach vorn.

„Oh, ja klar. Hier lang. Uhm… also… i-ich bin ziemlich umhergeirrt seit w… i-ich angespült wurde. A-aber davor… w-wir waren am See. D-da hat es angefangen. Das Wasser hat uns…“

Lynx verstummte. Er wollte nicht an den See und das Eis und das Wasser denken. Sich nicht an Teyjens Angst und Panik erinnern. Oder seine eigene. Und es brachte Takata ja auch nichts das zu wissen. Wichtig war nur der See und dann mussten sie einfach dem Wasser folgen. Schweigsam setzte er eine Pfote vor die andere und hoffte, dass er sich nicht vollends verlaufen würde. So schwer konnte der See doch nicht zu finden sein.


[bei Takata | südlich des Mondscheinsees, an der Grenze zum Schneetal]
Thema: Kapitel XI – Unsichtbare Gefahr
08.01.2021 19:00 Forum: Das Tal

Takatas Geständnis verunsicherte Lynx. Wovor hatte die Weiße Angst? Er sah sich um, doch konnte nichts entdecken. Fast schien es als wären sie komplett alleine auf der ganzen weiten Welt. Und vielleicht waren sie das auch. Lynx hatte Teyjen verloren und von seinem ehemaligen Rudel war nur noch Takata übrig. Aber das allein sein war Lynx Angst. Wovor mochte sich Takatas wohl fürchten?

Lynx mochte einen Wolf brauchen, der ihn führte, aber das schloss etwas Fürsorge seinerseits nicht aus. So hatte Lynx es immerhin kennen gelernt. Sein Meister hatte geführt, doch er war alt gewesen und hatte Hilfe gebraucht. Erst Kleinigkeiten bis Lynx schließlich alle Aufgaben übernommen hatte. Lynx hatte gejagt und Wasserstellen gefunden, er hatte Beutediebe vertrieben und die wenigen Herausforderungen von anderen Wölfen die es gegeben hatte angenommen. Oft genug hatte er verloren aber dann waren sie eben weitergewandert. Sein Meister hatte für alles eine Lösung gehabt - außer für den Tod selbst. Und so hatte Lynx sich gesorgt und bemüht und sein Meister hatte geführt.
Es war also für Lynx kein Widerspruch sich um den Wolf zu kümmern dem er folgte. Doch er war etwas unsicher, was er hier und jetzt für Takata tun konnte.

"D-das w-wird schon w-wieder..."

Was konnte er sagen, um ihr die Angst zu nehmen von der er nicht einmal wusste woher sie kam? Was hätte er Teyjen gesagt? Was hätte er seinen Meister gesagt? Was hätte sein Meister ihm gesagt - damals als er zu alt und Lynx zu jung gewesen war?

"Mein Meister hat zu mir gesagt, dass ich vor gar nichts Angst zu haben brauche, solange ich ein Rudel habe."

Unsicherheit flackerte in dem Weißen auf: "U-und das s-sind wir doch, oder? Ein Rudel, mein i-ich."

Jetzt hatte Lynx Angst. Angst das Takata verneinen würde. Angst das er doch so allein war wie er es letztlich verdient hatte.

Die Angst kroch von seinen Magen bis in seine Kehle und er musste Schlucken bevor sie ihn ersticken konnte. Sauer und bitter schmeckte sie auf seine Zunge, doch er stopfte sie wieder hinunter in den Magen wo sie hingehörte. Es war anders als die Angst auf dem Eis. Damals hatte die Angst in seinen Muskeln gebrannt, hatte ihn Kraft finden lassen wo er keine vermutet hätte. Doch vergeblich am Ende. Diese Angst schien ihn zu lähmen, die Luft zu nehmen. Lynx hatte nicht damit gerechnet das Rudel - oder was davon übrig sein mochte - wiederzufinden. Er hatte sich ganz daran festgebissen, dass er Teyjen finden musste. Was war ihm auch sonst noch geblieben. Doch er hatte Takata gefunden. Sie hatte zum Rudel gehört, doch im Gegensatz zu Teyjen und Skadi hatte es keine stärkeren Bande zwischen ihm und der Weißen gegeben. Das alles war nun jedoch vergessen. Takata war da und auf keinen Fall wollte Lynx, dass sie wieder ging.

"Oh! Oh ja. Suchen wir Teyjen. Ich weiß... Ich meine i-ich.. I-ich kann d-dir zeigen wo ich ihn ver-verloren hab."

Hurtig wechselte er das Thema. Vielleicht würde die Weiße seine letzte Frage unbeantwortet lassen und Lynx konnte sich weiter gut zureden, dass er nicht mehr allein war, dass er doch wieder ein Rudel hatte. Vielleicht wollte er auch einfach nur sicherstellen dass egal wie Takatas Antwort ausfiel, die Weiße ihn nicht einfach stehen lassen würde. Immerhin war es ihr Einfall gewesen gemeinsam nach Teyjen zu suchen. Und auch wenn Takatas keine Bande zu Lynx hatte, so doch wohl zu Teyjen, dessen Verlust sie genauso mitgenommen hatte wie den Weißen.


[bei Takata | südlich des Mondscheinsees, an der Grenze zum Schneetal]
Thema: Neujahrschat ?
21.12.2020 19:23 Forum: Grundlegendes & Neues

Ich kann auch an beiden Tagen und habe keine Präferenz.
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